Dear Enemy - Kristen Callihan - E-Book
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Dear Enemy E-Book

Kristen Callihan

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Beschreibung

Liebe und Hass - zwei Seiten der selben Medaille ...

In der Highschool waren sie Erzfeinde - zehn Jahre später hassen sie sich noch immer. Delilah Baker und Macon Saint sind wie Hund und Katz, doch als Delilahs Schwester den erfolgreichen Schauspieler bestiehlt und dieser Samantha anzeigen will, muss Delilah alles tun, um ihre Familie zu beschützen. Sie bietet Saint an, ein Jahr als persönliche Assistentin für ihn zu arbeiten. Und während sie ihre Feindschaft weiter pflegen, stellen sie fest, dass Hass und Liebe sehr dicht beieinander liegen ...

"Von erbitterter Feindschaft zu tiefer Liebe - dieser Roman zeigt Kristen Callihans Talent auf ganzer Linie!" KIRKUS REVIEWS

Band 1 der BETWEEN-US-Serie von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Kristen Callihan

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Seitenzahl: 644

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INHALT

Titel

Zu diesem Buch

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

Epilog

Delilahs Dinner-Menü

Danksagung

Die Autorin

Die Romane von Kristen Callihan bei LYX

Impressum

Kristen Callihan

DEAR ENEMY

Roman

Ins Deutsche übertragen von Anika Klüver

ZU DIESEM BUCH

In der Highschool waren sie erbitterte Feinde. Delilah Baker und Macon Saint verhielten sich wie Hund und Katz und nutzten jede Gelegenheit, sich das Leben so schwer wie möglich zu machen. Umso erstaunter ist Delilah, als sie Jahre später eine Nachricht von Saint erhält. Ihre Schwester Samantha, die mittlerweile als persönliche Assistentin für den erfolgreichen Schauspieler arbeitet, hat diesen bestohlen und ist untergetaucht. Saint sinnt auf Rache und will Samantha anzeigen. Um ihre Familie zu schützen, überwindet Delilah ihre Abneigung und bietet ihrem Erzfeind an, ein Jahr als seine Assistentin und Köchin zu arbeiten, um für den Schaden aufzukommen. Diese Gelegenheit kann sich Saint nicht entgehen lassen, zumal er nach einem Autounfall dringend jemanden braucht, der ihn unterstützt, ihn zu seinen Terminen fährt und ihm das Leben erleichtert. Umso besser wenn er das mit Wortgefechten und Streitereien verbinden kann. Und so zieht Delilah in seine Villa in Los Angeles und kümmert sich jeden Tag um den Mann, den sie hasst wie keinen anderen auf der Welt. Doch je näher die beiden sich kommen und je mehr sie den anderen hinter ihre Fassaden blicken lassen, umso deutlicher merken sie, dass ihre Feindschaft auf unterdrückten Gefühlen und Unsicherheiten beruht. Und je besser sie sich kennenlernen, desto mehr vertrauen sie einander und stellen fest, dass Hass und Liebe nur zwei Seiten derselben Medaille sind. Bis ihre Vergangenheit sie einholt und ihre neue Beziehung auf die Probe stellt …

Ich könnte ihm seinen Stolz leicht verzeihen, wenn er meinen nicht tödlich verletzt hätte.

Jane Austen, Stolz und Vorurteil

PROLOG

Zehn Jahre zuvor

Abgangsgespräch im Jahrbuch der Abschlussklasse an der Shermont Highschool, Shermont, North Carolina

Frage 1: Wenn du noch mal auf die Highschool gehen müsstest, würdest du es tun?

Macon Saint: Das soll wohl ein Witz sein, oder? Nein.

Delilah Baker: Ist das eine Fangfrage? Nein.

Frage 2: Wer aus unserer Klasse wird am wahrscheinlichsten Erfolg haben?

Delilah Baker: Ach, komm schon. Jeder weiß, dass es Macon sein wird. Nicht dass er es verdient hätte.

Macon Saint: Ich. Und Delilah Baker. Sie ist wie eine Klette. Sie klammert sich fest, bis sie genau da ankommt, wo sie hinwill.

Frage 3: Wen hättest du im Fall eines Angriffs von feindlichen Außerirdischen gern an deiner Seite?

Macon Saint: Delilah Baker. Sie würde so viel und so laut quasseln, dass die Außerirdischen kehrtmachen und die Flucht ergreifen.

DelilahBaker: Macon Saint. Ich würde ihn ihnen zum Fraß vorwerfen und in der Zeit, die ich dadurch gewinne, abhauen.

Frage 4: Was war dein denkwürdigster Moment auf der Highschool, und hast du ihn genossen?

Delilah Baker: Den Abschluss zu machen. Ja.

Macon Saint: Der Abschlussball. Nicht im Geringsten.

Macon Saint war der Teufel. Jeder, der auch nur über einen Funken Verstand verfügte, wusste das.

Doch wenn es um Macon ging, schienen meine Klassenkameraden an der Shermont Highschool leider nicht den Verstand zu besitzen, den Gott ihnen gegeben hatte. Nein, sie scharwenzelten alle um ihn herum, als wäre er ein Gott. Ich vermutete, dass das das wahre Merkmal des Teufels war: Er verwandelte Menschen in naive Idioten, obwohl sie es besser wissen sollten.

Nicht dass ich ihnen einen Vorwurf hätte machen können. Die Schönheit machte aus uns allen Narren. Macon hatte das Gesicht eines Engels – so schön, dass man sich fragte, ob es tatsächlich von Gottes Hand geschaffen worden war –, und sein schwarzes Haar war so dicht und glänzend, dass darüber ebenso gut ein Heiligenschein hätte schweben können. Ja, er war wirklich so hübsch. Die Einzige, die ihm hinsichtlich reiner körperlicher Perfektion Konkurrenz machen konnte, war meine Schwester Samantha.

Während der Rest von uns die Pubertät mit der unbeholfenen Eleganz von Schwänen in der Mauser durchlitt und mit zu großen Welpenfüßen, schiefen Zähnen sowie gewissen körperlichen Attributen zu kämpfen hatte, die schneller wuchsen als andere, blieben Macon und Sam immun.

Sie gaben ein wirklich beeindruckendes Paar ab, pickelfrei und perfekt proportioniert. Die normalen Schandflecken der Pubertät konnten ihr Strahlen nicht trüben. Da war es nicht weiter überraschend, dass sie während der gesamten Middle- und Highschoolzeit immer wieder abwechselnd liiert und getrennt waren. Sie waren die Schönen.

Diejenigen, die dazu bestimmt waren, mir das Leben zur Hölle zu machen.

Der kalte und oft stille Macon starrte mich normalerweise an, als könnte er nicht so recht begreifen, warum wir die gleiche Luft atmeten. Das war eine Sache, bei der wir uns einig waren. Ansonsten kamen wir so gut miteinander zurecht wie Schnee und Salz.

Als ich Macon das erste Mal sah, stand er auf der weitläufigen Rasenfläche, die sich vor dem Herrenhaus erstreckte, das sich seit Generationen im Besitz der Familie seiner Mutter befand. Er umklammerte einen Baseball und sah zu, wie ich auf meinem Fahrrad die Straße auf und ab fuhr. Er war spindeldürr und fünf Zentimeter kleiner als ich. Ich verspürte ihm gegenüber einen seltsamen Beschützerinstinkt, da ich den Ausdruck in seinen Augen für Verletzlichkeit hielt. Ich fand jedoch schnell heraus, wie falsch ich damit lag.

»Hey«, sagte ich zu ihm, nachdem ich mit meinem Fahrrad vor seinem Haus angehalten hatte. »Ich bin in das Haus am Ende der Straße gezogen. Suchst du vielleicht eine Freundin?«

Daraufhin richtete er den Blick auf mich. Seine unglaublich braunen Augen waren so dunkel, dass sie beinahe schwarz wirkten und waren von dichten, langen Wimpern umgeben. Während unserer gesamten Schulzeit würden Mädchen diese Augen als hübsch bezeichnen und ihretwegen verzückt seufzen. Meiner Meinung nach waren es kalte und berechnende Augen. Aus diesen Augen richtete er einen stechenden Blick auf mein Gesicht. »Bist du dumm oder so was?«

Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. »Was?«

Er zuckte mit den Schultern. »Schätze schon.«

Ich verstand diesen Jungen nicht. Ich war höflich gewesen, genau wie meine Mutter es mir beigebracht hatte. »Warum bezeichnest du mich als dumm?«

»Ich wohne schon mein ganzes Leben lang hier. Denkst du, dass es mir nicht auffallen würde, wenn jemand Neues in meine Straße zieht? Denkst du, dass ich mehr Freunde brauche?«

»Ich wollte nur gesellig sein. Mein Fehler.«

»Gesellig? Du redest wie eine alte Frau.«

Höflichkeit war hier eindeutig fehl am Platz. »Du bist ein Idiot.«

Daraufhin hob er das Kinn an und enthüllte einen verfärbten Kratzer, der an seinem Kiefer entlang verlief. »Und du bist nervtötend.«

Was auch immer ich darauf erwidert hätte, bleibt ein Rätsel, denn genau in diesem Augenblick tauchte Sam auf. Sie war nur zehn Monate jünger als ich, weshalb die Leute Sam und mich manchmal abfällig als irische Zwillinge bezeichneten. In Bezug auf uns hatte dieser Ausdruck eine düstere Komponente, denn jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte erkennen, dass ich nur wenig Ähnlichkeit mit dem Rest meiner Familie aufwies.

Ihr schimmerndes blondes Haar war zu Zöpfen geflochten, und sie lächelte. Ihre fehlenden Vorderzähne ließen sie wie einen schelmischen Kobold wirken. »Beachte Delilah einfach nicht. Unsere Grandma Belle bezeichnet sie als widerspenstig.«

Deswegen mochte ich Grandma Maeve lieber.

Sam rümpfte ihre niedliche Nase. »Ich glaube, dass das grantig bedeutet.«

Der fiese Junge schaute zwischen den pechschwarzen Haarsträhnen, die ihm in die Stirn fielen, hindurch zu mir, während er auf ihre Äußerung reagierte. »Das stimmt.«

Ich streckte ihm die Zunge heraus und blies lautstark Luft durch meine zusammengepressten Lippen. »Wenn man eine Meinung äußert, die der anderer Menschen widerspricht, ist man nicht widerspenstig. Das bedeutet lediglich, dass man über ein funktionierendes Gehirn verfügt. Tut mir leid, dass ihr beide davon keine Ahnung habt.«

Daraufhin lachte Sam laut und übertrieben und schlug fest mit ihrer Hand auf meine Schulter. »Sie ist so ein Spaßvogel.« Dann drückte sie warnend meine Schulter, während sie dem Jungen ein breites, strahlendes Lächeln schenkte. »Ich bin Samantha Baker. Wie heißt du?«

»Macon Saint.«

»Macon? Das reimt sich auf Bacon. Ich liebe Bacon. Oh, aber Saint ist so ein cooler Nachname. Das bedeutet Heiliger. Du siehst tatsächlich wie eine Art Engel aus. Natürlich nicht wie ein hübscher Mädchenengel. Sondern wie ein Jungenengel. Darf ich dich Saint nennen? Wohnst du in diesem großen, alten Haus? Das ist so schön. Magst du Erdnussbutterkekse? Meine Mama hat gerade welche gebacken.«

Macon blinzelte angesichts ihres verbalen Trommelfeuers, und ich wartete darauf, dass er sich Sam gegenüber genauso gemein verhielt, wie er es bei mir gemacht hatte, denn nach diesem Wortschwall war sogar ich versucht, ihr die Meinung zu geigen. Doch er lächelte einfach nur auf diese schiefe Weise, die ich schon bald kennen und hassen würde. »Ich schätze, dass du nie widerspenstig bist, was?«

Die schmierig gedehnte Art, auf die er das sagte, verriet mir, dass er andeuten wollte, dass Sam im Grunde genommen nichts im Kopf hatte und er das befürwortete. Aber ihr fiel das gar nicht auf.

»Nein.« Sie strahlte. »Ich bin ein fröhliches Mädchen.«

Ich verdrehte die Augen, aber die beiden interessierte das nicht weiter, und damit war die Sache erledigt. Dann zog Macon mit Sam los, um Kekse zu essen, und ich wurde offiziell zum fünften und unerwünschten Rad am Wagen.

Ich hatte meine Schwester verloren, die zumindest gelegentlich als meine Verbündete fungiert hatte, und einen fiesen Jungen hinzugewonnen, der eine furchtbare Nervensäge war.

Zwei Jahre später wuchs Macon schlagartig ein paar Zentimeter und wurde zum begehrtesten Jungen der Schule. Und Sam wurde seine feste Freundin. Das besiegelte es so ziemlich. Macon Saint befand sich öfter in meinem Haus als anderswo. Er hing auf meiner Couch herum, klaute die Fernbedienung, um Sport zu schauen, und saß am Abendessenstisch und schleuderte Essen in meine Richtung, wenn meine Eltern nicht hinschauten. Das Schlimmste daran war, dass es wehtat, in seiner Nähe zu sein. In ihrer Nähe zu sein. Weil ich mich dann immer minderwertig fühlte.

Ich war noch nie mit einem Jungen ausgegangen und hatte auch noch keinen festen Freund gehabt. Niemand bat mich um eine Verabredung, und ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte, jemanden um eine zu bitten. Ich war einfach nur Delilah, die Einzelkämpferin. Die Freunde, die ich hatte, waren so sehr von Sam und Macon eingeschüchtert, dass sie keine Zeit bei uns zu Hause verbringen wollten, weil sie befürchteten, ihnen dort zu begegnen. Was bedeutete, dass ich entweder andere Leute besuchte oder all meinen Mut zusammennahm und mich dem schönen Paar allein stellte.

Als wir auf der Highschool waren, lieferten Macon und ich uns Wortgefechte, sobald wir in Sichtweite des anderen waren. Doch erst gegen Ende unseres Abschlussjahrs verwandelte sich meine Abneigung gegen ihn in akuten Hass.

»Saint und ich gehen zusammen zum Abschlussball.« Sam lächelte triumphierend, als sie ihren Spind öffnete, der sich direkt neben meinem befand.

Ich schaute kaum auf, während ich meinen Geigenkasten in meinen Spind stopfte. »Sammy, das ist nun wirklich keine große Überraschung. Bis zum Abschlussball dauert es noch über einen Monat, also warum erzählst du mir das überhaupt?«

Sam verdrehte die Augen. »Kannst du dich wenigstens für mich freuen?«

»Weswegen? Weil du mit dem Teufel ausgehst? Weil du die Messlatte so niedrig ansetzt, dass der Rest deines Liebeslebens wie ein Sieg erscheinen wird?« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, dass das ein guter Plan ist.«

»Du bist doch nur eifersüchtig, weil du keine Verabredung hast.«

»Verabredung«, schnaubte ich. »Deine Verabredung ist eine lebensgroße Ken-Puppe mit noch weniger Persönlichkeit. Ich würde lieber allein zum Abschlussball gehen, als mich damit herumschlagen zu müssen.«

»Lügnerin. Ich wette, dass du mit Matty Hayes hingehen würdest, wenn er dich fragen würde.« Zum Teufel mit Sam. Sie sah immer genau die Dinge, von denen ich nicht wollte, dass sie sie sah. Ich war ein ganz kleines bisschen in Matty verknallt. Sam grinste und las mich wie eine billige Klatschzeitung. »Vermutlich würde er dich fragen, wenn du dir mal ein wenig mehr Mühe mit deinem Aussehen geben würdest.«

»Von wegen.« Die Ansage war tief und selbstsicher und stammte nicht von mir.

Meine Schultern verspannten sich, und eine kalte Welle des Grauens spülte über mich hinweg, als ich seine unverkennbare Stimme vernahm, die irgendwo über meinem Kopf grollte.

Macon lehnte sich mit einer Schulter gegen die Kante meines Spinds und starrte mich durch die Strähnen seiner dämlichen Zac-Efron-Frisur an. Wann immer ich Macon Saint sah, reagierte ich mit körperlichem Unwohlsein, so als hätte mir jemand einen Schlag in die Magengrube verpasst. Klar, er war umwerfend, aber seine Augen machten mich fertig. Sie brannten, als könnte er mir die Haut von den Knochen schmelzen und mit Gewalt direkt in mein Innerstes vordringen.

Mama sagte immer, dass ich fantasievoll mit Worten umginge, aber es war die Wahrheit: Macon in die Augen zu schauen, fühlte sich an, als würde man sich in einen wütenden Sturm hineinwagen. Man konnte ihn nur geschwächt, atemlos und ein wenig durchgeschüttelt verlassen.

»Ich kann mich nicht erinnern, dich gebeten zu haben, dich an der Unterhaltung zu beteiligen«, sagte ich.

Er schnaubte. »Ich brauche keine Einladung. Und bei Hayes hast du keine Chance. Er mag seine Frauen dumm und dünn. Du weißt schon, wie eine Barbie.«

Der Kommentar mit dem »dünn« tat weh. Eindeutig hatte er auch meine Bemerkung mit der Ken-Puppe gehört. Mir war das vollkommen egal, und das wollte ich ihm gerade mitteilen. Doch Macon war noch nicht fertig. Er stand mir kurz vor der Mittagspause im Flur direkt gegenüber und ließ seinen dunklen, wilden Blick über mich wandern, während er missbilligend die Nasenflügel blähte. »In diesem Kleid siehst du aus wie ein Sack Kartoffeln, Baker.«

Ich hasste die Tatsache, dass ich es plötzlich bedauerte, mich an diesem Tag für mein kamelfarbenes Pullikleid mit den dazu passenden kniehohen Wildlederstiefeln entschieden zu haben, denn nun fühlte ich mich unter seinem missbilligenden Blick tatsächlich wie eine Kartoffel.

Doch ich ließ nicht zu, dass Macon Saint mir das anmerkte. »Ein paar von uns wissen, dass das Aussehen nicht alles ist, Hochstapler.« Denn genau das war er – ein perfekter Hochstapler, der andere mit seinem Getue dazu brachte zu glauben, dass man ihn anbeten sollte. »Schönheit vergeht, und die Hässlichkeit in deinem Inneren wird sich irgendwann zeigen.«

Daraufhin richtete er sich auf und ragte mit einem höhnischen Grinsen über mir auf. »Ich vermute, dass du eine dieser Personen bist, die über Äußerlichkeiten hinwegsehen kann und jemanden nur wegen seiner Persönlichkeit liebt, was?«

Ich spürte, dass er mich in eine Falle locken wollte. Ich wusste nur nicht, wie sie aussah oder wie ich ihr aus dem Weg gehen konnte. Ich hob das Kinn an und tat gelassen. »Das bin ich.«

Er nickte, als sähe er etwas bestätigt, das nur er wusste, bevor er sich dicht an mich heranlehnte. Damals rochen die meisten Jungs nach übermäßig viel Körperspray aus dem Supermarkt, doch Macon roch nach Zedernholzseife und verlockenden Pheromonen. »Verrate mir eins, Kartoffel, hältst du nach einer schönen Seele Ausschau, wenn du den Kalender mit den halbnackten Feuerwehrmännern begaffst, der in deinem Zimmer hängt?«

Schlagartig wich sämtliches Blut aus meinem Gesicht und hinterließ ein schmerzhaftes Prickeln.

Macons Lächeln war schneidend. »Ich glaube nicht für eine Sekunde, dass du Hayes wegen seiner fesselnden Persönlichkeit magst. Du sitzt da auf deinem hohen Ross, obwohl du für gutes Aussehen genauso empfänglich bist wie der Rest von uns. Wenigstens habe ich den Mumm, es zuzugeben.«

Das Schlimme daran war, dass er recht hatte. Ich knallte die Tür meines Spinds zu und floh.

»Das hat Spaß gemacht, Kartoffel!«, rief er mir lachend hinterher. Und sehr laut. Und wenn Macon Saint sprach, hörten die Leute zu.

Beim Mittagessen konnte man in der ganzen Cafeteria gekicherte Kommentare über die »Kartoffel« hören. Mein Entsetzen wurde noch größer, als am nächsten Tag Käsetoast und frittierte Kartoffeln auf dem Speiseplan standen. Dutzende dieser kleinen braunen frittierten Kartoffelstückchen flogen in meine Richtung. Der König der Shermont High hatte mich mit einem Spitznamen versehen, und alle verhielten sich entsprechend.

Mir war so elend zumute, dass ich mich beinahe weigerte, zum Abschlussball zu gehen. Sam war diejenige, die schließlich eingriff und in mein Zimmer kam, um mit mir zu reden.

»Nimm dir das, was Saint sagt, nicht so zu Herzen. Er albert nur herum.« Ihre blaugrauen Augen waren arglos, als sie nach meiner Hand griff. »Und eigentlich ist es sogar cool, dass er dir einen Spitznamen verpasst hat. Niemand sonst hat einen von ihm bekommen. Nicht mal ich.« Daraufhin runzelte sie die Stirn, als wäre ihr der Gedanke gerade erst gekommen und als würde er ihr nicht besonders gefallen.

»Kartoffel ist kein Spitzname«, schnauzte ich. »Es ist eine Beleidigung, und du kannst sie gerne haben.«

»Nein.« Sie schüttelte den Kopf, und ihr glattes Haar fiel ihr in einer schimmernden Wellenbewegung über die Schultern. »Ich würde einen anderen Namen brauchen. Einen, der unsere tiefe Verbindung verdeutlicht.«

Ich fand es bewundernswert, wie gut es mir gelang, mir das Würgen zu verkneifen, aber meine Worte kamen vollkommen unbedacht über meine Lippen. »Wie wäre es mit ›Spiegel‹? Da ihr euch beide so gerne darin anstarrt.«

Sobald ich es ausgesprochen hatte, wusste ich, dass das gemein gewesen war. Sams hübsches Gesicht lief knallrot an, und sie stand ruckartig vom Fußende meines Betts auf.

»Sam, ich wollte nicht –«

»Nein«, fiel sie mir scharf ins Wort. »Du hast gesagt, was du gesagt hast. Weißt du, Saint hat recht: Du kannst einfach nicht anders, als Leute schonungslos zu kritisieren.«

»Entschuldige mich, während ich an der Ironie ersticke«, schoss ich zurück.

»Du hast einfach immer einen Witz auf Lager«, sagte Sam, obwohl ich es gar nicht witzig gemeint hatte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Dein Problem ist, dass du nicht weißt, wie man das Spiel spielt.«

»Das Spiel? Das Leben ist kein Spiel.«

»Schwachsinn. Das war es immer, und das wird es immer sein. Lächle, ob du es willst oder nicht, und mach den Leuten, die dir helfen oder dir Rückendeckung geben könnten, Komplimente.« Sie zählte ihre Argumente an den Fingern ab. »Wenn jeder davon ausgeht, dass du die süßeste, hilfsbereiteste oder ehrlichste Person auf der Welt bist, lässt man dir alles durchgehen.«

»Und du findest, dass ich so sein sollte?«, hakte ich nach. »Eine hinterhältige Intrigantin?«

Sam zuckte mit den Schultern. »Hinterhältig oder nicht, so kommen die meisten erfolgreichen Leute voran. Sie planen, sie schmieden Bündnisse und sie führen ihre Pläne aus.«

»Wenn das Erfolg ist, dann will ich kein Teil davon sein. Ich würde lieber versagen und ein Gewissen haben.«

Sam stieß schnaubend den Atem aus. »Sei eine Zicke, wenn du willst, aber ich weiß, dass du einfach nur Angst davor hast, zum Abschlussball zu gehen. Allein.« Damit rauschte sie aus meinem Zimmer.

Das gab den Ausschlag. Ich machte mich mit Mama auf den Weg, um ein Kleid zu kaufen. Denn ich würde mich nicht als Feigling bezeichnen lassen. Ich entschied mich für ein klassisches bodenlanges Etuikleid mit Flügelärmeln aus leuchtendem gelbgrünen Satin. Ich kam mir darin lächerlich und viel zu auffällig vor, aber Mama schwor, dass ich schön aussähe.

Ich ging allein zum Ball. Logisch gesehen wusste ich, dass ich dort nicht die einzige Person ohne Partner war, doch dieses Wissen beruhigte meine Nerven nicht, als ich durch den Hauptflur zu dem Hotelballsaal ging, in dem unser Abschlussball stattfand.

Dann sah ich ihn.

Macon stand direkt hinter seiner Gruppe aus Freunden. Seine Miene war gelangweilt, während Sam im Mittelpunkt Hof hielt. Ich wusste nicht, was seine Aufmerksamkeit auf meine Anwesenheit gelenkt hatte, aber er drehte den Kopf genau in dem Moment herum, in dem ich in Sichtweite kam. Unsere Augen trafen sich, und ich ging unwillkürlich langsamer.

Er trug einen Smoking, der ihm perfekt auf den Leib geschneidert war, und sah ehrlich gesagt aus, als würde er nicht hierher gehören. Er gehörte zu den schönen Leuten, die auf einer Jacht feierten oder vielleicht über einen Pariser Laufsteg stolzierten. Ich wusste nicht, warum mir das vorher noch nie aufgefallen war: Er passte ebenso wenig in unsere Stadt wie ich. Der Unterschied bestand darin, dass sich bei Macon niemand darum scherte, dass er ein Außenseiter war – die Leute waren einfach nur froh, ihn in ihrer Nähe zu haben.

Ich erinnerte mich nicht daran, mich in Bewegung gesetzt zu haben, aber plötzlich standen wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er musterte mich mit seinen dunklen Augen und verzog verwundert den Mund. »Du bist gekommen.«

Okay … »Hätte ich nicht kommen sollen?«

Sein verwunderter Gesichtsausdruck verfinsterte sich, und sein Blick wurde unruhig, so als würde ihn mein Auftauchen nervös machen. »Ich hätte nicht gedacht, dass du kommen würdest.«

Ich zuckte mit den Schultern. Mein schickes Kleid, das Make-up, das ich trug, und mein zu wallenden Locken frisiertes Haar waren mir nur allzu bewusst. Ich fühlte mich nicht wie ich selbst, aber ich fühlte mich hübsch. »Tut mir leid, dass ich dich enttäusche.«

Als er schließlich reagierte, war seine Stimme leise, beinahe ein Murmeln. »Ich bin nicht enttäuscht.«

Wir hielten beide inne und waren gleichermaßen geschockt und verwirrt. Er mochte nicht enttäuscht sein, aber er wirkte auch nicht erfreut. Und ich war es auch nicht. Ich traute Macon Saint nicht. Als wären wir zu einer stummen Einigung gekommen, drehten wir uns beide um und gingen in entgegengesetzte Richtungen davon.

Mit nervösem Magen und viel zu schnell pochendem Herzen betrat ich den Ballsaal. Der Großteil der Abschlussklasse tanzte oder stand in kleinen Gruppen herum. An einer Seite des Raums war ein langes Büfett aufgebaut, und ein paar Leute standen bereits in der Schlange an, die zum Essen führte.

Ich achtete nicht weiter darauf, weil ich zu nervös war, um zu essen, aber ein Murmeln ging durch den Raum. Es klang wie eine unterdrückte Welle aus überraschtem Gelächter. Das Geräusch wurde immer lauter, so als würde es sich selbst verstärken, und irgendwann klang es nicht mehr überrascht, sondern bösartig.

Die Quelle war der Büfetttisch, und als ich in die entsprechende Richtung schaute, stellte ich fest, dass mich Dutzende Leute anstarrten. Meine Wangen wurden heiß, und ich schaute mich um. Alle starrten mich an.

Panik stieg in meiner Kehle auf, während ich langsam auf den Tisch zuging. Das Gelächter nahm zu, und das geflüsterte Wort »Kartoffel« waberte durch die Luft. Und dann wusste ich es: das Essen.

In jeder verdammten Schale befanden sich Kartoffeln. Das komplette Büfett bestand aus Kartoffeln.

Ich konnte nicht atmen. Schmerz ließ meine Muskeln verkrampfen. Jemand pfiff, und ein paar frittierte Kartoffelstücke wurden durch die Luft geworfen. Eins davon traf den Rockteil meines Kleids und hinterließ eine Spur aus Fett auf dem Satin. Ich zuckte zusammen. Meine Haut brannte. Auf der anderen Seite des Raums stand meine Schwester und starrte mich mit offenem Mund an. Sie hatte die Augen vor Panik weit aufgerissen, doch sie unternahm nichts, um mir zur Seite zu stehen. Sie wirkte wie erstarrt.

Irgendwie wusste ich, dass Macon den Raum betreten hatte. Er stand ein paar Meter entfernt und starrte den Tisch an. Sein Freund Emmet rief ihm zu: »Ausgezeichneter Streich, Saint!«

Alle lachten. Ich schnappte schmerzerfüllt nach Luft.

Macon erwiderte nichts. Er schaute zu mir. Etwas Beunruhigendes blitzte in seinen Augen auf, eine seltsame Mischung aus Emotionen, die ich nicht entschlüsseln konnte. Für eine angespannte Sekunde dachte ich, dass es möglicherweise Bedauern sein könnte, doch dann richtete er sich auf, als würde er ein Kräftemessen erwarten.

Zorn dröhnte in meinen Ohren und gab mir Kraft.

Stille legte sich über den Raum, und ich marschierte auf den reglos dastehenden Macon zu.

»Du … Arschloch«, zischte ich. »Du magst sie alle getäuscht haben, aber ich kenne die Wahrheit. Im Inneren bist du hässlich. Eine wertlose Seele, die niemals Erlösung finden wird.«

Auch auf seinem perfekten Gesicht blitzte nun Zorn auf, aber er sagte kein Wort. Er bleckte einfach nur die Zähne, als müsste er sich Mühe geben, sich zurückzuhalten. Aber das spielte keine Rolle. Ich war hier fertig.

»Ich hasse dich wirklich«, flüsterte ich, bevor ich aus dem Raum floh.

An diesem Abend klammerte ich mich an meine Mutter. Ich war nicht in der Lage zu weinen, aber ich zitterte vor Demütigung und Wut. Eine Stunde später kam Sam weinend nach Hause. Ihr Make-up lief ihr in dunklen Striemen über die Wangen. Macon hatte sich von ihr getrennt.

»Er sagte, dass er mit den Baker-Schwestern fertig sei«, schluchzte sie und kauerte sich an meine Seite. »Dass ich den Aufwand nicht wert sei.«

Ich wollte ihr Mitgefühl entgegenbringen, aber es gelang mir nicht. Ich zog sie in eine halbherzige Umarmung. »Ohne ihn bist du besser dran.« Wahrere Worte wurden nie gesprochen.

In diesem Moment wandte sich Sam mir zu und umarmte mich fest. »Es tut mir so leid, Delilah. Es tut mir so leid, dass ich ihn dir vorgezogen habe. Das alles tut mir leid.«

Macon Saint mochte mich verletzt haben, aber er hatte die Baker-Schwestern wieder zusammengeführt. Kurz darauf zog unsere Familie weg, und ich sah Macon nie wieder. Doch die Narben, die er auf meiner Seele hinterlassen hatte, klangen noch viel zu lange nach.

1. KAPITEL

Delilah

Grandma Maeve sagte immer, dass Hass den Teig zäh mache. Gut backen könne man nur mit Liebe. Ich weiß nicht, ob das mit dem Hass stimmt, aber mein Stress scheint regelrecht in meine Brioche zu sickern. Der Teig ist klebrig und warm geworden, obwohl er geschmeidig und kühl sein sollte. Ich war so abgelenkt, dass ich ihn zu stark geknetet habe.

Morgen findet Mamas Geburtstagsbrunch statt, und ich habe seit Tagen nichts von Sam gehört. Sam, die Mamas Geschenk besorgen sollte, während ich mich ums Essen kümmere. Sam, die versprochen hat, dass sie etwas »Unglaubliches!« für Mama finden würde und meinte, dass ich mir keine Gedanken deswegen machen solle, ihr das Geld dafür zu geben. Aber ich mache mir Gedanken. Vor allem, da Sam so gut wie immer knapp bei Kasse ist. Wenn sie reichlich mit Geld versehen ist, bedeutet das normalerweise, dass es Schwierigkeiten gibt.

Die Oberfläche des Teigs klebt an meiner Handfläche, und ich gebe einen angewiderten Laut von mir. Ich sammele die Masse auf, werfe sie in den Müll und fange noch einmal von vorne an. Ich bin professionelle Köchin, keine Bäckerin, und das merkt man. Aber ich bin fest entschlossen, das hier hinzubekommen.

Mein Handy bimmelt, als eine Textnachricht eingeht, während ich gerade ein Päckchen Hefe öffne.

Ungekannte Nummer: Sam, wenn du deinen Hintern nicht in dreißig Minuten hierher zurückbewegst, rufe ich die Polizei.

Die Nachricht ist so merkwürdig, dass ich das Handy nur anstarren und die Stirn runzeln kann. Ich erkenne die Nummer nicht, aber das »Sam« lässt mich zögern. Seltsam, dass ich gerade erst an meine Schwester gedacht habe. Andererseits ist Sam ein häufiger Name. Dieser »Sam« könnte genauso gut ein Kerl sein.

Eine weitere Textnachricht erscheint auf meinem Handy.

Ich meine es ernst. Ich falle nicht länger auf deinen »Ich bin nur eine süße, kleine Südstaatenschönheit«-Mist rein. Ich weiß, dass du die Uhr mitgenommen hast. Du WIRST sie zurückgeben.

Jetzt muss ich wirklich stutzen. Sam hat mir schon oft vorgeworfen, dass ich mich über ihre »Süße, kleine Südstaatenschönheit«-Nummer beklage. Ein Blick auf das Handy ruft mir außerdem ins Gedächtnis, dass heute der erste April ist.

Ich verdrehe die Augen, wische meine Hände sauber und greife nach dem Handy.

Das muss der dämlichste Aprilscherz sein, den du dir je geleistet hast, Sam. Tu wenigstens so, als wärst du jemand anders als du selbst.

Sofort erhalte ich eine Antwort.

Soll das ein Witz sein? Eine Verwechslung? Das willst du mir weismachen? Lass den Mist. Komm. Sofort. Her.

Verärgert tippe ich fester als gewöhnlich auf dem Handy herum.

Das ist nicht mal »Sams« Nummer, also habe ich dich durchschaut. Lass den Quatsch. Ich bin damit beschäftigt, Mamas Geburtstagsbrunch vorzubereiten.

Oh, bitte. Ich habe dein Essen probiert. Es wäre sicherer, Konservenfraß zu essen.

Oh, das ist wirklich unnötig. Ich feuere sofort eine Erwiderung ab.

Weißt du, Sam, du verhältst dich wirklich wie … ein Arschloch.

Eine Pause entsteht, und ich kann beinahe spüren, wie Sam überlegt, ob sie die Scharade aufgeben soll. Als sie schließlich antwortet, kommt nicht das, was ich erwartet habe.

Hast du etwa gerade Das darf man nur als Erwachsener zitiert?

Was denn sonst? Das ist mein Lieblingsfilm, trotz der Tatsache, dass »du« darin die Hauptrolle spielst.

Ich muss ein klein wenig lächeln. Die Tatsache, dass die Hauptfigur in dem Film genauso heißt wie meine Schwester und nicht wie ich, ging mir immer gegen den Strich. Sam hat mich ständig damit aufgezogen.

Eine weitere Textnachricht lässt mein Handy bimmeln.

Das war Delilahs Lieblingsfilm. Du hingegen kannst immer noch nicht lange genug stillsitzen, um einen Film zu Ende zu schauen. Hör auf, vom Thema abzulenken. Bring mir meine Uhr.

Ich runzle die Stirn. Ihre Antwort ist einfach nur seltsam. Sam beleidigt sich nie selbst. Vor allem nicht mit etwas, das wahr ist. Denn Sam kann tatsächlich nicht stillsitzen, wenn sie einen Film schaut. Das wissen nur wenige Menschen. Sam ist toll darin, das, was sie als Schwächen betrachtet, zu verbergen. Eine kurze Aufmerksamkeitsspanne ist meiner Meinung nach keine Schwäche, aber Sam sieht das definitiv anders. Anspannung macht sich in meinem Nacken und meinen Schultern breit. Diese Textnachrichten gefallen mir nicht. Sie sind nicht witzig, und irgendetwas stimmt mit ihnen nicht.

Schluss jetzt. Ich backe. Denk dir einen besseren Scherz aus.

Ich erhalte keine Antwort und gehe davon aus, dass sich die Sache damit erledigt hat. Ich greife nach dem Mehl und messe die entsprechende Menge ab, als Sams Erwiderung kommt.

Delilah kocht und backt. Du tust das nicht.

Ich will glauben, dass das nur Sam ist, die versucht, mich zu ärgern. Sie ist eine ausgezeichnete Lügnerin – ein Profi, während ich lediglich eine Amateurin bin. Aber mit diesen Textnachrichten stimmt irgendetwas nicht. Der Tonfall klingt fast ängstlich, und das macht mich nervös.

Meine Hände zittern, als ich meine Antwort tippe.

Das liegt daran, dass ich Delilah BIN. (Das ist doch wohl offensichtlich.)

Wieder entsteht eine längere Pause. Ich spüre sie regelrecht in meinen Knochen. Mein Magen verkrampft sich, während ich warte. Das hier fühlt sich nicht mehr wie ein Streich an. Aber es muss einer sein. Sam ist wirklich so gemein.

Das Bimmeln meines Handys erfüllt die stille Küche.

Kartoffel?

Ich atme so scharf ein, dass es schmerzt und meine Finger kribbeln. Sämtlicher Sauerstoff scheint schlagartig aus dem Raum zu verschwinden. Für einen Augenblick kann ich nur mit klingelnden Ohren in meiner Küche stehen, während sich mein ganzer Körper verkrampft.

Abgesehen von Sam weiß nur ein anderer Mensch, dass Das darf man nur als Erwachsener mein liebster Teeniefilm ist. Und das ist gleichzeitig die einzige Person, die mich unerschrocken mit diesem Namen ansprechen würde.

Nein, ich werde nicht an Macon Saint denken. Der Himmel weiß, dass ich mein Bestes versucht habe, um ihn komplett aus meiner Erinnerung zu tilgen. Aber er ist wie ein Herpesbläschen, das immer mal wieder auftaucht, eine schmerzhafte Irritation, ob ich ihn nun haben will oder nicht.

Als er die Hauptrolle in Dark Castle bekam, der Serie, von der abgesehen von mir jeder auf dem Planeten besessen zu sein scheint, wurde es noch schlimmer. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht mal gewusst, dass er als Schauspieler arbeitet. Und verdammt, ich wollte diese Sendung sehen. Jetzt musste ich mir alle Mühe geben, um möglichst wenig davon mitzubekommen, was schwierig war, da jede Person, die ich kannte, an jedem Sonntagabend in den sozialen Medien darüber redete.

Sam war wegen der Neuigkeit vollkommen außer sich gewesen. »Stell dir das nur mal vor, wir beide kennen eine Berühmtheit, Dee.«

»Halt meine Hand, während ich versuche, nicht vor Aufregung in Ohnmacht zu fallen.«

»Wenn du sarkastisch bist, zieht sich dein Gesicht auf unattraktive Weise zusammen.«

»Wie ist es, wenn ich meine Zunge rausstrecke? Schau mich nicht so an. Ich betreibe ein Cateringunternehmen in L. A., Sam. Ich habe schon tonnenweise berühmte Leute getroffen. Die meisten von ihnen sind nicht sehr beeindruckend.«

»Aber du kennst sie nicht wirklich. Wir kannten Saint, bevor er berühmt war. Es ist viel wahrscheinlicher, dass dir die Leute ihr wahres Ich zeigen, wenn sie sich keine Gedanken um Ruhm machen.«

»Tja, Macons wahres Ich ist ein arroganter Idiot.«

»Ach was. Du bist immer viel zu nachtragend.«

»Zu nachtragend? Er war jahrelang unfassbar gemein zu mir!«

»Das ist Schnee von gestern. Du solltest es auch einfach gut sein lassen.«

Auch. Als hätte eine Meute aus unterwürfigen Macon-Anhängern sie als Kartoffel bezeichnet. Als hätten die Leute sie mit diesen kleinen frittierten Kartoffelstücken beworfen, als sie enorm verletzlich war. Bis zum heutigen Tag kann ich Kartoffeln nicht ausstehen.

»In zwei Folgen sieht man seinen Hintern«, fuhr sie unbekümmert fort. »Und ich kann dir garantieren, dass er total heiß ist. Ich meine, wir reden hier von erstklassiger, knackiger Perfektion. Er hat seit der Highschool eindeutig daran gearbeitet.«

Da ich nicht über Macons Hintern oder die Tatsache, dass meine Schwester besagten Hintern vor langer Zeit gesehen oder nicht gesehen haben mochte, reden wollte, habe ich das Thema gewechselt. Sie weiß, wie sehr ich Macon hasse. Die Tatsache, dass sie ihn nun als Streich benutzt, ist zu viel. Heiße Wut durchströmt mich. Meine Finger fliegen nur so über das Display, als ich antworte.

Wie kannst du es wagen, diesen Arschkanal zum Thema zu machen?

Arschkanal? Nur eine einzige Person, die ich kenne, benutzt diesen Begriff. Herrgott, du bist wirklich Delilah, oder?

Ich will schreien. Ich will das Handy wegwerfen und aus der Küche rennen. Aber hauptsächlich will ich meine Schwester verprügeln.

Zum Teufel mit dir, Sam. Betrachte dich für den Brunch als ausgeladen.

Hier ist Macon. Und hasst du mich wirklich so sehr, Kartoffel? Nach all der Zeit?

Nein, nein, nein. Diese Textnachrichten kommen nicht von Macon Saint. Sam hat nicht mehr mit ihm geredet, seit er sich am Abend des Abschlussballs von ihr getrennt hat. Das ist für sie eine Frage des Stolzes. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass er berühmt ist. Vermutlich hat er Leute, die für ihn Textnachrichten verschicken, um Himmels willen.

Das muss ein schlechter Traum sein. Ein Albtraum.

Wie betäubt starre ich auf das Handy in meiner Hand, während es aufleuchtet.

Kartoffel?

Kartoffelchen?

Delilah? Bist du da?

Geh an dein Handy, Delilah.

Moment. Was?

Ich zucke erschreckt zusammen, als das Handy plötzlich klingelt.

Oh. Mein. Gott. Nein. Einfach nur nein. Das kann nicht Macon sein.

Der Anruf wird auf die Mailbox weitergeleitet, aber das Handy klingelt einfach erneut.

Er wird nicht lockerlassen. In dieser Hinsicht ist Macon wie eine Zecke. Er wird weitermachen, bis ich den Verstand verliere. Ich muss die ganze Sache jetzt sofort im Keim ersticken. Ich hole tief Luft und nehme den Anruf entgegen. »Was?«

»So anmutig wie eh und je, Delilah.« Seine Stimme ist jetzt tiefer, ein Grollen aus Rauch und Asche.

Ich ignoriere seinen Sarkasmus. »Wie bist du an meine Nummer gekommen, und warum belästigst du mich?«

Gelächter schallt durchs Telefon. »Was denn, kein ›Es ist so lange her. Wie ist es dir ergangen?‹ Gib wenigstens zu, wie sehr du mich vermisst hast.«

Oh, wie gut ich mich an diese nervtötende Überheblichkeit erinnere. Die Tatsache, dass ich nach all der Zeit tatsächlich mit Macon rede, verstört mich so sehr, dass meine Beine zittern und ich mich an die Theke lehnen muss.

Dass meine Stimme ansatzweise normal klingt, ist eine Überraschung. »Beantworte die Frage, sonst lege ich auf.«

»Ich werde dich einfach noch mal anrufen.«

»Macon …«

Er gibt einen Laut von sich, der beinahe wie ein Lachen klingt, aber irgendwie trockener ist. »Niemand nennt mich auf diese Weise Macon. So als wäre es ein Schimpfwort oder ein schlechter Geschmack in deinem Mund. Das machst nur du.«

Damals, als wir Kinder waren, nannte ihn seine Mama den kleinen Heiligen, was ich einfach nur seltsam fand. Sein Daddy nannte ihn bloß »Junge«. Alle anderen sprachen ihn einfach mit Saint an. Ich kann mich nicht erinnern, je eine weniger verdiente Bezeichnung gehört zu haben. Aber es überrascht mich nicht, dass ihn die Leute immer noch Saint nennen, schließlich hat er genug Zeit damit verbracht, sein Image als Heiliger zu kultivieren.

»Warum belästigst du mich, Macon?«

Er stößt schnaubend die Luft aus. »Erstens habe ich Samanthas Nummer gewählt.« Er rattert ihre Nummer herunter, und ich runzle die Stirn – nicht dass er das sehen könnte. In wichtigtuerischem Tonfall fährt er fort. »Zweitens waren meine Nachrichten an Sam gerichtet, nicht an dich. Und dass du offenbar gedacht hast, dass ich so getan habe, als wäre ich Sam, ergibt absolut keinen Sinn.«

»Heute ist der erste April«, murmle ich. »Ich dachte, dass sich Sam einen schlechten Scherz erlaubt.«

Er lacht humorlos. »Ich wünschte, es wäre so.«

Ja, ich auch.

Wenn ich glauben soll, dass er eigentlich Sam schreiben wollte – und warum sollte er sich die Mühe machen, mir zu schreiben? –, dann muss ich auch den Rest glauben. Leider erinnere ich mich noch an die Zeit, als Sam ihre Nachrichten an mich weitergeleitet hat, als sie sich von einem besonders anhänglichen Kerl namens Dave getrennt hatte. Ich musste mich eine Woche lang mit einem abwechselnd weinenden und vor Wut tobenden Dave herumschlagen, bis er endlich aufhörte, mich anzurufen.

Was bedeutet, dass Macon nicht lügt.

Verdammter Mist.

»Tja«, sage ich und bemühe mich verzweifelt um innere Ruhe. »Ich bin eindeutig nicht Sam. Und das ist auch nicht ihre Nummer. Ich vermute, dass sie ihre Nachrichten an mich weitergeleitet hat, weswegen ich mich noch mit ihr unterhalten werde. Allerdings …«

»Du redest schon wieder wie deine Großmutter, Kartoffel.«

»Nenn mich nicht so.«

Ein leises Kichern grollt in meinem Ohr. »Aber du hast nichts dagegen, wie deine Großmutter zu klingen?«

Ich verlagere mein Gewicht und setze eine finstere Miene auf. Ich habe tatsächlich wie Grandma Maeve geklungen, verdammt. Ich neige dazu, wortreich und übermäßig formell zu werden, wenn ich nervös bin. Die Tatsache, dass er das weiß, ärgert mich. »Du schweifst vom Thema ab. Nach wie vor steht fest, dass ich nicht Sam bin.«

»Weißt du, wo sie ist?« Er klingt jetzt härter, die Wut ist zurück.

»Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen.«

Ich kann beinahe hören, wie er mit den Zähnen knirscht. Was befriedigend ist.

»Dann werde ich wohl die Polizei informieren müssen«, sagt er.

Plötzlich erinnere ich mich an seine ersten paar Textnachrichten. Er hat verlangt, dass sie eine Uhr zurückbringt. Ich umklammere das Handy und laufe in meiner Küche auf und ab. »Was hat sie angestellt?«

Ich hätte es anders formulieren können, aber da ich mich jahrelang mit Sams Unfug herumgeschlagen habe, werde ich keine Zeit damit verschwenden, Ausreden zu erfinden, bis ich Macons Version der Ereignisse gehört habe. Mit Sam rede ich später.

»Sie hat die Uhr meiner Mutter gestohlen.«

Ich schnappe nach Luft. Heilige Scheiße.

Obwohl ich nicht viel über Mrs Saint als Person weiß, so wussten doch alle über ihre Armbanduhr Bescheid. Die ganze Stadt beneidete sie darum. Sie war nicht einfach nur eine Uhr, sondern ein Schmuckstück aus Roségold, das mit funkelnden Diamanten besetzt war. Sie war wunderschön, wenn auch keine Uhr, die ich jeden Tag tragen würde, so wie Mrs Saint es tat.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie das elegante Schmuckstück an ihrem schlanken Handgelenk saß und im Licht schimmerte. In meinem Magen macht sich ein ungutes Gefühl breit. Sam hat diese Uhr schon immer haben wollen. Oh, wie sehr sie sie liebte. Und das Schlimmste daran ist, dass Macons Mutter vor Jahren gestorben ist, was bedeutet, dass die Uhr für ihn bestimmt nicht nur ein Erbstück, sondern auch eine liebevoll gehütete Erinnerung ist.

Benommen presse ich eine kalte Hand an meine heiße Wange. »Sie … ähm … Wann könnte sie denn bitte die Gelegenheit dazu gehabt haben?«

Macon gibt einen verärgerten Laut von sich. »Sie erzählt dir wirklich gar nichts, oder?«

Die Wahrheit tut weh.

»Warum sollte sie mir von einer Uhr erzählen, die sie vielleicht oder vielleicht auch nicht gestohlen hat?«

»Ich dachte, dass Sam zur Miete bei dir wohnt.«

Ich blinzle überrascht.

Vor drei Jahren bin ich als Partnerin in ein gehobenes Cateringunternehmen eingestiegen. Nach einer Weile hat mir Angela, meine Partnerin, ihre Hälfte verkauft, und mein Geschäft wurde so erfolgreich, dass ich mir schließlich einen kleinen Bungalow in Los Feliz kaufen konnte. Ein paar Monate später ist Sam in die Loftwohnung über meiner Garage eingezogen, weil sie gerade knapp bei Kasse war.

Die Wahrheit ist, dass ich nie weiß, wie sie an ihr Geld kommt, da sie nie irgendwelche Jobs erwähnt. Ob ich die kleine Summe erhalte, die sie mir unbedingt als Miete zahlen will, ist Glückssache, und da ich eigentlich kein Geld von ihr brauche, habe ich gelernt, mich nicht darauf zu verlassen.

Aber ich dachte, dass wir uns immerhin so nah stünden, dass Sam es mir erzählen würde, wenn sie sich mit Macon trifft. Ich hatte keine Ahnung, dass sie überhaupt wieder Kontakt miteinander haben.

»Das bedeutet nicht, dass ich alles weiß, was in ihrem Leben vor sich geht«, sage ich schließlich.

Macon gibt einen Laut von sich, der viel zu mitleidig klingt, bevor er in übertrieben geduldigem Ton etwas erwidert. »Sam ist seit einem Monat meine Assistentin. Obwohl mir schnell klar wurde, dass sie mit ihren Qualifikationen massiv übertrieben hat.«

Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich bin froh, dass sie kein Paar sind. Wenn Sam und Macon wieder zusammengekommen wären, wäre er unweigerlich auch wieder zu einem Teil meines Lebens geworden. Aber er ist ein Teil ihres Lebens, nicht wahr? Sie arbeiten seit einem Monat zusammen. Und Sam hat mir nie etwas erzählt. Der Schmerz lässt meine Schläfen dumpf pochen.

»Ich war eine Woche lang unterwegs«, fährt er fort. »Gestern bin ich nach Hause gekommen, und Sam war verschwunden. Es fehlen ein paar Gegenstände, darunter die Uhr.«

»Was hatte sie in deinem Haus zu suchen?« Angesichts der Frage verziehe ich das Gesicht. Ich will es gar nicht wissen. Wirklich nicht.

Aber ich weiß es längst.

»Meine Assistentin muss rund um die Uhr für mich verfügbar sein«, sagt er, als wäre das offensichtlich. »Ich habe ein Gästehaus. Sam hat darin gewohnt.«

Mir entgeht nicht, dass er mit seinem Tonfall andeutet, dass er es seltsam findet, dass mir nicht aufgefallen ist, dass Sam wochenlang woanders gewohnt hat. Es ist mir aufgefallen. Aber ich bin daran gewöhnt, dass sie kommt und geht. Mein Zuhause ist für sie eher so etwas wie ein Basislager.

»Vielleicht wurde bei dir eingebrochen«, werfe ich halbherzig ein.

»Schwachsinn. Diese verdammte Frau hat mich gebeten, die Uhr ›um der alten Zeiten willen‹ noch einmal sehen zu dürfen, und ich war dumm genug, sie ihr zu zeigen.«

Ich schließe die Augen und fahre mit einer Hand über mein Gesicht. »Tja …«

Mist. Dazu fällt mir nichts mehr ein.

Seine Stimme klingt nun erschöpft und resigniert. »Sag mir einfach, wo sie ist, dann lasse ich dich in Ruhe weiterbacken.«

»Ich weiß nicht, wo sie ist. Aber ich werde sie finden. Und mit ihr reden.«

»Das ist nicht genug. Über den Rest könnte ich beinahe hinwegsehen, aber die Uhr bedeutet mir viel. Dieses Mal ist sie zu weit gegangen. Ich werde die Polizei um Hilfe bitten.«

»Bitte.« Das Wort entringt sich meiner Kehle und brennt auf meiner Zunge. Ich hasse die Tatsache, dass ich es ausgesprochen habe. Aber ich kann es nicht zurücknehmen. »Ich werde dir deine Uhr zurückholen.«

Ich kann nicht zulassen, dass Sam ins Gefängnis wandert. Was auch immer geschieht, sie ist meine Schwester. Und es würde Mama umbringen. Natürlich nur bildlich gesprochen, aber ich hege eine schreckliche Angst, dass es auch buchstäblich passieren könnte. Letztes Jahr haben wir unseren Vater verloren, und die Gesundheit unserer Mutter ist bestenfalls schwach. Eines Tages hab ich mich umgedreht, um sie anzusehen, und war schockiert, wie sehr sie gealtert war, so als hätte mein Vater ihren Lebensfunken mit sich genommen. Sam und ich sind alles, was ihr geblieben ist. Traurigerweise ist sie in Bezug auf Sam immer übermäßig beschützerisch gewesen.

»Du hast vierundzwanzig Stunden, dann rufe ich die Polizei an«, sagt Macon mit einer rauen Stimme, aus der Ungeduld spricht.

»Vierundzwanzig? Willst du mich auf den Arm nehmen?«

»Klinge ich, als wollte ich dich auf den Arm nehmen?«, gibt er zurück.

»Tja, ich musste fragen, wenn man den lächerlichen Zeitrahmen bedenkt, den du gerade vorgeschlagen hast.«

Ich kann auf keinen Fall hören, wie er mit den Zähnen knirscht, aber ich stelle mir vor, dass er es tut. »Das war kein Vorschlag«, presst er hervor. »Es ist eine Frist.«

»Das hier ist L. A., Macon. Hier braucht man mindestens zwanzig Minuten, um sich ein paar Kilometer in jede beliebige Richtung fortzubewegen. An einem guten Tag.« Ich gebe einen Laut der reinen Frustration von mir. »Ganz zu schweigen davon, dass Sam nicht mal in der Stadt sein muss, wenn sie sich wirklich versteckt. Sie könnte rüber nach Vegas gehuscht, hoch nach San Francisco gefahren oder sogar in den Süden nach Cabo abgehauen sein.«

All diese Städte zählen zu Sams beliebtesten Zufluchtsorten, an die sie gerne verschwindet. Nicht dass ich je in der Lage gewesen wäre herauszufinden, wie sie sich das leisten kann. Verdammt, vielleicht ist sie schon die ganze Zeit über als Berufsdiebin unterwegs gewesen.

»Worauf ich damit hinauswill, ist Folgendes«, sage ich angespannt. »Wenn du sie wirklich finden willst, musst du mir mehr Zeit als vierundzwanzig Stunden geben. Ich bin keine weibliche Version von Jack Bauer, verdammt noch mal.«

Ein erstickter Laut, der wie ein unterdrücktes Lachen klingt, schallt aus dem Handy. »Die Vorstellung, wie du durch die Stadt rennst, während über deinem Kopf eine Uhr tickt und die Zeit herunterzählt, wäre den Aufwand beinahe wert.«

Roter Nebel erfüllt meine Sicht. Ich schwöre, wenn er jetzt hier vor mir stünde, wäre er mit einer Schüssel voll Mehl bedeckt. »Wie ich sehe, bist du immer noch ein Idiot.«

»Wie ich sehe, beleidigst du mich immer noch.«

»Du warst schon immer schnell, Macon.« Mist, ich muss mit den Sticheleien aufhören. »Gib mir eine Woche.«

»Zwei Tage.«

Ich schnaube. »Fünf.«

»Drei«, kontert er. »Das ist das Beste, was ich dir bieten kann, Kartoffel.«

Als ich den Namen höre, beiße ich die Zähne zusammen. Das ist nicht viel Zeit, um diese Aufgabe zu erledigen. Aber verdammt, ich kann ihm für seine Wut oder die Tatsache, dass er diese Angelegenheit erledigt haben will, keinen Vorwurf machen. »Abgemacht.«

»Drei Tage«, wiederholt er. Ich entspanne mich ein wenig, bis er hinzufügt: »Dann erwarte ich dich und Sam mit der Uhr in der Hand in meinem Haus.«

»Was?«, zische ich förmlich. »Warum mich? Ich muss nicht dort sein. Ich bin nicht …«

»Doch, das musst du. Ich vertraue Sam nicht. Ohne dich wird sie nicht auftauchen.«

»Sie wird auftauchen.« Und wenn ich ihr mit Tod und Verstümmelung drohen muss. »Ich will nichts mit dieser Wiedervereinigung zu tun haben.« Ich werde Macon auf gar keinen Fall von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Das kann ich nicht.

»Dann hättest du dich nicht in diese Angelegenheit einmischen sollen.«

Arsch. Loch.

Macons Stimme ist hart und kalt. »Das sind die Bedingungen. Akzeptier sie oder lass es bleiben.«

Ich muss glauben, dass er es ernst meint. Der Macon, den ich kannte, hat nie etwas gesagt, das er nicht auch so meinte. Ich hätte das bewundert, wenn er nicht so gemein zu mir gewesen wäre, wann immer wir uns begegnet sind. Bei der Vorstellung, ihn wiederzusehen und einmal mehr auf diesen kühlen, selbstgefälligen Blick zu treffen, dreht sich mir der Magen um.

Ich würde diesen Mann gerne nur ein einziges Mal in die Knie zwingen und dafür sorgen, dass er sich so verzweifelt nach mir verzehrt, wie sich so viele Frauen nach ihm verzehren. Doch so, wie ich momentan aussehe – mit Mehl bedeckt, verschwitzt und mit Haaren, die dringend mal wieder geschnitten werden müssten –, stehen die Chancen dafür nicht besonders gut.

»Delilah? Haben wir eine Abmachung?«

Ich hasse es, wie er meinen Namen ausspricht, ganz abgehackt und gebieterisch, so als wäre er mein Vorgesetzter. Ich umklammere das Handy so fest, dass mir die Hand wehtut. Ich stelle mir vor, wie ich ihm das Ding an seinen großen Kopf werfe. Herr, gib mir die Kraft, genau das nicht zu tun. »Wir sehen uns in drei Tagen.«

Er klingt viel zu zufrieden. »Ich schicke dir eine Textnachricht mit meiner Adresse. Ich freue mich schon darauf, Kartoffel.«

Ich freue mich darauf, meine Schwester zu erwürgen.

Aber zuerst muss ich sie finden.

2. KAPITEL

Macon

Meine Hände zittern, als ich das Handy weglege. Seit zwei Wochen habe ich ständig Schmerzen, also könnte ich es darauf schieben, aber das wäre eine Lüge. Delilah Ann Baker ist der Grund für meine derzeitige Schwäche.

»Verdammt«, murmle ich in mich hinein.

»Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen«, sagt North von der Tür meines Büros aus.

»Ich glaube, dass ich gerade einen heraufbeschworen habe.« Ich drehe mich zum Fenster herum und starre auf das Meer hinaus, das dahinter liegt, aber ich sehe es gar nicht. Ich sehe Delilah. Große Augen, die die Farbe von Ingwerkeksen haben und von dichten, dunklen Wimpern umgeben sind. Ein rundes Gesicht mit einer Stupsnase und vollen rosigen Lippen. Dieser Mund war ständig in Bewegung und spie unablässig verbale Säure in meine Richtung.

Niemand auf der ganzen Welt hat mich je so sehr auf die Palme gebracht wie Delilah Baker.

Herrgott, sie klang noch genau wie früher. Nein, das stimmt nicht, sie hat mich noch genauso sehr wie früher beschimpft, aber ihre Stimme hat sich verändert. Sie ist jetzt ein wenig anders und verfügt über einen Unterton, der an eine sanfte, süße Heiserkeit erinnert, so als hätte sie gerade eine Runde heißen, verschwitzten …

Woher zum Teufel ist dieser Gedanke denn jetzt gekommen?

Ich fahre mit einer Hand über mein Gesicht und schnaube.

North kommt weiter ins Zimmer herein. »Ich vermute, dass dieser Geist nicht Samantha ist, richtig?«

Als ich höre, wie seine Stimme stockt, als er Samanthas Namen ausspricht, stellen sich meine Nackenhaare auf. Irgendwann hat sie eindeutig ihre Klauen in North geschlagen und nun spürt er die Auswirkungen. Das macht mich wütend. Wo immer Sam auch hingeht, hinterlässt sie Verwüstung. Diese Lektion habe ich schon vor langer Zeit gelernt, aber wie ein Trottel ignoriert, als sie zu mir kam und mich um einen Job anbettelte.

Jeder wird irgendwann erwachsen, redete ich mir ein. Auch Sam. Allerdings war sie nicht erwachsen geworden. An jedem einzelnen Tag, an dem sie für mich arbeitete, versuchte sie mich ins Bett zu bekommen. Das war verflucht unangenehm, wenn man bedenkt, dass ich es nicht mal ertragen kann, mit ihr im selben Raum zu sein. Ich wusste, dass ich sie feuern musste. Aber ich hatte keine Zeit dafür. Als ich endlich die Gelegenheit erhielt, was sie schon weg.

Ich denke an die Uhr meiner Mutter, und reine, brennende Wut versengt meine Eingeweide. Die Uhr ist kitschig und absolut nicht mein Geschmack, aber wenn ich sie sehe oder in der Hand halte, bin ich sofort bei ihr.

Meine Mutter war eine recht abwesende Gestalt in meinem Leben. Sie hatte ihre eigenen Probleme. Aber ich habe auch gute Erinnerungen an sie – wie sie mich als Kind im Arm hielt, mein Haar streichelte oder mir etwas vorlas. Und in jeder Erinnerung, die ich an sie habe, trägt sie die Uhr an ihrem schlanken Handgelenk. Jetzt ist sie weg, und ich verspüre den Verlust meiner Mutter von Neuem. Eine tiefe Panik macht sich in meiner Brust breit.

Diese verdammte Samantha. Sie hat in vielerlei Hinsicht Narben hinterlassen, aber das Schlimmste daran ist, dass ich es zugelassen habe. Sie ist die Letzte in einer langen Reihe von Personen, denen ich vertraut habe, nur um dann von ihnen hintergangen zu werden.

»Nein«, presse ich hervor und erinnere mich daran, dass North auf eine Antwort wartet. »Ich kann sie nicht finden.«

Er zuckt zusammen, und sein Kiefer mahlt. »Das ist meine Schuld.«

»Deine Schuld? Inwiefern?«

Er verschränkt die Arme vor der Brust und starrt mich mit grimmiger Entschlossenheit an. »Ich bin dein Leibwächter. Wenn dir etwas zustößt, während ich im Dienst bin, ist es meine Schuld.«

Müde und für meinen Geschmack viel zu nervös lege ich meine Hände auf meinen Bauch. So gut wie jeder Zentimeter meines Körpers tut auf irgendeine Weise weh, aber diese Haltung lässt mich den Schmerz zumindest für den Moment einigermaßen ertragen. »Nicht wenn ich dich deinen Job nicht richtig machen lasse. Außerdem bin ich derjenige, der dumm genug war, Sam so sehr zu vertrauen, dass sie sich allein in meinem Haus aufhalten durfte.«

Ein Augenblick der reinen Nostalgie hat mein Urteilsvermögen getrübt. Ich sah Sam an und erinnerte mich an … alles.

North verspannt sich und sieht aus, als würde er protestieren wollen, aber er sagt kein Wort. Stattdessen starrt er aus dem Fenster, so wie ich es eben noch getan habe. »Wenn du Samantha also nicht gefunden hast, wer ist dann dieser Geist?«

Ich verziehe die Lippen, aber es ist kein Lächeln. Dafür bin ich zu … verunsichert. »Delilah.«

Ihren Namen einfach nur laut auszusprechen, hat schon eine gewisse Macht, so als ginge ich damit das Risiko ein, sie persönlich herbeizubeschwören. Im Geiste verpasse ich mir eine Ohrfeige. Die Schmerzmittel, die ich nehme, führen eindeutig zu Stimmungsschwankungen. Trotzdem kann ich das Gefühl nicht abschütteln, dass ein Teil von ihr direkt neben mir steht und mir mit einem missbilligenden Stirnrunzeln über die Schulter schaut.

Für eine erstickende Sekunde sehe ich sie glasklar vor mir, genau so, wie sie am Abend des Abschlussballs aussah. Sie steht in ihrem grünen Satinkleid vor mir, das sich an ihre Kurven schmiegt, was mir damals gar nicht hätte auffallen dürfen. In ihren goldbraunen Augen brennt feuriger Hass, und ihre Haut ist vor Wut ganz dunkel.

Selbst mit siebzehn wusste ich schon zu schätzen, wie umwerfend sie aussah, wenn sie wütend war. Ich war vollkommen sprachlos und brachte kein Wort heraus, während sie mich mit ihren Worten zerfetzte.

Das Letzte, was sie zu mir sagte, war, dass ich wertlos sei und sie mich hasse. Sie meinte es ganz eindeutig so und stand mit jeder Faser ihres Seins hinter dieser Aussage.

Ich lecke über meine trockenen Lippen. »Sie ist Sams Schwester.«

North zieht die Augenbrauen hoch. »Samantha hat eine Schwester?« Er klingt ein wenig entsetzt.

»Keine Sorge. Sie ähneln sich kein bisschen.« Ich bewege meine angespannten Schultern, und der Schmerz fühlt sich beinahe gut an. »Delilah ist …« Verdammt, sogar jetzt kollidiert mein jugendliches Ich mit meinem aktuellen Ich. Beide ringen darum, die richtigen Worte zu finden, um sie zu beschreiben. »Direkt.«

North schaut mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. So fühle ich mich auch.

Ich zucke mit den Schultern und versuche es erneut. »Bei Delilah bekommt man genau das, was man sieht. Sie redet nicht um den heißen Brei herum.« Egal wie weh es tut. »Sie schert sich nicht darum, ob man von ihr beeindruckt ist oder nicht.«

»Klingt, als würdest du sie gut kennen.«

Kenne ich Delilah? Ja, ich kenne sie, auch wenn sie das hassen würde. Und sie kennt mich. Ein seltsamer Krampf fährt durch meine Brust – zum Teil Erregung und zum Teil Abscheu –, so als würde man mich gegen meinen Willen nackt ausziehen und als wäre ich mir nicht sicher, ob es mir gefällt oder nicht

»Wir sind zusammen aufgewachsen. Sam, Delilah und ich.«

Die drei verkorksten Musketiere. Denn auch wenn Sam und ich uns gemein verhielten und ständig versuchten, Delilah auszuschließen, war sie immer ein Teil der Gleichung. Immer.

»Weiß Delilah, wo Sam ist?«

»Sie behauptet, es nicht zu wissen.« Mist, mein Nacken ist verspannt. Ich hebe den Arm, um ihn zu massieren, und meine Rippen schreien protestierend auf.

North kneift die Augen zusammen. Er weiß, dass ich Schmerzen habe, spricht das Thema aber zum Glück nicht an. »Du hast gerade gesagt, dass Delilah sehr direkt ist. Also glaubst du ihr?«

»Ja. Leider.« Ich starre wieder aufs Meer hinaus. Jetzt steht alles auf dem Kopf. »Und wenn Delilah sie nicht finden kann, kann es niemand.« Was bedeutet, dass die Uhr meiner Mutter wahrhaftig verloren ist. Ich wäre nicht überrascht, wenn Sam sie bereits verpfändet hätte.

Meine Wut wird so stark, dass sie mich erstickt. Sam hat mir schon zu viele Dinge genommen – meine Erinnerungen, meine verdammte Sicherheit –, und ich kann ihr nicht mehr vergeben. Ich muss die Polizei anrufen. Ich muss die Uhr aufspüren und nicht weiter an eine gewisse unverschämte Frau mit einer Stimme wie Honig mit Arsen denken.

Delilah.

Ihr Name wirbelt ohne Vorwarnung in meinem Geist umher, drängt sich immer tiefer hinein und lässt sich dort nieder. Sie kommt her – mit oder ohne Sam. Ich wette darauf, dass sie allein auftaucht. Ob sie es nun zugeben will oder nicht, Delilah weiß ebenso gut wie ich, dass Sam erst dann zurückkommt, wenn sie dafür bereit ist, sobald sie einmal die Flucht ergriffen hat.

Wie dem auch sei, ich werde mit Delilah zu tun haben. Meiner alten Feindin. Der einen Person, die ich nie ignorieren konnte. Irgendwie ist es ihr immer gelungen, sich an jeder Verteidigung, die ich errichtet habe, vorbeizuschleichen.

Aber diesmal habe ich den Heimvorteil. Das klingt verflucht kindisch, aber ich stelle fest, dass ich mich immer mehr darauf fixiere – und dass ich mich immer mehr auf sie fixiere: Wird sie immer noch genauso aussehen? Wird sie mich immer noch so sehr hassen wie früher?

Automatisch ziehe ich meine Geldbörse aus meiner Hosentasche und hole die zerknickte Visitenkarte heraus, die darin steckt.

Auf einem satten pinkfarbenen Hintergrund steht dort in fetten, grellen orangefarbenen Buchstaben Dear Delilah Catering Co. Die Farben sind zu fröhlich für das mürrische Mädchen, das ich kannte, aber die altmodische Visitenkarte passt hundertprozentig zu Delilah, die schon immer dazu neigte, ganz formell und gestelzt zu reden, wenn sie nervös wurde.

Ich spüre, wie ein Lächeln an meinen Lippen zupft, und das macht mich wütend. Die eine Schwester hat mich bestohlen und ausgenutzt. Und nun kommt die andere Schwester, die mir einst vorwarf, eine wertlose, herzlose Seele zu sein, her, um mich zu sehen. Zweifellos wird sie sich für Sam einsetzen und einmal mehr bereit sein, den Kopf für ihre kleine hinterlistige Schwester hinzuhalten.

Auch das macht mich wütend. Aber ich kann das Gefühl der Vorfreude in meinem Bauch nicht leugnen. Ich schreibe Delilah eine Textnachricht mit meiner Adresse und teile ihr mit, dass sie sich an dem Tag, an dem die Frist endet, um siebzehn Uhr bei mir einfinden soll. Ich kann nicht anders, als ein drohendes »Sonst kannst du was erleben« hinzuzufügen, weil ich weiß, dass sie das fuchsteufelswild machen wird. Als sie mit einem Emoji antwortet, das die Augen verdreht, und mir schreibt, dass ich mich verziehen soll, damit sie in Ruhe backen kann, lächle ich breit.

Ob mir die ganze Situation nun gefällt oder nicht, ich genieße es immer noch, sie in den Wahnsinn zu treiben, und ich kann es kaum erwarten, dass sie hier auftaucht.

3. KAPITEL

Delilah

DeeLight an SammyBaker: Da du deine Textnachrichten nicht anschaust, kontaktiere ich dich jetzt über Instagram und Facebook-Messenger. Sorg nicht dafür, dass ich auch noch anfange, dich öffentlich über Snapchat anzuschreiben. Ich weiß, was du Macon angetan hast. Wenn du auch nur einen Funken Ehre im Leib hättest, würdest du deinen Hintern nach Hause schwingen.

DeeLight an SammyBaker: Irgendwann musst du nach Hause kommen. Und ich habe Messer, Sam. Verflucht scharfe Messer.

DeeLight an SammyBaker: Erwähnte ich, dass ich mit diesen Messern in weniger als einer Minute ein Hühnchen entbeinen kann?

DeeLight an SammyBaker: FEIGES HUHN!

Ehrlich gesagt dachte ich, dass ich wüsste, wie sich Verzweiflung anfühlt. Aber nun wird mir klar, dass ich in Bezug auf dieses Thema bislang vollkommen ahnungslos gewesen bin. Wie ich mittlerweile gelernt habe, ruft Verzweiflung eine demütigende Menge an Magenbeschwerden und zitternden Händen hervor. Ich habe es satt – wirklich einfach nur satt. Ich will es Sam gleichtun und verschwinden. Herr im Himmel, zu verschwinden klingt jetzt gerade wie die Antwort auf all meine Gebete.