Dem Leben entfremdet - Arno Gruen - E-Book

Dem Leben entfremdet E-Book

Arno Gruen

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Beschreibung

Unser Bewusstsein und unsere Wirklichkeit sind beherrscht von ­Krisen, Hass, Exzessen und Gewalt bis hin zur Verachtung des Menschlichen. Wissenschaftliche Erkenntnisse, Technik und Informatik beeinflussen, ­beaufsichtigen, befehlen uns: Das abstrakte Bewusstsein entfremdet uns unaufhaltsam dem Leben. Das Empfinden für die Wirklichkeit und das Mitgefühl für andere Menschen werden zunehmend durch ein unnatürliches und nicht mehr menschliches Bewusstsein abgewertet und unterdrückt. So nehmen wir den Ursprung unseres selbstzerstörerischen Tuns nicht mehr wahr. Das ­empathische Bewusstsein würde es uns ermöglichen, den Weg des Lebens neu zu entdecken.

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Seitenzahl: 251

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Arno Gruen

DEM LEBEN ENTFREMDET

Warum wir wieder lernen müssen zu empfinden

In Gedenken an

Gertrud Hunziker-Fromm

und

George Trow

Ich wollte zeigen, dass unsere aufgeklärte Moral bedroht

und unsere Vernunft blind ist. Wir können sehen,

aber sehen nicht. Wir leben mit dem alltäglichen Horror

und haben gelernt, wegzuschauen.

José Saramago

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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Klett-Cotta

© 2013 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg

Unter Verwendung eines Fotos von Cira Moro/laif

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-94746-5

E-Book: ISBN 978-3-608-10493-6

Dieses E-Book entspricht der 5. Auflage 2014 der Printausgabe

Inhalt

Vorbemerkung des Autors

Leben in einer Scheinwelt ohne Mitgefühl

»Um einen Goethe von innen bittend«

Hamlet, das männliche Nichtsein und das weibliche Sein

Die Entwicklung der Empathie und des Menschseins

Wodurch wurde das Menschliche eigentlich zurückgedrängt?

Das Böse im Anderen: Feinddenken

Fortschritt als Problem?

Wenn wir nicht wahrnehmen können, was wirklich ist – die tödliche Pflicht zum Gehorsam

Das reduzierte Bewusstsein im Bereich der Wissenschaft

Das reduzierte Bewusstsein und der Hass

Der früheste Terror und das verkümmernde Selbst

Trauma und Realitätsverlust

Was treibt uns an: Fortschritt, Wachstum, Leistung – Tod?

Dass wir die Aggressoren unterstützen – das ist das Böse in uns

Liebe plus Nähe plus Nahrung gleich Vertrauen?

Absolut nichts ist so, wie es scheint: das Pseudo-Urvertrauen

Zwei Seiten einer Medaille – Sublimierung und Machttrieb

Der Verlust des Mitgefühls – die vielen Facetten der Destruktivität

Überall lauert Bedrohung – Terrorismus im Inneren und Äußeren

Aber!

Wieder aber

Und nochmals aber

Gewalt hinterlässt nicht zwangsläufig sichtbare Wunden: subtiler Terrorismus

Wirklichkeit und Empathie

Größe als absoluter Glaube – die Religion des Profits

Die Spaltung des Bewusstseins: abstrakt-kognitiv versus empathisch

Das reduzierte Bewusstsein und die verkehrte Wirklichkeit

Spiegelbilder der Gewalt: Rechtsradikale und wir

»… ein Hungerstreik gegen den Hunger«

Goethe, Hamlet und der Terrorismus – über die Spaltung unseres Bewusstseins

Nochmals zurück zu Goethe

Noch einmal Hamlet

Männliche Ehre und andere Ammenmärchen

Die männlichste aller Sachen – das sogenannte Heldentum

Das reduzierte Bewusstsein: ein Beispiel

Bedeutungslosigkeit und Terrorismus

Das reduzierte Bewusstsein und wie es unsere Gesellschaft bedroht

Was also tun?

Tomaso Carnetto: Anmerkung zu Goethes Begriff der Morphologie

Danksagung

Anmerkungen

Bibliografie

Personenregister

Vorbemerkung des Autors

Dieses Buch spiegelt die Entwicklung meines Denkens, das mit dem Buch »Der Verrat am Selbst« begann. In allen meinen folgenden Büchern versuchte ich, dem Wie unseres Seins näher zu kommen. Ich glaube, dass das jetzige Buch diesem Ziel gerecht wird. Wie in einer Symphonie werden die Kernthemen für mich intensiver und klarer: Es geht um Sein oder Nichtsein. Wie in Shakespeares Hamlet vollzieht unsere Kultur ein Nichtsein, das auf abstraktem Denken beruht und unser grundlegendes empathisches Bewusstsein verneint und verleugnet. Es geht darum, dieses wieder zum Herzstück unseres Seins zu machen.

LEBEN IN EINER SCHEINWELT OHNE MITGEFÜHL

Wir glauben, unser Denken sei realistisch, wenn es von Mitgefühl befreit ist, von der Fähigkeit, Schmerz zu teilen, Leid zu verstehen, und vom Gefühl der Verbundenheit mit allen Lebewesen.

Denken wir aber ohne Mitgefühl, dann leben wir in einer Scheinwelt aus Abstraktionen, die Kampf und Konkurrenz zu den Triebkräften unserer Existenz machen. In dieser Welt der Abstraktionen dominiert die Gewalt. In ihr kann nur überleben, wer andere unterwirft oder vernichtet. Diese Vorstellung eines Lebens ohne Mitgefühl ist auf Feinde angewiesen. Ja, wir beginnen uns selbst durch das Feindbild, das wir heraufbeschwören, zu definieren. Indem das abstrakte Denken – also das Kognitive – das Empathische in uns ersetzt, entfernen wir uns immer mehr von jeder unmittelbar gefühlten Wirklichkeit. Wir wenden uns dem Untergang zu. Das dürfte wohl der Eindruck sein, den Jean-Jacques Rousseau festhielt, als er schrieb:

»Geist ist eingedrungen in die Natur, wie das Messer dringt in eines Baumes Mark. Nunmehr freilich kann die toddrohende Schneide nicht aus dem Stamme herausgezogen werden, denn der Baum würde dabei verbluten. Aber niemand darf behaupten, dass ein Schwert im Herzen der Weltesche das Merkmal sei für ihre Gesundheit.«1

Anschaulich und eingängig zugleich schildert Rousseau, wie in unseren Zivilisationen abstraktes Denken die Empathie verdrängt und Fortschritt in Tod umschlägt, in einen Tod, der sich ständig ausbreitet.

Wie können wir vor diesem Hintergrund überhaupt die Fragen über unser Überleben, über unsere wirtschaftlichen Krisen, über Gewalt und Frieden klären, wenn die Annahme unsere Sicht verdunkelt, nur Kampf und Konkurrenz seien die Triebkräfte unserer Existenz? Wir glauben, rational erkennen zu können. Unsere Gefühle, die um unsere Empathie kreisen, halten wir für irrational und unlogisch und schieben sie aus diesem Grund beiseite. Unsere Gefühle sind so gefährlich für uns geworden, dass wir sie ausschalten müssen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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