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Bereits ein Jahr nach seinem grundlegenden Werk „Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl“ in dem Darwin seine Evolutionstheorie des Menschen erläuterte, erschien sein „Der Ausdruck der Gemütsbewegungen beim Menschen und den Tieren“, dass hiermit erstmals als E-Book in deutscher Sprache erscheint. In diesem Werk legt Darwin dar, dass auch die Gefühle und deren Ausdrucksweise sich bei Mensch und Tieren gleichen und wie äußere Merkmale durch Evolution entstanden sind. Er untersuchte unter anderem, ob die Art und Weise, wie die Aktivität der Gesichtsmuskeln des Menschen – die Mimik – seine Emotionen sichtbar macht, durch Lernen erworben oder vermutlich angeboren sei. Auch wies er auf zahlreiche Parallelen beim Ausdrucksverhalten von Mensch und Tier hin und deutete diese Übereinstimmungen als Stütze für seine Theorie einer Abstammung des Menschen und der Tiere von gemeinsamen Vorfahren. Seine Argumentation war von Beginn an umstritten, und sein Buch geriet für Jahrzehnte sogar nahezu in Vergessenheit. Wenige Monate nach Erscheinen wurden bereits 9000 Exemplare berkauift, danach geriet der Absatz jedoch ins Stocken. Eine zweite verbesserte Auflage wurde später kaum beachtet. In diesem Buch finden sich viele Beobachtungen und Erklärungen, die auch nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand zutreffend sind; andere sind völlig irrig; und es gibt einige über die sich die Wissenschaft bis heute streitet. Bereits im Jahr der englischen Erstausgabe erschien eine Übersetzung des deutschen Zoologen Victor Carus, die Grundlage dieses E-Book ist. Diese Übersetzung wurde modernisiert und in die neue deutsche Rechtschreibung übertragen.
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1. E-Book-Auflage, Januar 2014www.mach-mir-ein-ebook.de, Hamburg ISBN: 978-3-944309-43-9 Quelle: Digitale Ausgabe bei Wikisource Originalausgabe: The Expression of the Emotions in Man and Animals, 1872.
Cover: A photograph of Charles Darwin by Herbert Rose Barraud (1845 - 1896) taken in 1881, thought to be the last photograph of Darwin before his death. The original is in The Huntington Library. Quelle: Wikimedia Commons.
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Über den körperlichen Ausdruck der Seelenbewegungen sind viele Werke geschrieben worden, aber eine noch größere Zahl über „Physiognomie“, d. h. über das Erkennen des Charakters aus dem Studium der beständigen Form der Gesichtszüge. Mit diesem letzteren Gegenstande haben wir es hier nicht zu tun. Die älteren Abhandlungen,[1] welche ich zu Rate gezogen habe, sind mir nur von geringem oder von gar keinem Nutzen gewesen. Die berühmten „Conférences“[2] des Malers Le Brun, 1667 erschienen, ist das beste mir bekannte ältere Werk; es enthält manche gute Bemerkungen. Eine andere, aber etwas veraltete Abhandlung, nämlich der „Discours“ des bekannten holländischen Anatomen Peter Camper,[3] nach seinen 1774—1782 gehaltenen Vorlesungen, kann kaum als eine irgend einen merkbaren Fortschritt in der Erkenntnis des Gegenstandes bezeichnende Arbeit betrachtet werden. Dagegen verdienen die folgenden Werke die eingehendste Berücksichtigung.
Der durch seine Entdeckungen in der Physiologie so berühmte Sir Charles Bell veröffentlichte 1806 die erste und im Jahre 1844 die dritte Ausgabe seiner „Anatomie und Philosophie des Ausdrucks“.[4] Man kann mit vollem Rechte sagen, dass er nicht bloß den Grund zu diesem besonderen Zweige der Wissenschaft gelegt, sondern bereits ein wertvolles Gebäude aufgeführt habe. Sein Werk ist nach allen Richtungen hin von hohem Interesse; es enthält graphische Beschreibungen der verschiedenen Seelenbewegungen und ist ausgezeichnet illustriert. Es wird allgemein zugegeben, dass der Dienst, welchen es der Wissenschaft geleistet hat, hauptsächlich darin besteht, dass es die innige Beziehung nachgewiesen hat, welche zwischen den Bewegungen des seelischen Ausdrucks und denen der Respiration besteht. Einer der bedeutungsvollsten Punkte, so gering er auf den ersten Blick erscheinen mag, ist der, dass die rund um die Augen herumliegenden Muskeln während heftiger exspiratorischer Anstrengungen unwillkürlich zusammengezogen werden, um jene zarten Organe gegen den Druck des Blutes zu schützen. Diese Tatsache, welche Professor Donders in Utrecht mit der größten Freundlichkeit für mich nachuntersucht hat, wirft, wie wir später sehen werden, eine Masse Licht auf mehrere der bedeutungsvollsten Ausdrucksformen der menschlichen Gemütsstimmung. Die Verdienste von Sir Ch. Bell’s Werk sind von mehreren auswärtigen Schriftstellern unterschätzt oder vollständig übersehen, von einigen dagegen eingehend anerkannt worden, so z. B. von A. Lemoine,[5] welcher mit sehr gerechter Anerkennung sagt: „le livre de Ch. Bell devrait être médité par quiconque essaye de faire parler le visage de l'homme, par les philosophes aussi bien que par les artistes, car, sous une apparence plus légère et sous le prétexte de l'esthétique, c'est un des plus beaux monuments de la science des rapports du physique et du moral.“
Aus Gründen, welche sofort angeführt werden sollen, versuchte Sir Ch. Bell nicht, seine Ansichten so weit zu verfolgen, als sie wohl hätten ausgeführt werden können. Er versucht keine Erklärung darüber zu geben, warum bei verschiedenen Seelenbewegungen verschiedene Muskeln in Tätigkeit gesetzt werden, warum z. B. von einer Person, welche vor Schmerz oder Angst leidet, die inneren Enden der Augenbrauen in die Höhe und die Mundwinkel herab gezogen werden.
Im Jahre 1807 gab Moreau eine Ausgabe von Lavater’s Physiognomik heraus,[6] in welche er mehrere seiner eigenen Abhandlungen einverleibte; diese enthalten ausgezeichnete Beschreibungen der Bewegungen der Gesichtsmuskeln in Verbindung mit vielen wertvollen Bemerkungen. Er wirft indessen nur sehr wenig Licht auf die Philosophie des Gegenstandes. Wo z. B. Moreau vom Akt des Stirnrunzelns spricht, d. h. von der Zusammenziehung des von französischen Anatomen sogenannten „sourcilier“ (des corrugator supercilii), bemerkt er mit Recht: „Cette action des sourciliers est un des symptômes les plus tranches de l'expression des affections pénibles ou concentrées.“ Er fügt dann hinzu, dass diese Muskeln wegen ihrer Anheftung und Lage dazu geeignet sind, „à reserrer, à concentrer les principaux traits de la face, comme il convient dans toutes ces passions vraiment oppressives ou profondes, dans ces affections dont le sentiment semble porter l’organisation à revenir sur elle-même, à se contracter et à s’amoindrir, comme pour offrir moins de prise et de surface à des impressions redoutables ou importunes.“ Wer der Ansicht ist, dass Bemerkungen dieser Art irgend welches Licht auf die Bedeutung oder den Ursprung der verschiedenen Ausdrucksarten werfen, sieht die Sache von einem von dem meinigen sehr verschiedenen Standpunkte aus an.
In der oben angeführten Stelle findet sich, wenn überhaupt, nur ein kleiner Fortschritt in der Philosophie des Gegenstandes über den vom Maler Le Brun eingenommenen Standpunkt hinaus, welcher 1667 bei der Schilderung des Ausdrucks der Furcht sagt: „Le sourcil, qui est abaissé d’un côté et élevé de l'autre, fait voir que la partie é1evée semble le vouloir joindre au cerveau pour le garantir du mal que l’âme aperçoit, et le côté qui est abaissé et qui parait enflé, nous fait trouver dans cet état par les esprits qui viennent du cerveau en abondance, comme pour couvrir l’âme et la défendre du mal qu'elle craint; la bouche fort ouverte fait voir le saisissement du coeur, par le sang qui se retire vers lui, ce qui l’oblige, voulant respirer, à faire un effort qui est cause que la bouche s’ouvre extrêmement, et qui, lorsqu’il passe par les organes de la voix, forme un son qui n’est point articulé; que si les muscles et les veines paraissent enflés, ce n’est que par les esprits que le cerveau envoie en ces parties-là.“ Ich habe die vorstehenden Stellen für der Anführung werth gehalten als Proben des überraschenden Unsinns, welcher über den Gegenstand geschrieben worden ist.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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