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Wir sind im zweiten Teil des Übungsbuches von "Ein Kurs in Wundern®" angekommen, in dem es um die Aneignung der "wahren Wahrnehmung" geht, dem "[...] Heilmittel mit vielen Namen. Vergebung, Erlösung, Sühne, wahre Wahrnehmung - sie sind alle eins" (aus: "Ein Kurs in Wundern®": Begriffsbestimmung, Kapitel 4). Nach dem ersten Teil, dem Aufheben, Aussortieren und Aufgeben der Art und Weise, wie du die Welt, dich selbst und alle Lebewesen oder "Brüder" siehst, suchen wir jetzt allein die direkte Erfahrung der Wahrheit (vgl. ebd., Einleitung Übungsbuch Teil II). Welche "Erfahrungsqualitäten" bietet dir die wahre Wahrnehmung - in dieser Welt? Kennst du noch die wunderbare "Zusammenfassung" aus dem ersten Teil des Übungsbuches? Nun geht es um die Aneignung: Will ich Frieden, bedingungsloses Glück und eine "grundlose" tiefe Ruhe erfahren? Will ich die Gewissheit von Sinn und Zweck und ein Gefühl von Wert und Schönheit erleben, die alle einschränkenden Kategorien dieser Welt übersteigen? Möchte ich immerwährende Fürsorge, Geborgenheit und vollkommene Sicherheit als mein unbestreitbares Erbe empfinden? Will ich in der Stille eines solchen unerschütterlichen Friedens verweilen, in einem grundlegenden Wohlbefinden, in unverletzlicher Milde, nie verletzender Sanftmut und steter Gelassenheit? (Vgl. ebd., Übungsbuch Teil I, Lektion 122, Absatz 1) Lass uns gemeinsam diesen Weg gehen: mit Michaels Hinweisen und Erläuterungen zu den Lektionen und Gregors übergreifenden Praxisvorschlägen mit Ausrichtung auf die universelle Erfahrung als Angebot der Begleitung, Inspiration und Hilfe.
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Seitenzahl: 523
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Wir setzen Glauben in die Erfahrung, die von der Übung kommt, nicht in die Mittel, die wir verwenden. Wir warten auf die Erfahrung und begreifen, dass Überzeugungskraft nur hierin liegen kann. Wir wenden die Worte an und versuchen immer wieder, über sie hinaus zu ihrer Bedeutung zu gelangen, die weit jenseits ihres Klanges liegt.
(Ein Kurs in Wundern: Übungsbuch, Fünfte Wiederholung, Einleitung, 12. Absatz)
Das ausführliche Inhaltsverzeichnis befindet sich auf Seite
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Sei am Ziel ...
Lektionen 221 bis 235
Erlebe ...
Lektionen 236 bis 245
Sei still ...
Lektionen 246 bis 255
Horch ...
Lektionen 256 bis 265
Sei »Leerheit« ...
Lektionen 266 bis 275
Geh durchs Tor ...
Lektionen 276 bis 285
Sage Dank ...
Lektionen 286 bis 295
Vergib ...
Lektionen 296 bis 305
Liebe ...
Lektionen 306 bis 315
Staune ...
Lektionen 316 bis 325
Sei jetzt ...
Lektionen 326 bis 335
Sei wesentlich ...
Lektionen 336 bis 345
Verbinde dich ...
Lektionen 346 bis 355
Bleibe verbunden ...
Lektionen 356 bis 360
Folge nach ...
Lektionen 361 bis 365
Wir sind im zweiten Teil des Übungsbuches von Ein Kurs in Wundern angekommen, in dem es um die Aneignung der »wahren Wahrnehmung« geht, dem »[...] Heilmittel mit vielen Namen. Vergebung, Erlösung, SÜHNE, wahre Wahrnehmung – sie sind alle eins.«1 Nach dem ersten Teil, dem Aufheben, Aussortieren und Aufgeben der Art und Weise, wie du die Welt, dich selbst und alle Lebewesen oder »Brüder« siehst, suchen wir jetzt alleine die direkte Erfahrung der Wahrheit.2
Welche »Erfahrungsqualitäten« bietet dir die wahre Wahrnehmung – in dieser Welt? Kennst du noch die wunderbare »Zusammenfassung« aus dem ersten Teil des Übungsbuches (siehe Lektion 122)? Nun geht es also um die Aneignung. Stelle dir daher einmal diese Fragen: Will ich Frieden, bedingungsloses Glück und eine »grundlose«, tiefe Ruhe erfahren? Will ich die Gewissheit von Sinn und Zweck und ein Gefühl von Wert und Schönheit erleben, die alle einschränkenden Kategorien dieser Welt übersteigen? Möchte ich immerwährende Fürsorge, Geborgenheit und vollkommene Sicherheit als mein unbestreitbares Erbe empfinden? Will ich in der Stille eines solchen unerschütterlichen Friedens verweilen, in einem grundlegenden Wohlbefinden, in unverletzlicher Milde, nie verletzender Sanftmut und steter Gelassenheit?3
Lass uns gemeinsam diesen Weg gehen: mit Michaels Hinweisen und Erläuterungen zu den Lektionen und Gregors übergreifenden Praxisvorschlägen mit Ausrichtung auf die universelle Erfahrung als Angebot der Begleitung, Inspiration und Hilfe.
Stellen aus »Ein Kurs in Wundern« und »Die Ergänzungen zu Ein Kurs in Wundern« werden im weiteren Verlauf in folgender Weise zitiert:
T-26.IV.4:7→ Textbuch, 26. Kapitel, Abschnitt IV, 4. Absatz, 7. Satz
Ü-I.169.5:2→ Übungsbuch, Teil I, Lektion 169, 5. Absatz, 2. Satz
H-13.3:2→ Handbuch für Lehrer, Frage 13, 3. Absatz, 2. Satz
B-4.6:7→ Begriffsbestimmung, Begriff 4, 6. Absatz, 7. Satz
P-2.VI.5:1 → Psychotherapie, 2. Kapitel, Abschnitt VI, 5. Absatz, 1. Satz
L-2.II.7:7 → Das Lied des Gebets, 2. Kapitel, Abschnitt II, 7. Absatz, 7. Satz
T: Textbuch
Einl.: Einleitung
Ü: Übungsbuch
Wdh.: Wiederholung (im Übungsbuch)
H: Handbuch für Lehrer
LL: Letzte Lektionen (im Übungsbuch)
B: Begriffsbestimmung
Ep.: Epilog
P: »Psychotherapie: Zweck, Prozess und Praxis«
L: »Das Lied des Gebets: Gebet, Vergebung, Heilung«
1 Ein Kurs in Wundern: Handbuch, 14. Aufl., Freiburg, Br: Greuthof, 2019, Begriffsbestimmung, Kapitel 4, Absatz 3, Sätze 5 bis 6 (B-4.3:5-6)
2 Vgl. ebd., Einleitung Übungsbuch Teil II, Absatz 1, Satz 3, (Ü-II.Einl.1:3)
3 Vgl. ebd., Übungsbuch Teil I, Lektion 122, Absatz 1, Sätze 2 bis 6 (Ü-I.122.1:2-6)
4 Vgl. https://www.greuthof.de/zitatangaben.php
Den Kurs »lehren« kann nur einer, nämlich unser gemeinsamer, geeinter Geist, den der Kurs »HEILIGER GEIST« nennt, und SEINE »Belehrung« ist nichts anderes als die Erinnerung daran, dass wir, unser eigentliches SELBST, dieser GEEINTE GEIST sind. Dabei ist die »Korrektur« unseres Geistes immer höchst individuell, während sie uns eben von dem Irrtum heilt, der Geist sei etwas Individuelles, Persönliches. Die 365 Lektionen sind so etwas wie die Achse eines größeren Ganzen, das v.a. als Textbuch den Kurs inhaltlich ausmacht. Wer sich längere Zeit mit dem Kurs beschäftigt, wird die vollkommene Harmonie der einzelnen Teile dieses Werkes entdecken und das Wunder einer unfassbaren Weisheit auch an diesem äußeren Aspekt bestaunen: Jedes Wort fällt wie ein Lot durch das Ganze.
Was also bewegt mich, diese Lektionen aus meiner begrenzten Wahrnehmung heraus und im Bewusstsein, dass ich immer nur meinen persönlichen Weg beschreiben kann, zu kommentieren und diese Kommentare auch noch zu veröffentlichen?
Viele Jahre habe ich den Kurs jetzt studiert und natürlich auf genau so vielen Plattformen meinen unmaßgeblichen Senf dazu gegeben. Als wäre das nicht genug, schreibe ich obendrein zusammen mit Gregor seit drei Jahren Bücher, in denen der Kurs eine zentrale Rolle spielt. In diesem Jahr hat sich bei mir das erfreuliche Gefühl eingestellt, mit dem Kurs in einem heiteren und friedvollen Einklang zu sein, speziell was seine Bitte angeht, dass wir einander Inspiration für seine heilsamen Botschaften sein mögen. Ein – wie ich finde – guter Moment, an diesem Buch mitzuschreiben.
Ich denke, die entscheidende Station in meinem Kurslernen war die Begegnung mit Herrn Q., den ich eine Reihe von Jahren in seiner Demenz und schließlich in seinem Sterben als Betreuer begleitet habe. Er war ganz sicher mein wichtigster äußerer Lehrer, indem er mich dazu gebracht hat, den Gedanken der Solidarität sowohl in unserem Irrtum darüber, was wir sind, als auch in unserem gemeinsamen SEIN endgültig ernstzunehmen. Jedes Expertentum, jeder scheinbare Vorsprung, jedes Von-oben-Herab sind in seiner Anwesenheit einfach nur wirkungslos oder kontraproduktiv gewesen. Dagegen haben Augenhöhe, Würdigung, Respekt und vor allem vorbehaltlose geistige Offenheit zu hundert Prozent Wirkung gezeigt, die ich oft genug nur noch als »Wunder« habe bezeichnen können. Geholfen hat die Liebe zwischen uns – aber das ist ja nur ein anderes Wort für »geistige Offenheit«.
Der Kurs, den ich zu dieser Zeit schon seit zwanzig Jahren studiert hatte, ist vor mir noch einmal ganz neu aufgegangen und viele noch verschlossene Knospen der Einsicht haben sich zu weiteren Blüten des inneren Friedensbaumes geöffnet.
Ich habe alles wiedererkannt: Das war der Kurs – seine Anwendung in radikaler Solidarität. Die Wunder, die ich erleben durfte, haben mir vor allem gezeigt, dass wir hier tatsächlich als »Wunderwirkende« zueinander gesandt sind, um die Welt und alle Beziehungen in ihr als Lehreinrichtung begreifen und nutzen zu lernen. Ich habe auch wiedererkannt, dass es niemals primär um die »Effekte« geht, welche von den Wundern als äußere Hilfestellungen hervorgebracht werden, sondern vielmehr um die Erinnerung an unsere IDENTITÄT in der LIEBE.
Das Wunder ersetzt Lernen, das möglicherweise Tausende von Jahren in Anspruch genommen hätte. Das tut es durch die ihm zugrunde liegende Einsicht in die vollkommene Gleichheit des Gebenden und des Empfangenden, auf der das Wunder beruht.5
Mein Kommentieren der Lektionen ist nichts anderes als ein Anwenden der Lektionen in dieser speziellen, schriftlichen Form. Ich möchte also – mit dir kommunizierend – nichts Geringeres als das Wunder der Wirksamkeit dieser Übungen erfahren, und das heißt noch unbescheidener: Ich will dich einladen, mit mir gemeinsam die Wunder zu wirken, die uns der Erinnerung an unsere gemeinsame IDENTITÄT näherbringen – als Gebende und Empfangende, ohne die Blockaden einer Hierarchie des Lernens oder der Lehrer. Und das in vorbehaltloser Akzeptanz unseres gemeinsamen INNEREN LEHRERS, den ich gerne unseren GROßEN BRUDER nenne.
Über die Frage, wer dieser INNERE LEHRER denn eigentlich ganz genau ist, und damit auch darüber, wer als Autor von »Ein Kurs in Wundern« gelten kann, wird noch einiges gesagt werden. Da dies mehr umschrieben werden muss als direkt benannt werden zu können, und weil für mich der Inhalt des Kursbuchs und sein »Autor« schlichtweg untrennbar sind, erlaube ich mir, »den Kurs« zu mir sprechen zu lassen und nur, wenn der »Autor« in der »Ich-Form« schreibt, ihn auch beim Namen »Jesus« zu nennen.
Von sich selbst spricht der »Autor« beispielsweise so:
Wenn du meinen Unwillen teilst, den Irrtum in dir und in anderen zu akzeptieren, musst du dich dem großen Kreuzzug zu seiner Berichtigung anschließen; höre auf meine Stimme, lerne den Irrtum aufzuheben und handle, um ihn zu berichtigen. Die Macht, Wunder zu wirken, ist dein. Ich werde die Gelegenheiten zur Verfügung stellen, sie zu tun, du aber musst bereit und willens sein. Sie zu wirken wird dich von der Fähigkeit überzeugen, weil die Überzeugung aus dem Vollbringen erwächst.6
Dich einem »Kreuzzug« anzuschließen, hattest du wahrscheinlich nicht vor, als du dieses Buch aufgeschlagen hast. Aber das »Kreuz« des Konflikts, des Mangels, der Depression und des Schmerzes zu befrieden und zu transzendieren mit dem Licht der Liebe, das wäre doch ein Ziel, dem wir uns gemeinsam annähern könnten! Lassen wir uns überzeugen, indem wir miteinander Wunder vollbringen.
Schön, dass du da bist!
5 Kurs 2019, T-1.II.6:7-8
6 Kurs 2019, T-1.III.1:6-9
Mitten in den 90ern tauchte ein blaues Buch auf, das ich bis heute nicht aus der Hand gelegt habe: Ein Kurs in Wundern. Es war nicht mein Einstieg in die »Welt der Spiritualität« und anfangs schien mir der Kurs eine Art »Zwischenstation« zu sein, verglichen mit den vorhergehenden »Perioden«: der »katholischen« Jugendzeit, der jahrelangen Zen-Periode und der anschließenden allmählichen Rückkehr in die christliche »Figurenwelt«, eingeschlossen eine etwas naserümpfende Akzeptanz der Phänomene »Channeling« und »Inneres Diktat«.
Drei für mich ganz besondere Besonderheiten dieses blauen Buches waren wohl ausschlaggebend dafür, dass der Kurs meine »spirituelle Karriere« bereits länger als die Hälfte der gesamten Zeit begleitet – die immerhin irgendwann im 17. Lebensjahr begann. Da ist zum einen die »Weigerung« dieses Schmökers, sich meinem bis dahin üblichen »schwedischen« Lesestil zu beugen: Ein Buch, einmal aufgeschlagen, wird erst aus der Hand gelegt, wenn es zu Ende gelesen ist. Es ging irgendwann auf einmal nicht mehr, Ende und aus, das Lesen des Textbuches war nach etwa der Hälfte vorerst beendet. Und das nicht, weil mir tief in der Nacht die Augen zugefallen wären, denn die folgende Pause dauerte ein paar Wochen. Und nein, die Schweden lesen nicht so, das verwende ich nur als Analogie: Ich kenne es als schöne Sitte von meinen Lapplandreisen, dass eine einmal entkorkte Flasche nicht wieder verschlossen wird ...
Die zweite Besonderheit hatte ebenfalls etwas mit alten Gewohnheiten zu tun: Bücher mit Aufgaben, Lektionen oder Übungen zu lesen – nicht anzuwenden. Der Verstand weiß schließlich, was zielführend ist: Wissen ist Macht. Aber diesmal begann ich mit dem Übungsbuch in den schottischen Highlands nicht als Urlaubslektüre, sondern so, wie in der Einleitung beschrieben: Anwenden statt nur zu lesen. Nach ca. eineinhalb Jahren war ich damit fertig. Die eine oder andere Lektion dauerte wohl etwas länger. Und wie ging’s weiter? Einfach im »Geiste« der letzten Lektionen, eine komplette Wiederholung des Übungsbuches erschien mir abwegig.
Und die dritte Besonderheit? Das war mit Abstand die wichtigste und ausschlaggebende: Nach drei Jahren Kurspraxis offenbarte sich eine Erfahrung, die ich damals einfach nur als »Wow!« bezeichnen konnte. Ich befand mich gerade in einer ganz besonderen Stresssituation, saß zu Hause und vertiefte mich intensiv in eine individuelle Mantraversion der Entscheidungsregeln (T-30.I), bis etwas innere Beruhigung einkehrte. Und ca. eine Stunde später beim Abendessen geschah es einfach: »Wow!« Umwerfend, wie aus heiterem Himmel. Die heutige wissenschaftliche Fachwelt nennt es u.a. kurz und bündig PCE: Pure Consciousness Experience (reine Bewusstseinserfahrung). Das ist keine moderne Bezeichnung für Erleuchtung, Erwachen oder Schau CHRISTI, wie ich heute weiß. Es handelt sich vielmehr im Gegensatz zu »Erleuchtungserfahrungen« um ein temporäres universelles Phänomen, unabhängig von kultureller Prägung, Herkunft oder sozialem Umfeld, das für alle Menschen oder vielleicht sogar für alle Lebewesen identisch ist. Einmal erlebt, vergisst du es nicht wieder. Ich versuchte natürlich (erfolglos), das Erleben zu wiederholen, um es zu »behalten«. Schließlich »wusste« ich ja, wie »ich« es herbeigeführt hatte – und so wurde das zuvor »erfolgreich« praktizierte Vorgehen zunehmend zum Ritual und der »Heilige Geist« unmerklich zum »externen Erfüllungsgehilfen«. Heute weiß ich es besser, welchen enormen Nutzen eine PCE für die Erfahrungsausrichtung im Sinne des Kurses hat, aber vielleicht war es damals noch zu früh, um meinen »Ego-Schwerpunkt« des »Ich weiß Bescheid!« endlich als morschen Sandstein zu entlarven.
Immerhin hat das aber auch zu einem fast zwanzig Jahre lang aktiven Internet-Forum mit regem Austausch geführt, und damit u.a. zur virtuellen Begegnung mit Michael. Die physische Begegnung fand erst statt, nachdem wir bereits drei Bücher gemeinsam geschrieben hatten. Und es führte 2008 zu dem, was heute weit verbreitet zu sein scheint: dem Kommentieren von Lektionen des Übungsbuches. Bei meinem einzigen Durchgang durch das spezifische Curriculum des Übungsbuches als Vorbereitung auf SEIN »Curriculum« hatte ich genau denselben Bedarf, den offenbar viele Kursschüler haben: »Kann mir vielleicht mal jemand ein paar Hinweise zu der einen oder andern Lektion geben, um sie besser zu verstehen?« Vor ca. dreißig Jahren waren die Möglichkeiten »etwas« spärlicher gesät als heute, aber – ich war ja schon drin! Im Internet nämlich. So fand ich die ausführlichen Kommentare zu jeder einzelnen Lektion von Allen Watson, einem der Gründungsmitglieder des Circle of Atonement aus Sedona, USA. Bis ich mich dann, wie bereits erwähnt, selbst berufen fühlte, zu kommentieren. Die Originalkommentare sowie die 2013 überarbeitete Version mit Gudrun Stammler sind immer noch im Internet verfügbar7.
Allerdings – das vorliegende Werk ist nicht meine dritte Version der Lektionskommentare. Die direkten Impulse zu den Lektionen sind ausschließlich die Domäne von Michael. Betrachte meine übergreifenden Hinweise und Methoden nach jeweils 10 Lektionen einfach als zusätzliche Praxisvorschläge, die meinem aktuellen »Credo« folgen:
Eine universelle Theologie ist unmöglich, aber eine universelle Erfahrung ist nicht nur möglich, sondern nötig. Diese Erfahrung ist es, auf die dieser Kurs abzielt.8
Es steht dir natürlich vollkommen frei, wie du die Vorschläge verwendest: als Ergänzung zu deinem Verständnis über die spezifischen Inhalte der Lektionen hinaus oder als zusätzliche Möglichkeit, einen »Hauch unmittelbaren Erlebens« dessen zu bekommen, was der Kurs als »universelle Erfahrung« bezeichnet:
Wir warten auf die Erfahrung und begreifen, dass Überzeugungskraft nur hierin liegen kann.9
7http://ggeissmann.de/wunderstudien/kommentare
8 Kurs 2019, B-Einl.2:5-6
9 Ebd., Ü-I.5.Wdh.Einl.12:3
Die »Aneignung der wahren Wahrnehmung« beginnt – oder lass es uns poetisch ausdrücken: Du erntest nun die Früchte der Läuterung, der Aufhebung deiner bisherigen Sichtweise. Es ist der Beginn der »direkten Erfahrung der Wahrheit.« (Vgl. Ü-II.Einl.1:3) Vor dem Einstieg in Michaels Impulse und Kommentare zu den ersten Lektionen lass mich bitte etwas näher auf die Hintergründe und das Wesen meiner gelegentlichen Übungsoder Praxismethoden im Lichte des zweiten Teils des Übungsbuches eingehen, denn die Aneignung der wahren Wahrnehmung wie die wahre Wahrnehmung selbst sind eine sehr »weltliche« Angelegenheit – beides findet im Bewusstsein statt, das bekanntlich die Domäne des Ego ist (vgl. T-3.IV.2:2).
Das Bewusstsein ist der Empfangsmechanismus, der Botschaften von oben oder unten empfängt – vom HEILIGEN GEIST oder vom Ego. Das Bewusstsein hat Ebenen, und das Gewahrsein kann ziemlich drastisch wechseln, aber es kann den Wahrnehmungsbereich nicht transzendieren. Höchstenfalls wird es der wirklichen Welt gewahr, und es kann darin geschult werden, dies immer mehr zu tun. (B-1.7:3-5).
Zur »direkten Erfahrung der Wahrheit« bedient sich der Kurs ausgiebig dieser höchst unterschiedlichen Ebenen, die ich im weiteren Verlauf in Anlehnung an aktuelle wissenschaftliche Forschungsergebnisse und zur Vermeidung von Verwechslungen als »Erfahrungsschichten des Bewusstseins«10 bezeichne. Die Ebenen bzw. Schichten werden ja im Kurs nicht näher definiert, lassen sich aber anhand unterschiedlicher »Erfahrungsqualitäten« erkennen. Sie sind seit Jahrhunderten in verschiedenen »geistigen Erfahrungswegen« verwendet und beschrieben worden – sei es in der christlichen Mystik, dem Buddhismus, dem Advaita Vedanta oder auch in säkularen Wegen. Die jeweiligen Mittel und Konzepte dieser »Wege«mögen sich deutlich unterscheiden oder sogar unvereinbar erscheinen, die Ziele jedoch nicht: »Alle diese Versuche werden letztlich von Erfolg gekrönt sein, um ihres Zieles willen.« (T-18.VII.4:10)
Bereits die Einleitung zum Übungsbuch Teil II ist eine wunderbare praxisorientierte Quelle. Zusammen mit weiteren Einleitungen aus dem Übungsbuch (z.B. zur 5. und 6. Wiederholung) sowie Erläuterungen aus »einschlägigen« Lektionen (z.B. 189) lassen sich die heute bekannten »Tiefenschichten der Wahrnehmung« erkennen – von der »narrativen« Wahrnehmung (Alltagsbewusstsein) zur Nicht-Anhaftung (Leerheit oder Leere), dann zur Fülle oder alles durchdringenden Präsenz, bis zur reinen Existenz (»Das«) – und darüber hinaus: Satori, Nirvana, Unio Mystica, und was man sonst noch aus der einschlägigen Begriffswelt kennt und im Kurs als integratives »Gesamtkunstwerk« in einem eigenen Sprachrahmen wiederfindet.
Das Spannende daran ist: Alle diese »Wahrnehmungsschichten« sind ständig existent und verfügbar – sie müssen nicht »erreicht« werden. Eine meiner Lieblingsstellen im Kurs drückt es so aus: »... wenn das Ziel schließlich von irgendjemandem erreicht wird – dann geht es stets mit nur der einen glücklichen Einsicht einher: ›Ich brauche nichts zu tun.‹« (T-18.VII.5:7) Du hast es bestimmt schon einmal erlebt, wie kurz auch immer: Sei es die Erfahrung (nicht Denken!) von grenzenloser »stiller Weite«, von grundlegender Geborgenheit und Sicherheit oder der Verbindung mit etwas »Höherem« oder »Allumfassendem«. Ein Merkmal der »tieferen« Schichten ist eine zunehmende »Stille«, verbunden mit Freiheit und Frieden.
Betrachte einfach die folgenden Impulse und Kommentare zu den einzelnen Lektionen sowie die lektionsübergreifenden Hinweise und Methoden im Zusammenspiel als Hinwendung an »die Idee deiner selbst« – wie der HEILIGE GEIST im Kurs auch genannt wird (vgl. T-5.III.2:1-4).
10 Vgl. Center for the Study of Non-Symbolic Consciousness: Layers of Depth in Fundamental Wellbeing, https://www.nonsymbolic.org/layers-of-depth-in-fundamental-wellbeing/ (abgerufen am 07.01.2024)
»Worte werden jetzt wenig bedeuten« heißt es in der Einleitung zu diesem zweiten Teil des Übungsbuchs, und: »Denn jetzt suchen wir allein die direkte Erfahrung der Wahrheit.« (Ü-II.Einl.1:1,3)
Das ist eine starke Ansage, die allerdings nicht die »Entwertung« von Worten meint, genauso, wie auch »die Welt« und »der Körper« vom Kurs nicht entwertet, sondern lediglich in die rechte Perspektive gerückt werden. Alle Dinge dieser Welt spiegeln unsere Gedanken, also auch unsere Worte, und sie sind nur solange »bedeutungslos«, wie sie die BEDEUTUNG leugnen, die in ihnen allen als Wahrheit ewig anwesend ist.
»Freiheit von den Worten« ist daher eine Unabhängigkeitserklärung, keine weitere Spielart der Trennung. In die richtige Perspektive gerückt, sind Worte hilfreich wie alles in der Welt, auch wenn sie nicht notwendig für die Kommunikation der LIEBE mit SICH SELBST sind.
Die »direkte Erfahrung« der Wahrheit, wie wir sie im heiligen Augenblick erleben, lässt die Worte wie alle Elemente der Wahrnehmung zum Kanal für die Wahrheit werden, und spricht ihnen damit ab, die Wahrheit »bezeichnen« oder »benennen« zu können. Wenn sich die Formen der Kommunikation für das LICHT öffnen, wenn sie transzendent werden, lässt der gespaltene Geist die Kommunikation mit der WAHRHEIT wieder zu. Dann haben Worte die Bedeutung verloren, die wir ihnen im Dienst der Leugnung gegeben haben, und sind zu Hilfsmitteln der Erlösung geworden.
Dann habe ich die Macht zurückgewonnen, »meine« Worte still werden zu lassen und in SEINEN Dienst zu stellen.
Die Wahrheit dessen, was wir sind, ist nicht in Worten auszudrücken oder zu beschreiben. Doch kann unsere Funktion hier uns klar werden, und Worte können davon sprechen und sie auch lehren, wenn wir die Worte in uns durch das Beispiel belegen.11
Sprich nicht allein. Tu nichts allein. Das zu können, war dein Wahn. Tritt zurück. Schweige, lass deine urteilenden Worte und Gedanken still werden, im Vertrauen, dass du von IHM gelenkt und behütet bist, DER dir offensichtlich werden lässt, was du denken, sprechen oder tun sollst.
Tu also nichts, und lass dir von der Vergebung zeigen, was du tun sollst, durch IHN, DER dein FÜHRER, dein ERLÖSER und BESCHÜTZER ist, stark in der Hoffnung und deines letztendlichen Erfolgs gewiss.12
Dann, in dieser wundergesinnten Geisteshaltung, wenn du erlaubst, dass alle deine Fähigkeiten, dein Wahrnehmen, Denken und Sprechen zum Kanal für SEINEN FRIEDEN werden, wird es wirklich still. Jesus verspricht, dabei zu sein: »GOTT ist hier, weil wir gemeinsam warten.« (Ü-II.221.2:2)
Und dann IST Kommunikation:
Statt Worten brauchen wir nur SEINE LIEBE zu verspüren. Anstelle von Gebeten brauchen wir nur SEINEN NAMEN anzurufen. Statt zu urteilen, brauchen wir bloß still zu sein und alle Dinge geheilt werden zu lassen. Wir wollen die Art, wie der Plan GOTTES enden wird, akzeptieren, so wie wir die Art, wie er begann, empfingen.13
Seien wir also einen Moment lang still miteinander. Willkommen, Bruder!
11 Kurs 2019, Ü-II.14.2:4-5
12 Ebd., 1.5:1
13 Ebd., Ü-II.Einl.10:3-6
Ich bewege mich in IHM. Das ist einer der Aussagen, die mich jedes Mal, wenn ich ihr begegne, voll erwischt. Kennst du das? Es gibt diesen Moment vor der Reflexion, in dem du noch »weißt«. Du weißt, dass du da gerade der »ganzen Wahrheit« begegnest, der nichts mehr hinzugefügt werden muss, damit sie wahr ist.
Und dann willst du es »genau« wissen, dann bist du es selbst, der dieser Wahrheit etwas hinzufügt, was sie vollständig machen soll: Du denkst dir »die Sache« mit deinen »privaten Gedanken«. Und bist sozusagen weg vom Fenster. Die Unmittelbarkeit ist wie ausgelöscht.
Der Kurs gibt uns mit dieser und allen anderen seiner kernigen Aussagen über die Wahrheit nichts zu bedenken, sondern erinnert uns an TATSACHEN. Das heißt, er hilft uns, in diesem »ersten Moment« zu bleiben oder in ihn zurückzukehren, in den Moment, in dem wir »wissen«.
Alles Erleben bedeutet auch »Bewegung«. Schau mal, was für ein Berg von trennenden Gedanken allein auf dem Aspekt der körperlichen Bewegung liegt, die allesamt behaupten, dass du dich eben nicht »in und aus GOTT« bewegst.
Bewegt habe ich mich schon im Mutterleib, nach der Geburt wurde erst das Krabbeln geübt, dann das Laufen, das Gehen, Rennen, Fahrradfahren, auf Bäume klettern, mit dem geklauten Apfel durch das Zaunloch den Verfolgern entkommen. Durch Bewegung bin ich unabhängig geworden, habe die Eltern verlassen, mein eigenes Leben begonnen zu leben. Und mit jedem dieser Schritte habe ich mich gelehrt und begierig gelernt, dass »ich mich bewege«. Das ist immer eine »Selbstverständlichkeit« gewesen. Der, der mich bewegt, das bin ich selbst.
GOTT hat derweil auch hinter jeder selbstdefinierten Ziellinie, die ich als Erster, Zweiter oder Letzter überquert habe, nicht mit einer anderen Meinung, sondern mit einer TATSACHE auf mich gewartet: Du bewegst dich aus und in MIR, und nur so ist Bewegung möglich.
Was im Wettrennen oder in der ganz normalen beruflichen Konkurrenz, im Vergleichen mit anderen oder beim Überholen auf der Autobahn so harmlos wirkt, ist doch in der Tiefe unserer geistigen Wirklichkeit immer derselbe Amoklauf:
Ein unversöhnlicher Gedanke tut vieles. In fieberhafter Aktion verfolgt er sein Ziel, wobei er das verdreht und umstößt, was er als Behinderung seines auserwählten Weges sieht. Verzerrung ist sein Zweck und ebenso das Mittel, wodurch er ihn erreichen möchte. Er unternimmt seine wütenden Versuche, die Wirklichkeit zu zerschlagen, ohne sich um irgendetwas zu kümmern, was einen Widerspruch zu seinem Standpunkt darzulegen schiene.14
Das ist wirklich einer der tiefsitzenden »unversöhnlichen Gedanken«: Ich bewege mich.
Alle »Bewegung« kommt aus IHM, in dem »Bewegung« keine Rolle mehr spielt. SEINE RUHE aber bleibt die Quelle der Bewegung, die nur »Rückkehr zu IHM« bedeuten kann, Hingabe, Vergebung, Erinnerung. Und genau das empfinde ich in diesem erstaunlichen ersten Moment, wenn ich den heutigen Leitsatz lese.
Dass ich »mich selbst« bewege, war der einfache Irrtum, dass ich mich von IHM weg und ohne IHN bewegen kann – wie alle meine Brüder. In SEINEM LICHT erfahre ich mit jeder Bewegung, die ich wahrnehme, Vergebung dieses Irrtums und die Erinnerung an den »ersten Moment«, als ich noch »wusste«, dass wir uns als der EINE in IHM bewegen. In SEINER unbewegten STILLE.
14 Kurs 2019, Ü-II.1.3:1-4
Weißt du noch, wie wir in Lektion 107 gebeten worden sind, uns an einen Moment unseres Lebens zu erinnern, in dem wir uns »in Frieden« gefühlt haben?
Versuche dich an eine Zeit zu erinnern – vielleicht war es nur eine Minute oder weniger –, als nichts kam, um deinen Frieden zu stören, als du gewiss warst, geliebt zu werden und in Sicherheit zu sein. Versuche daraufhin, dir vorzustellen, wie es wäre, wenn dieser Augenblick sich bis zum Ende der Zeit und in die Ewigkeit ausdehnte. Lass darauf das Gefühl der Ruhe, das du spürtest, hundertmal vervielfacht werden und dann nochmals weitere hundertmal.15
Vor dem Hintergrund dieses Gefühls tiefen Friedens, das wir ganz sicher alle kennengelernt haben – vielleicht nur in kurzen Momenten – entfaltet sich die Aussicht auf eine weitere Dimension des Friedensraumes:
Jetzt hast du eine kleine Ahnung – nicht mehr als nur die schwächste Andeutung – des Zustands, in dem dein Geist ruhen wird, wenn die Wahrheit gekommen ist.16
Heute, nur 100 Lektionen später, werden wir aufgefordert, diesen Raum zu betreten, in dem »die Wahrheit gekommen ist«: »GOTT ist mein Leben. Ich habe kein Leben außer SEINEM.« (Ü-II.223)
Und das geht so einfach? Sicher, wir SIND ja immer in diesem Raum, wir haben ihn nie verlassen. Ihn zu »betreten« heißt also lediglich, die Erinnerung an diese Tatsache zuzulassen. Und das darf Schritt für Schritt und allmählich geschehen, ganz nach meiner Bereitschaft und Offenheit für die HILFE unseres gemeinsamen Willens. Es muss uns also auch nicht irritieren, wenn beim Ausloten der Tiefe unseres Friedensgefühls Zweifel aufkommen, ob wir schon in der angepeilten Dimension angekommen sind. Wir sind auf jeden Fall schon DA!
Wie sieht die Welt aus, in der ich vollständig erinnere, dass ich nur in GOTT lebe? Was sehe ich, wenn ich mich in diesem Geisteszustand umschaue?
Da wird der Kurs immer wieder – auch heute – sehr eindeutig: In meinem alten Sehen bin ich vollständig blind, aus meinem gewohnten Denken kann ich Erfahrungen immer nur wieder in den alten Rahmen der Trennung einordnen, selbst wenn sie wunderbar sind. Der einzige Weg, zu tragfähigen Wundererfahrungen zu kommen, ist, die Hilfe des GEEINTEN GEISTES anzunehmen und dabei ein wesentliches Prinzip der Lektionen anzuwenden: Geben, um zu erfahren, dass ich habe – die Schau »riskieren«:
Es ist nicht nötig, sich vorzustellen, wie die Welt aussehen muss. Sie muss gesehen werden, bevor du sie als das siehst, was sie ist. Du kannst dir zeigen lassen, welche Türen offen stehen, und du kannst sehen, wo die Sicherheit liegt und welcher Weg zur Dunkelheit, welcher zum Licht führt. Das Urteil wird dir immer eine falsche Richtung weisen, die Schau hingegen zeigt dir, wohin du gehen musst. Warum solltest du raten?17 (Aus dem Abschnitt: »Der vergessene Gesang«)
Also machen wir doch einfach jetzt gemeinsam einen Schritt durch das torlose Tor der Erinnerung, indem wir einander den Frieden geben, den wir als Gewissheit in uns finden, den wir »schauen«wollen:
GOTT ist dein Leben, Bruder, du hast kein Leben außer SEINEM (vgl. Ü-II.223).
Dass wir gemeinsam gehen, lässt uns die Tür in den grenzenlosen Raum des Friedens erst sehen, und gleichzeitig sind wir damit schon durch. Das ist das Wunder und unsere wahre »Normalität«. Kannst du das spüren? Kannst du den »vergessenen Gesang«wieder hören?
15 Kurs 2019, Ü-I.107.2:3-5
16 Ebd., 3:1
17 Kurs 2019, T-21.I.2:2-6
Wir sind geliebt. Jeder so, wie er ist, ohne Forderung, ohne Bedingung. Es gibt eine QUELLE der Liebe, die sie als die LIEBE begründet, die keine Unterschiede kennt und uns als EINS liebt. Der Kurs sagt für die Betrachtung aus unserer Perspektive dazu: Der VATER liebt SEINEN SOHN.
Hier in der Welt unserer Wahrnehmung erleben wir die Liebe in arg engen Grenzen. Sie ist immer bedroht davon, versagt, ausgenutzt, unterbrochen, verraten und schließlich beendet zu werden. Es gibt hier nichts ohne Verlust und Ende. Fast hätten wir uns daran gewöhnt, aber eben nur fast!
»In GOTT«, im Gewahrsein der ewigen Verbundenheit mit allem und allen, im Zulassen der GEGENWART, die weder Raum noch Zeit braucht, um zu SEIN, sind wir die ewig Geliebten und Liebenden. Nur ein Unterschied zwischen uns und GOTT bleibt, der Ursache und Wirkung wieder auf die Füße stellt: Nicht wir bringen die QUELLE hervor, sondern SIE uns. In IHR sind wir der EINE. Der »Unterschied« bleibt, weil er nicht trennt, sondern nur noch eint.
Wenn wir darüber hinausdenken wollen, in die Wahrheit der unterschiedslosen EINHEIT, stoßen wir auf eine scheinbar unüberwindliche Hürde: Alles Denken, das »von mir« ausgeht, braucht Zeit und Raum, es gibt hier in der Welt der Wahrnehmung schlicht und ergreifend nichts, was sich »von sich aus« außerhalb dieses Raum-Zeit-Rahmens positionieren könnte. Da sind wir bei dem legendären letzten Schritt, denn GOTT auf uns zu tut (vgl. Kurs 2019, Vorwort »Was er besagt«, letzter Satz). Diese Beschränkung bleibt also »bis zuletzt«, und wir sind gebeten, nicht zu versuchen »selbst« über sie hinauszugehen. Was nichts anderes heißt, GOTT als QUELLE und neuen Bezugsrahmen zu akzeptieren.
GOTT ist die Vertikalachse der Gegenwart, die wir uns als Körper-Geist in die Horizontale zwischen Vergangenheit und Zukunft »denken« – die wir uns als Zeit und Raum erträumen. Der Weg, diese Vertikalachse nicht mehr in alter Gewohnheit abzuwehren, sondern als Inspiration in unsere Wahrnehmung einzuladen, geht über die Hilfe des »Vermittlers«, des HEILIGEN GEISTES, als dessen Repräsentanten sich Jesus im Kurs sieht:
»Niemand kommt zum VATER denn durch mich« bedeutet nicht, dass ich in irgendeiner Weise von dir getrennt oder anders bin außer in der Zeit, und die Zeit existiert nicht wirklich. Diese Aussage hat mehr Bedeutung, wenn man sie auf eine senkrechte statt eine waagrechte Achse bezieht. Du stehst unter mir, und ich stehe unter GOTT. Im Prozess des »Aufstiegs« stehe ich höher, weil ohne mich die Entfernung zwischen GOTT und Mensch zu groß wäre, als dass du sie umfassen könntest. Ich überbrücke die Entfernung einerseits als dein älterer Bruder und andererseits als SOHN GOTTES.18
Wie erleichternd, diese »Zwischenposition« zwischen mir und GOTT dem »älteren Bruder« überlassen zu können. ER ist kontinuierlich für alle Brüder da. Ich bin nur gebeten, meinen Teil zu tun.
Meine Hingabe an meine Brüder hat mir die Obhut über die SOHNSCHAFT übertragen, die ich vollständig mache, weil ich an ihr teilhabe. Das mag der Aussage »Ich und der VATER sind eins« zu widersprechen scheinen, aber die Aussage besteht aus zwei Teilen, in Anerkennung dessen, dass der VATER größer ist.19
Selbst für Jesus ist dieser transzendente Unterschied noch geblieben. Er ist auch ein Bekenntnis zu unserer gemeinsamen QUELLE. Daraus und mit meinem Großen Bruder Jesus nehme ich einen langen Athemzug der Akzeptanz und der Freude. Vertikalathmen durch alles hindurch.
18 Kurs 2019, T-1.II.4:1-5
19 Ebd., 4:6-7
Kennst du das? Du beobachtest ganz zufällig in einiger Entfernung von dir zwei Liebende, die sich offensichtlich verabredet haben und jetzt voller Freude aufeinander zulaufen, sich in den Arm nehmen, sich küssen, dann Stirn an Stirn in inniger Nähe leise miteinander reden ... und plötzlich merkst du, wie du unverschämt zuschauend übers ganze Gesicht strahlst. Du hast dich völlig verloren in dem Anblick und freust dich einfach mit, als gelte die Liebe dir. Schon mal so erlebt? Im ersten Moment nach deinem Gewahrwerden dessen, was du da tust, hast du gewusst: »Ist ja richtig, die Liebe gilt ja auch mir«, stimmt’s? Und als du weitergegangen bist, wie lange hat dieses »Wissen« angehalten?
Was haben wir uns für ein sonderbares Ziel gesetzt mit unseren »privaten« Gedanken, dass wir uns mit ihnen immer wieder von diesem »störenden« Wissen abschneiden? Die LIEBE gilt mir! Ununterbrochen, immer, in jeder Situation.
Vor »meinem« Edeka steht seit ein paar Wochen eine neue Verkäuferin von »Hinz und Kunzt« – einer Zeitschrift, die von Obdachlosen gestaltet und verkauft wird. Jedesmal, wenn ich an der zierlichen Frau vorbeikomme, weht mich ein wundersam warmherziger Wind an. Da ist nicht der leiseste Hauch darin, der vermitteln würde, dass sie etwas von mir will, Geld vielleicht, dass ich die Zeitung kaufe, irgend eine Art von Aufmerksamkeit – nichts davon. Sie will offensichtlich einfach nur da sein und ihre Warmherzigkeit verbreiten. Manchmal wünscht sie den Leuten, die an ihr vorbeikommen, einen »netten Montag« oder ein »zauberhaftes Wochenende«. Irgendwann spreche ich sie an und sage einfach: »Sie sind so unglaublich freundlich!«, und dann erzählt sie ihre Geschichte, die so gar nicht passt zu ihrem Lächeln. Auch ihre eigene Bewertung ihrer schicksalhaften Lebensereignisse ist nicht unbedingt die eines Engels.
Und dennoch ist der ENGEL da, weißt du, was ich meine? Die Liebe gilt DIR, sagt ER mir, und nichts anderes sagt ER. Die »Gegenliebe«, die heute von mir erbeten wird, hält meine Gedanken bei ihrer QUELLE und lässt mich »wundergesinnt« sein, mit IHM schauend:
CHRISTI Schau ist der heilige Boden, in dem die Lilien der Vergebung ihre Wurzeln schlagen. Das ist ihr Zuhause. Von hier können sie in die Welt zurückgebracht werden, aber in deren unfruchtbarem und flachem Boden können sie niemals wachsen. Sie brauchen das Licht und die Wärme und die umsichtige Pflege, mit denen CHRISTI Barmherzigkeit sie versieht. Sie brauchen die Liebe, mit welcher ER sie anblickt. Und sie werden zu SEINEN Boten, die geben, wie sie empfangen haben.20
Wie »schaffe« ich das? Wie halte ich meine Gedanken in der NÄHE ihrer QUELLE, wenn beispielsweise die plötzlich anklagende Rede der Hinz-und-Kuntz-Verkäuferin einen scharfen Schnitt zu machen scheint mitten durch das Gefühl der fraglosen, brüderlichen Verbundenheit? Mein »Geschenk« an GOTT, meine Gegenliebe, ist sicher eine gute Antwort. Und wie könnte sich meine fraglose Liebe zu IHM in der Welt besser ausdrücken als so:
Die Nächstenliebe ist eine Art, einen anderen so anzusehen, als sei er schon weit über das hinausgegangen, was er in der Zeit tatsächlich erreicht hat. [...] Ich sagte bereits, dass nur die Offenbarung über die Zeit hinausgeht. Das Wunder – als ein Ausdruck der Nächstenliebe – kann sie nur verkürzen. Es gilt jedoch zu verstehen, dass du jedesmal, wenn du einem anderen ein Wunder schenkst, euer beider Leiden verkürzt. Diese Berichtigung ist sowohl rückwirkend wie auch vorgreifend wirksam.21
Und ER, der uns nur als den Einen liebt, lächelt zurück.
20 Kurs 2019, Ü-I.159.8:1-6
21 Ebd., T-2.V.10:1;5-8
Wie liest sich die Lektion heute für dich? Ich weiß noch, wie ich anfangs zornig wurde über die vermeintliche »Zumutung«, die Welt und all ihre Aspekte ablehnen zu sollen. Natürlich– das war mein Irrtum: Nicht Ablehnung der Welt wird hier gepredigt, sondern lediglich eine »neue Sicht« auf sie, die »Schau«.
Allerdings ist diese neue Sicht nur möglich, wenn ich die Welt verlasse, von ihr scheide, wie es heute heißt. Und da wird’s ja dann doch wieder spannend.
Das riecht nach Sterben und Tod, aber eben nur für das Ego, keineswegs für mich. Und mit diesem Unterschied habe ich die Welt bereits verlassen. Jedenfalls habe ich einen Fuß vor ihre Tür gesetzt.
Wenn ich es so beschließe, kann ich von dieser Welt ganz scheiden. Es ist nicht der Tod, der dies ermöglicht, sondern eine Geistesänderung über Sinn und Zweck der Welt.22
Der Kurs muss das Ziel drastisch benennen, damit er es überhaupt aufzeigen kann: Das Ziel ist das komplette Loslassen der Welt in der Erkenntnis, dass ich sie einfach nicht benötige zur Kommunikation dessen, was ich BIN. Die »offenen Arme des Vaters« werden mich in meinem neuen Zuhause empfangen, wenn ich »hineile« (vgl. Ü-II.226).
Kein Zögern und Zaudern ist nötig, das vermittelt sich mir in diesem Angebot, und gleichzeitig: Du hast dennoch hier, in deiner Wahrnehmung und deiner sich lockernden Identifikation mit dem Körper-Geist, die Funktion, das HIMMELREICH dem HIMMELREICH beizubringen (vgl. T-7.XI.4). Also bleibe, wo du bist, und wende dich eben nicht ab von der Welt, sondern wende dich ihr zu mit einem neuen Ziel.
Woran wir zweifellos am meisten hängen in der Welt, ist der eigene Körper. Auch dazu gibt es drastische Worte im Kurs:
Das Licht der Wahrheit ist in uns, da, wohin GOTT es stellte. Es ist der Körper, der außerhalb von uns ist und uns nichts angeht. Ohne Körper zu sein heißt, in unserem natürlichen Zustand zu sein. Das Licht der Wahrheit in uns wiederzuerkennen heißt, uns wiederzuerkennen, wie wir sind.23
Reine Kommunikation der LIEBE mit SICH SELBST benötigt keine Welt und keine Körper. Diese »Information« brauchen wir sozusagen als Leitstern, um damit einverstanden sein zu können, unsere Sicht wunderbar verändern zu lassen, ohne in Konflikt mit dem alten Ziel der Aufrechterhaltung einer »Welt in Trennung« zu geraten.
Wir dürfen getrost hierbleiben, das »Hineilen« geschieht auf einer Reise, die schon vorbei ist. Aber mit dem Einverständnis, in diesem Sinn die »Welt verlassen« zu wollen, bin ich endlich frei, die Wunder der Heilung nicht mehr zu fürchten, sondern mit Freude einzuladen:
Das Wunder ist dem Körper insofern sehr ähnlich, als beides Lernhilfen sind, die einen Zustand fördern, in dem sie überflüssig werden. Wenn der ursprüngliche Zustand des reinen Geistes – die direkte Kommunikation – erlangt ist, dienen weder der Körper noch das Wunder mehr irgendeinem Zweck. Solange du jedoch in einem Körper zu sein glaubst, kannst du zwischen lieblosen und wunderbaren Ausdruckskanälen wählen.24
Nur darum geht es: Wähle das Wunder. Alles andere wird sich uns im Licht der eingeladenen LIEBE zeigen.
22 Kurs 2019, Ü-II.226.1:1-2
23 Kurs 2019, Ü-I.72.9.1-4
24 Ebd., T-1.V.1:1-3
Höre die heutige Aussage über dich doch mal als die Feststellung einer unumstößlichen Tatsache, und weniger als eine Voraussage, wie dein Tag heute wahrscheinlich verlaufen wird: »Dies ist mein heiliger Augenblick der Befreiung.« (Ü-II.227)
Wann ist dieser Augenblick? Am Anfang meiner Frage oder am Ende? Schon ist er wieder vorbei! Vielleicht kommt er gleich noch, ich sollte aufhören zu reden, und still werden, damit ich ihn nicht verpasse. Funktioniert auch nicht so richtig – jedenfalls kann ich nicht sagen, dass ich meine totale Befreiung dabei empfinde, sie wird irgendwie nicht »wahr« für mich.
Was für mich »wahr« ist, ist das, was ich mit dir teile. Es gibt keine »nicht geteilte«, also »objektive« Wahrheit. Was ein Baum »ist«, darauf müssen wir uns einigen. Und dass eins und eins »zwei« ergibt, ist ebenso eine Übereinkunft zwischen uns, keine »Wahrheit«.
Auch GOTT – die WAHRHEIT SELBST – ist alles andere als »objektiv« und muss von uns als Idee miteinander und mit IHM SELBST geteilt werden, um erfahrbar zu werden, um »wahr« zu sein. Was also teile ich mit dir, wenn ich über die Frage nachdenke, wann der Zeitpunkt des Momentes meiner Befreiung heute denn eintreten wird? Wohl erstmal dasselbe wie in all meinen Gedanken, mit denen ich meine »private Welt« aufgebaut habe, die nur scheinbar von deiner getrennt ist:
Sogar die verrückte Idee der Trennung musste miteinander geteilt werden, bevor sie die Grundlage der Welt, die ich sehe, bilden konnte. Doch dieses Miteinanderteilen war ein Teilen von nichts. Ich kann mich auch an meine wirklichen Gedanken wenden, die alles mit jedem teilen.25
Hier ist also die neue Wahl, die ich treffen muss, bevor ich die Tatsache meiner Befreiung in diesem Moment annehmen kann. Was will ich mit dir teilen? Die Wahrheit, dass nur dieser Moment existiert und immer mit uns geht, was auch immer wir denken und was auch immer wir auf der Grundlage dieses Denkens als unsere Welt sehen? Oder die »Wahrheit« der Trennung, die den Moment der Befreiung immer nur in einer Zukunft erwarten kann, die auf meinen Erfahrungen aus der Vergangenheit beruht?
Was will ich mit dir teilen? Auf welcher Wahl beruht meine Erwartung, diesen »heiligen Moment« auch tatsächlich zu erleben?
Kann ich ihn als Tatsache akzeptieren, die ausschließlich von meinen eigenen trennenden Gedanken interpretiert und verschleiert werden kann? Kann ich diesen Moment mit mir mitgehen lassen und mit dir, was auch immer du denkst, sagst oder tust? Und kann ich ehrlich bleiben und meine Gedanken und Gefühle – alle Aspekte meiner Wahrnehmung, die von etwas anderem sprechen wollen als der Wahrheit unserer Geeintheit, vor dieser WAHRHEIT niederlegen? Kann ich akzeptieren, dass ich ebenso, wie ich darauf angewiesen war, dass du den Gedanken der Trennung mit mir teilst, jetzt darauf angewiesen bin, dass GOTT die WAHRHEIT mit uns teilt?
Das ist meine Heilung. Und es ist plötzlich kein Problem mehr, auch in Zeiten übelster »Rückfälle« ins Egodenken und -empfinden aus ganzem Herzen zu sagen: »Dies ist mein heiliger Augenblick der Befreiung«.
Doch nichts, was ich getrennt von DIR dachte, existiert. Und ich bin frei, weil ich im Irrtum war und meine eigene Wirklichkeit mit meinen Illusionen keineswegs berührte. Jetzt gebe ich sie auf und lege sie vor der Wahrheit Füßen nieder, auf dass sie auf ewig aus meinem Geist entfernt werden.26
Der Augenblick der Befreiung ist immer JETZT und er geht mit uns auch in die tiefste Dunkelheit.
25 Kurs 2019, Ü-I.54.3:3-5
26 Kurs 2019, Ü-II.227.1:3-5
Manchmal können extreme Beispiele nützlich sein: Eine wirklich bizarre neuzeitliche Blüte der vom Kurs ja ausführlich beschriebenen »schlechten Angewohnheit«, unsere Identität und alle Dinge unserer Wahrnehmung mit unseren »privaten« Gedanken zu definieren und zu umrahmen, ist eine aggressive Variante des »Framing«.
»Framing« meint eigentlich erst einmal ganz harmlos, um einen Informationsinhalt einen Deutungsrahmen zu legen, etwas, das sowieso immer geschieht, wenn wir kommunizieren. Das »Umrahmen« an sich ist also völlig normal, aber es kann eben auch – sowohl in positiver als auch in negativer Richtung – die Dinge in einem bestimmten Licht erscheinen lassen, um auf den Empfänger der »Information« in manipulativer Absicht eine bestimmte Wirkung auszuüben. Also die Krebswarnung samt grauslichem Bild auf Zigarettenschachteln zum Beispiel. Das ist mehr als nur »Information«, das ist bewusste Manipulation in der Absicht, vom Rauchen abzuhalten, deswegen auch »negatives Framing«.
In den abgedriftetsten Formen wird eine solches negatives Framing z.B. als gendernder Rahmen um einen Shakespeare-Text gelegt, um ihn zu »interpretieren«. Das Ergebnis ist eine Art Sinnschreddern, bei dem jedenfalls keine Literatur übrigbleibt.
In diesen überzogenen Formen unseres »ganz normalen« deutenden »Einrahmens« der Dinge dieser Welt wird ein Wesensmerkmal aller selbstgemachten Beurteilungen deutlich: Das Abgrenzen hat immer die Tendenz zum Ausgrenzen und Verurteilen. Der Gedanke des Mangels und der Schuld ist das, was meine private, von mir selbst »erdeutete« Welt im Innersten zusammenhält und die Dinge für meine Wahrnehmung voneinander abhebt.
Und heute höre ich vom »Wissen GOTTES« über mich. Wo soll ich dieses Wissen um meine »Heiligkeit« einordnen in meinem »Verstehen«, das sich immer selbst den Rahmen setzt? Ich ahne und spüre: Das sind keine leeren Worte von IHM, aber wohin damit?
Soll ich SEIN Wissen leugnen und an das glauben, was durch SEIN Wissen unmöglich wird? Soll ich als wahr akzeptieren, was ER als falsch verkündet?27
In meiner Akzeptanz also ist der »Ort«, wo ich SEIN Wissen in mir ruhig werden lassen kann. Und dann kann ich den Gedanken zulassen, dass mein gesamter Rahmen, in dem ich wahrnehme, auf einer falschen Annahme beruht – dass er nämlich auch die QUELLE in sich fasst, auch SIE einrahmt. Das einfach mal niederlegen, es still werden lassen und der WAHRHEIT übergeben: Die QUELLE ist die QUELLE ist die QUELLE.
GOTT kennt dich jetzt. ER erinnert sich an nichts und hat dich immer genauso gekannt, wie ER dich jetzt kennt. Der heilige Augenblick spiegelt SEINE Erkenntnis wider, indem er jede Wahrnehmung aus der Vergangenheit herausholt und so den Bezugsrahmen beseitigt, den du aufgebaut hast und dem zufolge du deine Brüder beurteilst. Ist dieser erst einmal fort, ersetzt der HEILIGE GEIST ihn durch SEINEN Bezugsrahmen. SEIN Bezugsrahmen ist einfach GOTT.28
Spürst du das auch? Dieser RAHMEN wird nicht von dir oder mir um Aspekte unserer Wahrnehmung gelegt. Das ist spürbar der RAHMEN, der um uns beide und um alles und jedes gelegt IST, in diesem und in jedem Augenblick, für alle Ewigkeit. Auch mein selbstherrliches »Rahmen« meines Weltbildes, auch mein aggressives »Framing« kann nicht so negativ werden, dass es nicht von IHM gerahmt bleibt. In aller Stille. Jetzt.
27 Kurs 2019, Ü-II.228.1:2-3
28 Ebd, T-15.V.9:1-5
So ganz zufrieden war wohl noch niemand mit dem, was er als sein »Ich« bezeichnet hat, und vielleicht könnte das als kleinster gemeinsamer Nenner der menschlichen Sinnsuche gelten: Wir sind auf der Suche nach unserer wahren Identität, die sich stabil, glücklich, angstfrei, friedlich, liebend und geliebt anfühlen sollte.
Für uns Kursbewegte ist heute diese Suche vorbei, besser gesagt: Sie ist JETZT vorbei:
Jetzt muss ich nicht mehr suchen. Die LIEBE hat obsiegt. So still hat sie darauf gewartet, dass ich nach Hause komme, dass ich mich nicht länger vom heiligen Antlitz CHRISTI abwenden will. Und das, worauf ich schaue, bezeugt die Wahrheit der IDENTITÄT, DIE ich zu verlieren suchte, doch DIE mein VATER sicher für mich aufbewahrte.29
Die Suche ist vorbei für diejenigen, die bereit sind, sie in allen Suchenden zu beenden, indem sie das JETZT der Erlösung in jedem sehen. Wir sind mit anderen Worten gebeten, uns nicht mehr abzuwenden vom»Antlitz CHRISTI«.
Gestern war das, »auf das ich schaute« und das mir die »Wahrheit der IDENTITÄT bezeugte, die ich zu verlieren suchte«, eine erstaunliche Situation im Park, wo ich mich zum Tischtennis verabredet hatte. An beiden Tischen, die dort aufgestellt sind, wurde gespielt, und ich setzte mich auf eine der Bänke, um auf meinen Mitspieler und das Freiwerden einer der Tische zu warten.
Am mir nähergelegenen vorderen Tisch spielten drei Männer und eine Frau sehr gemütlich miteinander, eher so eine Art Ping-Pong. Aus ihrer Unterhaltung konnte ich entnehmen, dass sie Patienten der nahegelegenen Uniklinik waren. Sie sprachen über ihre Langzeittherapie in der Psychiatrischen Abteilung, über ihre Therapeuten, die Gemeinschaftsaktivitäten, Ausflüge, über das Essen und andere Aspekte ihres Lebens in einem therapeutischen Umfeld.
Das Erstaunliche waren für mich zwei Dinge: Einmal gingen die vier Spieler mit einem unglaublichen Feingefühl miteinander um. Jeder wirkte wie urvertraut mit den anderen, das »Gewinnen« schien keinerlei Rolle zu spielen, ich sah ein Spiel der wohlwollendsten und achtsamsten Kommunikation. Etwas unendlich Zartes umgab diese Gruppe.
Gleichzeitig schienen mich die vier Spieler überhaupt nicht wahrzunehmen, antworteten auch nur mit abwehrender Knappheit auf meine dezenten Versuche, mich irgendwie an dem Gespräch zu beteiligen. Immerhin saß ich durch die Nähe der Bank zum Spieltisch quasi mittendrin in der Szene. Da war so etwas wie eine trennende Glaswand zwischen mir und ihnen.
Aber ich sah dieses Zarte, und für mich war es in diesem Moment das »Antlitz CHRISTI«, das auf uns als den EINEN Bruder schaut.
Und mir wurde klar, dass ich vor Augen hatte, dass ES immer DA ist, dass ES auch – wie bei den vier Spielern – immer die Essenz der Kommunikation ist und bleibt. Und dass nur unsere eigenen Angstgedanken der Isolation und des trennenden Willens uns davon abhalten können, ganz und gar in das hineinzuvertrauen, was ewig unsere IDENTITÄT ist, und dadurch verhindern, SIE auf alles und jeden auszudehnen.
VATER, mein Dank sei DIR für das, was ich bin; dafür, dass DU meine IDENTITÄT unberührt und sündenlos bewahrt hast, inmitten aller Gedanken der Sünde, die mein törichter Geist erfunden hat.30
29 Kurs 2019, Ü-II.229.1:2-5
30 Kurs 2019, Ü-II.229.2:1
Alle Begriffe, die versuchen, das Erleben unserer wahren IDENTITÄT zu umschreiben, können nur auf eine direkte Erfahrung deuten, wenn dies wahr ist:
Mir ist es nicht gegeben, mein SELBST zu ändern.31
Es ist das UNVERÄNDERLICHE ins uns, das wir suchen und auf ganz verschiedenen Wegen finden. Am Ende aber begegnen wir uns in derselben WAHRHEIT.
Bei vielen gibt es aus verständliche Gründen das Bedürfnis, ohne die christliche Terminologie, wie sie auch der Kurs benutzt, auszukommen. Auch das muss funktionieren wegen der Einheit des Ziels.
Begriffe beleuchten lediglich verschiedene Aspekte des Weges. Auf das Ziel, das keine Aspekte hat, können sie lediglich hindeuten. Beispielsweise wirft der folgende Kurssatz ein Licht darauf, dass das Gewahrwerden des Friedens unserer wahren IDENTITÄT kein »Wahrnehmen« von »etwas« ist, sondern ein direktes Sich-Teilen in die WAHRHEIT mit der Gesamtheit des »SOHNES«, also allen Lebens. Es ist ein Sehen im Licht der QUELLE.
Der Frieden, in dem DEIN SOHN in DEINEN GEIST geboren wurde, leuchtet dort unverändert.32
Diesen Frieden überall zu sehen, unabhängig von der Form des wahrgenommenen Geschehens, dazu sagt der Kurs »Schau«.
Zu dem Erleben eines solchen inneren Friedens kann man beispielsweise auch »Gewahrsein« sagen. Nichts spricht dagegen. Das »Unveränderliche« direkt in sich aufzusuchen und zu finden, jenseits der selbstbenannten Inhalte der Wahrnehmung, ist eine der »Methoden«, den Ort des Friedens in sich zu finden, die ohne ein einziges christliches Wort auskommen. An vielen Stellen fordert uns auch der Kurs dazu auf, genau das zu tun, nämlich an den »privaten Gedanken« vorbei zum Ort des Friedens zu gelangen.
Warum also »Schau«? Ein spezifischer Aspekt des Weges, den der Kurs vorschlägt, ist die vehemente Betonung der Vergebung für den Irrtum, die QUELLE des Geistes in eine selbsterdachte Welt verlegt zu haben. Ich mache seit langer Zeit tatsächlich die Erfahrung, dass das Gewahrsein des »Friedensraumes« in mir keine Konstanz und keine Perspektive in die Ausdehnung auf alle Bereiche meiner Wahrnehmung hat ohne eine permanente Vergebungshaltung. Der mitschwingende Hinweis auf die wahre QUELLE ist der Aspekt, der die »Schau« vom »Gewahrsein« unterscheidet.
Denn Vergebung ist das einzige Mittel, durch welches die Schau CHRISTI zu mir kommt. Lass mich akzeptieren, was SEINE Sicht mir als die simple Wahrheit zeigt, dann bin ich vollständig geheilt.33
Meine unveränderliche IDENTITÄT teile ich mit dir–mit dem CHRISTUS in dir. In meiner Welt von Verlust, Mangel, Gewalt, Krieg, Krankheit und dem unausweichlichen Sterben bin ich heilfroh, mich mit meinem gespaltenen Geist, in dem der Gedanke der Schuld so tief verwurzelt ist, an IHN wenden zu können, der als unser gemeinsames SELBST in der Gewissheit unserer Herkunft ruht. Und in Jesus finde ich einen konkreten Bruder, der bereits in dieser Gewissheit angekommen ist. Er kann mir helfen, das Gewahrsein meines inneren Friedens zu stützen und in die unendliche Ausdehnung zu allen Aspekten des Lebens zu öffnen. Mit diesem Bruder an der Seite wird meine Vergebung still und sicher vor meinem Vergessen und das Gewahrsein meines inneren Friedens bleibt in der Ausdehnung der QUELLE. Danke dafür, Jesus.
31 Kurs 2019, Ü-II.230.1:3
32 Ebd., 2:3
33 Kurs 2019, Ü-II.247.1:3-4
Mich »an GOTTES LIEBE erinnern« – heute geht es also direkt um die QUELLE. Ist das wirklich »mein eigentlicher Wille«? Die Lektion behauptet genau das, und Jesus spricht klare Worte dazu:
Dies, mein Bruder, ist dein Wille. Und du teilst diesen Willen mit mir und auch mit dem EINEN, DER unser VATER ist.34
Wieder eine dieser Informationen, die zunächst schwer nachvollziehbar sind: Ich kann ja eine Menge Dinge aufzählen, die ich »will«, Geschehnisse, auf die sich mein Wille in ganz bestimmter Absicht richtet, »Basics« wie Gesundheit, Auskommen, Frieden. Die »Erinnerung an GOTT« wäre mir so für diese Liste erstmal nicht eingefallen.
Aber auch das ist wieder eine Information über eine Tatsache, die nicht darauf angewiesen ist, dass sie mir einfällt oder von mir als würdig befunden wird, in die Liste meiner Willensziele aufgenommen zu werden: Ich WILL mich an GOTT erinnern. So IST es.
»Gott« ist die Kommunikation der LIEBE mit SICH SELBST, und darin ist mein »privater« Wille transzendiert, also aufgehoben, ohne dabei verloren zu gehen. Ein »Willensziel«, das immer schon erreicht ist.
Mich an GOTT zu erinnern, heißt also, mir dieser eigentlichen Kommunikation wieder gewahr zu werden, an der ich ewig teilhabe kraft meines wahren Willens.
Ausgangslage ist aber natürlich mein selbstgewähltes Leben in Wahrnehmung, das der Kurs in der folgenden Textstelle »Existenz« im Unterschied zum»Sein« nennt:
Die Existenz wie auch das Sein beruhen auf Kommunikation. Die Existenz jedoch legt in konkreter Weise fest, wie, worüber und mit wem die Kommunikation sich lohnt. Das Sein ist völlig bar dieser Unterscheidungen.35
Der Kern meines privaten Willens ist mein Glaube, ein »zweiter Wille« neben GOTTES Wille sei möglich. Sein »Grundimpuls« ist also eine die »Existenz« meines Selbst- und Weltbildes erhaltende aktive Abwehr der WAHRHEIT. Und damit glaube ich auch, die Kommunikation mit der LIEBE unterbrechen zu müssen und zu können. Das und nur das kann Unfrieden in mein Leben bringen:
Die Trennung war kein Verlust der Vollkommenheit, sondern ein Versagen der Kommunikation. Eine schroffe und schrille Form der Kommunikation entstand als Stimme des Ego. Sie konnte den Frieden GOTTES nicht zerschlagen, wohl aber den deinen.36
Wie wahr, wie wahr! Aber die Erinnerung ist jederzeit möglich, GOTT sei Dank! GOTT ist nicht nur der Friede, den ich gelegentlich fühle, sondern auch der WILLE, diesen Frieden über alles und jeden auszudehnen, um zur wahren Kommunikation mit »mir« zurückzuführen.
Mach doch einfach mal:
Schau auf einen Bruder, zu dem du ein durchwachsenes Verhältnis hast. Licht und Schatten, vielleicht dein Chef oder deine Kollegin. Mach dich frei von all deinen Gedanken um ihn, lass ihn sein, was er ist, und verzichte darauf, es zu definieren. Und dann, wenn dir das gelingt, lass die gesamte LIEBE GOTTES auf ihn schauen mit IHREM unbeirrbaren WILLEN, diesen Bruder zu erkennen als Teil von IHR.
Schau mal nach: Wo ist jetzt »dein Wille«? Kann es sein, dass du gerade nur diese Kommunikation aufrechterhalten »willst«? Spürst du den Fluss?
34 Kurs 2019, Ü-II.231.2:1-2
35 Kurs 2019, T-4.VII.4:1-3
36 Ebd., T-6.IV.12:5-7
In einem Frieden zu leben, der nicht störbar ist, der unabhängig ist von allen äußeren Erscheinungen, welche von der Wahrnehmung in Zeit hervorgebracht werden – von dieser Vorstellung kann ich sicher sagen, dass ich sie »will«, aber halte ich auch ihre Umsetzung in meine erlebte Wirklichkeit für realistisch?
Das Gebet der heutigen Lektion ist wunderschön, es spricht mir leise die Wahrheit zu, dass GOTT meinen endgültigen Frieden nicht nur für möglich hält, sondern als bereits gegeben sieht. Ich ruhe in der Gewissheit SEINER LIEBE – für IHN ist das bereits eine Tatsache.
In diese Gewissheit muss ich freilich aus meinem Traum vom Uneinssein erst erwachen. Mein Traum aber ist kein isolierter Zustand (obwohl ich genau das träume): Ich träume den Traum mitten in der WAHRHEIT. Und das bedeutet, dass ich von jedem träumenden Gedanken aus in diese WAHRHEIT zurückkehren kann:
Der Gedanke des Friedens wurde GOTTES SOHN in jenem Augenblick gegeben, als sein Geist an Krieg gedacht hat.37
Mit diesem Gedanken schließt sich mir allmählich der Raum auf, in dem ich GOTT in meinem Geist als dessen QUELLE finde und wo ich wohne – in der LIEBE. Mit jeder konkreten Wahl für Vergebung statt Urteil, Liebe statt Angst, dehnt sich dieser Raum aus, bis er mich ganz ausmacht:
Sei in meinem Geist, mein Vater, wenn ich erwache, und leuchte den ganzen Tag hindurch auf mich. Lass jede Minute eine Zeit sein, in der ich bei dir wohne.38
Der »Gedanke an Krieg« wird durch die Vergebung in all seinen Facetten einfach aufgehoben, indem sie seine Wahrheit nicht weiter bestätigt und ihm damit die Kraft nimmt, die wir ihm im wahrsten Sinne des Wortes »verliehen« hatten:
Erlösung ist Aufheben in dem Sinne, dass sie nichts tut und die Welt der Träume und der Bosheit nicht unterstützt. Auf diese Weise lässt sie Illusionen los. Indem sie sie nicht unterstützt, lässt sie sie einfach still zu Staub zerfallen.39
Vergebung also ist der Weg, und ist das praktische Mittel, das die Erlösung herbeiführt. Sie ist das Wunder, das ich erfahre, wenn ich es all dem gebe, in das ich meine Angst- und Schuldgedanken hineinprojiziert habe. Meine Welt ordnet sich neu:
Das Wunder schafft das Bedürfnis nach Belangen niederer Ordnung ab. Da es ein Zeitabschnitt außerhalb des normalen zeitlichen Musters ist, gelten die gewöhnlichen Überlegungen von Zeit und Raum nicht. Wenn du ein Wunder wirkst, werde ich sowohl Zeit als Raum so arrangieren, dass sie sich ihm anpassen.40
Der unbegrenzte Raum der Zeitlosigkeit, in dem ich »bei GOTT wohne«, öffnet sich mir jetzt schon immer wieder durch die Wunder der Vergebung und im heiligen Augenblick des geeinten Willens. Das hat nur eine mögliche Richtung, und darauf lässt sich mein Vertrauen gründen.
Es ist unser gemeinsames Zurückkehren, und beide Aspekte der Erlösung stehen dabei ohne Konkurrenz in ihrer Bedeutung nebeneinander und lassen den Weg gangbar und das Ziel im besten Sinne »realistisch« sein:
In der Zeit existieren wir füreinander und miteinander. In der Zeitlosigkeit existieren wir gemeinsam mit GOTT.41
37 Kurs 2019, Ü-II.2.2:1
38 Ebd., Ü-II.232.1:1-2
39 Kurs 2019, Ü-II.2.3:1-3
40 Ebd., T-2.V.A.11:1-3
41 Ebd., 17:6-7
Mein Leben ganz »GOTT geben«, das klingt nach dem Frieden und der Geborgenheit, von denen auch in dem schönen Gebet gestern die Rede war. Wo ich Mangel, Verlust und Schuld gesehen und meine eigene »Bedeutungslosigkeit« gefürchtet habe, da hat meine zunehmende geistige Offenheit mehr und mehr erlaubt, dass die Gedanken GOTTES in diesen »leeren Raum« haben einströmen und ihn mit der Fülle ihrer stillen Wahrheit beseelen können.
Weißt du noch, wie wir zu dieser Offenheit für den »leeren Raum« geführt wurden? Das begann schon in der ersten Lektion und hatte einen ersten Höhepunkt in Lektion dreizehn:
Das Erkennen der Bedeutungslosigkeit ruft in allen Getrennten intensive Angst hervor. Es stellt eine Situation dar, in der sich GOTT und das Ego gegenseitig im Hinblick darauf »herausfordern«, wessen Bedeutung in den leeren Raum geschrieben werden soll, den die Bedeutungslosigkeit zur Verfügung stellt. Das Ego stürmt wie wild geworden hinein, um dort seine eigenen Ideen zu begründen, voller Angst, die Leere werde womöglich sonst dazu benutzt, seine eigene Machtlosigkeit und Unwirklichkeit aufzuzeigen. Nur in dieser einen Hinsicht hat es Recht.42
Wir leben und denken aus der Grundvoraussetzung des Mangels heraus, den wir ständig ausgleichen müssen, um kleine Zeitinseln der vergänglichen Fülle verteidigen zu können. Unser Leben ist eine Art Patchwork solcher Zeitinseln der Sinnhaftigkeit, das wir mühsam zusammenhalten.
Und wir leben ständig mit einer zumindest lauernden, gelegentlich aber auch offen spürbaren Angst davor, dass uns dieser Zusammenhalt über der »Wahrheit« des Mangels und der Schuld nicht mehr gelingt und wir eben wieder da landen, wo wir nie hinwollten: im Gefühl der Bedeutungslosigkeit.
Inzwischen haben wir viele Schritte gemacht, unserem Gefühl drohender Bedeutungslosigkeit gegenüber zunächst einmal eine geistige Offenheit aufzubringen und zu halten, ohne sofort reflexhaft mit dem Ego zu reagieren und dessen Bedeutungen »hineinzuschreiben«. Und wir haben mehr und mehr gute Erfahrungen gemacht mit dem »leeren Raum«, der jetzt zum Beispiel mit »Frieden« und »Stille« verbunden werden kann.
Hier wird auch die besondere Bedeutung der »Vergebung« offensichtlich, denn »Schuld«, wo und in welcher Form auch immer sie gesehen wird, erzeugt besonders effektiv ein Gefühl des Vakuums, das vehement danach verlangt, mit »Bedeutung« gefüllt zu werden.
Das kennst du, oder? Dir ist eine Ungerechtigkeit angetan worden, du bist glatt ignoriert worden, und die Situation war vorbei, bevor du das besprechen und klären konntest. Sie war auch zu subtil, als dass die Klärung im Nachhinein noch möglich gewesen wäre. Du schluckst: Gelegenheit verpasst, wenn du Pech hast, entwickelst du ein Krankheitssymptom als »Vakuumfüller«. Bekannt?
Heute bietet sich erneut GOTT SELBST an als die FÜLLE, in der kein Vakuum je existieren kann. Und wir werden »lediglich« gebeten, in SEIN Angebot einzuwilligen, Fülle statt Bedeutungslosigkeit, athmende Ausdehnung statt Vakuum und SEINE LIEBE statt unserer Angst zu akzeptieren.
Nichts kann gegen einen SOHN GOTTES obsiegen, der seinen Geist in die HÄNDE seines VATERS befiehlt. Indem er dies tut, erwacht der Geist aus seinem Schlaf und erinnert sich seines SCHÖPFERS. Jedes Gefühl der Trennung verschwindet.43
Danke für diese unfassbar freundliche Perspektive!
42 Kurs 2019, Ü-I.13.2:1-4
43 Kurs 2019, T-3.II.5:1-3