Der Asienschock - Urs Schoettli - E-Book

Der Asienschock E-Book

Urs Schoettli

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Beschreibung

Das 21. Jahrhundert wird wirtschaftlich und geopolitisch von Asien, insbesondere von China geprägt. Grosse Absatzmärkte, wichtige Handelspartner und lukrative Geschäfte sind auch für die Schweiz immer häufiger primär in Asien zu finden. Asien ist aber auch der Kontinent, auf dem im 21. Jahrhundert die grossen geopolitischen Gewichtsveränderungen erwartet werden – Krisen oder Konflikte mit gravierenden Folgen für die Weltwirtschaft und damit auch für die auslandabhängige Schweiz. Bei allen Unwägbarkeiten verspricht das asiatische Jahrhundert aber für die kleine Schweiz grosse Chancen, sofern sie ihre traditionelle Weltoffenheit bewahrt.

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Urs Schoettli

Der Asienschock

Wie wir uns im asiatischen Jahrhundert behaupten können

NZZ Libro

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2020 NZZ Libro, Schwabe Verlagsgruppe AG

Der Text des E-Books folgt der gedruckten 1. Auflage 2020 (ISBN 978-3-03810-473-5)

Lektorat: Sigrid Weber, Freiburg i. Br.

Umschlag: GYSIN | Konzept+Gestaltung, Chur

Gestaltung, Satz: Mediengestaltung Marianne Otte, Konstanz

Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

ISBN E-Book 978-3-03810-484-1

www.nzz-libro.ch

Inhalt

Einordnung des Themas

Präliminarien

Das asiatische Jahrhundert und der Kleinstaat Schweiz

Pioniergeist und Weltläufigkeit

Ein folgenreicher Generationenwechsel

Angriffsflächen der direkten Demokratie: Cyberkrieg, Manipulation und Desinformation

Fundamentalismus und globaler Terror

Nationalismus redivivus

Die Krux mit der Geschichte

Neue Machtgefüge

Die Rückkehr des Notvorrats – die langen Schatten der Geopolitik

Nach der Pax Americana – der neu-alte Hegemon China

Aussenhandel im Zeitalter des Merkantilismus

Von den Bretton-Woods-Institutionen zur Asian Infrastructure Investment Bank

Vom Washington-Konsens zum Beijing-Konsens? Stabilität im asiatischen Jahrhundert

Wohlstandssicherung: Protektionismus und Nationalismus als Gefährdung, Demografie als Herausforderung

Sozialer Frieden, neue und alte Gefahren – Immigration, Generationenkonflikte, Arbeitsplatzsicherheit und technologische Innovation

Perspektiven

Abkürzungsverzeichnis

Einordnung des Themas

Das asiatische Jahrhundert hat gerade erst begonnen. Schon fühlen sich viele westliche Zeitgenossen von den neuen Herausforderungen aus dem fernen und weniger fernen Osten überwältigt. Sie wissen nicht, was sie in den verbleibenden acht Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts noch erwarten wird. Wir stehen unter einem gewaltigen Asienschock und tun gut daran, uns schon jetzt klare Gedanken darüber zu machen und Strategien zu entwickeln, wie sich die kleine Schweiz gegenüber und mit dem gigantischen Asien behaupten und ihren Wohlstand und ihre Freiheit nicht nur wahren, sondern weiter ausbauen kann.

Jahrzehnte sind in der Zivilisationsgeschichte eine kleine Zähleinheit. Dies gilt gerade auch, wenn man sich mit den asiatischen Kulturen auseinandersetzt, deren Alter in die Jahrtausende geht. Doch wie auch manche westlichen Geschichtsphilosophen festgestellt haben, verdichten sich die Geschehnisse bei wichtigen Zäsuren manchmal so massiv, dass einem selbst Jahrzehnte wie Ewigkeiten vorkommen. Das Ende des Kalten Krieges liegt nur drei Jahrzehnte zurück, doch hat man das Gefühl, dass seither bereits ein Jahrhundert vergangen ist. Die Welt der nuklearen, konventionell-militärischen und ideologischen Rivalität zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR scheint mit ihren Gewissheiten wie auch Risiken einem anderen Zeitalter anzugehören. Wer kümmert sich heute noch um einen Notvorrat, wer hält seinen Luftschutzkeller zur Benutzung im Ernstfall bereit? Dabei gäbe es auch heute Gründe, sich drüber Gedanken zu machen, ob wir für ein terroristisches Grossereignis, das durchaus eine nukleare Komponente enthalten kann, wirklich gerüstet sind. Auch ist es nicht auf ewig gewährleistet, dass die riesigen Arsenale an Massenvernichtungswaffen unter Schloss und Riegel stehen.

Zur Zeit der Entdeckung Amerikas lautete der Slogan: «Go West, man, go West!» Heute und für die kommenden Jahre heisst er: «Go East, man, go East!» Die Zukunft der Welt beruht zum grossen Teil darauf, dass Asien, der bei Weitem volkreichste Kontinent, die Herausforderungen der gesellschaftlichen Erneuerung, der Sicherung einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung sowie die Umweltverträglichkeit der menschlichen Aspirationen erfolgreich meistern kann. Dieser allgemeine Aufbruch kann sowohl in einem weiteren Erfolg der menschlichen Spezies als auch in der Katastrophe enden. Europa und Asien, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sind in diesem Prozess durch die Globalisierung unmittelbar miteinander verbunden. Im Zeitalter des globalen Klimawandels verbietet sich die Haltung, dass einen das, was im fernen Orient geschieht, nicht zu bekümmern braucht. Indien und China werden mit ihrer Energie- und Industrialisierungspolitik entscheidend mit darüber bestimmen, mit welchen ökologischen Desastern die künftigen Generationen in der Schweiz konfrontiert sein werden. Dabei spielen ein gerechterer Zugang zu Ressourcen und ein ausgeglichenerer Verbrauch von Rohstoffen und Energieträgern eine entscheidende Rolle. Konnten die Ansprüche der wirtschaftlich und technologisch rückständigen, aber volkreichen asiatischen Länder einst von den Industriestaaten mit rhetorischen Tricks abgetan werden, so besitzen heute die asiatischen Mächte den nötigen Einfluss und das Gewicht, um Kursänderungen nicht nur zu fordern, sondern auch durchzusetzen.

Die Schweiz kann asiatischen Giganten wie China, Japan, Indien oder Indonesien nicht Paroli bieten, weder militärisch noch wirtschaftlich oder geopolitisch. Doch wenn sie sich auf ihre traditionellen Stärken besinnt, vermag sie ihre Position nicht nur zu verteidigen, sondern aus dem neuen Zeitalter, dem asiatischen Jahrhundert, auch viel Gewinn ziehen. Entgegen den von Populisten und Protektionisten geschürten Ängsten ermöglichen die internationalen Handels- und Investitionsströme eine «Win-win-Situation». Die Schweiz hat dies in den Beziehungen mit den westlichen Industrieländern seit dem 19. Jahrhundert realisiert und nun auch im Umgang mit der Volksrepublik China und anderen aufstrebenden Ländern in Asien.

Aktuell ist viel von interkultureller und transkultureller Verständigung die Rede. Mit seiner langen Geschichte und seinen eindrucksvollen Hochkulturen ist Asien gleich in mehrfacher Hinsicht eine grosse Herausforderung. Für den Umgang der Schweiz mit der Volksrepublik China, mit Japan oder mit Indien brauchen wir jedoch keine Sinologen, Japanologen oder Indologen, die uns gelehrt erklären, wie «der» Chinese, «der» Japaner und «der» Inder denkt oder fühlt. Die Zeiten, da ferne Länder und fremde Kulturen wie Exotika betrachtet wurden, die man in Museen und im Zirkus ausstellte, sollten vorbei sein. Heute und in den kommenden Jahrzehnten wird vor allem ein offenes Verständnis für die monumentalen Veränderungen gebraucht, die in Asien und vor allem im Reich der Mitte, in Südostasien und in Indien im Gange sind. Das bezieht sich nicht nur auf die in der Tat gewaltige Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen, von der inzwischen nicht nur eine kleine Oberschicht, sondern auch ein substanzieller Teil der Bevölkerung in den aufstrebenden Ländern Asiens profitiert hat. Es geht vor allem auch um weiche Faktoren wie die präzedenzlose Erweiterung des allgemeinen Bildungsstands, der Weltkenntnis und der Aspirationen eines rasch wachsenden urbanen Mittelstands. Die Chinesen, die die grossen Desaster wie die vom «Sprung nach vorn» ausgelöste Massenhungersnot oder die verhängnisvolle «Kulturrevolution» nicht erlebt haben, haben eine ganz andere, viel optimistischere Einstellung zum Leben als ihre Eltern- und Grosselterngenerationen. Dieser Generationenwechsel, der seit der Jahrtausendwende im Gange ist, ist wesentlich für den Umgang der Schweiz mit Asien. Die Zeiten, da man teils wohlmeinend, teils herablassend Chinesen, Inder oder Südostasiaten für ihren Fortschritt preisen konnte, sind vorbei. Heute begegnen sich Schweizer und Asiaten, ob es sich um Forscher, Manager, Techniker, um Unternehmer oder Studenten handelt, auf Augenhöhe.

Jede Situation kann verbessert werden, und man sollte sich nie mit dem Erreichten zufriedengeben. Diese Ansicht teilen Schweizer und Asiaten, und in beiden Fällen hat diese Haltung in den vergangenen Jahrzehnten den beachtlichen Fortschritt in der Weltwirtschaft überhaupt erst ermöglicht. Kritik am Bestehenden und an bereits eingetretenen oder zu erwartenden Entwicklungen ist gerechtfertigt, auf beiden Seiten und von beiden Seiten. Wichtig ist dabei, dass sie sachbezogen, ohne persönliche oder kollektive Verunglimpfung erfolgt und dass sie reichlich Raum für Gesichtwahren und Gesichtgeben belässt. Letzteres – wir werden noch darauf zurückkommen ist eine asiatische Tugend, die auch den Westlern wohl anstehen würde und die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer wichtiger werden wird, um mit den Asiaten einen materiell wie intellektuell bereichernden Austausch zu haben. Wer immer Asien bereist, in Asien gelebt oder mit Asiaten zu tun gehabt hat, wird bestätigen können, dass auch simple Höflichkeitsbezeugungen, die dem anderen Gesicht geben, Türen öffnen und vertrauensvolle Beziehungen etablieren können.

Die Schweiz befasst sich geradezu besessen mit Europa. Das ist historisch, kulturell und geografisch durchaus nachvollziehbar. Doch in mancher Hinsicht ist es angebracht, den liebgewordenen Eurozentrismus endlich über Bord zu werfen. Zugleich macht es aber auch Sinn, die europäische Identität der Schweiz im Umgang mit Asien als grossen Asset ins Spiel zu bringen. China und Japan brauchen die Schweiz nicht, um auf der Weltbühne zu bestehen. Die Schweiz kann aber sehr wohl als willkommenes Portal zu Europa dienen. Sie ist ein zutiefst europäisches Land, das jedoch seit Jahrhunderten der Weltoffenheit verpflichtet ist, ohne die es den bemerkenswerten Wohlstand, den es heute geniesst, nie hätte erreichen und absichern können.

Furchtsame Geister mögen an dieser Stelle das Gespenst eines «Chinese take away» beschwören. In dieser Weltsicht ist die Schweiz das «Einfallstor» für chinesische Eroberungen in Europa. Wie steht es mit dem chinesischen Expansionismus? Einmal mehr ist bei der Beantwortung dieser Frage kein Platz für «terribles simplificateurs». China ist weder ein Moloch, der es darauf abgesehen hat, die Welt zu erobern und mögliche Rivalen zu verschlingen, wie dies mit der Rede von der «gelben Gefahr» suggeriert wird. China ist aber auch nicht der wohlwollende Gigant, der es in seiner langen Geschichte nie darauf abgesehen hat, andere Länder zu erobern und in Übersee Kolonialreiche zu gründen, wie dies bei den Europäern seit dem späten 15. Jahrhundert der Fall gewesen war.

China und Indien als Länder von wahrlich kontinentalen Dimensionen mit einer Milliardenbevölkerung haben zweifellos das Potenzial, um sich Autarkie leisten zu können. Über viele Jahrhunderte ihrer bemerkenswerten Geschichte hinweg haben sie denn auch der Selbstabschliessung gehuldigt. Indien war unter den Moguln eine Landmacht und hat am internationalen Handel kaum teilgenommen. China liess in der frühen Ming-Dynastie die grosse Flotte, die Admiral Zheng He weit in den Indischen Ozean vorstossen liess, abwracken. Seit dem historischen Aufbruch in die Moderne, der in China in den späten 1970er Jahren und in Indien um die Jahrtausendwende herum einsetzte, haben die beiden asiatischen Grossmächte den Weg der Öffnung und der Integration in die Weltwirtschaft gewählt, in China und Südostasien schneller als in Indien und Japan.

Diese Entscheidung der wichtigen asiatischen Länder zugunsten von Öffnung und Teilhabe an der Weltwirtschaft mögen insbesondere im Falle Chinas viele in den westlichen Industriestaaten als eine Gefährdung der bestehenden Hierarchien betrachten oder gar fürchten. Aus der Geschichte wissen wir, dass fest etablierte Mächte, wenn der Status quo ernsthaft gefährdet wird, oft leichtfertig zu Protektionismus und marktfeindlichen Kontrollen greifen. Ordnungspolitische Bedenken werden über Bord geworfen, ohne zu berücksichtigen, was durch Ordnungspolitik neben schmerzhaften Anpassungen auch an positiven Impulsen für die Weltwirtschaft geschaffen wird. Schon heute wird niemand bestreiten können, dass der Asienschock einer Welt, die in Stagnation und Pessimismus zu versinken drohte, kräftige neue Impulse verschafft hat.

Vor diesem Hintergrund sei hier für nichts mehr und auch nichts weniger als für ein ambitiöses und beiderseits fruchtbares Zusammenwirken des Kleinstaats Schweiz mit Asien, mit der neu-alten Weltmacht China, mit Japan, Südostasien und Indien plädiert. Grössenunterschiede, auch wenn sie immens sind, sollten einer rationalen Zusammenarbeit, die neben einer pragmatischen Interessenwahrung auch auf Fairness und gutem Willen beruht, nicht im Wege stehen! Bei allem Respekt vor den gewaltigen Grössenunterschieden zwischen Asien und der Schweiz gibt es für die Eidgenossen keinen Grund zu verzagen und sich kleinzureden. Wir haben über eine lange Geschichte hinweg grosse Assets akkumuliert. Nicht wenige davon sind heute und in absehbarer Zukunft für Asien von erheblichem Wert. Man denke an den Finanzplatz Schweiz, an den Industriestandort Schweiz und den Forschungsplatz Schweiz – alles Bereiche, in denen die Schweiz China und Indien, die während der letzten zwei Jahrhunderte viele zivilisatorische Rückschläge haben einstecken müssen, bis heute weit voraus ist.

Kritik und Selbstkritik sind immer nützlich, sofern sie mit einer konstruktiven Absicht geäussert werden. Wir wissen, dass es gute Gründe gibt, im Hinblick auf den Finanzplatz Schweiz mit einigen Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit nicht zufrieden zu sein. Voreilige Selbstzufriedenheit ist stets der erste Schritt in die Dekadenz, und alles, was die Protagonisten einer auch dezidiert selbstkritischen Erneuerung stärkt, muss erwünscht sein. Doch sollte man bei aller gerechtfertigten Kritik auch massvoll bleiben und die Bodenhaftung nicht verlieren. Selbstflagellation und ein Hang zum ständigen Nörgeln, die auch zahlreichen Meinungsträgern eignen, dienen letztlich niemandem.

Bezeichnenderweise sind Asiaten bei der realistischen Bewertung der Stärken und Schwächen der Schweiz häufig akkurater als die Schweizer selbst. So sind denn diese oft positiv erstaunt, wenn sie vor Ort die hohe Wertschätzung, die ihr Land in vielen Teilen in Asien geniesst, erfahren. Dies gilt gerade auch für den Finanzplatz Schweiz. Chinas Finanzindustrie hat zwar seit der Jahrtausendwende erhebliche Fortschritte gemacht, wird aber noch immer von schwerwiegenden Strukturmängeln geplagt, die mit mangelnder Transparenz, unzureichender Corporate Governance und systemimmanenten Kontrolldefiziten zu tun haben. In all diesen Bereichen hat die Schweiz wertvolle Vorbilder anzubieten.

Im gleichen Kontext steht die Attraktivität des Finanzstandorts Schweiz als Portal für asiatische Investoren zu den globalen Finanzmärkten. Zwei wichtige Pluspunkte sind die politische Stabilität und die Rechtssicherheit, bei denen die Schweiz weltweit eine Spitzenstellung einnimmt. Der Durchschnittsschweizer nimmt politische Stabilität und Rechtssicherheit als gegeben hin und sieht sie kaum im internationalen Vergleich. Dies führt häufig zu einer geringen Wertschätzung und damit auch zu einem unterentwickelten Bewusstsein dafür, dass alles vermieden werden muss, was diese Standortvorteile in den Augen der Welt beschädigt. Darüber hinaus müssen diese Standortvorteile in der Profilierung gegenüber Konkurrenten viel stärker, als dies bisher geschehen ist, herausgestrichen werden. Im Umgang mit Asien muss eine selbstbewusste Schweiz stets gewahr sein, dass politische Stabilität und Rechtssicherheit für die meisten Asiaten ein vor allem in den vergangenen zwei Jahrhunderten unerreichbarer Traum gewesen sind und dementsprechend sehr geschätzt werden.

Präliminarien

Der grosse chinesische Reformer Deng Xiaoping (1904–1997), der nach Mao Zedongs Tod im Jahr 1976 zügig und umsichtig die folgenreichste sozioökonomische Modernisierung Chinas eingeleitet hatte, verfuhr bei der neuen Positionierung Chinas in der Welt nach zwei Prinzipien: «Verberge deine Stärke» und «Warte auf deine Zeit». Lange Zeit legte die chinesische Führung vor allem auch in internationalen Foren Wert darauf, die Volksrepublik als ein Entwicklungsland zu bezeichnen und ihre Solidarität mit der sogenannten Dritten Welt hervorzuheben. Inzwischen ist das Land mit Riesenschritten vorangekommen und befindet sich an der Schwelle, zur grössten Volkswirtschaft der Welt aufzusteigen. Insofern besitzt das Thema, wie sich China im Weltganzen und in seiner näheren und ferneren Nachbarschaft positionieren sollte, grosse Aktualität.

Nach wie vor gibt es viele führende Chinesen, Akademiker, Unternehmer und Beamte, die davor warnen, sich zu prominent zu profilieren, und darauf drängen, Dengs weise Politik des «low profile» weiter fortzusetzen. Gleichzeitig wächst jedoch die Zahl derjenigen, die China als Weltmacht explizit anerkannt haben wollen und in bilateralen wie multilateralen Foren mit neugefundenem, ausgeprägtem Selbstbewusstsein auftrumpfen. Staats- und Parteichef Xi Jinping (Jahrgang 1953) gehört zweifellos zu den chinesischen Führern, die ihr Licht nicht mehr unter den Scheffel stellen wollen und den Zeitpunkt für gekommen sehen, dass China seine Stärke zeigt und dabei nicht mehr auf Zeit spielen muss. Dabei denken diese Führer nicht kurzfristig, sondern haben die kommenden Jahrzehnte im Visier, wobei 2049, wenn der hundertste Jahrestag der Gründung der Volksrepublik begangen wird, besonders herausragt. Dieser umfassende Wandel in der Selbstpositionierung hat sowohl für China selbst als auch für die Welt insgesamt schwerwiegende Konsequenzen. Bei manchen Beobachtern weckt die Attitüde «Wir sind wieder wer!» Irritation und wird zusammen mit dem Auftrumpfen von neureichen chinesischen Touristen oder Investoren kritisiert.

Indiens Vormarsch in die Moderne verläuft nicht mit der gleichen Geschwindigkeit wie in China. Doch ist unverkennbar, dass auch dieses Milliardenland erheblich an Selbstbewusstsein und an politischem wie wirtschaftlichem Gewicht gewonnen hat. Nach dem, wie sich die Entwicklungsparameter Indiens heute präsentieren, ist damit zu rechnen, dass das Land im Verlauf des 21. Jahrhunderts einen Quantensprung vollziehen wird, der seine Volkswirtschaft auf den dritten Platz der Weltrangliste katapultieren wird. Indiens wirtschaftliche Entwicklung verläuft weniger spektakulär als im Fall der Volksrepublik China, doch verfügt es über Wachstumspotenziale, die von auswärtigen Beobachtern häufig übersehen oder zu gering eingeschätzt werden. Zu denken ist dabei an die Demografie: Hier weist Indien eine markant gesündere Alterspyramide auf als China. Und auch im Hinblick auf die rechtsstaatliche Ordnung wird China ohne substanzielle und deshalb unwahrscheinliche politische Reformen weiterhin hinter Indien hinterherhinken.

Schliesslich ist auch Südostasien mit seinen über 600 Millionen Einwohnern in seiner Gesamtheit als neue Wirtschaftspotenz von grosser Relevanz für die Schweiz zu sehen. Die nicht zuletzt geopolitisch sehr wichtige Region, ein Zwischenland zwischen dem Indik und dem chinesischen Kosmos, wird aufgrund der Medienfokussierung auf das chinesische Wirtschaftswunder häufig übersehen. Von besonderem Interesse ist Südostasien wegen seiner Vielfalt: Wirtschaftlich reicht die Bandbreite von Singapur, das beim Pro-Kopf-Einkommen zur Weltspitze gehört, bis zu armen Entwicklungsländern wie Laos und Kambodscha. Auch kulturell und religiös gehört Südostasien zu den buntesten Regionen der Welt. Und dennoch hat sich innerhalb der Regionalorganisation ASEAN (Association of South East Asian Nations) ein gewisses Gemeinschaftsgefühl entwickelt, das der Region eine markante Eigenständigkeit gegenüber der indischen und der chinesischen Welt verleiht. Gerade auch vor dem Hintergrund einer aggressiver auftretenden Hegemonialmacht China ist zu erwarten, dass sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten die Zusammenarbeit zwischen den südostasiatischen Ländern intensivieren wird. Die ASEAN hat nicht die gleichen politischen Ambitionen wie die Europäische Union. Sie ist aber offenbar wirksamer als andere Regionalorganisationen wie Mercosur oder SAARC (South Asian Association of Regional Cooperation). In diesem Sinne sollten sich auch die Schweiz und die EU mehr um die ASEAN bemühen und Wertschätzung für deren Arbeit zeigen. Immerhin hat die Organisation in Südostasien für grenzüberschreitende Stabilität gesorgt und die Integration von ehemals feindseligen kommunistischen Regimen in die regionale Kooperation ermöglicht.

In Europa haben wir mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion das Entstehen einer Reihe von neuen unabhängigen Staaten erlebt. Wenig Interesse und Aufmerksamkeit erregten die damit verbundenen Entwicklungen in Zentralasien. Dabei handelte es sich um monumentale Ereignisse, die sehr wohl zu kriegerischen Verwerfungen hätten Anlass geben können. Dass die Auflösung der Sowjetunion in dieser Region verhältnismässig glimpflich verlief, muss auch China gutgeschrieben werden. Beijing hatte frühzeitig erkannt, dass mit dem Rückzug Russlands in Zentralasien ein gefährliches Vakuum entstand, ein Vakuum, das leicht von islamistischen Kräften gefüllt werden könnte. Mit der Shanghai Cooperation Organization bereitete China zügig ein institutionelles Instrument vor, das natürlich den chinesischen Einfluss in der Region gegenüber Rivalen absichern sollte, das aber auch für eine pragmatische Zusammenarbeit in der Region sorgte. Es sind solche Initiativen wie auch die Schaffung der Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB), die von der Schweiz gewürdigt und anerkannt werden sollten. In einer Zeit, da viele Eckpfeiler der internationalen Ordnung, die nach dem Zweiten Weltkrieg etabliert wurde, verschwunden oder schwer geschwächt worden sind, ist jede Anstrengung, regionale Ordnung und Sicherheit zu schaffen, willkommen. Dies gilt insbesondere für einen höchst verletzlichen Kleinstaat wie die Schweiz.

Die wichtigsten Auswirkungen der aktuellen weltwirtschaftlichen und geopolitischen Gewichtsverschiebungen dürften erst in den kommenden Jahren klar erkennbar werden. Wir müssen uns darauf vorbereiten und verhindern, auf dem falschen Fuss erwischt zu werden. Sich rechtzeitig auf die neuen Rahmenbedingungen und Machtverhältnisse einzustellen, heisst auch, die sich bietenden Chancen zu nutzen und ebenso die auftauchenden Risiken rechtzeitig zu erkennen. Der Wiederaufstieg Asiens ist ohne Zweifel für die restliche Welt eine Zäsur, die jedoch zu keiner Schockstarre führen darf. Wenn ängstliche Geister vor allzu grossem chinesischem und asiatischem Einfluss warnen, so sollte darauf verwiesen werden, dass ein machtbewusstes, stabiles China für die westlichen Industriestaaten sicherlich dienlicher ist als ein Reich der Mitte, das im Chaos versinkt oder Terroristen und Revolutionäre in die weite Welt hinausschickt. Man vergleiche in diesem Zusammenhang, wie verantwortlich sich die asiatischen Mächte im Gegensatz zur arabischen Welt verhalten.

Völker haben wie einzelne Menschen Schicksale, auf die sie nur allzu häufig keinen Einfluss nehmen können. Die Schweiz hat in ihrer langen Geschichte wiederholt Glück gehabt. In jüngster Zeit war dies vor allem das gnädige Schicksal, von dem wiederholten Völkerringen, das mit dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 einsetzte und in den beiden grossen europäischen Kriegen, dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, kulminierte, verschont worden zu sein. Man sollte dies beim Umgang mit Asien nie vergessen, wo in den vergangenen zwei Jahrhunderten die meisten Völker wiederholt grosses Pech gehabt haben. Zu berücksichtigen sind dabei auch die Erniedrigungen und die Ausbeutung durch die europäischen Kolonialmächte, beginnend mit dem Vordringen der Portugiesen und Spanier bereits im späten 15. Jahrhundert. Dass China nach dem Zweiten Weltkrieg in der Diktatur Mao Zedongs endete, war kein prädestiniertes Schicksal, sondern auch einem guten Schuss selbst- und fremdverschuldetem Pech zuzuschreiben.

Die Rolle von Glück und Pech wird hier nicht zuletzt deshalb hervorgehoben, weil gerade die Schweizer zuweilen allzu penetrant als Lehrmeister auftreten und es mit dem berechtigten Stolz und der Genugtuung darüber, im Zweiten Weltkrieg nicht von Hitler erobert geworden zu sein, etwas übertreiben. Es ist nicht so, dass die chinesischen Eliten, die das Scheitern eines durchaus möglichen demokratischen Aufbruchs am Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts zu verantworten haben, durchweg unfähig, korrupt und schlecht waren. Sie hatten auch schlicht nicht den Grad an Glück, das die Schweiz durch das 19. und 20. Jahrhundert begleitet hat.

Die Eidgenossenschaft ist selbstverständlich ein zutiefst europäisches Land, nicht nur wegen ihrer geografischen Lage und ihrer Geschichte, sondern auch, weil sie in einzigartiger Weise starke Zweige von gleich drei grossen europäischen Kulturen, der französischen, italienischen und deutschen, beherbergt. Vor diesem reichen Hintergrund ist sie nun mit der Herausforderung eines neuen asiatischen Zeitalters konfrontiert. Wird man damit zurechtkommen? Wird man die Interessen, Ansprüche und Ressourcen finden, um das asiatische Zeitalter für die Schweiz einmal mehr zu einer fruchtbaren Epoche werden zu lassen?

Die Tatsache, dass die Schweiz ungeachtet ihrer geringen territorialen und demografischen Grösse eine sehr kosmopolitische Identität hat, gibt Anlass zur Zuversicht, dass sie die Optionen, die das asiatische, vornehmlich das chinesische Jahrhundert bieten wird, optimal wird nutzen können. Ohne falsche Bescheidenheit kann festgehalten werden, dass die Schweiz besser als mancher andere europäische Kleinstaat auf die Herausforderung, sich in fremden Kulturen und auf fremdem Terrain zu behaupten, vorbereitet ist. Ein Bonus ist zweifelhaft die Weltoffenheit des Landes, das nicht nur von der Einwanderung, sondern, wie im Falle der sogenannten fünften Schweiz, auch von der Auswanderung erheblich profitiert hat.

Die wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass sich die Schweiz auch im 21. Jahrhundert erfolgreich wird in der Welt durchsetzen können, sind folgende:

Erstens ist die Schweiz keine isolierte europäische Insel, sondern ein europäischer Kleinstaat mit globaler Ausstrahlung und globalem Zugang.

Zweitens hat die Schweiz eine unverkennbare europäische Identität. Sie ist aber gleichzeitig in der Lage, auch mit anderen Kulturen und Völkern gute Beziehungen zu pflegen und dabei ihre marginale europapolitische Lage erfolgreich zu überwinden.

Drittens verfügt die Schweiz über eine reiche und meist erfolgreiche Geschichte bei der Realisierung des friedlichen Zusammenlebens von verschiedenen Kulturen, Sprachen und Religionen. Diesen Erfolg kann sie der Welt mit berechtigtem Stolz zeigen und daraus auch den Anspruch ableiten, für die gerechte Behandlung von Minderheiten als Vorbild zu dienen.

Viertens hat es die Schweiz in ihrer langen Geschichte als unabhängiges Staatswesen geschafft, ihre Wirtschaft, ihre politischen Institutionen, ihre Bildung und Weiterbildung sowie ihre Forschung und Entwicklung den stets neuen Anforderungen und den sich fortlaufend ändernden Rahmenbedingungen in der grossen weiten Welt anzupassen. Diese Innovationsfähigkeit ist heute mehr denn je erforderlich, um in einer sich rasch ändernden Weltwirtschaft auch künftig erfolgreich bestehen zu können.

Fünftens kann die Schweiz im asiatischen Jahrhundert prosperieren, wenn sie sich auf eine Maxime besinnt, die auch den Aufstieg und den nachhaltigen Wohlstand eines anderen Kleinstaats, des südostasiatischen Stadtstaats Singapur, bestimmt. Es ist die Haltung, dass uns niemand ein komfortables Leben schuldet, sondern wir ein solches nur erreichen und absichern, wenn wir besser, effizienter, verlässlicher und weltoffener sind als unsere Konkurrenten. Im asiatischen Zeitalter genügt es allerdings nicht, sich nur mit den Nachbarn, mit der Konkurrenz im eigenen Kulturkreis zu messen. Unsere Rivalen sind nicht nur Deutschland, die Niederlande oder Schweden, sondern eben auch erfolgreiche asiatische Staaten wie Taiwan, Singapur oder Südkorea.

Sechstens ist nichts gefährlicher als Zweckpessimismus, Schlechtmacherei und Verdrossenheit. Wir wissen, dass «good news no news» sind und dass die Medien eine Tendenz haben, prioritär über Katastrophen, Unglücksfälle und Verbrechen zu berichten. In diesen Rahmen fällt auch die Klage über die vermeintliche «gelbe Gefahr», über ein China, das uns die Jobs stiehlt. Vielleicht wäre es aber auch angebracht, den Fokus zuweilen mehr auf erfreuliche Ereignisse und Fortschritte zu lenken.

Bei allen Unwägbarkeiten, die uns das asiatische Zeitalter mit Sicherheit auch bescheren wird, sei doch der Einwurf gewagt, dass wir vielleicht in einer der besten Zeiten leben. Was kann denn schlecht und betrüblich sein an der Tatsache, dass mit Chinas, Indiens, Südkoreas und Südostasiens wirtschaftlicher Renaissance Hunderte von Millionen, vielleicht gar eine Milliarde Menschen aus der bittersten Armut befreit worden sind? Blicken wir darüber hinaus auf die rasante Urbanisierung, die ganz Asien erfasst hat, so können wir von rund einer halben Milliarde neuen Mittelschichtenangehörigen zu sprechen. Ganz abgesehen davon, dass uns diese Fortschritte aus Mitmenschlichkeit mit jenen, die in der Vergangenheit eine Hungerexistenz fristen mussten, mächtig freuen sollten, bedeutet das auch, dass die westlichen Industriegesellschaften, sofern sie die Güter und Dienstleistungen liefern, die die neuen asiatischen Mittelschichten wünschen, gigantische neue Märkte zu explorieren haben. Wir müssen nur auf die stark veränderte Herkunft der Touristen schauen, die in die Schweiz kommen. Zu Maos Zeiten konnten die Chinesen nicht ins Ausland reisen, mit Ausnahme von ein paar privilegierten Kadern mit bescheidenem Taschengeld und noch bescheidenerer Weltkenntnis. Heute steht die Welt einer immer breiteren chinesischen Mittelschicht offen, und auch die Zahl der Koreaner, Inder und Südostasiaten, die sich die Feriendestination Europa mehr als einmal im Leben leisten können, ist massiv angestiegen.

Im Folgenden soll versucht werden, praktische Antworten auf die wichtigsten Herausforderungen zu geben, mit denen der Asienschock die Schweiz konfrontiert. Ausgangspunkt hierfür ist die sorgfältige Kenntnis der asiatischen Denk- und Handlungsweisen, ohne dabei die Grundwerte aufzugeben, die uns als Europäer und insbesondere als Schweizer prägen. Es geht weder darum, vor dem «gelben Riesen» einen Kotau zu machen, noch einem für Europäer oft so typischen Kulturpessimismus zu frönen und den beginnenden Untergang des Abendlandes zu imaginieren oder sich als Advokaten von chinesischen und asiatischen Werten aufzuspielen.

Worum es uns geht, ist, möglichst weitreichend und tiefgreifend in die asiatischen Werte und Verhaltensweisen einzutauchen, um zu verstehen, wie ein beiderseitig fruchtbarer und einträglicher Austausch realisiert werden kann. Nur wenn wir die Asiaten verstehen, werden wir uns in einem Zeitalter, in dem der Eurozentrismus endgültig in die Schublade der abgehakten Geschichte gehört, mit Erfolg behaupten können. Ermöglicht und erleichtert wird diese Aufgabe durch die intellektuelle Entwicklung, die die wichtigen und einflussreichen asiatischen Länder in den letzten Jahrzehnten vollzogen haben. Es lohnt sich zu bedenken, wie schwierig beispielsweise der Zugang zu China während der Hochzeit des Maoismus war. Damals errichtete das Reich der Mitte unter dem Einfluss eines paranoischen Führers noch und noch Hürden für den Zugang von Fremden. Man vergleiche die Qualität, Offenheit und Zugänglichkeit der grossen chinesischen Universitäten und man vergleiche den Diskurs, den man mit einem chinesischen Akademiker in den 1950er oder 1960er Jahren haben konnte, mit dem, was heute an akademischem Austausch möglich ist. Nochmals: Lasst uns diese Chance nicht entgehen!

Das asiatische Zeitalter und der Kleinstaat Schweiz

Nach zwei Jahrhunderten der Marginalisierung hat sich China mit den historischen Reformen Deng Xiaopings, die gegen Ende der 1970er Jahre einsetzten, und erst recht seit der Jahrtausendwende in die Position der Weltmacht zurückgearbeitet. Über Jahrhunderte hinweg hatte das Land diese Stellung inne und wurde bis zu den Erniedrigungen im 19. Jahrhundert von Ausländern auch stets als machtvolle und einzigartige Kultur wahrgenommen. Insofern haben wir es mit keiner neuen Macht zu tun, die sich endlich ihren «Platz an der Sonne» sichern will, sondern mit der Wiederbesetzung einer gewohnten Position. China ist Asiens neu-alter Hegemon.