Mord am Mikro - Martin Olden - E-Book

Mord am Mikro E-Book

Martin Olden

4,6

Beschreibung

Selbstmord aus Liebeskummer? Als ein junger Radio-Moderator tot aufgefunden wird, zweifeln seine Eltern daran und bitten den ehemaligen Hauptkommissar Bernd Steiner, der seit seinem letzten Einsatz außer Dienst ist, um Hilfe. Zunächst will er von dem Auftrag nichts wissen, doch sein Instinkt, Verbrecher zu jagen und die Gier, sie zu kriegen, siegt. Er entwickelt eine Antenne für den Fall und nimmt die Ermittlungen in einem Rundfunk-Sender auf. Im fünften Band der Krimi-Reihe mit Bernd Steiner lässt Autor Martin Olden seinen raubeinigen Helden neue Wege erkunden. Steiner ermittelt im Columbo-Stil! Schauen Sie dem Detektiv bei seiner Arbeit über die Schulter und entdecken Sie mit ihm, welche kleinen, aber entscheidenden Fehler der Täter beging ... Nach "Gekreuzigt", "Der 7. Patient", "Wo bist du?" und "Böses Netz" ermittelt Bernd Steiner in seinem 5. Fall in "Mord am Mikro"

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Seitenzahl: 228

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Das Buch

Selbstmord aus Liebeskummer? Als ein junger Radio-Moderator tot aufgefunden wird, zweifeln seine Eltern daran und bitten den ehemaligen Hauptkommissar Bernd Steiner, der seit seinem letzten Einsatz außer Dienst ist, um Hilfe. Zunächst will er von dem Auftrag nichts wissen, doch sein Instinkt, Verbrecher zu jagen und die Gier, sie zu kriegen, siegt. Er entwickelt eine Antenne für den Fall und nimmt die Ermittlungen in einem Rundfunk-Sender auf.

Im fünften Band der Krimi-Reihe mit Bernd Steiner lässt Autor Martin Olden seinen raubeinigen Helden neue Wege erkunden. Steiner ermittelt im Columbo-Stil! Schauen Sie dem Detektiv bei seiner Arbeit über die Schulter und entdecken Sie mit ihm, welche kleinen, aber entscheidenden Fehler der Täter beging …

„Mord am Mikro“ ist der fünfte Band der Krimi-Reihe mit Kommissar Steiner. 1. Band: „Gekreuzigt“. 2. Band „Der 7. Patient“. 3.Band „Wo bist du?“. 4. Band „Böses Netz“ – alle erschienen im mainbook Verlag.

Der Autor

Martin Olden ist das Pseudonym des Journalisten und Kinderbuchautors Marc Rybicki. Er wurde 1975 in Frankfurt am Main geboren und studierte Philosophie und Amerikanistik an der Goethe-Universität. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Rybicki als Filmkritiker für das Feuilleton der „Frankfurter Neuen Presse“. Ebenso ist er als Werbe- und Hörbuchsprecher tätig. Im Jahr 2013 veröffentlichte er zudem seinen ersten Thriller „Frankfurt Ripper“. Weitere Titel von Marc Rybicki sind die Kinderbücher „Mach mich ganz“, „Wer hat den Wald gebaut?“, „Wo ist der Tannenbaum?“ und „Graue Pfote, Schwarze Feder“. (Autorenwebsite: www.sonnige-sendung.de)

Martin Olden

Mord am Mikro

Steiners fünfter Fall

Kriminalroman

Handlung und Personen dieses Buchs sind frei erfunden. Jede

Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen und

Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind nicht

beabsichtigt und wären rein zufällig.

Copyright © 2014 mainbook Verlag, mainebook Gerd Fischer

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-944124-53-7

Lektorat: Gerd Fischer

Layout: Olaf Tischer

Copyright Titelbild: © frank peters/ fotolia

Besuchen Sie uns im Internet: www.mainbook.de oder

www.mainebook.de

Inhalt

Kapitel 1: 13. August 2015

Kapitel 2

Kapitel 3: 13. August 2015, 20 Uhr

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9: 7. September 2015

Kapitel 10: 8. September 2015

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13: 9. September 2015

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16: 10. September 2015

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22: 11. September 2015

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29: 12. September 2015

Kapitel 30

Ende

1

13. August 2015

Wenn er jetzt zudrückte, gab es für ihn kein Zurück mehr. Dieter Brandt wusste das genau. Seine Hände schwitzten. Er lächelte in sich hinein, als er es bemerkte. Unglaublich! Er hatte es doch schon so oft getan. Warum verspürte er nach all den Jahren noch diese Aufregung? Brandt kannte die Antwort. Damit er sich konzentrierte. Damit er keine Fehler beging, die ihm über kurz oder lang den Kopf kosten konnten. Ein Blick zur Uhr. Es blieben nur noch dreißig Sekunden. Rasch wischte sich Brandt mit dem Handrücken eine Schweißperle aus der Stirn, unmittelbar unter dem Ansatz seines silbergrauen Lockenkopfes. Es würde einer dieser Sommertage in Frankfurt werden, an denen die Wolkenkratzer wie Hochöfen glühten und die Hitze mörderisch anstieg. Dann glitten seine Finger langsam in Richtung seines Werkzeugs. Zischend atmete er aus, als ob er dadurch die Anspannung aus seinem gesamten Körper pressen könnte. In diesen Momenten, kurz bevor er es tun musste, kamen ihm manchmal Zweifel, ob er den richtigen Beruf ergriffen hatte. Es hätte andere Jobmöglichkeiten gegeben, bei denen das persönliche Risiko weniger hoch war. Klempner etwa oder Fliesenleger wie sein Vater. Doch Dieter Brandt war nun einmal geworden, was er war. Ein Vollprofi, dem auf seinem Gebiet niemand das Wasser reichen konnte. In ein paar Minuten, wenn alles vorbei war, würde er davon wieder fest überzeugt sein und sich wie der König der Welt fühlen. Allein um diesen Kick zu erleben, erledigte er seine Aufgaben seit fünfzig Jahren gewissenhaft und mit der Präzision einer gut geölten Maschine. Das Hochgefühl war ihm wichtiger als jedes noch so lukrative Honorar. Im Geist zählte Brandt den Countdown bis zum Einsatz herunter: 5,4,3,2,1 – Feuer frei! Seine rechte Hand schnellte vor und der Zeigefinger presste sich auf den Knopf, der Brandts Mikrofon von „Off“ auf „On“ schaltete. Im Kopfhörer hörte er die Stimme von John Sebastian leiser werden. Brandt begann zu sprechen, während seine linke Hand gleichzeitig den Schieberegler bediente, der die Lautstärke seines Mikros pegelte. „Das war Summer in the City, ein Titel, mit dem die Band The Lovin´ Spoonful einen Nummer 1 Hit in der amerikanischen Hitparade landen konnte – und das auf den Tag genau vor 49 Jahren, am 13. August 1966. Junge, ist das lange her. Damals war der Moderator dieser Sendung gerade zwanzig Jährchen alt und legte Platten auf in einem Tanzschuppen in Bremen. Mit einer Frisur, die mindestens so wild war wie die Farben der Hemden.“ Brandt lachte glucksend. „Tja, der gute John Sebastian, der Gründer und Sänger von The Lovin` Spoonful, hat mittlerweile auch schon seine 71 Lenze auf dem Buckel. Kinder, wie die Zeit vergeht! Apropos Zeit. Diese Sendung neigt sich gewaltig dem Ende entgegen, aber einen Song spielen wir noch. Das war ebenfalls ein Nummer 1 Hit, allerdings nicht in Amerika, sondern in Großbritannien, Österreich und der Schweiz im Jahre 1979. Dieses Lied einer britischen New Wave Band ist der Albtraum jedes Radiomoderators. Nicht, weil er schlecht klingt. Ganz im Gegenteil. Aber welcher Radiomann lässt sich schon gerne ermorden? Und dazu noch von einem Video? Doch genau davon erzählt der Text. Video killed the Radio Star.“

Brandt drückte die „Enter“-Taste auf dem Keyboard, das vor ihm stand, und startete damit die Musik aus dem Titelcomputer. Er sprach weiter, während im Hintergrund die ersten Töne der Melodie erklangen. Ihm blieben 14 Sekunden, bis der Gesang einsetzen würde.

„Mit dem dazugehörigen Video-Clip eröffnete der TV-Sender MTV am 1. August 1981 um 0.01 Uhr sein Programm. Und am Synthesizer stand ein Frankfurter Bub, der später für seine Filmmusik einen Oscar gewinnen sollte. Hans Zimmer. Und die Band, die er begleitete, das waren natürlich … The Buggles.“

Gerade rechtzeitig beendete Brandt seine Anmoderation, schaltete das Mikro auf „Off“ und fuhr die Lautstärke der Musik nach oben. Perfektes Timing! Befriedigt lehnte er sich in seinem drehbaren Bürostuhl zurück. Dann nahm er die Kopfhörer ab und rückte seine goldgerahmte Brille zurecht. Sein Blick blieb an einem Poster hängen, das an der weiß gestrichenen Studiowand befestigt war. Es zeigte Frank Sinatra, Sammy Davis jr., Dean Martin, Joey Bishop und Peter Lawford. Das Rat Pack im Original, dachte Brandt. Nicht diese Bubis, die nun unter dem Namen Rat Pack durch die Lande touren. Das sind billige Imitatoren. Austauschbar wie die meisten Plastikgesichter der heutigen Show-Branche. Echte Typen wie „Frankie Boy“ und „Dino“ sind so gut wie ausgestorben. Bei den Radio-DJ`s ist es ganz ähnlich. Die Tage nahmen zu, an denen sich Brandt wie das Exemplar einer bedrohten Tierart vorkam. Landauf und landab gab es Hunderte Plappermäuler, die sich für geistreich und witzig hielten, obwohl sie im Grunde alle denselben Text vom Blatt herunterleierten, der ihnen von Medien-Agenturen und PR-Firmen in die Sender gemailt wurde. Originalität? Gleich null. Kreativität? Nicht vorhanden. Fachkompetenz? Fehlanzeige. Der Niedergang der Programmkultur hatte mit dem Aufkommen der Privatsender begonnen, die ihre Vorstellung eines guten Radioformats clever zu vermarkten wussten. Bald kopierten auch die Öffentlich-Rechtlichen die scheinbare Erfolgsformel zur Hörermaximierung. Man sende drei Hits am Stück, unterbrochen durch aufdringliche Jingles, danach ein bisschen nichtssagendes Gequassel oder ein Promi-Interview, das auf belanglose Sound-Häppchen heruntergeschnitten wurde. Kein Beitrag darf länger sein als drei Minuten. Eine Minute und dreißig Sekunden sind ideal. Weil die Hörerinnen und Hörer keine größere Aufmerksamkeitsspanne haben, so behaupteten die Manager in den Programmdirektionen, und lediglich in ihrem Alltag „berieselt“ werden wollten. Dieter Brandt schüttelte sich bei dem Gedanken. Wer Radio derart missverstand, ließ es zu einer Geräuschkulisse verkommen, die in Supermärkten aus Lautsprechern dudelte. The Buggles sangen: „Video killed the Radio Star, in my mind and in my car, we can`t rewind we`ve gone too far.“

Brandt nickte. Ihm war klar, dass man das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen konnte. Aber es sollte möglich sein, Sand ins Getriebe zu streuen. Er weigerte sich zu glauben, dass die iPod-Jugend nicht für echtes Radio mit Herz und Hirn zu erwärmen war. Man musste ihnen bloß jene Begeisterung nahe bringen, die ihn als achtjährigen Knaben ergriffen hatte, als er aus dem alten Volksempfänger seines Onkels die sich überschlagende Stimme von Herbert Zimmermann hörte: „Aus, aus, aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!“ Damals hatte er zum ersten Mal gespürt, welche Macht das Radio besaß und wie viele Emotionen es in den Menschen wecken konnte. Sein Vater hatte diese Lektion bereits in den 40er Jahren gelernt durch eine Übertragung aus dem Berliner Sportpalast. „Wollt ihr den totalen Krieg?!“, brüllte Joseph Goebbels und die Massen bejahten enthusiastisch. Brandt senior waren die Nazis verhasst, ebenso jegliche Form der Propaganda, worunter in seinen Augen auch die modernen Medien wie Radio und Fernsehen fielen. Beide Geräte hatte man im Hause Brandt vergeblich gesucht. Vielleicht ist meine Liebe zum Hörfunk daher umso heftiger entflammt, überlegte er. Es war seine Art der Rebellion gegen die starre Weltsicht des „Alten“ gewesen. Aus der Schule flog er ohne Abschluss, schaffte mit Ach und Krach eine Lehre zum Autoverkäufer, legte aber jede Nacht für die G.I.`s Rock `n Roll Platten auf und kannte jeden Takt seiner Lieblingsstars auswendig. Die Beatles und die Rolling Stones, The Mamas and the Papas, The Supremes, The Monkees, The Doors, Otis Redding und natürlich Elvis Presley. Ein paar seiner Jugendidole durfte er sogar persönlich kennenlernen, als ein günstiger Wind den Bremer Jungen auf den Platz hinter dem Mikrofon wehte. Zuerst beim Norddeutschen Rundfunk, später beim HR und nun als Chef seines eigenen Senders. Mit Memory Music FM würde es ihm noch einmal gelingen, die Hörer-Generationen zu vereinen – und sei es vor dem Webradio. „Video killed the Radio Star“ ging zu Ende. Brandt setzte den Kopfhörer wieder auf, wischte sich die feuchten Hände am Stoff seiner weißen Leinenhose ab und schaltete das Bügelmikro ein, das hinter seinen Ohren befestigt war.

„Es ist 9 Uhr, 55 Minuten und 14 Sekunden! Das war Ihr sonniger Start in den Morgen, das war die Morning Show auf Memory Music FM!“ Er wurde beim Sprechen stetig lauter und schneller. „Wir hören uns, wenn Sie mögen, morgen früh wieder oder schon heute Abend ab 19 Uhr in der Kuschelrock-Sendung Zeit für Zärtlichkeit! Bis dahin genießen Sie den Tag und bleiben Sie unserem Programm treu! Am Mikrofon und der Technik verabschiedet sich Ihr … Diiiieter Brrrrandt!“ Den letzten Satz schmetterte er hinaus wie ein Marktschreier, der allzu reifes Obst anpries.

2

Als Dieter Brandt seine Morning Show beendete und die Tür des Studios aufschloss, wartete Daniel „Danny“ Eck bereits auf dem Gang. Er war der Moderator der nachfolgenden Sendung Kulturcheck.

„Sonnigen Morgen, mein Junge. Alles gut bei dir?“, fragte Brandt heiter. Danny nahm die Stöpsel seines MP3-Players aus dem Ohr und meinte: „Häh?“

„Ich habe dir einen guten Morgen gewünscht“, sagte Brandt, etwas lauter als zuvor.

„Cool. Dito“, entgegnete Danny, wobei er nicht aufhörte, das Stückchen Kaugummi zwischen seinen Zähnen zu bearbeiten.

„Was hast du heute für ein Thema? Leben im Ghetto? Du siehst jedenfalls wieder aus wie ein Gangster-Rapper“, sagte Brandt.

Danny trug ein himmelblaues, ärmelloses Converse T-Shirt, weiße Baggy-Hosen und eine Baseball-Mütze, die verkehrt herum auf seiner braunen Wuschelmähne saß. Um seinen Hals baumelte eine Goldkette.

„Jeder hat seinen Stil. Deiner war auch mal hip. So kurz nach dem Krieg“, grinste der breitschultrige junge Mann. „Ehrlich, ich glaube, du bist der einzige DJ der Welt, der mit Anzug und Krawatte on air geht.“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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