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Nach ihrer ersten Zeitreise in das Jahr 1965 entdeckt Henry ein mysteriöses Foto mit ihrem Vater darauf. Sie stöbert in den Tagebüchern der Tempus. Ihr Vater scheint nicht der zu sein, als der er sich gibt. Mit ihrem Zwillingsbruder Hannes findet sie schließlich heraus, wer ihr Vater wirklich ist und die Familie Tempus beginnt daraufhin ein Zeitreiseabenteuer, diesmal in das Jahr 1905. Die Familie erlebt den Alltag in dieser Zeit und Henry und Hannes stellen fest, dass sich vieles in hundert Jahren verändert hat. Henry freundet sich mit Elisa an, einem Mädchen aus dem Jahr 1905. Elisa offenbart Henry ein tragisches Familienschicksal. Daraufhin möchte Henry Elisa helfen, nur wie? Bringt Henry damit die Familie Tempus in Gefahr? Und wird das Familiengeheimnis der Tempus weiterhin gewahrt?
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Seitenzahl: 124
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Erste Auflage 2022
Originalausgabe
Das Zeitreisehaus – Der doppelte Patrick
© 2022 Marie Wollatz/Verlag FantasieReise
Alle Rechte vorbehalten.
Autor: Marie Wollatz
Kontaktdaten: [email protected]
Umschlaggestaltung und Illustrationen: Patricia Wagner
ISBN: 978-3-9864-7675-5
Marie Wollatz
Das Zeitreisehaus
Der doppelte Patrick
Mit Illustrationen von Patricia Wagner
Erschienen im Verlag FantasieReise
Das Zeitreisehaus – Das Geheimnis der Familie Tempus
Das Zeitreisehaus – Der doppelte Patrick
mehr unter: www.verlagfantasiereise.de
Danke an:
Arndt und Mikael Wollatz, Katja Neubert,
Elsabe Felgentreu, Patricia Wagner
und an meine Leserinnen und Leser.
Was immer du tun kannst oder träumst, es zu können,
fang damit an!
Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.
Johann Wolfgang von Goethe
Heute war ein sehr verwirrender Tag für mich. Friedrich hat mich das erste Mal zu sich nach Hause eingeladen. Ich wusste, dass er aus einem betuchten Hause stammt. Die Familie Winter geht auch bei den von Goethes aus und ein und pflegt Kontakte bis in das Großherzogtum. Dennoch hat es mich sehr überrascht. Während Friedrich doch eher der leidenschaftliche Kommunist ist, der am liebsten das ganze System stürzen würde, ist seine Familie so ganz anders, vor allen Dingen seine Zwillingsschwester Anna. Sie spielt wahnsinnig gut Klavier. Wahnsinnig gut ist dabei wahrscheinlich noch stark untertrieben. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich mich in ihr Klavierspiel verliebt. Und auch sonst, ist sie sehr elegant, wie aus einem alten Gemälde entsprungen. Sie ist so ganz anders, als die Mädchen hier im Jahr 1986 in Weimar. Ich sehne mich jetzt schon nach ihrer Eleganz. Sie wird wohl der Grund dafür sein, dass ich noch öfter in das Jahr 1875 reisen werde. Sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
«Was schreibt er da? Wie, sie geht ihm nicht mehr aus dem Kopf? Hatte Papa, bevor er Mama kennengelernt hatte, sich in diese Anna verliebt?»
Henry legte das Tagebuch, in dem sie gerade gelesen hatte, beiseite. Sie saß an ihrem Schreibtisch und war dabei, die Tagebücher aus dem Keller zu digitalisieren. Im letzten halben Jahr hatte Henry bereits zehn Tagebücher Seite für Seite in ihren PC übertragen. Die Tagebücher waren Aufzeichnungen von den Zeitreisen, die ihre Familie unternahm. Henry seufzte. Sie wusste noch nicht lang von den Zeitreisen der Familie Tempus, genau genommen erst seit dem letzten September, als sie hierher nach Weimar gezogen waren. Sie und ihr Bruder hatten am ersten Umzugstag im Keller des Hauses die Zeitmaschine entdeckt und ihr Vater hatte ihnen daraufhin das große Familiengeheimnis der Tempus eröffnet. Kurz darauf hatten sie als Familie ihre erste Zeitreise unternommen. Es ging ins Jahr 1965. Die Reise war so aufregend gewesen, dass sie seither keine Zeitsprünge mehr gemacht hatten. Ihr Vater meinte: «Wir müssen uns erst einmal in den neuen Alltag einfinden und uns in Weimar einleben.»
Henry stöhnte: «Was für eine mühselige Arbeit.»
Sie musste Wort für Wort abschreiben. Noch dazu war die Handschrift oft unleserlich und sie konnte manchmal nur aus dem Zusammenhang entnehmen, was die Wörter bedeuteten.
Dies hier war die letzte Seite eines Tagebuches aus einem Zeitsprung ihres Vaters ins Jahr 1875. «Das lässt mir keine Ruhe», sprach Henry zu sich selbst. «Irgendetwas stimmt an dieser Seite nicht.»
Aus den vorherigen Eintragungen wusste sie, dass ihr Vater sich in dieser Zeit mit einem Friedrich angefreundet hatte. Friedrich war Anhänger des Kommunismus und Henrys Vater Patrick Tempus hatte ihn auf einer Kundgebung kennengelernt. Sie waren viel zusammen unterwegs. Und nun dieser seltsame Eintrag. Henry übertrug den Tagebuchauszug in ihren PC. Doch was war das?
«Hier scheint jemand mehrere Seiten herausgerissen zu haben», murmelte Henry.
«Na Schwesterchen, in zwei Tagen haben wir Geburtstag. Bis du schon auf das historische Ereignis vorbereitet?»
Hannes, Henrys Zwillingsbruder, schneite in ihr Zimmer herein. Seine dunklen wuscheligen Haare standen nach allen Seiten ab. Henry schaute ihn erschrocken und überrascht an.
«Was, Schwesterchen, hast du etwa unseren Geburtstag vergessen? Den 12. April? Wichtigstes Datum nach Weihnachten?»
Henry rollte mit den Augen. «Ich glaube, es ist für dich das wichtigste Datum im Jahr.»
Ihr Bruder schaute sie mit seinen funkelnden braunen Augen an. «Was machst du hier? Sitzt du etwa schon wieder über den Tagebüchern? Du verpasst das ganze Frühlingswetter. Komm schon, es ist Freitagnachmittag und die Sonne scheint.»
Er riss ihr das Tagebuch aus der Hand und überflog den letzten Eintrag. «Sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf? Hat das Papa etwa geschrieben?»
Henry nahm ihm das Tagebuch wieder aus der Hand. «Das versuche ich gerade herauszufinden.»
Sie überlegte kurz, dann setze sie fort: «Sieh mal, irgendwie scheinen hier Seiten zu fehlen.»
Sie zeigte Hannes die Stelle, an der man genau erkennen konnte, dass Seiten aus dem Tagebuch herausgerissen wurden. Hannes setzte sich auf Henrys Bett. «Vielleicht hat er auf die Seiten einen Liebesbrief geschrieben und deshalb die Seiten herausgerissen. Ich habe auch schon mal an Lilly… Ach, vergiss es.»
Damit beendete er seinen Satz. Henry wusste nichts von einer Lilly oder irgendeinem Mädchen, in das ihr Zwillingsbruder verliebt war. Sie wollte es auch gar nicht wissen. Vielmehr interessierte sie, was es mit diesem Tagebucheintrag auf sich hatte und ob ihr Vater tatsächlich in diese Anna verliebt gewesen war.
«Schade, dass man die Seiten nicht wieder sichtbar machen kann», sagte sie gedankenverloren.
«Na ja, ganze Seiten vielleicht nicht, aber vielleicht gibt es noch Abdrücke auf der letzten Seite, sozusagen auf der Rückseite des Einbandes. Ich habe da mal ein Video eines YouTubers gesehen, der so seiner Schwester hinterherspioniert hatte … Lass mal sehen.»
«Na, hoffentlich spionierst du nicht auch mir hinterher», antwortete Henry schnippisch und gab ihm das Tagebuch.
Hannes ignorierte die Anmerkung seiner Schwester.
«Man muss nur mit einem Bleistift die letzte Seite ausschraffieren. Wenn die Wörter einen Abdruck hinterlassen haben, kann man sie so wieder lesen.»
«Oh ja», rief Henry begeistert. «Lass uns das mal probieren.»
«Henriette, dann brauchen wir noch einen Bleistift!»
Henry sah ihren Bruder böse an. «Nenn mich nicht so! Du weißt, ich mag das nicht! Ich bin Henry!»
«Henriette ist doch ein schöner Name. Paul aus der Klasse über uns, der mir meine Videos für meinen YouTubekanal schneidet, ist jedenfalls schwer begeistert von deinem Namen und möchte dich unbedingt kennenlernen. Er kommt zu unserer Party. Er kann es kaum erwarten.» Hannes zwinkerte seiner Schwester geheimnisvoll zu.
«Du hast was?», Henry kniff ihn in den Arm. «Ich weiß jetzt schon, dass ich keine Lust auf diese Party habe.»
Sie stand auf und holte einen Bleistift vom Schreibtisch. «Hier, und wag ja nicht, irgendeinem Paul etwas von mir zu erzählen. Ich bin Henry und nicht Henriette.»
«Klar, das werde ich ihm ausrichten», neckte Hannes seine Schwester.
Seit sie denken konnte, hasste Henry den Namen Henriette. Sie fand, Henry passte viel besser zu ihr. Henriette hörte sich immer danach an, als wäre sie ein Mädchen mit langen blonden Haaren, das ständig Kleider und Glitzer trug. Tatsächlich hatte Henry braune Haare und sie trug sie seit einem Vierteljahr raspelkurz. Und Kleider hasste Henry auch. Hosen waren ihr lieber. Da musste man nicht ständig aufpassen, wie man sich hinsetzt. Deshalb hatte sie irgendwann beschlossen, dass sie viel lieber Henry als Henriette genannt werden wollte.
Sie überreichte Hannes den Bleistift. «Hier, aber sei vorsichtig».
Hannes schraffierte vorsichtig den Einband aus. Henrys Herz pochte plötzlich vor Aufregung. Da wurden einzelne Buchstaben sichtbar und als Hannes die ganze Seite ausschraffiert hatte, konnte man ein paar Wörter lesen, aber leider nicht den ganzen Text.
«… Leben ohne Anna … endlich … liebe Anna … Friedrich weiß … er hat … politisch verfolgt … habe einen Plan … für immer zusammen … letzter Tagebucheintrag als Tempus … P.»
«Was?», Hannes schaute Henry verwirrt an. «Ich habe da so eine leise Ahnung», entgegnete Henry.
«Irgendwie habe ich die ganze Zeit so ein Gefühl. Weißt du, als wir im Sommer aus dem Jahr 1965 zurückgekommen sind, da fiel ein Foto aus dem Tagebuch. Auf diesem war Papa mit noch einer Frau und einem Mann zu sehen. Das Eigenartige daran war, dass über Papa der Name Friedrich stand und über dem fremden Mann der Name Patrick. Mama hat das Foto auch gesehen und gemeint, da hätte sich jemand mit der Beschriftung vertan. Dann hat sie das Foto mitgenommen und seither habe ich es nicht mehr gesehen. Aber wenn nun diese Wortfetzen hier stimmen und sie tatsächlich das bedeuten, was ich vermute, dann brauchen wir unbedingt dieses Foto, um es endgültig zu beweisen.»
Hannes sah seine Zwillingsschwester verwirrt an. «Was meinst du damit? Was beweisen?»
Er blickte auf die sichtbar gemachten Wörter und murmelte: «Für immer zusammen, letzter Tagebucheintrag … Du meinst jetzt nicht wirklich, dass …?»
«Doch Hannes, genau das meine ich. Ich denke, Papa ist nicht Patrick. Papa ist Friedrich!»
Henrys Bruder schüttelte seinen Kopf. «Nein, nein, wie kann das sein? Warum hat er denn nie etwas gesagt? Das hätte er uns doch schon im Sommer erzählen können, als wir die Zeitmaschine entdeckt haben. Wie viele Geheimnisse hat er denn noch?»
«Das wissen wir nicht. Ich weiß nur, wir brauchen unbedingt dieses Foto!»
Henry dachte angestrengt nach. «Wo könnte Mama es aufbewahren? Vielleicht in ihrer Tasche?»
«Die hängt immer unten an der Garderobe. Ich bin gleich wieder da.»
Mit diesen Worten war Hannes auch schon aus Henrys Zimmer verschwunden. Sie konnte ihm gerade noch hinterherrufen: «Hannes, du kannst doch nicht einfach …». Doch das hörte er nicht mehr. Kurze Zeit später stand er mit der Tasche wieder in ihrem Zimmer.
«Aber du kannst doch nicht einfach Mamas Tasche nehmen. Wenn sie dich nun gesehen hätte?»
«Hat sie aber nicht. Sie sitzt mit Beate in der Küche. Die beiden trinken Kaffee und wir wissen ja, dass das lange dauern kann und die Gesprächsthemen den beiden nie ausgehen.»
Henry nickte. Beate war in das Familiengeheimnis eingeweiht und Frau Tempus tauschte sich gern mit Beate über die unterschiedlichen Zeiten aus. Beate war mittlerweile zu einem Familienmitglied geworden und da es Hannes und Henry vergönnt gewesen war, ihre Großeltern kennenzulernen, stellte Beate eine Art Ersatzoma für sie dar. Sie kochte häufig das Mittagessen, wenn sie aus der Schule kamen. Frau Tempus arbeitete mittlerweile acht Stunden am Tag im Stadtarchiv der Stadt Weimar. An den Wochenenden war Beate häufig zum Kaffeetrinken und auf einen kleinen Plausch mit Frau Tempus da. Sie hatten sich immer viel zu erzählen. Henry hatte eine ganz besondere Beziehung zu Beate. War sie doch nicht nur ihre Ersatzoma, sondern auch gleichzeitig ihre Lehrerin im Jugendtheaterkurs, den Beate am Weimarer Theater leitete und den Henry regelmäßig besuchte. Die Liebe zu Kunst verband sie beide und oft fand Henry bei Beate Gehör, wenn es um Probleme mit Freunden oder der Schule ging.
«Dann wollen wir mal schauen, was Mama da in ihrer Tasche hat.» Hannes öffnete die Tasche und schaute hinein. «Mh, Brille fürs Autofahren, Taschentücher, Kosmetik, Handcreme, Geldbörse. Man ist Mamas Tasche aufgeräumt.»
«Zeig mal her, vielleicht ist was im Portemonnaie?», warf Henry ein. Sie zog das Portemonnaie aus der Tasche und öffnete es.
«Ah, schau mal. Mama hat tatsächlich Babyfotos von uns hier drin. Als Babys sahen wir uns tatsächlich ähnlich!» Henry verzog das Gesicht. Seit sie denken konnte, hatte sie nie Ähnlichkeit mit ihrem Zwillingsbruder besessen, ganz im Gegenteil, sie waren so unterschiedlich, wie Geschwister es nur sein können. Manchmal bezweifelte sie stark, dass sie Zwillinge waren. Wurde diesen doch oft nachgesagt, dass sie sich ähneln sollen.
«Mh, nur das mysteriöse Foto ist hier nicht dabei», stellte Henry fest. «Los bring die Tasche schnell wieder da hin, wo du sie herhast, sonst merkt es noch jemand!»
Hannes verschwand mit der Tasche und Henry blieb nachdenklich in ihrem Zimmer zurück. Wo könnte Mama das Foto versteckt haben? Hatte sie es gar zur Arbeit, ins Archiv, mitgenommen?
«Ich habe da noch eine Idee», betrat Hannes freudestrahlend Henrys Zimmer. «Ich weiß, dass Mama wertvollen Schmuck oft in ihren Socken in der Schublade neben ihrem Bett aufbewahrt. Vielleicht ist das Foto auch dort?»
«Au ja, gute Idee. Aber vorsichtig, wir müssen leise sein. Mama ist noch mit Beate unten in der Küche?»
Hannes nickte.
«Und Papa?»
«Der ist noch in der Schule, Lehrerkonferenz.»
Herr Tempus hatte mit Beginn des Schuljahres als Geschichtslehrer am Humboldt-Gymnasium in Weimar zu unterrichten begonnen. Vor ihrem Umzug nach Weimar hatte die Familie Tempus in Berlin gelebt und Herr Tempus war dort Geschichtsprofessor gewesen. In Weimar hatte er eigentlich gehofft, dass das Arbeitspensum eines Gymnasiallehrers kleiner wäre als das eines Geschichtsprofessors. Aber schnell wurde er eines Besseren belehrt. Neben Elternabenden, Lehrerkonferenzen, Schulprojekten, Unterrichtsvorbereitungen, Korrekturen der Klassenarbeiten und Zeugniskonferenzen blieb wenig Zeit. Freitagnachmittags war er meist noch in der Schule und arbeitete.
«Dann lass uns leise ins Schlafzimmer schleichen und nachsehen, ob das Foto in der Schublade zu finden ist.»
Und tatsächlich, das Foto lag unter ein paar Socken versteckt in Helene Tempus Nachttischschublade.
«Schau mal die Namen», sagte Henry zu Hannes, während sie ihm das Foto gab. Hannes starrte auf das Bild. Dann schaute er Henry an. «Wow, einen kurzen Augenblick lang, dachte ich, das wärst du mit langen Haaren.»
«Du meinst die Frau hier? Anna? Das ist sie doch, die Anna aus dem Tagebuchauszug, oder? In diese Frau war Papa verliebt?»
Henry starrte nun ebenfalls auf das Foto. «Warte mal, der neben ihr, der sieht doch aus wie Papa, aber darüber steht nicht Patrick, sondern Friedrich. Und über dem anderen Mann steht Papas Name. Und Anna ist die Zwillingsschwester von Friedrich, verstehst du, Hannes? Zwillinge! So wie wir! Und Anna sieht mir ähnlich, das heißt …»
«Papa ist tatsächlich Friedrich und nicht Patrick!», ergänzte Hannes. «Und wenn ich mir Patrick genauer betrachte, hat er irgendwie Ähnlichkeit mit Heinz Tempus, den wir 1965 kennengelernt haben, unser Großvater oder vielleicht auch nicht Großvater.»
«Hannes, das würde auch erklären, warum Papa so gar keine Ähnlichkeit mit Helga und Heinz Tempus hatte!»
«Klar, weil er gar nicht Patrick ist!», Hannes setzte sich auf das Bett. «Oh Mann, wer sind wir denn dann überhaupt? Ich glaube, ich bekomme eine Identitätskrise.»
«Lass uns Papa zur Rede stellen», schlug Henry vor.
«Nein, wir müssen uns erst ganz sicher sein. Lass uns jemand ganz unparteiischen fragen; jemand, der weiß, dass wir Tempus durch die Zeit reisen.»
«Beate!», flüsterten sie gemeinsam. Henry schaute etwas verlegen auf das Foto. Es war ihr immer unangenehm, dass sie die gleichen Gedanken wie ihr Bruder aussprach. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie seit dem Fund der Zeitmaschine im Keller des Hauses immer mehr zusammenwuchsen und sich ähnlicher wurden, als sie je gedacht hatte.
«Komm», Hannes gab Henry einen aufmunternden Schubs. «Papa kommt bestimmt gleich heim. Meistens geht dann Beate. Lass uns sie abfangen, bevor sie das Haus verlässt.»
Die Zwillinge konnten ihre Ersatzoma tatsächlich abfangen, bevor sie das Haus verließ. Sie war gerade dabei, sich an der Garderobe die Jacke anzuziehen, als Hannes sie noch während des Anziehens nach draußen zerrte.
«Was ist denn mit euch los? Geht es um die Geburtstagsparty? Soll ich noch etwas einkaufen?», hatte sie besorgt gefragt.