An einem Ort, so weit und schön ... - Michael Feuser - E-Book

An einem Ort, so weit und schön ... E-Book

Michael Feuser

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Beschreibung

Wir erleben sie in außergewöhnlichen Momenten unserer Begegnungen, in Augenblicken vertrauensvoller Nähe zu anderen: die Liebe, und wer würde von sich sagen, sie habe keine Bedeutung für ihn? Aber nicht nur in angenehmen, friedlichen Situationen, sondern auch, und bei Licht betrachtet vielleicht vor allem, wenn es eng wird und kalt, einsam und bedrohlich, wenn das Schicksal uns gerade nicht auf der Sonnenseite sehen will, eben dann werden sie besonders wichtig: Momente der Liebe, die die Kraft haben, uns noch über die bittersten Zweifel am Sinn, am Guten unseres Lebens hinwegzutragen, indem sie uns immer wieder vom Wunder erzählen, miteinander unzerstörbar und in einer viel größeren Tiefe verbunden zu sein, als wir es uns vorstellen können oder auch wollen. Es sind diese Momente, von denen hier erzählt wird. Der Autor spürt sie im Alltag des Zusammenlebens auf, findet sie mitten im Leid, in der Gewalt, im Abschied, findet sie immer wieder neu wie die eine Antwort auf alle Fragen. Es sind seine Momente der Liebe, und es sind die unseren.

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Befragt, was denn über ihn biographisch Interessantes zu berichten wäre, gibt der Autor an, eines frühen Apriltages anno 1957 in Ludwigshafen am schönen Rhein angeblich als ein weiteres Exemplar der Gattung Mensch geboren worden zu sein und seitdem, inzwischen in Hamburg an der nicht minder schönen Elbe lebend, der Frage nachzugehen, was denn diese ihm unverlangt mitgegebene Identitätsbezeichung eigentlich bedeute. Mit diesem Erzählband legt er erste Ergebnisse vor.

Für meine liebe Ulrike,die mir vom Himmel geschickt worden ist,als der mal einen verdammtguten Tag gehabt haben muss!

Inhalt

Vorwort

Zunächst

1 Blätterrauschen

2 Doch noch alles gut

3 Beunerdigung

4 Hohes Gericht

5 Der Dritte im Bunde

6 Des Pfeiles freier Flug

7 Zuhause

8 Kreuzworträtsel

Athem

9 Um Himmels Willen!

Erwartet

10 Ganz leicht…

11 Nur die Ruhe!

12 Des Urknalls Stille

13 Yet I found you there…

14 Das leise Lied des Lebens

15 Schön, dass du da bist!

Zuinnerst

Vorwort

Können wir uns einen Ort vorstellen, so weit und schön, so friedlich und harmlos, an dem wir uns einfinden, nur um einander zu sagen: »Schön, dass du da bist!«, gibt es ein Paradies unverbrüchlichen Vertrauens?

Aus einem gewissen Blickwinkel heraus betrachtet sieht es so aus, als müssten wir uns dort schon begegnet sein, denn, Hand aufs Herz: Könntest du überhaupt leben, ohne in diesen oder anderen Worten, auf die ein oder andere Weise gehört und vor allem auch geglaubt zu haben: »Es ist gut, dass du da bist«?

Erst einmal nehmen wir als selbstverständlich hin, diesen Zaubertrank des Lebens in den schönen, angenehmen Momenten unserer Begegnungen irgendwo, irgendwie aufgenommen zu haben.

Was aber ist in den Zeiten, in denen uns das Schicksal nicht auf der Sonnenseite sehen will?

Wer gibt dir dann noch dieses Elixier deiner Kraft: wenn du in Schuld gerätst, wenn Gewalt über dich kommt, gleich ob du zum Täter wirst oder die Tat erleidest, wenn Krankheit dich heimsucht oder deine Lieben dich verlassen, wenn du plötzlich zu denen gehörst, die von ihren Familien verstoßen werden oder die in der Gesellschaft keinen Platz mehr finden, wer gibt dir noch diese Medizin, wenn für dein Leid selbst die Ärzte keinen Namen mehr wissen? Wer wagt es, dir dies Wort noch zu sagen, wenn du schließlich gehen musst? Wo kommt sie eigentlich her, die Liebe, die uns hält und erst zu Menschen macht?

So viel ist sicher: Niemand von uns kann sich der Antwort auf diese Frage allein nähern, ohne den anderen. Sei willkommen, lieber Leser!

Erlebt haben wir sie wohl alle: erstaunliche Momente des Lebens, die uns – bei allem, was uns unterscheidet und trotz aller Behinderung, die wir gelegentlich füreinander sind – vom Wunder eines gemeinsamen Weges gesprochen und an eine unfassliche, all unsere Begriffe übersteigende Liebe erinnert haben.

Allzu leicht jedoch verblassen sie wieder, diese Augenblicke unmittelbarer Nähe, versinken hinter dem, was wir Realität gewohnt sind zu nennen, geraten in Vergessenheit.

Erzählen wir uns also von ihnen, auf dass sie in unserem Erinnern an Kraft gewinnen, die uns befähigt, mehr und mehr hinter die Schleier dieser Welt zu schauen und den Ort wiederzuerkennen, an dem wir einander einst gesagt haben: »Schön, dass du da bist!«

Zunächst

Es gibt etwas, das ich nicht sagen kann,

Meinem Auge wird’s kein Bild,

Und das mir doch – es war wohl nur vergessen –

Als urvertraute Wahrheit gilt.

Ich kann nicht auf es zeigen,

Hab’ keinen einzigen Beweis,

Nicht dicht genug für mein Gefühl,

Ist’s für mein Ohr unhörbar, viel zu leis’.

Auch greifen kann ich’s nicht:

Es ist mir näher noch als Herz und Hand,

Doch in dem einen Augenblick – er währt noch an –

Hab’ ich’s als das, weshalb ich hier, erkannt.

1 Blätterrauschen

Als sie gestorben war, lagen wir, die wir sie in ihrer letzten Zeit begleitet hatten, vollkommen erschöpft unten im Wohnzimmer auf dem Fußboden, hatten sie – ihren Körper – oben in ihrem Zimmer zurückgelassen, waren jetzt mit uns allein…

… allein mit mir… leer… nur Leere…

Das Erste, was wiederkam, war das heraufdämmernde Frühlingslicht, welches das Zimmer allmählich erhellte. Ich fühlte ein Bedürfnis nach frischer Luft, nach Draußen, nach Weite, stand auf und öffnete die Terrassentür. Unendlich sanfte Luft strömte mir entgegen, als ich hinaustrat ins Freie. Ein leiser Wind bewegte die Blätter der Bäume, sonst nichts, tiefste Ruhe.

Da kam sie wieder zu mir.

Aus Allem, den Blättern, dem Wind, den Wolken, dem Gras der Wiese, aus Allem schaute sie mich an und flüsterte mir zu: »Gestorben bin ich, lieber Bruder, aber tot bin ich nicht.«

Irgendwie hob es mir die Arme hoch, ich wollte dieses Flüstern einatmen mit jeder Zelle, es sollte mich anfüllen bis obenhin.

So stand ich da, die Arme erhoben, als wir uns unvermittelt anschauten: in vielleicht dreißig Metern Entfernung stand – wohl schon länger – ein junger Vater auf dem Balkon seines Hauses und hielt einen Säugling im Arm, der selig zu schlafen schien. Alles schwieg eine wortlose Ruhe.

Wir schauten einander an, der Mann schien nicht irritiert zu sein von meinen erhobenen Armen, die ich jetzt langsam herunternahm, tiefe Dankbarkeit empfindend für diesen Vater mit seinem Kind, der mich nicht allein ließ in einem Moment, der mein Leben vollkommen verändert hat. Ich nickte ihm kurz zu und ging wieder hinein.

Wieder hinein.

2 Doch noch alles gut

»Ich steh’ auf der Abschussliste!«, hat sie gerade eben noch gesagt, und jetzt schläft sie neben mir selig wie ein Kind, das Gesicht ganz entspannt und die Augenlider so sanft geschlossen, als schaue sie hellwach durch sie hindurch in eine glückliche Welt ohne Schmerz und ohne Sorge, ihr Atem so ruhig wie das leise Kräuseln an der Oberfläche eines tiefen Sees.

Zwei Stunden werden es wohl gewesen sein, die wir uns unterhalten haben auf der gemeinsamen Zugfahrt von Köln nach Hamburg, das Wetter, der Sommer, der mal wieder keiner ist, das Angenehme am Zugreisen und das Unangenehme, haben das Frühere mit dem Jetzigen verglichen und dabei das Frühere besser abschneiden lassen, und uns so die Zeit etwas verkürzt.

Es ist spürbar gewesen, dass sie sich vorgenommen hat, nicht über sich zu sprechen, wahrscheinlich, weil sie sich damit als aufdringlich empfindet, aber dann tut sie es doch: Es wird eine Erzählung, die eine dreiviertel Stunde lang anhält und bei der ich eigentlich nur zuhöre; habe ich zwei Dutzend Worte gesagt in dieser Zeit?

Als ihr Mann gestorben war, hat ihr Abstieg begonnen hinab zu dem Punkt, an dem sie jetzt steht. So empfindet und so erzählt sie ihre Geschichte, als einen Abstieg: das zunehmende Alleinsein, immer mehr Freunde und Verwandte um sie herum verlassen sie, und dann beginnen ihre Krankheiten, erst harmlos, dann ernster, schließlich bedrohlich – die Bauchspeicheldrüse hat sich gefährlich entzündet, nur mit hohem Aufwand ist das Problem in Schach zu halten, seit vier Jahren muss sie halbjährlich zur Untersuchung in eine Spezialklinik, auch heute ist sie dorthin unterwegs. Und jedes Mal die bange Frage: ›Wie wird das Urteil der Ärzte lauten?‹

Jetzt ist auch noch vor zwei Monaten ihre beste Freundin an genau derselben Krankheit gestorben, »und dann bin ich ja auch schon vierundachtzig.« Das hat geklungen, als wolle sie sich entschuldigen dafür, dass sie überhaupt eine Krankengeschichte brauche, um auszusprechen, was ihr eigentlich auf der Seele brennt: »Ich steh’ auf der Abschussliste!«

»Ich bin nur froh, dass es diese Liste gar nicht gibt!«, habe ich einfach nur gesagt, mehr ist mir im ersten Moment nicht eingefallen, und dann ist sie auch gleich eingeschlummert, so dass es dabei geblieben ist.

Auch jetzt – der Zug fährt gerade in den Hamburger Hauptbahnhof ein – frage ich mich, ob ich sie wecken soll, um ihr wenigstens zum Abschied »Alles Gute« wünschen zu können, aber sie schläft immer noch so schön, und ich weiß, dass sie erst in Altona aussteigen will – ich lasse sie schlafen. Leise stehe ich auf, packe meine Siebensachen zusammen und gehe als Letzter in der Schlange in Richtung Tür.

Im Hinuntersteigen auf die obere der beiden Stufen drehe ich mich doch nochmal nach ihr um: da sitzt sie aufrecht an ihrem Platz und hat die Hand erhoben, wartend, ob sie noch Gelegenheit haben werde, mir zu winken. Ihr Gesicht strahlt, als sie gewahr wird, dass ich mich nach ihr umdrehe, und heftig winkt ihre Hand, wie um die Zeit, die sie warten musste, aufzuholen, während sie mir durch die sich schließende automatische Zwischentür zuruft: »Alles Gute!«

Da bin ich schon draußen und denke, an der Wirklichkeit vorbei, aber heilfroh: »Jetzt hab’ ich es doch noch gesagt!«

3 Beunerdigung

Es hätte vielleicht eine ganz normale Beerdigung werden können, wenn der junge Priester sich nicht akribisch an die Regeln zur Durchführung eines katholischen Trauergottesdienstes gehalten hätte, wodurch sich die zwar eher kleine, aber dafür umso dunklere Gewitterwolke in aller Ruhe über dem Friedhof formieren konnte.

Ich muss gestehen, dass ich über den genauen Ablauf und Inhalt dieser Messe kaum Auskunft geben kann, da meine Gedanken, während der wohl aus dem indischen Sprachraum stammende Priester wegen der offensichtlichen Unvereinbarkeit seiner heimischen mit der hiesigen Sprechweise nahezu unverständlich die bei einer solchen Gelegenheit üblichen Trostworte sprach, abschweiften und an der Frage hängen blieben, wo sich eigentlich meine verstorbene Tante zur Zeit befände, denn zu sehen waren nur die Kränze, kein Sarg weit und breit. Es mag sein, dass ich mit halbem Ohr doch immer wieder hinhörte, was der Priester äußerte, aber außer einer um Trost bemühten, wenn auch etwas bizarren Bemerkung – die Verstorbene, die in den letzten Jahren unter Schwerhörigkeit gelitten habe, könne ja nun im Himmel sicher wieder besser hören und so auch den himmlischen Gesängen lauschen – vermag ich nichts zu wiederholen.

Ich hatte also ein Problem mit dem Aufenthaltsort meiner Tante und konnte es nicht lösen. Ich will nicht sagen, dass ich wirklich darüber beunruhigt war, zumal alle anderen Anwesenden zu glauben schienen, dass hier alles mit rechten Dingen zugehe, aber losmachen konnte ich mich von der Frage nicht: ›Wo ist sie?‹

Erst als die Sargträger nach Beendigung der Messe die Kränze beiseite räumten und ihren Transportwagen einfach durch die Wand, die meine Phantasie an der linken Seite des Altarraums errichtet hatte, hindurchschoben, in einen Nebenraum oder besser eine Ausweitung des Altarraumes hinein, die ich von meinem Platz aus tatsächlich nicht hatte sehen können, erst da klärte sich das Mysterium auf geradezu banale Weise auf.

Jetzt verlief zunächst alles in gewohnter Ordnung, die Tür zum Friedhof wurde geöffnet und die Trauergemeinde schritt hinter dem Sarg her zum offenen Grab, wo man sich zum eigentlichen Begräbnisritual, das in dieser sehr katholischen Gegend sehr ausführlich ist, versammelte.

Auch an dieser Stelle muss ich bekennen, dass ich außer dem Absenken des Sarges und dem gemeinschaftlich gebeteten ›Vater Unser‹ nicht gerade viel mitbekam vom Verlauf des Rituals, da meine Anteilnahme wiederum von einem Rätsel absorbiert war, das mich, ähnlich dem ersten, nicht zur Ruhe kommen ließ; diesmal trieb mich die Frage um, ob es nach Lage der Dinge wirklich ratsam sei, einem der Messdiener, einem Knaben von vielleicht zwölf Jahren, die Aufgabe zu übertragen, ein großes metallenes Kreuz an einem langen Stab in den Himmel zu halten. Besagte Wolke nämlich ließ keinen Zweifel daran, dass sie halten würde, was sie versprach, und jetzt wirbelten auch schon die ersten Turbulenzen durch die Baumkronen, und der ein oder andere Regentropfen klopfte an, um zu fragen, wie es hier weitergehen solle.

Außer meiner Frau und dem für die akustische Anlage zuständigen Helfer schien sich wegen des Wetters und dessen Einflussmöglichkeiten auf den Verlauf des Zeremoniells niemand Sorgen zu machen, wobei die Befürchtungen des Technikers doch eher auf seine Gerätschaften zielten. Seine bittenden Blicke in Richtung des Priesters, er möge die Sache doch etwas beschleunigen, blieben indes unerhört, und alles ging seinen üblichen Gang, während der Knabe voller Stolz weiter das Kreuz in die Höhe hielt.

Ich muss sagen, dass es einen Moment dauerte, bis mir das Wort ›Blitzableiter‹ in den Sinn kam, aber mit dem Auftauchen dieses Wortes wurde es mir unmöglich, untätig zu bleiben. Ich ging zunächst zu den Sargträgern, die unmittelbar hinter dem Messdiener standen, um sie zu bewegen, den Knaben samt Kreuz zurück in die schützende Kapelle zu schicken, stieß aber dabei auf eine Front der Ablehnung. »Später«, hörte ich einen der Träger unwillig zischen, während der erste Blitz durch die Wolke zuckte und keine Sekunde später sein Donner zu hören war.

Auch davon blieb die Gemeinde scheinbar vollkommen ungerührt, eher erlebte man wohl mich als schlimme Störung. Dieses Gefühl jedenfalls kam in mir auf, als ich mich jetzt direkt dem Jungen zuwandte, um ihm notfalls handgreiflich den Weg zu weisen. Zu meinem großen Glück folgte dem zweiten Blitz und Donnerschlag aber ein derartig heftiger Wolkenbruch, dass die gesamte Trauergemeinde augenblicklich von ihren Selbstschutzreflexen in Bewegung gesetzt wurde, die ein weiteres Eingreifen meinerseits unnötig machten: als ginge ein Sog von der offenen Tür aus, bewegte man sich rückwärts, den Blick weiter auf den Priester gerichtet, der – Fels in der Brandung – immer noch sprach, auf die Kapelle zu, was auch den kreuztragenden, inzwischen völlig durchnässten Knaben mit sich zog. Wie in einem rückwärts laufenden Film ging alles sozusagen wieder auf Ausgangsposition.

Meine Frau wirft mir oft vor, ich könne nicht mehr als eine Sache gleichzeitig denken oder tun – und damit hat sie vollkommen recht! Umso dankbarer bin ich, dass sie dabei war, denn sie hatte trotz der gleichen Sorge um den Messdiener – die sie übrigens dazu bewog, dessen letzte zögerliche Schritte vor der Kapelle mit energischen Worten zu beschleunigen – im Unterschied zu mir gleichzeitig den Ausführungen des Priesters gelauscht und konnte jetzt den in der Kapelle Versammelten berichten, dass es ausgerechnet die Worte »Auferstehung« und »Erlösung« gewesen waren, die von den beiden himmlischen Donnerschlägen ihre besondere Betonung erhalten hatten, was sofort eine Diskussion unter den Anwesenden entfachte, inwieweit dies alles noch als Zufall durchgehen könne, oder ob man nicht gezwungen sei, Blitz und Donner als Ausdruck göttlichen Zorns zu werten.

Ob nun dieses unauslotbare Thema der Grund dafür war, dass die Gemeinde innerhalb kürzester Zeit auseinanderlief, oder andere Motive dafür wesentlich waren – einigen Teilnehmern fiel ein, dass sie zu Hause ein Fenster vergessen hatten zu schließen, andere bezweifelten einfach, dass der Regen in absehbarer Zeit nachlassen werde – vermag ich nicht zu sagen. Fest steht, dass der Priester irgendwann die Idee aufgab, die Zeremonie noch fortsetzen zu können, die Messdiener nach Hause schickte und sich seines Gewandes entledigte.

Und so blieb meine liebe Tante Elisabeth – jedenfalls nach katholischem Verständnis und natürlich nur zunächst – unbeerdigt. Irgendwann wird der Priester wohl noch einmal zurückgekehrt sein und alles Notwendige getan haben, um die Sache zu Ende zu bringen, und dann werden auch die Friedhofshelfer – davon dürfen wir getrost ausgehen – das Grab geschlossen haben.