Der Frauenhasser - Heike Scherer - E-Book

Der Frauenhasser E-Book

Heike Scherer

0,0

Beschreibung

Im Landkreis Aichach-Friedberg treibt ein Polizist sein Unwesen. Vor allem nachts kontrolliert er gerne Frauen, die noch nach Mitternacht unterwegs sind. Während er bei Männern gerne einmal ein Auge zudrückt, ist er bei Frauen strenger als es das Gesetz verlangt oder schreibt im Protokoll mehr, als was wirklich geschehen war. Was mag der Grund für sein Verhalten sein? Jedoch hat er nicht mit Sabine Lang gerechnet, die er vor Gericht zerrt. Sie verklagt ihn auf Schmerzensgeld. Wird sie erfolgreich sein? Ein spannender Psychothriller, der die Kindheit des Polizisten beleuchtet und aus seiner Perspektive erzählt wird. Auch die Corona-Pandemie kommt in dem Buch zur Sprache. Nicht immer versteht Martin Groll die Regelungen der Staatsregierung, die ihn dazu zwingen, von den Bürgern Bußgelder zu verlangen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 68

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 1

Mit halb geöffneten Augen blickte ich schnell auf meinen Wecker: „Das darf doch nicht wahr sein! Es ist schon 7.05 Uhr. Ich muss sofort aufstehen. Um 9 Uhr bekomme ich meine Urkunde“, schwirrten die Gedanken durch meinen Kopf. Es war Ende August, aber die Sonnenstrahlen waren schon am frühen Morgen so warm, dass meine Wangen inzwischen vor Hitze glühten. Eigentlich war ich noch schrecklich müde und wäre gerne noch etwas länger im Bett geblieben. Aber plötzlich erinnerte ich mich, dass ich heute ganz pünktlich im Büro meines Chefs eintreffen musste: endlich würde ich befördert werden! Wie lange hatte ich sehnsüchtig auf diesen besonderen Tag gewartet. Ich setzte mich auf und sprang mit einem Schwung aus meinem Bett. Blitzschnell rannte ich ins Bad, nahm eine erfrischende Dusche und zog mir in aller Eile meine blaue Polizeiuniform an. Noch schnell die Mütze aufsetzen, so konnte man nicht sehen, dass ich mit gerade erst 30 Jahren bereits eine Glatze hatte. Ich schämte mich dafür, vor allem, wenn ich mit Frauen zusammen war. Ich hatte schon alles Mögliche ausprobiert, mehrere Shampoos und Haarwasser, aber nichts hatte geholfen. Eine spezielle Therapie bei einem Fachmann wäre teuer und bei meinem Dienstplan nicht möglich. Deshalb musste ich mich damit abfinden. So war das bei meinem Vater ebenfalls gewesen und meine Mutter hatte ihn immer wieder damit aufgezogen, ohne zu merken, dass ihn das emotional sehr traf. Sie schäme sich, einen glatzköpfigen Mann zu haben, sagte sie sogar hin und wieder zu ihm. Mich machte das immer wieder traurig und ich bekam eine wahnsinnige Wut auf sie. Ich glaube, dass ich meine Mutter sogar ein wenig zu hassen begann. „Ich habe es geschafft und bekomme ab September 300 Euro mehr“, freute ich mich. Eine Autofahrerin hatte ich nach einer Kontrolle im Juli an die Staatsanwaltschaft gemeldet, die daraufhin ein Strafverfahren gegen sie einleitete. Sie hatte mir zwar noch gesagt, dass sie auch gegen mein Verhalten und das des Kollegen vorgehen wolle, aber ob sie das wirklich tun würde? Das glaubte ich ihr ehrlich gesagt nicht. „Frauen reden viel, wenn der Tag lang ist“, lachte ich hämisch. Jedenfalls war es mein dritter Erfolg innerhalb eines Monats gewesen. Am liebsten kontrollierte ich in der Nacht Frauen und freute mich, wenn ich bei ihnen etwas feststellen konnte. Dreimal war meine Kontrolle leider umsonst gewesen. Die eine Frau war zwar auf einem Faschingsball als Sängerin gewesen, aber das Gerät zeigte keinen Alkoholkonsum an und ich musste sie ziehen lassen. Einer anderen, die etwas zögerlich unterwegs war, konnte ich bei der Überprüfung nichts nachweisen und die dritte wollte, dass ich mit zu ihrer Wohnung fahre, weil sie keinen Führerschein im Auto hatte. Das war mir ehrlich gesagt, zu umständlich und ich ließ sie ohne weitere Maßnahmen heimfahren. Schon das Nichtmitführen der Dokumente hätte eigentlich zu einer Strafe geführt, aber vielleicht hätte ich an der Haustür noch Ärger mit ihrem Mann bekommen. Das wollte ich mir wirklich ersparen. Diesmal war es mir aber doch gelungen. Ich musste schmunzeln, wenn ich an diese Frau dachte. Eigentlich war sie nur etwas langsamer als 50 km/h gefahren und bei dem Nebel, der an dem Abend herrschte, war das sogar eine angemessene Geschwindigkeit. Aber die lang ersehnte Beförderung wollte ich mir wirklich nicht entgehen lassen. So fuhr ich dem Auto nach und hielt es an. Die Frau wirkte sehr verstört, als ich sagte: „Bitte zeigen Sie mir Ihren Führerschein und Fahrzeugschein!“ Ich vermutete, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Bei Männern drückte ich oft ein Auge zu, auch wenn ich gleich merkte, dass sie nach Alkohol stanken. Erst vor einer Woche hatte ich auf meiner nächtlichen Tour einen Mann angetroffen, der nur etwa 30 km/h und noch dazu in Schlangenlinien fuhr und mir gestand, dass er mit seinen Freunden in der Kneipe gerade zwei Liter Bier getrunken hatte. Laut Dienstvorschrift hätte ich auf jeden Fall einen Alkoholtest mit ihm machen müssen, aber ich fragte ihn: „Ist es in Ordnung, wenn Sie mir sofort 50 Euro bezahlen und ich nichts unternehme?“ Natürlich war er einverstanden und bedankte sich für meine Großzügigkeit.

Wenn es aber eine Frau war, bei der ich Bedenken hatte, dann war ich immer streng. Ich versuchte alles, was mir möglich war, um sie anzeigen und ihr einen Prozess machen zu können. Irgendwie kam in diesem Moment immer wieder mein Hass auf meine Mutter in mir hoch. Ich erinnerte mich, dass die Augen der Frau sehr groß wirkten. „Sie haben doch Drogen eingenommen“, hatte mein Kollege plötzlich in einem barschen Ton gesagt und ihr mit einer Lampe in die Augen geleuchtet. Ich erschrak fürchterlich. Das war eine Aussage, die er nicht hätte machen dürfen, unglücklicherweise war sie gefallen. Wir hatten den ganzen Abend in dem Ort gestanden und keinen Erfolg gehabt und er konnte seine Freundin nicht treffen. Eigentlich hätte er frei gehabt, aber musste für einen erkrankten Kollegen kurzfristig einspringen. Dass er wütend war, weil er sich schon so lange auf diesen Abend mit Essen im Restaurant und einer romantischen Nacht mit ihr gefreut hatte, verstand ich schon. Er hatte die Frau erst vor kurzem kennengelernt und Bedenken, dass sie die Beziehung einfach beenden würde, wenn er immer wieder keine Zeit für sie hätte. Aber trotzdem hatte er die zugelassenen Grenzen bei weitem überschritten. Er hatte ihr nicht erlaubt, ihre Tasche nochmals anzufassen, die Familie anzurufen und zur Toilette zu gehen, obwohl sie mehrmals eindringlich darum bat. Das Schlimmste aber war, dass er ihr aus lauter Wut darüber, dass das Prüfgerät nichts anzeigte, die Handschellen um ihre Handgelenke legte. Warum hatte er das nur gemacht und ich bin nicht eingeschritten, sondern habe ihn walten lassen und zugesehen? Eigentlich waren das alles Maßnahmen, die er nicht hätte anwenden dürfen, wenn die Unterlagen gleich ausgehändigt werden, wusste ich aus meiner Ausbildung. Ich hätte das nicht zulassen dürfen und dem Kollegen sofort Einhalt gebieten müssen. Ich hatte an diesem Abend die Oberaufsicht. Aber nun war mir das alles egal, jetzt stand meine Beförderung an, auf die ich so viele lange Jahre warten musste. „Der Zweck heiligt die Mittel, es wird schon nichts passieren“, sagte ich mir in ruhigem Ton und lief gut gelaunt die Treppe hinunter. Aber immer wieder schweiften meine Gedanken ab und ich musste an diesen Abend denken, der so aus dem Ruder gelaufen war. Da ich schon etwas spät dran war, musste ich heute die Strecke zum Präsidium in nur 15 Minuten zurücklegen. Mir blieb nichts anderes übrig als die Sirene einzuschalten und einen Notfall zu simulieren. So könnte ich es doch noch pünktlich schaffen. „Die Autofahrer wissen das zum Glück nicht, sie werden zur Seite fahren und ich kann ohne Probleme schnell an ihnen vorbeirasen“, lachte ich hämisch und stieg in mein am Straßenrand geparktes Polizeiauto ein.

Kapitel 2

Der kleine Martin wollte, wie es schon oft der Fall gewesen war, wieder einmal nicht essen, was die Mutter ihm gekocht hatte. Ich mäkelte an meinem Essen herum und warf das Besteck in hohem Bogen auf den Tisch. Spinat, Kartoffeln und Rührei hatte meine Mutter schon wieder gemacht, obwohl sie wusste, dass ich das überhaupt nicht leiden konnte.

Als ich gerade voller Wut in mein Zimmer rennen wollte, kam sie mit dem Kochlöffel auf mich zu, packte mich am Arm und schlug mir dreimal fest auf den