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1936: Schreckliches geschieht im vornehmsten Presseclub der Weltstadt London: Vor den Augen der entsetzten Gäste wird der 36jährige Filmkritiker Ricardo Torres in Sekunden zu einem uralten Greis - und stirbt!
Der Journalist T.N.T. Smith, der den mysteriösen Fall recherchiert, deckt unglaubliche Dinge auf: Torres gehörte 1837 – also vor 99 Jahren! - zu einem Kommando der Fremdenlegion, das in Algerien spurlos verschwand.
Smiths Forschungen erhärten bald den Verdacht, dass auch die Legionärs-Kameraden des Verstorbenen noch leben. Doch wieso altern sie nicht? Was ist mit ihnen geschehen? Sind sie auf den legendären Jungbrunnen gestoßen?
Auch die Nazis erfahren von der sensationellen Entdeckung. Ein SS-Sonderkommando wird auf Smith angesetzt. Die Jagd auf die Unsterblichen führt um die ganze Welt...
T.N.T. SMITH - Die beinharte Science-Fiction-Serie spielt vor der atemberaubenden Kulisse des Zweiten Weltkriegs und führt den Leser in rasanten Abenteuern um die ganze Welt.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
RONALD M. HAHN
T.N.T. Smith, Band 1:
Der Club der Unsterblichen
Roman
Apex-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
Der Autor
DER CLUB DER UNSTERBLICHEN
Das Abenteuer geht weiter!
1936: Schreckliches geschieht im vornehmsten Presseclub der Weltstadt London: Vor den Augen der entsetzten Gäste wird der 36jährige Filmkritiker Ricardo Torres in Sekunden zu einem uralten Greis - und stirbt!
Der Journalist T.N.T. Smith, der den mysteriösen Fall recherchiert, deckt unglaubliche Dinge auf: Torres gehörte 1837 – also vor 99 Jahren! - zu einem Kommando der Fremdenlegion, das in Algerien spurlos verschwand.
Smiths Forschungen erhärten bald den Verdacht, dass auch die Legionärs-Kameraden des Verstorbenen noch leben. Doch wieso altern sie nicht? Was ist mit ihnen geschehen? Sind sie auf den legendären Jungbrunnen gestoßen?
Auch die Nazis erfahren von der sensationellen Entdeckung. Ein SS-Sonderkommando wird auf Smith angesetzt. Die Jagd auf die Unsterblichen führt um die ganze Welt...
T.N.T. SMITH. Die beinharte Science-Fiction-Serie spielt vor der atemberaubenden Kulisse des Zweiten Weltkriegs und führt den Leser in rasanten Abenteuern um die ganze Welt.
Ronald M. Hahn, Jahrgang 1948.
Schriftsteller, Übersetzer, Literaturagent, Journalist, Herausgeber, Lektor, Redakteur von Zeitschriften.
Bekannt ist Ronald M. Hahn für die Herausgabe der SF-Magazine Science Fiction-Times (1972) und Nova (2002, mit Michael K. Iwoleit) sowie als Autor von Romanen/Kurzgeschichten/Erzählungen in den Bereichen Science Fiction, Krimi und Abenteuer.
Herausragend sind das (mit Hans-Joachim Alpers, Werner Fuchs und Wolfgang Jeschke verfasste) Lexikon der Science Fiction-Literatur (1980/1987), die Standard-Werke Lexikon des Science Fiction-Films (1984/1998, mit Volker Jansen), Lexikon des Horror-Films (1985, mit Volker Jansen) und das Lexikon des Fantasy-Films (1986, mit Volker Jansen und Norbert Stresau).
Für das Lexikon der Fantasy-Literatur (2005, mit Hans-Joachim Alpers und Werner Fuchs) wurde er im Jahr 2005 mit dem Deutschen Fantasy-Preis ausgezeichnet. Insgesamt sechsmal erhielt Hahn darüber hinaus den Kurd-Laßwitz-Preis – dem renommiertesten deutschen SF-Preis - , u.a. für die beste Kurzgeschichte (Auf dem großen Strom, 1981) und als bester Übersetzer (für John Clute: Science Fiction – Eine illustrierte Enzyklopädie, 1997).
Weitere Werke sind u.a. die Kurzgeschichten-Sammlungen Ein Dutzend H-Bomben (1983), Inmitten der großen Leere (1984) und Auf dem großen Strom (1986) sowie – als Übersetzer – der Dune-Zyklus von Frank Herbert.
Ronald M. Hahn lebt und arbeitet in Wuppertal.
Ronald M. Hahn
1. Kapitel
Als Smith die Jacht „Italo Bello“ an diesem Morgen über die Gangway verlässt, in der sein italienischer Freund Gasponi und die beiden Französinnen schlafen, mit der sie sich in der vergangenen Nacht vergnügt haben, ist er verkatert und erblickt das Übliche. Hinter den Hafenanlagen Algiers steigt die prächtige Bucht mit der Stadt terrassenförmig auf. Im Hintergrund: die schneebedeckten Djurdjuraberge und die Ketten des Atlas. Davor: Notre-Dame d’Afrique, ein beliebtes Ziel französischer Touristen.
Unsichere Schritte führen ihn nach der durchsoffenen Nacht hinein ins Chaos des nordafrikanischen Hafenlebens: vorbei an mit Ballen bedeckten, von Mauleseln gezogenen Karren, die von zerlumpten Arabern gelenkt werden. Eine helle Steintreppe führt ihn weiter aus dem von lauten Geräuschen beherrschten Gewimmel. Allmählich erreicht er die Sonnenhelle der Oberwelt, über der glühende Hitze liegt.
Ach, Grace, denkt er, das hättest du mir nicht antun dürfen. Mich schmählich zu verlassen, wo du doch die große Liebe meines Lebens bist. Auch wenn ich im Bett ziemlich wenig mit dir anfangen kann. Er knirscht vor Zorn mit den Zähnen, ist in diesem Moment ganz der genasführte, rachsüchtige Mann, der es nicht verwinden kann, den Laufpass bekommen zu haben.
Rechts von ihm: der gleißende Spiegel des Meeres. Sein Blick fällt auf rasselnde Eselskarren, hupende Omnibusse, diverses Viehzeug treibende und Erdnüsse feilbietende Gestalten. Am Place du Gouvernement macht er Halt. Er ist auf festem Boden und hat das Gefühl, wieder unter Menschen zu sein. Die Nacht auf Gasponis Jacht hat ihn über alle Maßen geschlaucht. Doch das Gefühl, sich an Grace gerächt zu haben, schmeckt schal in seinem Mund. Seine Reportage ist schon seit drei Tagen fertig, und er sehnt sich nach London, nach seinen Freunden, nach seinem Club und nach dem verfluchten Weib, das ihm am Abend zuvor mit einem kühlen Telegramm in Kenntnis gesetzt hat, dass es vermutlich ein Fehler war, sich mit ihm zusammenzutun.
Eigentlich müsste er sich in diesen Tagen für andere Dinge interessieren. Zum Beispiel dafür, dass Herr Hitler im März den Locarnopakt gekündigt und das entmilitarisierte Rheinland besetzt hat; dass Italien Äthiopien annektiert hat; dass der italienische König Viktor III. den Titel „Kaiser von Äthiopien“ angenommen hat und der Monarch Haile Selassie I. ins britische Exil gegangen ist; dass vor wenigen Tagen in Spanien ein Bürgerkrieg begonnen hat, ein Aufstand aller nationalistischen, falangistisch-faschistischen, traditionalistischen und konservativen Gruppierungen gegen die Zweite Republik; dass General Francisco Franco vom Deutschen Reich, Italien und Portugal anerkannt und militärisch unterstützt wird; dass der österreichische Kanzler sich verpflichtet hat, seine Außenpolitik am Deutschen Reich zu orientieren.
Aber für all dies hat Smith nach seiner Rückkehr aus den Bergen und der Nacht an Bord der Jacht seines Freundes nicht einmal ein müdes Arschrunzeln übrig. Grace hat ihm sang- und klanglos den Laufpass gegeben. Und das auch noch wegen einer Frau! Ich könnte dich erwürgen. Es hat nicht sollen sein.
Smith nimmt unter der Markise des Café Caliban Platz. Ein schwarz gelockter Kellner eilt heran.
„Kaffee.“
„Oui, Monsieur.“
Während er auf den Kaffee wartet, denkt er an sie: Grace O’Mara, das süße „Tier“. Sie ist siebenundzwanzig Jahre alt und stammt aus Irland. Er zieht ihr Foto aus der Tasche und schaut es an. 1,65 m groß, zierliche Gestalt. Grüne Augen. Rotblondes, lockiges Haar, in der Mitte gescheitelt, fällt ihr in den Nacken. Ein ovales Gesicht, ein kleiner Mund, schmale Brauen. Sie hat ein Grübchen überm Kinn und trägt große Ohrringe. Grace ist die Tochter eines irischen Theaterregisseurs und einer Dozentin für Völkerkunde und hat eine Lehre als Fotografin und ein Publizistikstudium in Oxford abgeschlossen. Grace ist sportlich. Sie reitet und segelt. Und intelligent ist sie auch: Sie liest John Dos Passos, Ambrose Bierce, George Sterling und James Joyce. Sie schreibt Reiseberichte für britische und ameri kanische Illustrierte.
Seufz. Er hat sie vor einem Jahr in einem Zeppelin auf der Fahrt von Frankfurt am Main nach Lakehurst kennen gelernt. Ein zackiger deutscher Galan, der sich mit seinen Schmissen und seinem Monokel offenbar für die unwiderstehliche Krone der Schöpfung hielt, hatte sie zwischen den Kabinen in eine Ecke gedrängt. Und er hat ihm eine aufs Maul gehauen.
„Gestatten, Gnädigste? Smith ist mein Name, T.N.T. Smith. Ich arbeite für die World.“
„Smith? Welch ulkiger Name.“ Sie hatte ihn mit einem schalkhaften Blick angesehen. „Trotzdem – ich nehme an, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“
Ach, ja.
Smith lauscht dem Rauschen der Palmwedel. Irgendwo plätschert auch ein Brunnen. Rings um ihn her umwirbeln ihn und die wenigen anderen Gäste kleine Schuhputzer, die sich ungebeten vor ihre Füße hocken. Nicht weit entfernt: Läden und die Front des Hotels, in dem er abgestiegen ist. Rechts, etwas zurück, im harten, hellen Licht: die Moschee de la Pecherie.
Smith trinkt seinen Kaffee und bemüht sich, das Dröhnen seines Schädels zu ignorieren. Es wird Zeit. Er muss ins Bett. Er muss schlafen. Heute Abend geht es nach Marseille, dann nach London, in die heimatlichen Gefilde, wo Mr. Castle, sein Verleger, mit dem nächsten Auftrag auf ihn wartet.
Plötzlich: ein Schrei. Hell, ängstlich. Die Stimme eines Jungen, der die Pubertät noch nicht erreicht hat. Ihm folgt das Johlen einer Menge. Staubwolken fliegen auf. Smith und die restlichen Müßiggänger heben den Kopf. Von rechts eilt mit wehendem Kaftan ein einheimischer Knabe heran, dem eine sieben- oder achtköpfige Meute Erwachsener folgt. Sie schwingen die Fäuste, stoßen Flüche aus. Smith versteht diverse arabische Worte.
„Dieb, elender!“
„Haltet ihn!“
Smith rückt seine Sonnenbrille zurecht, steckt sich eine Senior Service an, beobachtet müde interessiert die Verfolgungsjagd. Die Araber, das weiß er, gehen mit Dieben rabiat um; im schlimmsten Fall hacken sie ihnen eine Hand ab. Der Blick des Knaben kündet von großer Angst. Als er die Treppe erreicht, die in den Hafen hinunterführt, springen ihm zwei Männer entgegen. Der Dieb weicht zurück, will nach rechts weiterlaufen. Dort tritt ein hochgewachsener Europäer in Khakikleidung aus einem Haus. Er hat einen Tropenhelm auf dem Kopf, hält eine Reitpeitsche in der Hand und trägt eine Sonnenbrille, die so groß ist, dass sie die obere Hälfte seines Gesichts verdeckt.
Der Dieb bleibt vor Schreck stehen.
Seine Verfolger halten inne.
Der Europäer mit dem Tropenhelm verharrt breitbeinig mitten auf dem Weg und lässt die Reitpeitsche durch die Luft sirren.
„Scheitan...“, hört Smith einen alten Araber am Nebentisch sagen. Die anderen Gäste murmeln ehrfürchtig und unterdrückt. Sie scheinen den Mann zu kennen.
Smith mustert ihn interessiert. Scheitan heißt nichts anderes als Teufel. Er schätzt den Mann mit dem Tropenhelm auf Mitte Zwanzig. Er stellt etwas dar. An ihm ist nichts Französisches. Er könnte Deutscher oder Engländer sein. Er ist einen Meter siebzig groß, zwischen seinen Brauen sieht man eine dunkelblonde Haarsträhne. Sein Gesicht ist länglich, seine Gestalt kräftig. Seine Haut ist glatt, er hat leicht abstehende Ohren und wirkt auf den ersten Blick wie ein Geschäftsmann, der gute Schulen besucht hat.
Solche Männer, denkt Smith, haben Chancen bei den Frauen, aber... An den Bewegungen, dem Gang des Fremden, ist etwas, das ihm sagt, dass er es mit den Damen nicht besonders hat.
Der Europäer stößt kehlige Laute aus. Er spricht Arabisch, was bei Menschen seiner Art selten genug vorkommt. Er spricht keinen französischen Akzent. Der kleine Dieb duckt sich. Schaut sich furchtsam um. Die Meute der Verfolger löst sich aus der Erstarrung. Die wütenden Männer weichen wortlos zurück.
Sieh an, denkt Smith, ein Herrenmensch. Er vermutet, dass der Mann mit dem Tropenhelm Deutscher ist. In Nordafrika wimmelt es von Deutschen, seit Herr Hitler in Berlin die Macht an sich gerissen hat.
Die Verfolger ziehen sich zurück, verschwinden hinter der nächsten Straßenecke. Der kleine Dieb wirft sich vor dem Europäer in den Staub der Straße und stammelt „Thank you... thank you, Sir...“
Smith stutzt. Ein Landsmann?
Der Europäer beachtet den Burschen nicht. Er klemmt die Reitpeitsche unter seinen linken Arm und geht die Treppe hinunter, dem Hafen entgegen, verschwindet aus Smiths Blickfeld. Der Dieb rappelt sich auf, rennt hinter ihm her. Sekunden später sieht die Szenerie so aus wie zuvor.
Smith drückt seine Zigarette aus, bestellt einen neuen Kaffee, trinkt.
„Wer war das?“, fragt er den Kellner auf Französisch, da er Arabisch nur mit Leuten spricht, die ohnehin wissen, dass er die Sprache beherrscht.
Der Kellner schaut ihn verlegen an.
„Monsieur Harris.“
„Ein Engländer?“