Der Dämon und das Bauernmädchen | Erotischer Roman - Doris E. M. Bulenda - E-Book

Der Dämon und das Bauernmädchen | Erotischer Roman E-Book

Doris E. M. Bulenda

3,0

Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 288 Taschenbuchseiten ... »Ich werde ein Engerl für euch rufen. Das wird über euch wachen, wenn ihr beieinanderliegt. Und den Samen vom Hans in die Agnes pflanzen. Dann wird das hübsche Mädchen bald guter Hoffnung sein.« Mit einem Kind wollen das junge Bauernmädchen und ihr Geliebter ihre Heirat erzwingen. Aber die Beschwörung geht schief, ein dunkler Dämon erscheint und entführt Agnes in seine Welt. Doch statt Angst und Schrecken erfährt Agnes ein wildes Feuerwerk der Leidenschaft, denn ihr dämonischer Gebieter ist ein wahrer Meister des Liebesspiels. Mit dem festen Vorsatz, das Bauernmädchen für sich zu gewinnen, greift er zu allen Tricks der lustvollen Verführung, wobei ihm seine ausgeprägte dämonische Anatomie zugutekommt. Ihrem Dämon hoffnungslos verfallen, entschließt sich Agnes, selbst zur Verfluchten zu werden, da ihr menschlicher Körper zu schwach ist, um dämonische Begierden in all ihrer Kraft zu erleben. Zu ihrem großen Glück findet die oberste Dämonin ein erotisches Interesse an Agnes und führt sie in das sinnliche Liebesspiel mit all seinen lustvollen Ritualen ein. Doch noch muss das Mädchen zurückkehren in die menschliche Welt, in der schreckliche Gefahren, aber auch heiße Versuchungen lauern … Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Impressum:

Der Dämon und das Bauernmädchen | Erotischer Roman

von Doris E. M. Bulenda

 

Die Autorin Doris E. M. Bulenda stammt aus München. Die Idee der „freien Liebe“ Ende der 1970er-Jahre hat sie umfangreiche Erfahrungen in Sachen Lust und Leidenschaft sammeln lassen. Seit sie vor ein paar Jahren ihren Wohnsitz nach Ungarn verlegte, schreibt sie die besten dieser erotischen Erlebnisse auf, um ihre Leser an lustvollen Abenteuern mit Gespielen beiderlei Geschlechts teilhaben zu lassen. Dazu fließen bei ihr als Fantasy-Fan auch immer Fantasien und Visionen in die Geschichten ein. Eine ihrer Spezialitäten sind erotische, lustvolle Dämonen, die von Sex und Liebe niemals genug bekommen können. Eine Menschenfrau, die in die Hände dieser Dämonen fällt, kann sich glücklich schätzen …

 

Lektorat: Jasmin Ferber

 

 

Originalausgabe

© 2018 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: Paar: fotorince @ istock.com cellar-door @ depositphoto.com javiergil @ depositphoto.com TheDigitalArtist @ pixabay.com RondellMelling @ pixabay.com

Umschlaggestaltung: elicadesign/autorendienst.net

 

ISBN 9783862778478

www.blue-panther-books.de

Kapitel 1

Die Tochter des Großbauern, Agnes, prüfte noch einmal, ob ihre Monatsblutung wirklich zu Ende war. Das war der Fall, und sie seufzte traurig auf. Wieder nichts, wieder hatte es nicht »eingeschlagen«, wieder kein Baby in Aussicht. Ein Monat mehr, den sie und ihr Geliebter warten mussten – kein Kind, keine Hochzeit.

Sie und ihr Hans, sie waren sich schon lange einig, dass sie heiraten wollten und auch würden. Aber beide Elternpaare waren strikt dagegen. Es war nicht ihr Alter, Agnes war bereits sechzehn und Hans nur ein Jahr älter. In diesem Alter waren viele junge Leute schon verheiratet, hier auf dem Land. Es war das Jahr 1464, und die Zeiten waren so ruhig oder unruhig wie immer. Meist bekamen die einfachen Bauern in den abgelegenen Dörfern sowieso nicht viel mit von dem, was draußen in der großen Welt vor sich ging.

Agnes zog ihr einfaches Kleid über das Unterhemd, damit war sie auch schon angezogen. Sie ging barfuß, es war Sommer und sehr warm, da wurden keine teuren Schuhe verschlissen. Wieder seufzte sie, als sie an die verstockte, sture Haltung ihrer Eltern dachte. Sie wollte also diesen Hans heiraten? Diesen Krämersohn, diesen verwachsenen Krüppel, der auch noch hinkte und stotterte? Was dachte sie sich eigentlich dabei, sie, die einzige Tochter des reichen und angesehenen Großbauern? Einen Krämer, der nur einen kleinen Laden – den einzigen im weiten Umkreis, nebenbei bemerkt – besaß und sonst nichts? Aber so schnell würde Agnes nicht aufgeben.

Die Eltern von Hans waren auch nicht besser. Sahen die ihren auf Hans als Krämer herunter, so taten die Krämer recht überheblich und verachteten sie, die Agnes, weil sie nur eine Bauerntrine war. Dabei konnte sie lesen, schreiben und rechnen – mehr als ihre Brüder konnten und auch mehr als die ganzen anderen Leute hier.

Ihre Mutter war ein paar Jahre in einem Kloster ausgebildet worden, aber sie war nicht zur Nonne bestimmt gewesen. Sie hatte sich mit einem Bauernsohn getroffen, der in regelmäßigen Abständen Lebensmittel an das Kloster geliefert hatte. Mit dem war sie durchgebrannt, um sich heimlich mit ihm trauen zu lassen. Jetzt war sie eine Bäuerin und schien sehr zufrieden mit ihrem Leben. Ihr Wissen und ihre Kenntnisse, die ihr in den Klosterjahren eingebläut und eingeprügelt worden waren, hatte sie an ihre Tochter weitergegeben, da ihre fünf Söhne so gar keine Lust dazu hatten, etwas zu lernen, was über die bloße Landwirtschaft hinausging.

Doch Agnes selbst würde sich sicher nicht mit einem Bauern verheiraten lassen. Sie wollte eine Krämerin werden, in einem Laden stehen, einkaufen, verkaufen, schreiben, lesen, rechnen, Listen führen – und dabei saubere Hände haben. Kein Ausmisten mehr von Pferdestall, Kuhstall, Schweinestall, Hühnerhaus und was es sonst noch an Scheiße auf einem großen Gut gab. Sie hatte es so satt. Ja, sicher, sie waren reich und hatten eine Menge Knechte und Mägde. Und doch gab es nie genug Hände, all die Arbeit zu tun, die Tag für Tag anfiel. Ihren Brüdern machte das nichts aus, ganz im Gegenteil, die liebten es, im Dreck zu wühlen.

Agnes wusste nicht, was für sie schlimmer war, die Ställe auszumisten, in der Erde zu wühlen bei der Saat und später bei der Ernte oder das Hinterherjagen nach versteckten Nestern der Hühner. Aber wenigstens das Letztere verschaffte ihr Freiraum und Zeit, die Zeit, die sie brauchte, um sich mit ihrem Liebhaber zu treffen. Und nachdem sie diesen Monat wieder nicht guter Hoffnung war – nun gut, dann würde man es eben weiter versuchen. Liebe machen, beieinanderliegen, sich paaren oder wie es sonst noch genannt wurde. Sie beide, Hans und Agnes, sie würden es so lange tun, bis was Kleines unterwegs war. Denn dann mussten die beiden Elternpaare einer Heirat zustimmen. Dafür würde schon der Herr Pfarrer sorgen. Der hatte entschieden was gegen ledige Bastarde. So sehr er Hochzeiten und vor allem Taufen liebte, uneheliche Kinder duldete er nicht in seinem Kirchspiel. Agnes lachte in sich hinein, als sie daran dachte, wie oft der Pfarrer schon den Eltern eines jungen Paares die Hölle heißgemacht hatte, wenn sich ein Baby angekündigt hatte. Gaben die Eltern die Heiratserlaubnis nicht gleich und sofort, dann hatten sie gewaltigen Ärger mit der Kirche und dem lieben Gott, vertreten durch den Dorfpfarrer. Der konnte ganz schön ungemütlich werden. Auf dem Land war es keine gute Idee, sich gegen das geistliche Oberhaupt aufzulehnen. Der Pfarrer hatte Macht, der konnte vieles beeinflussen. Wer sich mit dem anlegte, bereute es schnell. So gaben die meisten Eltern nach einer ordentlichen Strafpredigt nach und ließen die Kinder heiraten, auch wenn ihnen das nicht passte.

Und ein- oder zweimal, da hatte der eifrige Geistliche sogar ein junges Paar gegen den Willen der Eltern getraut. Als die Alten zu uneinsichtig gewesen waren, hatte er die beiden Liebenden ganz einfach ohne deren Segen verheiratet. Und damit war das letzte Wort gesprochen, die Ehe geschlossen, gültig und basta. Da hatten sich auch die stursten Eltern geschlagen geben müssen. Dadurch hatte er Agnes und Hans überhaupt erst auf die Idee gebracht, wie sie ihre Heirat durchsetzen konnten. Ein Baby, das unterwegs war, und der Herr Pfarrer – schon wären sie getraut.

Insgeheim wusste Agnes auch, dass zumindest ihr Vater durch einen Enkel milder gestimmt werden würde. Ihre Brüder waren jünger als sie, und Nachwuchs würde es da noch lange nicht geben. Die Aussicht auf ein Enkelkind, ja, da würde er dahinschmelzen. Sie war nicht umsonst sein Liebling. Sie musste nur in guter Hoffnung sein, das würde alles richten.

Agnes schnappte sich den Korb zum Eiersammeln, ging aus ihrer kleinen Schlafkammer durch die Stube direkt zur Tür. Dort drehte sie sich zu ihren am Tisch sitzenden Eltern um und sagte nur kurz: »Ich glaube, ich weiß, wo die Schwarze ihr Nest versteckt hat. Jedenfalls geh ich es jetzt suchen. Bis nachher.« Und schon war sie aus der Tür, bevor die beiden Alten noch reagieren konnten.

Die sahen ihr verdutzt nach, dann stöhnten beide auf. Sie waren die Eigenwilligkeit ihrer Tochter gewöhnt und auch, dass sie schon lange eigene Wege ging. Aber solange sie ihre Arbeit machte, sagten sie nichts dagegen.

»Meinst du nicht, Mann, dass wir das Mädel doch heiraten lassen sollten? Sonst schleppt sie uns noch einen Bastard an, und du weißt, was dann passiert. Dann zwingt uns der Pfarrer, dass wir die beiden ganz schnell vor den Altar bringen.«

»Ach, Mutter, wahrscheinlich braucht die Agnes nur eine ordentliche Tracht Prügel.«

Die Bäuerin lachte laut auf. »Dann such mal jemanden, der sich traut, die Agnes anzufassen. Da hat keiner die Sache mit dem Knecht vergessen.«

Sie spielte auf einen Vorfall an, der sich zwei Jahre zuvor ereignet hatte. Einer ihrer Knechte hatte einen Wutanfall bekommen und auf eines der Pferde, ausgerechnet auch noch Agnes‘ Lieblingstier, wie von Sinnen mit der Peitsche eingeschlagen. Keiner hatte sich getraut einzuschreiten. Bis Agnes gekommen war. Die hatte dem Kerl die Peitsche aus der Hand gerissen und ihn dann mit dem Peitschenstiel verprügelt, so gründlich, dass er drei Tage das Bett nicht hatte verlassen können. Sie war nicht zu stoppen gewesen, außerdem war sie groß und durch die viele harte Arbeit sehr kräftig.

Als zwei andere Knechte dennoch versucht hatten, einzugreifen, hatte Agnes sie angebrüllt: »Wenn ihr mich anlangt, bringe ich euch um. Ich erwürge euch im Schlaf!«

Ihrem Gesicht war anzusehen gewesen, dass sie es ernst meinte. Man wusste von Agnes, dass sie ausführte, was sie angedrohte. Sie war von Anfang an ein willensstarkes und stures Kind gewesen.

Als ihr Vater sie später wegen des Vorfalls zur Rede gestellt hatte, war ihre einzige Antwort gewesen: »Ein starkes, gutes Arbeitspferd ist hundertmal mehr wert als ein schlechter Knecht. Einen faulen, arbeitsscheuen Kerl wie den gibt‘s überall, aber ein Pferd wie die Liesl nicht.« Damit hatte sie sich umgedreht und war gegangen.

Insgeheim stimmte der Bauer ihr zu wie der Rest des Hofes und des Dorfes auch. So hatte man den Knecht entlassen, einen neuen geholt und Agnes hatte sich für immer Respekt verschafft.

Bauer und Bäuerin lachten einen Moment einträchtig miteinander, als sie an den Vorfall dachten. Nein, eine Tracht Prügel für die Agnes kam nicht infrage. Das würde sie sich nie gefallen lassen. Außerdem hatten beide keinen Spaß am Schlagen und Prügeln, wie es so viele ihrer Nachbarn taten. Bei ihnen war das nie Sitte gewesen und würde es auch nicht werden. Sie schafften es auch so, ihre Kinder und ihr Gesinde unter Kontrolle zu halten – bis auf die Agnes.

»Warum willst du sie nicht heiraten lassen? Sie hat sich den Jungen ausgesucht und wird sich‘s nicht ausreden lassen. Irgendwann wird sie mit was Kleinem im Bauch ankommen und dann müssen wir zustimmen, das weißt du genau. Du als der größte Bauer der Gegend musst dich mit der Kirche gut stellen, da geht kein Weg vorbei. Einen anderen wird sie auch nicht nehmen, da sagt sie dir vorm Altar noch Nein.«

»Einen verwachsenen, hinkenden, stotternden Krämersohn? Für unsere hübsche, adrette Agnes, die arbeiten kann wie zwei Knechte, die so gebildet ist, der du alles beigebracht hast, was du im Kloster gelernt hast? Einen Krämer, einen einfachen Krämer?«

Der Bauer machte eine kurze Pause, seine Frau schaute ihn erwartungsvoll an. Sie wünschte sich schon lange, hinter die wirklichen Gründe zu kommen, warum er diese Hochzeit verhindern wollte. Jetzt war es endlich so weit, der Bauer redete weiter.

»Außerdem, was die so als Mitgift verlangen, das ist lächerlich. Einen Gaul wollen sie, einen jungen, schönen Gaul, fürs Ausliefern von ihren Waren. Und noch ein Kalb obendrauf. Zum Geld dazu, das sie auch noch fordern. Das ist einfach untragbar. Dafür, dass unsere hübsche Tochter einen verkrüppelten Stotterer heiratet? Die sollen froh sein, wenn sie unser Mädel überhaupt bekommen.«

Aha, das war es also, das war der wahre Grund, warum der Bauer der Heirat nicht zugestimmt hatte. Es ging ums Geld, das hätte sie sich eigentlich denken können. Na ja, aber darüber konnte man doch reden. Da gab es sicher eine Möglichkeit, sich zu einigen. Man gibt dem Mädel kein junges Pferd mit, sondern eine ältere Stute, die dafür trächtig ist. Vielleicht mit der Zusicherung, dass sie sie jedes Jahr bei ihrem wertvollen Hengst umsonst decken lassen kann. Und statt dem Kalb ein Ferkel oder zwei, ein paar Hühner … Sicher gab es da Möglichkeiten, die Mitgift ein bisschen zu beschneiden und doch so viel zu geben, dass die Eltern vom Hans zufrieden waren.

Nächste Woche war Markttag im Nachbarort, wo auch der Laden des Krämers war. Sie würde wie immer auf den Markt fahren und handeln, ein paar Schinken und Eier verkaufen, danach Stoffe einkaufen. Da würde sie auf jeden Fall auch beim Krämer sein. Sie würde sich den Mann alleine greifen und mit ihm reden. Der war der Vernünftigere der beiden. Mit der Krämerin konnte man nicht recht feilschen, aber wenn sie sich mit dem Vater einigen konnte, dann stand der Hochzeit der beiden Kinder nichts mehr im Wege. Und ganz in ihrem Inneren wünschte sie der Agnes Glück, denn gegen ein kleines Enkelchen hatte sie sicher nichts einzuwenden.

Sie beschloss, beim nächsten Kirchgang eine Kerze vor der Mutter Maria anzuzünden, damit die Agnes endlich … Schaden konnte es jedenfalls nicht.

***

Im Krämerladen des Nachbardorfes stand der Hans vom Frühstückstisch auf, packte ein Bündel und ging genauso schnell wie die Agnes zur Tür. Er drehte sich nur kurz um: »Bin m-m-al weg, am N-n-achmittag komm ich w-w-ieder.« Damit war er auch schon draußen.

Die beiden Alten sahen sich verdutzt an, auch wenn das nichts Neues war, dass ihr Sohn einfach so verschwand und keinem sagte, wohin er ging.

»Mutter, sollen wir ihn nicht doch sein Mädel heiraten lassen? Die beiden lieben sich, die wollen unbedingt zusammenkommen. Warum gestatten wir es ihnen nicht? Sonst bringt die Agnes einen Balg an, und dann müssen sie heiraten. Mit dem Herrn Pfarrer leg ich mich jedenfalls nicht an. Du weißt, was der von Bastarden hält.«

»Unser Sohn, unser einziger Sohn, unser einziges Kind, der alles erben wird, und eine Bauerndirn? Kommt ja gar nicht infrage. Der soll sich eine bessere suchen.«

»Ach geh, Mutter, du weißt auch, wie unser Bub aussieht. Er hat einen Buckel, er stottert und hübsch ist er auch nicht gerade. Er ist so klein, die Agnes überragt ihn um einen Kopf und hinken tut er auch noch. Wo sollte der denn ein besseres Mädel herkriegen? Den will doch keine – so reich sind wir auch wieder nicht, dass ihn eine wegen dem Geld nehmen würde. Und die Agnes ist gebildet, die kann lesen und schreiben. Und wie die erst rechnen kann – besser als ich, der Pfarrer und der Lehrer zusammen. Sogar Latein kann sie, da könnte uns keiner von den Vornehmen mehr übers Ohr hauen, wenn sie versteht, was die untereinander tuscheln. Und sie würde sich gut im Laden machen. Hübsch ist sie auch, so hübsch, dass es die Männer ein bisschen anziehen würde, aber nicht so schön, dass die Frauenzimmer deshalb eifersüchtig werden.«

In Gedanken sah sich der Krämer schon im Hinterzimmer sitzen und mit den Kunden den Geschäftsabschluss begießen, während Agnes die Bücher führte, die Rechnungen schrieb und den ganzen lästigen Kram, der ihm so schwerfiel, erledigte. Wie er sie bisher kennengelernt hatte, würde ihr das sogar Spaß machen. Er mochte das Mädchen, er hätte sie mit offenen Armen als Schwiegertochter begrüßt.

»Und wenn die beiden uns einen Bankert bescheren? Dann hättest‘ ein Enkelchen … Unser Bub, wenn der dem Mädel ein Kind machen würde, dann hätten wir was Kleines im Laden und die Weiber würden alle kommen und sich‘s ansehen. Dabei würden sie auch das eine oder andere Stück kaufen. Das wär gut fürs Geschäft.«

Mit einem kurzen Seitenblick auf seine Frau hatte der Krämer gesehen, dass ihr Gesicht bei der Erwähnung eines Enkelkindes weich geworden war. Sie wünschte sich einen Enkel, wo ihr doch alle anderen Kinder gestorben waren. Wenn er nur draufkommen würde, warum sie so stur und so sehr gegen diese Hochzeit war.

»Enkelchen hin, Enkelchen her – aber das, was der Bauer als Mitgift bietet, ist doch lächerlich. Der größte Hof der Gegend, Vieh hat er in Hülle und Fülle, und will seiner einzigen Tochter nicht mal ein junges, gutes Pferd mitgeben und ein Kalb. Vom Geld her wär‘s schon recht, aber da muss er noch was drauflegen, damit unser Sohn seine Bauerntrine heiratet.«

Der Krämer atmete innerlich auf. Jetzt wusste er es, es ging also nur ums Geld. Um die Mitgift. Das hätte ihn eigentlich nicht wundern sollen, so geldgierig, wie seine Frau war. Aber da konnte man doch drüber reden. Wenn die Agnes erst ein Kind erwarten würde, dann würden sie nehmen müssen, was man ihnen gab. Vorher konnte man noch feilschen und handeln.

Nächste Woche war Markt. Da würde die Bäuerin sicher wieder kommen, ihre Waren verkaufen und dann bei ihm für ein Stück Stoff oder ein paar Gewürze vorbeischauen. Er würde seine Frau aus dem Weg schaffen und mit Agnes‘ Mutter allein reden. Die Frau war verständig, mit der konnte man sich absprechen und ein bisschen schachern. Die Bäuerin war mit Sicherheit auch nicht erpicht darauf, dass die Heirat durch einen Bastard erzwungen wurde.

Der Krämer überlegte. Vielleicht konnte man ja bei dem Pferd ein älteres akzeptieren statt einem jungen Fohlen. Und das dann eben beim Hengst umsonst decken lassen? Statt dem Kalb ein Schweinderl oder ein paar Hühner und Gänse? Da sollte sich doch eine Lösung finden lassen, damit der Großbauer die Mitgift erhöhen würde, ohne sich ausgeplündert zu fühlen – und seine Frau zufrieden war. Ja, er würde am nächsten Markttag mit der Bäuerin reden und die Sache ins Reine bringen.

Und wenn wirklich gar nichts ging, dann würde er dem Hans wünschen, von ganzem Herzen wünschen, dass er der Agnes einen Balg anhängen konnte. Dann würde sein verwachsener Sohn, der immer gehänselt und verspottet wurde, sich als ganzer, richtiger Mann erweisen. Der, der die hübsche Agnes geschwängert hatte – alle Burschen würden ihn beneiden. Und er bekäme ein Enkelkind, einen Stammhalter … Vielleicht würde er sogar eine Kerze dafür anzünden. Vor der Heiligen Anna, der Schutzpatronin der Mütter. Das konnte ja nicht schaden.

Kapitel 2

Auf einer versteckten Lichtung im Wald trafen sich die beiden, der Hans und die Agnes. Das war im Sommer ihr geheimer Treffpunkt. So versteckt und von Gebüsch umstanden, dass ihnen keiner folgen konnte oder sie finden würde. Und doch so nahe, dass sie ihn beide schnell erreichen konnten. Sie hatten sogar feste Tage und Zeiten, an denen sie sich trafen.

Hans wartete schon, als Agnes sich durch eine fast unsichtbare Lücke im Gebüsch zwängte. Sie stellte schnell ihren gut gefüllten Eierkorb ab. Dann fielen sich die beiden jungen Leute in die Arme. Sie küssten sich länger, bevor sie zu sprechen anfingen.

»Ach Hans, es hat wieder nicht geklappt. Wieder nix, wieder kein Baby.«

»Agnes, m-meine Geliebte, was m-machen wir denn jetzt? Willst du m-mich überhaupt noch?«

»Hans, mein Schatz, red‘ doch keinen Blödsinn. Natürlich will ich dich noch. Wir werden heiraten, früher oder später, ganz sicher. Und was wir jetzt machen … wir versuchen es diesen Monat noch mal. Irgendwann müssen wir doch auch was Kleines zusammenbringen, wir beide.«

Hans seufzte. »Die Traudl und der Karl, die h-haben nur einmal beieinandergelegen und schon w-war die Traudl schwanger. Der Herr Pfarrer h-hat den Eltern ins Gewissen geredet, aber die w-wollten nicht. Da h-hat er am Sonntag so von d-der Kanzel gepredigt, dass der Vater v-vom Karl aufgesprungen ist und s-seine Einwilligung zur Hochzeit gegeben hat. Am nächsten Sonntag w-waren die beiden schon getraut.«

»Ja, unser Pfarrer, der liebt Hochzeiten und Taufen …«

»Agnes, die beiden sind n-nur ein einziges M-mal zusammengekommen, und schon h-hat‘s eingeschlagen …«

»Na ja, aber Hans, das würden wir doch genauso erzählen. Wir würden nie zugeben, dass wir schon seit einem halben Jahr versuchen, ein Kind zu bekommen. Du und ich, wir würden auch sagen, dass wir uns nur ein einziges Mal – dass wir einfach nicht anders konnten. Wir haben uns total vergessen … so würden wir‘s erzählen. Aber unser Pfarrer, der ist schon recht. Nur in guter Hoffnung muss ich sein, sonst klappt‘s nicht. Den Bauch, den will er sehen.«

»Ja, das m-macht er gern, den Mädeln den Bauch tätscheln, w-wenn w-was unterwegs ist.«

Hans und Agnes lachten einträchtig. Dann fuhr Agnes mit der Hand unter das Hemd ihres Liebhabers. Sie drückte sich näher an ihn und beugte sich zu ihm hinunter. Die Lippen der beiden fanden sich wieder, und ihre Zungen begannen ein intensives Spiel.

»Agnes, w-willst du jetzt gleich? Sollen wir es n-noch mal probieren?«

»Hans, mein Geliebter, ja. Hier und jetzt. Keiner weiß, wo wir sind, keiner wird hierherkommen. Wer weiß, vielleicht klappt‘s ja diesmal«, flüsterte sie ihm ins Ohr, während sie über die nackte Brust ihres Freundes streichelte. Jetzt ließ sie ihn kurz los und legte sich auf den weichen, warmen Waldboden. Hans legte sich neben sie und schlüpfte schnell aus seiner Hose. Barfuß ging er im Sommer auch, da unterschied er sich nicht von den Bauern.

Die beiden küssten sich wieder lange und innig. Dann nahm Agnes die rechte Hand von Hans, leckte über seinen Mittelfinger und saugte ihn in ihren Mund. Dort lutschte sie so lange daran, bis er nass von ihrem Speichel war. Sie schob ihr Kleid nach oben, sodass ihr Unterleib nackt war. Sorgfältig achtete sie darauf, dass weder Unterhemd noch Kleid verräterische Flecken abbekommen würden. Gras- oder Moosflecken, die hatte jeder vom Land irgendwo an der Kleidung, die waren nicht schlimm. Aber Spermaflecken, Lustflecken – die würde ihre Mutter sicher nicht übersehen. Und irgendwo war auch die Toleranzgrenze dieser guten Frau erreicht. Agnes war sich zwar sicher, dass ihre Mutter genau wusste, dass sie mit Hans Liebe machte, aber so direkt darauf gestoßen zu werden, würde sie nicht akzeptieren. Ganz abgesehen davon, dass Agnes dann das Kleid waschen musste, um die Flecken rauszubringen. Zusätzliche Arbeit brauchte sie nun wirklich nicht.

Sie zog den Finger von Hans aus ihrem Mund und legte seine Hand zwischen ihre Beine. Hans stöhnte ein bisschen auf. Er kannte dieses Spiel, sie spielten es ja schon länger miteinander, und es gefiel den beiden immer besser. Agnes führte seinen Finger genau an die richtige Stelle, auf die kitzlige Stelle oberhalb ihrer Scheide. Als sie die Hand richtig platziert hatte, drückte sie leicht darauf.

Hans verstand und begann, langsam zu reiben, was jetzt Agnes aufstöhnen ließ. Sie begann, den Unterleib von Hans zu streicheln und dann die Innenseite seiner Oberschenkel. Ihre Hand wanderte langsam weiter an seine Hoden, die sie leicht drückte und massierte. Hans löste sich aus ihrem Kuss und stöhnte wieder, diesmal lauter.

Sein Finger rieb nun stärker, Agnes drückte ihn noch fester auf ihren Kitzler und genoss die Wärme und das Wohlgefühl, das sich mehr und mehr in ihr ausbreitete. Dann fasste sie an den Schwanz von Hans, der schon hart und bereit war. Sie rieb ein bisschen auf und ab, zog die Vorhaut zurück und tupfte mit dem Finger ganz oben auf die Eichel. Hans rieb noch stärker bei ihr, dann schob er seinen Mittelfinger in ihre Scheide. Ja, sie war nass und weich, sie war bereit. Und schon stöhnte das Mädchen auf: »Komm rein, Hans, komm, ich will dich in mir.« Sie öffnete die Beine ganz weit, und Hans schob sich über sie. Agnes nahm sein Glied wieder in die Hand, rieb es noch ein bisschen, aber das war gar nicht nötig. Der Schwanz war hart, bereit und zuckte in seiner Vorfreude. Das Mädchen lachte innerlich über alle, die ihren Hans verspotteten. Die sollten mal sehen, wie der gebaut war. Gerade richtig, nicht zu lang, nicht zu kurz, nicht zu dick, nicht zu dünn. Ein ganzer, richtiger Mann, auch wenn er einen kleinen Buckel hatte und ein bisschen hinkte. An der einen Stelle, an seinem Glied, da war er bestens gewachsen. Sie hatte nichts auszusetzen an seiner Männlichkeit.

Sie nahm den steifen Schwanz in die Hand und brachte ihn an die richtige Stelle vor ihrer Scheide. Ganz langsam begann der Junge, in sie einzudringen. Dabei schaute er ihr prüfend ins Gesicht, dass er nur ja nicht zu schnell machte und ihr wehtat. Diese Rücksicht liebte Agnes an ihrem Hans. Da konnte sie im Heuschober ganz andere Sachen sehen, wenn die Knechte und Mägde sich miteinander vergnügten. Auch die zwei Liebhaber, die sie vor dem Hans gehabt hatte, waren nicht gerade vorsichtig gewesen. Daher schätzte sie seine Art, Liebe zu machen, umso mehr.

Dann war der harte Schwanz ganz in sie eingedrungen, und Hans begann mit dem Stoßen. Er berührte innen bei Agnes sehr empfindliche Stellen, und sie drängte sich noch enger an ihn, um das Glied ganz tief in sich zu bekommen und noch besser spüren zu können. Schon stieß der Junge schneller und schneller, dann schrie er kurz auf und spritzte seinen Samen in sie. Oh, schade, das war jetzt ein bisschen kurz gewesen.

Hans hatte das auch gemerkt und es war ihm peinlich. »Ach, Agnes, Geliebte, das w-war ein bisschen zu schnell … Aber das n-nächste Mal halte ich mich zurück, dass es länger dauert, g-ganz sicher.«

Das Mädchen nickte und küsste ihn auf die Wangen. Dann lösten sich die beiden voneinander und brachten schnell ihre Kleidung wieder in Ordnung. Hans legte sich auf den Rücken, und Agnes legte ihren Kopf auf seine Schulter, ihre Hand lag auf seinem Bauch. Beide genossen die Sonne und die Wärme des Tages und das Nichtstun in einem Leben, das sonst von dauernder harter Arbeit geprägt war.

»Meinst‘, Agnes, dass es d-diesmal geklappt hat? Würdest du das spüren, w-wenn wir ein Baby gemacht hätten?«

»Weiß ich nicht, mein Schatz, keine Ahnung. Vielleicht ja, aber wir können es ja morgen oder übermorgen noch mal machen, damit wir auch sicher sind. Irgendwann klappt es, das weiß ich.«

Eine Weile schwiegen die beiden und genossen es, aneinandergeschmiegt dazuliegen. Dann fing Hans wieder an zu sprechen. Offensichtlich hatte er etwas auf dem Herzen, aber es fiel ihm schwer, es über die Lippen zu bekommen.

»W-weißt‘, A-agnes, d-d-da g-g-gäbe es n-n-noch eine M-m-möglichkeit. W-w-wir k-k-könnten n-noch w-was t-tun.«

Oh je, der arme Hans. Jetzt war er aufgeregt und nervös, und dann stotterte er wirklich stark. Je dringender er etwas aussprechen wollte, desto schwerer fiel es ihm. Agnes kannte das, und sie wusste auch, dass es nichts brachte, ihn zu drängen oder ihm ins Wort zu fallen. Vor allem seine Eltern regten sich immer furchtbar auf, wenn er stark stotterte. Dass sie ihn mit ihrem Getue, ihren Vorwürfen und den Aufforderungen, doch endlich richtig zu reden, nur noch mehr verunsicherten und seinen Sprachfehler verstärkten, das merkten sie nicht.

Agnes hob den Kopf von Hans‘ Brust und stützte ihn über seiner Schulter auf dem Ellbogen auf. Mit der anderen Hand streichelte sie seine Wange, seinen Hals und seinen Nacken. Ganz leicht knetete sie die Schultern. Sie wusste, dass Hans dort oft Schmerzen hatte. Im Krämerladen musste er jeden Tag schwere Säcke tragen, Kisten und Fässer wuchten und umstellen. Das war für ihn mit dem kleinen Buckel sehr schwierig, und sein Rücken tat ihm oft weh. Ein bisschen Streicheln und Massieren liebte er daher sehr. Und es beruhigte ihn. Wie immer versagte dieser Trick auch jetzt nicht, und Hans redete weiter.

»W-weißt‘ Agnes, ich h-hab mit dem Pfarrer geredet. Da hat sich ein Z-zauberer a-angesiedelt in der K-klause hinterm Dorf. D-der ist ein A-al-alchemist, hat d-der Pfarrer gesagt. D-der macht aber n-nur wohlgefällige, g-gottesfürchtige Zauber, hat er g-gesagt. D-der muss bei einem g-großen F-f-fürsten gewesen s-sein, und d-der – d-der w-würde …«

Hans schwieg, erschöpft von der langen, mühevollen Rede. Agnes sagte immer noch nichts, wohl wissend, dass er dann verstummen würde und es sehr schwer für ihn wäre auszusprechen, was er zu sagen hatte. Sie streichelte wieder sein Gesicht und lächelte ihn aufmunternd an.

Hans atmete mehrmals tief durch, dann konnte er weiterreden. »Also, der Z-zauberer, der war b-bei einem g-großen H-Herrn. Aber da ist‘s ihm z-zu viel g-geworden, die Arbeit und d-die Verantwortung. D-deshalb ist er w-weggegangen und zu uns g-gekommen. D-der Pfarrer, der h-hat gesagt, jeder d-darf zu d-dem gehen, d-der ist g-gottesfürchtig. Agnes, d-der macht auch L-liebeszauber. Und F-f-fruchtbarkeitsz-zauber. D-der könnt‘ uns h-helfen, d-da bin ich s-sicher.«

Wieder brauchte der Hans eine Pause. Agnes schwieg immer noch und streichelte jetzt gedankenverloren seine Brust. Sie hatte auch schon gehört, dass sich da ein Fremder angesiedelt hatte, aber so genau hatte sie noch nicht gewusst, was es mit dem auf sich hatte. Auch wenn sie jetzt glaubte zu wissen, worauf ihr Geliebter hinauswollte, würde sie ihn nicht unterbrechen. Er musste Vertrauen zu ihr haben und dazu gehörte auch, dass sie ihn ausreden ließ, auch wenn sie insgeheim sehr ungeduldig war.

»D-der w-würde uns einen Z-Zauber machen, d-dass wir ein K-kind kriegen. D-der ist n-nicht teuer. Ein Stück St-Stoff und ein p-paar Eier w-will er. H-hat der Pfarrer g-gesagt. Agnes, w-w-wollen w-w-wir es versuchen? W-w-wollen w-w-wir hingehen? B-b-bitte, Agnes.«

Das war‘s also, was der Hans machen wollte. Agnes überlegte kurz und kam dann zu dem Schluss, dass es einen Versuch sicher wert war. Wenn es nicht klappte, dann war‘s auch nicht so schlimm. Dann würden sie es eben auf die altmodische Art weiter versuchen. So nickte sie.

»Dann gehen wir hin, Hans, am besten gleich. Noch sucht uns keiner, wir haben Zeit. Hast du den Stoff schon in deinem Ränzel?«

Hans nickte stolz. »D-den hab ich im Lager gefunden. D-der liegt schon l-lange rum. Vater w-weiß gar n-nicht mehr, dass der noch d-da war. Hat er v-vergessen. Aber d-die Eier?«

Agnes lachte und deutete auf ihren Korb. »Da. Da ist ein gutes Schock Eier drin. Ich hab die Nester von drei Hennen gefunden. Das muss reichen für den Zauberer. Los, gehen wir gleich, bei so was soll man nicht zögern. Und wenn‘s unsere Hochzeit beschleunigt …«

Hans nickte, und die beiden erhoben sich, strichen ihre Kleider glatt und entfernten gegenseitig Blätter, Gras und was sich sonst darauf angeheftet hatte. Dann nahm Agnes ihren Korb hoch und Hans sein Ränzel. Hand in Hand machten sie sich auf, den neuen Dorfzauberer zu besuchen und ihn um einen Fruchtbarkeitszauber zu bitten. Während sie schweigend nebeneinander gingen, wandten sie öfter die Köpfe zueinander und küssten sich.

Kapitel 3

Nach einem kurzen Spaziergang einen kleinen Pfad am Waldrand entlang kamen die beiden Liebenden zu der Hütte. Die war längere Zeit unbewohnt gewesen und schon ein bisschen verfallen. Aber jetzt war ihr anzusehen, dass sie einen neuen Bewohner hatte, der sich um die Instandsetzung kümmerte.

Anscheinend hatte der neue Besitzer der Hütte die beiden schon kommen sehen, oder er hatte es geahnt, nachdem der Dorfpfarrer ihm den Besuch von zwei Jugendlichen angekündigt hatte. Er und der Alchimist waren alte Freunde, sie waren zusammen aufgewachsen und dann gemeinsam ins Priesterseminar gegangen. Nur hatten sich ihre Wege getrennt, als der eine sich für die Alchemie entschieden hatte und der andere für die Kirche. Aber über all die Jahre hatten sie sich nie ganz aus den Augen verloren. Und als der Alchemist nach seinem schnellen und etwas unrühmlichen Abgang beim Fürsten hierhergekommen war, hatte der Pfarrer ihm die Hütte verschafft und schickte ihm hier und da sogar ein Mitglied aus seiner Gemeinde, das eines kleinen und gottesfürchtigen Zaubers bedurfte.

Natürlich hatte der Pfarrer sofort gewusst, was los war, als sich der Hans nach dem Alchemisten erkundigt hatte. Der Hans und die Agnes – das würde eine schöne Hochzeit werden, mit einer großen Feier, mindestens drei Tage lang, so war‘s hier Sitte. Viel gutes Essen und Trinken würde es geben. Da würde sich der Großbauer nicht lumpen lassen, wenn seine einzige Tochter und erklärter Liebling heiraten würde. Der Pfarrer liebte Hochzeitsfeiern und Taufen, und wenn die beiden jungen Leute unbedingt heiraten wollten, die Eltern sich aber sträubten – warum sollte man dann die Sache nicht ein bisschen beschleunigen?

So hatte er dem Hans genau erklärt, was er zu tun und mitzubringen hatte für den Fruchtbarkeitszauber. Nicht, dass der Herr Pfarrer an so was glaubte, aber wenn die Kinder es taten, dann half es ja vielleicht doch, und er kam damit zu einer schönen Hochzeitsfeier und einer anschließenden Taufe. Und sein alter Freund verdiente auch ein bisschen was und musste nicht hungern.

Der betagte Alchimist stand vor seiner neuen Behausung und schaute sich das Pärchen an, das sich jetzt doch ein wenig zögernd näherte. Ja, da wusste er schon, was los war. Ein Liebestrank, ein bisschen Fruchtbarkeitszauber … Auch wenn er neu war hier, hatte er schon davon gehört, dass die Tochter des Großbauern den Sohn des Krämers heiraten wollte. Na, er würde seinen Teil dazu tun. »Kommt nur ran, Kinder. Ich beiß euch nicht. Ich freu mich, wenn mich junge Leute besuchen. Ihr habt was auf dem Herzen, oder? Nur rein in die gute Stube, nur hinein.«

Dadurch ermutigt, betraten Hans und Agnes die Hütte des Alchemisten. Sie sahen sich kurz im Halbdunkel um. Ein Tisch, vier Hocker, eine Feuerstelle, ein paar Gefäße, Kräuter, die zum Trocknen an den Wänden hingen, die ganze Hütte sah recht aufgeräumt und sauber aus.

Der alte Alchemist hatte als Letzter seine Behausung betreten und die Tür hinter sich geschlossen. Er schaute interessiert auf die beiden und fragte sich, ob sie wohl daran gedacht hatten, die Bezahlung für ihn mitzubringen. Ein Stück Stoff oder ein paar Eier, so hatte er dem Pfarrer gesagt, würden seine Zauber schon kosten. Schließlich musste er auch von irgendetwas leben.

»Was gibt‘s Kinder, was braucht ihr denn? Und was habt ihr mitgebracht für mich?«

Schweigend machte sich Agnes daran, aus ihrem Korb ein bisschen Stroh zu nehmen, auf das sie dann die Eier aus den drei Hühnernestern legte. Der Alchemist schaute erfreut auf die angebotene Gabe. Das war ja Essen für drei Tage oder mehr!

»Wir brauchen einen Fruchtbarkeitszauber, Herr Alchemist. Ein Kindchen wollen wir, wir beide.«

Der Mann kratzte sich seinen langen weißen Bart und nickte dann. Genau, wie er es sich gedacht hatte. Das würde nicht schwierig werden.

Jetzt öffnete Hans sein Ränzel und zog ein großes Stück Stoff heraus. Guter, sauberer, schön gewebter Hemdenstoff. Der Zauberer traute seinen Augen kaum, so ein wertvolles Stück Stoff für einen einfachen Fruchtbarkeitszauber? Er kicherte zufrieden vor sich hin, räusperte sich dann und sagte laut: »Ihr seid‘s brave Kinder. Gute Kinder, das seid ihr. Und euer Kleines, das wird wunderschön werden, ganz sicher. Einen feinen Trank werde ich euch brauen, dann wird der Nachwuchs bald unterwegs sein. Ihr müsst nur fleißig beieinanderliegen, nachdem ihr das getrunken habt. Dann wird schon bald euer Wunsch in Erfüllung gehen.«

Zumindest das wusste der alte Zauberer: Je öfter die Paare miteinander Liebe machten, desto mehr Kinder kamen dabei heraus. Das hatte er oft genug beobachtet, und deshalb legte er allen, die wegen so einem Trank zu ihm kamen, ans Herz, oft und gerne miteinander zu schlafen. Entweder das eine half oder das andere – egal, bisher hatten seine Tränke noch immer Wirkung gezeigt.

Er schaute noch einmal auf den Berg Eier, den die Agnes auf seinen Tisch gelegt hatte, und betrachtete das schöne Stück Stoff vom Hans. Bei einer so guten Bezahlung, da würde er sich Mühe geben. Da war doch noch was gewesen, was hatte er da vor Jahrzehnten von seinem Lehrmeister erfahren? Ach ja – genau.

»Und weil ihr brave Kinder seid und euch so liebt, deshalb werde ich noch was für euch tun. Ich werde ein Engerl für euch rufen. Nein, keinen großen, starken Engel. Es gibt auch kleine, zarte Engerl. So eins werde ich holen für euch. Das wird dann, wenn ihr beieinanderliegt, wenn ihr euch liebt, über euch wachen. Und den Samen vom Hans in die Agnes pflanzen. Dann wird das hübsche Mädchen bald ein Baby in den Armen halten. Das Engerl wird schon dafür sorgen. Jetzt setzt‘s euch hin, erst mach ich den Trank für euch, dann hol ich euch das Engerl.«

Hans und Agnes nahmen aufatmend auf zwei Hockern Platz. Sie sahen sich freudestrahlend an – ein Fruchtbarkeitstrank und ein Engerl, das ihnen helfen würde, ein Baby zu bekommen … Da konnte ja gar nichts mehr schiefgehen.

Interessiert beobachteten sie, wie der alte Zauberer Wasser mit verschiedenen Kräutern mischte, tropfenweise andere Tinkturen in einen Becher träufelte und das ganze immer wieder schwenkte. Zum Schluss murmelte er noch ein paar lateinische und griechische Worte, während er mit der Hand über dem Becher merkwürdige Zeichen in die Luft malte. Agnes musste sich ein Grinsen verkneifen, da sie ja Latein und auch ein bisschen Griechisch verstand. Was der alte Mann gerade gemurmelt hatte, waren keineswegs Zaubersprüche. Er hatte einfach nur ein paar Verben dekliniert. Ob es dem Fürsten auch aufgefallen war, dass es mit den Sprachkenntnissen seines Alchemisten nicht weit her war? Und konnte der Zauber dann überhaupt wirken? Vielleicht hatte der Fürst den alten Mann deshalb gefeuert, und er war nicht freiwillig gegangen. Wer gab sonst schon eine gute, sichere Alchemistenstelle auf für ein Leben in einem Kuhdorf?

Aber dann unterdrückte sie ihre Zweifel. Zumindest der Teil mit dem »oft beieinanderliegen« hatte ihr gefallen. Das machte Spaß, das war schön, und sie beide taten es gern. Da konnte es nicht schaden, es noch öfter zu tun. Irgendwie würden sie sich schon von Zuhause davonstehlen können und ein paarmal mehr Liebe machen.

Jetzt war der Zauber fertig, und der Alchemist brachte vorsichtig den Becher mit dem Fruchtbarkeitstrank in seinen zittrigen Händen zu den beiden jungen Leuten. Erst reichte er ihn dem Hans. »So, mein Junge. Jetzt nimmst du einen Schluck, dann deine Liebste. Dann bist wieder du dran, bis der Becher ganz leer ist. Es darf nichts übrig bleiben. Und ihr müsst versuchen, beide gleich viel zu trinken. Dann ist der Zauber am wirksamsten.«

Hans und Agnes nickten, sie hatten verstanden. Hans trank den ersten Schluck, Agnes den nächsten. Sie reichten sich den Becher hin und her, und schon hatten sie ihn geleert.

Seufzend nahm der Alchemist ihn Agnes ab, die den letzten Schluck getrunken hatte. »So ist es brav, meine Kinder. Ganz brav. Jetzt werde ich euch das Engerl rufen. Bleibt‘s ganz still sitzen auf den Hockern. Nicht bewegen, damit ich das Tor zum Himmel ein bisschen aufschieben kann. Damit euer Engerl heraushuschen und zu euch kommen kann.«

Wieder nickte das Liebespaar artig und wartete gespannt ab, was jetzt passieren würde. Agnes hatte auf einmal ein komisches Gefühl bei der Sache. Da waren die Zaubersprüche des Alten, die nur deklinierte lateinische Verben gewesen waren. Und das Zittern in seinen Händen. Sie hatte Bedenken, ob der Alchemist auch wirklich wusste, was er tat. Aber dann schob sie ihre Zweifel beiseite. Sie beide hatten gut für den Zauber bezahlt, also würden sie die Sache jetzt auch durchziehen.

Der alte Mann nahm eine große Schale, die innen und außen mit vielen bunten Mustern bemalt war. Er stellte sie auf den Boden vor die Hocker des Liebespaares. Dann legte er ein paar Äste hinein, holte mit einem Span Feuer aus der Feuerstelle und zündete damit das Holz in der Schale an. Er streute Pulver und bunte Samen darüber, sodass eine Menge grauen Rauchs aufstieg. Zum Schluss ließ er noch andere Körner in die Flammen rieseln. Der Rauch wurde dunkler und roch sehr fremd, aber doch aromatisch. Mit einer Handbewegung forderte der Alchimist die beiden Liebenden auf, sich vorzubeugen und den Rauch tief einzuatmen. Die beiden folgten seiner Aufforderung. Anscheinend war eine magische Substanz darin, denn sie fühlten sich beide ein bisschen betäubt und verwirrt, nachdem sie ein paar tiefe Atemzüge genommen hatten.

Der Magier stellte sich genau gegenüber auf, die Schale war in der Mitte. Dann hob er die Hände über den Kopf und begann, Zauberformeln aufzusagen. Diesmal verstand Agnes nichts von dem, was er sagte. Es klang nicht wie Latein oder Griechisch oder eine andere ihr bekannte Sprache. Der Zauberer murmelte diesmal auch nicht, sondern sprach die Worte laut und deutlich aus.

Und die Wirkung folgte sofort. Der Rauch aus der Schüssel wurde dunkler und dichter, er hob sich hoch bis zum Hüttendach und schien nun fast den ganzen Raum auszufüllen. Der Magier war kaum noch durch die schwarzen Schwaden zu sehen, aber er fuhr mit seiner Beschwörungsformel fort. Dann rief er ein paar Worte, so laut er nur konnte und sank reglos zu Boden.

Noch bevor Hans und Agnes aufspringen und ihm zu Hilfe eilen konnten, begann sich der Rauch wie von Geisterhand sich zu teilen. In seinem Zentrum wurde er heller, bis er nur noch ein leichter Schleier war, der verschwommen einen Durchgang erahnen ließ.

Hans und Agnes blickten starr vor Staunen und auch mit leichtem Entsetzen auf das, was sich da vor ihren Augen abspielte. Aus der Öffnung, dem weißen Nebel, kam eine Gestalt auf sie zu. Der Kopf einer riesigen grünlich und bläulich schimmernden Gestalt erschien. Auf den ersten Blick war zu sehen, dass das kein Mensch war. Und ganz sicher auch kein Engel – außer, Engel hätten vier Hörner auf dem Kopf, Reißzähne im Mund und eine wirre Haarmähne, die nach allen Seiten abstand.

Der Kopf schob sich durch die Öffnung, es folgte ein riesiger muskulöser Körper, der annähernd menschlich zu sein schien. Aber statt Haut war der Leib mit schimmernden Schuppen bedeckt. Die Arme waren lang, die Hände hatten deutlich mehr als fünf Finger und mündeten in langen, scharfen Krallen. Der restliche Körper kam durch die Rauchschwaden, und dann erhob sich die ganze gewaltige Gestalt vor den beiden Liebenden.

Die konnten sich vor Schreck immer noch nicht bewegen, nicht mal einen Entsetzensschrei konnten sie ausstoßen. Das war sicher kein Engel! Das war offensichtlich ein Dämon, der da erschienen war. Die Zweifel an den Fähigkeiten des Alchemisten, die Agnes gehegt hatte, waren berechtigt gewesen. Der hatte nicht etwa die Himmelspforte ein bisschen aufgeschoben, sondern er hatte das Tor zur Dämonenwelt geöffnet.

Agnes nahm die riesigen Flügel auf dem Rücken des Ungetüms zur Kenntnis und die gigantischen Klauen, die es anstelle der Fußnägel besaß. Sie wusste nicht recht, ob sie abgeschreckt war von dem, was da vor ihr stand, oder doch ein bisschen fasziniert.

Der Dämon schaute sich jetzt offensichtlich amüsiert um und betrachtete erst das Liebespaar vor sich, dann drehte er den Kopf um mehr als hundertachtzig Grad und beäugte den bewusstlos am Boden liegenden Magier. Schließlich bewegte er den Kopf zurück in ihre Richtung, musterte kurz die beiden jungen Menschen, die vor ihm saßen und ihn sprachlos anstarrten, Hans starr vor Entsetzen. Nur in Agnes Blick lag neben der Furcht auch Neugier.

Das Wesen aus einer anderen Welt warf den Kopf in den Nacken und lachte laut und höhnisch auf. Dann beugte er sich plötzlich nach unten, packte Agnes um die Taille, riss sie an sich, presste ihren Körper an den seinen und noch bevor Hans eine Bewegung machen konnte, drehte er sich um und verschwand mit dem Mädchen durch den Nebel, aus dem er gekommen war.

Es dauerte keine Sekunde, bis die beiden aus der Hütte verschwunden waren. Der Nebel verzog sich, der schwarze Rauch verschwand, nur die Schüssel mit dem inzwischen erloschenen Feuer stand noch auf dem Boden.

Hans hatte bis jetzt sprachlos auf die Szene gestarrt. Doch jetzt konnte er sich wieder bewegen. Er schrie in höchstem Entsetzen und Schmerz auf. »A-A-A-agnes, w-wo ist m-m-meine A-A-agnes? G-g-geliebte, w-w-wo bist d-du?« Dann kippte er ohnmächtig vom Stuhl.

Kapitel 4

Agnes war nicht ohnmächtig geworden bei der Entführung, sie spürte die Schuppenhaut des Dämons durch ihr Kleid, sie fühlte, wie sie von starken Armen festgehalten und auf eine Reise durch die Dimensionen mitgenommen wurde. Sie wusste nicht, ob sie Angst hatte oder nicht, so verblüffend und unerwartet war das Geschehen für sie.

Schon war der Dämon am Ziel angelangt. Er hatte die Grenze zwischen den Welten mit seiner menschlichen Fracht in den Armen durchschritten und war wohlbehalten in seiner Behausung in der Dämonenwelt angelangt. Er schaute auf das Mädchen, das ihn mit großen Augen anstarrte. Dann stellte er sie auf den Boden, hielt sie aber immer noch fest, damit sie nicht umfiel.

Aber Agnes drohte nicht umzukippen, sie war kein ängstlicher Mensch. Sie war nur erstaunt und verblüfft über das, was sich da gerade getan hatte. Neugierig blickte sie sich um und überlegte, wo sie hier gelandet war. Auf den ersten Blick war nur zu sehen, dass sie sich wohl im Inneren eines Hauses befand. Der Raum sah sauber aus, und der Boden war mit dicken Teppichen belegt. Sonst gab es keine Einrichtungsgegenstände. Das Licht war ein wenig gedämpft, schien harte Konturen abzumildern und tat ihren Augen gut.

Der Dämon vor ihr musterte sie schweigend. Schließlich traute sich Agnes, ihn genauer anzusehen und blickte zu ihm auf.

»Wer bist du? Wo bin ich hier? Was hast du mit mir vor?«, brachte Agnes schließlich stammelnd heraus.

Der Dämon lachte laut auf. »Ich bin der Dämon, den der Magier auf euren Wunsch hin beschworen hat. Er hat die Pforte zur Dämonenwelt geöffnet, und ich bin gekommen. Du hast mir gefallen, und deshalb habe ich dich mitgenommen. Du bist jetzt in der Dämonenwelt, in meinem Zuhause. Und was ich mit dir vorhabe«, er machte eine Pause, »ich will Liebe und Lust mit dir genießen.«

Na ja, typisch Mann, warum sollte das bei einem Dämon auch anders sein? Agnes schaute das Wesen vor sich noch mal genauer an. Puh, war der groß und stark. Er sah wild aus und ungezähmt – und eigentlich war er ein ganz kleines bisschen … tja, verlockend und interessant. Sie wusste nicht, wie sie sich das erklären sollte, aber wenn sie ihn jetzt betrachtete, wusste sie, dass Widerstand sowieso keinen Zweck haben würde. Gegen diese Muskeln und diese Kraft hatte sie keine Chance. Also gut, dann würde sie freiwillig mitmachen und versuchen, den riesigen Dämon nicht zu verärgern. Vielleicht schaute ja auch ein bisschen Spaß für sie dabei raus. Sie zuckte die Achseln und wollte ihren Rock hochschieben, um den Unterleib für ihn freizumachen.

Der Dämon lachte und hielt ihre Hände fest. »Nein, kleines Menschenmädchen, nicht so schnell. Zuerst wirst du ein paar dämonische Höflichkeitsformen lernen. Lege deine Handflächen gekreuzt an die Stirn, verneige dich vor mir, und rede mich in Zukunft mit ›dämonischer Gebieter‹ an.«

Agnes schaute eine Sekunde verwirrt, aber dann nickte sie. »Dämonischer Gebieter« oder »Euer Gnaden«, »Euer Hochwohlgeboren«, »Hochedler Herr«, wo war da schon der Unterschied? Sie war ein Bauernmädchen, ein kluges Bauernmädchen, und sie wusste, dass die förmliche Anrede für viele Höherstehende sehr wichtig war. So legte sie die Handflächen gekreuzt auf die Stirn, verneigte sich und brachte sogar halbwegs laut heraus: »Mein dämonischer Gebieter.«

Der Dämon nickte zufrieden, er kreuzte die Arme über der Brust, verneigte sich ebenfalls und sagte: »Sei willkommen in der Dämonenwelt, meine menschliche Herrin.«

Damit hatte Agnes nicht gerechnet. Wieso nannte er sie »Herrin« und verneigte sich auch noch vor ihr? Aber anscheinend hatte das mit dieser dämonischen Höflichkeit zu tun, die er gerade angesprochen hatte. Sie schaute auf und sah, dass der Dämon von ihr eine Antwort erwartete.

Wieder verneigte sie sich und improvisierte: »Ich danke dir, mein dämonischer Gebieter.«

Damit schien sie den richtigen Ton getroffen zu haben, denn der Dämon nickte beifällig mit dem Kopf. »Nun, Menschenmädchen, jetzt werden wir uns auf unsere Liebesspiele vorbereiten.«

Nachdem sie vorhin mit dem Hochschieben des Kleides falsch gelegen hatte, bewegte sich Agnes im Moment lieber nicht. Der Dämon kam zu ihr und streifte ihr vorsichtig das Kleid und das Unterhemd ab. Als sie nackt vor ihm stand, betrachtete er sie lange. Agnes versuchte sehr verlegen, ihre Blöße ein wenig mit den Händen zu bedecken, aber ihr Entführer schob ihre Arme weg und hielt sie fest.

»Du bist sehr schön, Menschenmädchen. Sage mir deinen Namen.«

»Agnes, ich heiße Agnes. Und wie heißt du … dämonischer Gebieter?« Zum Glück war ihr noch eingefallen, das anzuhängen, da der Dämon anscheinend großen Wert auf die förmliche Anrede legte.

»Mein Name ist Z‘ehtar-Veh‘r, du kannst mich Veh‘r nennen. Komm, meine menschliche Herrin, du wirst jetzt als Erstes ein Bad nehmen.«

Der Dämon schob einen Arm unter ihre Oberschenkel und legte den anderen um ihre Schultern, dann hob er sie hoch. Er trug sie durch eine Tür, die sich in einer Wand öffnete, in einen anderen Raum.

Was Agnes dort als Erstes sah, war eine Wasserfläche. Eine riesige, kreisrunde Wasserfläche, ein gigantischer Badezuber, ganz im Boden versenkt. Das Wasser in diesem Zuber schimmerte milchig-weiß mit kleinen, hellblauen Sprenkeln.

Der Dämon setzte seine menschliche Fracht am Rand ab. Der Untergrund war warm und weich unter Agnes‘ Füßen und fühlte sich sehr angenehm an.

»Steige in das Wasser, Menschenmädchen Agnes. Es wird dir guttun, glaube mir.«

Agnes schaute auf die Stelle, auf die der Dämon deutete. Ja, da waren Stufen, die in das Becken hinabführten. Sie setzte vorsichtig einen Fuß ins Wasser. Oh, das war angenehm, genau richtig temperiert, warm und weich umschmeichelte es ihren Fuß. Schon betrat sie mit dem zweiten Fuß das Becken und stieg schnell die Stufen hinunter. Das Wasser reichte ihr bis zur Brust, als sie unten angelangt war. Der Dämon bedeutete ihr, sie solle nach links gehen. Dort gab es eine Art Bank, auf die sie sich setzte. Jetzt war sie bis zum Hals im Wasser und es fühlte sich großartig an.

Ihr übernatürlicher Entführer reichte ihr vom Beckenrand aus ein Stück Seife. »Hier, wasche dich gründlich damit, auch die Haare. Moment, warte, komme mit deinem Haupt näher an den Rand.«

Agnes legte den Kopf in den Nacken, sodass der Dämon ihren Hinterkopf erreichen konnte. Der begann sofort damit, ihren dicken, festen Zopf aufzulösen. Das tat er ganz vorsichtig und behutsam, sie spürte kein einziges Ziehen oder Ziepen wie daheim, wenn die Mutter den Zopf aufmachte. Als die Haare offen waren, spielte der Dämon kurz damit, er streichelte darüber, wickelte sie sich lose um die Hand und löste sie wieder. Dabei achtete er peinlich genau darauf, ihre Haut nicht mit seinen Krallen zu berühren und sie damit zu verletzen.

»So, jetzt seife dich gründlich ein, wasche dir auch die Haare und tauche ein paarmal unter. Dieses Wasser wird deinen Körper ein bisschen abhärten für die Dämonenwelt. Wenn du fertig bist, komme ich zurück.« Schon war der Dämon durch die Tür verschwunden.

Agnes roch an der Seife. Die duftete sehr angenehm, wie eine Blüte oder eine Blume, fand sie. Und sie fühlte sich auch sehr gut auf ihrer Haut an. So wusch sich das Mädchen gründlich und ließ keine Stelle ihres Körpers aus. Nachdem sie auch die Haare eingeseift hatte, tauchte sie mehrfach unter und spülte den Seifenschaum wieder ab. Das Wasser fühlte sich immer angenehmer an, je länger sie darin liegen blieb. Es schien sie zu umschmeicheln und zu streicheln, leicht zu kitzeln und auch ein bisschen zu kratzen. Nur so, dass es gerade angenehm war. Agnes fühlte sich wohl und wäre am liebsten stundenlang in diesem wunderbaren, riesigen Bad geblieben.

Die Tür öffnete sich und Z‘ehtar-Veh‘r, der Dämon, betrat den Raum. Er trug einen Krug und zwei Gläser in den Händen. Das stellte er am Beckenrand ab, dann ließ er sich der Länge nach neben dem Wasser nieder, sein Kopf direkt neben dem von Agnes. Sein großer Körper lagerte bequem auf der Seite, die Flügel waren zusammengeklappt und standen über seinen Kopf hinaus.

Agnes betrachtete ihn staunend. Die vier Hörner auf dem Kopf, die riesigen Augen, die Nase, die fast nur aus großen Nüstern zu bestehen schien, der Mund, dem die Reißzähne etwas Gewalttätiges verliehen, und die Lippen, die sanft und weich aussahen. Der Körper des Dämons war dem eines Menschen recht ähnlich, aber die Muskeln schienen wesentlich stärker ausgeprägt zu sein. Die Schuppen seiner Haut leuchteten in diesem dämmrigen Licht und schienen kleine, grünblaue Lichtblitze abzugeben.