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In "Tatiana. Eine Liebesgeschichte unter Emigranten" könnte doch eigentlich alles so klar und einfach sein. Egbert von Kranebitter, mit seiner Familie aus dem Baltikum nach Berlin geflohen, hat Irma geheiratet, die ebenfalls einer baltischen Familie entstammt. Man lebt zusammengepfercht in Berlin, Egbert hat aber zügig nach seinem Studium eine Anstellung bekommen und er hat Irma gefunden. Wenn da nicht auf einmal in Berlin die geheimnisvolle, reizvolle, jeglichen Rahmen sprengende Tatiana auftauchen würde, die Egbert kurz zuvor zufällig in Zürich kennengelernt hat. Und jetzt wird geliebt, gezögert, dann wieder versucht, die Dinge ausgesprochen und doch wieder nicht. Die Situation spitzt sich zu, als es für Irma bald nicht mehr zu bezweifeln ist, dass Egbert in eine "Weibergeschichte" verwickelt ist. – In "Der Eine und der Andere" begibt sich Regierungsrat Dr. Lüdecke von Berlin aus in das kleine Ostseebad. Er muss Abstand nehmen von den Ereignissen in der Hauptstadt, im Zuge deren die von ihm geliebte Karoline den Tod gefunden hat.-
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Seitenzahl: 251
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Walther von Hollander
Zwei kleine Romane
Saga
Der Eine und der Andere
© 1925 Walther von Hollander
Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen
All rights reserved
ISBN: 9788711474532
1. Ebook-Auflage, 2016
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.
SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com
Eine Liebesgeschichte unter Emigranten
Es ist eigentlich ein Rätsel, wie es den Tausenden von Emigranten, die in den Jahren 1918 und 1919 in das vollgestopfte Berlin flüchteten, gelingen konnte, ein Unterkommen zu finden. Aber es hat doch wohl selten einer in den Asylen oder unter den Stadtbahnbögen schlafen müssen. Die meisten erwischten nach ganz kurzer Zeit einen behelfsmässigen Unterschlupf, und nach Ablauf spätestens eines halben Jahres hatte sich auch der Durchschnitt in irgendeiner Form einer Wohnung oder einer halben Wohnung bemächtigt. Da hauste man zwar eng und bedrängt, aber man hatte „doch wenigstens vier Wände um sich“, die man mit ein paar geretteten Familienbildern behängen konnte und zwischen denen besonders die ältere Generation mit rührender Geduld und Ausdauer bemüht war, den für immer abgerissenen Faden der Tradition fortzuspinnen.
Man legte den grössten Wert darauf, den äusseren Lebensstil, so sehr es gehen mochte, den früheren Lebensgewohnheiten anzugleichen. Zumeist kam dabei nur heraus, dass man immer und immer wieder sich des schmerzlichen Unterschiedes bewusst werden musste, und das hat dann jene merkwürdige Emigrantenmischung hervorgebracht: viel Hochmut, ein bisschen Angst, ein bisschen Scham, ein bisschen Hunger und Begehrlichkeit und das Ganze gewissermassen auf Eis gelegt oder besser hoffnungslos eingefroren.
Die Familie v. Kranebitter gehörte dem baltischen Teil der Emigranten an, die es sprachlich leichter hatten als ihre russischen Leidensgenossen. Dafür hatten sie schwer an der Enttäuschung zu tragen, dass sie „im Reiche“ mehr als lästige Bettler denn als Mitbürger behandelt wurden (über Schuld und Nichtschuld der Balten und der Reichsdeutschen sei in diesem Zusammenhange geschwiegen), und ausserdem wurden sie in den ersten zwei Jahren ständig von der Angst gequält, es könne sich auch in Deutschland der Bolschewismus festsetzen, der ihnen in der Fremde und in der Wiederholung noch schrecklicher erschien als in der Heimat.
v. Kranebitters waren an einem frostkalten Januartage des Jahres 1919 in Berlin angekommen. Da die beiden ältesten Söhne Paul und Bernhard v. Kranebitter unter Awalow-Bermont in der Weissen Armee kämpften (später liessen sie sich als Siedler in der Ukraine nieder), da Jula, die einzige Tochter, mit ihrem Manne, dem praktischen Arzt Kröger, schon im November 1918 vorausgeflohen war, bestand die ankommende Familie ausser unserem Egbert v. Kranebitter nur noch aus seiner Mutter, der fünfundsechzig-jährigen Frau Emma v. Kranebitter, geborenen v. Holl, und ihrer siebzig Jahre alten Schwester, dem Fräulein Lisa v. Holl. Die Unzertrennlichkeit dieser beiden Schwestern war sprichwörtlich. Hatten sie doch, abgesehen von den beiden ersten Ehejahren der Kranebitters, ihr ganzes Leben miteinander verbracht, so zwar, dass Frau v. Kranebitter immer zu ihrer älteren Schwester aufblickte und sie in jeder Angelegenheit um Rat anging, wodurch dann die Familie einem nicht immer bequemen Orakel unterworfen war. „Tante Lisa meint ...,“ das hiess nichts anderes als: eine Sache wird so und so gemacht; und man muss zugeben, dass Fräulein v. Holls Meinungen meistens klüger und sachlicher waren als die Klarlegungen gewichtiger Männer der Familie. Etwas zu häufig rühmte sie die „Hollsche“ Intelligenz, der gegenüber die „Kranebittersche“ Schwerfälligkeit besonders peinigend wirkte.
Kurzum: da Egbert v. Kranebitter bei der Ankunft in Berlin erst einundzwanzig Jahre zählte – ein bei den Balten noch nicht sehr angesehenes Alter – musste Fräulein Lisa v. Holl durchaus als das Haupt der kleinen Familie gelten, die nun mit geringen Erwartungen und einem noch geringeren Barvermögen die verwirrte und verarmte Hauptstadt der deutschen Republik betrat. Und es war bezeichnend für den Vermögensstand der Flüchtlinge, dass das erste Wort auf dem Bahnsteig nicht den wartenden Verwandten und Bekannten galt, sondern eine Unisonofrage war: „Habt ihr noch?“ Dabei fassten sie alle drei vorsichtig auf ihrer Brust umher, um festzustellen, dass da die Leinenbeutel noch hingen, die einen Teil des Familien schmuckes enthielten. Man war so – stellte Tante Lisa aufatmend fest – für die erste Zeit vor dem Schlimmsten sicher.
Die ersten drei Monate brachte man bei Krögers zu. Mutter und Tochter schliefen in einem Bett, Egbert und sein Schwager Kröger in einem anderen Bett, während Tante Lisa auf einer „Couchette“ im Speisezimmer übernachtete, einer knochenharten Lagerstatt, der das alte Fräulein aber noch härtere Knochen entgegensetzte. Schlimmer als diese Enge war die unausweichliche Klarheit, mit der man nun die geringen Aussichten der Gegenwart und Zukunft übersah, und besonders quälend für die ohnehin überanstrengten Nerven war der pausenlos dauernde Streit zwischen Egbert und seiner Schwester. Hier konnte man von einer „natürlichen Abneigung“ sprechen. Denn diese Geschwister hatten wohl in ihrem ganzen Leben sich gegenseitig kein freundliches Wort gegönnt. Ja, diese Abneigung war gewissermassen sakrosankt, und weder Mutter noch Tante bemühten sich, hier eine Änderung herbeizuführen oder auch nur einen Waffenstillstand anzubahnen.
Man war aber jedenfalls schon aus diesem Grunde froh, dass Fräulein v. Holl im März eine Dreizimmerwohnung ausfindig machte, deren Inhaberin, ein Fräulein Wilke, sich gegen freie Station und ein Taschengeld in das kleinste Zimmer zurückzog, während ein grosses Zimmer, das Berliner Zimmer und eine kleine Kammer, die nach dem Hof zu ging, der Familie v. Kranebitter überlassen blieben.
Die Wohnung lag in der Courbièrestrasse, einer der dunkelsten und unwirtlichsten Strassen im alten Westen, die mit ihren schmutzigen und verwahrlosten Ziegelhäusern schon sehr früh die Spuren der Inflation zeigte. Um zu der Wohnung zu gelangen, musste man den ganz von Häusern umschlossenen Hof überqueren, in dem Wielands Büste unter dem Schatten einer mageren Trauerweide langsam verrusste, musste in einem durch bunte Scheiben künstlich verdunkelten Flur zwei recht ausgetretene Treppen hinauf und gelangte schliesslich nach heftigem Klopfen (die Klingel funktionierte eigentlich nie) in die Wohnung.
In der Wohnung selbst fehlte vor allem das elektrische Licht, das man „bei uns in Schledden“ gerade angelegt hatte, als der Krieg kam. Es fehlte das Bad, das in Schledden auch gefehlt hatte, es fehlte ein ordentliches Bett für Egbert, der auf einem wackligen und viel zu kurzen Diwan schlafen musste, und es fehlte nicht an Streitigkeiten mit Fräulein Wilke, der vor allem die baltische Küche nicht zusagte und die ihrem gepressten Herzen in unverfälschtem Berlinisch sowie ihrem gepressten Magen in unverfälschten Naturlauten Luft machte. Das alte Fräulein v. Holl musste oft seufzend zugeben, dass man mit dem baltischen Dialekt gegen die „Berlinerin“ nicht ankäme. Im ganzen aber und vor allem im Vergleich mit vielen ihrer Landsleute, ja sogar mit vielen Reichsdeutschen, konnten die beiden alten Damen mit ihrer Unterkunft schon zusrieden sein, und wenn auch ihr Schlafzimmer beinahe ebenso trostlos war wie Egberts Kammer, so war doch das Berliner Zimmer, aus dem sie einen Arbeits- und Empfangsraum gemacht hatten, recht gemütlich. Ja, die Kranebitterschen „Jourfixe“, an denen als städtischer Notwendigkeit man eisern festhielt, waren wegen dieser Gemütlichkeit stets überfüllt.
Schwieriger als die Wohnungsbeschaffung war für die kleine Familie die Beschaffung eines einigermassen ausreichenden Einkommens, und im ersten Jahre lebte man grösstenteils vom Verkauf des Schmucks, wenn auch Egbert hier und da aus dem Ertrag gelegentlicher Arbeit oder Fräulein v. Holl aus dem Verkauf einer ihrer berühmten Knüpfarbeiten etwas beisteuern konnten.
Egbert hatte von Anfang an seine Ingenieurstudien wieder aufgenommen, und er brachte sie, trotzdem er vielfach durch Verdienenmüssen abgelenkt wurde und in seiner Kammer, wie er einmal meinte, nicht so viel Platz war, eine Buchseite umzublättern, ungewöhnlich schnell zu einem guten Abschluss. Tante Lisa nahm diesen Erfolg natürlich ganz für die „Hollsche Intelligenz“ in Anspruch, aber Egbert – mochte er nun an seinem Examenstage ein wenig überreizt sein, oder mochte er im Anfang eines Selbstbewusstseins stehen – wies sie ziemlich heftig zurecht, indem er, auf das Bild seines Vaters, des alten Oskar v. Kranebitter, weisend, dessen Zähigkeit als sein eigentliches Vorbild rühmte.
Dieser Vorfall verdient deshalb hervorgehoben zu werden, weil Egbert von diesem Augenblick an seine Tante aus der Herrschaft gedrängt und die Zügel des Haushalts in feste Hände genommen hatte.
Bereits Ende 1920 hatte Egbert eine Stellung bei der V. E. G., die zwar im Grunde miserabel bezahlt war, deren Einkünfte aber für die bereits stark eingeschränkten Bedürfnisse der Drei vollauf genügten.
Für Egbert lief nun das Leben zwischen seinem Bureau und seiner Kammer eintönig hin und her; die einzige Abwechslung bestand aus einigen Besuchen, die man machte und bekam, und ab und zu in einem Feste der baltischen Kolonie, das stets traditionell und langweilig war und für Egbert gewöhnlich in einem mehr oder minder heftigen Rausch endete. Diesen Rausch sahen die beiden alten Damen beinahe gern. Denn sie fühlten es natürlich genau, dass das Leben Egberts für einen so jungen Menschen nicht gerade erfreulich sei und dass er sich darum an irgendeiner Stelle austoben müsse. Und so war der schon allen bekannte Schluss dieser Feste immer, dass die beiden Alten Egbert unter den Arm nahmen und, ihn streng zwischen sich haltend, sein Gegreine, Gelache und Gelalle über sich ergehen liessen, Frau v. Kranebitter mit einem Lächeln zwischen Angst und Übermüdung, Fräulein v. Holl mit einem gleichmütigen, vielleicht manchmal grimmigen Humor.
Was Egbert in den Jahren 1921 bis 1923 sonst trieb, war ihm später nicht ganz klar. Aber dieses Schicksal teilte er ja mit der Mehrzahl der Deutschen, die stets mit einem Papierfetzen in der Hand, dessen Wert sich oft von Minute zu Minute verringerte, hinter ihrer Nahrung herrannten und ein Leben führten, dessen Spannung und Angst ganz nach aussen getreten war. So lebte auch Egbert. Er ging seiner Arbeit nach, die ihm vollständig gleichgültig war und die er so sehr beherrschte, dass er seinen Beruf reibungslos erledigen konnte. Und innen? Was ging innen vor? Er wusste es nicht. Er wohnte in einer dunklen Kammer, deren Tapeten langsam abbröckelten. Abends, bis spät in die Nacht sang das Gas über seinem Kopfkissen, und er lag, langsam und bedächtig in einem Buche blätternd, im Bett, rauchte unzählige Zigaretten, die er zuvor sorglich gestopft hatte, oder starrte auch nur verbohrt und verbissen vor sich hin. Vielleicht, wenn er sich dann einmal im Spiegel gesehen hätte, wäre er erschreckt aufgefahren.
Denn von der Stirn her, die wie ein Vorhang nach unten zu zusammengezogen war, fielen Schatten wie Flecke auf sein Gesicht, auf die hohen Backenknochen und auf die Wangen, die sich nach innen schmiegten. Selbst die Lippen, über die ein weicher und langer Chinesenschnurrbart gemalt schien, waren oft ganz grau.
Gegen Ende des Jahres 1923 richtete sich die Aufmerksamkeit der Familie v. Kranebitter auf die jüngste der Baronessen Schell, auf die kleine, wegen ihres langen, blonden Haares berühmte Irma. Egbert dachte natürlich die ganze Zeit, dass allein seine Aufmerksamkeit erregt sei, dass er allein den Gedanken an eine Verheiratung mit allen Fürs und Widers erwäge. In Wirklichkeit hatten zunächst Mutter und Tante in ausführlichen Gesprächen der langen Vormittage jede Einzelheit hin und her überlegt. Es war dann schliesslich die alte Baronin Schell, eine fortwährend hüstelnde, Bonbon lutschende, asthmatische Dame („offen gesagt,“ meinte Tante Lisa Holl, „ein scheussliches, altes Weib“) hinzugezogen worden, und man hatte sich schliesslich nach langem Hin und Her auf die Formel geeinigt, dass man „den Dingen ihren Lauf lassen wolle“. Das bedeutete, man würde auf jede Weise eine Verbindung fördern, an der unter den gegebenen Umständen nichts auszusetzen war, und es kam wirklich in dem Kranebitterschen Haushalt zu häufigen Hinweisen auf das leichtere Los des Ehemannes und die Vorzüge der Baronesse Irma.
Egbert konnte diese Vorzüge eigentlich nicht entdecken. Gewiss: das königinblonde Haar war sehr stark und übermässig lang. Man hatte sogar einmal auf einem Jourfix der Irma die Haare gelöst, obwohl sie sich heftig dagegen sträubte. Da konnte man sehen, dass die Haare wirklich fast bis zu den Hacken reichten und genügend dicht waren, um die kleine Person ganz einzuhüllen. Egbert hatte damals eher Mitleid als Bewunderung empfunden.
Ja und sonst? Sehr reizvoll war eigentlich nur noch ihr zartes, dünnes Stimmchen. Sie sprach immer ganz leise und so hoch, dass man stets fürchten musste, die nächsten Töne würden abbrechen. Mancher hätte wohl noch die Hände und Füsse bewundert, die, obwohl ein wenig leblos, eine ungemein feine Gliederung zeigten. Gesicht und Körper waren klein und unbesonders. Die Haut blieb meist grau und schlaff. Kurz, sie war eines jener Zuchtprodukte, die am Ende der Zuchtreihe stehn, an denen aber das Gesamtresultat nicht mehr stimmt. Diese Art Mensch ist fast immer zu grosser, persönlicher Leistung oder zu frühzeitigem Untergang bestimmt. Rassemässig ist keine Leistung mehr möglich.
Etwas gab es übrigens doch, wodurch Egbert angezogen wurde. Das war eine melancholische Heiterkeit, ein lächelndes und leichtes Sichfügen, das sich wohltätig gegen alle die verschrobene und verschluckte Bitterkeit abhob, die man sonst naturgemäss unter den Emigranten fand.
Es schien ihm doch sehr erregend, dass da jemand war, der auch die unangenehmsten Dinge als gegeben ansah und aus unscheinbaren Vorkommnissen Freuden zog, ohne sofort Jetziges mit Früherem zu vergleichen.
Damit begann seine Zuneigung, und damit war alles andre für ihn gegeben. Das war natürlich nichts Aufregendes, nichts Gigantisches, ja nicht einmal etwas Beunruhigendes oder Zwangsmässiges. Aber er hatte auch nie geglaubt, dass die Liebe Ähnlichkeit habe mit den Gebilden der Dichter oder mit dem Gerede der Menschen. Das würde ja wohl ebenso ein Schwindel sein, wie alles, was er auf dem Wege von der Kindheit zur Mannbarkeit in die Hände bekommen hatte, anders war, kühler, einfacher, zuweilen auch tiefer, als man es ihm gesagt hatte. Jedenfalls vollzogen sich Verlobung, Brautzeit und die ersten Ehemonate, was die beiden Nächstbeteiligten betraf, nahezu ohne Phrase und ohne jede überflüssige Tüftelei. Es war natürlich merkwürdig, dass nun in der Kammer Egberts, am Ende seines Diwans, ein Bett stand, in dem „sehr viel Haar und ein bisschen Frau“ lagen, es war komisch, dass zuweilen in der Nacht sich ein kleines warmes Körperchen an den Riesenkerl schmiegte, und es war für Egbert auch manchmal beunruhigend, wenn er inmitten seiner nächtlichen Grübeleien plötzlich einen prüfenden Blick auf sein Gesicht gerichtet fühlte oder an dem unterdrückten Husten merkte, dass er einmal wieder das Zimmer bis zur Unerträglichkeit vollgedampft hatte. Es konnte dann natürlich vorkommen, dass er ein wenig ungeduldig wurde, das Licht schnell auslöschte oder das Fenster heftig aufriss und sich einzureden versuchte, dass es eben doch ein Unsinn sei, unter solchen Umständen zu heiraten, ja, dass er es besser gehabt habe, als er in seiner Kammer noch unumschränkt herrschte. Aber dann musste er sich doch wieder über das Lächeln seiner Frau freuen, wenn sie ihn von unten anblinzte, oder über ein Streicheln, das zaghaft an den Rippen anfing, um ihm blitzgeschwind über Gesicht und Wuschelkopf zu fahren.
Gesprochen wurde von den Eheleuten sehr wenig, und ihre Beziehungen hätten sie untereinander gar nicht zu benennen vermocht. Manchmal lachte Irma, wenn sie allein war, lachte leise und herzlich darüber, dass man Egbert und sie nun allgemein als Mann und Frau ansah, ansprach, ja respektierte. Wie merkwürdig: Nach so viel „vorläufig“, „einstweilen“, und „als noch“ sollte das Gegenwärtige schon etwas bedeuten!
Das Leben ging so seinen Gang. Das Frühjahr 1924 brachte zu der unerträglichen Kälte, die weit bis in den April hinein dauerte, auch noch die Angst um v. Kranebitters Stellung. Es fanden überall sehr weitgehende Entlassungen statt, und am fünfzehnten jeden Monats fassen die drei Frauen angstvoll in ihren engen Zimmern umher und warteten auf den heimkehrenden Egbert. Aber der kam immer mit derselben gleichmütigen Undurchdringlichkeit (die nun mal zu den Berufsmännern gehört), hängte seinen Hut an den Haken, streifte sorgsam die Handschuhe ab, zog den Mantel langsam aus und setzte sich sofort zu Tisch. Manchmal konnte es dann die alte Frau v. Kranebitter nicht mehr aushalten und fragte, ob alles in Ordnung sei. Meist aber warteten alle drei geduldig, bis Egbert mit der Sprache herausrückte.
Nun, man kam um alle diese Klippen herum. Merkwürdigerweise wurde Kranebitter sogar in eine bessere Stellung versetzt, eine Tatsache, die niemanden mehr erstaunte als ihn selbst. Unerfindlich, wie man darauf kam! Er hatte jetzt eine Art Repräsentationsposten inne, zu dem ihn wohl sein Name, aber nicht seine Kleidung und auch nicht sein etwas stöckriges Benehmen befähigte.
Er fühlte sich zuerst sehr unbehaglich dabei, war ein paar Tage zu Hause grenzenlos gereizt und unliebenswürdig und gewöhnte sich dann. Er machte seine Sache sogar vorzüglich. Aber er wusste das nicht. Wer hätte ihm das auch wohl sagen sollen? Die Direktoren hüteten sich, ihn zu loben, weil sie glaubten, sie würden die ausgezeichnete Kraft dann nicht so billig behalten können, und die Frauen zu Hause verstanden und wussten von seiner Tätigkeit so viel wie ein Deutscher von Politik.
In den Oktober 1924 fiel v. Kranebitters Reise nach Zürich. Das kam ganz plötzlich. Von heute auf morgen musste er reisen. Pass und Visum waren durch die Empfehlung des Werkes in einem Tage besorgt worden, und Kranebitter fuhr abends mit einer Aktentasche der Direktion, in einem binnen vierundzwanzig Stunden auf Geschäftsunkosten gefertigten Anzug und Mantel, mit einem bis ins Kleinste durchgesprochenen Auftrag, ab.
Wie er so am Fenster des Zweiterklasseabteils lehnte, den schwarzen, kleinen Hut etwas schief in die Stirn gedrückt, den Kragen so hoch geschlagen, dass gerade noch die ewige Zigarette hinausschauen konnte, ähnelte er, wie Frau v. Kranebitter gerührt feststellte, ganz genau seinem seligen Vater. Tante Lisa, die gleichfalls voll Stolz auf den „fixen Jungen“ sah, blieb auch in diesem Augenblick dabei, dass das lange schmale Gesicht der Hollschen Familie zuzuschreiben sei, während die kleine Irma, die heute zum ersten Male ein kleines, schwarzes Seidenhütchen aufhatte, um das sich einige sparsame Reiherfedern in bizarren Linien sträubten, ihr Gesichtchen angestrengt zu ihrem Mann aufgeschlagen hielt und ihn in der seltsamen Mischung aus Frage und Bereitschaft, aus Lächeln und Fremdheit anschaute, mit der sie immer bei ihm war.
Seltsamerweise stieg Egbert, als die Schaffner bereits mit den Türen zu klappen begannen, noch aus dem Wagen, hob Irma hoch und hielt sie lange und sanft an seiner Brust. Das war bei diesem Menschen, der jede Zärtlichkeit in Gegenwart Dritter verabscheute, ein ganz ungewöhnlicher Vorgang. Tante Lisa wandte sich auch errötend ab und vergass beinahe zu winken. Ihr Taschentuch begann erst zu flattern, als der Zug sich um die erste Ecke krümmte.
Die drei gingen dann zu Fuss nach Hause. Erstens sparte man Geld. Dann aber war dieser Abend von sommerlicher Milde. Bei Josty sassen die Menschen dicht gedrängt im Freien, und in der Tiergartenstrasse schnurrten die offenen Autos über den blanken Asphalt, klapperten die alten Spazierfahrtdroschken, schob sich eine Schlange von Menschen in die Alleen, die nach warmem Nebel und erstem Laubfall rochen.
Irma fühlte sich zum ersten Male in ihrem Leben glücklich. So war also doch mehr an der Liebe dran, als sie vermutet hatte! Wie warm konnte ein Herz klopfen! „Nun fährt er schon“, murmelten die beiden Alten andächtig und nahmen Irma in die Mitte.
Zu Hause zog sich Irma sofort zurück. Sie legte sich aus Spass heute nicht in ihr Bett, sondern richtete mühsam Egberts Lager her, legte sich ihr Kissen noch auf Egberts Kissen und lag so, den Kopf sehr hoch gestützt, eine ganze Weile im Hellen. Sie konnte beim besten Willen nicht schlafen. Es war so wehmütig allein und doch wieder auch schön. Es fehlte etwas, aber es war auch etwas da, was sonst fehlte. Sie konnte so richtig vor sich hinlieben, ohne Gefahr, den grossen Mann bei seinem Lesen, Rauchen oder Starren zu stören. Als sie gegen zwölf noch immer nicht schlafen konnte, wurde es ihr ungemütlich. Es war auch so heiss. Schliesslich kroch sie beschämt in ihr Bett zurück, löschte das Licht und steckte sich eine Zigarette an. Sie rauchte sonst selten, und es schmeckte ihr nie. Aber es schien ihr nun schön zu sein, auf den Glutkern zu starren, und ausserdem verbreitete sich bald jene Luft im Zimmer, die ihr die Schlafluft zu sein schien.
v. Kranebitter, für den diese Reise die erste Unterbrechung seines fast fünfjährigen Berliner Aufenthaltes war, verbrachte die Reisenacht ausserordentlich erregt und unruhig. Gut nur, dass er seinen Platz an der Gangtür hatte. Denn sonst hätte es bestimmt einige heftige Proteste gesetzt, die sich bereits bald hinter Wittenberg in einem scharfen Knurren seines Gegenübers ankündigten.
Egbert brachte daraufhin die meiste Zeit stehend am Gangfenster zu. Es tat ihm unbeschreiblich wohl, dass da Bäume waren und Gärten, Wälder und ein Fluss, Häuser, einzeln und in kleinen Rudeln. Gott ja, dachte er, es gibt eine Welt! Es standen Tränen in seinen Augen. Der Mond kam mit grossem Nebelhof über einem unbekannten, schwarzen Wald herauf. Die Landschaft blieb eine Weile zwischen rotem und silbernem Licht in undurchsichtiger Dämmerung. Dann schoben sich die Schatten unter dem zunehmenden Mondlicht zusammen. Es gab den milden Gegensatz zwischen Dunkel und Licht, in dem die Farben verschwimmen und die Töne besonders gut durchdringen. Einmal hörte Kranebitter ein Pferd, das dicht an der Eisenbahnschranke stand, durch das Klirren und Stampfen der Räder schnauben.
Das erschütterte ihn ganz unmittelbar. Nicht – wie man denken sollte – als Jugenderinnerung, sondern vielmehr, weil da gar nicht zusammengehörige Sachen auf ihn zustiessen, Landschaft, Mond und Pferd, das alles stillstand, und Egbert, Zug und Wunsch, das alles davonlief. So – meinte es ganz jungenhaft in ihm – müsste das Leben sein. Gleichzeitig: Zusammenstoss ganz fremder Dinge und Vorbeistreifen an dem stets ganz anderen. Und dann (aber das blieb natürlich ganz innen bei ihm, und er hätte es, wie immer, nicht benennen können) müsste, da das Fremde ja heransauste mit dem Willen, den Menschen zu zersprengen, müsste eine Kraft da sein, Fremdes und Eigenes (wir hätten gesagt: Welt und ich) zusammenzufügen. Woher diese Kraft kommen sollte, hätte er nicht sagen können. Kraft im Menschen selbst, das hatte er nicht erfahren und wusste nichts davon.
Es kam jedenfalls in dieser Nacht der einfache Gedanke nicht mehr zur Ruhe, dass er eiligst „etwas erleben“ müsse, gleichgültig was. Er dachte dabei gar nicht an seine Frau. Im Gegenteil: ihm als „verheiratetem Manne“ lag derlei traditionsgemäss sehr fern. Einige seiner Kameraden bekannten sich zwar zu „modernen Ideen“ und lebten danach, aber die ganze Betrügerei, das Heimlichtun, das er da immer sich entwickeln sah, war nichts für Egbert. Eine Frau? Das war nun Irma. Punktum!
Gegen vier Uhr schlief er für eine halbe Stunde ein. Aber die Welt, um Gottes Willen die Welt! dachte er, als er bei einer Weiche aufwachte. „Die Welt,“ murmelte er und stampfte wieder im Gang auf und ab, „die Welt wartet nicht auf dich.“ Der Mond draussen war im Untergehen. Es wurde noch einmal dunkel zwischen Mond und Sonne.
Die Herren, mit denen Egbert in Zürich zu tun hatte, empfingen ihn selbstverständlich als einen gesellschaftlich und geschäftlich gleichstehenden Mann. Sie wussten ja nicht, dachte Egbert verstohlen, dass er in einer winzigen Kammer in der Courbièrestrasse mit seiner Frau hauste. Übrigens war der junge Herr Stepptar, mit dem Kranebitter zuerst zu tun hatte, gleichfalls ein Neuling, der seine erste selbständige Verhandlung leitete. Die überhöflichen Verbeugungen dieser beiden jungen Männer voreinander zeigten also weniger Hochachtung an als Angst. Egbert ging aber bei dieser und bei allen folgenden Unterredungen nach kurzer Einleitung ganz gerade auf sein Ziel los, was ihm auf der Gegenseite den Ruf eines scharfen Kontrahenten eintrug und was die ganze Angelegenheit in zwei, statt, wie vorgesehen, in vier Tagen zu Ende brachte. Kranebitter drahtete seine Ergebnisse an die Direktion nach Berlin und gönnte sich noch einen Tag Zürich. Abends musste er sowieso mit den Vertragsgegnern speisen.
Den Vormittag über war Egbert am Mythenkai, dort, wo die Terrasse so weit in den See springt. Er hatte sich lang auf eine Bank gelegt unter dem Laubdach einer Traueresche, die sich manchmal in dem sanften Wind duckte und zuweilen mit den äussersten Enden ihrer gebogenen Zweige das Wasser streichelte. Durch die Zweige sah er den See, der, von Möwenschwärmen überwimpelt, von Booten und Dampfern befahren, von Sonne beglänzt, lustig und festlich aussah. Die Stadt mit den breiten Hotels, mit den Luxusvillen am Wasser und den Steilstrassen darüber, der Blick über den See, über die Dörfer am Rand bis zu den blauen Hügeln und weissen Bergen, das alles kannte Egbert aus Abbildungen, die seine Eltern von der Hochzeitsreise mitgebracht hatten. Er erinnerte sich genau an das Album, das in lila Samt mit dem eingepressten Wappen der Kranebitters auf dem Marmortisch im Salon in Schledden gelegen hatte. Ausserdem hatte er Zürich einmal in einem Kaiserpanorama gesehen, einer Art Guckkastenrotunde, an deren Ferngläser man die Augen gepresst halten musste, während mit allerlei Klingelzeichen eine Reihe von plastischen, bunten Bildern am Beschauer vorübergezogen wurde. Das war in Dorpat gewesen, als er seine beiden älteren Brüder, die dort aktiv waren, kurz vor dem Kriege besuchte. Seitdem ... er richtete sich seufzend auf. Nun sass er in Zürich. Zwischen dem Kaiser panorama in Dorpat und der Wirklichkeit hier, welch eine tiefe Schlucht! Er schüttelte den Kopf. Es hoben sich allerlei Gedanken vom grauen Herzgrund. Hätte er in sich hineinschauen können, so wäre er sehr erstaunt gewesen. Da drängte sich das bleiche Wurzelwerk der Wünsche herauf, da wimmelte das bunte Getier der Begierden, da wuchsen die hellen Schösslinge eines unterdrückten Lebenstriebes rasch und steil und durchstiessen an allen Lücken die Herzmauer. Was in der Tiefe gekeimt, was mit einem schwarzen Wurzelhaar seine Nervenstränge übersponnen hatte, all dieses, das nicht leben und nicht sterben konnte, das hatte ein wenig Luft bekommen. Licht fiel in das Kellergrau. Sonne des Zürichsees taute.
v. Kranebitter war sehr unruhig. Sonst wusste er nichts. Es ging ihm im Seelischen noch so, wie es fast allen unter uns im Körperlichen geht. Die Kämpfe und das scharfe Gegeneinander, das Auf und Ab der Mikroben, der Bazillen, der Würmer, wir spüren nur wenig, wir wissen fast nichts davon und sind noch immer dem ausgesetzt, was „es“ mit uns anfangen will.
Egbert nahm sich ein Boot und fuhr hinaus. Seine breiten Hände legten sich gut und stark um die Ruder. Endlich wieder hob sich die mächtige Brust zu grossen Atemzügen, spannten sich die schlaffen Arme. Ein Ingenieur, fiel ihm ein, was für ein Unsinn; ein Ingenieur mit Reissbrett, Zirkel und Repräsentationsmappe. Er legte Hut und Rock auch noch ab, ja, nachdem er das Boot weit in den See getrieben hatte, wagte er es, sich auszuziehen und aus dem Hemd eine Badehose zu knüpfen. Hammer, Nagel und Spaten – murmelte er weiter – konnte er das handhaben? Das mochte noch gehen. Aber konnte er ein Auto bauen, ein Flugzeug steuern? Theoretisch konnte er das natürlich. Aber praktisch? Nein, da konnte er nur elektrische Maschinen konstruieren, Töpfe, Kocher, Röster, Wärmeplatten. Konstruieren? Aufzeichnen und ausrechnen. Aus!
Mit einem Seufzer zog er die Ruder ein, legte sich ins Boot und liess sich treiben. Seine Haut begann in leichten Perlen zu schwitzen. Einmal kam mit Winken und Juhu ein Dampfer vorüber. Das Boot tanzte in den Wellen der Schiffsschraube. Dann trieben Wind und Welle das Boot gemächlich seewärts. Die Möwen gewannen Vertrauen und fuhren flattrig dicht am Boot vorbei. Ganz fern heulte eine Fabriksirene die Mittagspause ein.
In diesem Augenblick tauchte am Horizont das Kanu Tatjanas auf. Von weitem sah es aus, als flitze ein bunter Farbstrauss über das Wasser. Das Kanu war hellrot und glänzend lackiert, das Ruder schwarz, als gelte es, „eine Leiche zu spedieren“. Tatjana hatte einen daunenfarbenen und daunenleichten Filzhut auf, der, durch ein Band an den Rändern gebogen, das zierliche Oval des Gesichtes einrahmte. Über das Vorderteil des Kanus war sorglich und goldbraun Rock und Jackett gebreitet.
Das alles sah man von weitem. Erst der Näherkommende hätte erkennen können, dass Tatjana im Augenblick nur mit einem nilgrünen Schwimmhöschen bekleidet war. Herrlich stand dieses zarte Grün zu dem Braun der Haut, das am ehesten an das Braun junger Haselnüsse oder eben aufblühenden Goldlacks erinnerte. Auffällig und ziemlich weit sichtbar, wie kleine Gefahrsignale, leuchteten die hellroten Knospen ihrer Brüste.
Tatjana hatte sich ein wenig in ihrem Sonnenbad im Uferschilf verspätet. Sie paddelte darum eilig und eifrig und hatte mehr der wirklich heftigen Wärme wegen als aus Gründen der Verliebtheit in sich selbst ihre Bekleidung bis auf die Kleinigkeit abgelegt. Sie hatte das Kanu Egberts schon eine Weile gesehen. Aber da sie mehr rechts und links sehr ausser Kurs kam und dort auch sichtbar bemannte Boote auftauchten, empfahl sie sich mit einem Stossseufzer ihrem gewohnten Glück und versuchte in scharfem Schwung an dem „verschlafenen“ Boot vorbeizukommen.
Wahrscheinlich nun hatte Egbert das Kanu kommen hören. Jedenfalls tauchte er, als nur noch wenige Meter die Boote trennten, riesig und geblendet aus seinem Fahrzeug auf, golden die Kinderhaare beschienen und den Mund nicht sehr klug aufgerissen. Egberts Auftauchen und Tatjanas Schreck mussten die Fahrtrichtungen stark beeinflusst haben. Denn Tatjanas Kanu streifte langsam und knirschend an Egberts Boot vorbei, und die beiden Fahrzeuge gerieten in ein leises Schwanken und Zittern. Einen Augenblick sahen die beiden sich ganz nah und erstaunt an, blitzten die Zornaugen Tatjanas hellblau und scharf in die schläfrigen Staunaugen Egberts, spürte Egbert den Atem der Frau wie warmen Wind auf seinem Gesicht, fühlte Tatjana sich doch ein wenig schwach in der Überrumpelung, wurde Egbert vor Verwirrung weiss wie ein Taschentuch. v. Kranebitter meinte, er müsse nun wohl etwas sagen, was einer Entschuldigung ähnelte, da man doch (warum fuhr ihm das gerade durch den Kopf, während er entzückt das Hellbraun der untadeligen Brüste anstarrte?), da man doch als Mann auch dann um Entschuldigung zu bitten habe, wenn einem eine Frau auf die Füsse tritt, oder aber vielleicht müsse er auch nur die Frau beim braunen Fell packen und ins Boot herüberziehen. War das das Richtige? Egbert wusste es nicht.