Demenz und Heilung - Gabriele Knell - E-Book

Demenz und Heilung E-Book

Gabriele Knell

0,0

Beschreibung

Die Autorin beschreibt das Leben mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter, die Schwierigkeiten, aber auch die wertvollen Erfahrungen. Außerdem findet man in diesem Buch auch Beschreibungen neuester Heilmethoden gegen Demenz, und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Hirnforschung

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 264

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Die persönliche Betroffenheit durch meine Mutter

Umgang mit Demenz

Heilung von Demenz

Das Leben und die Erfahrungen mit der Mama

Die schwierige Seite

Erholung suchen und finden

Die Rolle der Frau

Motivation

Zufall, Schicksal und freier Wille

Die politische und gesellschaftliche Verantwortung

Selbsterkennen, Selbsterkenntnis

Sommer der Hoffnung

Herbst der Enttäuschung

Winterzeit

Frühling beginnt mit einem Schock

Vorwort

Der Begriff Demenz kommt aus dem lateinischen, abgeleitet von mens mentis, das übersetzt Geist bedeutet, und "de" heisst von oder aus. Im lateinischen gibt es das Wort demens auch, übersetzt wird es mit verrückt, sinnlos oder töricht. Gemeint ist aber sinngemäß eher ohne Geist, der Begriff der für eine Krankheit steht, die das Gehirn betrifft, hauptsächlich den Abbau der Gedächtnisleistung. Da allerdings der Großteil der Demenzerkrankten über 80 Jahre sind, ist es eine Krankheit des Alters, hat also schon viel mit dem Alterungsprozess zu tun. In dem Buch" Gehirn, Gedächtnis und Bewusstsein" von Steve Rose stellt A-David Smith in dem Kapitel: Die Alterung des Gehirns: zunächst die Frage, ob geistiger Verfall unausweichlich ist, und er erläutert, dass Demenzerkrankungen multifaktoriell sind, es also viele verschiedene Ursachen geben kann, vom Alter, Kopfverletzungen mit Gehirnerschütterung, Herzinfarkt bei Frauen, Arteriosklerose, Östrogenmangel wiederum bei Frauen.

Auch eine geringe Schulbildung und eine Mangelernährung können Auslöser für eine übertrieben starke Vergesslichkeit und Orientierungslosigkeit werden. Ich werde im Laufe des Buches auf einige dieser möglichen Ursachen in Bezug auf meine Mutter näher eingehen, denn sie hatte eine MRT Untersuchung, von einem Neurologen veranlasst, machen lassen vor einigen Jahren, die zwar kein Alzheimer gezeigt hat, aber dennoch andere Veränderungen des Gehirns, die auch die Gedächtnisleistung beeinträchtigen. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass es einen Unterschied gibt zwischen der häufig auftretenden Demenzerkrankung Alzheimer und den vaskulären Demenzerkrankungen. Während erstere als primäre Demenzerkrankung bezeichnet werden kann, können die anderen Formen der Demenzerkrankung sogar geheilt werden. Wenn Bluthochdruck, Diabetes oder noch nicht weitfortgeschrittene Arterienverkalkung eine Demenz verursachen. Denn bei der vaskulären Demenz sind die Blutgefäße betroffen, während die als unheilbar geltende Alzheimerkrankheit durch eine Schrumpfung eines bestimmten Teils des Hippocampus in der Großhirnrinde sichtbar wird. Der Hippocampus ist von zentraler Bedeutung für die Gedächtnisleistung.

Und dann kam auch noch das Coronavirus. Der Alltag mit der Mama ist schon herausfordernd genug, denn die Gedächtnisleistung, das Erinnerungsvermögen meiner Mutter hat in den vergangenen Jahren langsam immer stärker nachgelassen, sodass sie nicht mehr fähig ist, den Alltag alleine zu bewältigen und sich selber zu versorgen.

Doch durch die Gefahr dieses neuen Coronavirus ist eine neue Schwierigkeit hinzugekommen. Wir müssen die Mama nun schützen vor diesem Virus, da sie selber das Haus nicht mehr gerne verlässt, mit Ausnahme des Aufenthalts im Garten oder der Terrasse, besteht keine Gefahr, dass sie sich irgendwo im öffentlichen Raum anstecken könnte. Es liegt also nur an uns 4 Geschwistern, sie nicht anzustecken. 3 von uns kümmern sich dauernd um die Mama, wobei ich die meiste Zeit bei ihr bin, ich bin die einzige Tochter und 2 meiner Brüder kümmern sich auch viel um sie in Abhängigkeit von ihren angestellten Arbeitsverhältnissen. Einer dieser Brüder ist seit Beginn der Coronavirus Krise im Homeoffice im Haus der Mutter. Seit März 2020 hat das Coronavirus auch Österreich fest im Griff, und bestimmt seitdem unseren Alltag.

Die persönliche Betroffenheit durch meine Mutter

Warum ist die Mama an Demenz erkrankt und warum ist Demenz immer noch nicht heilbar? Diese 2 Fragen haben mich sehr beschäftigt und manchmal auch gequält. Bei meiner Mutter hat der nicht normale und ungesunde Abbau ihrer Gedächtnisleistung und ihres Erinnerungsvermögens ganz langsam und allmählich begonnen als sie 80 Jahre alt wurde. Einschneidend und lebensverändernd wurde es erst für mich und meine Geschwister als wir merkten, dass sie nicht mehr auf Dauer alleine in ihrem Haus leben konnte. Sie brauchte schon Hilfe, anfangs nur wenig, mit den Jahren immer mehr und heute kommt sie ohne Hilfe gar nicht mehr zurecht. Heute braucht sie für alle Aktivitäten Hilfe, beim Gehen, Essen, Hinsetzen und Aufstehen. Waschen und Anziehen kann sie sich überhaupt nicht mehr selbständig. Ich, als ihre einzige Tochter habe in all den Jahren bis heute die meiste Arbeit in der Betreuung der Mutter übernommen, 2 meiner Brüder engagieren sich auch in der Betreuung. Ich kann nicht deutlich genug betonen, dass die Betreuung von Menschen mit Demenz eine anstrengende fordernde Arbeit ist. Pflegende Angehörige erhalten nur im Burgenland von der Landesregierung ein Gehalt. Ansonsten machen wir pflegende Angehörige diese Arbeit unentgeltlich, nur vom Pflegegeld kann man sich einen Teil nehmen.

Obwohl die geistigen Fähigkeiten von unserer Mutter von Jahr zu Jahr weniger wurden, waren die Schwierigkeiten, sie zu betreuen immer andere, das bedeutet, dass die Schwierigkeiten nicht kontinuierlich mehr wurden, sondern sich nur verändert haben, der Schwierigkeitsgrad hat nicht zugenommen. In unserer Gesellschaft erfahren medial Bewunderung und Anerkennung nicht unbedingt Menschen, die sich um andere kümmern, sondern Menschen, die im Profisport, in der Kunst, in der Wissenschaft, der Wirtschaft oder im Journalismus Erfolge feiern. Wenn man jahrelang die eigenen Eltern zu Hause betreut hat, auch wenn diese Arbeit noch so schwierig war, wird diese Arbeit im Lebenslauf nicht als eine berufliche Tätigkeit anerkannt für die man Qualifikationen braucht und die als Erfahrungen beruflich und gesellschaftlich von Wert sind. Genau dies sollte sich aber unbedingt ändern.

Überlegenswert wäre auf jeden Fall ähnlich wie das Kinderbetreuungsgeld auch ein Altenbetreuungsgeld einzuführen, dass den pflegenden Angehörigen vom Staat ausbezahlt wird, ab einer höheren Pflegestufe.

Ein starker Antrieb, dieses Buch zu schreiben, war mein Drang, der Mama zu helfen, wieder selbständiger zu werden. Und ich habe mich oft gefragt, was es denn für alternative Heilmethoden geben könnte, da die Demenzforschung offenbar nicht wirklich vorankommt, Demenzerkrankungen auch heilen zu können. Ich musste an die Quantenphysik denken, da ich mich mit diesem Forschungsgebiet sehr intensiv beschäftigt habe.

An der Fakultät für Physik der Universität Wien entstand diese Faszination an der Quantenphysik. In einem Sommersemester vor vielen Jahren habe ich ein Seminar besucht mit dem Thema Quantenphysik und Biologie, in einem der Seminarvorträge ging es um Quantenphysik und menschliches Bewusstsein. Wenn man die Hypothese aufstellt, dass die Quantenphysik auch die zentrale Basis ist für die Funktion unseres Gehirns, könnte man ganz andere wissenschaftliche Methoden entwickeln, um die Prozesse des Gehirns wirklich verstehen zu können.

Im Prinzip sind es ja spannende Fragen, die sich die Neurowissenschaft stellt, etwa wie funktioniert unser Bewusstsein, wie unsere Denkprozesse, wie wechselwirken die Gehirnregionen miteinander. Heute ist man soweit, dass versucht wird, so früh wie möglich eine Demenzerkrankung festzustellen oder präventiv vorzugehen, damit es gar nicht erst soweit kommt.

Körperliche und geistige Bewegung, eine gesunde Ernährung und auch soziale Kontakte sind wichtig, um sich so lange wie möglich ein gesundes Gehirn zu bewahren. Vereinsamung, unter der ein Mensch leidet, kann aber auch viele andere ernste und schwere Erkrankungen auslösen. Wenn nun aber die Demenz schon weit fortgeschritten ist wie bei meiner Mutter, dann ist nach dem heutigen wissenschaftlichen Stand keine Heilung mehr möglich. Ich frage mich aber allmählich, da ich mich viel um die Mama kümmere, warum soll man einen Menschen aufgeben, warum soll man einfach akzeptieren, dass ihr Zustand nicht mehr besser wird, sondern nur noch schlechter? Wir, ihre Kinder, haben es aber nie als Krankheit erlebt. Zunächst fand ich es erschreckend, als ich erstmals diesen Moment miterlebt habe, an dem sie nicht mehr wusste, dass sie zu Hause ist. Es war ein grauslicher Tag im November vor vielen Jahren. Als sie zurückgekommen ist, um zu schauen, ob eine Post gekommen ist, sagte sie zu mir, dass sie zu Hause geblieben wäre, wenn sie gewusst hätte, wie schlecht das Wetter wird. Offenbar wusste sie in diesem Augenblick nicht mehr, dass sie sich daheim in ihrem Haus aufhält. In diesem Augenblick war ich ziemlich schockiert. Davor hatte es begonnen, dass sie den Haustorschlüssel zu Hause vergessen hatte oder die Herdplatte nicht gleich abgedreht hat. Aber wirklich entsetzt hat mich erst die Tatsache als sie nicht mehr wusste, an welchem Ort sie sich eigentlich befindet.

Anfangs waren das nur Augenblicke und im nächsten Moment hatte sie die Orientierung wiedergefunden.

Zuletzt aber war nicht mehr klar, ob sie überhaupt noch weiß, wo sie sich aufhält, und ob Tag oder Nacht ist.

Anfangs weiß man nicht, wie sich dieser Prozess der Vergesslichkeit entwickelt, wie stark oder schnell er voranschreitet. Aber wir haben versucht, ihr zu helfen, ihn zumindest zu verlangsamen. Da sie Demenzmedikamente ganz schlecht vertragen hat, haben wir ihr pflanzliche Mittel gegeben, etwa Zinnkraut und Ehrenpreistee oder den griechischen Bergtee, seit neuesten Zitronenmelisse in Kapselform, da dieses das Gedächtnis und das Erinnern verbessern soll. Ob all das wirklich gewirkt hat und wirkt, ist schwer zu sagen, jedenfalls hat sie diese Kräuter gut vertragen. Mir war von Anfang an wichtig, dass ich viel mit ihr kommuniziere, damit ihr Geist oder ihr Gehirn aktiv bleibt, Bis heute mache ich bestimmte geistige Übungen mit ihr, ich frage sie nach den Wochentagen und den Monaten, und ich frage sie einfach Rechnungen, Additionen oder Multiplikationen, oder ich frage sie, wann sie Geburtstag hat, und wie ihr Name ist, wo sie wohnt. All das wusste sie lange Zeit, doch nun hat sie auch das vergessen, über ihre Erfahrungen und Erlebnisse ihres Lebens kann sie schon länger nicht mehr erzählen, 2020 ging das noch. Doch heute im Jahr 2022 sind wir froh, dass sie noch redet und einen gesunden Appetit hat, auch ausreichend trinkt.

Wenn ich an die Demenzkrankheit denke und daran, dass diese Krankheit unheilbar ist, es immer noch kein Medikament oder eine andere medizinische Therapie gibt, die sie heilen kann, wundert mich das heute gar nicht. Denn mittlerweile habe ich große Zweifel, ob das eine Wundermedikament überhaupt im Stande sein kann, etwas so Komplexes wie die Denkprozesse im Gehirn so zu beeinflussen, dass sie wieder gut funktionieren.

Zusätzlich bestimmt das Coronavirus unser Leben seit Jahren, und meine Mutter bekommt all diese Schwierigkeiten nicht mit. Sie ist zu Hause, aber seit sie sich im Herbst 2019 das Schlüsselbein gebrochen hat, will sie gar nicht mehr fortgehen, sie ist gerne zu Hause.

Wir haben ein großes Haus, sie kann überall herumgehen, letztes Jahr konnte sie auch noch Stiegen steigen, und wir haben eine große Terrasse und einen Garten. Sie wirkt meistens zufrieden und fühlt sich zu Hause wohl, das kann sie uns auch noch mitteilen. Sie kann schon noch einiges bewusst erkennen und dann auch aussprechen. Aber oftmals spricht sie auch in Rätseln. Wir haben damals im Spätherbst einen Psychologen engagiert, weil sie ein paar Tage nach ihrem Schlüsselbeinbruch, auf einmal nicht mehr aufgestanden ist, und sehr empfindlich reagiert hat, wenn man ihr beim Aufsetzen helfen wollte. Und dieser Psychologe hat uns gesagt, dass sie nicht irgendetwas redet, sondern einfach in Metaphern spricht. Die Schwierigkeit ist also herauszufinden, was sie uns sagen will. Allerdings kann sie sich auch gelegentlich sehr klar und verständlich ausdrücken.

Vor einigen Jahren habe ich ein Buch gelesen von dem bekannten Hirnforscher Gerald Hüther: " Raus aus der Demenzfalle", darin behauptet er, dass die gesunden Teile des Gehirns die Funktionen der geschädigten Teile übernehmen können, also kompensieren können. Er spricht von der Fähigkeit des Gehirns, sich regenerieren und kompensieren zu können. Dabei beruft er sich einerseits auf seine Arbeit als Hirnforscher im Bereich der Lernfähigkeit des Gehirns und auf eine Studie an Nonnen, die über 20 Jahren untersucht wurden, und die rein medizinisch so viele Ablagerungen hatten, dass sie Demenzsymptome zeigen müssten in ihrem Verhalten.

Diese sind aber nur bei wenigen wirklich aufgetreten.

Und nun hat Hüther nach einer schlüssigen Erklärung gesucht. Außerdem meint er, dass die Ursache von Demenz nicht die Ablagerungen im Gehirn ist, die durchs Alter entstehen, sondern der Verlust der Regeneration - und Kompensationsfähigkeit des Gehirns. Und diese hängt stark von seelischen Faktoren ab, wie Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, wenig Angst, Lebensfreude, und einem positiven Selbstwertgefühl, schreibt er in seinem Buch. Er spricht sich für Prävention aus, also dafür die genannten seelischen Komponenten zu stärken. Dies führt eben dazu, dass man sich bis ins hohe Alter die Regeneration und Kompensationsfähigkeit des Gehirns erhalten kann.

Trancezustände oder Meditation können diese Neuroplastizität im Gehirn stärken, schreibt der Hirnforscher Marcus Täuber. Nachweislich führen regelmäßige Meditation zu Veränderungen im Gehirn.

Die Ruhe im Kopf ist wichtig, um Erholung zu finden und um kreativ sein zu können.

Mit den Jahren haben wir uns an den Zustand der Mutter gewöhnt, er wurde zur Normalität. Geduld braucht man allerdings schon viel. Das Verständnis für ihre Situation ist anfangs nicht da gewesen, weil man sich nicht vorstellen kann, dass die Erinnerung derartig schwach wird. Ich glaube ja mittlerweile, dass das Gehirn sich in diesen Zustand versetzt, denn direkte äußere Einflüsse gibt es nicht. Also muss der Auslöser von Innen kommen, vom Gehirn selber. Ich glaube, es sind unbewusste Mechanismen, die zu einem als Demenz bezeichneten Verhalten führen. Aber das Gehirn ist so komplex und vieles muss erst erforscht werden und so kommt es, dass die Medizin leider heute im Jahr 2022 noch keine Erklärung und keinen erfolgreichen Heilungsansatz für Demenz gefunden hat. Da aber immer mehr Menschen davon betroffen sind, man rechnet damit, dass es in Zukunft noch deutlich mehr werden, wird der Druck auf die Medizin, diese Krankheit heilen zu können größer werden.

Oktober 2020: Gestern gab es da diesen Moment mit der Mama, als ich mich wieder ganz bewusst ihr zugewendet und mit ihr geredet habe, nachdem ich vorher intensiv mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt war, wo sie geistig auffällig stark reagiert, sie aktiver wurde, geistig reger. Hin und wieder kommt es vor, dass sie nur dasitzt, und in die Luft starrt, und wenn man dann auch seinen eigenen Gedanken nachhängt, und sie nicht anspricht, wirkt sie geistig passiv. Es macht doch einen großen Unterschied, ob man ganz bewusst sich ihr zuwendet und mit ihr redet, und nicht nur beiläufig. Wir alle kennen das, man hört einander oft gar nicht wirklich zu, ist in Gedanken und widmet sein Ohr nur halbherzig dem anderen. Gerade bei Menschen mit Demenz ist die Gefahr groß, dass sie zu wenig ernst genommen werden und ihnen zu wenig zugetraut wird.

Und wenn sie dann Sätze sagen, wo nicht sofort klar wird, um was es geht oder was sie mitteilen wollen, kann man leicht in das Verhalten verfallen, dass man gar nicht mehr so genau hinhört und irgendetwas darauf antwortet, sich aber nicht mehr die Zeit nimmt, um auf das Gesagt einzugehen.

Ich lese gerade ein Buch mit dem Titel: Geist und Materie aus Quanteninformation geschrieben von einem Physiker und einer Psychologin. Dieses Buch ist mir deshalb sehr wichtig, weil ich den Ansatz verfolge, dass die Heilung von Demenz in den bisher gelaufenen wissenschaftlichen Bahnen nicht zielführend sein kann.

Dieses Buch bestätigt auch meinen Ansatz. Denn der Autor schreibt, dass die Hirnforschung zwar den chemisch-biologischen Prozessen im Gehirn die klassischen physikalischen Erkenntnisse zugrunde legt, aber die Quantenphysik keine Rolle spielt. Und das sieht der Autor ganz anders, er argumentiert, dass hinter allen Prozessen im Universum, von Beginn des Universums an, die Quantenphysik die grundlegende Wissenschaft ist, die die Vorgänge gerade bei der Entstehung des Universums erklären kann. Erst als das Universum sich ausgedehnt und abgekühlt hat, sind die getrennten Objekte entstanden mit denen sich die klassische Physik beschäftigt und erst allmählich haben sich Moleküle gebildet, und erst dann entstand das Leben, auch unser Leben. Am Anfang, beim Urknall gab es nur eine heiße dichte Masse mit viel Licht, also nur die Elementarteilchen, Elektronen und Photonen (Lichtteilchen). Die kosmologische Entwicklung wirkt bis zur Entstehung unseres Gehirns fort und daher hat alles im Universum eine Grundstruktur, die nur mit der Quantenphysik zu verstehen ist. Diese grundlegende Struktur bezeichnet er als Information, und daher basiert alles auf Quanteninformation. Da das entscheidende Merkmal der Quantenphysik auch der Zufall ist, aus einem vorgegebenen Rahmen an Möglichkeiten entsteht durch Wechselwirkung mit der Umgebung oder auch durch eine Messung erst eine bestimmte Eigenschaft, aber rein zufällig, es gibt keinen Grund dafür. Es existiert also keine Kausalität, und das ist sehr ungewöhnlich für unsere Alltagserfahrungen.

Ende November 2020: Seit genau 1 Jahr ist die Mama wieder auf den Beinen nachdem sie 5 Wochen nicht aufgestanden und gegangen ist, weil sie sich das Schlüsselbein am linken Arm gebrochen hatte und da sie aufgrund ihrer Demenz nicht wusste, woher die Schmerzen kommen bzw. wieso sie am Arm solche Schmerzen hat, ist sie einfach liegen geblieben.

Einerseits sicherlich wegen der Schmerzen, die es sehr schwer gemacht haben, sich im Bett aufzusetzen, aber andererseits hat sie diese Verletzung auch zusätzlich so verwirrt, dass ihr die Motivation aufzustehen und zu gehen völlig gefehlt hat. Wir haben aber auch den Eindruck bekommen, dass sie ein Trauma erlitten hat und Angst also auch eine Rolle gespielt hat. Es sind sicherlich viele Faktoren zusammengekommen, die dazu geführt haben, dass die Mama eben wochenlang in ihrem Bett geblieben ist, mit Ausnahme einiger Male, die wir sie in einen Rollstuhl gesetzt haben, als es ihr schon besser gegangen ist. Aber diesen hat sie gar nicht gemocht. Herumfahren konnten wir nur ganz wenig mit ihr, da sie dabei Angst bekommen hat, dass sie herausfällt. Jedenfalls war ihr der Rollstuhl nicht geheuer. Zu unserer großen Freude aber ist sie bald wieder ganz von alleine aufgestanden und hat ziemlich unsicher aber erfolgreich die ersten Gehversuche unternommen. Ich denke noch heute 1 Jahr danach oft an diese Zeit zurück und ich bin sehr glücklich, dass sie nicht auf Dauer bettlägerig wurde. Jetzt sitzt sie gerade in ihrem Zimmer auf einem Sessel, und redet hin und wieder, im nächsten Moment ist sie aber auch gleich wieder eingeschlafen. Gerade am Vormittag schläft sie oft noch ein, selbst wenn man den Eindruck hat, dass sie einen tiefen Schlaf hat, täuscht das oft. Denn es kann sehr schnell und plötzlich kommen und sie macht die Augen wieder auf oder sie redet trotz geschlossenen Augen. Manchmal ist das auch witzig, wenn man nämlich das Bild von der schlafenden Mutter sieht, die dann auf einmal zu reden beginnt, allerdings meist nur kurz. Manchmal hat sie die Augen wieder kurz geöffnet, doch im nächsten Moment können sie ihr auch schnell wieder zufallen. Am aktivsten ist sie meist erst ab dem Nachmittag bis in den Abend hinein. Wir müssen immer darauf achten, wenn sie herumgeht und sich dann wieder hinsetzen will, dass sie sich nicht neben den Sessel setzt. Das ist seit dem letzten Jahr ein Problem geworden, auch schon vor ihrer Schlüsselbeinverletzung hatte sie Schwierigkeiten mit dem Hinsetzen. Es gibt so manches, das für uns ganz selbstverständlich erscheint, aber für sie ein Problem darstellt und schwierig geworden ist mit dem Alter, und das betrifft eben nicht nur das Stiegen steigen. Es ist oft gar nicht einfach, dass man sich in ihre Situation hineinversetzen kann und man die Schwierigkeiten wirklich verstehen kann. Auch diese Unsicherheit beim Gehen, dieses Zögern, diese Langsamkeit aus Angst vor einem Sturz, ist bei einem noch deutlich jüngeren Menschen noch schwer nachvollziehbar. Doch wir finden, dass die Mama mit ihrem doch schon relativ hohen Alter von 87 Jahren eigentlich noch und auch wieder gut zu Fuß ist. Sie braucht beim Gehen nicht ständig einen Halt, sie kann auch ohne Anhalten gehen, nur beim Stiegen steigen braucht sie einen Haltegriff, sonst würde sie keine Stiege mehr ohne Hilfe steigen können. Doch seit ihrer Verletzung kann sie sich nicht mehr alleine anziehen in der Früh oder waschen, auch auf die Toilette kann sie seitdem nicht mehr gehen. Doch am Wichtigsten ist natürlich die wiedergewonnene Mobilität. Ich sag ihr auch oft, dass sie noch gut gehen kann, sich noch gut bewegen kann. Sie kann sich auch noch bücken, ihr Gleichgewichtssinn ist altersentsprechend ganz gut. Sie kann auch wieder selbstständig essen und trinken.

Während sie diese paar Wochen nur gelegen und später dann gesessen ist, war das Essen und Trinken schwierig, sie hat auch deutlich weniger gesessen und besonders das Trinken war ein Problem. Doch diese Probleme gehören der Vergangenheit an, sie isst wieder mit großem Appetit und trinkt nun auch viel mehr, sie kommt endlich seit Wochen auf 1,5 Liter am Tag. Viele alte Menschen trinken bekanntlich eigentlich zu wenig.

Die Schwester meiner Mutter ist mit 89 Jahren an Nierenversagen gestorben. Da sie schon lange zu wenig getrunken hat und in den letzten Wochen ihres Lebens täglich eine Dialyse gebraucht hat, hat sie dann der Lebensmut verlassen. Sie ist im Krankenhaus gestorben.

Ich lege auch deswegen viel Wert darauf, dass die Mama ausreichend trinkt. Man muss ihr schon das Essen und Trinken hinstellen oder es ihr geben. So wie früher, als sie noch selber in die Küche gegangen ist, um sich etwas zu Essen und zu Trinken zu holen, verhält sie sich nicht mehr. Wir haben miterlebt, wie sie von Jahr zu Jahr allmählich immer mehr an Selbständigkeit verloren hat.

Ich habe aber immer daran gedacht, ihre Selbständigkeit so gut es möglich war, zu fördern und zu unterstützen.

Man sollte alten Menschen nicht mehr als nötig abnehmen im Alltag.

Weihnachten 2020: Ich sitze auf einem Fauteuil beim Christbaum und schreibe wieder ein paar Zeilen an meinem Text. Heute ist endlich wieder ein sonniger Tag nachdem sich der Himmel viele Wochen nur grau gezeigt hat. In den letzten Tagen habe ich den Befund vom Gehirn der Mama wiedergefunden. Dieser war aus dem Jahr 2013, und damals wurde eine seltene Form der Arterienverkalkung diagnostiziert im Marklager, das unterhalb der Großhirnrinde lokalisiert ist, die natürlich leider auch in der Folge zur Vergesslichkeit führen kann.

Diese zerebrale Arteriosklerose soll aber reversibel sein.

Etwas verwunderlich ist die Entstehung dieser Krankheit bei der Mama trotz ihres Alters von damals 80 Jahren schon, da sie immer einen gesunden Lebenswandel geführt hat. Sie war immer Nichtraucherin, hat nie Alkohol getrunken, hat sich immer gerne und viel bewegt von Gartenarbeit bis zu langen Spaziergängen.

Mit den Jahren wurde diese Vergesslichkeit auffälliger und problematischer und hat ihre Selbständigkeit systematisch immer mehr eingeschränkt, sie wurde abhängiger von unserer Betreuung. Die Reversibilität dieser Arterienverkalkung ist mit fortschreitendem Altem schwierig bis nicht mehr möglich im Gegensatz zu einer Alzheimerdemenz, die eine primäre Demenzerkrankung darstellt, die also leider irreversibel ist, also grundsätzlich nicht mehr rückgängig zu machen ist. Bei einer Arterienverkalkung im Gehirn ist die Demenz eine Folge der Verengung von Blutgefäßen und von den Cholesterinablagerungen in den dortigen Gefäßen. Obwohl wir besonders auf eine gesunde Ernährung bei der Mama achten, und auch, dass sie viel Bewegung macht, viel Flüssigkeit trinkt, scheint die Krankheit nicht mehr heilbar zu sein.

Seit heute gilt schon wieder ein strenger " Lockdown", der bis 18.Jänner fortgesetzt werden soll allerdings nur für jene, die dann an den ein 2. Mal stattfindenden Massentests teilnehmen und mit einem negativen Corona Test dürfen sie endlich wieder alle Kultur - und Freizeiteinrichtungen nutzen, in alle Geschäfte und Lokale gehen und Urlaubsreisen in Hotels in Österreich antreten dürfen. Für alle anderen, die keinen Test machen wollen, gilt der Lockdown noch eine weitere Woche. Doch ab dem 24.Jänner soll es zum Standard werden, wenn man Kultur- und Sportveranstaltungen besuchen will. Die ersten Impfstoffe des seit kurzem auch in der EU zugelassenen Impfstoffes von Biontech/Pfizer sind heute in Österreich angekommen, in der Folge sollen bis Ende März 1 Millionen Impfdosen geliefert werden, mit denen Menschen in Alter - und Pflegeheimen, das Pflegepersonal und das medizinische Personal und die Hochrisikogruppen ab 70, 80 Jahren geimpft werden. Ich hoffe, dass die Mama sehr bald schon auch diese Impfung gegen das Coronavirus erhalten kann. Im Gegensatz zu einer Freundin von mir, die skeptisch bis ablehnend dieser Impfung gegenübersteht, weil dieser Impfstoff in Rekordzeit von nur wenigen Monaten herstellt wurde. Da aber dieser Impfstoff die vorgeschriebenen Phasen durchlaufen hat und in der Phase 3 an über 40000 Menschen getestet wurde und bereits seit wenigen Wochen in Großbritannien, den USA, Kanada und auch der Schweiz schon vielen Menschen geimpft wurde, die Nebenwirkungen relativ harmlos sind mit Ausnahme von Menschen, die unter Allergien leiden, haben wir keine großen Bedenken, die Mama impfen zu lassen. Ganz im Gegenteil, gerade in ihrem hohen Alter von 87 Jahren ist eine Infektion mit diesem Coronavirus viel gefährlicher als die bekannten Nebenwirkungen.

Umgang mit Demenz

Es stellt sich nur die Frage, was kann man tun, wenn diese Regeneration - und Kompensationsfähigkeit im Gehirn schon verloren gegangen und die Demenz ausgebrochen ist? Wenn ich einmal davon ausgehe, dass der Ansatz des Hirnforschers Gerald Hüther zutrifft, dann frage ich mich, wie kann man diese wichtige Funktion des Gehirns wiederherstellen, wiedergewinnen? Mit einem Medikament wohl kaum, wenn die seelische Ebene die zentrale Rolle spielt. Also versuche ich meiner Mutter im Sinne des mentalen Trainings bestimmte Sätze öfter zu sagen, dass sie ein liebenswerter Mensch ist beispielsweise, oder dass sie immer sehr tüchtig war und ist, und vieles mehr. Wir, dass sind meine Brüder und ich, haben auch einen Physiotherapeuten engagieren wollen für die Mama im Spätherbst 2019 als sie wegen ihres Schlüsselbeinbruchs liegen geblieben ist. Aber dieser hat schon nach nur einer Stunde aufgegeben. Er kann da nichts machen, hat er festgestellt, nachdem die Mama all seinen Aufforderungen nicht nachgekommen ist. Sie hat nicht gemacht, was er von ihr wollte. Wir hatten nachträglich den Eindruck, dass er gar nicht wirklich mit der Mama arbeiten wollte, sein Verhalten war schon etwas sonderbar fast ruppig und eher unfreundlich.

Dementsprechend fast eingeschüchtert hat die Mama gewirkt, sie hat auch kaum ein Wort gesprochen. Ganz anders war ihr Verhalten als eine Energetikerin bei ihr war, die mir eine Freundin empfohlen hat. Diese Frau ist sehr respektvoll und einfühlsam mit der Mama umgegangen, was dazu geführt hat, dass die Mama sehr gesprächig wurde, sehr lebhaft, und sie hat sogar versucht, sich aufzusetzen. Durch diese unterschiedlichen Erfahrungen ist mir aber klar geworden, wie individuell man mit Menschen arbeiten muss. Man muss auf jeden und jede eingehen können, und herausfinden, welche Neigungen, Stärken und Schwächen ein Mensch hat. Die Mama ist letztendlich doch wieder aufgestanden, als der Schlüsselbeinbruch wieder verheilt ist, und wir die richtige Unterstützung für sie gefunden habe, um ihren Willen und ihre Motivation wieder aufzustehen und zu gehen zu fördern. Da sie sich lange Zeit nicht alleine aufgesetzt hat, und einen starken Widerstand geleistet hat, wenn man ihr helfen wollte, habe ich eine Methode gefunden, ihr zu helfen ohne sie angreifen zu müssen, und ohne große Kraftanstrengung.

Ich habe einfach einen festen Stoff zusammengerollt, und hinter ihren Rücken gegeben, und sie dann schnell damit hochgezogen, auf diese Art und Weise konnte ich sie schnell in die Sitzposition bringen. Dann hat sie noch etwas zum Anhalten gebraucht, auch dafür haben wir gesorgt. Denn entgegen der Meinung des Physiotherapeuten, dass es schwierig wird mit dem Aufstehen, wenn ihr Bett so niedrig ist, war und ist für die Mama das wichtigste, dass sie sich anhalten kann, um aufzustehen. Und das hat der Physiotherapeut eben nicht bedacht, weil er auch gar nicht auf ihre Gewohnheiten und Eigenheiten bereit war einzugehen, und mir gar nicht zuhören wollte, als ich ihm das erklären wollte. Nein, er wollte seine Methode stur durchziehen. Dabei haben wir große Hoffnungen in ihn gesetzt. Denn wenn man in ihrem Alter, mit damals 86 Jahren viele Wochen die Beinmuskulatur kaum beansprucht, verliert man sehr viel an Muskelkraft, so viel, dass wir uns natürlich Sorgen gemacht haben. Auch eine Ergotherapeutin vom Hilfswerk war bei uns, doch sie hat schon in der ersten Stunde Zweifel geäußert, ob die Mama angesichts ihres Alters überhaupt wieder aufsteht und geht. Zum Glück hat die Mama überraschenderweise eine starke Motivation und einen starken Willen, um wieder aufzustehen zu können. Ich habe sie mit Begeisterung dabei gut unterstützen können. Noch dazu hat mir sehr geholfen, dass ich Ende Oktober im Fernsehen den Mentaltrainer und Hirnforscher Marcus Täuber gesehen habe, und dieser hat dort sein Buch vorstellt: " Das Prinzip der Mühelosigkeit", das ich dann auch Anfang Dezember 2019 gelesen habe. Einen Satz hat er im Fernsehen gesagt, der mir damals sehr geholfen hat: " Man kann sich überlegen, was kann ich beitragen." Denn ich konnte die Mama nur unterstützen, aber nicht für sie aufstehen und gehen, also muss es ihr Ziel sein. Man kann durch die richtige Unterstützung tatsächlich viel erreichen. In den folgenden Monaten ist mir erst aufgefallen, dass Menschen, die andere betreuen und pflegen durch diese Arbeit und das Engagement, die intensive Beschäftigung mit dem Menschen, der die Unterstützung braucht, Kompetenzen entwickeln mit den Jahren, und gar nicht wenige. Man lernt flexibel auf die zahlreichen Probleme und Schwierigkeiten einzugehen und Lösungen zu finden. Man entwickelt eine hohe physische und psychische Belastbarkeit. Man lernt, dass vieles doch nicht so schlimm kommt, wie man es befürchtet hat, wie es aber auch tatsächlich hätte eintreten können. Für absehbare Schwierigkeiten kann man vorsorgen, damit kann man sich das Leben sehr erleichtern. Es lohnt sich also nachzudenken und vorausschauend zu planen und zu handeln. Das stärkt nicht nur das Selbstvertrauen, sondern ermöglicht auch Erfolge, die doch hart erarbeitet waren. Und das Überraschendste für mich war die Erfahrung, dass auch große Schwierigkeiten mit Leichtigkeit genommen werden können. Dieses Gefühl der Leichtigkeit, dieser tiefen inneren Gewissheit, das Richtige zu tun, und genau, zu wissen, was man tut, war sicherlich die schönste Erfahrung in all den schwierigen Jahren mit der Mama, mit dem Höhepunkt, des Schlüsselbeinbruchs und dieser fatalen Folge, dass sie liegen geblieben ist, wochenlang. Doch darüber erzähle ich später in einem anderen Kapitel noch ausführlicher. Von April 2021 bis in dieses Jahr, 2022, sind noch viele weitere Probleme und Veränderungen des körperlichen Zustands und der Krankheiten bei der Mama hinzugekommen, einerseits ein Oberschenkelhalsbruch Ende April 2021, und leider auch eine Coronavirus Erkrankung im März 2022. Auf diese Erfahrungen und wie gut sie diese überstanden hat, gehe ich an späterer Stelle in diesem Buch näher darauf ein.

Im Grunde waren wir natürlich nicht darauf vorbereitet, dass die Mama langsam aber sicher immer vergesslicher wurde, und schließlich ihre ganze Selbständigkeit dadurch verloren hat. Aber gerade, weil dieser Prozess so langsam abgelaufen ist, haben wir die Zeit gehabt, uns an diese neue Situation zu gewöhnen. Heute ist der Umgang mit der Mama für uns ganz selbstverständlich, wir nehmen sie so, wie sie ist, und gehen auf sie ein, auf ihre Bedürfnisse. Entscheidend ist schon, dass wir nicht vordergründig die Demenz sehen, so wie Außenstehende, sondern in erster Linie unsere Mutter sehen, und wir wollen, dass es ihr gut geht. Man muss auch wissen, dass nicht nur die Gedächtnisleistung und das Erinnerungsvermögen stark nachlässt, sondern auch die Einsichtsfähigkeit in Zusammenhänge, das Verständnis und die räumliche Orientierung verloren gehen.

Heute am 2. Dezember 2020 erinnere ich mich wieder an jene Zeit als die Mama vor 1 Jahr ein paar Wochen nicht mehr aufgestanden ist aus ihrem Bett wegen eines sehr schmerzhaften Schlüsselbeinbruchs. Aus heutiger Sicht verstehe ich sie viel besser. Denn wenn man solche