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Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden
Anna Jones will vor allem eins: einen guten Collegeabschluss. Dass sie sich in den Star-Quarterback Drew Baylor verliebt, passt daher ganz und gar nicht in ihren Plan. Auch nach der ersten gemeinsamen Nacht mit ihm ist Anna sich sicher, dass daraus nicht mehr als ein One-Night-Stand werden darf. Daher stellt sie gleich ein paar Regeln auf, um ihr Herz vor dem charmanten Footballspieler zu schützen. Aber Drew will Anna für sich gewinnen. Und wenn er beim Football eins gelernt hat, dann, dass man hartnäckig bleiben muss, wenn man den Sieg davontragen will.
"Sexy und sehr gefühlvoll. Uneingeschränkt empfehlenswert!" DEAR AUTHOR
Auftaktband der GAME-ON-Reihe von NEW-YORK-TIMES- und USA-TODAY-Bestseller-Autorin Kristen Callihan
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Seitenzahl: 638
Titel
Zu diesem Buch
Widmung
Prolog
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Epilog
Die Autorin
Die Romane von Kristen Callihan bei LYX
Impressum
KRISTEN CALLIHAN
Game On
MEIN HERZ WILL DICH
Roman
Ins Deutsche übertragen von Christian Bernhard
Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden
Anna Jones will vor allem eins: einen guten Collegeabschluss. Dass sie sich in den Star-Quarterback Drew Baylor verliebt, passt daher ganz und gar nicht in ihren Plan. Auch nach der ersten gemeinsamen Nacht mit ihm ist Anna sich sicher: Mehr als ein One-Night-Stand darf die Sache nicht werden. Aber Drew hat sich in den Kopf gesetzt, Anna für sich zu gewinnen. Und wenn er beim Football eines gelernt hat, dann, dass man hartnäckig bleiben muss, wenn man den Sieg davontragen will.
Für all diejenigen, die Liebe gefunden haben.
An frischen Herbsttagen und während lauter Jubelschreie auf Collegefootballspielen.
Anna
Es ist der erste Vorlesungstag, und ich bin zu spät. Ich würde mich gerne rausreden – Probleme mit dem Auto, den Weg zum Kursraum nicht gefunden, von einem Schwarm Bienen angegriffen, als ich über den Hof ging, irgendwas. Aber ich fahre ein Mofa. Ich bin im vierten Studienjahr, also weiß ich inzwischen, wohin ich muss. Und die Bienen sind bei den Blumen geblieben. In Wahrheit habe ich angehalten, um eine Diet Coke und eine Tüte Cashewnüsse runterzuschlingen, bevor ich mich zu meinem Kurs bequemt habe. Weil ich Hunger hatte und manche Dinge eben nicht warten können. Trotzdem hasse ich es, zu spät zu kommen. Man sollte keine schlechten Präzedenzfälle schaffen.
Der böse Blick meiner Dozentin ist mir schmerzlich bewusst, als ich mit mir selbst schimpfend einen der Gänge zwischen den Tischreihen entlanghusche. Ich rutsche gerade auf einen Stuhl in der hintersten Reihe, als ein Typ mit geschwellter Brust genauso eilig den Gang entlangkommt und sich an den Tisch neben mir setzt. Ich halte den Kopf gesenkt, ziehe meinen Schreibblock hervor und versuche organisiert und bereit für die Vorlesung zu wirken. Ich glaube zwar nicht, dass ich meiner Dozentin etwas vormachen kann, aber immerhin sagt sie nichts zu mir, als sie anfängt, die Anwesenheit zu überprüfen. Als ich an der Reihe bin, Namen und Collegejahr zu nennen, atmet jemand rechts von mir scharf ein.
Als ich den geschockten Laut höre, drehe ich mich um. Und sehe ihn. In der Sekunde, als sich unsere Blicke treffen, durchläuft mich ein heißes Prickeln, das mir den Atem raubt und meine Nippel hart werden lässt. Das Gefühl macht mich so nervös, dass ich nur dasitzen kann, während meine Hand zur Brust zuckt, um mein Herz daran zu hindern, herauszuspringen.
Merkwürdigerweise starrt der Kerl zurück, als würde er den gleichen seltsamen Kick verspüren. Was nicht sein kann; kein Typ hat mich je angestarrt. Also liegt es vielleicht nur daran, dass ich ihn anstarre. Nur dass er nicht wegsieht. Noch merkwürdiger ist, dass es sich anfühlt, als würde ich ihn kennen, und zwar schon seit Jahren. Was lächerlich ist. Er kommt mir zwar seltsam bekannt vor, aber ich würde mich garantiert daran erinnern, wenn ich ihn schon einmal getroffen hätte. Einen so attraktiven Typen vergisst man nicht so leicht. Ich weiß nicht, warum ich diese Verbindung spüre, aber sie gefällt mir nicht. Genauso wenig wie mein inneres glückliches Aufkreischen – als wäre ich in Gedanken Männer shoppen gewesen und hätte in diesem Moment genau den richtigen gefunden.
Ohne den Blick von mir zu wenden, redet er plötzlich los. Ich bin vollkommen verwirrt, bis ich begreife, dass er Professor Lambert antwortet. »Drew Baylor. Viertes Studienjahr.«
Seine Stimme ist wie dunkle Schokolade in einer heißen Sommernacht. Und sie verursacht Aufregung. Die Studenten um uns herum scheinen plötzlich aus ihrer morgendlichen Umnebelung aufzutauchen, drehen sich um, starren und fangen an, miteinander zu flüstern. Doch er ignoriert sie alle und sieht nur mich an. Das macht mich nervös. Drew Baylor. Sein Name geht als ein Raunen durch den Raum.
Langsam dämmert es mir. Der Quarterback. Ich habe den Mitgliedern unseres sagenhaften Footballteams bislang kaum Beachtung geschenkt, deshalb hatte ich bisher nur eine vage Vorstellung von seiner Existenz; so wie man schon einmal von einer bestimmten Studentenverbindung gehört hat oder weiß, dass die Bibliothek sonntags um neunzehn Uhr zumacht. Die Enttäuschung setzt schnell und heftig ein. Ich habe null Interesse daran, den Star-Quarterback kennenzulernen. Mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust drehe ich mich weg und versuche, ihn zu ignorieren. Leichter gesagt als getan.
Als der Kurs zu Ende ist, ist mein erster Instinkt zu fliehen. Nur dass meine Flucht, kaum begonnen, ein abruptes Ende nimmt, als ich beinahe gegen eine massive Wand aus Brustmuskeln renne. Ich muss nicht hochsehen, um zu wissen, wer sich da vor mir aufgebaut hat. Wir stehen einander stumm gegenüber, ich starre auf seine Brust, sein Blick brennt wahrscheinlich gerade ein Loch in meinen Kopf. Verärgert straffe ich die Schultern und zwinge mich, unnahbar zu wirken. Mist, wie sieht »unnahbar« eigentlich noch mal aus?
Es spielt keine Rolle mehr, denn unsere Blicke begegnen sich schon wieder. Ein Fehler. Ich glaube, meine Knie werden weich. Ich bin mir nicht ganz sicher, denn mein Hirn ist gerade mit einer quietschenden Vollbremsung zum Stillstand gekommen. Schnell sehe ich weg. Du meine Güte, er hat eine unglaubliche Präsenz! Wellen der Hitze und Dynamik strahlen von ihm ab. Ich glaube, ich schwanke ein bisschen. Er steht dicht genug vor mir, dass ich die kurzen Bartstoppeln auf seinem ausgeprägten Kinn sehen kann und den goldenen Schimmer seiner braunen Haare bemerke. Er trägt sie relativ kurz, an einigen Stellen stehen sie vom Kopf ab, an anderen sind sie ein wenig platt gedrückt, als hätte er sich aus dem Bett gewälzt und vergessen zu duschen oder wenigstens seine Haare zu kämmen. Allerdings bezweifle ich Ersteres stark, denn er duftet fantastisch – nach warmen Birnen und frischer Luft. Ich kann mich gerade noch beherrschen, mich nicht vorzubeugen, um an ihm zu schnuppern. Das Schweigen zwischen uns wird immer unangenehmer, bis ich es mir nicht mehr verkneifen kann, wieder hochzusehen. Gerade rechtzeitig, um ihn dabei zu erwischen, wie er ertappt zurückzuckt, als hätte auch er verstohlen an mir geschnuppert. Unwahrscheinlich.
Er schiebt lässig die Hände in die Hosentaschen und lächelt entspannt, wodurch ein kleines Grübchen auf seiner linken Wange erscheint.
Ich überlege gerade, meine anfängliche ablehnende Haltung zu überdenken und zurückzulächeln, als er den Mund aufmacht und damit alles verdirbt.
Sein angenehmer Tonfall überwältigt mich, noch bevor seine Worte einen richtigen Sinn für mich ergeben. »Hey, Big Red.«
Meine Welt kommt zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten mit einem lauten Quietschen zum Stillstand. Was zur Hölle …? Zu schockiert, um ihn auch nur anständig böse anzufunkeln, starre ich nur vollkommen perplex zu ihm hoch.
Er schielt zurück, immer noch mit diesem dümmlichen Lächeln im Gesicht, als warte er darauf, dass ich antworte.
Mein Hirn hat sich aufgehängt. Er hat mich Big Red genannt. Big, verdammt noch mal, Red. Seine Bemerkung hat mich wie ein Schlag in die Magengrube getroffen. Allerdings kommt er nicht von ungefähr. Ich habe tatsächlich rote Haare. »Red« genannt zu werden gehört nun mal dazu. Und das ist es auch nicht, was mich stört. Es ist das »Big«. Dass ich fast während meiner ganzen Teenagerzeit pummelig war, hat mich sensibel für solche Ausdrücke gemacht. Es spielt keine Rolle, dass ich heute eher kurvig als dick bin, dass ich meinen Körper mag. Ein dummes Wort von diesem Typen, und der ganze Schmerz kommt trotzdem wieder hoch.
Irgendwie finde ich meine Stimme wieder. »Was hast du gerade gesagt?«
Er scheint ein wenig zusammenzuzucken, dann kneift er leicht die Augen zusammen. »Äh … wenn ich jetzt ›nichts‹ sage, können wir dann so tun, als wäre nichts passiert?«
Seine Bemerkung bringt mich beinahe zum Lachen, was mich noch mehr irritiert. »Nein.«
Er verlagert sein Gewicht auf den anderen Fuß. »Bleib locker. Ich habe nur versucht …«
»Erzähl mir nicht«, ich zeige mit dem Finger auf ihn, »dass ich locker bleiben soll, wenn du mich gerade beleidigt hast, Kumpel.«
»Kumpel?« Er gibt ein ersticktes Lachen von sich.
»Ich bin nicht ›big‹«, fahre ich ihn an. In meiner Stimme schwingt mehr Schmerz mit, als ich zugeben möchte. Und das macht mich noch wütender.
Sein Kopf zuckt zurück, als hätte ich ihn überrascht. Es ist nur eine kleine Bewegung, die er sofort zu überspielen versucht, indem er die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich wollte dich nicht beleidigen. Glaub mir, ich habe damit nur deine allerbesten Seiten gemeint.« Er lässt den Blick aus seinen karamellbraunen Augen nach unten wandern und streift damit meine Brust.
Sofort habe ich das Gefühl, mein Oberkörper wäre entblößt. Und zu meinem absoluten Entsetzen werden meine Nippel hart.
Als er es bemerkt, zieht er scharf die Luft ein.
Scheiße. »Hey, guck hoch, du Idiot.«
Wieder zuckt er zusammen, und sein Blick schnellt zu meinem Gesicht. »Sorry«, sagt er, allerdings kein bisschen verlegen. »Ich würde ja gerne behaupten, es kommt nicht wieder vor, aber das kann ich dir ehrlich gesagt nicht versprechen, Red.«
»Herrgott, du bist wirklich unglaublich.«
Er kratzt sich im Nacken und blinzelt mich an, als wäre ich zu einem schmerzhaften Anblick geworden. »Hör zu, können wir noch mal von vorn anfangen?« Er streckt eine riesige Hand aus, die in einen Unterarm mit sehnigen Muskeln übergeht. »Hi, ich bin Drew.«
Da ich seine Hand nicht ergreife, ist er gezwungen, sie wieder sinken zu lassen.
»Ich weiß, wer du bist.«
Sein Lächeln kehrt zurück. Diesmal wirkt es viel zu selbstzufrieden.
»Du hast vor weniger als einer Stunde vor dem versammelten Kurs deinen Namen gesagt«, erinnere ich ihn.
Auch wenn sein selbstsicheres Gehabe kurz ins Wanken gerät, gibt er nicht so schnell auf, das muss ich ihm lassen. »Na ja, zumindest hast du ihn dir gemerkt. Ich mir deinen auch, Anna Jones.«
Ich versuche, meine Überraschung zu verbergen, und verschränke die Arme vor der Brust. »Gut, dann muss ich nicht noch mal von vorn anfangen. Ich habe nämlich absolut kein Interesse daran, mit irgendeinem arroganten Blödmann zu reden, der meine Brüste anglotzt und mir idiotische Namen verpasst.« Ich sollte gehen, doch jetzt komme ich erst richtig in Fahrt. »Red? Ernsthaft?«
Er starrt mich nur an. Diesmal perplex, als könne er nicht glauben, dass ihn irgend so eine verrückte Tussi anschreit.
»Wie wäre es mal mit was Originellem?«, fahre ich fort, als wäre ich ganz und gar nicht verrückt. »Wieso nennst du mich nicht Blondie?«
Ein kurzes Lächeln. Weiße Zähne blitzen auf. »Eine esoterische Herangehensweise, hm? Könnte funktionieren. Wobei das für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr in Richtung Sarkasmus geht.«
Ich blinzele. Bei seiner Antwort durchläuft mich schon wieder ein Prickeln. Ein hübsches Gesicht ist eine Sache. Einen wachen Verstand finde ich beinahe unwiderstehlich. Ganz besonders in Verbindung mit diesem Grinsen, das er aufgesetzt hat. Es liegt weder Verärgerung noch Triumph darin, er wartet einfach auf die nächste Vorlage und hat seinen Spaß dabei. Noch seltsamer ist allerdings, dass ich Spaß daran habe. Ich muss mir große Mühe geben, meine ausdrucklose Miene beizubehalten, als ich antworte: »Ich weiß nicht, ob dir das schon mal jemand verraten hat, Baylor, aber es gibt da etwas, das nennt sich Rufname.« Ich merke, dass ich mich zu ihm vorbeuge, und wie auf ein Stichwort macht er es mir nach. Sein Duft und seine Wärme hüllen mich ein und bereiten mir weiche Knie, als ich abschließend hinzufüge: »Du könntest einfach versuchen, den zu benutzen.«
Ich sehe die dünnen weißen Fältchen in seinen Augenwinkeln vom vielen in-die-Sonne-Blinzeln auf dem Spielfeld. Sie vertiefen sich, als er seine Stimme senkt. »Dann also auch nicht Red Hot?« Er muss sich ein Lachen verkneifen.
Ich beiße die Zähne zusammen. »Treib mich nicht in den Wahnsinn.«
Ganz. Falscher. Satz.
Seine Nasenflügel blähen sich leicht, als er scharf Luft holt, und sein Blick wird sengend heiß. »Noch nicht, Jones.«
Zwei zu null für Baylor. Er hat es geschafft, mich auf einen Schlag zu verunsichern und mir einen Spitznamen zu verpassen. Und irgendwie bin ich genau in seine Falle hineingetappt. Hitze steigt mir in die Wangen, während ich dastehe und ihn anstarre wie eine Schwachsinnige. Doch dazu bleibt mir Gott sei Dank sein Kommentar erspart, denn ein Dozent kommt herein, um den nächsten Kurs zu beginnen.
Am nächsten Tag liegt eine Packung Red-Hots-Bonbons auf meinem Tisch. Baylor sagt weder ein Wort zu mir noch sieht er in meine Richtung, aber als ich aufstehe und sie in den Mülleimer schmeiße, zieht er den Kopf ein und liest seine Notizen. Trotzdem sehe ich sein Stirnrunzeln. Gut. Jetzt haben wir uns verstanden. Nur dass ich meinen Triumph wenig später heimlich in meinem Zimmer ruiniere, als ich die Packung Red Hots aufmache, die ich mir selbst gekauft habe, und mir eine Handvoll davon in den Mund stecke. Zuckersüße Schärfe entfaltet sich auf meiner Zunge, hinter den geschlossenen Lidern kann ich nur Drew Baylor sehen, wie er langsam seinen Blick an meinem Körper auf- und abwandern lässt. Mir wird heiß und ich verzehre mich so vor Verlangen, dass ich in mein Kissen stöhne. Die restliche Nacht tue ich kein Auge zu.
Drew
Meine Mutter hat mir einmal gesagt, der wichtigste Moment in meinem Leben würde nicht der sein, in dem ich die National Championship oder den Super Bowl gewinne, sondern der, in dem ich mich verliebe. Im Leben, so behauptete sie beharrlich, komme es darauf an, wie und mit wem man es verbringe, und nicht darauf, womit man sein Geld verdiene. Da sie mir das sagte, als ich sechzehn war, habe ich nur die Augen verdreht und weiter meine angetäuschten Pässe geübt. Aber meine Mutter ließ sich nicht beirren. Du wirst schon sehen, Drew, sagte sie. Eines Tages wird sich die Liebe anschleichen und dir einen Schlag auf den Hinterkopf verpassen. Dann wirst du es verstehen.
Wie sich jetzt herausstellt, hat sich meine Mutter zumindest in einer Hinsicht geirrt. Als die Liebe zu mir kam, hat sie sich nicht angeschlichen. Nein, sie kam geradewegs auf mich zu, nur für den Fall, dass ich sie nicht beachte. Aber einen Schlag auf den Hinterkopf hat sie mir tatsächlich verpasst. Und ich würde meiner Mutter sehr gerne sagen, dass sie in dem Punkt recht hatte, doch sie ist tot. Diese Tatsache schmerzt jetzt, da es mich erwischt hat, sogar noch mehr. Oder besser gesagt, jetzt, da es mich umgehauen hat. In die Knie gezwungen. Jetzt, da ich total am Arsch bin. Wie auch immer man dieses Desaster bezeichnen möchte. Denn das Objekt meiner Begierde hasst mich. Ich bin Manns genug, um zuzugeben, dass der Trümmerhaufen, der mein momentanes Liebesleben darstellt, komplett meine Schuld ist. Ich war nicht auf Anna Jones vorbereitet. Ich zucke immer noch zusammen, wenn ich mich daran erinnere, wie ich sie zu Beginn des Semesters zum ersten Mal gesehen habe. Zu spät zum Kurs bin ich zu einem Stuhl in der hintersten Reihe gehechtet und habe versucht, dabei möglichst unbemerkt zu bleiben. Ich kann auf dem Campus nirgendwohin gehen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Und auch wenn sich das wie etwas Tolles anhört, wird es mit der Zeit verdammt anstrengend.
Als bei der Anwesenheitsüberprüfung die hinterste Reihe erreicht wurde, ertönte neben mir plötzlich eine weiche Stimme, voll und geschmeidig wie Ahornsirup. »Anna Jones.«
Nur ihren Namen. Mehr hat sie nicht gesagt. Aber es fühlte sich an, als würden heiße Fingerspitzen an meinem Rückgrat hinuntergleiten. Und dann sah ich sie, so verdammt hübsch, dass ich augenblicklich nicht mehr klar denken konnte. Man hätte mich genauso gut im Spiel umnieten können. Atemlos und mit schwirrendem Kopf konnte ich nur gaffen. Ich werde jetzt nicht behaupten, es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen. Nein, es war mehr so etwas wie Oh-zum-Teufel-ja-bitte-das-hätte-ich-gerne. Getoppt von ein bisschen Und-verdammt-noch-mal-jetzt-sofort. Ich dachte erst, ich wäre übermüdet und würde einfach übertrieben auf etwas reagieren, das gar nicht wirklich da war. Deswegen starrte ich Anna Jones einfach weiter an und versuchte, mir einen Reim auf meine extreme Reaktion zu machen.
Als würde sie meinen Blick spüren, drehte sie sich um, und – verdammt – sie hat diese unglaublich großen Augen, die wie bei einer Katze ein ganz kleines bisschen schräg stehen. Zuerst dachte ich, sie wären braun, aber bei näherem Hinsehen leuchten sie flaschengrün. Und in diesem Moment funkelte sie mich wütend aus ihnen an. Es war mir egal. Nur ein einziges Wort ging mir permanent im Kopf herum: meine! Ich habe absolut keine Erinnerung an den Rest des Kurses. Anstatt der Vorlesung zu folgen, starrte ich Anna Jones an wie ein zum Tode verurteilter Mann, der zum letzten Mal den Sonnenuntergang sieht. Während sie versuchte, mich zu ignorieren. Bewundernswert. In der Sekunde, als der Kurs vorbei war, sprangen wir fast gleichzeitig auf und wären in der Mitte des Gangs beinahe zusammengeprallt. Und dann benahm ich mich wie ein Idiot. Und alles ging den Bach runter.
In der Gegenwart von Mädchen bin ich noch nie nervös gewesen. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich bisher ein ziemlich abgeschirmtes Leben geführt. Football und der Ruhm, der damit einhergeht, haben mich liebevoll in ihre Arme geschlossen und mir alles gegeben, was ich wollte – Frauen eingeschlossen. Leider wurde ziemlich schnell deutlich, dass Anna nicht gerade zu den größten Anhängern meines Sports gehört. Jammerschade! Wie auch immer. Ich war einfach nicht dafür gerüstet, mit ihr fertigzuwerden, als sie zu mir hochstarrte und eine ihrer herrlich geschwungenen Augenbrauen herausfordernd in die Höhe zog, als wolle sie sagen: Was willst du, verdammt noch mal?
Je länger ich dastand und auf sie hinuntersah, desto bewusster wurde mir, wie absolut trottelig ich auf sie wirken musste. Meine Zunge lag schwer in meinem Mund, und eine Wange begann, wie verrückt zu zucken. Dieses Zucken durfte sie auf keinen Fall bemerken. Also platzte ich mit dem wahrscheinlich dämlichsten Kommentar heraus, den ich je in meinem Leben von mir gegeben habe: »Hey, Big Red.«
Ja. Erschießt mich auf der Stelle. Was zur Hölle hatte ich da gesagt? Was zum Teufel sollte »Big Red« überhaupt bedeuten? Mein Verstand schrie: Tu was, du Idiot! Entschuldige dich. Tritt den Rückzug an! Ich schwöre, ich konnte praktisch die Sirenen heulen hören, das Signal, die Abwehr hochzufahren und sich mit den Photonen-Torpedos zu bewaffnen. Und trotzdem stand ich weiterhin einfach nur da und zwang mich zu grinsen, während mir die Hitze in die Wangen stieg und auf dem Rücken der Schweiß ausbrach. Ja. So cool war ich.
Ihre dunkelgrünen Augen blitzten vor Empörung auf. Und dann gab sie es mir.
Unnötig zu erwähnen, dass ich bei dieser Begegnung gerade so mit dem Leben davonkam und immer noch mit meinen Wunden zu kämpfen habe. Zurückgewiesen zu werden ist ätzend. So ätzend, dass ich seitdem kein Wort mehr mit ihr gesprochen habe. Stattdessen sitze ich während jeder Kursstunde nur stumm und schmachtend neben ihr. Erbärmlich. Irgendetwas muss passieren. Und zwar bald. Denn langsam verliere ich meinen verdammten Verstand.
Anna
Er ist wie der beschissene Nordwind. Sobald er hereingeweht kommt, drehe ich mich in seine Richtung. Gott, ich hasse mich selbst dafür. Und da ist er wieder. Der große massige Sportler, der in den Kursraum geschritten kommt, als würde ihm die Uni gehören. Was gewissermaßen auch stimmt. Football ist hier wie eine Religion, und er ist ihr auserwählter Messias. Was sich irgendwie frevelhaft anhört, wenn man bedenkt, dass er einem brünetten Mädchen auf den Hintern haut, als er es an der Tür zum Kursraum stehen lässt. Und sie kichert – sie kichert! –, als wäre es ein Privileg, vor dreißig anderen Studenten so herablassend behandelt zu werden. Ich schätze, für einige ist es das tatsächlich. Es gibt weiß Gott genug Frauen, die ihm auf dem Campus überallhin folgen; alle wollen sie Drew Baylor kennenlernen, den Star-Quarterback, die fast schon überirdische Erscheinung, die uns bis zur nächsten National Championship führen wird. Die Hoffnungen sind gar nicht mal so unberechtigt. Immerhin hat er das Turnier bereits zwei Jahren in Folge für sie gewonnen. Sogar ich erinnere mich an die Erfolge, daran, wie der Campus komplett ausflippte und jeder nur noch von Drew und seinem Team redete. Ich habe mich beide Male von der Uni in die Sicherheit meines Apartments geflüchtet. Nicht dass das viel gebracht hätte, der ganze Bundesstaat war vom Footballfieber gepackt.
Als wüsste er, dass ich dieses klitzekleine Bedürfnis habe, ihn anzusehen, findet sein Blick meinen, während er durch den Raum schlendert. Diese Augen, goldbraun unter geraden dunklen Augenbrauen. Sein Blick ist konzentriert, starr. Als könnte er damit geradewegs in mich hineingreifen und mein Herz herausreißen.
Oh Gott, alles in mir kommt zum Stillstand. Ich presse meine Oberschenkel fest zusammen, als mein Puls wieder einsetzt. Ich kann mir unmöglich anmerken lassen, dass ich durch einen einzigen Blick von ihm einen trockenen Mund bekomme und um Atem ringen muss. Ich sehe nicht weg – das wäre zu einfach. Stattdessen halte ich seinem Blick drei Sekunden stand, zähle sie im Kopf herunter, während er sich mit lässigen Schritten nähert. Mindestens ein Meter dreiundneunzig, und der Kerl weiß genau, wie er jeden Zentimeter davon bewegen muss. Mühelos. Ich bin mir sicher, er ist noch nie gestolpert, nie mit dem Hintern gegen einen Tisch gestoßen, um zu seinem Platz zu kommen. Nein, nicht Battle Baylor. Lächerlicher Name. Offenbar hat er ihn sich verdient, weil er niemals aufgibt. Dank einer scheinbar endlosen Reihe von Studenten und Professoren, die ständig vom Footballteam schwärmen, weiß ich inzwischen viel zu viel über Baylors Talent.
Ich klinge wahrscheinlich wie ein Snob. Vielleicht bin ich auch einer. Versteht mich nicht falsch, das hier ist der Süden, ich weiß, wie wichtig den Leuten Football ist. Hier unten werden Maskottchenhunde in Mausoleen beigesetzt, während des Spiels ein Picknick auf der Ladefläche eines Pick-ups abzuhalten ist eine Kunstform, und zu einem Match ziehen sich die Frauen an, als würden sie in die Kirche gehen. In gewisser Weise tun sie das auch. In die Kirche des Collegefootballs. Wie dem auch sei, mein persönlicher Bezug zu diesem Sport beginnt und endet damit, dass mein Daddy mich immer weggescheucht hat, wenn ich mich sonntags vor den Fernseher stellte. Und am Montag und am Donnerstag. Gibt es überhaupt einen Wochentag, an dem kein Spiel läuft?
Meine einzige persönliche Erfahrung mit Sportlern hatte ich in der Highschool. Komplette Ignoranz gegenüber meiner Existenz fällt mir da ein. Bis auf das eine Mal, als es eine Truppe von ihnen geschafft hatte, mich auf dem Flur zu umzingeln. Sie haben mir abwechselnd in meinen »fetten« Arsch gekniffen. Ich musste eine Woche lang nachsitzen, weil ich einem von ihnen das Knie in die Eier gerammt hatte – eine Strafe, die ich immer noch absolut unfair finde, besonders da keiner von ihnen dazu verdonnert wurde.
Ich verstehe Footballspieler einfach nicht. Ich kapiere nicht, warum man das Bedürfnis hat, sich von einem anderen Typen vermöbeln zu lassen, während man einen Ball durch die Gegend wirft. Ich mag Musiker. Drahtige Kerle mit langen Haaren und unruhigem Blick. Augen, deren Tiefen man ergründen möchte. Keine Blicke, die dir unmissverständliche Botschaften senden. Keine Augen, die ausdrücken: Ich weiß, wer ich bin, und es gefällt mir. Außerdem weiß ich, wer du bist. Ich sehe dich, und du kannst dich nicht verstecken.
Baylor kommt näher. Nah genug, dass ich sehen kann, wie sich seine Oberschenkelmuskeln in der ausgeblichenen Jeans bei jedem Schritt anspannen und bewegen. Nah genug, um das flache Sixpack seines Bauchs zu erahnen, obwohl sein T-Shirt um die Taille locker sitzt, während es an seiner Brust eng anliegt. Dieses Shirt, armeegrün mit weißem Schriftzug: Wie oft muss man lecken? Augenblicklich möchte ich es wissen. Ich stelle mir vor, wie ich die Finger in seinen Körper kralle, um mich dem Test zu unterziehen. Ich senke den Blick.
Du bist mir völlig egal. Siehst du? Ich habe mir ein Urteil über dich gebildet und dann weitergemacht. Mir meine Notizen zum Kurs anzusehen ist interessanter. Bei Weitem interessanter.
Er rutscht auf den Stuhl neben mir und streckt die langen Beine in den Gang. Ich spüre seinen Blick auf mir, wie er mich ansieht und auf eine Bestätigung wartet.
Er sitzt seit jenem schrecklichen ersten Vorlesungstag neben mir. Und weil ich mich bei der Platzwahl genauso lemminghaft verhalte wie alle anderen auch, bleibe ich an meinem angestammten Tisch. Es wäre etwas anderes, wenn es sich um einen riesigen Hörsaal handeln würde, der für dreihundert Studenten ausgelegt ist. Dann würde niemand eine Veränderung in der Sitzordnung bemerken. Aber die Säle sind für die Erstsemester bestimmt. Wie beim Viehtrieb stecken sie eine Horde blauäugige Achtzehnjährige hinein und warten ab, wer durchhält. Aber das hier ist Geschichte der Philosophie. Ein weiterführender Kurs, in dem vor allem Studenten im dritten und vierten Jahr sowie ein paar Masterstudenten sitzen, die alle entweder Geschichte als Hauptfach gewählt haben oder ihre letzten Semester mit solchen Kursen auffüllen. Sich umzusetzen würde bedeuten, Schwäche zu zeigen.
Professor Lambert kommt herein, die Vorlesung beginnt. Ich kriege gar nicht mit, wovon sie redet, so abgelenkt bin ich. Mir tut der Nacken weh von der Anstrengung, mich zurückzuhalten, nicht den Kopf zu drehen und Baylor anzusehen. Ein aussichtsloses Unterfangen, ich weiß. Aber ich gebe mein Bestes, so lange wie möglich durchzuhalten. Hatte ich schon erwähnt, dass ich vollkommen aufgeschmissen bin?
Drew
Das Semester läuft seit vier Wochen, und Miss Jones zeigt mir immer noch die kalte Schulter. Im Moment bin ich komplett aus dem Spiel und habe keine Ahnung, wie ich wieder reinkommen soll. Ich wünschte, ich würde Anna genauso durchschauen wie Football.
Der Sport ist mir immer leichtgefallen. Versteht mich nicht falsch, ich reiße mir den Arsch auf, um in Topform zu bleiben. Die wenige freie Zeit, die ich zwischen dem Training und den Kursen habe, geht fürs Work-out und Lernen drauf. Permanent bin ich damit beschäftigt, den körperlichen Schmerz und die geistige Ermüdung zu ignorieren. Aber während eines Spiels? Mühelos. Wenn ich den Ball in den Händen halte, erfüllt mich das mit Kraft. Während des Spiels habe ich keine Angst vor dem dreihundert Pfund schweren Linebacker, der versucht, mich auszuschalten. Ich kontrolliere den Schutzwall aus Mitspielern meines Teams um mich herum, sehe Wege, Lücken, Chancen. Ich rede mit dem Ball, und er hört mir zu, landet viel öfter dort, wo er hinsoll, als andersherum. Wenn sich keine Möglichkeit vor mir auftut, finde ich eine, sprinte mit dem Ball los, vermeide den Zusammenprall, bis ich einen Spielzug machen kann. So einfach ist das. Und es ist absolut fantastisch. Das Grölen der Menge, die Siege, sie machen süchtig. Aber nicht so süchtig wie der Drang, das Ganze noch mal zu machen, den perfekten Pass zu werfen, die Verteidigung mit einer brillanten Ballübergabe oder einem angetäuschten Pass auszutricksen. Denn ich weiß, ich kann es noch besser. Also ja, Football macht mir Spaß. Und ich weiß, wie glücklich ich mich schätzen kann, etwas gefunden zu haben, für das ich Talent besitze, und einer der Besten darin zu sein. Wenn mir meine Eltern eins eingetrichtert haben, dann war das, zu schätzen zu wissen, was man hat. Aber all das macht Anna Jones’ Verachtung noch irritierender. Sie hält mich für aufgeblasen, für einen Muskelprotz. Ich sollte mich von ihr fernhalten. Es gibt massenweise Frauen, die mich kennenlernen möchten. Das gehört irgendwie dazu. Und ich weiß nicht mal, was mich an ihr reizt. Sie ist hübsch, sinnlich sogar, hat das klassische Aussehen eines Pin-up-Girls von früher. Herzförmiges Gesicht, eine hübsche kleine Nase, dunkelrote Locken, die ihr üppig um die Schultern fallen. Aber sie ist eigentlich nicht mein Typ. Normalerweise stehe ich mehr auf Mädchen, die mich nicht ansehen, als wäre ich ein Haar, das sich in ihre Suppe verirrt hat. Warum kriege ich Jones also nicht aus dem Kopf? Ich sehe nur noch ihre Augen, aus denen sie mich wütend anfunkelt, weil sie einen Dreck auf den schönen Schein meines Ruhms gibt. Genau genommen hasst sie ihn. Und das macht mich an.
Jetzt sitze ich hier also krumm auf meinem Stuhl und beobachte, wie sie mit den Armen gestikuliert und ihre herrlichen Brüste wippen, während sie den Einfluss der Philosophie auf die Gesellschaft erläutert.
»Nehmen wir Descartes«, sagt sie gerade. »Sein Ansatz, anstatt das ›Warum‹ einer Frage zu erklären, das ›Wie‹ zu betrachten, hat wesentlich dazu beigetragen, die modernen wissenschaftlichen Methoden voranzutreiben. In der Antike haben die Philosophen unsere Welt verändert, indem sie permanent den Status quo hinterfragten.«
Weil ich will, dass sie von mir Notiz nimmt, sage ich laut: »Da stimme ich zu.«
Ihr wütender Blick aus den dunkelgrünen Augen bohrt sich in mich. Dann reißt sie sich zusammen und sieht schnell wieder nach vorn. Als würde sie jede Form der Kenntnisnahme, auch wenn es nur ein böses Anfunkeln ist, vermeiden wollen.
Sie kann es eindeutig nicht leiden, wenn ich mich auf ihre Seite stelle. Verdammt, sie kann es noch nicht mal leiden, wenn ich mich in irgendeine Unterhaltung einbringe, an der sie beteiligt ist. Es ist, als würde ich sie allein dadurch, dass ich spreche, beleidigen. Was mich ankotzt und nur dazu anstachelt, es noch öfter tun zu wollen. »Nehmen wir zum Beispiel seine Erörterung des Dualismus, nach dem nicht nur der Geist den Körper kontrolliert, sondern der Körper auch den Geist.« Ich grinse, als ich beobachte, wie Annas Anspannung wächst, als ich die Stimme senke und mich an sie wende. »Womit die Leidenschaft das rationale Denken übertreffen und einen dazu veranlassen kann, irrational zu handeln.«
Anna starrt weiterhin stur auf Professor Lambert, aber unter dem Tisch schlägt sie erst ein Bein über das andere und nimmt es dann wieder herunter. Ich habe also doch eindeutig Eindruck auf sie gemacht. Gut. Jetzt sind wir quitt.
»Gibt es einen Grund, warum Sie ausgerechnet den Dualismus erwähnen, Mr Baylor?«, fragt Professor Lambert, und ihr trockener Tonfall lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf sie und den Kurs.
Mist, was habe ich gerade gesagt? Ich setze mich ein wenig gerader hin und räuspere mich, als ein paar jüngere Mädchen aus dem dritten Jahr die Köpfe drehen, um mich anzustarren. »Äh, bloß weil Descartes dafür gesorgt hat, dass die Menschen die Beziehung zwischen Körper und Geist auf eine andere Weise betrachten.« Verdammt, das habe ich verbockt. Mein Gesicht fühlt sich unangenehm warm an. Das war’s, ich werde nichts mehr sagen.
Ich bin dankbar, als sich ein Mädchen in einem Blumenrock einmischt. Nur dass sie dabei Anna verärgert aus zusammengekniffenen Augen ansieht. »Ich würde nicht sagen, dass Descartes so ein Held ist. Seine Ansicht, kein Lebewesen, außer dem Menschen, besäße eine Seele, hat zu weit verbreiteten Misshandlungen von Tieren geführt.« Sie hebt die Stimme, ein wütender Ausdruck erscheint auf ihrem Gesicht. »Vivisektion, Experimente, Vernachlässigung, diese Gräueltaten an Tieren können alle auf Descartes zurückgeführt werden.« Da sie Anna geradezu anschreit, richten jetzt alle ihre Aufmerksamkeit auf die beiden.
Anna zieht jedoch nicht den Kopf ein. Ihre Antwort ist geschmeidig wie Sahne. »Wenn man bedenkt, dass sich mein Argument nicht um Descartes drehte, sondern darum, wie Philosophen generell gesellschaftliche Ansichten verändert haben, hast du gerade meinen Standpunkt untermauert.«
Verdammt, ich mag dieses Mädchen! Ihren schnellen Verstand und ihr Feuer.
Das Blumenmädchen wird jedenfalls rot. »Du willst also einfach ignorieren, welche Missstände seine Theorie in die Welt gebracht hat?«
»Nein«, sagt Anna. »Aber ich finde auch nicht, dass wir das Kind mit dem Bade ausschütten müssen. Er hat auch viele positive Veränderungen bewirkt.«
Trotz meines Entschlusses, die Klappe zu halten, höre ich mich sagen: »Jones hat recht, wir können das Gesamtwerk einer Person nicht an einer negativen Auswirkung messen. Sollten wir nicht nachsichtiger mit dem Mann sein? Er hatte wahrscheinlich gar keine Ahnung, was für einen Schaden er mit ein paar missverständlichen Worten anrichten würde.«
Durch pure Willenskraft versuche ich Anna dazu zu bringen, auf meine Bemerkung zu antworten. Aber sie ignoriert mich stur. Allerdings ist sie die Einzige. Wie üblich, wenn ich rede, richten sich alle Augen auf mich. Es ist nervig, aber ich bin daran gewöhnt. Die Tatsache, dass ich Anna verteidige, bewirkt jedoch auch, dass neugierige Blicke in ihre Richtung geworfen werden.
Ich höre die Blondine, die schon seit Wochen versucht, meine Aufmerksamkeit zu erregen, in einer Lautstärke »flüstern«, die eindeutig dazu bestimmt ist, gehört zu werden: »Jones? Er weiß, wie die heißt?«
Annas Wangen färben sich rot. Angespannt zieht sie die Schultern hoch, und ich könnte schwören, dass sie gegen den Drang ankämpft, den Kopf einzuziehen. Es ist eine seltsame Mischung. Als würde sie sich verstecken wollen und sich gleichzeitig weigern zu kapitulieren. Aber da muss ich mich irren. Nichts an Anna strahlt Schüchternheit aus, und es schien ihr absolut nichts auszumachen, dem Blumenmädchen die Stirn zu bieten. Dennoch zieht sie sich jetzt aus der Diskussion zurück und konzentriert sich darauf, Notizen zu machen.
Da sie nicht mehr an der Unterhaltung teilnimmt, verliere ich ebenfalls das Interesse daran. Stattdessen beobachte ich sie weiter aus den Augenwinkeln und frage mich, ob es irgendein Heilmittel für diese Art von Faszination gibt. Ein geistig gesunder Mann würde aufgeben und sie ziehen lassen. Hält mich das davon ab, ihr nach dem Kurs zu folgen? Ihr nachzuschleichen wie ein räudiger Hund, als sie in Richtung Mensa des Studentenwerks geht? Nein. Natürlich kein bisschen.
Anna
Als ich mit dem College anfing, gefiel es mir. Die Freiheit, mir aussuchen zu können, welche Kurse ich belegen möchte und wann. Der Meinungsaustausch und das Wissen darum, dass die Professoren tatsächlich daran interessiert sind, was ich denke. Sie mögen nicht immer einer Meinung mit mir sein, aber ein kluges Argument wird wertgeschätzt. Mir gefiel die Anonymität des Ganzen. Niemand hier kannte mein altes Ich. Ich war nicht mehr die seltsame Einzelgängerin, von der alle vermuteten, dass sie vor dem Unterricht kifft. Was eine gewisse Ironie hat, wenn man bedenkt, dass mir bis zum College niemals Drogen angeboten wurden. Auf dem College gibt es keine blöden Cliquen. Zumindest keine so inzestuösen wie auf der Highschool. Sicher, man kann eine finden oder gründen, aber es gibt zu viele Studenten, als dass man diese Gruppen überhaupt bemerken würde. Es hat mir gefallen, eine von Tausenden Studierenden zu sein – und nicht eine von hundert Schülern. Das gab mir die Möglichkeit, von vorn anzufangen, ich selbst zu sein, ohne ständig gesagt zu bekommen, dass das nicht gut genug sei. Aber inzwischen habe ich das Lernen satt. Mein Hirn ist müde. Ich will keine Nächte mehr damit verbringen, Hausarbeiten zu schreiben oder für Prüfungen zu büffeln, bis mir der Text vor den Augen verschwimmt. Ich weiß nicht, ob es normal ist, einundzwanzig und ausgebrannt zu sein, aber so fühle ich mich. Ich will einfach nur, dass das alles vorbei ist. Und dabei habe ich noch ein ganzes Jahr vor mir.
Natürlich bringt der Collegeabschluss neue Probleme mit sich, wie zum Beispiel die Frage: Was verdammt noch mal soll ich machen, wenn ich fertig bin? Als Hauptfach habe ich Europäische Geschichte gewählt, weil es mich interessiert – und nicht etwa, weil ich Historikerin werden möchte. Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, was ich eigentlich sein möchte. Oh ja, ich habe eine Liste, was ich mir vom Leben erwarte: Glück, Sicherheit, Abenteuer und so viel Geld, dass ich reisen kann, wann immer ich will. Aber sollte ich nicht wenigstens auch eine ungefähre Vorstellung davon haben, wie ich mein Leben leben will? Läuft das nicht eigentlich so? Aber ich weiß es einfach nicht. Das ist es, was mich in letzter Zeit quält. Und weil mir immer, wenn ich zu lange über die Frage nachdenke, vor Angst ganz schrecklich flau im Magen wird, versuche ich, sie zu verdrängen.
So wie jetzt gerade. Ich will lernen, um nicht an den Rest meines Lebens denken zu müssen. Nur dass ich stattdessen ins Leere starre und mit dem Stift auf meine Kursnotizen klopfe, während ich in der Mensa des Studentenwerks sitze. Um mich herum kommen und gehen Studenten, es herrscht ein beständiges Stimmgewirr, das ab und an von Gelächter durchbrochen wird. Ich weiß gar nicht, wohin ich gerade genau sehe, als ein bekanntes – und unwillkommenes – Gefühl über meine Haut kriecht und sie zum Kribbeln bringt.
Reagier nicht darauf, sage ich mir. Tu’s nicht.
Ich drehe trotzdem den Kopf. Und entdecke ihn sofort. Baylor. Woher weiß mein Körper das? Warum wird er augenblicklich munter, wenn er in der Nähe ist? Es ist, als hätte ich einen eingebauten Drew-Baylor-Radar. Ich sollte von der NSA untersucht werden oder so. Zumindest mein Kopf sollte durchgecheckt werden. Das hier muss unbedingt aufhören. Mein einziger Trost ist, dass er mich genauso anstarrt wie ich ihn. Das hat er vielleicht schon, bevor ich ihn überhaupt bemerkt habe, denn unsere Blicke treffen sich im selben Moment, als ich den Kopf hebe. Ein Summen geht durch meinen Körper, ein tiefer warmer Ton, bei dem sich mein Unterleib zusammenzieht.
Vielleicht sieht er mich an, weil er fasziniert von mir ist. Und obwohl ich weiß, dass ich keine Kröte bin, frage ich mich, warum. Warum sollte er mich anstarren, wenn er ständig von Mädchen umgeben ist, die einfach jeder umwerfend findet. Oh Gott, er denkt wahrscheinlich genau das Gleiche: Sie hört nicht auf, mich anzusehen. Nur dass er sich vermutlich nicht fragt, warum. Alle sehen Baylor an. Genau wie jetzt gerade.
Er befindet sich mit einer Gruppe massiger Footballspieler am gegenüberliegenden Ende der Mensa, und alle Köpfe drehen sich in seine Richtung. Ich dachte immer, Baylor wäre schon groß und breit, aber einer der Jungs neben ihm sieht aus, als würde er kreischende Dorfbewohner zum Frühstück verspeisen. Ein Linebacker würde ich vermuten. Er trägt einen Bart, der so voll und buschig ist, dass er Hagrids jüngerer Bruder sein könnte. Die Jungs lachen, unterhalten sich mit Freunden, die zu ihnen stoßen. Eine Gruppe Mädchen geht direkt auf sie zu, als hätten sie nur auf die Gelegenheit gewartet. Und die Spieler scheinen wahrlich nichts dagegen einzuwenden zu haben. Bis auf Baylor. Er sieht mich immer noch an, seine Miene wirkt fast grimmig und so entschlossen, dass augenblicklich mein Herzschlag beschleunigt. Ich will wegsehen. Ich sollte es, aber stattdessen starre ich vollkommen idiotisch zurück.
»Kennst du Drew Baylor?«
Die Frage springt mich regelrecht an, laut und direkt in mein Ohr, sodass mein Stift klappernd auf den Tisch fällt.
»Verdammt, Iris«, sage ich, als sich meine beste Freundin auf den Stuhl neben mir fallen lässt. »Du hast mich zu Tode erschreckt.«
»Und ich sehe, warum du so abgelenkt gewesen bist.« In ihren dunklen Augen liegt ein teuflisches Funkeln, von dem ich weiß, dass es Ärger bedeutet. »Dein kleiner Sexblicke-Tausch mit Baylor …«
Mein Gesicht brennt, wahrscheinlich leuchtet es rosarot. »Ich tausche mit niemandem Sexblicke.« Das war gerade mal ein Murmeln. Nicht sehr überzeugend. Es kommt auf keinen Fall infrage, dass ich Baylor noch mal ansehe, obwohl ich es unbedingt möchte.
Iris schnaubt und nimmt einen Schluck von meinem Eiskaffee. »Sexuelle Belästigung durch Blicke klingt halt nicht so gut.« Als ich den Mund öffne, um zu protestieren, winkt sie ab. »Mach dir nicht die Mühe, es abzustreiten. Ich weiß, was ich gesehen habe.«
»Woher willst du überhaupt wissen, wohin ich sehe?« Ich klappe meinen Schreibblock zu und erobere mein Getränk zurück. »Kann ja auch sein, dass ich nur nach der Uhrzeit gesehen habe.« Hinter Baylor hängt eine große Uhr an der Wand, deshalb hoffe ich, dass die Ausrede halbwegs glaubwürdig klingt.
Iris’ Grinsen verrät mir, dass das nicht der Fall ist. »Weil er dir genau die gleichen sexy Blicke zugeworfen hat«, sagt sie.
Ich verschlucke mich fast an meinem Kaffee. »Würdest du bitte damit aufhören?«
Iris lacht leise. »Sorry, aber es war heiß und ziemlich offensichtlich.«
Verdammt! War es das?
Sie kneift die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Du hast meine Frage nicht beantwortet. Dabei ist eindeutig, dass du ihn irgendwoher kennst.«
Als sie Anstalten macht, sich nach ihm umzudrehen, reagiere ich wie eine Fünfjährige und kneife ihr panisch in den Oberschenkel.
»Scheiße, Anna!«, kreischt sie.
»Tut mir echt leid. Aber bitte sieh nicht zu ihm hin.« Auf gar keinen Fall soll Baylor merken, dass wir über ihn reden. Ich würde auf der Stelle vor Scham sterben.
Sie guckt mich böse an und reibt sich den Oberschenkel. »Drama-Queen. Ich habe dich noch nie so nervös erlebt. Er ist übrigens weg.«
»Ich bin nicht nervös.« Ich fahre mir mit einer Hand durch die Haare. »Es ist nur … Mach nicht etwas daraus, was gar nicht da ist. Wir haben einen gemeinsamen Kurs und hatten eben zufällig Augenkontakt. Das ist alles.«
Ich fühle mich, als wäre ich wieder in der siebten Klasse. Ich hasse das Gefühl; und ich hasse mich selbst dafür, dass ich auf diese Weise reagiere. Ich habe jahrelang daran gearbeitet, mir einen Panzer zuzulegen und mich nicht mehr darum zu scheren, was andere über mich denken. Mich nicht mehr darum scheren zu müssen. Meine Schutzmauern dürfen auf keinen Fall zusammenbrechen.
Iris zuckt mit den Schultern. »Wirklich schade. Er ist total heiß.«
»Und das weiß er«, murmele ich.
»Wie denn auch nicht? Ich meine, verdammt, allein dieses Gesicht. Dieser grüblerische Blick. Diese Küss-mich-Schmolllippen. Ich schwöre bei Gott, er könnte Captain America sein.«
»Und ich war schon immer mehr das Tony-Stark-Mädchen.« Ich versuche, nicht an die animierte Grafik von Captain America auf meinem Computer zu denken, dessen knackiger Hintern jedes Mal überdeutlich hervortritt, wenn er gegen einen Sandsack schlägt. Wieder. Und wieder.
Iris ignoriert mich und fächert sich theatralisch Luft zu. »Und erst dieser Körper … Man weiß einfach, dass er perfekt geformt ist. Wie ein geschliffener Diamant.«
Ich versuche, nicht zu grinsen, während ich noch einen Schluck Kaffee trinke. »Ich brauche ein Nickerchen.«
»Oh, na klar, du findest ihn ja so unglaublich langweilig. Vielleicht solltest du besser aufhören, die ganze Nacht lang zu lesen. Was mich daran erinnert«, sie haut mir auf den Schenkel, »dass wir heute Abend definitiv ausgehen.«
»Nein.« Normalerweise gehe ich gerne aus, aber in letzter Zeit hatte ich nicht das Bedürfnis danach.
»Du gibst mir keinen Korb.« Iris beugt sich so weit vor, dass ihr das seidige schwarze Haar über die Schulter fällt. »Du warst seit Wochen keinen Abend mehr draußen. Ein Stubenhocker zu sein ist eine Sache. Sich in einen Einsiedler zu verwandeln ist schlichtweg falsch.«
»Du schenkst meinem Privatleben viel zu viel Beachtung.«
Sie spitzt die Lippen. »Ist ziemlich schwer, es zu ignorieren, wenn man zusammenwohnt.«
Im ersten Collegejahr bin ich in einem Studentenwohnheim untergekommen, aber das hatte sich für meinen Geschmack viel zu sehr nach Highschool angefühlt, und das gemeinsame Bad war schlichtweg inakzeptabel. Dann lernte ich Iris kennen, die Betonwände und die Notwendigkeit, in der Dusche Flipflops zu tragen, genauso wenig mochte wie ich. Wir beschlossen, dass es sich lohnt, arbeiten zu gehen, um sich ein eigenes Apartment leisten zu können, und zogen am Ende des Jahres zusammen. Weil wir uns so gut verstanden, verbrachten wir sogar den Sommer in der Wohnung, anstatt nach Hause zu fahren.
Iris seufzt und zieht ihre schmalen Schultern weit nach oben, bevor sie sie sinken lässt. Ich beiße mir auf die Lippen, um mir ein Lächeln zu verkneifen, aber sie sieht es trotzdem und nutzt meine Schwäche gnadenlos aus. »Komm schon, Banana.« Wie ein Kind tappt sie ungeduldig mit den Füßen auf den Boden. »Ich will nicht allein gehen. Ich brauche heute Abend eine Freundin an meiner Seite.«
Ich schnaube. »Wohin willst du überhaupt?«
Als sie grinst, blitzen ihre weißen Zähne auf. Ein scharfer Kontrast zu ihrer bronzefarbenen Haut. »Zu einer Party.«
»Nein.«
»Anna! Du hast mich nicht ausreden lassen.«
»Du weißt, dass ich Partys hasse.« Und zwar mit der Leidenschaft eines protestantischen Sonntagmorgen-Fernsehpredigers. Im Small Talk und Sich-unter-die-Leute-Mischen bin ich wirklich schlecht. Gebt mir eine Sitzecke in einer Bar und ein paar gute Freunde, und ich bin glücklich. Aber Partys sind ätzend.
Iris rutscht bis auf die Stuhlkante vor und zupft am Rand meines Schreibblocks. »Ich werde dich auch nicht allein lassen. Wir hängen zusammen ab.«
»Das können wir überall machen.« Ich beäuge sie misstrauisch. »Warum ausgerechnet diese Party?«
Sie fängt an, dem Kondenswasser an meinem Becher ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, indem sie mit der Fingerspitze ein Muster hineinzeichnet. »Na ja … Henry …«
»Verdammt, Iris!«
»Du hast wirklich eine wahnsinnig unanständige Ausdrucksweise, Anna.« Das wirft sie mir ständig vor. Nicht dass sie unrecht hätte. Ich fluche, wenn ich gestresst bin. Oder verärgert. Okay, eigentlich fluche ich die ganze Zeit.
»Ohne Scheiß?« Mein Gefluche nimmt außerdem immer dann besonders stark zu, wenn Henry Ross erwähnt wird. Henry und Iris sind seit zwei Jahren zusammen, also sollte man meinen, ich könnte akzeptieren, dass er eine Rolle im Leben meiner besten Freundin spielt. Aber ich muss jedes Mal die Zähne zusammenbeißen, wenn ich ihn sehe. Er ist ein schmieriges Arschloch, das Iris wie eine hübsche Schaufensterpuppe behandelt. Er redet nicht mit ihr, sondern auf sie ein. Und obwohl meine Freundin clever, witzig, umwerfend und unabhängig ist, ist Henry ihr Kryptonit. Er schwächt sie, macht sie blind für alle seine Fehler. Sicher, er sieht gut aus – dunkelhaarig, dunkeläugig und mit einem netten Lächeln. Er ist außerdem Kapitän des Lacrosseteams und stellt ständig sicher, dass es auch jeder mitbekommt. Aber ich vermute, dass er sie betrügt. Er geht viel zu oft nicht ans Telefon, wenn Iris ihn anruft, oder hat »wichtige Teambesprechungen«, und das an Freitagabenden oder zu besonderen Anlässen wie dem Valentinstag. Ja klar. So sehr ich mir auch wünsche, ich könnte Iris sagen, dass sie ihn abservieren soll, die Erfahrung mit meiner Mom hat mich gelehrt, dass sie dadurch nur umso entschlossener werden und die Sache einen Keil zwischen uns treiben würde.
»Ich weiß, dass du Henry nicht magst«, sagt Iris jetzt.
Ich kann zwar meine Klappe halten, aber ich schaffe es nicht, auch noch so zu tun, als würde ich ihn mögen. Der Widerling schielt mir immer auf die Brüste und den Hintern. Und zwar nicht so, wie Typen diesen speziellen Körperteilen vielleicht normalerweise Beachtung schenken, sondern so, dass ich mir hinterher vorkomme, als wäre ich von oben bis unten mit Schleim bedeckt.
»Aber er hat gesagt, ich soll dich mitbringen«, fährt Iris fort.
Natürlich hat er das. Er weiß, dass ich ihn nicht leiden kann. Was er als Aufforderung betrachtet, mir noch mehr auf die Nerven zu gehen. Henry mag ein Idiot sein, aber er ist ein schlauer Idiot. Er weiß, dass ich wie die unfreundliche Zicke dastehe, wenn ich nicht auf seine Bemühungen eingehe, einen höflichen Umgang miteinander zu pflegen.
»Warum das?«, frage ich.
»Weil er will, dass ich glücklich bin.« Sie sagt das, als wäre es vollkommen offensichtlich. »Und er weiß, dass ich bei seinen Partys eine Freundin dabeihaben möchte.«
Weil er Iris innerhalb von fünf Minuten, nachdem sie dort angekommen ist, ignorieren wird.
»Das ist keine seiner Teampartys, oder?«
»Nein.« Sie sieht mich flehend aus ihren großen Augen an. »Meine Güte, Anna, es ist bloß eine Party!«
»Na gut«, murre ich. »Ich komme mit.«
Sofort hüpft Iris auf ihrem Stuhl auf und ab. »Ja! Wir werden Spaß haben. Und dann gehen wir tanzen.«
Iris ist in vielen kleinen Dingen das genaue Gegenteil von mir. Sie liebt Reality-Fernsehsendungen, findet Filme zu lang und liest nur, wenn es für einen Kurs vollkommen unumgänglich ist. Ihre Vorstellung von Spaß beinhaltet eine Kreditkarte sowie ein Einkaufszentrum, und sie schwärmt seit dem ersten Highschooljahr total für Justin Bieber – trotz seiner ganzen peinlichen Eskapaden. Beweis genug für ihre unerschütterliche Liebe für »The Bieb« ist ihr Lieblingsschlafshirt, das von seiner »My World«-Tour stammt. Und obwohl es mehr als gruselig aussieht, wenn sich das Foto von seinem Gesicht über ihren Brüsten spannt, hasse ich es, dass sie das Teil immer versteckt, wenn Henry vorbeikommt. Und noch mehr hasse ich die Vorstellung, dass Henry ihr das Gefühl gibt, es verstecken zu müssen, aus Angst, er könnte sich über sie lustig machen.
Gegen meinen Willen sehe ich noch einmal dorthin, wo Baylor vorhin gestanden hat. Er ist weg. Wahrscheinlich schmiedet er gerade ganz eigene Pläne. Plötzlich fühle ich mich unruhig. Irgendwie fehl am Platz. Als wüsste ich nicht mehr, wer ich wirklich bin. Was keinen Sinn ergibt. Vielleicht habe ich mir irgendwas eingefangen.
Anna
Da ich selten auf Partys gehe, habe ich keine Ahnung, was ich anziehen soll. In Jeans und T-Shirt wird mich Iris nur wieder zurück in mein Zimmer schicken. Sie gehört definitiv der Wenn-es-nicht-eng-sitzt-passt-es-auch-nicht-Schule an, besonders wenn sie vorhat, später noch durch die Clubs zu ziehen. Ich gehöre jedoch genauso definitiv der Ich-hasse-es-etwas-Unbequemes-zu-tragen-nur-weil-es-gerade-in-Mode-ist-Fraktion an. Was soll ich also jetzt tun?
Nach vierzig Minuten wilden Fluchens und dem üblichen Umherwerfen von Klamotten stecke ich in einem schwarzen Trägertop mit eingearbeitetem BH, das angesichts der Größe meiner Brüste ziemlich gewagt ist, und einem weichen Rock in A-Linien-Form, der meine Hüften umschmeichelt, aber locker um die Oberschenkel schwingt und ein paar Zentimeter über den Knien endet. Da ich das Zimmer nicht verlassen will, zögere ich den Moment hinaus, indem ich mich noch einmal im Spiegel betrachte. Meine Haare haben einen Kräuselfaktor von drei, was akzeptabel ist, und meine Haut ist pickelfrei. Ich trage einen Hauch graulilafarbenen Lidschatten auf, damit meine Augen grüner wirken, und tupfe mir beerenfarbenen Gloss auf die Lippen. Also dann, ich habe getan, was ich kann.
Ich gehe ins Wohnzimmer, um mich der unvermeidlichen Inspektion zu unterziehen. Iris sieht wie immer fantastisch aus. Ich habe keine Ahnung, wie sie das macht. Sie trägt knappe schwarze Ledershorts und ein indigofarbenes Seidentop, das auf einer Seite schulterfrei ist, einen tiefen Rückenausschnitt hat und viel von ihrer gebräunten Haut zeigt. Ich würde schrecklich darin aussehen, aber Iris ist schmal und klein – die Perfektion auf hochhackigen Ankle Boots mit Plateausohle, die mich irgendwie an Pferdehufe erinnern.
Sie kneift die dunklen Augen zu Schlitzen zusammen und mustert mich von oben bis unten. »Was sollen die Stiefeletten?«, fragt sie schließlich.
»Du trägst auch Stiefeletten.«
»Ankle Boots. Das ist etwas völlig anderes.«
»Das sind Fluevogs«, protestiere ich. »Aus der Victoria-Serie.« Sie sind aus schwarzem und smaragdgrünem Leder, der geschnürte Schaft reicht bis auf halbe Wadenlänge, und der Schmuckabsatz ist den Beinen von viktorianischen Möbeln nachempfunden. Sie sehen ziemlich schrullig aus, und es sind die teuersten Schuhe, die ich besitze. Meine Mutter hat sie mir zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag geschenkt. Dafür musste ich sie knutschen.
Iris stößt einen tiefen leidenden Seufzer aus. »Mit denen siehst du aus, als würdest du auf einen Vampirball gehen.«
»Pass lieber auf, meine kleine Miss Belieber. Ich kann immer noch zu Hause bleiben.«
Sie zuckt zusammen. »Tut mir leid. Du weißt, wie ich drauf bin, bevor ich weggehe.«
Ja, nämlich total verrückt. Sie könnte schließlich Henry, das Arschgesicht, enttäuschen.
Sie kommt rüber zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Auf ihren irren Schuhen ist sie sogar ein kleines bisschen größer als ich. Der leichte, blumige Duft ihres Parfums umgibt mich. »Du siehst großartig aus«, sagt sie. »Gott, ich wünschte, ich hätte deine Kurven!«
»Ich hätte nichts dagegen, zu tauschen. Ich würde liebend gerne in diesen Shorts abfeiern, ohne die breite Masse mit meinen Oberschenkeln zu erschrecken.«
»Sehr gut, meine Schenkel für deine Brüste.«
»Abgemacht.« Wir lachen. Diesen Deal haben wir schon unzählige Male gemacht.
Wir nehmen Iris’ Auto, denn ich vertraue nicht darauf, dass Henry mich nach Hause fahren wird, und ich habe da dieses Gefühl, dass sie später mit ihm abziehen könnte. Dann kann ich mit ihrem Wagen nach Hause fahren. Ich würde auch meine Vespa nehmen, aber Iris fährt nicht gerne allein zu Partys, und offen gestanden hätte ich danach auch eine Helmfrisur.
Iris tippt nervös auf das Lenkrad, während wir fahren und dabei Adele hören.
»Warum bist du so aufgeregt?«, frage ich schließlich. »Ich meine, warum mehr als sonst?«
Sie sieht mich mit großen Augen an. »Einfach so.« Dann biegt sie ab.
Verbindungshäuser säumen den Häuserblock. »Iris! Du hast gesagt, dass sei keine Studentenparty.« Das wird eindeutig wieder eines von Henrys schrecklichen Teamgelagen. Und die bedeuten Bierbongs, Typen, die auf den Rasen und noch viel unschönere Stellen pinkeln, und vollkommen primitives, idiotisches Benehmen. Ich wurde schon einmal dazu überredet, auf eine dieser Partys zu gehen, und habe mir danach geschworen: Nie wieder!
»Hör zu, es tut mir leid, okay?« Ihre Miene wirkt verzweifelt. »Aber Henry wollte unbedingt, dass ich komme, und du hast in letzter Zeit nur zu Hause gehockt und Trübsal geblasen.«
»Ich habe nicht Trübsal geblasen!«
»Und aus dem Fenster gestarrt«, beharrt sie. »Wie irgend so eine tragische Heldin aus einem Jane-Austen-Roman.«
»Austens Heldinnen sind nicht tragisch. Sie besitzen mentale Stärke.«
»Das sagst du. Immer diese ganzen unterdrückten Gefühle und das stolze Leugnen.« Sie rümpft ihr Stupsnäschen. »Erbärmlich. Du musst deine eigenen Gefühle unter Kontrolle bekommen.«
»Hör auf, das Thema zu wechseln. Du weißt, wie ich das hasse.«
Iris seufzt, als sie vor einem großen Haus im Kolonialstil anhält, das so hell erleuchtet ist, dass man meinen könnte, es wäre helllichter Tag. Leute strömen durch die Tür nach draußen, ein verrückt lachendes Mädchen stolpert auf dem Rasen über seine eigenen Füße.
Bei ihrem Anblick zucken wir beide zusammen, dann richtet Iris ihren flehenden Blick auf mich. »Ich habe gedacht, du würdest nicht mitkommen, wenn ich dir die Wahrheit sage.« Sie umklammert meinen Arm, ihre Hand ist kalt. »Verzeihst du mir, Banana?«
»Du hättest George mitnehmen sollen.« George ist Iris’ Zwillingsbruder und mein anderer bester Freund. Er ist normalerweise derjenige, der sie auf solche Partys begleitet. So kann er gleichzeitig auf seine Schwester aufpassen und alle verfügbaren Frauen anbaggern. »Wo ist er überhaupt?«, grummele ich.
»Er hat gesagt, dass er Kopfschmerzen hat.« Iris presst verärgert die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
»Äußerst verdächtig.« George wird nie krank. In der Hinsicht ist er praktisch unmenschlich.
Iris holt ihren Lippenstift raus und trägt ihn mit einem Blick in den Rückspiegel schnell neu auf. »Habe ich auch gesagt.« Ihre Worte sind undeutlich, da sie die Lippen zu einem O formt, um das glänzende Rot flächendeckend zu verteilen. »Aber was soll ich machen?«
»Mich nicht foltern?«
Mit einer resoluten Geste steckt sie die Kappe auf den Lippenstift und lässt ihn in ihre Tasche plumpsen. »Und wo bleibt dann der Spaß dabei?« Ihre Augen funkeln im schwachen Licht des Wagens. »Und vielleicht triffst du hier ja jemanden, den du magst.«
»Iris …« Mein warnender Blick ist überflüssig, denn sie hat mir bereits den Rücken zugedreht. Sie schwingt sich mit einer Eleganz aus dem Wagen, die angesichts ihrer Absätze mehr als überrascht. Ich folge ihr in dem Wissen, dass ich es garantiert bereuen werde.
Drew
Es ist Freitagabend, und ich bin müde. Mein Körper schmerzt von einer brutalen Trainingseinheit. Kein großer Unterschied zu irgendeinem anderen Tag, nur dass ich nicht gut geschlafen habe und deswegen zusätzlich todmüde bin. Ein ganz bestimmter Rotschopf beherrscht meine Gedanken in einem Ausmaß, das mir den Schlaf raubt. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich sie vor mir. Verdammt, ich stelle sie mir sogar vor, wenn ich die Augen offen habe! Meistens denke ich an ihr Profil, denn das sehe ich, wenn sie in der Vorlesung neben mir sitzt. Den weichen Bogen ihrer anmutigen Kieferpartie, die Rundung ihrer Wange, die prall hervortritt, wenn sie lächelt, ihre kleine, fein geschwungene Ohrmuschel. Kurven. Anna besteht aus endlos vielen Kurven. In Gedanken zeichne ich die blasse Säule ihres Halses nach, bis hinunter zu der Stelle, wo eine ihrer besten Kurven ausläuft – die ihrer Brüste. Sie sind groß. Untenherum voller, sodass der Eindruck entsteht, sie würden leicht nach oben deuten. Und weit mehr als eine Handvoll. Weich, ich weiß, dass sie sich unter meinen Händen unglaublich weich anfühlen würden. Ich bin verwegen genug, um mich nach den Tagen zu sehnen, wenn es im Kursraum kühler wird und sie eines dieser Baumwollshirts trägt, bei denen nicht verborgen bleibt, wie die Spitzen ihrer Nippel gegen den Stoff drücken. Verdammt, bei dem Anblick würde ich garantiert sofort hart! Ich brenne regelrecht darauf, endlich die Gelegenheit zu bekommen, ihr das Shirt abzustreifen und diese Nippel freizulegen, die sich mir entgegenstrecken werden. Ich will wissen, welche Farbe sie haben, wie groß sie sind und wie sie sich anfühlen. Sie hat helle Haut, also könnten sie blassrosa schimmern, allerdings schienen die Schatten dieser süßen Knospen, die ich neulich unter ihrem weißen T-Shirt habe aufblitzen sehen, eher eine hübsche braunrosa Farbe zu haben, die noch dunkler wird, wenn man an ihnen saugt. Ja, ich bin ein krankes Schwein. Aber ich bezweifle, dass irgendein Kerl mir das verübeln würde. Ich kann mir einfach nicht helfen. Wenn ich nicht an ihre Brüste oder die schmal zulaufende Taille und die runde Kurve ihres Hinterns denke, habe ich sofort ihre Stimme im Ohr. Diesen sirupartigen, schleppenden Südstaaten-Tonfall, bei dem meine Haut anfängt zu kribbeln. Ich lebe im Süden und bin damit ständig von diesem speziellen Akzent umgeben. Warum mich ihre Stimme trotzdem so viel mehr anspricht als andere, weiß ich nicht. Es ist mir auch egal. Wenn sie redet, möchte ich zuhören. Für immer.
Es hat mich wirklich schlimm erwischt. So schlimm, dass ich mitten in einem überfüllten Raum einen halb erigierten Schwanz habe. Dabei ist sie nicht mal in der Nähe. Ich trinke einen Schluck Wasser, dem Gerede um mich herum höre ich nicht wirklich zu. Was macht sie an ihren freien Abenden? In Clubs gehen? In Cafés rumhängen und nichts ahnende Männer fertigmachen, weil die gläserne Decke so ungerecht ist? Das bringt mich zum Lächeln. Ich mag es, wie sie ihre hübsche Nase rümpft, wenn sie irritiert ist, und die großen grünen Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkneift. Als würde sie nicht zögern, jemandem in den Arsch zu treten, wenn sie findet, dass er es verdient hat. Total scharf.
Das Wasser ist warm und schmeckt nach Plastik. Ich stelle die Flasche kraftvoller als nötig ab. Ein kribbelndes, nervöses Gefühl macht sich in mir breit. Ich will nicht hier sein. Ich habe diese ganzen Storys und Witze schon tausend Mal gehört. Und obwohl ich meine Jungs liebe, bin ich gelangweilt. Ich will Anna Jones aufspüren, sie wütend machen und abwarten, was sie mir entgegenschleudert. Aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll zu suchen. Und das kotzt mich an. Ich bin kurz davor, Gray zu sagen, dass wir uns morgen sehen. Dann könnte ich mich vielleicht ein wenig aufs Ohr hauen, um wenigstens zu versuchen, den dringend benötigten Schlaf nachzuholen. Doch plötzlich spüre ich ein wohlbekanntes Ziehen in der Leistengegend und im Rücken. Ich habe keine Erklärung, woher oder warum ich weiß, wenn sie in der Nähe ist. Es ist einfach so. Wie Metall, das von einem Magneten angezogen wird, fährt mein Körper von selbst herum, und mein Kopf hebt sich ohne mein Zutun. Da ist sie. Alles bleibt stehen. Das Herz in meiner Brust. Mein Gehirn. Mein Mund. Möge mich bitte einfach jemand mit der Gabel aufspießen? Ich bin erledigt.
Sie trägt weder ihre standardmäßige Kombi aus Jeans und T-Shirt noch einen ihrer kleinen weichen Sweater, sondern ein Trägertop, aus dem ihre Brüste geradezu herausquellen. Diese wunderschönen cremefarbenen Rundungen, die bei jedem ihrer Schritte wippen und wackeln. Diese Brüste werden noch mein Tod sein. Ich befürchte, dass ich bei ihrem Anblick gerade laut aufgestöhnt habe.
Und verdammt, ich bin nicht der Einzige, der sie bemerkt hat! Viel zu viele Blicke kleben an ihrem Ausschnitt. Ich balle die Fäuste. Ich bin nicht anders als die, vielleicht sogar schlimmer, schließlich habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, sie anzustarren. Aber es juckt mich in den Fingern, ein paar Köpfe zusammenzuschlagen, damit ihnen die Augen rausfallen und sie sie nicht mehr auf sie richten können. Ich verspüre außerdem den plötzlichen Drang, mir mein Shirt herunterzureißen und sie fest darin einzuwickeln.
Sie geht weiter in den Raum hinein. Zum Top trägt sie einen Rock. Ein schickes, um die Hüften eng anliegendes schwarzes Teil, das um ihre blassen Oberschenkel schwingt. Kräftige, aber doch weiche Schenkel, die sich bestimmt wahnsinnig gut anfühlen würden, wenn sie sie für mich spreizen, mich damit umschlingen und festhalten würden. Oh. Mein. Gott.
Sie hat die Stirn gerunzelt, die rotbraunen Augenbrauen zusammengezogen und die Lippen fest zusammengekniffen. Wenn mir irgendetwas an ihr noch mehr gefällt als ihre Brüste, dann sind es die Lippen. Tiefrosa und prall ziehen sie mich in ihren Bann. Ein Mund, den ich küssen möchte, seit ich ihn zum ersten Mal gesehen habe.
Sie ist ganz eindeutig nicht sonderlich glücklich darüber, hier zu sein. Zwei Mädchen, die sie anschauen, als wäre sie ein Eindringling, wirft sie einen finsteren Blick zu.