Deine TikTok-Challenge - Wie weit traust du dich zu gehen? - Anna Siebenstein - E-Book

Deine TikTok-Challenge - Wie weit traust du dich zu gehen? E-Book

Anna Siebenstein

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Beschreibung

Ein Jugendroman über TikTok-Videos, Selbstdarstellung und den Unterschied zwischen Mut und Leichtsinn, besonders geeignet als Schullektüre, Kl. 7–10 +++ Jonas und Finn sind als "TikTok-Twins" mit ihren Videos mäßig erfolgreich. Das ändert sich, als Nora und Namika, die "TikTokTitans", sie zu immer neuen Aktionen herausfordern. Die Klickzahlen steigen, doch was am Anfang noch lustig und harmlos klingt und allenfalls für ein bisschen Bauchkribbeln sorgt, läuft schnell aus dem Ruder. Als Jonas nach einer besonders gewagten Aktion plötzlich verschwunden ist, müssen Finn, Nora und Namika endlich Verantwortung übernehmen … Ein Roman für leseschwache Schüler*innen über TikTok-Videos, Selbstdarstellung und den Unterschied zwischen Mut und Leichtsinn. Weitere Infos zur Reihe: Leseschwache Schüler und Schülerinnen geben schnell frustriert auf, wenn die Lektüre zu schwer, zu lang und zu langweilig ist. Diesen Frust können Sie sich und Ihren Schülern und Schülerinnen mit den Taschenbüchern aus der Reihe K.L.A.R. ersparen: Eine insgesamt geringe Textmenge, überschaubare Leseabschnitte, ein leicht verständliches Vokabular und eine alltagsnahe Sprache sorgen für einen schnellen Leseerfolg, der die Kinder und Jugendlichen nach dem Unterricht auch zu Hause weiterlesen lässt. Die Jugendbücher sind somit ideal für die Leseförderung in der Sekundarstufe, vor allem als Schullektüre an Förderschulen, Hauptschulen, Realschulen und Gesamtschulen, geeignet.

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Seitenzahl: 98

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Impressum

Titel

Kurz – Leicht – Aktuell – Real

Deine TikTok-Challenge –Wie weit traust du dich zu gehen?

Autorin

Anna Siebenstein

Titelbildmotive – Shutterstock.com

Smartphone/Hand © Andrei Mayatnik, Skater © yanik88

Motiv im Innenteil – Shutterstock.com

Smartphone-Icon © mhatzapa

Verlag an der Ruhr

Mülheim an der Ruhr

www.verlagruhr.de

Ab 12 Jahre

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

© Verlag an der Ruhr 2024

E-Book ISBN 978-3-8346-6536-2

Begleitendes Unterrichtsmaterial:

K.L.A.R. – Literatur-Kartei:

„Deine TikTok-Challenge – Wie weit traust du dich zu gehen?“

Kl. 7–10, digital, 64 S., A4

PDF Pro-Lizenz: ISBN 978-3-8346-6593-5

PDF Premium-Lizenz: ISBN 978-3-8346-6592-8

Inhalt

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

„Bist du so weit?“, fragte Jonas. Finn atmete noch einmal tief durch und nickte dann. „Also, nächster Versuch“, sagte er und schaute hinüber zu Leni. Aber die starrte vollkommen versunken auf Jonas’ Handy und hatte das Startsignal mal wieder nicht mitbekommen.

„HALLO – FiJo an kleine Schwester“, rief Finn. FiJo, das waren Jonas und er. Als Zwillinge teilten sie nicht nur diesen Spitznamen, aufwändig gestylte Blondschöpfe und große, grüne Augen, sondern auch zahlreiche Hobbys. Und seit einiger Zeit gehörte dazu ein TikTok-Account, der sie ganz schön auf Trab hielt. Darum waren sie hier.

Zuerst hatten sie den Account auch „FiJo“ genannt. Aber dann war Jonas auf die Idee mit „TTT – Die TikTok-Twins“ gekommen und das war nicht nur cooler, sondern lief auch viel besser.

„Mach schon, solange noch nichts los ist hier auf dem Parkplatz. Wenn es voll wird, kriegen wir echt ein Problem!“, drängte Finn jetzt zur Eile.

„Chill mal“, sagte Leni, ohne die Augen vom Bildschirm zu lösen. „Ihr könnt froh sein, dass ich euch überhaupt helfe. Ich hab schließlich auch Besseres zu tun!“ Selbstbewusst warf sie ihre braunen Zöpfe zurück und zog die mit Sommersprossen übersäte Nase kraus. Jonas und Finn sahen sich an.

Soso, Madame hatte also Besseres zu tun. Sie beide wussten, dass das nicht stimmte: Leni ging an ihrer Schule in die fünfte Klasse. Es war sowieso schon das Beste, was ihr passieren konnte, zwei Brüder in der Neunten zu haben. Aber seit auch noch alle an der Schule die Twins kannten, weil eines ihrer Videos so krass abgegangen war, färbte deren Ruhm auch auf Leni ab. Überall erzählte sie stolz wie Oskar, dass sie mal wieder ein paar Videos für TTT aufnehmen musste. Aber hier ließ sie sich natürlich ordentlich bitten.

„Na schön“, sagte sie jetzt gönnerhaft und tippte auf dem Handy herum. „Also dann, Kamera läuft!“

Die Jungs nickten sich zu. Dann fasste Jonas Finn mit einem Arm um die Taille, mit dem anderen Arm unterhalb des Hinterns und hob ihn hoch. Finn lag jetzt waagerecht wie ein Brett und umklammerte Jonas an den gleichen Stellen. Die Zwillinge waren ziemlich oft im Fitnessstudio – sonst wäre die Aktion wahrscheinlich problematisch geworden.

Finn musste sofort wieder kichern. Er konnte schon gar nicht mehr zählen, der wievielte Versuch es eigentlich war. Aber er hatte bisher noch keinen geschafft, ohne zu lachen. „Psst“, zischte Jonas, der meistens sehr viel ernsthafter bei der Sache war. Er keuchte und ging mühsam zwei Schritte. Dann drehte er sich mit einem kleinen Hüpfer so, dass er plötzlich derjenige war, der quer lag, und sie auf Finns Beinen standen. Finn machte es genauso – ein Schritt, kleiner Hüpfer mit Drehung und wieder standen sie auf Jonas’ Beinen. Leni hielt mit breitem Grinsen drauf. Und als die Jungs nicht mehr konnten und Jonas Finn wieder absetzte, wussten alle drei, dass diese Version hier brauchbar sein würde.

Gott sei Dank. Sie standen schließlich schon seit über einer Stunde hier vor dem Discounter rum. Finn hätte schon einige der vorherigen Durchläufe völlig okay gefunden. Aber Jonas war kein Take gut genug gewesen. Und langsam wurde es nicht nur ziemlich warm, sondern es rollten auch immer mehr Kunden vor. „Lass sehen“, sagte Finn, und die beiden beugten sich mit Leni über den Bildschirm. Sie würden natürlich ein bisschen schneiden müssen, aber der letzte Durchlauf war, wie erwartet, ziemlich gut geworden.

Jonas hob die Hand und Finn und Leni schlugen ein. Dann wurde Leni wieder vom Teammitglied zur kleinen Schwester degradiert.

„Handy her“, sagte Jonas und streckte die Hand aus. „Nö“, sagte Leni. „Ich guck jetzt noch eine Stunde TikTok. Das ist mein Honorar.“

Leni hatte noch kein eigenes Handy. Einen Account hatte sie aber. Jonas hatte ihn ihr für genau solche Fälle angelegt, als die Jungs festgestellt hatten, dass sie als Kamerafrau durchaus was taugte.

„Wehe, du machst da irgendwas auf meinem Handy“, drohte Jonas.

„Ich lösch nur die letzte Aufnahme, weißte“, gab Leni genervt zurück.

Die Zwillinge wandten sich zum Gehen und Leni trottete hinter ihnen her, ohne ihre Videos aus dem Blick zu lassen. Finn drehte sich zu ihr herum und sagte: „Suchti.“

„Das sagt der Richtige“, erwiderte sie.

Das Video war erst weit nach zwölf fertig. Jonas ärgerte sich darüber schwarz, weil samstags die Chancen auf viele Views nach dem Mittag gewaltig sanken.

Die Zwillinge stellten es deshalb so ein, dass es am Sonntagmorgen online gehen würde. Dann bereiteten sie noch ein bisschen Content für Montag vor.

Als Finn gegen Mittag aufwachte – an den Wochenenden schlief er oft bis halb zwölf, zwölf – öffnete er als Erstes die App. Ihr Video hatte schon über 500 Likes, gar nicht schlecht.

Es war aber auch wirklich cool geworden.

Zuerst waren die zwei zu sehen, wie sie die Köpfe in die Kamera hielten.

„Heyho, ich bin Jonas –“

„… und ich bin Finn …“

„… und zusammen sind wir …“

„… TTT – die TikTok-Twins!“

Dann machte Jonas weiter: „Nervt euch das auch so doll, dass man dauernd neue Schuhe braucht? Man gibt so superviel Kohle aus …“ „… kauft sich schicke, weiße Sneaker …“, fuhr Finn fort, und Leni hatte kurz mit dem Handy auf seine Schuhe gehalten.

„… und dann, super nervig, sind die irgendwann total hinüber.“

„Deshalb haben wir uns jetzt was ausgedacht, wie eure Schuhe doppelt so lange halten“, erklärte Jonas.

„Ohne Scheiß. Ihr braucht dafür nur einen besten Freund oder einen Bruder“, ergänzte Finn. Jonas grinste: „Ach so, ein kleines Problem gibt’s dabei, der muss zufällig noch den gleichen Weg haben wie ihr. Aber wenn ihr so jemanden habt, dann haben wir eine Idee für euch, wie ihr in Zukunft jeder nur noch den halben Weg gehen müsst.“

„Und wenn ihr keinen habt –“, meinte Finn, „… na, dann solltet ihr euch sowieso mal Gedanken machen.“

„Los geht’s!“

Und dann kam der Part, den sie auf dem Parkplatz aufgenommen hatten. Der kam ebenfalls richtig gut – auch wenn man Finn tatsächlich ein bisschen kichern hörte. Aber so war das halt. Es hatte nicht jeder so ein Pokerface wie Jonas. Der stemmte im Clip seinen Bruder herum, als wäre es die ernsteste Sache der Welt.

„Wir können uns nicht dauernd selbst totlachen, wenn wir Comedy machen“, predigte Jonas immer. „Das ist super unprofessionell und peinlich.“

Finn sah das eigentlich anders. Sie waren schließlich keine Profis und eigentlich wollte er einfach nur seinen Spaß haben. Aber er hatte keine Lust auf ständige Diskussionen mit seinem Bruder. Irgendwie war es anstrengender geworden, seit ihr erstes Video viral gegangen war.

Finn öffnete die Kommentare. Viele hatten einfach nur so was geschrieben wie „Hihihi“ oder „Lieben wir!“. Andere hatten ihre Bekannten getaggt und geschrieben: „Lass nachmachen!“

Irgendwer hatte auch kommentiert: „Ich könnt die ja nicht auseinanderhalten, wenn der eine nicht voll die Pickel hätte.“ Dahinter hatte er ein Tränen lachendes Smiley gesetzt.

So was gab es leider immer wieder und Finn ärgerte sich, dass es ihn jedes Mal aufs Neue ankratzte. Er wusste, dass das der Preis war, den man für seinen Content zahlte. Aber er kam wirklich schlecht damit klar, wenn Leute meinten, sie müssten sich über das Aussehen von anderen lustig machen.

Genervt wischte er das Video weg, drehte sich auf den Bauch und ließ sich von irgendwelchen Clips berieseln.

Als es an der Tür klopfte und Jonas den Kopf hereinstreckte, waren schon fast zwei Stunden vergangen.

„1 000 Likes“, rief Jonas und führte seinen kleinen Freudentanz auf. Der übrigens auch auf etlichen Videos zu sehen war. „Das war ’ne super Idee, Brudi!“

Finn grinste zufrieden. Er war beim Chillen auf die Aktion mit den vier Beinen gestoßen. Bisschen Comedy dazu – schon passte es perfekt zu TTT, oder?

„Morgen posten wir den nächsten Teil von unserem Running Gag, den haben wir ja schon fertig“, kündigte Jonas an. Der Running Gag drehte sich immer wieder darum, dass die beiden sich gegenseitig verwechselten und selbst nicht mehr wussten, wer wer war – ihre Follower konnten davon nicht genug bekommen. „Und für Dienstag hab ich auch schon was“, kündigte Jonas an. „Das dauert keine drei Sekunden, ich schwör’s dir.“

„Keine drei Sekunden? Na, da bin ich ja mal gespannt.“

Jonas, der schon fast wieder aus der Tür war, drehte sich noch mal um. „Ist ’ne Challenge“, erklärte er. „Aber eine superlustige.“

Finn zog die Augenbrauen hoch. Er war nicht so ein Fan von den meisten Challenges. Aber Jonas würde schon wissen, was er tat. Außerdem war montags lange Schule und in der Regel gingen sie danach noch ins Fitnessstudio. Je weniger Aufwand für das Video, desto besser war es also.

Am nächsten Tag hatte Finn eine ganze Weile vor dem Spiegel verbracht. Er hatte versucht, die blöden Pickel ein bisschen abzudecken. Auf solche Kommentare hatte er nämlich echt keinen Bock mehr. Aber der Puder seiner Mutter war viel zu hell, er sah aus wie ein Clown. Am Ende hatte er ihn wieder abgewaschen.

Jetzt saßen die Zwillinge auf der gelben Couch in Jonas’ Zimmer und Finn hatte keine Ahnung, was ihn heute erwartete. Und zwar wirklich nicht.

Normalerweise brauchten sie hier Lenis Hilfe nicht, sie konnten Jonas’ Handy einfach in das Stativ mit dem Ringlicht klemmen. Aber heute hatte Jonas die Schwester wieder gebeten, zu filmen. Leni war es nur recht – sie würde sicher bald ihre „Honorar“-Forderungen erhöhen.

Außerdem hatte Jonas Finn gesagt, dass er auch sein eigenes Handy mitbringen sollte. Jonas’ Zimmer war zu genau einem Drittel in ein kleines Studio umfunktioniert worden. Die Jungs hatten eine Wand blau gestrichen und eine kleine Lampe sowie eine Pflanze aufgestellt, die allerdings ihre besten Tage schon hinter sich hatte. Außerdem lehnte wie zufällig Jonas’ Skateboard an der Wand – das konnte bestimmt nicht schaden.

Dass im kompletten Rest des Zimmers – auf dem Bett, dem Schreibtisch und in sämtlichen Regalen – vollkommenes Chaos herrschte, davon war auf den Videos zum Glück nichts zu sehen.

Die Aufnahme lief und Jonas erklärte: „Heute hab ich für Finn hier eine kleine Aufgabe mitgebracht. Bist du bereit, Finn?“

Leni hielt auf Finn und der nickte und zuckte die Achseln. „Bereiter geht’s nicht!“, sagte er. Dann musste er lachen. „Hört sich an wie ‚Breiter geht’s nicht‘“, sagte er. „Aber ich bin nicht breit, Leute. Ich hab nur ein bisschen Angst davor, was Jonas mal wieder mit mir vorhat.“

„Zu Recht, mein Lieber, zu Recht!“ Leni schwenkte um auf Jonas. „Du solltest jederzeit Angst vor deinem Evil Twin haben. Wir machen heute bei der #yourehot-Challenge mit, alles klar? Hol doch mal dein Handy raus!“

„Kann ich für diese Challenge nicht einfach mein Gesicht in die Kamera halten?“, witzelte Finn und zog das Smartphone raus.

„Ist super easy“, erklärte Jonas.

Leni machte ihre Sache gut, sie brauchte keine Anweisung, um nun Finns Bildschirm zu filmen.

„Die #yourehot-Challenge geht so: Du öffnest TikTok und schreibst der erstbesten Person, die du unter deinen Freunden und Freundinnen siehst.“