Der 7. Patient - Martin Olden - E-Book

Der 7. Patient E-Book

Martin Olden

4,4

Beschreibung

Diagnose: Hochspannung! Kaum von München nach Frankfurt versetzt, steht Hauptkommissar Bernd Steiner gleich mächtig unter Druck. Der brutale Mord an einer Arzthelferin gibt ihm Rätsel auf. Als dann noch die Leiche eines alten Mannes mit Botox in den Adern gefunden wird, ahnt Steiner, dass er es mit einem Verbrechen größeren Ausmaßes zu tun hat... Der "Polizist ohne Grenzen" (Frankfurter Rundschau) ist zurück - nach "Gekreuzigt" ermittelt der zynische Kettenraucher Steiner in seinem zweiten Fall. Eine Dosis purer Krimi-Unterhaltung. "Der 7. Patient" ist der zweite Band der Krimi-Reihe mit Kommissar Steiner. Der erste Band "Gekreuzigt" und die Bände 3 "Wo bist du?" und 4 "Böses Netz" sind ebenfalls bei mainbook erschienen.

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Seitenzahl: 177

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Das BuchDiagnose: Hochspannung! Kaum von München nach Frankfurt versetzt, steht Hauptkommissar Bernd Steiner gleich mächtig unter Druck. Der brutale Mord an einer Arzthelferin gibt ihm Rätsel auf. Als dann noch die Leiche eines alten Mannes mit Botox in den Adern gefunden wird, ahnt Steiner, dass er es mit einem Verbrechen größeren Ausmaßes zu tun hat...Der „Polizist ohne Grenzen“ (Frankfurter Rundschau) ist zurück – nach „Gekreuzigt“ ermittelt der zynische Kettenraucher Steiner in seinem zweiten Fall. Eine Dosis purer Krimi-Unterhaltung.

„Der 7. Patient“ ist der zweite Band der Krimi-Reihe mit Kommissar Steiner. Der erste Band „Gekreuzigt“ und die Bände 3 „Wo bist du?“ und 4 „Böses Netz“ sind ebenfalls bei mainbook erschienen.

Der AutorMartin Olden ist das Pseudonym des Journalisten und Kinderbauchtors Marc Rybicki. Er wurde 1975 in Frankfurt am Main geboren und studierte Philosophie und Amerikanistik an der Goethe-Universität. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Rybicki als Filmkritiker für das Feuilleton der „Frankfurter Neuen Presse“. Ebenso ist er als Moderator des Senders „Radio Fortuna“ sowie als Werbe- und Hörbuchsprecher tätig. Im Jahr 2013 veröffentlichte er zudem seinen ersten Thriller „Frankfurt Ripper“. Weitere Titel von Marc Rybicki sind die Kinderbücher „Mach mich ganz“, „Wer hat den Wald gebaut?“ und „Wo ist der Tannenbaum?“ (Autorenwebsite: www.sonnigesendung.de)

Martin Olden

Der 7. Patient

Steiners zweiter Fall

Kriminalroman

Handlung und Personen dieses Buchs sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.

Copyright © 2014 mainbook Verlag, mainebook Gerd FischerAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-944124-35-3

Lektorat: Gerd FischerLayout: Olaf TischerCopyright Titelbild: © shotsstudio - Fotolia.com

Besuchen Sie uns im Internet: www.mainbook.de oderwww.mainebook.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

1

Hans Keitel griff sich an die Brust. Sein Atem ging rasselnd. Das Herz trommelte. Wann war er zuletzt so gerannt? Mit Sicherheit am 4. Oktober 1943. Als die Alliierten den ersten Großangriff auf Frankfurt flogen. Hans Keitel konnte sich genau daran erinnern. An Feuer. Trümmer. Schreie. Blut. Gestank. Es roch nach Tod in seiner Heimatstadt. Denselben Geruch nahm er jetzt wieder wahr. Kalter Angstschweiß rann aus seinem schlohweißen Haar und perlte an eingefallenen Wangen hinab. Keitel blickte sich um. Flüchtig und gehetzt wie ein Tier, das der Flinte des Jägers zu entkommen sucht. Hörte er Schritte auf dem staubigen Boden hinter sich? Oder bildete er sich das nur ein? Im selben Moment durchzuckte ein Schmerz sein rechtes Knie, das unter ihm nachgab. Keitel stürzte auf den Weg. Dürre Äste und kleine Kieselsteine, die überall verteilt lagen, schrammten ihm die Hände auf, als er den Fall abzufedern versuchte. Ein ächzender Laut drang aus seiner trockenen Kehle. Oh, wie gerne hätte er sich an Ort und Stelle hingelegt und seinem fast sechsundachtzig Jahre alten Körper Ruhe und Erholung gegönnt. Aber das war unmöglich. Jemand saß ihm im Nacken. Keitel überlegte fieberhaft. Man würde ihn bald eingeholt haben, wenn er sich nicht schleunigst wieder in Bewegung setzte. Stöhnend rappelte er sich auf und stolperte vorwärts. Der rechte Schnürsenkel seines braunen Halbschuhs hatte sich gelöst. Doch es blieb keine Zeit, um ihn ordentlich zu binden. Genau wie damals, als die Bomben im Luftschutzkeller des Kinderkrankenhauses einschlugen. Barfuß war Hans Keitel auf die Straße gerannt, hustend und blutend, weil ihm Splitter die Kopfhaut aufgerissen hatten. Damit war er glimpflich davongekommen. Friedrich Schlemmer, sein bester Freund aus der Nachbarschaft, hatte weniger Glück gehabt. Er starb mit neunzig anderen Kindern durch den Volltreffer der britischen und amerikanischen Bomber. Vermutlich bekamen die Piloten ein Denkmal. An seinen getöteten Spielkameraden erinnerte nicht mal eine Gedenktafel, dachte Keitel grimmig. Der Zorn über den Frankfurter Kindermord schoss durch seine Adern und trieb ihn an, noch schneller durch die vor ihm aufragenden Baumreihen zu hasten. Nein, ihn sollten sie nicht kriegen. Er würde entkommen. Keitel keuchte und rang nach Luft. Abermals presste er seine dünne, von Altersflecken gesprenkelte Hand auf den Brustkorb. Es kam ihm vor, als habe ein unsichtbarer Kran zentnerschwere Lasten darauf abgelegt. Das Atmen fiel schwer. Entsetzlich schwer.

„Herr Keitel! Bleiben Sie stehen!“

Er erkannte die schrille Stimme, die nach ihm rief. Es war die Stimme jener Person, die hinter ihm her war. Ihn verfolgte. Ihn töten wollte. Aber warum? Was hatte er getan? Der Krieg war doch schon so lange vorbei. Keitel zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Irgendwie musste es ihm gelingen, den bösen Menschen abzuschütteln, der ihm im Genick saß. Wenn er erst einmal diesen dicht bewaldeten Park durchquert hatte, war es gar nicht mehr weit bis zum sicheren Schutz seines Hauses. Schnaufend schlug sich der alte Mann in die Büsche abseits des Pfades, der sich wie eine Schlange vor seinen müden Füßen wand. Im Unterholz, übersät mit Laub und Wurzelwerk, fiel das Laufen noch schwerer. Doch eventuell könnte er seinem Häscher durch den plötzlichen Richtungswechsel ein Schnippchen schlagen, dachte Keitel. Außerdem kam er sich inmitten der hohen Eichen gut getarnt vor, die genauso knorrig waren wie er selbst. Zu spät bemerkte er einen herabhängenden Ast. Das morsche Holz streifte ihn und hinterließ einen Kratzer auf dem von Falten zerfurchten Gesicht. Reflexartig griff er sich an die brennende Wunde und kam dabei aus dem Tritt. Sein offener rechter Schuh blieb an einem Stein hängen. Um ein Haar wäre er erneut gestürzt, konnte aber mit den Armen rudernd gerade noch das Gleichgewicht halten. Er rannte weiter. Sein Schuh blieb jedoch auf der muffig riechenden Erde zurück. Scharf und spitz wie Nadelstiche piekten Zweige und Steine durch den Stoff seines Nylonstrumpfes. Keitel achtete nicht darauf, denn schon hörte er die Stimme wieder: „Herr Keitel! Herr Keitel!“

Der Ruf ertönte nicht länger hinter ihm, wie er befriedigt registrierte, sondern kam von Osten. Das bedeutete, sein Jäger befand sich noch auf dem Hauptweg und hatte tatsächlich nicht mitbekommen, dass er ins Dickicht abgezweigt war.

„Wo sind Sie?!“, schrie die Stimme. So ähnlich hatte er vor einundsiebzig Jahren gebrüllt. „Wo seid ihr?!“

Doch er hatte keine Antwort von seinen verschütteten Eltern bekommen. Nie wieder.

Keitel sah für Sekundenbruchteile hinauf zum Himmel. Die milde Mittagssonne der ersten Märztage ließ Pünktchen auf seiner Netzhaut flackern. Ob er ein rasches Stoßgebet nach oben schicken sollte? Am Tag als er Mutter und Vater verlor, hatte Hans Keitel aufgehört mit Gott zu sprechen. Aber wenn es einen günstigen Zeitpunkt gab, den alten Glauben wieder zu entdecken, war er nun gekommen.

„Oh Herr, lass` mich entwischen. Ich darf dem Gegner nicht in die Hände fallen“, sprach Keitel leise Richtung Himmel. Dem Gegner? Welchem Gegner? Verwirrt schüttelte sich der hagere Mann in der abgewetzten, grauen Strickjacke. War denn noch immer Krieg? Wollte man ihn deshalb umbringen? Keitel konnte es sich nicht erklären. Er blieb stehen. Schnappte nach Luft. Blinzelte in die Sonne. Welcher Tag war heute? Welches Jahr? War das barbarische Abschlachten doch noch nicht zu Ende? Hatte er sich die Jahre des Wiederaufbaus nach dem Krieg bloß eingebildet? Seine Ehe mit Irmgard, die Geburt Gudruns, seiner Tochter, die Karriere als Bau-Unternehmer, das Häuschen in Kronberg? Gehörten die Hände, die vor wenigen Minuten nach ihm gegriffen hatten und ihn am nach Hause gehen hindern wollten, zu einem Mitglied der britischen Truppen? Ja, so musste es sein. Sonst wäre er doch niemals weggelaufen. Diese verfluchten Tommies, dachte Keitel. Halten sich für oberschlau. Na, denen werde ich`s zeigen. Sie sollten erleben, aus welchem Holz ein Hitlerjunge geschnitzt ist. Mit dem Jackenärmel wischte sich Hans Keitel den Schweiß von der Stirn, während seine milchig blauen Augen den Boden absuchten. Er grinste, als er das passende Werkzeug fand und danach griff. Der Stock war gut und gerne einen Meter lang, ziemlich dick und wog schwer in seinen Händen. Keitel holte mit beiden Armen Schwung und ließ den Knüppel durch die Luft sausen. Die Anstrengung riss ihn beinahe von den Füßen.

„Prächtige Waffe“, flüsterte er heiser. Dann richtete sich Keitel kerzengerade auf und pumpte Luft in seine pfeifenden Lungen. „Auf denn Kamerad – für Führer und Vaterland!“, schrie er, hob den Prügel über den Kopf und rannte in die Richtung, aus der er zuletzt die ihn suchende Stimme wahrgenommen hatte. Sämtliche Fasern seines sehnigen Körpers standen unter Strom. Angespannt wartend auf das letzte Gefecht mit dem unsichtbaren Feind.

Doch dazu kam es nicht. Eine Woge durchlief Keitel von der Sohle bis zur Kopfhaut, die sich so heiß anfühlte wie glühendes Eisen. Dicht gefolgt von einem lähmenden Stich, der von seinem Herzen ausging und sich blitzartig in alle Gliedmaßen verteilte. Der Stock fiel aus Hans Keitels kalten Händen. Seine rissigen Lippen zitterten. Die Beine knickten unter ihm weg. Bäuchlings kippte der alte Mann vornüber auf ein Bett aus Blättern und Moos. Das Letzte, was er sah, war eine Waldameise, die unbeteiligt ob des Geschehens um sie herum, ihre Suche nach Nahrung fortsetzte. Dann umfing ihn ewige Schwärze.

2

„Hände hoch, Herr Steiner!“

Walter Baumanns bärige Stimme hallte durch den Keller des Frankfurter Polizeipräsidiums. Hauptkommissar Bernd Steiner sah sein schwergewichtiges Gegenüber verständnislos an. Baumann lachte schallend. „Ich kann`s nicht lassen. Wenn ihr Jungs vor mir steht, muss ich einfach diesen Spruch los werden“, sagte der Leiter der Schießausbildung und Verwalter der Waffenkammer. „So, nun zeigen Sie mal Ihre hübschen Patschhändchen, Herr Kommissar! Wir wollen schauen, welche Griffgröße zu Ihnen passt. Schließlich soll Ihnen Ihre neue Dienstwaffe nicht aus der Hand fallen, wenn Sie das Ding benutzen müssen. Was Gott verhüten möge!“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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