Der Edelsteinjäger - Leo Schindler - E-Book

Der Edelsteinjäger E-Book

Leo Schindler

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Beschreibung

Die Jagd nach den Schätzen der Natur, den Edelsteinen Alle Edelsteinminen liegen weitab von jeder Zivilisation, viele im Dschungel, inmitten dampfend schwüler, undurchdringlicher grüner Wildnis. Manche auch in Steppen, die bei Tag glühend heiß, in der Nacht bis auf minus 5 Grad abkühlen, wie die großen Steppen und Wüsten Namibias und Tansanias. Dazu kommen die Gefahren durch die Raubtiere, Löwen, Leoparden und Hyänen, die, wenn die Nahrung knapp wird, auch schon mal die Menschen angreifen. Zu guter Letzt die überall vorkommenden Giftschlangen, die keineswegs das Weite suchen, wenn man in ihre Nähe kommt, sondern immer zubeißen, sobald man ihre Fluchtdistanz unterschreitet. In manchen Ländern kommt noch die Gefahr durch Landminen dazu, wie in Angola, oder durch Banditen, wie in den Bergen von Kolumbien. Es ist die Faszination der Edelsteine, das grüne Feuer der Smaragde, die Hoffnung auf den großen Stein, der Reichtum verspricht, der die Männer dazu bringt, alle Strapazen und Gefahren auf sich zu nehmen.

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Der Autor

1967 begann er ein Studium der Mineralogie an der Universität in Wien. Nach einigen Semestern wurde das Fernweh aber übermächtig und er machte seine erste Reise nach Brasilien. In den Edelsteinminen von Minas Gerais traf er Jakob Sacharny, den Edelsteinpapst von Brasilien, mit dem ihn bald eine tiefe Freundschaft verband. Gemeinsam fuhren sie in den Wintermonaten während der nächsten fünfzehn Jahre bis 1982 zu allen bekannten Edelsteinminen Südamerikas, Afrikas und Asiens.

Nach dem Tod seines Freundes verließ er Brasilien und kaufte eine Edelstein-‐Mine in Simbabwe, dem ehemaligen Rhodesien. Aber schon nach einem Jahr änderte sich die politische Situation, und die Lage für die weiße Bevölkerung wurde so gefährlich, dass er seine Aktivitäten nach Sambia verlegen musste.

Ab 1984 war sein Stützpunkt und auch sein Büro in Lusaka, der Hauptstadt Sambias. Von da aus besuchte er Madagaskar und alle Länder des südlichen Afrikas, in denen Edelsteinvorkommen bekannt wurden. Seit 2008 lebt er wieder in seinem Haus am Rande von Wien.

Vorwort

Es ist mir eine Freude, dieses Buch meinem Freund Jakob Sacharny zu widmen.

Alle Erzählungen basieren auf Begebenheiten und Erlebnissen während meiner langjährigen Tätigkeit als Assistent und Begleiter meines Freundes Jakob Sacharny, der als Chefeinkäufer für eines der größten Edelstein- Handelshäuser der Welt, auf fast allen Kontinenten und Ländern, in denen Edelsteinminen und Vorkommen bekannt sind, unterwegs war. Dass ich ihn dabei begleiten und seine Freundschaft genießen durfte, erfüllt mich noch immer mit großer Dankbarkeit.

Jakob Sacharny war schon zu Lebzeiten eine Legende unter den Edelsteinleuten Brasiliens und bei meinen späteren Reisen durch Brasilien erzählen mir die Älteren, die ihn gekannt haben, heute immer noch viele Geschichten über meinen Freund. In der Zeit, als ich noch mit ihm durch das Land gezogen bin, wurde er von Vielen förmlich verehrt, ob seiner freundlich- lustigen und immer korrekten Art.

Er starb bei einer nicht geglückten Herzoperation in Rio de Janeiro. Die Namen aller sonst vorkommenden Personen und manche Ortsnamen habe ich verändert Bei der Übersetzung der Ausdrücke von fremden Sprachen habe ich mich an die übliche, verständliche Schreibweise gehalten.

Die Jagd nach den Schätzen der Natur, den Edelsteinen

Alle Edelsteinminen liegen weitab von jeder Zivilisation, viele im Dschungel, inmitten dampfend schwüler, undurchdringlicher grüner Wildnis. Manche auch in Steppen, die bei Tag glühend heiß, in der Nacht bis auf minus 5 Grad abkühlen, wie die großen Steppen und Wüsten Namibias und Tansanias. Dazu kommen die Gefahren durch die Raubtiere, Löwen, Leoparden und Hyänen, die wenn die Nahrung knapp wird, auch schon mal die Menschen angreifen. Zu guter Letzt die überall vorkommenden Giftschlangen, die keineswegs das Weite suchen, wenn man in ihre Nähe kommt, sondern immer zubeißen, sobald man ihre Fluchtdistanz unterschreitet. In manchen Ländern kommt noch die Gefahr durch Landminen dazu, wie in Angola, oder durch Banditen, wie in den Bergen von Kolumbien.

Es ist die Faszination der Edelsteine, das grüne Feuer der Smaragde, die Hoffnung auf den großen Stein, der Reichtum verspricht, der die Männer dazu bringt, alle Strapazen und Gefahren auf sich zu nehmen.

ISBN: 9783740708610

Inhaltsverzeichnis

Mein Freund Jakob

Brasilien

AiltonsRubellite

Brasilien

Gupta der Inder

Brasilien

Don Fernando

Kolumbien

Paraiba

Brasilien

Land`s End

Sri Lanka

Die Mandarine vom Kunene

Namibia

Die Blut-Diamanten

Angola

Meine Smaragdmine

Sambia

Jan der Holländer

Brasilien

Der Edelsteinfluss

Tansanien

Frederico Anselm`s Rubin

Tansanien

Die Angst des Piloten

Namibia

Der Löwe von Mosambique

Mosambique

Die Zaubersteine des Orinoco

Brasilien

Dr. Berger

Namibia

Das Löwenland

Simbabwe

Der Diamantendeal

Sambia

Mosambique

Mosambique

Josef aus Brasilien

Brasilien

Morogoro

Tansanien

Madagaskar d.6.Kontinent

Madagaskar

Taita Hill

Kenia

Tansania`s High Lights

Tansanien

Tom der Deutsche

Madagaskar

Diamantina

Brasilien

Joshua

Brasilien

Die Smaragde der Inka

Peru

Kenia`s Rubine

Kenia

Der Abschied

Brasilien

Mein Freund Jakob

Trotz der frühen Morgenstunde war es bereits unerträglich heiß. In der Ankunftshalle des Flughafens von Rio de Janeiro standen die Passagiere und warteten auf die Zollabfertigung. Nach der Jännerkälte Europas litten sie unter der schwülen Hitze, die jede Unterhaltung erstickte.

Es herrschte absolute Stille, jede Bewegung verursachte sofort einen Schweißausbruch, daher versuchte jeder, auch die kleinste Bewegung zu vermeiden.

Von den Zollbeamten war nichts zu sehen, wahrscheinlich waren sie noch beim Frühstück oder hatten beschlossen, heute etwas später mit dem Dienst zu beginnen.

Da öffnete sich eine Tür und herein kam ein Mann, gefolgt von zwei gestikulierenden Männern in Gold beladenen Uniformen - offenbar die leitenden Zollbeamten des Flughafens. Der Mann voran war Mitte fünfzig, groß und sehr hager. Der Tropenanzug schlotterte bei jeder Bewegung um seine Gestalt. Das helle schüttere Haar war durch einen Mittelscheitel in zwei spärliche Hälften streng getrennt. Eine riesige Nase über dem freundlich lächelnden Mund dominierte das Gesicht. Aber seine Augen waren etwas Besonderes, aus ihnen blitzte der Schalk. Die ganze Person strahlte eine Fröhlichkeit und Sympathie aus, die den Raum ausfüllte.

Mein Freund Jakob Sacharny in voller Aktion!!

Er drehte sich kurz zu den beiden Zollbeamten um, zeigte ihnen einen Brief – ich konnte kurz ein Staatswappen erkennen - und überschüttete sie mit einem Schwall von Erklärungen. Dabei deutete er mehrmals auf mich. Die beiden waren sichtlich beeindruckt, und während Jakob mich begrüßte, nahmen die Beiden meine Koffer. Wir gingen an den plötzlich aus dem Nichts aufgetauchten Zöllnern vorbei - der Letzte drückte mir im Vorbeigehen noch schnell einen Stempel in meinen Pass.

Wie gewöhnlich parkte Jakobs Auto genau vor dem Ausgang, mitten im Halteverbot.

„Ich kenne alle Polizisten hier, alles meine Freunde.“ Jakob grinste zufrieden.

„Mein Gott Jakob, was war das eben für eine Show in der Ankunftshalle, und was war das für ein Brief mit einem Staatswappen?“

„Du kannst den Brief gerne sehen, er ist vom Botschafter an mich, manchmal kauft er Smaragde von mir, aber er ist kleinlich, alles ist ihm zu teuer.“

Der Brief begann ganz freundlich:

Lieber Freund Jakob!

Wie immer waren die Smaragde die du mir verkauft hast, viel zu teuer. Wie man mir glaubhaft versicherte, kann ich die gleichen Steine beim teuersten Juwelier in Paris zum halben Preis kaufen. Das würde ich dir ja noch verzeihen, aber dass du meiner Frau aus Paris ein Haarshampoo mitgebracht hast, durch das sich ihre Haare durch das Chlor im Pool grün gefärbt haben, verzeiht dir meine Frau niemals. Die Party, die ich letztens gegeben habe, war deshalb auch sehr lustig. Nur meine Frau hat nicht gelacht. Solltest du es nochmals wagen, die Schwelle meines Hauses zu überschreiten, ist meine Frau wild entschlossen, unsere Hunde auf dich zu hetzen. Aber ich bin überzeugt, dass dich unsere süßen Zwergpinscher nicht zerfleischen werden.

Wir freuen uns auf deinen nächsten Besuch, du liebenswertes Schlitzohr und alter Freund.

Raol

„Mein Gott, Jakob dieser Brief….?“

„Ich habe nur den ersten Teil gelesen, ab der Hälfte wird er immer unfein.“

„Und was hast du den Zöllnern erzählt?“

„Dass dieser Brief vom Botschafter ist - was ja auch stimmt - und er darin die Zollabteilung des Flughafens anweist, dich besonders zuvorkommend, höflich und rasch abzufertigen, da du eine sehr hoch stehende Persönlichkeit bist - der größte Edelsteinexperte deines Landes und Manager des weiblichen Teils des Balletts der Wiener Staatsoper. Das hat sie besonders beeindruckt.“

„Mein Freund Jakob, wenn die Zöllner den Inhalt des Briefes verstanden hätten, hätten sie dich noch im Zollamt erwürgt.“

„Du kannst froh sein und auch ein wenig dankbar, deine Mitreisenden werden dich beneiden, wie die dastehen in ihren verschwitzten Kleidern und auf ihre Zollabfertigung warten.“

Jakob legte irgendeinen Gang ein, ich vermute es war der Dritte, und ruckend und stampfend bog der Wagen um die Ecke, vorbei an zwei verdutzten Polizisten, geradewegs in eine verkehrte Einbahn. Aber wir kamen nicht weit, zwei Verkehrspolizisten versperrten uns den Weg. Eine der riesenhaften Gestalten zerrte Jakob aus dem Auto und umarmte ihn stürmisch, man dachte förmlich das Krachen der Rippen zu hören.

„Auch meine Freunde!“ röchelte Jakob, als ihn der hünenhafte Polizist wieder freigegeben hatte.

„Sie begleiten uns jetzt bis zum Hotel, es ist sicherer, die Leute hier in Brasilien können nicht Auto fahren und vor allem beachten sie keine Verkehrsschilder.“

Und so kamen wir mit Polizeieskorte vor dem Hotel an, was einiges Aufsehen verursachte. Das Hotel Austria war wohl ein Hochhaus, wie die angrenzenden auch, aber so schmal, dass es mir bis heute ein Rätsel ist, wie außer dem Aufzug auch noch Zimmer darin Platz fanden.

Als der Manager sah, dass Jakob ausstieg, lachte er nur: „Alles klar - es ist Jakob - er hat überall Freunde und die wissen, dass man ihn nicht allein auf die Bevölkerung von Rio loslassen kann.“

Ich kannte Jakob schon lange Jahre und wir waren wohl vom ersten Moment an Freunde gewesen. Im Laufe der Zeit wusste jeder von uns, was der Andere gerade dachte und wie er reagieren würde.

Ich glaube es war im Jahr 1937 gewesen, dass Jakob seine Heimat Polen verlassen hatte und mit dem Schiff in Rio de Janeiro angekommen war. Er hatte sich sofort erkundigt, wer denn der reichste Jude in Rio sei. Das war damals, und wohl auch noch heute, Samuel Weis, einer der größten Edelsteinhändler Brasiliens.

Jakob hatte sich vorgestellt als Professor für Edelsteinkunde an der Universität in Warschau und sei nun bereit, für die Firma Weis als Chefeinkäufer zu arbeiten.

Samuel Weis war beeindruckt, übergab ihm einen Koffer mit Cruczeiros und ein Auto, und Jakob fuhr los. Nun entsprach es nicht ganz den Tatsachen, dass Jakob Professor für Edelsteinkunde war. Er war wohl an der Universität in Warschau gewesen, aber als Übersetzer, denn er war ein Sprachgenie und sprach fließend 13 Sprachen, darunter auch Portugiesisch, was ihm in Brasilien sehr zu Gute kam. Von Edelsteinen hatte er so gut wie keine Ahnung. Außerdem hatte er noch ein kleines Problem:

Er war auch etwas farbenblind!

Das waren nicht gerade die idealen Voraussetzungen für den Beruf eines Einkäufers von Farbedelsteinen. Jeder andere wäre unter diesen Umständen für diese Aufgabe absolut ungeeignet gewesen, nur Jakob hatte keinerlei besondere Bedenken.

Legendär waren bald seine Diskussionen mit den Minenbesitzern, wenn es um die Bewertung der Farbe der Steine ging - ein wesentlicher Faktor für den Preis. Und es erstaunte mich immer wieder, mit welcher Leichtigkeit er die Leute davon überzeugte, dass ein absolut roter Stein doch ein wenig blau, gelb oder braun als abwertenden Farbton hatte, was natürlich den Preis herabsetzte.

In all den Jahren, in denen ich mit Edelsteinleuten zu tun hatte, war es aber nur Jakob, dem das mühelos gelang.

Der Beginn seiner Tätigkeit war fulminant und typisch für Jakob:

Eines Tages kam er in ein entlegenes Dorf bei Teofilo Otoni im Norden der Provinz Minas Gerais. Er wollte seinen Proviant im einzigen Laden des Ortes ergänzen. In dem gab es alles, was man in dieser entlegenen Gegend so benötigte. Von Benzin bis zu Salz, Zucker, Mehl, getrockneten Fisch, Nägel, Spiritus für die Lampen, Revolver, Munition, Messer, Beile, Särge, eben alles was man dort so benötigte. In der hintersten Ecke, auf einem schiefen Regal lagerten eine Reihe verstaubter blauer Kristalle, die Jakobs Interesse weckten.

Nachdem er seinen Proviant eingekauft hatte, fragte er beiläufig den Verkäufer nach den Kristallen. Der lachte nur und meinte, die seien nicht viel wert, man finde sie haufenweise unten im Fluss. Jakob kaufte alle Steine und für die Kinder des Dorfes einen Sack mit Süßigkeiten. Diese waren dann die nächsten Tage damit beschäftigt gewesen, am Fluss alle diese komischen blauen Steine aufzusammeln, für die sie von dem lustigen hageren Mann Bonbons bekamen.

Als Jakob mit einem Auto voll der feinsten Aquamarine in Rio ankam, beteiligte ihn Samuel Weis an seiner Firma. Einige Jahre später lernte ich Jakob kennen. Er war bereits eine Legende unter den Edelsteinleuten.

Und ich hatte das Glück, dass ich ihn auf vielen seiner Reisen ins Innere Brasiliens begleiten durfte. So auch diesmal.

Am nächsten Tag ging es los. Wir hatten noch einen Mitreisenden bekommen, Wilfried Manninger, einen beleibten Bierbrauer aus Bayern, der das Land und die Leute abseits der Städte kennen lernen wollte. Na, bei uns war er richtig, hatten wir doch vor, einige Edelsteinminen zu besuchen, und die lagen alle weitab jeder Zivilisation, mitten im Nirgendwo, meist im Dschungel.

Die Topasmine in der Nähe von Ouro Preto erreichten wir nach zwei Tagen. Hier fand man den berühmten, orangefärbigen Topas Imperial. Selbstverständlich war der Minenbesitzer Ramondo ein Freund von Jakob.

„Du kannst mir die Steine einladen, während ich den Caffesino trinke, den mir deine Frau hoffentlich machen wird.“

„Ich mache ja alles für dich, das weißt du auch, selbst wenn du meine Tochter heiraten wolltest, würde ich nicht nein sagen.“

Ramondo grinste aufmunternd.

Nach einemBlick auf die Matrone und einem entsetzten Blick zu mir verneigte sich Jakob galant: „Niemals würde ich deine treue Freundschaft so ausnutzen, es ist ausreichend, wenn du mir einen guten Preis für deine hässlichen Steine machst.“

Während wir zum Auto liefen, ging die Welt unter:

Dicke schwarze Wolken hatten die Sonne verschlungen, und dann - von einer Sekunde zur nächsten - standen wir unter einem Wasserfall. Alle Luftmoleküle hatten sich anscheinend in Wassertropfen verwandelt. Der lehmige Weg wurde unversehens zu einem reißenden Gebirgsfluss.

„Nur mehr der dicke Braumeister kann uns mit seinem Gewicht retten, der Wagen beginnt aufzuschwimmen.“ Jakob grinste anzüglich.

„Na du, mit deiner spindeldürren traurigen Gestalt könntest das natürlich nicht verhindern.“

Das war ein schwerer Fehler des Münchners gewesen, der ohne Zweifel Folgen haben würde. Jakob war überzeugt - wie er bei jeder passenden Gelegenheit behauptete – einer der am besten aussehenden Männer der Provinz Minas Gerais, wenn nicht auch der umliegenden Provinzen zu sein. Er runzelte die Stirn und sann auf Rache. Die Gelegenheit dazu würde sich schon noch bieten.

Ich hatte meinen Platz am Lenkrad dem Braumeister übergeben, der uns fortan mit Schmähungen des Brasilianischen Biers und dem großen Unterschied zwischen dem Bayrischen und dem Brasilianischen Bier nervte. Überhaupt ein Frevel wäre es, die beiden Biere zu vergleichen, das Münchner Bier stünde soweit über allen Bieren weltweit. Und das hiesige Bier, einfach ein untrinkbares Gesöff. Jakobs Stirnrunzeln schwollen an.

Nach dem Regen war es drückend schwül geworden. Die Klimaanlage des Wagens war wohl nicht mehr ganz in Ordnung - bei Jakobs Pflegeeifer kein Wunder- und erzeugte nur wenig Kühlleistung, dafür eine kontinuierliche Serie von Tropfen, die auf der Hose des Braumeisters hässliche braune Rostflecken erzeugten.

Um die Hose zu schonen, zog er diese aus und fuhr in der weißen Unterhose weiter. Aber weiß war auch diese nur kurze Zeit. Einige Kilometer später kamen wir zu einer Polizeikontrolle. Die Straße war abgesperrt. Entweder suchten sie Räuber oder es war ihnen langweilig. Jakob stieg aus und sprach lange mit den Polizisten.

Im wiegenden Gang eines Westernhelden, den Daumen der linken Hand im Gürtel, die Rechte auf dem Knauf seines riesigen Revolvers, kam der schnauzbärtige Polizist langsam näher, und fixierte den Braumeister scharf.

Mit einer herrischen Handbewegung bedeutete er dem Überraschten, auszusteigen.

Da stand der Arme, in seiner weißen Unterhose mit den komischen braunen Flecken, den großen runden Bauch hervorgestreckt, nicht wirklich ein ästhetischer, erfreulicher Anblick.

Mit grimmigem Gesicht und wilden Armbewegungen übergoss der Polizist den immer stärker schwitzenden Braumeister mit einem Schwall bedrohlich klingender Worte.

Jakob übersetzte mit ernstem Gesicht:

Er sagt, du verletzt den öffentlichen Anstand, so wie du hier in Unterhosen mit den Spuren deines Stoffwechsels – er sagt es etwas vulgärer – dastehst. Auf einer öffentlichen Straße, wo jederzeit Frauen und vor allem unschuldige Kinder vorbeikommen können, die wahrscheinlich einen Schock fürs Leben bekommen.

Er glaubt, dass dich der Richter der nächsten Stadt dafür für vier Monate ins Gefängnis sperren wird.

„Mein Gott, Jakob, tu doch etwas, du kannst doch nicht wollen, dass ich ins Gefängnis komme?“

„Ja, mein Mitleid hält sich in Grenzen, für einen Menschen der meine wunderbare Erscheinung und unser brasilianisches Bier so schmäht.“

„Aber Jakob, du hast doch gesagt, ich soll die Hose ausziehen.“

„Aber ich habe nicht gesagt, du sollst so auf die Straße gehen.

Aber jetzt tust du mir leid - es sind schon die Gefängnisse in den Städten schlimm, aber was man sich erzählt über die in der Provinz, das ist fürchterlich. Es gibt nur Bohneneintopf tagtäglich und sehr oft schwimmen tote Käfer und Spinnen darin. Und nur braunes stinkendes Wasser - eigentlich eine Brühe aus dem nahen Fluss - zum Trinken. Aber wir werden dich besuchen, wenn wir einmal in der Nähe sein sollten.

Es wird allerdings nicht so oft sein, in diese verlassene Gegend kommen wir eigentlich nie.“

Ich hatte bereits die größte Mühe, mir das Lachen zu verkneifen, auch der Polizist hustete verdächtig oft. Nur Jakob war todernst und mitfühlend. Aber jetzt war es genug.

„Nur meiner großen Überredungskunst ist es zu verdanken, dass der Polizist von einer Anzeige absieht, falls du ihn bei der nächsten Raststation zu einem Bier einlädst. Selbstverständlich musst du auch ein brasilianisches Bier trinken, sonst ist er beleidigt und das wirst du ja nicht wollen.“

Der Braumeister versprach alles, aber er war sich wohl nicht sicher, ob das alles ein böser Traum, Wirklichkeit, oder eine teuflische Inszenierung von Jakob war.

Jedenfalls schwor er sich, nie mehr etwas Abfälliges über Jakobs Gestalt zu sagen, nicht einmal in dessen Abwesenheit.

Wir übernachteten in Ouro Preto, einer wunderschönen Kleinstadt aus der Zeit der großen Goldfunde am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Zum Dank dafür hatten die damaligen Bürger Kirchen gebaut, und da die Goldfunde sehr reichlich gewesen waren, gibt es nun in Ouro Preto mehr Kirchen als Häuser.

Absolut sehenswert, die Häuser mit ihren reich verzierten Balkonen, die unzähligen Kirchen, die mit runden Kopfsteinen gepflasterten steilen Straßen und die urigen Restaurants in denen es noch den original brasilianischen Spießbraten gibt.

Am nächsten Tag ging es weiter nach Teofilo Otoni eines der Zentren des Aquamarinhandels.

Vor Jahren hatte ich in einem Dorf weiter flussaufwärts ein schlimmes Erlebnis gehabt:

Die Straßen waren damals verschlammt und nur sehr mühsam zu befahren und so war ich froh, endlich ein Dorf zu erreichen, in dem ich eine Unterkunft für die kommende Nacht haben würde.

Man gab mir eine große Hütte, die Wände bestanden aus armdicken Ästen, die Fugen waren mit Lehm verschmiert, das Dach war mit Palmwedeln gedeckt. Die Einrichtung bestand aus einem Bettgestell, ebenfalls aus Ästen gezimmert und mit Heu belegt, sowie aus einem roh gezimmerten Tisch mit einem Sessel in der gegenüber liegenden Ecke.

Ich war müde und schlief sofort ein.

Am nächsten Morgen erwachte ich durch den Lärm eines heftigen Streites. Ich hatte offenbar einen Mitbewohner erhalten. Ein offensichtlich betrunkener, untersetzter Mann mittleren Alters saß am Tisch und stritt sich mit einem Dorfbewohner um den Preis der Aquamarine die der in den Händen hielt.

Dabei fluchte der Betrunkene in der übelsten Art und bedachte den Dorfbewohner mit gemeinsten Schimpfwörtern. Als er dessen Mutter als Hure beschimpfte, die sich schämen sollte einen Sohn wie ihn geboren zu haben, stand der Dorfbewohner auf und verließ die Hütte.

„Sehen Sie, so muss man dieses Pack behandeln, es sind alles dreckige Hurensöhne, die denken sie können einen erfahrenen griechischen Edelsteinhändler übers Ohr hauen.“

Dabei fuchtelte er mit einem silberglänzenden Revolver herum, und nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche.

Er erzählte mir noch von seinen Fahrten im Inneren Brasiliens bis in den Norden nach Bahia, wo es die schönsten Mädchen gibt, die auch noch sehr freundlich und willig seien.

Dann fiel sein Kopf auf den Tisch, er war wohl eingeschlafen - wie ich dachte. Erst als Blut den Tisch überzog und langsam zu Boden tropfte, sah ich beim näher kommen die breite Wunde auf seinem Rücken. Durch einen Spalt in der Wand hatte ihm jemand ein Messer in den Rücken gerammt.

Die Brasilianer sind sehr freundlich und liebenswürdig, wenn man höflich ist. Aber sie sind auch sehr heißblütig und gefährlich, wenn man sie beleidigt.

Von den Dorfbewohnern war niemand zu sehen und so verließ ich schleunigst das Dorf.

Dieses Ereignis lag lange zurück und dieses Dorf wollten wir dieses Mal auch gar nicht besuchen.

Unser nächstes Ziel war Teofilio Otoni.

Der Ort hat etwa 600 Einwohner und davon sind 600 Edelsteinschleifer und Händler.

Wir hatten am Hauptplatz im Cafe Jolanis Station gemacht. Vor unserem Tisch hatte sich eine lange Schlange gestikulierender, rauchender, hoffnungsfroher Händler gebildet. Jakob kaufte den einen oder anderen Stein, während der Braumeister und ich einen Caffesino tranken und die Atmosphäre des Feilschens und Handelns genossen - gewürzt mit Jakobs Sprüchen.

Wieder zurück in Rio begleitete ich Jakob zu Herrn Weis zur Übergabe der eingekauften Steine. Wie jedes Mal ein Ereignis das nach einem erprobten Ritual ablief:

„Lieber Freund Weis, hier bringe ich dir die besten Steine, die ich auf Grund meines unermüdlichen Einsatzes und meines überragenden Könnens für dich eingekauft habe. Du wirst nicht anders können als mir aus Dankbarkeit einen weiteren Teil deiner wertlosen Firma zu übertragen. Ich würde aber vorziehen, einen entsprechend hohen Barbetrag als Provision und Anerkennung meiner hervorragenden Dienste zu bekommen. Warum sagst du nichts?“

„Was soll ich sagen zu diesen minderwertigen hässlichen Steinen, die du dir wieder aufschwatzen hast lassen? Noch so eine Einkaufstour und ich bin ein armer Bettler und werde vor meinem Wolkenkratzer am Boden knien und die Passanten um eine milde Gabe anflehen. Meine Kinder werden verhungern und du bist schuld.“

„Du hast doch gar keine Kinder.“

„Aber ich könnte noch welche bekommen, wenn du mir noch genug zum Essen lässt.“

Bei diesem Stichwort umarmten sie sich zufrieden lächelnd und wir gingen zum Mittagessen ins Restaurant um die nächste Ecke, wo man uns bereits erwartete und alle sich freuten auf die Diskussion zwischen Jakob und Weis, wer denn nun das Essen bezahlen werde.

Ich versuche das Auto wieder flott zu bekommen und mein Freund Jakob hilft mir mit wertvollen Ratschlägen: „ Trödle nicht so herum, gib ordentlich Gas!“

Ailtons Rubellite

Jedes Mal wenn der Name Ailton Mendoza fiel, bekam mein Freund Jakob einen Tobsuchtsanfall und schimpfte und fluchte ganz fürchterlich.

Dabei fing alles ganz friedlich und nett an.

Wir saßen gerade beim Frühstück, Jakob verspeiste mit Hingabe eine Riesenportion Schinken mit Ei, als Ailton Mendoza völlig aufgelöst sich zu uns an den Tisch setzte.

„Jakob, du bist doch mein Freund, du musst mir helfen, sie wollen mich umbringen.“

„Wer will dich umbringen?“

„Die Arbeiter in meiner Mine.“

„Sie werden schon einen guten Grund dafür haben.“

„Jakob, ich bitte dich, du musst mit ihnen reden, dich schätzen sie und dir werden sie glauben!“

„Was werden sie mir glauben?“

„Dass wir wieder Edelsteine in meiner Mine finden werden und ich sie dann auch wieder bezahlen kann.“

„Du schuldest ihnen ihren Lohn und daher bedrohen sie dich?“

„Ja, sie sagen, wenn ich sie nicht bezahle, werden sie mir eine Dynamit Patrone in meinen Hosensack stecken, mit einer ganz kurzen, glimmenden Lunte.“

„Das mache ich auch - mit Leuten die mich beim Frühstück stören.“

Jakob versuchte ein grimmiges Gesicht aber dann fuhren wir doch mit Ailton in dessen Mine.

Nach etwa vier Stunden auf einer Schotterstraße kamen wir auf einen nicht als solchen erkennbaren Weg, der in die Felsen gesprengt, eigentlich nicht befahrbar schien.

Wider Erwarten ohne Absturz kamen wir endlich auf ein größeres Plateau.

Die fünf Minenarbeiter saßen murrend vor dem Stolleneingang, begrüßten dann aber sehr freundlich Jakob, der jedem der Männer die Hand gab.

„Wir haben seit Monaten kein Geld bekommen, Mendoza vertröstet uns nur, aber wovon sollen wir leben, niemand gibt uns etwas auf Kredit, nach so langer Zeit ohne Lohn.“

„Wir wollen uns einmal ansehen, wie die Situation im Stollen ist. Sieht man an den Wänden Anzeichen von Glimmer, der auf einen Pegmatit schließen lässt oder ist nur kompakter Fels zu sehen?“

Wir nahmen unsere Lampen und leuchteten langsam die Wände des Stollens ab. Erst fast am Ende des Stollens sah ich kleine Anzeichen von Glimmer, nicht sehr ausgeprägt, aber eindeutig.

„Ailton, ich denke hier sollte man einen Seitenstollen vortreiben.“

„Senhor Leon, bist du sicher, dass es nicht wieder umsonst ist?“

„Garantie gibt es keine, aber wenn wir es nicht versuchen, werden wir nie wissen, ob sich dahinter nicht doch ein Edelstein - Pegmatit, ein Hohlraum mit Edelsteinen verbirgt.“

„Wenn mein Freund Leon der Meinung ist, dass wir es versuchen sollen, dann bezahle ich deine Arbeiter für die nächste Zeit.“

Jakob war bereits völlig vom Erfolg überzeugt.

Die nächsten Tage, ich glaube es waren zwei Wochen, arbeiteten alle sehr hart, nur Jakob beschränkte seine Mitarbeit darauf, uns gute Ratschläge zu geben und die erschöpften Minenarbeiter mit kleinen Späßen aufzumuntern.

Wir saßen gerade vor dem Stollen und kochten uns das Mittagessen, als einer der Arbeiter aufgeregt aus dem Stollen stürzte.

„Senhor Jakob, kommen sie schnell, da ist ein Loch.“

Wir liefen in den Stollen und was ich da im Schein meiner Lampe sah, war unglaublich.

Ein Hohlraum, etwa zehn Mal fünfzehn Meter groß, öffnete sich hinter dem Loch in der Wand und in der Höhle funkelten blutrote, bis unterarmgroße Rubellit - Kristalle im Schein meiner Lampe. Vor Millionen von Jahren entstanden, leuchteten die Edelsteine an den Wänden und an der Decke,- überall funkelten die roten Kristalle. Der Anblick war einfach überwältigend.

„Ailton, was glaubst du ist dieser Fund wert, sicher einige Millionen Dollar?“

„Heilige Madonna, ich danke dir, ich werde dir auch eine Kerze spenden, das verspreche ich. Und wenn es wirklich der große Fund ist, auch zwei Kerzen, darauf soll es mir nicht ankommen, da bin ich großzügig. Jakob, das verdanke ich alles euch, ohne eure Hilfe hätten meine Verwandten für mich ein Begräbnis in einer Streichholzschachtel machen können, denn mehr wäre von mir nicht übrig geblieben.“

„Jetzt hast du keinen Grund mehr, dir in die Hose zu machen. Fahre lieber ins Dorf und hole Decken, so viele du bekommen kannst, wir müssen sie unterlegen wenn wir die Kristalle von den Wänden stemmen.“ Jakob sagte tatsächlich „ wir“ als er vom Stemmen sprach. Aber ich nehme jede Wette an, dass er noch nie in seinem Leben einen Hammer oder ein Stemmeisen in der Hand gehabt hat.

Wir waren alle in Hochstimmung und so verging die Woche, die wir brauchten um alles vorsichtig zu bergen, wie im Fluge.

Auf geheimnisvolle Weise hatte sich die Kunde vom Fund des Jahrhunderts schnell weltweit herumgesprochen, und dann wurde es richtig hektisch:

Die bedeutendsten Mineralienhändler Amerikas, Japans, Frankreichs, Deutschlands, Italiens, Spaniens, schickten ihre Einkäufer, einige der bekanntesten Sammler kamen in ihren Privatjets und die größten Museen der Welt sandten ihre Kuratoren.

Die Japaner kamen in Zehnergruppen, die Amerikaner mit einem Koffer voll Dollarnoten, die Deutschen mit Schecks, bestätigt von der Deutschen Bank, die Franzosen mit ihren Freundinnen, die Italiener mit Ehefrau und Freundin, die Spanier mit ihrem Stolz.

Und alle kauften, ließen ihr Geld da und nahmen die Steine mit.

Nur für uns Edelsteinhändler waren die Kristalle nicht klar genug. Es waren wunderschöne Kristalle, Zeugnisse der Natur und das Wunderihre geheimnisvolle Entstehung im Inneren der Erde vor geologischen Zeiträumen, aber es waren keine reinen, schleifbaren Qualitäten. Es waren wunderschöne, für Sammler und Museen wertvolle Schaustücke. Und von diesen auch sehr begehrt und teuer bezahlt.

Irgendwann waren die Scharen der Käufer alle wieder weg und Ailton machte Kassa.

Und zu seiner Überraschung hatte er über fünfzehn Millionen Dollar auf seinem Bankkonto.

Um den unglaublichen Erfolg zu feiern, lud er Jakob und mich in sein Haus.

„Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mich bei euch zu bedanken. Schließlich habt ihr auch ein wenig zum Erfolg beigetragen. Ich wollte euch einen größeren Kristall geben, aber wie ihr seht, es ist alles verkauft. Ihr werdet verstehen, dass ich euch somit nichts geben kann. Aber wenn ich das nächste Mal wieder etwas finde, verspreche ich euch, werdet ihr ein schönes Stück bekommen.“

Der Ärger schnürte mir die Kehle zu, nicht aber Jakob.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein, wir haben fünf Wochen für dich geschuftet, ohne den Hinweis von Leon hättest du überhaupt nichts gefunden und was deine Leute dann mit dir gemacht hätten, weist du ganz genau.

Wenn du wieder Hilfe von uns brauchst, rate ich dir, uns ja nicht zu fragen. Denn dann wäre es mir ein Vergnügen, dir eine Dynamitpatrone mit ganz kurzer Lunte in den Hintern zu stecken.“

Wir fuhren noch am selben Tag weiter, denn wir hatten noch einige Minen zu besuchen und schließlich mussten wir die verlorene Zeit einholen.

In der folgenden Zeit gab es in der Familie von Ailton Mendoza schlimmen Streit. Seine Schwester hatte auf ihr Haus einen größeren Kredit aufgenommen, um ihrem Bruder über die Zeit zu helfen, in der seine Mine nichts produzierte. Dieses Geld verlangte sie nun zurück, um den Kredit bezahlen zu können. Aber Ailton erfand immer neue Ausreden, um nicht bezahlen zu müssen. Schließlich kam der Tag, an dem die Bank das Haus der Schwester versteigern wollte. Da ging ihr Mann in den Keller, holte das Gewehr seines Vaters und schoss seinem Schwager ein Loch in die Brust, genau dort wo das Herz ist.

In Mendozas Mine

Er kam ins Gefängnis in der Stadt, dort war er aber nicht lang.

Es kam zu einer Gerichtsverhandlung und da wurde festgestellt, dass der Täter in begreiflichem Ärger und wahrscheinlich auch in momentaner Unzurechnungsfähigkeit den Schuss auf seinen Schwager abgegeben hat und wie er auch glaubwürdig aussagte, gar nicht in der Absicht zu töten, nein, er wollte seinen Schwager nur in Angst versetzen, um ihn zur Rückzahlung des geliehenen Geldes zu bewegen. Durch ein Versehen, oder auch durch ein technisches Gebrechen des alten Gewehres habe sich ungewollt ein Schuss gelöst. Das müsse doch auch für jedermann einleuchtend sein.

So wurde der Spruch des Richters verlesen. Der Freispruch für den Täter war nur mehr Formsache.

Er wurde nach einigen Tagen entlassen.

Auffallend war nur, dass der Richter und auch der Polizeichef sich im gleichen Jahr, neue schöne Häuser bauten, und Ailtons Schwester baute sich mit ihrem Mann ebenfalls ein neues Haus. Das Erbe des Ailton war groß genug für alle. Aber davon abgesehen, gab es noch etwas, das uns nicht gefiel:

Ich hatte noch im Ohr, was der Schwager schrie, als er neben der Leiche von Ailton Mendoza verhaftet wurde:

„So rot wie dein Blut waren auch die Kristalle in deiner Mine, jetzt hast du beides verloren und genau das hast du verdient…..“

Und langsam kamen uns Bedenken. War es wirklich so gewesen, dass Ailton seiner Schwester die Rückzahlung des geliehenen Geldes verweigert hatte? Oder wollte der Schwager mehr? Hatte er Ailtons Ruf, sehr geizig zu sein, ausgenützt und alles inszeniert um an das ganze Geld zu kommen? Hat er ihn kaltblütig erschossen im Wissen, dass er nicht lange im Gefängnis sein würde, weil er doch mit dem Polizeichef und dem Richter gut befreundet war. Jedes Mal, wenn wir in der Stadt sind, laden uns Ailtons Schwager und Schwester ein, aber wir lehnen immer ab. Und Jakob hat aufgehört zu schimpfen und zu fluchen, wenn der Name Ailton Mendoza fällt.

Ailton Mendoza

Gupta der Inder

„Jakob, wieso sind die Reifen deines Wagens noch immer so abgefahren? Du wolltest doch neue Gummi montieren lassen?

Jedenfalls können wir so nicht auf die Reise gehen, wir haben eine weite Strecke vor uns und so fahre ich nicht.“

„ Jonas, der Reifenhändler hat mir nur die Voraus-Rechnung geschickt, aber keine neuen Reifen montiert.“ Jakob versuchte einen vorwurfsvollen Blick.

„ Na komm, wir fahren zu Jonas.“ Ich konnte mir schon vorstellen was los war.

„ Einen Fehler mache ich nur einmal. Dein Freund Jakob soll dir erzählen, warum ich ihm keine neuen Reifen montiert habe!

Nachdem er meine Rechnung ein Jahr lang nicht bezahlt hatte - was ich ihm noch verziehen hätte - kam er jetzt und reklamierte, warum ich für diese abgefahrenen Reifen so viel Geld verlange!

Dabei zeigte er auf die ein Jahr alten und wirklich abgefahrenen Reifen. Er hat mich in meiner Ehre als Reifenhändler beleidigt.“

Jonas wirkte beleidigt, konnte aber ein Grinsen nicht ganz unterdrücken. Jakob versuchte ein schuldbewusstes Gesicht.

„ Und wenn ich dir die neuen Reifen jetzt gleich bezahle, ist dann deine Ehre wieder hergestellt?“ Ich hielt ihm das Geld hin und konnte ein Lächeln auch nicht unterdrücken. Jakobs Ideen waren nicht umsonst in ganz Brasilien berüchtigt, aber niemand war ihm böse, ganz im Gegenteil, alle hatten ihn gern und schätzten ihn. Es lag an seiner unglaublich liebenswerten Art, an seinem Charme und seinem Witz.

Am nächsten Tag fuhren wir los, das heißt, ich fuhr, denn Jakob konnte seine Brillen nicht finden. Etwas Ähnliches hatte ich erwartet.

Wir wollten nach Carnaiba, dort hatte man angeblich sehr schöne Smaragde gefunden. Ein neues Vorkommen.

Am Weg dorthin machten wir Halt in Nova Era, einer kleinen Stadt am Eingang eines Tales in dem man ebenfalls Smaragde schürfte. Wir beschlossen, hier zu übernachten, das kleine Hotel machte einen sauberen Eindruck.

Nach dem Abendessen kam Ernesto, ein alter Freund Jakobs an unseren Tisch.

„ Nur weil du es bist und weil ich dich liebe, werde ich dir diesen Smaragd verkaufen, es ist der schönste Stein den du jemals in deinem Leben gesehen hast.“

Ernesto legte einen sehr großen aber schlechten Smaragd auf den Tisch.

„ Das ist einer der hässlichsten Steine den ich jemals gesehen habe.“ Jakob drehte den Stein um und verzog angewidert sein Gesicht.

„ Jakob, du musst den Stein schleifen lassen und du wirst sehen, wie schön der wird.“

„ Der Stein ist nach dem Schleifen nur als Briefbeschwerer zu gebrauchen.“

„ Jakob, du machst einen großen Fehler, der Stein macht dich zu einem reichen Mann, die schönsten Frauen von Rio werden dich umschwärmen.“