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Die Feleriane Schon am ersten Tag im magischen Wald nur knapp dem Tod entronnen, muss sich Irene nun gleich mehreren Aufgaben stellen. In ihr zeigt sich die Magie auf außergewöhnliche Weise, was ihr schnell zu ungewolltem Ansehen verhilft. Doch gleich mehrere neue Gefahren erfordern zügiges Handeln. Und während Irene noch lernt, was Magie überhaupt ist, muss sie doch schon die größten Herausforderungen ihres Lebens bestehen. Geflügelte Raubtiere bedrohen alles Leben im Bannwald und wenn die Magier versagen, wohl auch darüber hinaus. Reichen Irenes gerade erst erwachten magischen Fähigkeiten schon aus um im Kampf gegen solch eine Bedrohung das Zünglein an der Wage sein zu können? Oder hat die Magie mit ihr etwas ganz anderes im Sinn …?
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Seitenzahl: 246
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Titelseite
Nimrodus Der Bannwald
Kapitel 1 Antworten
Kapitel 2 Freundschaft
Kapitel 3 Zweifel
Kapitel 4 Vertrauen
Kapitel 5 Aus Alt mach Neu
Kapitel 6 Falsche Spuren
Kapitel 7 Der Angriff
Epilog
Bisher erschienen
Impressum
Der Bannwald
Die Feleriane
2. Roman
Nimrodus
______________
Die Feleriane
Fantasyroman
Nachdruck oder Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über < http://dnb.ddb.de > abrufbar.
Cover by Björn Franke, www.deutschundfranke.de
346.115 Zeichen
Irene schaut Fedor fragend an, geht aber mit den Anderen zusammen durch das übergroße Portal in den nächsten Raum.
»Wir befinden uns jetzt im Versammlungsraum der Riesen«, sagt Fedor, der Irenes Hand losgelassen hat und seinen Arm um ihre Taille legt.
Irene kann die Menge der Tische und Bänke nicht überblicken, da diese sie um Körperlänge überragen.
»Wenn das da draußen ein typischer Riese ist, dann müssten ungefähr acht von ihnen an solch einem Tisch Platz haben. Sag mal, wie viele Tische stehen denn in dieser Halle? «, fragt Irene.
»Einundzwanzig Tische«, antwortet Fedor, »aber wenn ich die Geschichte der Ratshalle richtig im Kopf habe, waren sie erst zweimal voll besetzt. «
Sie folgen Adalbert, der gerade vor ihnen rechts hinter einer Bank verschwunden ist. Als sie nach einer weiteren Abbiegung hinter Adalbert zu stehen kommen, erkennt Irene, dass sich der magische Rat schon vor ihnen versammelt hat.
Als Adalbert einen weiteren Schritt auf den Rat zugeht, teilt sich dieser in zwei Gruppen, durch die Adalbert auf einen großen, runden Tisch zusteuert.
»Ist das wieder eine Projektion? «, fragt Irene flüsternd Fedor. »Allerdings sehen sie nun etwas anders aus. «
»Ich hoffe mit anders – meinen Sie echter und natürlicher«, sagt jetzt der Zentaur Faradin, der einladend seine rechte Hand ausstreckt und in Richtung des Tisches zeigt.
Ohne sein verschmitztes Grinsen zu verlieren, fordert er sie höflich auf Platz zu nehmen.
»Aber setzen wir uns doch erst einmal. Wir würden uns gerne ein wenig unterhalten und Ihnen natürlich auch Rede und Antwort stehen. «
Irene nickt nur und lässt sich von Fedors Arm sanft durch die Reihe des Rates schieben. Sie gehen um den Tisch herum und als sie neben Adalbert angekommen sind, lässt Fedor sie los und schiebt ihr zuvorkommend beim Hinsetzen den Stuhl nach.
Als alle Freunde am Tisch sitzen, schließt der Rat zu ihnen auf und bis auf die Zentauren und Samtalben, nehmen alle am Tisch Platz. Wieder ist es der Zentaur Faradin, der zuerst das Wort ergreift.
»Als erstes möchte sich der Rat bei Ihnen entschuldigen, dass er Ihnen ein Versprechen gab, welches er mit Vorsatz gebrochen hat.
Aber hätten wir Ihnen nicht zugesagt, dass Ihre Freunde Sie beim Test begleiten dürfen, hätten Sie wohl, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit, nicht Ihre Zustimmung gegeben. Allerdings ist in Anbetracht der Tatsache, dass die Tests für uns alle positiv ausgefallen sind, dieser Umstand eher als eine kleine Täuschung zu werten. «
Irene, auf der noch immer die Ereignisse der vergangenen Stunde lasten, greift tastend nach Fedors Hand, die sie sofort fest umschließt.
»Mit fast jeder Minute, die ich in Ihrem magischen Wald verbringe, steigt die Anzahl der Fragen, die mir durch den Kopf gehen. Dürfte ich vielleicht einige davon stellen, in der Hoffnung, dass sie auch beantwortet werden? «
»Aber selbstverständlich dürfen Sie Fragen stellen«, antwortet Faradin sofort. »Unter anderem, ist auch dies ein Grund für unser Zusammensein. Fühlen Sie sich unbefangen und stellen Sie Ihre Fragen frei heraus. «
Nach einem kurzen Seitenblick auf Adalbert wendet sich Irene wieder an den Zentauren Faradin.
»Unter Berücksichtigung vergangener Ereignisse möchte ich nicht zu viele Fragen auf einmal stellen. Und wenn es nicht zu viel verlangt ist, möchte ich Sie darum bitten, meine Fragen zu beantworten, auch wenn sie Ihnen vielleicht unwichtig erscheinen mögen.
Als erstes, würde mich interessieren, warum wir uns in diesem Raum treffen und nicht wieder in die Ratshalle gegangen sind, wo Sie wieder als Projektion hätten erscheinen können? «
Während Irene eine kurze Pause macht, räuspert sich der Waldmagier Gregor.
»Wir haben diesen Raum aus mehreren Gründen ausgewählt. Zum einen werden in der Ratshalle Vorbereitungen getroffen, für die wohl größte Sitzung der letzten Jahrhunderte. Zum anderen, hielten wir es für angebracht, aufgrund der Ereignisse, die Ihnen bei uns schon widerfahren sind als auch dem, was uns allen noch bevor steht, uns persönlich mit Ihnen an einen Tisch zu setzen. Nicht zuletzt aus Höflichkeit, die ohnehin einem Gast gebührt. Und abschließend haben wir diesen Raum ausgewählt, weil er durch die Magie der Riesen geschützt wird. Der Brandanschlag auf die Phönixfeder heute Nacht hat uns dazu bewogen, für unser gemeinsames Treffen den nunmehr sichersten Raum in Feenau auszuwählen. «
»Danke«, sagt jetzt Irene.
»Als nächstes würde mich dieser Test interessieren. In der Ratshalle sagten Sie, es würden mehrere davon stattfinden. Ich sehe das eher als einen, wenngleich mir auch schon gesagt wurde, es seien mehrere gewesen. Könnten Sie mir vielleicht diesen Test erklären – vielleicht von da ab als ich die Ratshalle verlassen habe? «
Jetzt tritt der Zentaur Hgal einen Schritt näher zum Tisch und stellt sich neben Faradin. Er beantwortet Irenes Frage mit einer nicht ganz so tiefen Stimme wie Faradin.
»Wenn man es genau nimmt, begann der Test schon in der Ratshalle. Ihr unmittelbares Verhalten auf unsere Bitte zu diesem Test, offenbarte uns schon Teile Ihres Charakters, die genauso zur Testauswertung gehören, wie Ihr weiteres Verhalten im Saal der Riesen. Die Bitte Ihre Freunde mitnehmen zu dürfen und die Tatsache, dass Sie dies zur Bedingung machten, waren für uns diesbezüglich wichtige Anzeichen.
Sie sehen, dies waren schon die ersten Teile des Tests. Als Sie dann vermeintlich mit Ihren Freunden den Saal der Riesen betraten, tauschten Sie die Realität gegen einen überaus starken Trugbildzauber.
Ihr ängstliches Verhalten, war nicht nur absolut normal, sondern offenbarte auch die Tatsache, dass Sie kein Mensch sind, der sich durch Überheblichkeit oder Selbstüberschätzung in Situationen bringt, in denen er, durch eben diese Eigenschaften, den Tod finden würde. Die Macht, mit der die Magie in Ihnen wirkt, trat dann für uns zum ersten Mal sichtbar zu Tage als Sie sie massiv zur Abwehr des Riesen einsetzten.
Eine überaus erstaunliche Leistung, wenn man bedenkt, dass Riesen für die Magie der Menschen eigentlich eher weniger empfänglich sind.
Ebenso erstaunlich war für uns die Tatsache, dass es Ihnen gelungen ist Fedor durch unsere Bannschranke hindurch in den Trugbildzauber zu holen. Doch erst danach offenbarte sich der letzte und auch signifikanteste Teil des Tests, der jedoch weniger im gemeinsamen Erschaffen des Käfigs lag. Viel mehr war es die Tatsache, dass es Ihnen gelang über Fedor eine Aura zu legen, mit deren Hilfe es ihm möglich war Ihre Gedanken zu teilen. Dieser ganze Test war also nichts weiter als ein Geschehen, das die Aurenmagier in früheren Zeiten tagtäglich praktizierten. Wir mussten nun lediglich eine Situation schaffen, mit der sich dieses Geschehen erzwingen ließ. «
»Vielen Dank. Soweit habe ich das verstanden«, wirft Irene ein als Hgal bei seinen Ausführungen eine kurze Pause macht.
»Was mich jetzt interessiert, würde vom Inhalt her gut in Ihr Konzept passen, da es sich wohl auch auf zukünftige Ereignisse bezieht. Woher kommen die Feleriane? Was hat es mit deren Widerstandskraft gegen die Magie auf sich? Was ist Rolands Tor?
Und nicht zuletzt, gibt es die Feleriane auch in anderen Bereichen der magischen Welt oder ist es ein lokales Phänomen, das auf den Bannwald beschränkt ist? Und – wie stellen Sie sich vor, sollte ich Ihnen helfen können? «
Irene beobachtet jetzt die Ratsmitglieder, um zu erkennen wer diesmal auf ihre Frage antworten wird.
Diese tauschen untereinander Blicke aus, bis schließlich der Zwerg Gaspard ein angedeutetes Kopfnicken zeigt und tief einatmet. Als er anfängt zu sprechen, ist seine Stimme rau und krächzend zu vernehmen.
»Um das zu erklären, werte Irene vom Bannwald, werde ich ein klein wenig ausholen müssen.
Seit jeher ist das Volk der Zwerge, in der magischen Gemeinde für die Arbeiten unter Tage zuständig. Jedoch beschränkt sich unser Tun nicht nur darauf.
Da sich die Zwerge, wie kaum eine andere Rasse, auf die Bearbeitung von Fels und Stein verstehen, gehören Massivbauten, wie dieses Rathaus, genauso wie der Tunnelbau und ein Teil des Straßenbaus zu unseren Aufgaben. Unter Tage entwickelten die Zwerge verschiedene Transporteinrichtungen, von denen Sie, wie ich gehört habe, unsere Leitern ja schon kennengelernt haben. Jedoch so schnell unsere Transportsysteme auch sein mögen, sie alle haben einen entscheidenden Nachteil. Je länger die zurückzulegende Strecke ist, desto mehr Zeit wird für den Transport benötigt. Vor eintausend Jahren, war dies noch kein Umstand, über den es sich nachzudenken lohnte. Damals gingen die Uhren eben noch anders. Schauen Sie vergleichend in Ihre Welt da draußen. Eisenbahnen, Autobahnen, Flugzeuge, schnellere Flugzeuge, schnellere Autos.
Und doch geht der Transport ihrer Güter nicht schnell genug. Als sich vor über eintausend Jahren ein Großteil der Menschen vom magischen Wald abwandte und in der offenen Fläche Siedlungsbau betrieb, wurde dadurch die magische Gemeinde stark dezimiert. Das erstaunliche daran ist, dass es ein globales Geschehen war. Bis heute wissen wir nicht, was der Auslöser dafür war. Seit dieser Zeit, wurde der Wald von den Freilandsiedlern nur noch zum Jagen, Sammeln und zum Holzeinschlag für ihre Behausungen genutzt. Schnell wurde auch der Wald dezimiert. Daraus resultierte auch für uns ein neues Problem. Große magische Gemeinden mussten sich, aufgrund der schrumpfenden Wälder, in kleinere Gruppen teilen. Das erschwerte nicht nur den Transport von Gütern untereinander, sondern das Reisen selbst wurde mit der Zeit zu einem lebensgefährlichen Unterfangen. Als die Freilandsiedler nach mehreren Generationen ihre magischen Fähigkeiten fast komplett einbüßten, wurde ihnen bewusst was sie verloren.
Mit aller Macht strebten sie danach sich wieder das Wissen über die Magie anzueignen. Fataler Weise waren sie dem Irrglauben verfallen, dass Magie nur auf Zauberei, auf Zaubersprüchen und Zauberstäben basierte. Wandernde Hexen und Magier wurden überfallen und der Folter unterworfen. Sicher verlässt uns die Magie nicht sofort, wenn wir unseren magischen Wald verlassen, sie kann noch Tage oder gar Wochen in uns wirken. Aber irgendwann ist sie doch aufgezehrt.
Und spätestens dann waren die armen Seelen den grausamen Foltermethoden der Flachlandsiedler schutzlos ausgeliefert. Jedoch war das Wissen, das ihnen abgepresst wurde, so kostbar es auch sei, für die magielosen Wesen da draußen keine Hilfe. Irgendwann wurde ihr Hass auf alles Magische so groß, dass sie jedes magische Wesen, das ihnen in die Hände fiel, abschlachteten. Also zogen sich die magischen Gemeinden in die tieferen Regionen der Wälder zurück und erschufen über die Zeit den rein magischen Wald im Wald.
Allerdings erschwerten dieser Umstand und der Hass der Menschen draußen den Austausch von Waren der Gemeinden untereinander. Die Reisen von einer Gemeinde zu anderen wurden immer beschwerlicher. So begannen wir nach Auswegen zu suchen, die es uns ermöglichen sollten, dieses Problem aus der Welt zu schaffen.
Wir Zwerge trieben an einer Stelle, die außergewöhnlich stark von kristallinen Strukturen durchwachsen war, einen Tunnel in den Fels. Wir wollten ein magisches Tor erschaffen, mit dem es möglich sein sollte, von unserer Gemeinde in andere zu reisen, ohne den beschwerlichen Weg über Land auf uns nehmen zu müssen. Monatelang sangen und woben die Zwerge ihre Zauber.
Da das Tor ja von allen Wesen benutzt werden sollte, wenn es denn funktionierte, wollten wir es nicht bei uns unterm Donnersberg anlegen.
Es direkt hier in Feenau zu bauen, war auch nicht möglich. Viele magische Wesen wären gezwungen, eine menschliche Siedlung zu besuchen um in andere Gemeinden reisen zu können. Für Gnome und Zentauren eine genauso unangenehme Sache, wie auch vielleicht für die Riesen.
Nun, wie gesagt, fanden wir eine Felsformation, die unseren Vorstellungen entsprach. Nur zwei Stunden von hier entfernt. Das Gegenstück zu diesem Tor hier bei Feenau, legten wir in einer unserer abgelegenen Hallen unter dem Donnersberg an. So mussten wir zum Abgleich der Zauber auf beiden Seiten des Tores, nicht immer in eine andere Gemeinde wechseln. Dieser Umstand hätte das ganze Projekt wohl um viele Jahre verzögert.
Jedoch nach einem Jahr waren die Zwerge mit ihrem Latein am Ende. Da das Voranschreiten der Arbeiten an diesem Tor von allgemeinem Interesse war, forderten die Zwerge eine Ratssitzung um mit allen Mitgliedern der Gemeinde das weitere Vorgehen zu erörtern. Das Interesse war groß.
Man einigte sich darauf, dass jede Rasse einen Monat lang Zaubersprüche niederschreiben sollte, die dann in einer weiteren Sitzung zusammengefasst werden sollten. Die nächste Sitzung fand statt und man einigte sich auf eine Reihe von Sprüchen. Alle am Zauber teilnehmenden Magier oder Hexen mussten sie lernen. Alle in einer Sprache. Um die verschiedenen Stimmen, Bilder und Gedanken der Magier zu koordinieren, übernahm der Aurenmagier Roland die Leitung über diese Prozedur.
Mit seiner Hilfe gelang es, die verschiedenen Zauber der anwesenden Hexen und Magier, zu einem zu bündeln. Zuerst wurde der Zauber hier bei Feenau gewirkt. Roland war ein außergewöhnlich starker Magier.
Am Gelingen unseres Vorhabens zweifelte dank seiner Mithilfe niemand. Damals zog eine recht große Prozession, vor allem Unbeteiligter, mit zum Donnersberg. Jeder der Zeit hatte und für einige Tage entbehrlich war wollte dabei sein, wenn die Ersten von uns durch das magische Tor schritten. Diesem Umstand verdankten damals die Meisten ihr Leben. Zumindest vorübergehend.
Im Donnersberg wurde der Zauber zweimal wiederholt, weil es nicht gelang, eine magische Brücke zwischen den beiden Toren zu schlagen. Resigniert machte sich die große Gruppe auf den Rückweg nach Feenau. Als sie dort ankamen waren viele Tote zu beklagen.
Die Berichte derer die überlebten bilden bis heute die Basis unseres Wissens über die Feleriane. Die Schaulustigen, die gerade am Tor waren, beschrieben die Ankunft der Feleriane sehr detailreich.
Über ihr Verhalten haben wir ja schon gesprochen. Sofort wurde das Tor aufs Genaueste untersucht. Unser Traum vom magischen Tor hatte sich erfüllt. Jedoch war das Ergebnis viel bizarrer als wir es uns je hätten ausmalen können. Wir hatten kein magisches Tor zu einem anderen Ort in unserer Welt geschlagen, sondern ein Tor, dessen Ziel nicht auf unserer Welt lag. Wo genau es hinführte wissen wir nicht. Jedoch wissen wir, dass es nicht auf dieser Welt liegt, oder aber nicht – in dieser Dimension. Die Feleriane trotzten unserer Magie, wie es keinem Wesen hier auf Erden je möglich wäre. Selbst herkömmlichen Waffen gegenüber hatten sie eine erheblich höhere Widerstandskraft.
Ihnen beigebrachte Verletzungen heilten binnen weniger Minuten. Selbst in ihnen steckende Geschosse, wie Pfeile – sie schienen sie einfach zu absorbieren.
Später stellten wir fest, dass ihnen fast einhundert Mitglieder unserer magischen Gemeinschaft zum Opfer gefallen waren und zehntausende Tiere in den Wäldern. Unter Rolands Anleitung, wurden Trugbildzauber, Bannmauern und auch gewaltige Fesselzauber gewirkt, mit denen man versuchte, den umherstreifenden Felerianen Herr zu werden. Es gelang ihnen sogar, zwei Exemplare noch lebend zu fangen, die von den Gelehrten untersucht werden konnten. Als schließlich die Feleriane dann gut dreiviertel unseres Waldes – abgeerntet hatten, gab man den Plan auf, sie zu fangen. Stattdessen untersuchte man die Möglichkeit, sie wieder zu dem magischen Tor zu locken, um zu versuchen sie genau darin wieder einzuschließen. Ein Großteil der Magier ersann gewaltige Bannsprüche um die eigens von uns hergestellten Verschlussplatten zu sichern.
Der Rest der Magier erschuf mit Hilfe ihrer Zauber eine gewaltige Menge an Fleisch, das hinter dem Eingangsbereich des Tores gelagert wurde. Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, wurde das Jagdgebiet der Feleriane durch gezielte Brandschneisen eingeengt.
Zum einen versuchte man damit, die noch verbliebenen Tiere des Waldes von den Felerianen weg zu treiben. Zum anderen hoffte man, dass die Feleriane lieber einer Spur aus Köderfleisch folgen würden als durch die Flammen zu fliegen. Das größte Problem jedoch bestand darin, die Weibchen und die gerade flügge gewordenen Jungtiere aus der Kolonie zu vertreiben und ebenfalls zum Tor zu locken.
Der Köderspur folgten anfangs immer nur einzelne Feleriane. Zwanzig der besten Hexen und Magier zogen damals los um diese Aufgabe zu übernehmen. Sie schafften es tatsächlich die ganze Kolonie zum Aufbruch zu bewegen.
Doch leider wurde nicht überliefert wie ihnen diese unvorstellbare Aufgabe gelang, denn – von ihnen ist keiner zurückgekehrt. Spätere Untersuchungen der Nistplätze ließen nur vage Vermutungen zu über das, was sich dort abgespielt haben musste. Sie müssen ein magisches Feuer entfacht haben, das so stark war, dass es Teile der umliegenden Felsen geschmolzen hat. Die verbliebenen Magier erwirkten einige Bannmauern, ähnlich der die vor einhundert Jahren um diesen Wald gelegt wurde. So wurde eine Art Schleuse geschaffen, die die Feleriane keilförmig auf das magische Tor zu trieb. Aufgeschreckt, durch die von den Magiern erweckte Feuersbrunst und weiterhin eingegrenzt durch die gelegten Waldbrände, war das der fast einzig offenstehende Weg für sie. Die Verlockung durch das üppig ausgelegte Fleisch tat wohl ein Übriges.
Allerdings waren sie jetzt fast dreihundert Stück an der Zahl und sie waren in einem sehr aufgebrachten Zustand. Die Verschlussplatten der Zwerge befanden sich, mit Hilfe eines Schwebezaubers, oberhalb des Tores. Die mitwirkenden Magier standen außerhalb der Bannmauern, eifrig damit beschäftigt, diese aufrecht zu halten. Denn das geöffnete, magische Tor, saugte die Magie in sich hinein, wie ein Schwamm das Wasser. Die Feleriane zogen wie ein Lindwurm durch die magische Schleuse und verschwanden im Tor. Doch leider kamen nicht alle Feleriane innerhalb der Bannschleusen zum Tor.
Einige von ihnen kamen außerhalb der Bannmauern an. Ob sie auf der Jagd waren oder zum Zeitpunkt als die Brandschneisen gelegt wurden, sich hinter diesen Linien befanden, ist bis heute nicht geklärt.
Als sie nicht durch die Bannmauern gelangen konnten um mit ihren Artgenossen durch das Tor zu fliegen, attackierten sie, die dem Tor nahe stehenden Magier.
Einundzwanzig Hexen und Magier, neun Zentauren, dreizehn Zwerge, neun Gnome und fünfzehn Samtalben verloren bei diesem Angriff ihr Leben. Die Bannmauern brachen zusammen und die Feleriane hatten nun freien Zugang zum Tor, auf das sie sofort zusteuerten. Doch als fast die Hälfte der Magier, die den Schwebezauber sangen, ihr Leben verlor, wurde der Zauber so schwach, dass die Verschlussplatten zu Boden sanken. Zwei Felerianen wurde so der Weg in ihre Heimat abgeschnitten. Sie zu töten, kostete drei weitere Zwerge und einem Zentauren das Leben.
Als das schreckliche Schauspiel vorüber war, lag Roland sterbend vor dem Tor und sang den ersten ewigen Bann über die Verschlussplatten. Die Zwerge haben damals, durch ihr Streben, ein magisches Tor zu erschaffen, viel Leid über diese magische Gemeinde gebracht. Hätten sie nicht mit so viel Nachdruck darauf hingewirkt, wären damals eine Menge Leben verschont geblieben und – wir würden uns jetzt nicht in dieser Situation befinden. Und – damals wäre nicht der letzte Aurenmagier durch unsere Schuld gestorben. Das Tor erhielt seinen Namen nicht, weil er half es zu öffnen, sondern weil er sein Leben gab um es wieder zu schließen.
Ziele und Absichten der Feleriane kennen wir nicht. Warum sie so schlecht auf unsere Magie reagieren, hängt wohl damit zusammen, dass sie nicht von dieser Welt stammen. Da zum Glück keine andere Gemeinde ähnliche Versuche unternommen hat um magische Tore zu erbauen, ist unsere Gemeinde bislang die einzige, die mit Felerianen Kontakt hatte. Leider hatten zwei weitere Feleriane überlebt und konnten erst nach fünfzig Jahren entdeckt werden. Es handelte sich um zwei männliche Tiere, die ohne ein festes Nest auf ständiger Wanderschaft waren und wohl deswegen solange unentdeckt bleiben konnten.
Und nun zu Ihrer letzten Frage, Irene vom Bannwald, die Sie sich jetzt eigentlich selbst beantworten könnten.
Sie sind eine Aurenhexe.
Wir brauchen Ihre Hilfe um unter Ihrer Führung, Ihrer Aura, unsere Zauber zu koordinieren. Nur mit Hilfe der Aurenmagie ist es möglich, die Kraft aller Hexen und Magier zu vereinen. «
Irene holt tief Luft und lässt sie durch die zusammengepressten Lippen langsam entweichen. Sie hat die ganze Zeit aufmerksam zugehört und schaut jetzt mit hochgezogenen Augenbrauen zu Fedor.
»Das ist ja kaum zu glauben. Das hört sich an, wie eine Geschichte aus Tausend und einer Nacht, wie eine der Reisen Sindbads. «
»Glaube mir, es wäre uns lieber, wenn das nur eine Geschichte wäre«, sagt Fedor mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck. »Aber du hast die Feleriane ja selbst gesehen, auch wenn du daraus noch nicht darauf schließen kannst, welches Leid sie über uns gebracht haben und vielleicht auch wieder bringen werden. «
»Fedor, ich bin gerade mal einen Tag in eurem Teil des Waldes. Ich weiß erst einen Tag, dass es Magie wirklich gibt. Und selbst wenn ich – mittlerweile akzeptiert habe, dass auch in mir die Magie wirkt, dann dürfte es zumindest aus meiner Sicht noch ein recht langer Weg sein, bis aus mir eine brauchbare Hexe geworden ist. «
»Aber nein«, ist jetzt die sanfte und sehr melodische Stimme des Waldmagiers Desiderius zu hören.
»Wenn es um die Magie geht, werte Irene, dann dürfen Sie nicht von handwerklichen Fähigkeiten ausgehen und dem Zeitraum, den es braucht, zur Ausbildung eines Gesellen oder gar Meisters. Die Magie hat ihre eigenen Gesetze.
Und so, wie sie sich in Ihnen offenbart, liegt Ihre Einsatzfähigkeit und Bereitschaft einzig und allein darin, wie schnell Sie akzeptieren, was Sie sind. Das, was man Ihnen vielleicht über die Ausbildung eines Magiers erzählt hat, bezieht sich nicht auf das Wirken der Magie. Es bezieht sich vielmehr auf den bloßen Umgang mit ihr und der Vermittlung von Wissen, was überhaupt alles mit Magie oder Zaubersprüchen zu bewerkstelligen ist. Das, was Sie also unter Ausbildung verstehen, ist somit eher eine Aneignung von Basiswissen, das Ihnen helfen soll, die Magie richtig anzuwenden. «
»Werter Herr … «, erwidert Irene.
»Desiderius«, ergänzt der angesprochene Magier mit einem Lächeln.
»Danke, Herr Desiderius. Auf welchen Teil Ihrer Aussage darf ich Sie nun festlegen? Auf den, dass wenn Magie in einem wirkt, man ein Magier oder eine Hexe ist oder auf den Teil, in dem Sie beschreiben, dass man sich erst ein gewisses Maß an Grundkenntnissen aneignen muss um die Magie richtig einsetzen zu können? «
Desiderius schaut sie schmunzelnd an.
»Da ich beides gesagt habe, dürfen Sie mich selbstverständlich auch auf beides festlegen. «
Da Irene einen überaus fragenden Gesichtsausdruck zeigt, fährt der noch immer lächelnde Desiderius fort.
»Nun, Sie sagten, dass noch viel Zeit nötig wäre, bis aus Ihnen eine brauchbare Hexe würde. Ich bestritt das und tue das auch weiterhin. Aus Ihnen ist in dem Moment eine brauchbare Hexe geworden als die Magie auf solch außergewöhnliche Weise in Ihnen zu wirken begann.
Entgegen dem üblichen Erlernen von Zaubersprüchen oder Zaubergesang und den notwendigen Richtlinien, wie praktizierender Zauber anzuwenden ist, scheint die Magie in Ihnen intuitiv zu wirken.
Wenn alle Informationen zutreffen, die mir über Sie in den letzten vierundzwanzig Stunden vorliegen, haben Sie bei keinem Einsatz Ihrer Magie einen Fehler gemacht. Wenn man bedenkt, dass Sie bisher keinerlei Unterweisung erhalten haben, über den Umgang mit der Magie, über die reale Anwendung von Zaubergesängen und Sprüchen, wirkt dieser Umstand umso erstaunlicher. Wir alle, die wir über die letzten Geschehnisse unterrichtet sind, sind einhellig der Meinung, dass die Magie Ihnen bisher die Entscheidung abgenommen hat, auf welche Weise Sie sie zum Einsatz bringen mussten. Intuitives zaubern ist etwas, das nur den ältesten Hexen und Zauberern gelingt.
Und das geschieht auch nur aus dem Grund, weil für sie über die vielen Jahrzehnte so einige Zaubergesänge schon zu Automatismen geworden sind. Doch soll dieses bei Leibe nicht heißen, dass es Ihnen erspart bleiben wird, sich das, trotz allem notwendige Basiswissen über die Magie und den Umgang mit ihr anzueignen. Wobei ich nicht umhin kann, Ihnen zu gestehen, dass wir uns beim Kampf gegen die Feleriane lieber auf Ihre intuitiven Zauberfähigkeiten verlassen als denen, ohne Ihre unterstützende Magie ausgesetzt zu sein.
Doch gleichwohl möchte ich noch etwas anderes ansprechen. Ich finde es wäre falsch, Ihnen von dieser ganzen Geschichte nur die traurigen Schattenseiten und schmerzvollen Erinnerungen zu schildern.
Es wäre nicht richtig, Ihnen mit dieser Art der Erzählung oder Berichterstattung nur Angst zu machen.
Seit damals ist sehr viel Zeit vergangen und wenn wir auch gehofft haben, dass wir mit diesem Problem nie mehr konfrontiert werden, so waren wir doch nicht so vermessen oder aber einfältig, uns nur auf die Verschlussplatten oder Zauberbanne zu verlassen. Gerade in den ersten Jahrzehnten nach ihrem Auftreten, wurden viele Notfallpläne erarbeitet, von denen einige schon gestern angelaufen sind.
Auch gibt es eine Reihe speziell entwickelter Zauber, die von unserer Kampftruppe selbstverständlich in regelmäßigen Übungen trainiert werden. Sie müssen wissen, auch wenn wir fast alle Hexen und Magier sind, so sind wir doch nicht so weltfremd als dass wir uns in allen Dingen einzig und allein auf die Magie verlassen würden. «
»Gerade eben noch dachte ich, Sie würden sich die Umstände der Magie so hinbiegen, wie Sie sie gerade gebrauchen können. Doch ich denke, jetzt habe ich verstanden was Sie mit Ihren Ausführungen sagen wollen. Und gleichzeitig haben Sie etwas angesprochen, was mich zu meiner nächsten Frage führt. Sie sagten, dass hier fast alle Hexen oder Zauberer sind. Wie viele sind – fast alle? Oder anders gesagt, wie groß ist eigentlich Ihre magische Gemeinschaft? «
Desiderius blickt jetzt fragend in die Runde des Rates und wie nach einer stillen Zustimmung aller Beteiligten, ergreift er wieder das Wort.
»Die magische Gemeinschaft besteht, wie es der Name schon sagt und wie Sie auch hier am Tisch zweifellos erkennen können, nicht nur aus Menschen. Um aber bei den Menschen zu beginnen, sei gesagt, dass es insgesamt sechs Dörfer oder menschliche Ansiedlungen gibt. Und hier im Bannwald, stellen die Menschen, nach den Samtalben, die größte Fraktion.
Die Samtalben«, und jetzt zeigt Desiderius mit seiner rechten Hand auf die zwei geflügelten und etwa handgroßen Feenwesen, die gerade vor ihm auf dem Tisch gelandet sind, »leben nicht in Dörfern oder in menschenähnlichen Siedlungen. Der überwiegende Teil von ihnen lebt im Wald und wohnt auch an den Orten, an denen sie ihrer Beschäftigung nachgehen. Wollte man ihren Status beschreiben, käme er dem eines freischaffenden Künstlers am nächsten. Denn, wenngleich sie auch hochgradig magiebegabt sind, gehen sie doch grundsätzlich nur solchen Tätigkeiten nach, die ihnen auch ein Mindestmaß an Spaß oder Interesse bringen.
Ihre Zahl beträgt hier im Bannwald, vorsichtig geschätzt etwa 10.000.
Wir Menschen, bringen es dagegen in unseren Dörfern hier im Bannwald nur auf 6568 Seelen.
Die Gnome sind hier im Bannwald mit drei Siedlungen und 2315 Seelen vertreten.
Die Zwerge, deren einzige Siedlung zum größten Teil unter dem Donnersberg liegt, sind in unserer Gemeinde mit 1985 Seelen vertreten.
Und die Zentauren, die in einer – dorfähnlichen Gemeinschaft leben, bringen es auf 894 Seelen.
Unsere magische Gemeinde, bringt es also auf 21 bis 22.000 Mitglieder. Und jetzt noch ein Wort zur Magie unserer Mitglieder.
Die Samtalben sind in ihrer Anzahl fast zu einhundert Prozent fähig, mit Hilfe der Magie Zauber zu erwirken.
Bei den Zentauren ist das Verhältnis gleich. Auch bei ihnen ist fast jedes Individuum fähig, Zauber zu erwirken.
Bei uns Menschen sind es hier im Bannwald nur nahezu neunzig Prozent, die zum bewussten Einsetzen von Zaubern fähig sind.
Bei den Zwergen sind rund siebzig Prozent der Bevölkerung zum aktiven Umgang mit der Magie befähigt.
Bei den Gnomen sind nur gut die Hälfte ihrer Einwohner fähig, mit Hilfe der Magie aktive Zauber zu sprechen. Allerdings muss man hier anmerken, dass alle Gnome von Geburt an zu einigen wenigen Intuitivzaubern fähig sind, die sich hauptsächlich um das Wesen der Heilung drehen.
Theoretisch hat jedes Volk oder jede Gattung, seine magischen Stärken auf einem anderen Gebiet. Allerdings ähneln sich praktisch unsere Lebensweisen mittlerweile so sehr, dass sich diese, ehemals vielleicht gravierenden Unterschiede, mittlerweile nur noch in bestimmten Bereichen oder einigen Details bemerkbar machen.
Jedoch möchte ich Sie mit Nachdruck darum bitten, werte Irene, die soeben erhaltenen Informationen über unsere Bevölkerungsstärke und Magiefähigkeit in der Außenwelt noch nicht publik zu machen. Sollten wir die derzeitigen Probleme mit Erfolg hinter uns gelassen haben, werden wir uns erneut zusammenfinden um unser Vorhaben zur temporären Öffnung des Bannwaldes zu besprechen. Bei dieser Gelegenheit werden wir auch gemeinsam über die Zeiträume befinden, in denen, je nach Entwicklungsstatus festgelegt wird, welche Informationen auf welche Weise weitergegeben werden. Sehen Sie Ihre letzte Frage damit als beantwortet? «
»Sie waren um vieles ausführlicher als ich für mich zu hoffen wagte«, sagt jetzt Irene, die Desiderius’ Ausführungen mit sichtbarem Erstaunen gefolgt war.
»Ich hätte nie gedacht, dass die Anzahl – magiebegabter Wesen so groß ist.
Und wenn ich jetzt vielleicht etwas zu neugierig wirke oder Sie mir die nächste Information noch nicht geben möchten, werde ich das verstehen. Aber interessieren tut es mich einfach doch.
Von Adalbert weiß ich, wie alt er ist. Von Wilhelm auch. Auch, dass es bei ihm wohl eine andere Bewandtnis hat. Aber grundsätzlich würde mich interessieren, wie alt die Wesen und vor allem die Menschen hier im Bannwald werden. «
Bei dieser Frage blickt Irene in die Runde und schaut die nicht menschlichen Mitglieder des Rates einige Sekunden länger an als ihre menschlichen Ratsmitglieder. Wieder tauschen diese unbefangen Blicke aus. Erneut scheint es eine stille Übereinkunft unter ihnen zu geben, mit der sie darüber entscheiden, ob sie Irene diese Information geben werden oder aber nicht. Als Desiderius sie wieder anblickt, ist das Lächeln fast gänzlich aus seinem Gesicht verschwunden.
»Ihr – Wissensdrang, bezieht sich immer mehr auf Dinge, deren Erörterung und Preisgabe wir eigentlich erst zu einem späteren Zeitpunkt vorhatten. Unter Anbetracht der außergewöhnlichen Situation, ist der Rat jedoch geschlossen damit einverstanden, Ihre diesbezüglichen Fragen schon jetzt zu beantworten.
Und da wir wissen, welche Gerüchte über die, von den Außenweltlern meist Fabelwesen genannten magischen Mitgliedern kursieren, werde ich nun auch hier, an der einen oder anderen Stelle etwas weiter ausholen. Vielleicht kann ich Ihnen so einen kleinen Einblick in die reale Entwicklungsgeschichte der magischen Wesen geben. Zudem ist es mir so vielleicht möglich, die eine oder andere diesbezügliche Frage, die noch in Ihren Gedanken kreisen mag, gleich mit zu beantworten.
Sollte mein Monolog jedoch zu ausführlich werden oder Sie andere Zwischenfragen haben, scheuen Sie sich nicht, mich zu unterbrechen. « Und mit einem breiten Grinsen fügt er hinzu »denn ich genieße den zweifelhaften Ruf, auf meine Zuhörer die gleiche Wirkung zu haben, wie unser Bettenholz. «
»Wenn ich das sagen darf«, wirft jetzt Irene ein, »waren Ihre bisherigen Ausführungen eher kurzweilig als ermüdend. «
»Vielen Dank – Irene. Fast wäre ich dazu geneigt zu sagen, dass Sie sehr nachsichtig sind. Wahrscheinlicher ist allerdings die Tatsache, dass meine Ausführungen lediglich Antworten auf Fragen sind, die Sie fast brennend interessieren. Zudem beinhalten sie sehr viel Neues, für einen bislang unmagischen Geist.
Und um genau zu diesem Zweck zurückzukehren, versuche ich nun Ihre Frage nach dem Alter dieser magischen Wesen in einem verständlichen Muster zu beantworten. Natürlich ranken sich um all diese Wesen jede Menge Legenden und Geschichten, die von den Menschen nach Gutdünken verändert wurden. Aber beginnen wir nun am besten bei den Zentauren. Ursprünglich waren sie …«
Plötzlich unterbricht Desiderius seine Ausführungen und konzentriert seinen Blick, wie fast alle Anwesenden, über der Mitte des Tisches. Ein zartes, rotes Flackern ist etwa einen Meter über der Tischmitte zu sehen. Wie kleine, rote Schneeflocken, die aus dem Nichts zu kommen scheinen und sich immer mehr verdichten. Adalbert springt sofort auf und breitet seinen Mantel über Irene aus, die sich das nur widerwillig gefallen lässt. Sofort greift sie nach dem Mantel und versucht einen Spalt vor ihr Auge zu ziehen um dieses spannende Geschehen verfolgen zu können. Adalbert dreht sich ein wenig zur Seite um Irene die Möglichkeit zur Beobachtung zu geben. Alle Anwesenden haben mittlerweile ihre Stimmen erhoben und singen einen gemeinsamen Zauber, der die Ausbreitung dieses roten Funkenzaubers deutlich verlangsamt. Als dieser jedoch einen halben Meter im Durchmesser erreicht hat, sortieren sich die Flocken, bis ein Gesicht zu sehen ist. Es ist das lächelnde Gesicht eines Mannes zu sehen, dessen Züge etwas Grobes und Kantiges an sich haben. Als aus dem roten und funkelnden Zaubergespinnst eine Stimme zu sprechen beginnt, verstummen nach und nach die Zaubergesänge der anwesenden Magier.
»Dies ist kein Angriff auf den Rat der magischen Gemeinde. Ihr könnt eure Schutzzauber sparen. Vielmehr ist es mir ein Anliegen, dem so hoch geschätzten Rat dieser Gemeinde meine Aufwartung zu machen. Nach der Etikette der Magier, sollte man sich auch seinen Feinden vorstellen, wenn ich darin richtig unterrichtet bin. Nun denn, hört. Mein Name ist Mikaal.