Das Zeitreisehaus - Auf der Suche nach Lotte - Marie Wollatz - E-Book

Das Zeitreisehaus - Auf der Suche nach Lotte E-Book

Marie Wollatz

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Beschreibung

Hannes Tempus entdeckt auf einem Foto in einer alten Zeitung einen Gegenstand, der offensichtlich ihm gehört. Neugierig macht er sich auf den Weg, um herauszufinden, wie dieser in die Vergangenheit gelangen konnte. Dabei begibt er sich in große Gefahr. Er reist mit Hilfe der Zeitmaschine heimlich in das Jahr 1943. Doch kaum angekommen, wird Hannes von den Nazis gefangen genommen. Sie haben von dem Geheimnis der Zeitmaschine erfahren und wollen nun wissen, wie sie funktioniert. Hannes muss all seinen Mut aufbringen, um das Geheimnis des Zeitreisehauses zu schützen.Wird es Hannes gelingen, sich zu befreien und das Geheimnis um das Zeitreisehaus zu bewahren? Oder werden die Nazis das Rätsel lösen und die Macht der Zeitmaschine für ihre eigenen Zwecke nutzen? Die spannende Geschichte um Hannes Tempus und das Zeitreisehaus hält viele überraschende Wendungen bereit und hält den Leser bis zum Schluss in Atem.

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Erste Auflage 2023

Originalausgabe

Das Zeitreisehaus – Auf der Suche nach Lotte

© 2023 Marie Wollatz/Verlag FantasieReise

Alle Rechte vorbehalten.

 

Autorin: Marie Wollatz

Kontaktdaten: www.verlagfantasiereise.de

Umschlaggestaltung und Illustrationen: Patricia Wagner

Lektorat: Elsabe Felgentreu

 

ISBN: 978-3-9886-5994-1

 

Marie Wollatz

 

Das Zeitreisehaus

 

Auf der Suche nach Lotte

Mit Illustrationen von Patricia Wagner

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erschienen im Verlag FantasieReise

 

Das Zeitreisehaus – Das Geheimnis der Familie Tempus

Das Zeitreisehaus – Der doppelte Patrick

Das Zeitreisehaus – Auf der Suche nach Lotte

 

mehr unter: www.verlagfantasiereise.de

 

 

 

 

 

 

Danke an:

Arndt und Mikael Wollatz, Katja Neubert,

Elsabe Felgentreu, Patricia Wagner

und an meine Leserinnen und Leser.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

«Es ist Zeit, dass jetzt etwas getan wird. Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muss sich bewusst sein, dass er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterlässt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem eigenen Gewissen.»

(Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Juli 1944)

 

 

 

 

Das Mädchen mit dem Eisbären

Allgemeine Thüringische Landeszeitung Deutschland, 06.07.1943, Weimar: Das treue Volk in Weimar schrie begeistert beim Anblick ihres Führers: «Lieber Führer komm heraus, aus dem Elefantenhaus. Lieber Führer sei so nett, tritt zu uns ans Fensterbrett.»

Während Hannes Tempus kopfschüttelnd diese Zeilen leise las, saß er im Schneidersitz auf seinem Bett. In der Hand hielt er eine alte vergilbte Zeitung. «Was ist das?», entfuhr es ihm plötzlich. Hannes legte die Zeitung behutsam beiseite, stand auf und lief zum Schreibtisch. «Irgendwo hatte ich doch noch eine … ah hier.»

Zufrieden hielt er eine Lupe in der Hand. Mit dieser begab er sich wieder zu seinem Bett und begann mit der Lupe das Foto zum Zeitungsartikel zu überfliegen. Das Foto war schwarz-weiß und zeigte viele Menschen, wie sie einem vorbeifahrenden Auto zujubelten. Eine Person interessierte Hannes besonders. Hannes hielt die Lupe näher an das Foto und beugte sich tief über die Zeitung. «Das gibt es doch nicht», murmelte Hannes leise.

Er kramte in seiner Hosentasche und zog seinen Schlüssel hervor. Am Schlüssel baumelte sein Skateboard fahrender Eisbär. Mit dem Schlüsselanhänger in der Hand beugte er sich wieder über das Foto in der vergilbten Zeitung. Dann starrte er auf seinen Eisbären, schüttelte den Kopf und murmelte: «Wie kommt mein Eisbär in die Hände dieses kleinen Mädchens auf einem Foto aus dem Jahr 1943? Vielleicht ist es ein anderer Eisbär? Aber das kann auch nicht sein. 1943 gab es bestimmt keine Schlüsselanhänger mit einem Skateboard fahrendem Eisbären. Außerdem hat er die gleiche platte Nase wie mein Anhänger.»

Hannes drückte die schwarze Nase des Eisbären, so wie er es häufig tat und weshalb der Eisbär auch eine platte Nase hatte. Er schaute seinen Eisbären an. «Es gibt keinen Zweifel. Du bist es. Die Frage ist nur, wie kommst du auf dieses Foto?»

Hannes erhob sich von seinem Bett und begann nervös in seinem Zimmer auf und ab zu laufen. Er fuhr sich durch sein wuscheliges Haar. Es war seit der Geburtstagsfeier mit seiner Zwillingsschwester Henriette wieder nachgewachsen und hatte nun wieder seine ursprüngliche Länge.

«Es ist mein Anhänger und er befindet sich auf einem Foto, auf dem er nicht sein sollte», überlegte er laut. «Dafür kann es nur einen Grund geben. Ich muss in diese Zeit reisen. Ich muss dort gewesen sein. Wahrscheinlich kenne ich das Mädchen sogar oder lerne es noch kennen oder so ähnlich.» Verwirrt schaute er sich im Zimmer um. Plötzlich hörte er Schritte. Jemand kam die Treppe herauf und an der Art der Schritte konnte Hannes erkennen, dass es sein Vater sein musste. «Mist, die Zeitung», entfuhr es Hannes panisch. Die Zeitung hatte er heimlich ausgeliehen. Seine Mutter Helene Tempus arbeitete im Weimarer Stadtarchiv und Hannes besuchte sie gelegentlich dort. Er suchte immer wieder nach alten Fotos und historischen Ereignissen, um seine Homepage «Zeitreisen in Weimar» auszubauen. Im Stadtarchiv gab es unzählige alte Fotos und alte Zeitungen. Die Ausgabe aus dem Jahr 1943 lag nun auf seinem Bett. Auf dem Titelblatt prangte das Foto mit den Menschenmassen und unter den Menschenmassen befand sich ein kleines, etwa neun Jahre altes Mädchen mit Zöpfen. Sie hielt etwas in der Hand, das dem Schlüsselanhänger von Hannes sehr ähnlich war.

«Hannes?», rief Herr Tempus, während er an Hannes Zimmertür klopfte. Behutsam legte Hannes seine Bettdecke über die Zeitung. So war sie zumindest erst einmal verborgen.

«Hannes, kann ich reinkommen?», fragte sein Vater wieder.

«Ja, kleinen Augenblick», antwortete Hannes und öffnete zwei Sekunden später seinem Vater die Tür. «Was gibt´s?»

«Mama ist ab morgen für drei Tage auf Weiterbildungsreise, wie du weißt. Henry und Elisa planen anlässlich des Beginns der Sommerferien für morgen einen Filmabend und nun bin ich mitten in der Planung und wollte dich nur kurz fragen, auf was du eher Lust hast. Zur Debatte stehen Pizza, Gegrilltes oder Chinesisch. Was soll ich bestellen?»

Etwas unbeholfen stand Patrick Tempus in der Tür. Hannes machte den Weg frei und Herr Tempus betrat das Zimmer. «Was machst du gerade?», fragte Herr Tempus und fügte mit Blick auf Hannes PC, der auf dem Schreibtisch stand, hinzu: «Erstellst du eine neue Seite für deine Homepage?»

«Pizza», schoss Hannes seinem Vater entgegen. «Ich würde gern Pizza zum Film essen.»

«Ah, ist notiert», antwortete Herr Tempus und begab sich zum Bett. Gerade als er sich auf die Bettdecke setzen wollte, hastete Hannes zu ihm. «Äh, nein, nicht daraufsetzen!», rief Hannes. Wie sollte er seinen Vater vom Bett weglenken? Unter der Bettdecke lag doch noch die historische Zeitung. Hannes wollte sie gern unbeschädigt wieder ins Stadtarchiv schmuggeln. Herr Tempus blickte seinen Sohn verwirrt an. «Hier, komm zu meinem Schreibtisch. Ich recherchiere gerade. Vielleicht kannst du mir ja helfen?»

Nun schaute Herr Tempus noch verwirrter. Er sollte seinem Sohn helfen? Diese Bitte hatte Hannes nicht mehr geäußert, seit er sich die Schnürsenkel selbst zubinden konnte.

«Um was geht es denn?», fragte er neugierig.

«Um die Zeit 1939 bis 1945», entgegnete Hannes mit einem Blick auf den Bildschirm seines PCs. Dieser zeigte viele Fotos und Berichte aus jener Zeit.

«Oh, die Zeit des Zweiten Weltkrieges.» Herr Tempus runzelte die Stirn und ergänzte ernst. «Ein sehr dunkles Kapitel der Geschichte.»

Hannes klickte schnell durch die Bilder auf seinem PC. «Ja, sehr dunkel», bestätigte er. «Und mir fällt es schwer, es nachzuvollziehen. Meinst du, wir könnten mit der Zeitmaschine …»

«Nein, Hannes», fiel Herr Tempus seinem Sohn energisch ins Wort. «Das kommt überhaupt nicht infrage. Das ist viel zu gefährlich!»

«Vielleicht nur für eine Stunde?»

«Nein, nicht mal für eine Stunde, Hannes. Damit ist das Thema beendet. Recherchen müssen ausreichen. Ich reise mit euch nicht in diese Zeit!»

Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Tür. Bevor er das Zimmer verließ, drehte er sich noch mal zu Hannes und fragte: «Also dann Pizza, Salami mit Mais wie immer?»

Hannes nickte stumm. Als sein Vater das Zimmer verlassen hatte, überkam ihn ein seltsames Gefühl. Irgendwie musste er herausfinden, warum sein Schlüsselanhänger im Jahr 1943 gelandet war. Nur wie? Dann kam ihm ein Gedanke: «Vielleicht steht ja etwas in den Tagebüchern?»

Kurze Zeit später stand er vor der Zimmertür seiner Zwillingsschwester Henriette. «Henry?», fragte er vorsichtig, während er an die Tür klopfte. «Kann ich reinkommen?»

Jemand riss die Tür auf. Doch statt seiner Schwester stand Elisa vor ihm. Seit sie Elisa aus der letzten Zeitreise ins Jahr 1905 mit in die Gegenwart genommen hatten, waren Henry und Elisa unzertrennlich. Sie verbrachten fast jede Minute miteinander und Hannes fragte sich manchmal, was die beiden wohl machten. Wahrscheinlich redeten sie über Mädchenkram. «Was ist los?», fragte Elisa Hannes selbstbewusst.

«Äh, ich wollte Henry was fragen?»

«Mich was fragen?», schallte es aus dem Inneren des Zimmers. «Komm rein, Brüderchen», rief Henry.

Hannes trat ein und stellte fest, dass Elisa und Henry über Bücher brüteten. «Es sind doch Ferien», sagte Hannes beim Anblick der herumliegenden Bücher.

«Das ist für uns noch lange kein Grund nicht zu lesen», entgegnete ihm Henry spöttisch und ergänzte. «Was gibt es denn? Es muss wichtig sein, wenn du mich in meinem Zimmer besuchst. Und wie du gerade festgestellt hast, sind Ferien. Also können es keine Hausaufgaben sein, bei denen ich helfen soll. Also?»

«Gibt es Tagebucheinträge um das Jahr 1943 rum?», platze Hannes heraus.

Henry schaute ihn erstaunt an. Ihr Bruder wollte etwas über die Tagebucheinträge der Zeitreisenden erfahren? Das wollte er noch nie, denn diese interessierten ihn eigentlich gar nicht.

«Keine Ahnung, soweit bin ich noch nicht gekommen. Ich digitalisiere gerade die Einträge aus dem neunzehnten Jahrhundert. Warum willst du das wissen?»

Hannes zögerte, dann sagte er rasch: «Kommt mit! Ich muss euch etwas zeigen!»

Elisa und Henry beugten sich kurze Zeit später über das Foto aus der Zeitung, während Hannes seinen Schlüsselanhänger, den Eisbären, in die Höhe hielt. «Das kann nicht sein. Gib mal her!», mit diesen Worten entriss Henry ihrem Bruder den Eisbären und verglich ihn mit dem Foto. «Ist das wirklich deiner?»

«Es sieht jedenfalls so aus. Und ich dachte, vielleicht steht irgendetwas in den Tagebüchern.»

Henry sah Elisa an. «Wo haben wir das Jahr 1943? In meinem Zimmer oder im Keller?»

Elisa fuhr sich mit den Fingern durch ihren blonden Pferdeschwanz. «Ich glaube, wir haben letztens alles bis 1960 mit in dein Zimmer genommen. Du weißt schon, wegen unserer Recherchen.»

«Welche Recherchen?», warf Hannes neugierig ein.

«Nicht so wichtig», wiegelte Henry ab und erhob sich. «Ich hole 1943 aus meinem Zimmer. Bin gleich wieder da.»

Hannes runzelte die Stirn. Offenbar arbeitete seine Zwillingsschwester mit ihrer Freundin auch an etwas, das keiner erfahren sollte.

Kurze Zeit später stand Henry mit einem Tagebuch in der Hand wieder in Hannes Zimmer. «So, dann wollen wir mal schauen», sagte sie, während sie die ersten Seiten aufschlug. «Das ist ja eigenartig», entfuhr es ihr erstaunt.

«Was? Was ist eigenartig?», fragte Hannes.

«Das hier. Schaut mal. Fast alle Seiten sind leer. Es gibt so gut wie keinen Eintrag außer dem hier!»

Henry schlug eine Seite auf. Auf dieser war mit einer feinen Handschrift vermerkt:

06.07.1943:      An H.P.: Vertraue Lotte.

Fragend blickte Hannes auf die aufgeschlagene Seite des Tagebuches. «Wer ist Lotte?», murmelte er. Dann sah er das Datum und ihm wurde ganz heiß. «Das ist dasselbe Datum wie der Zeitungsartikel!», rief er aus. Hannes schnappte sich die alte Zeitung und verglich sie mit dem Tagebucheintrag. «Hier seht! 06.07.1943. Dann ist das Mädchen hier auf dem Foto Lotte? Aber wer zum Teufel ist H.P.?»

«Keine Ahnung.» Henry runzelte ihre Stirn. «Ich frage mich auch, warum es keine Einträge gibt.» Dann kam ihr eine Idee. «Kommt noch mal mit in mein Zimmer», sagte sie und stapfte schon aus dem Zimmer hinaus.

Als Elisa und Hannes Henrys Zimmer betraten, hatte Henry sich schon einige Tagebücher geschnappt und stöberte in ihnen herum. «Seht mal, 1942 gab es noch Tagebucheinträge, dann lange Zeit keine mehr und dann erst ab dem Jahr 1946 wieder. Es scheint, dass zwischen 1943 bis 1946 niemand die Zeitmaschine benutzt hat.»

«Aber wie kommt denn dann mein Eisbär auf dieses Foto?», fragte Hannes nun schon fast verzweifelt. Elisa und Henry hoben gleichzeitig die Schultern. Sie wussten es auch nicht.

«Vielleicht ist es ja gar nicht dein Eisbär», sagte Henry etwas zweifelnd. «Vielleicht ist es etwas anderes. Das Foto in der Zeitung ist ja nicht gerade hochauflösend.»

Später an diesem Tag lag Hannes bis in die Nacht wach. Seine Mutter hatte sich bereits verabschiedet, da sie morgen in aller Früh zu ihrer Weiterbildungsreise aufbrechen musste. Wenn sie das Haus verlassen würde, schliefen wahrscheinlich alle anderen noch. Henry und Hannes hatten Sommerferien und da Patrick Tempus als Geschichtslehrer am Gymnasium arbeitete, hatte er praktisch auch Ferien und stand in diesen nie vor acht Uhr auf. Sein Alltag als Lehrer war sehr zeitintensiv, weshalb er in den Ferien nie arbeitete und sich sehr viel Zeit für seine Kinder nahm. Und Langschläfer waren sie alle drei.

Hannes lag auf seinem Bett und dachte angestrengt nach. H.P.? Wer konnte das sein? Lotte war seiner Meinung nach das Mädchen auf dem Foto. H.P. sollte ihr vertrauen. Also war Lotte die Schlüsselfigur. Um herauszufinden, was es mit dieser Lotte auf sich hatte, musste er ins Jahr 1943. Sein Vater wollte aber nicht in diese Zeit reisen, um keinen Preis dieser Welt. Plötzlich kam Hannes ein Gedanke. Er musste allein reisen. Ihn hatte schon am Nachmittag so ein komisches Gefühl überkommen, dass das alles etwas mit ihm zu tun hatte. Logisch, es war ja auch sein Eisbär, den diese Lotte in ihren Händen hielt.