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Franz Grillparzer

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Beschreibung

In "Der Gastfreund" entwirft Franz Grillparzer ein faszinierendes Portrait der menschlichen Beziehungen und der Herausforderungen von Gastfreundschaft. Durch einen durchdringenden Stil, der sowohl lyrische als auch dramatische Elemente vereint, thematisiert das Werk die Ambivalenz von Nähe und Distanz zwischen den Charakteren. Grillparzer, der als einer der bedeutendsten Dramatiker des 19. Jahrhunderts gilt, integriert in dieses Werk seine tiefen soziokulturellen Beobachtungen und philosophischen Fragestellungen, die die menschliche Existenz und Ethik in den Mittelpunkt rücken. Franz Grillparzer (1791-1872) war nicht nur ein Dramatiker, sondern auch ein leidenschaftlicher Beobachter seiner Zeit. Seine eigene Lebenserfahrung als Teil der Wiener Gesellschaft, durchbrochen von persönlichen Kriesen, prägte die Themen seiner Werke. Grillparzer war zeitlebens um eine Auseinandersetzung mit den moralischen Untiefen der menschlichen Natur bemüht; dies spiegelt sich klar in "Der Gastfreund" wider. Dieses Buch ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für die menschlichen Abgründe und die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen interessieren. Grillparzers ausgefeilter Stil und seine tiefgründigen Gedanken laden die Leser ein, über die Natur der Gastfreundschaft und ihre Implikationen für das individuelle und kollektive Leben nachzudenken.

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Franz Grillparzer

Der Gastfreund

Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2020
EAN 4064066108731

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text
"

Trauerspiel in einem Aufzug

Personen:

Aietes, König von Kolchis Medea, seine Tochter Gora, Medeens Amme Peritta, eine ihrer Jungfrauen Phryxus Jungfrauen Medeens Griechen in Phryxus' Gefolge Kolcher

Kolchis. (Wilde Gegend mit Felsen und Bäumen, im Hintergrunde das Meer. Am Gestade desselben ein Altar, von unbehauenen Steinen zusammengefügt, auf dem die kolossale Bildsäule eines nackten, bärtigen Mannes steht, der in seiner Rechten eine Keule, um die Schultern ein Widderfell trägt. Links an den Szenen des Mittelgrundes der Eingang eines Hauses mit Stufen und rohen Säulen. Tagesanbruch.) Medea, Gora, Peritta, Gefolge von Jungfrauen. (Beim Aufziehen des Vorhanges steht Medea im Vorgrunde mit dem Bogen in der Hand in der Stellung einer, die eben den Pfeil abgeschossen. An den Stufen des Altars liegt ein, von einem Pfeile durchbohrtes Reh.)

Jungfrauen (die entfernt gestanden, zum Altare hineilend). Das Opfer blutet!

Medea (in ihrer vorigen Stellung). Traf's?

Eine der Jungfrauen. —Gerad' ins Herz!

Medea (indem sie den Bogen abgibt). Das deutet Gutes; laßt uns eilen denn! Geh' eine hin und spreche das Gebet.

Gora (zum Altar tretend). Darimba, mächtige Göttin Menschenerhalterin, Menschentöterin Die den Wein du gibst und des Halmes Frucht Gibst des Weidwerks herzerfreuende Spende Und des Todfeinds Blut: Darimba, reine, magdliche Tochter des Himmels, Höre mich!

Chor. Darimba, mächtige Göttin, Darimba! Darimba!

Gora. Sieh ein Reh hab' ich dir getötet Den Pfeil schnellend vom starken Bogen Dein ist's! Laß dir gefallen sein Blut! Segne das Feld und den beutereichen Wald Gib, daß wir recht tun und siegen in der Schlacht Gib, daß wir lieben den Wohlwollenden Und hassen den, der uns haßt. Mach' uns stark und reich, Darimba, Mächtige Göttin!

Chor. Darimba, Darimba!

Gora. Das Opfer am Altar zuckt und endet, So mögen deine Feinde enden, Darimba! Deine Feinde und die unsern! Es ist Medea, Aietes' Tochter, Des Herrschers von Kolchis fürstliches Kind Die empor in deine Wohnungen ruft Höre mich, höre mich Und erfülle was ich bat!

Chor (mit Zimbeln und Handpauken zusammen schlagend). Darimba, Darimba! Mächtige Göttin! Eriho! Jehu!

Medea. Und somit genug! Das Opfer ist gebracht, Vollendet das zögernde Geschäft. Nun Pfeil und Bogen her, die Hunde vor, Daß von des Jagdlärms hallendem Getos Der grüne Wald ertöne nah und fern! Die Sonne steigt. Hinaus! hinaus! Und die am schnellsten rennt und die am leichtsten springt Sei Königin des Tags.— Du hier Peritta? Sagt' ich dir nicht, Daß du mich meiden sollst und gehn? So geh!

Peritta (knieend). Medea!

Medea. Kniee nicht! Du sollst nicht knien! Hörst du? In deine Seele schäm' ich mich. So feig, so zahm!—Mich schmerzt nicht dein Verlust, Mich schmerzt, daß ich dich jetzt verachten muß Und hab' dich einst geliebt!

Peritta. O wüßtest du!

Medea. Was denn?—Stahlst du dich neulich von der Jagd Und gingst zum Hirten ins Tergener Tal? Tatst du's? Sprich nein! Du Falsche, Undankbare! Versprachst du nicht du wolltest mein sein, mein Und keines Manns? Sag' an, versprachst du's?

Peritta. Als ich's gelobte wußt' ich damals—

Medea. Schweig! Was braucht's zu wissen, als daß du's versprachst. Ich bin Aietes' königliches Kind Und was ich tu' ist recht weil ich's getan. Und doch, du Falsche! hätt' ich dir versprochen Die Hand hier abzuhaun von meinem Arm Ich tät's; fürwahr ich tät's, weil ich's versprach.

Peritta. Es riß mich hin, ich war besinnungslos, Und nicht mit meinem Willen, nein—