Der goldene Esel - Lucius Apuleius - E-Book

Der goldene Esel E-Book

Lucius Apuleius.

4,5

Beschreibung

Der Ich-Erzähler Lucius kommt während einer Geschäftsreise ins Hexenland Thessalien und möchte dort mehr über Magie erfahren. Dabei kommt es zu einer Zauberpanne und er wird in einen Esel verwandelt. Als Esel muss Lucius viele Abenteuer bestehen und auch leidvolle Erfahrungen machen, bis ihm die Flucht gelingt und er aus der Hand eines Isis-Priesters eine Rose frisst, und dadurch seine menschliche Gestalt zurückerhält. Die "Metamorphosen", seit Augustinus bekannt als "Der goldene Esel", sind das einzig vollständig erhaltene Beispiel des komisch-realistischen Romans der Antike. Eingang in das kulturelle Gedächtnis fanden auch die vielen integrierten Erzählungen, die sich im Lauf der Rezeption verselbstständigten: Das Märchen von Amor und Psyche oder die Novelle vom Ehebrecher im Fass, die in Boccaccios Decamerone auftaucht. Apuleius hat den gesamten Roman im "milesischen Stil" - frivole Geschichten mit teilweise derber Erotik -, wie es in der Antike beliebt war, verfasst.

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Cover
Über den Autor

Über den Autor

Lucius Apuleius (124 – 180 n. Chr.) entstammte einer wohlhabenden Familie aus Madaura (Ostalgerien). Er studierte Grammatik und Rhetorik in Karthago und Athen, ehe er nach einem längeren Aufenthalt in Rom 155 nach Madaura zurückkehrte. Jene Zeit war geprägt von der Weltherrschaft Roms, einem Reich, dessen zahllose Völkerschaften lebhaften kulturellen Austausch pflegten. So befasste sich Apuleius nicht allein mit der damaligen höheren Bildung, von der Geometrie über die Dichtung bis hin zur Redekunst, sondern hatte auch lebhaftes Interesse an den orientalischen Kulten, besonders dem ägyptischen Isiskult. Eine konstruierte Mordanklage gegen Apuleius wurde fallen gelassen, aber ein Prozess wegen Zauberei – worauf die Todesstrafe stand – kam zustande. Erhalten ist seine Verteidigungsrede »Apologie«, mit der er dem gegen ihn erhobenen Vorwurf begegnet; er wurde freigesprochen. Daraufhin zog er mit seiner Frau nach Karthago und wirkte weiter als Schriftsteller, Festredner und Sophist. Staatliche Ämter übernahm er keine, wurde aber zum sacerdos provinciae (Priester im Kaiserkult) gewählt.

Zum Buch

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Der älteste Schelmenroman der Weltliteratur

Mit dem Goldenen Esel schuf Lucius Apuleius den ältesten Schelmenroman der Weltliteratur, in dem sich die gesunde Sinnlichkeit und Lebensbejahung der Antike spiegeln: Der Ich-Erzähler Lucius kommt während einer Geschäftsreise ins Hexenland Thessalien und möchte dort mehr über Magie erfahren. Dabei kommt es zu einer Zauberpanne, und er wird in einen Esel verwandelt. Als Esel muss Lucius viele Abenteuer bestehen und auch leidvolle Erfahrungen machen, bis ihm die Flucht gelingt und er aus der Hand eines Isis-Priesters eine Rose frisst und dadurch seine menschliche Gestalt zurückerhält. In diese Rahmenerzählung sind auf literarisch höchst kunstvolle Weise zahlreiche Geschichten eingeflochten: Neben vielen, teilweise recht derben, ja sogar zotigen Schwänken findet sich darunter auch das einzige aus der Antike überlieferte Märchen, Amor und Psyche.

Die »Metamorphosen«, seit Augustinus bekannt als »Der goldene Esel«, sind das einzig vollständig erhaltene Beispiel des komisch-realistischen Romans der Antike. Eingang in das kulturelle Gedächtnis fanden auch die vielen integrierten Erzählungen, die sich im Lauf der Rezeption verselbstständigten: Das Märchen von Amor und Psyche oder die Novelle vom Ehebrecher im Fass, die in Boccaccios Decamerone auftaucht. Apuleius hat den gesamten Roman im »milesischen Stil« – frivole Geschichten mit teilweise derber Erotik –, wie es in der Antike beliebt war, verfasst.

Haupttitel

Lucius Apuleius

Der goldene Esel

In der Übersetzung von August Rode
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.  Alle Rechte vorbehalten  Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2011 Der Text wurde behutsam revidiert und neu bearbeitet nach der Übersetzung von August Rode, in der Ausgabe Berlin 1920 Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH Bildnachweis: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin: P.G. Batoni, Die Vermählung Amors mit Psyche, Gemälde, 1756, Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin, Standort 504, Fotografie von Jörg P. Anders Redaktion: Dr. Bruno Kern, Mainz eBook-Bearbeitung: Medienservice Feiß, Burgwitz Gesetzt in der Palatino Ind Uni – untersteht der GPL v2 Gesetzt in der Palatino Ind Uni und Linux Biolinum (griechisch) – untersteht der GPL v2   ISBN: 978-3-8438-0004-4  www.marixverlag.de

Vorwort

Der goldene Esel des Apuleius ist ohne Zweifel ein kleines Juwel der antiken Literatur. Den ältesten Schelmenroman der Weltliteratur hat man ihn genannt, doch er ist weit mehr als das. Sein Autor, Lucius Apuleius, wurde im Jahr 125 n. Chr. in Madaura (Nordafrika) geboren. Er wuchs in Karthago auf und studierte dort Rhetorik. In Athen widmete er sich dem Studium der Philosophie und lebte danach (wenigstens zeitweise) in Rom, wo er als Anwalt arbeitete. Seine Tätigkeit als Schriftsteller ist mit seiner Biografie eng verflochten. So musste er sich etwa gegen den Vorwurf der Zauberei zur Wehr setzen und tat dies mit der eloquenten Schrift Apologia, die nicht zufällig an Platons Apologie des Sokrates erinnert. Diesem Philosophen, insbesondere seiner Gottesvorstellung, hat er ebenfalls eine Schrift gewidmet. Aber auch seine Anwaltstätigkeit und sein Amt als sacerdos provinciae, also als leitender Priester im Kaiserkult der Provinz, spiegeln sich in seinen Erzählungen. Das vorliegende Buch, das ursprünglich den Titel Metamorphosen trug, ist sein Hauptwerk. Die Bezeichnung Der goldene Esel begegnet übrigens zum ersten Mal bei einem anderen großen Afrikaner der Antike, bei Augustinus von Hippo.

Für den Roman benutzte Apuleius eine griechische Vorlage: Der vornehme Grieche Lucius wird in einen Esel verwandelt, besteht als solcher etliche Abenteuer, bis er schließlich von der Göttin Isis wieder in einen Menschen zurückverwandelt wird. In diese Rahmenerzählung sind auf literarisch höchst kunstvolle Weise zahlreiche Geschichten eingeflochten: Neben vielen, teilweise recht derben, ja sogar zotigen Schwänken findet sich darunter auch das einzige aus der Antike überlieferte Märchen, Amor und Psyche. Wirkungsgeschichtlich ist dieser Teil der Erzählung wohl der bedeutendste. Das Motiv von Amor und Psyche fand – in zahlreichen Variationen – in die abendländische Literaturgeschichte und in die Bildende Kunst Eingang und findet sich bei so prominenten Protagonisten wie Raffael, Boccaccio, La Fontaine, Flaubert und Balzac wieder.

Weit mehr als die bekannte klassische – lateinische oder griechische – Literatur der Antike vermittelt dieser Roman einen höchst lebendigen, farbenprächtigen Eindruck von Alltagsleben, Sitten, Humor und Lebensart aller Gesellschaftsschichten in der Antike. Kulturgeschichtlich bedeutsam ist nicht zuletzt die detaillierte Schilderung des Isis-Kultes, der um die Zeitenwende, vor der Durchsetzung des Christentums, wohl der populärste Kult im Römischen Reich war und genau diejenigen Bevölkerungsschichten – nicht zuletzt Sklaven und Frauen – anzusprechen vermochte, die später das Christentum so erfolgreich für sich gewann. Die Erzählkunst des Lucius Apuleius kann kaum überschätzt werden. Neben raffinierter literarischer Komposition, überbordender Phantasie und poetischer Ausdruckskraft reicht sein Spektrum von höchst subtilem Witz über satirische Schärfe bis hin zu recht derbem Humor. Als kleine Kostbarkeit enthält der Roman an geeigneter Stelle auch ein scharfzüngiges Plädoyer für ein faires Gerichtsverfahren. Die Intention des Übersetzers August Rode war es, die Originaltreue mit einer Sprache zu verbinden, die dem Tonfall des Autors in all seinen Nuancen gerecht wird. Die behutsame sprachliche Neubearbeitung dieser Übersetzung will genau diese Absicht für die heutigen Leser und Leserinnen einlösen.

Bruno Kern

Prolog

Liebe Leser!

Ich, Lucius Apuleius, grüße euch.

Erstaunt fragt ihr: Warum stiegst du aus dem Schattenreich zu uns auf?

Genau das will ich euch erzählen!

Ihr kennt die Märchen aus Tausendundeine Nacht, verstohlen lest ihr auch Boccaccio, Balzac, Flaubert. Und reist ihr nach Italien und Rom, so steht ihr staunend in der Villa Farnese vor des großen Meisters Raffael »Amor und Psyche«. Und viele Künstler haben dieses mein berühmtes Liebespaar gar herrlich in Marmor gemeißelt.

Mich aber kennt ihr nicht. Und das stimmt mich traurig. Voller Mitleid gab mir daher des Schattenreiches Herrscherin Proserpina Urlaub, damit ich mich mit meinem Werk bei euch in Erinnerung bringe.

Mäuschenstill schlich ich mich am schlafenden Zerberus vorbei. Der sonst so düstere Fährmann Charon setzte mich willig über den Styx – und schon bin ich bei euch in der blendend strahlenden Sonne.

Und ich verspreche euch: Mit Genuss werdet ihr meine goldenen Eseleien lesen! Beim Herkules! Es wird viel zu lachen geben!

Saubere Früchtchen, kauzige Alte, böse Molche treiben ihren schlimmen Schabernack. Über ihre Possen werdet ihr euch scheckig lachen! Aber auch ehrsamen Bürgern, Mönchen, Priestern werdet ihr begegnen. Ich führe euch mitten hinein ins bunte Leben, in Stadt und Dorf, auf Straßen und Märkte.

Bisweilen geht es schon derb und urwüchsig zu! Und Meister Langohr mit dem langen Zagel, der lederne Klopphengst, treibt es oft gar arg. Verzeiht ihm! Er ist ein unvernünftiges Geschöpf. Und wie oft hagelte ein Prügelhagel über den Armen, dass er hub-, bug- und blattlahm ward! Habt nur Mitleid mit ihm! Schreit nicht gleich Zeter und Mordio! Er war halt – ein Esel! Auf die spießigen Sittenrichter unter euch hab' ich einen Pik! Sie sollten nicht vergessen, dass wir damals noch arge Heiden waren.

Jetzt liest der Esel uns gar noch Moral! schimpft ihr. Nein – das will ich nicht. Ein Mucker bin ich nicht.

Lest also mit Vergnügen die seltsamen Erlebnisse meines eselhaften Taugenichts, und lacht nach Herzenslust und vergesst nicht

euren Lucius Apuleius

Erster Teil

Erstes Buch

Ich will dir, lieber Leser, in diesem milesischen Märchen allerhand lustige Schwänke erzählen ein wahrer Ohrenschmaus für dich, der du einem Buch, das in dem kurzweiligen ägyptischen Ton geschrieben ist, gern deine Aufmerksamkeit schenkst. Auch sollen dir darin Wunder begegnen, wie Leute in andere Gestalten verwandelt werden und manche dann wieder in ihre eigentliche Daseinsweise zurückkehren. Ich fange gleich an. Doch vorher noch ein Wort darüber, wer bin ich.

Mein Geschlecht ist uralt und auf dem attischen Hymettos, dem ephyräischen Isthmos und dem spartischen Tänar, diesen seligen, in den Schriften der glänzendsten Genien ewig blühenden Gefilden, zu Hause. Dort, besonders aber in Attika, bin ich auch erzogen worden. Nachher zog ich in die Hauptstadt Latiens. Aus Verlangen, die römische Literatur kennenzulernen, machte ich mich an die Sprache des Landes und studierte sie mit unsäglicher Mühe und Fleiß, jedoch ohne die geringste Anweisung.

Deshalb, mein Leser, bitte ich dich hier im Voraus um Verzeihung, wenn ich etwa, als Ausländer, hin und wieder in dieser fremden Sprache Fehler mache. Ich bediene mich derselben nur, weil etwas Kauderwelsch dem Komischen des Stoffes erst recht entgegenkommt und es mir allein um deine Erheiterung geht. Das Märchen stammt übrigens aus Griechenland. Jetzt beginnt es. Gib Acht, es wird zu lachen geben.

Ich unternahm vor einiger Zeit in bestimmten Angelegenheiten eine Reise nach Thessalien, wo ich ebenfalls ein hohes Ansehen genieße, wegen meiner mütterlichen Abstammung vom berühmten Plutarch und von dessen Neffen, dem Philosophen Sextus. Nachdem ich auf meinem treuen einheimischen Schimmel manch steiles Gebirge, manch schlüpfriges Tal, manche betaute Wiese und holprige Ebene zurückgelegt hatte und er nun ganz erschöpft war, ich mir aber die Müdigkeit vom Sitzen durch etwas Laufen vertreiben wollte, so stieg ich ab, wischte mit Laub den Schweiß vom Pferde, rieb ihm die Ohren, zäumte es ab, ließ es sich ein wenig verschnaufen und schlenderte Schritt für Schritt voraus. Während es mir nachfolgte und im Vorbeigehen an den Wiesen sich’s wohlschmecken ließ, holte ich zwei Leute ein, die kurz vor mir hergingen. Ich horchte, was sie miteinander schwatzten, als einer von ihnen überlaut auflacht und sagt:

»Oh, ich bitte dich, halt doch dein Maul und verschone mich mit so abgeschmackten ungeheuren Lügen!«

Das reizte meine ohnehin immer rege Neugier. Ich ergreife also gleich das Wort. »Mit Verlaub, Landsmann«, sage ich, »so gebt mir eure Erzählung zum Besten! Ich mag gern alles mit anhören; nicht eben weil ich so neugierig wär’, sondern bloß, um mich zu informieren. Zugleich wird es uns ja auch beim Schwatzen leichter fallen, den Hügel hier zu ersteigen!«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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