Der Fluch des Hexers E-Book

Gerdi M. Büttner

• Herausgeber: Books on Demand
• Kategorie: Fantasy und Science-Fiction
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2017

Seitenzahl: 527

Beschreibung

Adrian reist zum Schloss seiner Eltern, weil sein Vater entführt worden ist. Er findet heraus, dass ein alter Hexer in der Gegend sein Unwesen treibt. Hat er etwas mit der Entführung zu tun? Bei seiner Suche gerät er in einen Hinterhalt und wird schwer verletzt. Als er erwacht, findet er sich als Gefangener von Dr. Urban wieder, dem Leibarzt seines Vaters. Von ihm erfährt er den Grund für die mysteriösen Ereignisse. Dr. Urban will Rache für den Tod seines Vaters und schmiedete deshalb gemeinsam mit dem Hexer Korbinian einen teuflischen Plan.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Eine beunruhigende Nachricht

Kapitel 2: Der Überfall

Kapitel 3: Dr. Urban

Kapitel 4: Auf Spurensuche

Kapitel 5: Erster Erfolg

Kapitel 6: Besuch bei Gundula

Kapitel 7: Korbinian

Kapitel 8: Die Höhle des Grauens

Kapitel 9: Rettung der Knaben

Kapitel 10: Das Ritual

Kapitel 11: Entlarvt

Kapitel 12: Nachforschungen

Kapitel 13: Geständnisse

Kapitel 14: Auf Simons Burg

Kapitel 15: Wieder zu Hause

Kapitel 16: Ein Unglück kommt selten allein

Kapitel 17: Auf Dr. Urbans Spuren

Kapitel 18: Unfall im Steinbruch

Kapitel 19: Geister der Vergangenheit

Kapitel 20: Urbans Geschichte

Kapitel 21: Gespräch mit Urban

Kapitel 22: Lebenszeichen

Kapitel 23: In Korbinians Händen

Kapitel 24: Der Plan des alten Hexers

Kapitel 25: Kampf der Hexer

Kapitel 26: Epilog

Kapitel 1: Eine beunruhigende Nachricht

Die Stimmung beim Abendessen war entspannt und heiter. Auf den ersten Blick konnte man sehen wie gut sich die vier Erwachsenen verstanden. Sie lachten und scherzten während der Mahlzeit und versorgten dabei eine fröhliche kleine Kinderschar, die mit am Tisch saß.

„Ich kann es kaum erwarten unseren zweiten kleinen Schreihals auf den Armen zu wiegen“, sagte der große dunkelhaarige Mann gerade und streichelte dem etwa dreijährigen Knaben neben sich über den schwarzen Lockenkopf. Der Junge, ohne Zweifel der Sohn des imposanten Mannes, lachte vergnügt und zwickte seiner kindlichen Nachbarin in den Arm.

„Na, ich bin auch froh wenn unsere Tochter endlich geboren ist“, erwiderte seine Frau lächelnd und rieb sich sachte über den gewölbten Leib.

„Es kommt mir vor als würde sie meinen Bauch als Zirkusmanege betrachten. Sie turnt darin und schlägt Saltos. Wie konntest du das nur mit deinen Zwillingen aushalten, Nelia? Gleich zwei auf so engem Raum, das war sicher ein ständiges Gerangel.“

Nelia musterte voller Stolz ihre beiden vierjährigen Söhne Adrian und Roland. Sie glichen sich aufs Haar und waren gerade damit beschäftigt sich gegenseitig den Nachtisch vom Teller zu stibitzen. Das dabei mehr Pudding auf dem Boden als in ihren Mündern landete, schienen die beiden gar nicht zu bemerken. Und Nelia verzichtete darauf die Jungen auszuschimpfen weil Fee, die grau-weiß gescheckte Hündin, sich unter den Tisch geschlichen hatte um hurtig die Schweinerei aufzulecken. Nur große nasse Flecken auf dem Steinboden zeugten noch von ihrer Säuberungsaktion.

„Was blieb mir übrig als es auszuhalten“, erwiderte Nelia lachend. „Aber so schlimm war es nicht. Und du wirst es bald überstanden haben. Noch acht Wochen, dann ist euer Sonnenschein da. Danach wirst du die Strapazen der Schwangerschaft und Geburt sicher bald vergessen haben. Unsere Männer haben es da halt besser getroffen, sie haben zuerst den Spaß bei der Zeugung und zeigen dann voller Stolz ihren Nachwuchs, während wir noch im Kindbett schwitzen. Es ist einfach ungerecht verteilt.“

„Ich habe mir alle Mühe gegeben dir die Zeugung unseres neuen Kindes so angenehm wie möglich zu machen“, flüsterte ihr Simon ins Ohr und zog sie an sich. „Mehr konnte ich leider nicht tun. Und auch Adrian hat seine Sache sicher sehr ernst genommen...“

Sie flachsten noch eine Weile über die Freuden und Nöte des Elternwerdens, dann begann Wernher zu greinen. Er rieb sich die Augen, ein untrügliches Zeichen dass es Zeit für ihn wurde ins Bett zu gehen. Sein Vater erhob sich vom Tisch und nahm ihn auf den Arm. An seine Frau gewandt, die sich ebenfalls erheben wollte, meinte er: „Bleib sitzen, meine Liebe. Ich bringe ihn zu Bett. Kommst du mit, Freija, und erzählst ihm noch eine Gutenachtgeschichte? Von dir hört er sie besonders gerne.“

Freija, die älteste Tochter Simons und Nelias, sprang von ihrem Stuhl auf und begleitete die beiden voller Stolz. Mit ihren sechs Jahren war sie ein aufgeschlossenes kleines Persönchen voller Selbstvertrauen und Wernher betete sie an.

Eine Stunde später war Ruhe in den Gemächern von Burg Hohenberg eingekehrt. Die vier Kinder lagen in ihren Betten und schliefen. Nelia und Zenta saßen in einem der gemütlich eingerichteten Nebenzimmer und unterhielten sich angeregt über Schwangerschaft und Kindererziehung. Fee lag wie selbstverständlich bei ihnen und der Blick ihrer hellen Augen ging interessiert zwischen den beiden Frauen hin und her. Sie wich ihrer geliebten Herrin Zenta kaum einmal von der Seite. So, als wüsste sie, dass sie sie vor einigen Jahren fast für immer verloren hätte.

Simon, Graf zu Hohenberger, der junge Besitzer von Burg Hohenberg hatte es sich unterdessen mit seinem Gast im Herrenzimmer bequem gemacht. Obwohl Adrian mit seinen fünfunddreißig Jahren zwölf Jahre älter war, verband die beiden ungleichen Männer eine tiefe Freundschaft.

Adrian, Sohn eines mächtigen Herzogs, begnadeter Arzt und mit übersinnlichen Fähigkeiten behaftet, stand in dem zweifelhaften Ruf ein Hexer zu sein. Und Simon wusste, dass dies durchaus der Wahrheit entsprach. Dennoch wollte er um keinen Preis der Welt Adrians Freundschaft missen. Der Hexer hatte ihn wie selbstverständlich bei sich aufgenommen als er ihn vor Jahren krank und verletzt aufgelesen hatte. Nach seiner Genesung war er bei ihm geblieben. Und obwohl es ihn selbst in große Schwierigkeiten gebrachte hatte, hatte Adrian dafür gesorgt, dass Simon sein rechtmäßiges Erbe zurückbekam.

Danach war der Hexer für fast ein Jahr verschwunden, einzig dem Freund hatte er anvertraut wohin er ging: Er war seinem Mentor durch ein Zeittor in die Vergangenheit gefolgt, um ihn dort aus großer Gefahr zu retten. Und dort, im Jahre 1632, hatte Adrian seine große Liebe gefunden, Zenta, die Tochter einer Hexe.

Als ihm und Zenta der Scheiterhaufen drohte war sie gemeinsam in Adrians Zeit geflohen.

Das alles war nun schon zwei Jahre her. Zwei Jahre, in denen der Hexer mit seiner Frau Ruhe und Glück gefunden hatte. Wernher war geboren worden und nun erwarteten die beiden ihr zweites Kind. Es würde eine Tochter sein, wie sowohl Adrian als auch Zenta fest behaupteten. Und Simon glaubte ihnen, schließlich verfügten beide über Fähigkeiten, die anderen Menschen vorenthalten waren. Und genau darüber unterhielt er sich jetzt mit dem Freund.

„Glaubst du, eure Kinder haben deine und Zentas Hexenkräfte geerbt?“ wollte Simon wissen. Denn bisher benahm sich der kleine Wernher noch wie jedes Kind seines Alters.

Adrian zuckte vage die Schultern. „Ich kann es nicht sagen, doch ich vermute es stark. Obwohl ich zur Genüge erfahren habe, dass es kein Segen ist über diese Fähigkeiten zu verfügen. Zumindest mir haben sie sehr viel Kummer und Leid gebracht. Wie jeder Vater erhoffe ich mir für meine Kinder vor allem, dass sie glücklich werden...“

„Dein Vater dachte darüber anscheinend anders. Nach allem, was er dir angetan hat.“

Doch Adrian winkte lächelnd ab. „Das ist alles längst vorbei. Und heute denke ich oft es war auch eine Art von Fürsorge, die er mir entgegen gebracht hat. Für ihn waren meine übersinnlichen Fähigkeiten unheimliches Teufelswerk. Und er versuchte mich wahrscheinlich zu schützen, indem er sie mir mit der Knute austreiben wollte. Sollte er jedenfalls vermuten meine Kinder hätten meine Hexenkräfte geerbt, so äußert er sich nicht dazu. Im Gegenteil, er ist der liebevollste Großvater den man sich vorstellen kann. Er vergöttert Wernher ebenso wie der ihn. Und die Geburt seiner Enkelin kann er kaum erwarten.“

„Mich wundert noch immer wie selbstverständlich er deine Entscheidung Zenta zur Frau zu nehmen respektiert hat. Insgeheim hätte er dich sicher gerne mit einer reichen Adeligen mit ellenlangem Stammbaum vermählt.“

Jetzt grinste der Hexer breit. „Nun, als ich sie ihm vorstellte waren wir bereits verheiratet. Und Zenta war unübersehbar schwanger. Immerhin stammt sie ja mütterlicherseits von durchaus akzeptablem Blut ab. Das genügt selbst für eine zukünftige Herzogin. Dass ihr Vater ein treuloser Halunke mit schwachem Charakter war haben wir einfach verschwiegen. Mir war es damals wie heute egal welcher Abstammung sie ist, ich hätte sie auch zur Frau genommen wenn sie aus dem Armenhaus gekommen wäre.“

Simon wusste dass er die Wahrheit sprach. Adrian hatte noch nie Unterschiede zwischen arm und reich gemacht, für ihn zählte ganz alleine der Mensch.

Sie unterhielten sich noch angeregt über die Geschehnisse der letzten Zeit. Da Simon nun schon seit vier Jahren seine nach einem Brand neu aufgebaute Burg in Rothenburg bewohnte, Adrian hingegen immer noch sein Haus in Aschaffenburg besaß und dort auch nach wie vor als Arzt tätig war, sahen sie sich nur noch selten. Nach langem Suchen hatte der Hexer nun endlich einen tüchtigen jungen Doktor gefunden, dem er guten Gewissens seine Patienten anvertrauen konnte. Doktor Pfeiffer mache sich gut, hatte er Simon erklärt, und er war bereit einmal seine Nachfolge anzutreten wenn Adrian seiner Pflicht nachkommen und nächster Herzog zu Wolffhardt werden würde.

„Was hoffentlich noch sehr lange nicht der Fall sein wird“, meinte er gerade mit hoffnungsvollem Grinsen.

„Von mir aus kann mein Vater sein Herzogtum regieren bis er hundert ist. Ich habe ihm einen besonders wirkungsvollen Stärkungstrank gebraut bevor ich ihn verließ. Und ich habe Mutter das Rezept dagelassen, damit er immer genug davon hat.“

Simon musste über Adrians Worte lachen. Er wusste wie sehr der Freund es verabscheute eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Aber Adrian war nun einmal der einzige lebende Nachkomme des Herzogs und somit sein Erbe. Und wenn schon nicht aus Begeisterung, so doch aus Pflichtgefühl den Menschen des Herzogtums gegenüber, würde er dieses Erbe antreten.

Die Frauen waren schon zu Bett gegangen und Simon und Adrian beschlossen gerade ihnen zu folgen, da drangen entfernt die Schläge des wuchtigen Türklopfers durch die nächtliche Stille des Hauses. Die Männer hoben erstaunt die Köpfe.

„Nanu“, wunderte sich Simon und war sofort wieder munter. „Wer wagt zu dieser Stunde den beschwerlichen Ritt zur Burg herauf? Es muss einen besonderen Anlass dazu geben. Hoffentlich kein Unglücksfall...“

Eilig verließ er das Zimmer und lief die langen Gänge entlang in Richtung des Burgtores. Adrian folgte ihm auf dem Fuße. Noch ehe sie das Tor erreichten hörten sie, dass es geöffnet wurde. Die murmelnde Stimme eines Dieners drang an ihre Ohren, eine fremde Männerstimme gab Antwort. Kurz darauf fiel die Tür wieder ins Schloss.

Der Diener kam ihnen eilig entgegen. Er war schon im Bett gewesen, das konnte man an seinen zerzausten Haaren und dem hastig übergeworfenen Rock sehen. Darunter schauten nackte Beine in Filzpantoffeln heraus. Er verbeugte sich leicht, ehe er Adrian einen Brief reichte.

„Ein Bote hat ihn für Euch gebracht. Er entschuldigte sich für sein spätes Erscheinen und sagte, er wäre zuerst in Aschaffenburg gewesen. Dort sagte man ihm dass Ihr hier zu Besuch weilt.“

Adrians schwarze Augenbrauen zogen sich alarmiert zusammen. Doch er bedankte sich freundlich und nahm den Brief in Empfang. Während der Diener zurück zu seinem Zimmer ging, drehte der Hexer den Brief um. Auf dem edlen Papier prangte ein großes rotes Siegel. Das Wappen des Herzogs zu Wolffhardt erkannte auch Simon sofort. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

Er sah wie der Hexer das Siegel aufbrach und zu lesen begann. Daran wie er erbleichte, erkannte Simon wie ernst das Schreiben war.

„Dein Vater?“ fragte er besorgt. „Ist er krank...?“

Doch Adrian schüttelte stumm den Kopf und reichte ihm das kurze Schreiben. Es stammte von seiner Mutter, wie unschwer an der zierlichen Schrift zu erkennen war. In kurzen Sätzen teilte sie Adrian mit, dass sein Vater von einer Ausfahrt mit der Kutsche nicht zurückgekehrt sei. Seither war er spurlos verschwunden.

Sie bat ihren Sohn dringend sofort nach Schloss Wolffhardt zu kommen. Das Datum des Schreibens sagte aus, dass es bereits vor vier Tagen geschrieben worden war. Da der Bote zuerst zu Adrians Haus nach Aschaffenburg geritten war hatte das die Zustellung um einen Tag verzögert.

„Du kannst auf keinen Fall noch heute Nacht reiten!“ mahnte Simon eindringlich, den Blick des Freundes richtig deutend. Schnell fuhr er fort.

„Bis du das Nötigste gepackt hast ist es eh fast Morgen. Überstürze nichts, auf ein paar Stunden kommt es nun auch nicht mehr an. Außerdem ist Neumond, bei der Finsternis findest du den Weg gar nicht. Und wenn du dich verirrst oder vom Pferd stürzt gewinnst du nichts.“

Das musste auch Adrian einsehen. Widerstrebend nickte er als Simon ihm vorschlug am frühen Morgen zu reiten. Er würde dafür sorgen dass dann alles bereitlag und ein Pferd gesattelt war, versprach er.

Der Hexer bedankte sich knapp und machte sich dann auf den Weg zu seinem Zimmer um Zenta die schlimme Nachricht zu überbringen. Nachdem er den Dienern Bescheid gegeben hatte, begab sich auch Simon zu seinem Schlafgemach.

Nelia war noch wach und kuschelte sich an ihn als er ins Bett kam. Er nahm sie in die Arme und küsste sie auf die Stirn. Dann erzählte er ihr von dem Boten und der Nachricht.

„Ich würde Adrian gerne begleiten“, erklärte er ihr dann. „Wenn ein Verbrechen geschah, wovon ich ausgehe, dann kann er vielleicht die Hilfe eines Freundes gut gebrauchen. Was meinst du dazu?“

Nelia blickte ihn besorgt an, war aber einverstanden. „Das musst du unbedingt. Adrian hat dir und mir schon so oft und selbstlos geholfen, da ist es nur richtig wenn du ihm zur Seite stehst. Versprich mir aber bitte unbedingt vorsichtig zu sein. Schließlich soll unser viertes Kind seinen Vater leibhaftig kennenlernen. Zenta kann gerne bis zu eurer Rückkehr hier auf der Burg bleiben. Ich hoffe nur ihr werdet wieder zurück sein bevor sie niederkommt.“

Wieder einmal bewunderte Simon die praktische Veranlagung seiner Frau. Ohne viele Worte zu machen kam Nelia auf das Wesentliche zu sprechen. Da er bereits geahnt hatte dass sie so reagieren würde hatte er dem Diener gleich den Auftrag gegeben für ihn ebenfalls zu packen und ein Pferd bereitzuhalten.

„Danke für dein Verständnis“, murmelte er leise. Dann zog er Nelia erneut in seine Arme und küsste sie innig.

Kapitel 2: Der Überfall

Stumm ritten sie nebeneinander her in den beginnenden Tag. Adrian hatte verwundert die Augenbrauen hochgezogen als Simon ihm am Morgen reisefertig gegenübertrat und mit Bestimmtheit kund tat er käme mit. Doch dann war ein dankbares Lächeln über seine müden Züge geglitten.

„Es freue mich dass du mich begleiten willst. Doch, du solltest hier bleiben bei deiner Familie. Bis jetzt weiß ich nur, dass mein Vater nicht von einer Ausfahrt zurückgekehrt ist. Das kann alle möglichen Gründe haben und vielleicht ist er inzwischen sogar wieder zu Hause. Leider lassen mich meine hellseherischen Fähigkeiten diesbezüglich vollkommen im Stich. Was auch bedeuten kann dass es Vater gut geht und ihn irgendeine Lappalie aufgehalten hat. Ich kann also weder sagen was mich erwartet, noch wann ich wieder zurück sein werde.“

„Ich habe mit Nelia bereits alles abgesprochen“, beharrte Simon.

„Sie ist derselben Meinung wie ich. Zenta und Wernher bleiben hier auf der Burg bis wir zurück sind. Hier sind die Beiden bestens aufgehoben und Nelia ist dann ebenfalls nicht alleine. Ich bin mir sicher unsere Frauen werden uns kaum vermissen.“

Der Abschied fiel ihnen dann doch schwer. Und als sie endlich die Burg hinter sich ließen, atmeten sie beide auf. Der Hexer schüttelte leicht den Kopf.

„Wenn man Abschied nehmen muss merkt man immer wieder, wie sehr man doch an seinen Lieben hängt. Ich vermisse meine Familie jetzt schon, dabei sind wir noch keine halbe Stunde unterwegs.“

Simon konnte ihm nur beipflichten. Um ihre trüben Gedanken etwas aufzuheitern meinte er lächelnd, wie sehr sie beide sich doch in eingefleischte Familienväter verwandelt hätten.

Sie ritten zügig, doch nicht allzu schnell, denn sie wollten die Pferde nicht übermäßig erschöpfen. Falls eines der Tiere zu lahmen begann würden sie nur umso langsamer vorwärts kommen. Zum Glück spielte das Wetter mit, die warme Frühsommersonne belebte sie und auch die Pferde schritten munter aus.

Dennoch brauchten sie drei Tage bis endlich der bewaldete Bergzug auftauchte, auf dessen Höhen Schloss Wolffhardt lag.

„Noch etwa eine Stunde, dann sind wir da“, erklärte Adrian und streckte seine steifen Glieder. Er deutete in die Höhe, wo man hinter dichten Tannen das Schloss mehr erahnte als sah. „Der Weg hinauf gestaltet sich noch einmal ziemlich beschwerlich, das wird unseren müden Pferden gar nicht gefallen.“

„Aber zu dieser Jahreszeit ist es immer noch besser wie damals im Winter. Erinnerst du dich noch? Der Schnee lag fast einen Meter hoch und wir kamen nur langsam voran. Damals dachte ich wir erfrieren, bevor wir das Schloss erreichen.“

Adrian drehte sich im Sattel und schaute sich um, er kam Simon plötzlich unruhig vor. „Was ist?“ fragte er deshalb alarmiert. „Ist etwas nicht in Ordnung?“

Aufmerksam spähte er die Straße entlang, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Dichte Büsche zu beiden Seiten verbargen was immer das Misstrauen des Hexers erregt hatte.

„Komm schnell wir reiten zurück, da ist...“ Weiter kam Adrian, der sein Pferd herumreißen wollte nicht. Zwischen den Büschen kamen zwei Reiter hervorgeprescht, rücksichtslos trieben sie ihre Pferde durch das Unterholz und hielten sie kurz vor ihnen an.

„Halt, stehenbleiben!“ befahl einer der maskierten Männer und richtete seine Pistole auf sie. Der andere tat es ihm nach. Es blieb Simon und Adrian nichts anderes übrig als dem Befehl zu gehorchen. Sie wollten keine Kugel aus nächster Nähe riskieren. Zu allem Übel tauchten nun zwei weitere Reiter hinter ihnen auf, ebenfalls mit auf sie gerichteten Waffen. So eingekreist blieb ihnen nicht der Hauch einer Chance. Als der Hexer das erkannte, spreizte er leicht die Arme vom Körper ab. Laut sagte er: „Wir sind unbewaffnet. Wenn ihr Geld wollt, so könnt ihr gerne haben was wir bei uns tragen. Viel ist es allerdings nicht.“

Betont langsam griff er an seinen Gürtel und nestelte seine Geldbörse los. Simon tat es ihm nach. Sein Herz klopfte zum Zerspringen. Würden sich die Wegelagerer mit den wenigen Münzen zufriedengeben?

Einer der Maskierten näherte sich ihnen vorsichtig und riss ihnen die Beutel aus den Händen. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und preschte davon. Zwei andere machten sich ebenfalls aus dem Staub. Nur der vierte hielt noch immer seine Pistole auf sie gerichtet. Jetzt machte er ohne Vorwarnung damit einen Schwenk zu Adrian und drückte ab. Donnernd entlud sich die Waffe und warf den Hexer aus dem Sattel. Dann richtete der Maskierte die Pistole auf Simon und drückte abermals ab. Doch diesmal traf er nicht so gut, die Kugel pfiff weit über dessen Kopf in das Geäst eines Baumes. Blätter rieselten auf ihn herab. Ehe er sich von dem Schreck erholt hatte riss der Reiter sein Pferd herum und stob seinen Komplizen hinterher.

„Adrian!“ schrie Simon und sprang vom Pferd um sich über die reglose Gestalt des Freundes zu beugen. Der Hexer lag mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken, sein Gesicht war leichenblass, die Augen geschlossen. Mit fliegenden Fingern tastete Simon ihn vorsichtig ab, seine Augen glitten dabei suchend über dessen Oberkörper. Da entdeckte er das winzige Einschussloch im schwarzen Umhang, vorsichtig zog er ihn beiseite. Die Kugel war in die linke Schulter des Freundes gedrungen, dicht neben dem Schultergelenk. Eigentlich zu weit von lebenswichtigen Organen entfernt, um wirklich gefährlich zu sein, schoss es Simon durch den Kopf. Vor Erleichterung hätte er fast gelacht.

„Adrian! Hörst du mich?“ rief er eindringlich und rüttelte sachte an dessen gesundem Arm. „Wach auf, wir müssen schleunigst von hier weg.“

„Ich bin wach“, hörte er den Hexer sagen. Seine Stimme klang zwar gepresst aber sie war deutlich und kräftig. Er schlug die Augen auf und versuchte aufzustehen. Was ihm ein wehes Stöhnen entlockte. Doch Simon hatte schon zugegriffen und half ihm sich aufzusetzen. Dabei warf er gleich einen Blick auf den Rücken des Freundes, doch er konnte kein Ausschussloch entdecken. Die Kugel steckte noch in der Schulter und er wusste nicht so recht, ob das gut oder schlecht war.

Er sagte es Adrian und der bat ihn ihm einen provisorischen Verband anzulegen, damit der Blutfluss gestoppt wurde. Mit fliegenden Fingern durchsuchte Simon ihr Reisegepäck, er fand ein sauberes Leinenhemd, das schien ihm am geeignetsten. Er legte es über Adrians Hemd auf die Wunde und fixierte es dort so gut er vermochte mit einem breiten Stoffstreifen, den er kurzerhand von seinem eigenen Umhang abgeschnitten hatte. Danach half er Adrian auf die Beine und schließlich in den Sattel. Mit dessen Pferd am Zügel ritt er langsam an.

Der stoßende Gang des Pferdes bereitete dem Hexer Schmerzen doch er beklagte sich nicht. Leicht vornüber gebeugt saß er im Sattel und umklammerte mit seiner gesunden Rechten den Sattelknauf. Sein linker Arm hing reglos herab.

Es kam ihnen beiden wie eine halbe Ewigkeit vor, bis endlich die Zufahrt zum Schloss vor ihnen auftauchte. Ein älterer Diener öffnete ihnen die Türe und riss sprachlos den Mund auf als Adrian, von Simon gestützt, an ihm vorbei stolperte.

„Um Gottes Willen, Prinz Adrian. Was ist geschehen?“ brachte er schließlich stammeln hervor.

„Halb so schlimm, Bernhard, nur ein kleiner Unglücksfall. Führe uns bitte zu meiner Mutter.“ Adrian bemühte sich betont abwiegelnd zu antworten. Er wollte nicht das ganze Haus rebellisch machen. Nur Simon merkte an seiner angespannten Haltung wie sehr ihn die Schusswunde schmerzen musste.

Der Diener öffnete ihnen zwei weitere Türen und kündigte sie dann der Herzogin an. Sie befanden sich im kleinen Salon, dem Lieblingsaufenthaltsort von Adrians Mutter. Sie erhob sich schnell von einem Stuhl und eilte ihnen entgegen. „Adrian, mein lieber Sohn!“ rief sie überschwänglich und wollte ihn umarmen. Als er stöhnend zusammenzuckte, hielt sie erschrocken inne.

„Um Himmels Willen, was ist geschehen? Du blutest ja.“ Entsetzt wich sie zurück und schlug die Hand vor den Mund.

„Nur ein Streifschuss“, log Adrian und fügte schnell hinzu. „Nicht der Rede wert. Simon wird mich gleich verarzten, dann bin ich so gut wie neu.“ Mit knappen Worten erläuterte er den Überfall.

„Wegelagerer sagst du?“ Seine Mutter schüttelte verständnislos den Kopf. „Hier gab es schon seit Jahren keine Überfälle durch Wegelagerer mehr. Es kommen doch keine Reisenden die Straße zum Schloss herauf. Und die Lieferanten tragen kaum Bares mit sich, es würde sich nicht rentieren sie wegen ein paar Esswaren zu überfallen.“

„Nun, wir wurden jedenfalls überfallen“, erklärte Adrian matt.

„Aber lasst uns bitte später darüber reden. Ich muss zuerst verarztet werden.“

„Ja, sicher. Ich lasse sofort den Arzt deines Vaters holen. Der wird dich verbinden...“

„Nein, nicht diesen Quacksalber. Simon wird es tun, er kann es sicher besser. Gestattet uns nur Eure Hausapotheke zu benutzen.“

„Aber das ist doch selbstverständlich. Nehmt euch was immer ihr braucht. Aber soll ich nicht doch den Arzt kommen lassen? Es ist nicht mehr der alte. Nachdem du ihm so gut geholfen hast die Folgen des Schlaganfalles zu überwinden, hat sich dein Vater einen jungen, tüchtigen Arzt gesucht. Dr. Urban kann in spätestens einer Stunde hier sein.“

Sie wandte sich zu einem jüngeren Mann um, der unbeweglich in einem Sessel saß und Adrian anstarrte, als sähe er einen Geist. „Hermann, würdest du bitte einen Boten zu Dr. Urban schicken. Er soll sofort kommen.“

Erst jetzt bemerkte Adrian seinen Vetter. Er runzelte die Stirn. „Hermann? Was tust du denn hier? Nein, bemühe dich nicht, ich brauche Dr. Urban nicht. Mein Freund hier kann die Wunde ebenso gut versorgen.“

Hermann schien seltsam verwirrt. Und noch immer konnte er den Blick nicht von Adrian abwenden. Er schluckte einige Male trocken, dann stotterte er: „Tante Eleonore..., ich meine deine Mutter hat mich und Rudolph gebeten ihr beizustehen. Bi... bis du hier sein kannst. Ich leiste ihr Gesellschaft, während Rudolph mit einigen Männern nach deinem Vater sucht. A.. aber nun, da du hier bist, kann ich auch gehen.“

Die schwarzen Augen des Hexers musterten ihn grüblerisch. Dann meinte er leichthin. „Nein, bleib‘ nur. Warum sollte ich dich wegschicken? Schließlich können wir jede Hilfe bei der Suche nach Vater gebrauchen.“

Er wandte sich Simon zu und bat ihn. „Bring mich bitte in den Behandlungsraum. Weißt du den Weg noch?“ Als Simon bejahte und ihn stützend unterm Ellenbogen packte, verließ Adrian das Zimmer ohne sich noch einmal umzublicken. In dem geräumigen Zimmer, das gleichzeitig Apotheke, Behandlungszimmer und Krankenstube war, ließ er sich aufatmend auf einen Stuhl sinken.

„Bringen wir es hinter uns“, murmelte er und zupfte am Verschluss seines Umhanges. „Je eher ich diese verdammte Kugel los werde, desto besser. Ich kann mir keine Entzündung oder gar Blutvergiftung leisten.“

„Bist du sicher dass ich das ebenso gut kann wie ein Arzt? Ich habe so etwas noch nie gemacht. Und seit ich dir das letzte Mal assistiert habe sind schon einige Jahre vergangen. Mir wäre lieber du ließest diesen Dr. Urban kommen.“

Simon schaute ihm unsicher in die Augen, begann aber bereits damit Adrian vorsichtig von seiner Kleidung zu befreien. Er sah erst wieder auf als der Hexer mit nacktem Oberkörper vor ihm saß.

„Reiche mir bitte den Spiegel da auf der Kommode“, bat der ihn. „Dann kann ich die Wunde betrachten ohne mir den Hals zu verrenken. Hältst du ihn mir? Ja, so ist es gut.“

Die Wunde blutete nur noch schwach und Simon tupfte sie sachte trocken. Adrian betrachtete das Einschussloch intensiv im Spiegel, tastete behutsam die aufgeworfenen Ränder ab, wobei er leise aufstöhnte. Dann sah er zu Simon hoch.

„Nein, dazu brauchen wir Dr. Urban nicht. Das kannst du auch alleine. Ich vermute die Kugel ist vom Schulterblatt aufgehalten worden. Dort muss sie noch sitzen. Aber das kannst du leicht mit einer Sonde ertasten. Wenn du ihre genaue Lage kennst vergrößerst du die Wunde durch einen kleinen Einschnitt und ziehst die Kugel dann mit einer Pinzette heraus. Wahrscheinlich wirst du nähen müssen. Das kannst du doch sicher noch. So etwas verlernt man nicht.“

Simon schaute ihn kopfschüttelnd an.

„Ich bin mir nicht sicher, ob mir das so leicht fällt, wie du sagst. Und womit soll ich dich betäuben? Ich kann dir nicht bei lebendigem Leib eine Kugel aus der Schulter schneiden. Du wirst die Schmerzen nicht aushalten.“ Er schaute sich suchend in den Regalen mit diversen Kräutern und medizinischen Zutaten um.

„Hier gibt es alles, was wir zu einem Betäubungstrank brauchen. Sage mir was ich tun muss, dann braue ich ihn zusammen.“

Aber der Hexer schüttelte den Kopf. „Die Herstellung dauert viel zu lange. Und der Trank wirkt mindestens einen Tag nach. Ich brauche aber möglichst schnell wieder einen klaren Kopf. Denn das Leben meines Vaters steht auf dem Spiel. Nein, es muss auch so gehen, ich werde es schon irgendwie aushalten.“

Simon schüttelte in stummer Verzweiflung den Kopf, gab es aber auf den Hexer umstimmen zu wollen. Er wusste es würde ihm nicht gelingen. Deshalb meinte er nun resigniert: „Dann werde ich ein paar kräftige Männer kommen lassen die dich festhalten. Wenn du vor Schmerz zuckst verletze ich dich bloß noch mehr. Und versuche erst gar nicht mir zu erzählen du wirst nicht zucken. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie furchtbar weh es tut, wenn man eine Kugel aus dem Körper geschnitten bekommt. Und ich wurde zuvor wenigstens noch mit Alkohol betäubt.“

Damals war er noch ein Knabe gewesen, als er versehentlich von einer Kugel getroffen wurde, die eigentlich einem Reh gegolten hatte. Die Kugel steckte ebenfalls in seiner Schulter und wurde von einem Arzt entfernt. Bei der Erinnerung an die schreckliche Prozedur konnte er ein Schaudern nicht unterdrücken.

Doch zu seiner Überraschung war Adrian auch dagegen das Männer ihn hielten.

„Das ist nicht nötig“, meinte er und deutete mit dem Kinn auf einen seltsam anmutenden Stuhl, der in einer Ecke stand.

„Ich werde mich auf diesen Behandlungsstuhl setzen und du schnallst mich gut fest. Ich werde dadurch ebenso ruhig gestellt sein wie durch die Kräfte mehrerer Männer. Außerdem könnte ich es nicht ertragen von Männerfäusten bewegungsunfähig gemacht zu werden“ fügte er sehr leise, fast wie im Selbstgespräch, hinzu.

Aber Simon hatte es gehört und da er um die schlimmen Erlebnisse wusste die der Hexer schon durchstehen musste, verstand er dessen Beweggründe nur allzu gut. Deshalb nahm er jetzt den Stuhl näher in Augenschein. Er sah nicht gerade vertrauenerweckend aus.

„Er sieht aus wie ein Folterwerkzeug“, entfuhr es ihm. „Da würde mich niemand freiwillig drauf bringen.“

„Ein Folterstuhl sieht anders aus, das kannst du mir glauben. Und der hier ist äußerst nützlich für medizinische Eingriffe aller Art. Der Patient wird so darauf gesetzt oder gelegt, dass die Behandlungsfläche oder auch die Körperöffnung frei zugänglich ist. Und durch die Riemen wird er zuverlässig daran gehindert sich zu bewegen und sich dadurch eventuell selbst zu schaden. Zudem ermöglicht eine Kippvorrichtung den Stuhl in jede gewünschte Position zu bringen.“ Simon war nicht überzeugt. Voller Misstrauen beäugte er das grotesk aussehende Gebilde. Der Stuhl war aus massivem Holz gefertigt und sehr schwer. Er rückte ihn vor das einzige Fenster im Raum, hier war das Licht besser für sein Vorhaben. Adrian erhob sich ächzend und setzte sich auf den Behandlungsstuhl.

„Es wird nicht nötig sein, meine Beine festzuschnallen. Nur meinen Oberkörper und natürlich den Arm. Du musst mir helfen ihn anzuheben, alleine schaffe ich es nicht.“

Bis er endlich so auf dem Stuhl fixiert war wie es für den Eingriff nötig war, lief dem Hexer der Schweiß vom Gesicht. Doch dann war es geschafft, sein verletzter Arm lag ausgestreckt auf dem dafür vorgesehenen Brett. Breite, enganliegende Gurte um Ober-, Unterarm und Brust sorgten dafür, dass er sich nicht bewegen konnte.

Der Stuhl war tatsächlich ideal für medizinische Eingriffe, musste sich Simon schließlich eingestehen. Er korrigierte ein letztes Mal die Position von Adrians Schulter und überprüfte nochmals den Sitz der Riemen um Oberkörper und Arm. Dann griff er mit einem Seufzer nach Skalpell und Sonde um zu beginnen. Doch dann zögerte er nochmals.

„Soll ich dir nicht wenigstens einen kräftigen Schluck Alkohol eingeben? Das würde die Schmerzen etwas erträglicher machen.“

Adrian schüttelte kategorisch den Kopf. „Nein, Ich brauche einen klaren Kopf, es muss auch so gehen. Nun beginne schon endlich. Und achte nicht auf mich, konzentriere dich ganz auf deine Arbeit.“ Sein rechter Arm war nicht angeschnallt, er schob sich nun ein dickes, glattes Holzstück zwischen die Zähne und biss fest darauf. Dann schloss er die Augen, das Zeichen für Simon dass er bereit war.

Simon biss ebenfalls die Zähne zusammen und führte nach einem gemurmelten Stoßgebet beherzt die Sonde in den Wundkanal ein. Sehr vorsichtig, um Adrian keine unnötigen Schmerzen zu bereiten, stocherte er in der Wunde herum. Sein Patient holte zwar scharf Luft, gab aber ansonsten keinen Ton von sich. Endlich stieß die Sonde an die Kugel. Sie war nicht am Schulterblatt abgeprallt und hatte sich einen neuen Weg gesucht, wie er insgeheim befürchtet hatte. Er würde also nicht allzu viel schneiden müssen, um das Bleistück entfernen zu können. Erleichtert klärte er Adrian über seinen Befund auf, was der mit einem Grunzen quittierte.

Jetzt begann der schwierige und besonders schmerzhafte Teil. Simon konzentrierte sich ganz auf das Erweitern der Wunde mit dem Skalpell und bemühte sich nicht auf Adrians Keuchen und Stöhnen zu hören. Als er mit der Pinzette in die Wunde fuhr war der Hexer plötzlich still, eine gnädige Ohnmacht machte ihn unempfindlich für die weitere Tortur. Endlich bekam Simon die Kugel zu fassen und zog sie vorsichtig heraus. Dann spülte er die Wunde mit dem Kräutersud aus, den er zuvor zubereitet hatte und begann schließlich mit dem Nähen. Kritisch betrachtete er nochmals sein Werk, da schlug Adrian die Augen auf. Sein Blick war getrübt, klärte sich aber schnell. Er drehte den Kopf und schielte auf die Wunde. „Du bist schon fertig, Gott sei Dank. Ich bin wohl eine Weile ohnmächtig gewesen. Aber du hast deine Sache sehr gut gemacht. Ich danke dir.“ Während Simon begann ihn abzuschnallen, meinte er bedauernd „Ich habe mich bemüht die Wunde so klein als möglich zu halten. Aber es wird vermutlich eine ziemliche Narbe zurückbleiben. Tut mir leid...“

Er verstummte, als Adrian gepresst auflachte. Verwundert sah er auf ihn herunter. Der Freund grinste verzerrt. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Du machst dir Gedanken wegen dieser Narbe? Sie ist vermutlich die schönste, die meinen Körper ziert. Falls sie zwischen den anderen überhaupt auffällt.“

Erst jetzt wurde Simon bewusst was er meinte. Adrians eigentlich wohlgestalteter Körper war von grässlichen Narben übersät. Aus Sorge um den Gesundheitszustand des Freundes hatte Simon dem nackten Oberkörper seines Freundes bisher keinerlei Beachtung geschenkt. Doch nun kam er nicht umhin ihn anzustarren. Natürlich wusste er bestens um die Herkunft dieser Narben Bescheid. Der Hexer hatte ihm freimütig von den Folterungen erzählt die er erleiden musste, als er in die Vergangenheit gereist und dort der Hexerei angeklagt worden war. Durch viel Glück war es ihm damals gelungen sich in seine eigene Zeit zurück zu retten, während der Scheiterhaufen unter ihm schon brannte. Die Narben von glühenden Haken und Zangen waren ihm jedoch geblieben und besonders ein großes narbiges A, mit dem man ihn gebrandmarkt hatte, würden ihn sein Leben lang an dieses Abenteuer erinnern.

Dann gab es auch noch die tiefen Peitschenmale auf seinem Rücken, die ihm auf Befehl seines eigenen Vaters beigebracht wurden. So gesehen hatte der Hexer Recht, auf eine zusätzliche Narbe kam es wirklich nicht mehr an.

„Gräme dich nicht“, bemerkte Adrian leise, als er Simons betretene Miene sah. „Was sind schon Narben. Unter der Kleidung sieht man sie nicht. Immerhin besitze ich noch Arme und Beine, und kann noch reden und denken. Ich kannte Menschen denen es viel schlimmer erging als mir.“

Das war typisch für Adrian. Er beklagte sich nie über sein eigenes Schicksal, hatte noch nie über die Ungerechtigkeiten gejammert, die ihm schon über die Maßen zugefügt worden waren. Und trotz der schlimmen Dinge die ihm schon widerfahren waren konnte er noch immer Verständnis für die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen aufbringen, sogar für die seiner Feinde. Doch nicht zum ersten Mal fragte sich Simon wie es wohl um die Narben auf der Seele des Hexers bestellt war.

„Du brauchst dich um mich nicht zu sorgen, Simon. Mir geht es gut und ich komme schon klar“, meinte Adrian nun leise. Ein Zeichen, dass er in den Gedanken des Freundes gelesen hatte. Das tat er nicht oft, deshalb entschuldigte er sich sogleich dafür.

Doch Simon winkte großmütig ab. Er begann Adrians Schulter mit breiten langen Leinenstreifen zu verbinden, die er in einer Schublade entdeckt hatte. Danach half er ihm in ein frisches Hemd und legte ihm schließlich noch den Arm in eine Schlinge. Kritisch betrachtete er sein Werk und fragte:

„Wie fühlst du dich? Hast du noch starke Schmerzen?“ Aber der Hexer schüttelte den Kopf. „Jetzt, wo der Arm in der Schlinge ruht, bemerke ich nur noch ein dumpfes Rumoren. Es ist auszuhalten. Schau doch mal nach ob Weidenrindensaft da ist. Den kann ich unbesorgt nehmen, er schläfert mich nicht ein.“

Simon fand die Flasche und verabreichte dem Freund einen großen Löffel des dickflüssigen Saftes. Als er dessen angewidert verzogenes Gesicht sah, meinte er lachend.

„Wie sagst du immer; Bös‘ muss Bös‘ vertreiben. Ist das nicht ein alter Hexenspruch?“

Wenig später befand sich Adrian für kräftig genug seiner Familie erneut entgegenzutreten. Als er gemeinsam mit Simon den kleinen Salon betrat kam ihm seine Mutter besorgt entgegen. Nach einem langen Blick in sein Gesicht schien sie sich etwas zu entspannen. „Geht es dir gut, mein Lieber? Du siehst nicht mehr ganz so fahl aus.“

„Keine Sorge, Mutter, ich fühle mich schon wieder recht wohl. Mein Arm ist bestens versorgt und schmerzt kaum noch. Simon hat seine Sache ausgezeichnet gemacht. Ihr kennt Graf Simon zu Hohenberger doch sicher noch, Mutter. Bitte entschuldigt, ich vergaß vorhin ihn vorzustellen.“

„Natürlich kenne ich den Grafen noch. Wer könnte einen so netten jungen Mann vergessen. Ich hörte, Ihr habt geheiratet und seid bereits Vater. Ich würde mich freuen Eure Familie einmal auf Schloss Wolffhardt begrüßen zu dürfen.“

Simon bedankte sich höflich und meinte dann. „Zuerst müssen wir jedoch Euren Gemahl finden, aus diesem Grund habe ich Euren Sohn begleitet.“

Eleonore zu Wolffhardt nickte ihm dankbar zu und tätschelte dann mit bekümmerter Miene seinen Arm. „Ach ja, mein armer Gemahl. Was mag ihm bloß widerfahren sein? Ich kann sein Verschwinden einfach nicht verstehen.“

Adrian mischte sich ein.

„Nun, um das aufzuklären sind wir hier. Und seid versichert, Mutter, wenn es in meiner Macht steht werde ich Vater finden. Aber lasst uns hinsetzen. Ich fühle mich doch noch ein wenig schwach auf den Beinen.“

Nachdem sie in einer Sitzgruppe Platz genommen hatten, fragte Adrian weiter: „Wo ist eigentlich Hermann? Er ist doch nicht etwa nach Hause geritten, da ich nun hier bin?“

Eleonora schüttelte den Kopf. „Er wird bald wieder hier sein. Er ist draußen in der Halle und wartet auf seinen Bruder. Rudolph befindet sich mit sechs Männern auf der Suche nach deinem Vater. Sie reiten schon seit Tagen die Umgebung ab, in der Hoffnung wenigstens einen kleinen Hinweis zu finden, wo er sein könnte. Bisher war alles vergeblich, die wenigen Spuren verliefen im Sande...“

„Ich fürchte die Männer vergeuden bloß ihre Zeit, wenn sie ziellos durch die Gegend reiten. Aber das werde ich später mit Rudolph besprechen. Jetzt sagt mir erst einmal was überhaupt geschehen ist. Ich weiß bislang nur, dass Vater verschwunden ist.“

Während Adrian sprach, massierte er unbewusst sachte seine Schulter, ein Zeichen, das ihn die Wunde mehr schmerzte als er zugab.

Seine Mutter begann zu erklären:

„Dein Vater ist, wie in letzter Zeit öfter, zu dem kleinen Waldsee gefahren. Du kennst ihn ganz sicher noch, als Kind bist du oft heimlich dorthin gelaufen. Du sagtest immer, dort gäbe es eine Waldfee...“

„Und Vater schimpfte mich regelmäßig dafür aus und verbot mir, weiter dort hinzugehen. Was zieht ihn plötzlich selbst zu dem See? Er glaubt doch sicher nicht an die Waldfee.“

„Nein, das denke ich nicht. Aber Dr. Urban, sein neuer Arzt, riet ihm zu schwimmen. Das wäre gut für seine Muskeln und fördere die weitere Heilung seiner Beschwerden. Und da der See von einer warmen Quelle gespeist wird, sei er ideal.“

„Diesen Dr. Urban sollte ich mir vielleicht doch einmal ansehen. Wenn er Vater zum Schwimmen im Waldsee gebracht hat, muss er ihm gute Argumente genannt haben. Ich habe es ihm jedenfalls nie schmackhaft machen können.“

„Deine eindringlichen Worte haben Dr. Urban sicher nur den Weg geebnet. Denselben Rat von Seiten zweier Ärzte konnte dein Vater schließlich schlecht widersprechen. Jedenfalls ließ er sich schon seit es das Wetter ermöglichte täglich zu dem See fahren. Er wurde stets von Kilian, einem jungen kräftigen Diener begleitet, der ihn notfalls aus dem Wasser holen konnte sollten ihn die Kräfte verlassen. Auch an diesem Donnerstag, dem Tag seines Verschwindens, war Kilian bei ihm.

Sie fuhren stets in der alten Kutsche, da sie geräumiger ist und deinem Vater vor und nach dem Schwimmen zum Umkleiden diente. Nun, um es kurz zu machen, die Kutsche kam zur üblichen Zeit nicht heim und als eine weitere Stunde verstrichen war schickte ich zwei Knechte los. Ich dachte vielleicht sei ein Rad gebrochen oder ähnliches und die Kutsche sei nicht mehr fahrtüchtig. An Schlimmeres hätte ich nie gedacht.

Nach einer weiteren Stunde kamen die Männer zurück, völlig verstört. Sie führten die Kutsche mit sich, in ihr lag der tote Kilian. Sie hatten ihn leblos am Ufer liegend vorgefunden. Von deinem Vater fehlte jedoch jede Spur...“

Adrian nagte auf seiner Unterlippe, während er nachdachte. Schließlich fragte er: „Ihr habt doch gewiss den See nach Vater absuchen lassen?“

„Natürlich, sogar mehrere Tage hintereinander. Man erklärte mir falls er ertrunken sei könne sein Leichnam noch nach einigen Tagen auftauchen. Aber das war nicht der Fall.“

„Dieser Kilian“, mischte sich nun Simon ein. „Wie war er zu Tode gekommen? Wies sein Körper Spuren einer unnatürlichen Todesursache auf?“

Die Herzogin schüttelte den Kopf. „Nein, angeblich lag er da als ob er eingeschlafen sei. Dr. Urban, der ihn untersuchte, fand nichts was auf einen gewaltsamen Tod hingedeutet hätte. Er vermutete Kilian habe eventuell ein schwaches Herz gehabt. Dabei war er ein großer und kräftiger Mann.“

„Auch anscheinend gesunde Menschen können einen plötzlichen Herztod erleiden“, räumte Adrian ein. Allerdings ist es im Zusammenhang mit Vaters Verschwinden eher unwahrscheinlich, dass sein Diener zur selben Zeit einem Herzschlag erliegt. Wie lange ist er schon beerdigt? Und hat man ihn vor der Beerdigung nochmals beschaut? Manchmal werden die Spuren einer Vergiftung erst einige Tage nach dem Tod sichtbar.“

Eleonore hob hilflos die Hände. „Beerdigt wurde er erst vor drei Tagen. Er stammte nicht von hier und es dauerte eine Weile, bis seine Angehörigen hier sein konnten. Solange war er in der Kapelle aufgebahrt. Wegen der Wärme musste der Sarg schon bald geschlossen werden und ich denke nicht, dass er nochmals geöffnet wurde.“

„Ich werde mit Dr. Urban reden“, beschloss Adrian. „Vielleicht ist ihm ja doch etwas Ungewöhnliches aufgefallen. Zur Not könnte man...“

Er sprach nicht weiter sondern blickte Simon an. Der ahnte was der Hexer sagen wollte. Zur Not könnte man den Leichnam nochmals aus seinem Grab holen. Er schauderte bei dem Gedanken.

Kapitel 3: Dr. Urban

Sie wurden durch ein Klopfen an der Türe unterbrochen. Herein traten Adrians Vettern Hermann und Rudolph. Adrian nahm deren Erscheinen zum Anlass, das Versäumnis Simon vorzustellen nachzuholen. Danach setzten sich die Neuankömmlinge zu ihnen.

Simon bemerkte sofort dass zwischen Adrian und seinen Cousins unterschwellige Spannungen herrschten. Besonders Rudolph schien ihm nicht wohlgesonnen zu sein. Und er machte keinen Hehl daraus. Voller Abneigung knurrte er: „Du bist also doch gekommen. Ich dachte, du würdest es vorziehen in Aschaffenburg zu bleiben. Wie ich hörte hast du endlich geheiratet und bist Vater geworden. Wurde ja auch Zeit.“

„Warum sollte ich nicht kommen wenn es um meinen Vater geht?“ fragte Adrian zurück. Er ließ sich nicht provozieren.

„Wenn du auf unsere Unstimmigkeiten aus früheren Zeiten anspielst, die sind längst bereinigt. Vater und ich haben uns ausgesprochen. Aber das müsstest du doch wissen. Du gehst hier doch anscheinend ein und aus.“

„Ich kam weil deine Mutter mich darum bat. Du warst ja nicht da als sie dich brauchte. Und bis zum Tod meines Vaters vor einem halben Jahr war ich die meiste Zeit im Ausland... Warum hast du deine Familie eigentlich nicht mitgebracht?“

„Bitte, streitet euch nicht. In dieser Zeit voller Ungewissheit muss die Familie doch zusammenhalten. Ich bin euch allen dankbar, dass ihr gekommen seid, mir beizustehen.“

Die Herzogin hob beschwichtigend die Hände und schaute bittend zu Rudolph hin. Der murmelte eine Entschuldigung und Eleonore nahm sie mit einer leichten Neigung des Kopfes an.

Hermann sagte nichts. Im Gegensatz zu ihrer ersten Begegnung vor einigen Stunden schien er nun etwas gefasster zu sein. Doch immer wieder glitt sein Blick verstohlen zu Adrian hin, so als könne er nicht fassen ihn zu sehen. Der tat als bemerke er es nicht und beantwortete Rudolphs Frage.

„Meine Frau steht kurz vor der Geburt unseres zweiten Kindes. Der Weg wäre für sie viel zu beschwerlich gewesen. Aber was hast du inzwischen herausgefunden? Ich hörte, du reitest seit Tagen mit deinen Männern die Gegend ab. Hast du denn schon irgendeinen Hinweis auf den Verbleib meines Vaters erhalten?“

Der Angesprochene nahm sich zusammen und unterdrückte seine offensichtliche Abneigung gegen den Cousin.

„Leider nicht. Es ist, als wäre er verschwunden ohne eine Spur zu hinterlassen. Wir haben im ganzen Umkreis die Leute befragt, keiner konnte sich jedoch erinnern ihn an diesem Tag gesehen zu haben.

Es kommt mir vor als wäre Hexerei im Spiel.“ Er maß Adrian bei diesen Worten mit boshaftem Blick.

„Ich kann darin kein Hexenwerk entdecken“, gab der betont gleichgültig zur Antwort. „Eher das Werk von Menschen, die etwas ganz bestimmtes erreichen möchten. Und was das ist werde ich herauszufinden versuchen. Aber das muss bis morgen warten. Ich fühle mich doch etwas erschöpft und werde zeitig zu Bett gehen. Morgen früh dürfte ich mich soweit erholt haben um die Suche nach Vater mit voller Kraft zu beginnen.“

„Ach ja, ihr wurdet ja überfallen.“ Rudolph tat als bemerke er erst jetzt Adrians verwundete Schulter. Dabei war dessen Arm in der weißen Schlinge nicht zu übersehen. Gedehnt meinte er:

„Sehr seltsam, hier ist schon seit Jahren nichts derartiges mehr passiert. Vielleicht haben sich diese Wegelagerer fette Beute vom Überfall auf den Sohn des Herzogs erhofft. Warum sonst hätten sie euch auflauern sollen? Zum Glück trafen sie nicht sehr gut, da du schon wieder recht munter bist. Scheinst nur einen Kratzer abbekommen zu haben. Und dein Freund blieb anscheinend vollkommen unversehrt.“

Genau darüber hatte Adrian auch schon nachgegrübelt. Aber er schwieg sich erst einmal über seine Gedanken aus.

Während die beiden ihren Disput führten, beobachtete Simon sie stumm. Unbewusst stellte er Vergleiche zwischen den drei Männern an, die miteinander so eng verwandt waren. Die Brüder Rudolph und Hermann ähnelten sich von den Gesichtszügen her sehr und besaßen beide strohblonde Haare und helle Haut. Man sah ihnen auf den ersten Blick die Verwandtschaft mit dem Herzog zu Wolffhardt an. Kein Wunder, waren sie doch die Söhne von dessen Zwillingsbruder.

Adrian hingegen sah seinem Vater nicht einmal entfernt ähnlich. Mit seinen schwarzen Haaren und Augen, der dunkleren Hautfarbe und den fast edel zu nennenden Gesichtszügen schien er das männliche Abbild seiner Mutter zu sein. Einzig die hochgewachsene Statur hatte er von seinem Vater geerbt. Neben seinen derb wirkenden Vettern wirkt er wie ein Pfau im Hühnerhof, schoss es Simon durch den Sinn und er musste grinsen als er Adrians tadelndem Blick begegnete. Warum las der Hexer auch schon wieder in seinen Gedanken?

Sie wurden erneut unterbrochen. Diesmal war es ein Lakai, der verkündete, das Abendessen sei aufgetragen. Wie es Simon schon von seinem früheren Besuch auf Schloss Wolffhardt kannte, wurde die Abendmahlzeit mit den Angestellten gemeinsam eingenommen. Doch heute fehlten die fröhlichen Tischgespräche von damals. Die Bediensteten, die alle ihrem Herrn sehr zugetan waren, hüllten sich in bedrücktes Schweigen.

Nach der Mahlzeit entschuldigte sich Adrian bei seiner Mutter und seinen Vettern. Er wolle noch ein wenig Luft schnappen bevor er zu Bett ginge, sagte er, und warf gleichzeitig Simon einen auffordernden Blick zu. Der verstand sofort und erhob sich, ebenfalls eine Entschuldigung murmelnd, um ihm zu folgen.

Adrian schlug langsam den Weg zum Schlossgarten ein. Seine Bewegungen waren heute eher verhalten, was Simon vermuten ließ, dass ihn noch immer Schmerzen plagten. Schon nach wenigen Minuten ließ er sich auf einer steinernen Bank nieder, von der aus man einen herrlichen Ausblick auf das tief liegende Tal und die kleine Ortschaft Wolffhardt hatte. Der Platz war mit Bedacht gewählt, ringsum gab es nur gepflegte Blumenbeete, die durch niedrige Buchsbaumhecken eingefasst waren. Keine Möglichkeit für einen eventuellen Lauscher sich unbemerkt anzuschleichen.

„Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht“, begann der Hexer ohne Umschweife. „Dabei meine ich nicht nur das spurlose Verschwinden meines Vaters und den Tod seines Dieners. Auch der Überfall auf uns scheint mir von langer Hand geplant. Wir wurden, wie es den Anschein hat, von den Wegelagerern bereits erwartet, was umso verwunderlicher ist da es schon seit Jahren keinen einzigen Überfall mehr gegeben hatte. Außerdem wusste niemand außer meiner Familie, dass ich auf dem Weg hierher war.“

„Auch der Überfall selbst kam mir... konstruiert vor“, meinte Simon nachdenklich. „Ich habe lange darüber nachgedacht und alles noch einmal vor meinem geistigen Auge ablaufen lassen. Da war zuerst dieser Bandit, der uns das Geld abgenommen hatte. Er zögerte zuerst es zu nehmen, so als wäre das gar nicht Teil des Planes gewesen. Und als dieser andere dann auf dich zielte, da konnte ich trotz seiner Maske eine tödliche Entschlossenheit in seinen Augen aufblitzen sehen. Der Mann wollte dich töten und hat in seiner Hast nur schlecht gezielt. Als er die Waffe dann auf mich richtete erkannte ich sogleich, die Kugel würde mich verfehlen. Was sie dann ja auch tat, sie schlug hoch über mir in den Baum.“

Er zögerte merklich, fragte dann aber beherzt: „Hast du Feinde, die deinen Tod wollen? Vielleicht sogar in deiner eigenen Familie?“

Adrian starrte eine Weile nachdenklich ins Tal, dann schüttelte er den Kopf. „Nicht dass ich wüsste. Wie du selbst weißt bin ich jahrelang nicht zu Hause gewesen. Und in den Wochen die ich nach meiner Rückkehr aus der Vergangenheit mit Zenta hier verbracht habe hatte ich anderes im Kopf, als mir Feinde zu schaffen. Außer mit meinen Eltern kam ich mit niemanden aus der Familie zusammen. Nur einmal besuchte ich mit Vater dessen Bruder. Der war schwer erkrankt und Vater hoffte, ich könne ihm helfen. Aber leider konnte ich nichts für ihn tun außer seine Schmerzen etwas zu lindern. Vor einem halben Jahr ist er gestorben.“

„Könnten seine Söhne dir übel gesonnen sein? Vielleicht denken sie, du hättest ihrem Vater nicht helfen wollen. Besonders gut scheinst du dich mit den beiden nicht zu verstehen.“

Adrian schüttelte entschieden den Kopf.

„Nein, das kann ich nicht behaupten. Aber wir hatten auch keinen Streit. Und die beiden wissen dass ich getan habe was in meiner Macht stand ihren Vater zu retten. Als ich zum Krankenbesuch zu meinem Onkel kam war nur Hermann dort. Rudolph befand sich schon längere Zeit im Ausland, in Frankreich, wenn ich mich recht entsinne. Er kam erst heim als es mit seinem Vater zu Ende ging.“

„Also mir fiel gleich beim Eintreten auf dass Hermann dich anstarrte, als sähe er einen Geist. So, als hätte er jeden, bloß nicht dich erwartet. Ihm fielen bald die Augen aus dem Kopf.“

„Ja, das ist mir allerdings auch aufgefallen. Aber ich wüsste nicht, weshalb meine Cousins meinen Tod wünschen sollten. Sie hätten doch nichts davon. Und unsere Zwistigkeiten aus der Kindheit sind längst vergessen. Wenn es darum ginge müsste auch eher ich ihnen böse sein, als umgekehrt. Denn sie ließen kaum eine Gelegenheit aus mich zu verspotten. Und ich kann mich auch an manch blauen Fleck oder blutige Nase erinnern, wenn sie mich abgepasst und verprügelt haben.“

Auf Simons fragenden Blick erläuterte er seufzend.

„Ich habe dir doch schon einmal meine Kindheit geschildert. Ich war stets ein Außenseiter gewesen. Zuerst war es mein Aussehen, das so ganz anders war als das der übrigen Wolffhardts, das den Spott meiner Vettern anregte. Als dann meine übersinnlichen Fähigkeiten zutage traten sorgte mein Halbbruder Wernher dafür, dass sie bald darüber Bescheid wussten. Sie fürchteten sich dann zwar vor meinen angeblichen Hexenkräften, aber leider nicht genug sie abzuhalten mich weiter zu piesacken. Für mich gab es keine schlimmeren Zeiten als jene, zu denen wir bei meinem Onkel zu Besuch waren oder der mit seiner Familie bei uns weilte. Dann heckten mein Bruder und meine Cousins ständig Gemeinheiten aus, die alle mich zum Ziel hatten.“

„Hast du dich nicht gewehrt? Und was sagten deine Eltern dazu?“

Der Hexer lachte freudlos auf. „Ich habe mich nicht gewehrt, hätte es gar nicht gekonnt. Ich war der jüngste und kleinste der Gruppe. Mich mit Fäusten zu wehren hätte mir noch mehr Unbill eingebracht. Ganz davon abgesehen war ich schon als Kind gegen jegliche Gewalt, ich hatte nie gelernt zu kämpfen. Und mein Vater tat immer so als sähe er nichts. Für ihn gab es nur seinen ältesten Sohn, ich war nur die zweite Besetzung, die Reserve sozusagen. Zu welchen Fiasko es führte als Wernher starb, habe ich dir ja schon erzählt.“

Simon nickte wissend und dachte an die vernarbten Striemen auf Adrians Rücken. Wahrscheinlich dachte auch der im Moment daran, denn er rollte unbehaglich die Schultern. Was ihm ein Ächzen entrang, da sich seine Wunde unliebsam in Erinnerung brachte. Doch er fuhr gleich darauf in seiner Erzählung fort:

„Was meine Mutter betraf, so hütete ich mich ihr davon zu berichten. Sie hatte damals noch einen schweren Stand in der Familie. Sie war ja Italienerin und trotzdem sie uraltem italienischem Hochadel entstammte, galt sie in der Familie derer zu Wolffhardt lange Jahre nicht viel. Das hat sich bis heute zum Glück geändert aber damals litt sie sehr unter der Missachtung ihrer angeheirateten Verwandten. Ich konnte ihren Kummer nachfühlen, deshalb versuchte ich möglichst vor ihr zu verheimlichen, dass es mir ebenso erging wie ihr. Das hätte sie noch mehr belastet.“

Er schwieg eine Weile, dann fuhr er fort. „Als ich älter wurde weigerte ich mich zu den Familientreffen zu gehen. Ich versteckte mich im Stall oder ritt heimlich fort und kam erst wieder nach Hause, wenn die Kutsche schon abgefahren war. Das brachte mir zwar manche Tracht Prügel meines Vaters ein, aber das war mir lieber als die Bosheiten meiner Cousins zu ertragen. Als wir dann erwachsen wurden gingen wir uns aus dem Wege und dann war ich sowieso nicht mehr zu Hause. Du siehst, es gibt von ihrer Seite keinen Grund mir nach dem Leben zu trachten.“

„Das Schloss und der Titel wären ein Grund. Vom Vermögen ganz zu schweigen. Deine Cousins sind Verschwender, das hat dein Vater schon vor Jahren erkannt. Das Vermögen, das ihnen ihr Vater vererbt hat, wird vielleicht bereits aufgebraucht sein. Gäbe es dich nicht mehr, so würde Rudolph in der Erbfolge der nächste sein. Du weißt so gut wie ich zu welchen Gemeinheiten Menschen fähig sind, wenn sie etwas unbedingt haben wollen.“

Ein schwerer Seufzer entrang sich den Lippen des Hexers. Doch dann schüttelte er entschieden den Kopf.

„Darüber habe ich ebenfalls schon nachgedacht. Aber es ergibt keinen Sinn. Nicht mehr. Ja, wenn das alles vor einigen Jahren passiert wäre. Da hätte ich den Titel sogar freiwillig abgegeben. Du warst ja dabei als mich Vater über den Lebenswandel meiner Vettern aufklärte und mich so schließlich umstimmte. Und jetzt gibt es sogar noch meinen Sohn, der mein Nachfolger würde, sollte ich zu Tode kommen. Und Zenta ist ein zweites Mal schwanger. Rudolph würde nie und nimmer an den Titel herankommen ohne zuvor meine gesamte Familie auslöschen zu müssen. Aber das würde er nicht tun, das traue ich ihm einfach nicht zu. Nein, es muss etwas anderes dahinter stecken. Und warum hätte er dann meinen Vater verschwinden lassen sollen? Um den Titel zu bekommen hätte er ihn töten müssen. Ich hätte vielleicht auch an meine Cousins als Täter gedacht, wenn ein Lösegeld gefordert worden wäre. Aber das ist nicht geschehen.“

„Meinst du, er ist bereits tot?“ fragte Simon beklommen. Er konnte sich im Innersten nicht vorstellen dass es nicht so wäre. Doch zu seiner Überraschung verneinte das der Hexer vehement.

„Er ist nicht tot. Als ich vorhin am Tisch zu seinem Platz schaute, da konnte ich ihn spüren. Nur schwach zwar, aber das genügte mir zu sagen, dass er lebt.“

Simon zweifelte keinen Moment an dieser Aussage. Schon öfter hatte er ähnliche Beweise der seherischen Fähigkeiten Adrians miterlebt. Immer hatte gestimmt, was er voraussagte. Deshalb fragte er jetzt nur: „Und was willst du unternehmen um ihn zu finden?“

„Zuerst werden wir morgen diesen Dr. Urban aufsuchen und ihn ein wenig ausfragen. Ich muss mir ein Bild vom Charakter dieses Mannes machen, bevor ich ihn beurteile. Danach werden wir zum Waldsee reiten. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn ich dort nicht erfahre, was geschehen ist.“

„Und deine Cousins...?“

„Ich werde mich ihnen gegenüber erst einmal neutral verhalten. Und ich werde bei Gelegenheit versuchen in Rudolphs Gedanken zu dringen. Da er um meine Fähigkeiten weiß versucht er natürlich sich gegen mein Eindringen in seinen Kopf abzuschotten. Das hat er schon früher versucht. Aber das hält er nicht lange durch, denn es ist ermüdend, krampfhaft immer nur an belanglose Dinge zu denken. Er weiß ja nicht dass mich das Gedankenlesen ebenfalls viel zu viel Kraft kostet um es ständig zu tun. Aber ich werde ihn schon kriegen, früher oder später.

„Und was ist mit Hermann?“

„Hermanns Gehirn ist leichter zu knacken, aber seine Gedanken waren bislang nicht sehr aussagekräftig. Interessant wäre gewesen was er dachte, als er mich heute Mittag so unvermutet sah. Aber da war ich leider nicht in der Lage, ihn auszuhorchen. Auch Hexenkräften sind gewisse Grenzen gesetzt.“

Er erhob sich ein wenig steif und sie gingen langsam zurück. Ein Diener öffnete ihnen sofort die Tür, so als hätte er schon auf sie gewartet.

„Ich bin müde und fühle mich etwas erschöpft, deshalb werde ich zu Bett gehen“, meinte Adrian in entschuldigendem Ton zu Simon. „Zuvor werde ich mir noch einen kräftigen Schluck Weidenrindensaft aus Mutters Apotheke genehmigen.“

Simon nickte verständnisvoll und lächelte. „Ja, du bist auch ziemlich blass um die Nase. Ich werde mich ebenfalls in mein Zimmer begeben.“

„Du solltest dir zuvor ein heißes Kräuterbad anrichten lassen um den Staub der Reise loszuwerden um deine Muskeln zu entspannen. Darauf muss ich vorerst leider verzichten, ich möchte nicht riskieren dass sich die Schulterwunde infiziert. Wir sehen uns morgen beim Frühstück.“

Sie wünschten sich gegenseitig eine gute Nacht, dann verschwand Adrian in Richtung der Schlossapotheke und Simon ging zur Badestube.

Am nächsten Morgen ging es dem Hexer schon wesentlich besser. Die Wunde schmerze ihn kaum noch, behauptete er, und fand es auch nicht für nötig den Verband zu wechseln. „Er sitzt noch gut und wird es bis heute Abend tun. Wenn sich die Wunde bis dahin nicht entzündet hat werde ich ein längst fälliges Bad nehmen. Bis dahin wirst du meinen Geruch ertragen müssen. Ich konnte mit einer Hand nur eine notdürftige Katzenwäsche zuwege bringen.“

Simon konnte zwar keinen unangenehmen Geruch an ihm feststellen, flachste aber dennoch: „Na, du hättest dir doch von einer Magd helfen lassen können. So wie früher…“

Statt einer Antwort erhielt er nur einen strafenden Blick zugeworfen. Sie saßen alleine beim Frühstück. Die Herzogin stand erst später auf und von Rudolph und Hermann war auch nichts zu sehen. So konnten sie sich wenigstens ungezwungen unterhalten. Nach dem Frühstück machten sie sich auf zu den Ställen, um sich Pferde satteln zu lassen. Adrian suchte sich einen älteren Wallach aus, der einen sanften Gang hatte. Er wollte seine verletzte Schulter so wenig als möglich erschüttern. Die Fahrt in einem leichten Zweispänner, wie der Stallknecht vorschlug, lehnte er jedoch ab. Er hatte eine Abneigung gegen Kutschen und griff nur darauf zurück, wenn er mit seiner Familie unterwegs war. Simon suchte sich eine lebhafte Stute aus dem Bestand des Herzogs aus. Ihre eigenen Pferde erholten sich auf der Weide von den Strapazen der Reise.

Adrian ließ sich vom Stallknecht den Weg zu Dr. Urbans kleinem Haus erklären, dann ritten sie los. Als sie die gewundene Straße hinunter ritten, wurde es Simon ein wenig mulmig zumute. Immer wieder glitt sein Blick zu den dichten Büschen am Wegrand, ob sich vielleicht abermals räuberisches Gesindel darin versteckte.

Adrian schien indessen unbesorgt, er lächelte dem Freund zu. „Beruhige dich, Simon. Ich denke nicht dass wir heute nochmals überfallen werden.“

„Woher willst du das wissen? Ich habe jedenfalls keine Lust, nochmals in einen Hinterhalt zu reiten.“

Der Hexer schaute ihn ernst an.

„Ich weiß es eben, oder besser gesagt, ich spüre, dass es im Moment keinen Grund zur Besorgnis gibt.“

Er behielt Recht. Nach etwa einer halben Stunde hielten sie die Pferde vor dem Haus des Arztes an.

Eine mürrische Haushälterin öffnete ihnen auf ihr Klopfen. Als ihr Blick auf Adrians Armschlinge fiel wurde sie etwas freundlicher. „Der Doktor ist gerade auf Krankenbesuch, er wird aber bald zurück sein. Nehmt derweil in der Stube Platz.“

Sie wurden in ein kleines Zimmer geführt, das neben dem Behandlungsraum des Doktors lag. Die Haushälterin wies ihnen Stühle an und ging aus dem Zimmer.

Sobald ihre schlurfenden Schritte nicht mehr zu hören waren stand Adrian auf und drückte die Klinke der Zwischentür. Wie er erwartet hatte war nicht abgeschlossen und er betrat das Zimmer um sich darin umzuschauen. Simon folgte ihm neugierig.

„Er ist bestens eingerichtet“, bemerkte er anerkennend und musterte die blinkenden ärztlichen Utensilien, die säuberlich angeordnet in einer gläsernen Schale lagen. Adrian nickte, während er die Behälter mit Kräutern und Arzneien begutachtete, die auf einem Bord standen. In einer kleinen Vitrine mit Glasfenstern befanden sich noch mehr Fläschchen und Gläser. Ihre Aufschriften besagten, dass der Inhalt durchweg giftig war. Die Tür des Schrankes war abgeschlossen und der Schlüssel fehlte.

„Ein vorsichtiger Mann, der seinen Beruf anscheinend ernst nimmt“, bemerkte Adrian anerkennend. Dann deutete er in eine Ecke.

„Da siehst du, er besitzt ebenfalls einen Behandlungsstuhl.“

„Bei dir habe ich solch einen Stuhl noch nie gesehen“, murmelte Simon und begutachtete das ungewöhnliche Möbelstück. Es sah neuer aus als jenes auf dem Schloss und schien noch vielseitiger verwendbar. „Warum besitzt du keinen?“

„Ach, irgendwo muss noch einer herumstehen, aber ich benütze ihn schon lange nicht mehr, da ich es wie du weißt vorziehe, meine Patienten zu betäuben bevor ich an ihnen herumschneide. Mein Betäubungstrank macht die Patienten bewegungsunfähig und erspart ihnen zudem die Schmerzen des Eingriffs.“

„Wäre es vermessen von mir wenn ich Euch um die Rezeptur dieses Trankes bitte?“ erklang eine dunkle Stimme von der Tür her.

„Ich wäre sehr daran interessiert. Ihr seid der Prinz zu Wolffhardt, ja? Ich habe Euch bereits erwartet. Ich bin Dr. Urban.“

Er reichte ihnen die Hand und Adrian stellte auch Simon vor. Ungeniert musterte er seinen Berufsgenossen. Dr. Urban war etwa dreißig Jahre alt und von hünenhafter Gestalt. Eigentlich erinnerte er eher an einen Krieger als an einen Mann, der sich der Heilkunst verschrieben hatte. Blonde halblange Haare umrahmten ein gut geschnittenes Männergesicht mit kantigem Kinn und blauen Augen. Er war fast so groß wie Adrian aber wesentlich breiter gebaut.