Der große Katzenknigge - Isabella Renitente - E-Book

Der große Katzenknigge E-Book

Isabella Renitente

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Beschreibung

Guten Tag. Wenn Sie dieses Buch in die Hand genommen haben, gehören Sie vermutlich auch zum Kreis der Hausmenschen, die es leid sind, sich immer wieder mit ihrer Katze darüber zu streiten, welches Verhalten man von der Katze erwarten darf und was sie im Interesse des häuslichen Friedens besser unterlässt. Oder Sie sind Katze und suchen diskret Antworten auf Fragen, die Sie sich bisher nicht zu stellen trauten, ohne sich als Angehörige bildungsfernen Milieus zu outen? Gutes Benehmen ist wieder in aller Munde, und das nicht nur, wenn es um appetitliche Tischmanieren geht. Aus solchen Diskussionen im Hause Chaoscastle ist der vorliegende Ratgeber zur Petikette entstanden. Kniggeregeln sind der Maßstab für Etikette und souveränes Auftreten. Katzenliebhaber bewundern diese ästhetischen, eleganten Tiere, die gern würdevoll auf einer Chaiselongue liegen und ihre Hausmenschen mit unergründlichem Blick beobachten. Da macht es sich nicht gut, wenn das ätherische Tier sich beim Inhalieren des Frühstücks besudelt, im ungünstigen Moment die Toilette benutzt, ohne zu scharren, oder in die neuen, schweineteuren Salonschleicher ihrer Hausfrau kotzt. Sir Henry Veneziano Ochsenfrosch und seine Schwester Lady Amelie Rednose Zicke Stinkestiefel, eine geborenen Gukamien, sind die grauen Eminenzen auf dem glatten Katzenparkett und erfahrene Kenner feiner, kultivierter Petikette. Vielleicht kennen Sie die beiden bereits. Aber sehen Sie selbst, was Chaoscastles unter gepflegtem Benehmen verstehen.

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Guten Tag. Wenn Sie dieses Buch in die Hand genommen haben, gehören Sie vermutlich auch zum Kreis der Hausmenschen, die es leid sind, sich immer wieder mit ihrer Katze darüber zu streiten, welches Verhalten man von der Katze erwarten darf und was sie im Interesse des häuslichen Friedens besser unterlässt. Oder Sie sind Katze und suchen diskret Antworten auf Fragen, die Sie sich bisher nicht zu stellen trauten, ohne sich als Angehörige bildungsfernen Milieus zu outen? Gutes Benehmen ist wieder in aller Munde, und das nicht nur, wenn es um appetitliche Tischmanieren geht. Aus solchen Diskussionen im Hause Chaoscastle ist der vorliegende Ratgeber zur Petikette entstanden. Kniggeregeln sind der Maßstab für Etikette und souveränes Auftreten. Katzenliebhaber bewundern diese ästhetischen, eleganten Tiere, die gern würdevoll auf einer Chaiselongue liegen und ihre Hausmenschen mit unergründlichem Blick beobachten. Da macht es sich nicht gut, wenn das ätherische Tier sich beim Inhalieren des Frühstücks besudelt, im ungünstigen Moment die Toilette benutzt, ohne zu scharren, oder in die neuen, schweineteuren Salonschleicher ihrer Hausfrau kotzt. Sir Henry Veneziano Ochsenfrosch und seine Schwester Lady Amelie Rednose Zicke Stinkestiefel, eine geborenen Gukamien, sind die grauen Eminenzen auf dem glatten Katzenparkett und erfahrene Kenner feiner, kultivierter Petikette. Vielleicht kennen Sie die beiden bereits. Aber sehen Sie selbst, was Chaoscastles unter gepflegtem Benehmen verstehen.

Isabella Renitente ist Juristin und lebt mit ihren Katzen im Norden von Hannover. Bekannt wurde sie durch die vierteilige Reihe „Der Chaoskater“. Katzenfreunde, die sich für dieses Buch interessierten, lasen auch:

Do you speak Katze? No, only a paar Kratzer.

Vom artgerechten Umgang mit Hausmenschen

Niemand hat die Absicht, einen Lachs zu klauen.

Schau hin, was Deine Katzen mit Mäusen macht!

Kater sind solche Schweine.

Weitere Infos zur Autorin: www.isabella-renitente.de

Für Henry und Amelie.

Jeder Tag mit Euch ist ein Geschenk. Danke.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Keine ruhige Minute

Es ist kompliziert

Alles Pappe oder was?

Samstag ist Badetag

Mit dem Dresscode gut über die Runden kommen.

Darf’s ein bisschen Meer sein?

Das Eckige muss ins Runde.

Die bittere Pille

A happen a day keeps the petdoc away.

Ein bisschen Haushalt

Normalerweise ist das dicht.

Heute wieder Wetter

Andere Katzen kauften auch …

Generation Pet, Hutbürger und Primakleber

Ein dreifach donnerndes Horrido auf die wilde, verwegene Jagd

Alles was Recht ist

Wenn so viel Gutes wieder fährt …

Der Gesellschaftstanz

Hier spricht die Polizei

„Majestät“ kommt nicht von „Matjes“.

And the winner is …

Morgen kommt der Weihnachtsmann.

Frohes Neues!

Prolog

Es ist eine Kunst, sich im geselligen Umgang mit Hausmenschen und anderen Katzen respektvoll und höflich bemerkbar zu machen. Nicht jeder Katze sind Großmut, Gefälligkeit und ein geschmeidiges, achtsames Benehmen in die Wurfkiste gelegt. Manche wird erst mit der Zeit zu einer angesehenen und souveränen Persönlichkeit heranreifen, und häufig wird dieser Prozess nicht ohne Blessuren vonstatten gehen. In vielen Katzenhaushalten wird es daher immer wieder Diskussionen über Verhaltensregeln und gute Umgangsformen in allen erdenklichen Situationen geben. Auch heute noch, im Zeitalter gelockerter Sitten, sind Katzen auf der Suche nach Orientierung in Situationen, die ihnen fremd oder ungewohnt sind.

Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen, mit Sir Henry Veneziano Ochsenfrosch von Chaoscastle und seiner Schwester Lady Amelie Rednose Zicke Stinkestiefel, einer geborenen Gukamien, über das heikle Thema der zeitgemäßen, modernen Petikette sprechen zu dürfen. Der Sir und die Lady sind die grauen Eminenzen auf dem glatten Katzenparkett. Sie gelten als erfahrene Kenner gepflegter Manieren und stilvoller Galanterie. Geduldig haben sie sich meine zahlreichen Fragen angehört. Und gerne haben sie mir erklärt, welche sozialen Verhaltensregeln es Katzen erleichtern, offen, entspannt und gewaltfrei auf andere Katzen oder Hausmenschen zuzugehen, sich respektvoll zu verständigen und friedlich Empathie zu zeigen, damit das Zusammenleben einfacher und angenehmer wird. Zeitgemäße Petikette ist mehr als bloße Fassadenpflege. Sie ist Ausdruck der Wertschätzung, spiegelt aber zugleich den Zeitgeist und die moralischen Werte in einer dem ständigen Wandel unterliegenden Katzengesellschaft.

Aus den Gesprächen mit Sir Henry Veneziano Ochsenfrosch und seiner Schwester Lady Amelie Rednose Zicke Stinkestiefel ist der vorliegende Leitfaden zum achtsamen und angemessenen Miteinander von Katzen und Hausmenschen entstanden. Was die Katze schon immer wissen wollte, sich aber nicht zu fragen traute, ohne sich als Angehörige bildungsfernen Milieus zu outen. Ist der galante Pfotenkuss noch zeitgemäß oder eher peinlich? Der Katzenknigge möchte nicht als Regelwerk mit zwingender Verpflichtung verstanden werden, sondern als Vorschlag für einen entspannten Umgang in Katzenhaushalten oder als anregende Diskussionsgrundlage, sollten sich einmal unterschiedliche Auffassungen von Schliff und Anstand begegnen.

Ich wünsche Ihnen, liebe Katzen, und Ihren Hausmenschen eine inspirierende Lektüre und viel Spaß mit dem Großen Katzenknigge. Und vergessen Sie nicht: Wer glaubt, dass ein Katzenbesitzer seine Katze besitzt, der glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet.

Langenhagen im September 2023

Isabella Renitente

Keine ruhige Minute

Ein Kind verändert das Leben aller Beteiligten völlig. Nichts ist mehr so, wie es mal war. Die Erde kreist nicht mehr um die Sonne, sondern um das zauberhafte Leuchtwesen, das sich ganz selbstverständlich, mit unglaublicher Chuzpe und lautstark im Zentrum seiner Familie breit macht und die Futterluke aufsperrt. Das gilt nicht nur für kleine Hausmenschen, sondern auch für kleine Hauskatzen.

Eine Katze ist eine Katze ist eine Katze.

Und der Rest der Familie macht sich zum Narren.

Man wirft sich vor dem entzückenden, kackfrechen Katzenkind in den Staub, verwöhnt es mit Köstlichkeiten, Spielzeug und Streicheleinheiten, bewundert seine filigrane Schönheit und flutet die sozialen Medien mit Kittenfotos. Was ist das niedlich, wenn der Zwerg sich breitbeinig wie John Wayne nach seinem legendären 39-Stunden-Ritt mitten ins Wohnzimmer stellt, die Schlauchzigarre quer im Maul, bedrohlich knurrend und mit wildem Blick um sich schauend. Sucht jemand Streit? Hier könnte er ihn finden, genau hier und sofort. Wenn der Mini seine Milbepax im hohen Bogen so geschickt ausspuckt, dass sie unwiderruflich unter einem Küchenschrank verschwindet. Oder wenn der Youngster an den rückwärtigen Jeansbeinen seiner Hausfrau hochklettert, sobald sich oben auf der Küchenarbeitsplatte eine Dose mit duftendem, schmackhaftem Kittenfutter öffnet. Und wie rührt es das Herz, wenn das Schätzchen im Badezimmer die Rolle mit dem Klopapier abwickelt und die Blätter zählt. Einhundertdreizehn, einhundertvierzehn, einhundertfünfzehn … Oder den 12,7-Kilo-Sack mit der ultrafeinkörnigen Katzenstreu stanzt, auf der Fensterbank hockend Löcher in die zarte, antiquarische Tüllblütenspitzengardine reißt oder einen Strichcode in das Ivar im Arbeitszimmer fräst. Wenn der Zwerg sich jedoch dem fast neuen Sofa „Middle Arundel Derby“ aus butterweichem Premiumleder oder der Hochglanzfront der Empirekommode aus Mahagonipyramidenfurnier mit Fadeneinlagen zuwendet, lässt die Begeisterung der Familie meistens spürbar nach. Dann, spätestens dann ist es an der Zeit, über den artgerechten Umgang mit Wohnung und Inventar zu reden. Dies ist Aufgabe des großen Bruders oder der dienstältesten weiblichen Katze. Oder des Hausmenschen.

Große Brüder neigen dazu, sich gerührt dem Charme kleiner Geschwister hinzugeben und es mit der Erziehung vorerst nicht so genau zu nehmen. Und wie schnell hat der Junior den Großen um die Pfote gewickelt. Aber principiis obsta! Wehret den Anfängen. Sero medicina parata, cum mala per longas convaluere moras. Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind. Was Mäxchen nicht lernt, lernt Max nimmermehr. Wer dem Nachwuchs nicht als leuchtendes Beispiel vorangeht, braucht sich über Chaos im Castle nicht zu wundern. So wie bei uns.

Übertrieben erscheint es jedoch, gewissermaßen aus vorauseilender Strenge den Grünschnabel gelegentlich anlasslos zu verprügeln. Das gilt auch dann, wenn der Zwerg die Ohren spitz nach hinten zieht (Birnenkopf). Nicht jede kindliche Drohgebärde hat zwingend einen Angriff zur Folge. Das Kind muss die Freiheit haben, sich auch mal auszuprobieren. Überschritten ist die Grenze für den erziehungsberechtigten großen Bruder aber dann, wenn der Winzling beginnt, ihn anzustarren oder anzuknurren. Das macht man nicht, auch nicht als Babykatze. Da ist Schicht im Schacht.

Der Katzenhalteranfänger hat möglicherweise (noch) eine Abneigung gegen haarende Tiere im Bett. Vielleicht meint er auch, die breite Liegefläche im Schlafzimmer, die mit den Kissen und Kuscheldecken, stehe allein ihm zur Verfügung, und nur er sei nutzungsberechtigt. Und vermutlich wird er daher dem überraschten Kleinkind vor der Schlafzimmertür erklären, er begebe sich nun zur Ruhe, wünsche für die nächsten acht Stunden nicht gestört zu werden und erwarte, dass das kleine haarende Tier sich derweil anständig benimmt, und zwar außerhalb des Schlafzimmers. Was macht das überraschte Kleinkind, nachdem sich die Schlafzimmertür vor seiner kleinen Nase geschlossen und es festgestellt hat, dass es noch nicht an die Klinke reicht? Genau. Es plärrt. Es präsentiert die beliebte schottische Ballade Strophe 137 bis 153. Lautstark. Und durchdringend. Katzenhasser nennen das Schikane. Katzenhalteranfänger finden das Geräusch überraschend aufdringlich. Erfahrene Katzenhalter, vor allem die juristisch angehauchten, halten die akustische Darbietung hingegen für einen Akt berechtigter Notwehr.

Die Erfahrung gibt dem Zwerg recht. Die Schlafzimmertür wird eines Tages offenbleiben. Die kleine Katze wird in der Badewanne Golf spielen, mit Tischtennisbällen oder Murmeln, das vorzugsweise nachts um zwölf. Sie wird als wilde Herde aufgescheuchter Gnus über das Parkett galoppieren (Laminat geht auch) und ab vier Uhr morgens die Notlandung der Boeing 727 in dem Bett proben, das sie fortan als ihr eigenes betrachtet. Selbstverständlich liegt dann sie in der Bettmitte. Und sie wird lernen, wie unterhaltsam das Minenspiel ihres Hausmenschen ausfällt, wenn sie einfach mal schnippisch „Pöh!“ antwortet.

Die Youngster befinden sich in der Wachstumsphase, toben und spielen viel und haben daher einen erhöhten Energiebedarf. Sie erhalten deshalb kittengerechtes, nährstoffreiches Kraftfutter mit hohem Fleisch- und Gemüseanteil, und das zunächst rund um die Uhr. Die bereits im Haushalt lebende ältere Katze wird möglichweise versucht sein, sich heimlich über den Futternapf des Kitten herzumachen. Das ist indiskutabel, und zwar nicht nur dann, wenn die Katze etwas moppelig und notgedrungen auf Diät is(s)t. Die selbstbeherrschte, ausgewachsene Katze rührt das Kittenfutter nicht an, egal wie groß ihr Heißhunger ist.

Und die Erde ist eine Scheibe.

Es ist kompliziert

Die sozialisierte Katze pflegt Beziehungen, auch wenn sie für die eine oder andere ihre Hasskappe aufsetzt. Als feline Beziehung bezeichnet man eine Verbindung von zwei oder mehreren Katzen, einer Katze und einem Hausmenschen, einer Katze und mehreren Hausmenschen, mehreren Katzen und einem Hausmenschen oder mehreren Katzen und mehreren Hausmenschen, je nachdem ob es sich um einen Mehrkatzenhaushalt, einen Mehrmenschenhaushalt oder einen nonparitätisch besetzten Mischformhaushalt handelt. Alle Katzen sind gleich. Bis auf die, die gerade eingezogen ist. Und deshalb ist es kompliziert.

Wir sind uns sicher einig, dass der Hausmensch mit dem Einzug seiner Katze vom Haushaltsvorstand in den Status des Dienenden wechselt, der sich mehr oder weniger erfolgreich bemüht, den Weisungen seiner Katze nachzukommen und ihre Wünsche zu erfüllen, dies unverzüglich und ohne Widerworte. In seinem unermesslichen Hochmut wird der an Macht und Weisungbefugnis gewöhnte, Gehorsam einfordende, medial omnipräsente Hausmensch vermutlich zunächst nicht wahrhaben wollen, dass er sich von nun an ein Katzenleben lang den Wünschen seiner Katze unterzuordnen und seine Interessen hinter denen der Katze zurückzustellen hat. Zwar hat er gelobt „to love, to cherish and to obey“. Aber das war aus seiner Sicht nur so dahingesagt, aus Tradition, weil es so hübsch romantisch ist und die neue Katze ihn so liebreizend angeschaut

hat, damals in der Cattery oder im Tierheim. Oder auf dem Foto einer osteuropäischen Tierschutzorganisation. Man fragt ja auch „Wie geht’s?“, ohne dass man wirklich hören will, wie schlimm es ist. So what? Und nun kommt also die Katze daher, und fordert Erfüllung des Sorgeversprechens ein. Das ist frech. Das ist sehr frech. Wie das Versprechen genau lautet? Nun, da hilft die Katze gern.

„Ich verspreche, schönste aller Katzen, dir stets ein treuer Hausmensch zu sein, dich zu lieben, zu achten und dir zu dienen, denn die Katze wurde nicht für den Hausmenschen geschaffen, sondern der Hausmensch für die Katze. Ich gelobe, dir als meinem irdischen Oberhaupt ohne Murren und Knurren zu gehorchen und mich dir in allen Dingen respektvoll und ehrfürchtig zu unterwerfen. Ich gelobe, mich treu und fleißig um die Angelegenheiten deines Haushalts zu kümmern, dich zu beköstigen und nach deinen Vorlieben zu verwöhnen, stets für schmackhafte Leckereien zu sorgen, deine Toilette mehrmals täglich gründlich zu reinigen, fantasievolles Spielzeug für dich zu basteln oder käuflich zu erwerben, dich sanft zu massieren, dein Fell zart zu bürsten, dich zu loben, zu bewundern und dich mit Spiel und Spaß zu unterhalten, mein orthopädisches Nackenstützkissen und das Bassettiplaid mit dir zu teilen und einen HighspeedPetInternet-Anschluss zu unterhalten, damit dein Herz immer sicher auf mich vertrauen kann. Ich gelobe dir zu jeder Tages- und Nachtzeit Schutz und Aufmerksamkeit, Pflege und Anerkennung, Geduld und Freundlichkeit, Sanftmut und Zärtlichkeit und all meine Liebe und Zuneigung, wobei ich mich an dir erfreue, meine geliebte Katze, und mir stets bewusst bin, dass du die Autorität über mein Leben hast und nicht ich. Es wird mir eine Freude sein, dir treu zu dienen, ob wir reich oder arm sind, ob wir lachen oder weinen, ob wir gesund oder krank sind, bis dass der Tod uns scheidet.“

Die nachsichtige Katze gewährt ihrem neuen Hausmenschen eine Probezeit von ein bis zwei Wochen, innerhalb derer er sich die Bedeutung und Tragweite des Sorgeversprechens gewärtigen und sich an seine neuen Pflichten, die geänderten Machtverhältnisse sowie den für ihn exotischen Tagesablauf gewöhnen kann. Sobald der Hausmensch sich von seinem Schock erholt und sich sein Biorhythmus umgestellt hat, sollte der Service aber reibungslos laufen. Kleinen Versäumnissen begegnet die großzügige Katze noch mit Verständnis. Größere Verfehlungen ahndet sie disziplinarisch nach freiem Ermessen zu einem ihr genehmen Zeitpunkt. Wie überall ist jedoch auch hier Augenmaß gefragt. Die Katze muss ihrem Hausmenschen auch nicht immer wieder vorbeten, dass sie jederzeit ein anderes Domizil fände und sehr gut ohne ihn zurechtkäme.

Die Katze, der an einem gedeihlichen Zusammenleben mit ihrem Hausmenschen gelegen ist, wird ihren Domestiken geduldig anleiten, wo ihm Erfahrung oder Fachwissen fehlen. Sie wird ihn so diskret wie möglich überwachen und Nachlässigkeiten alsbald zur Sprache bringen. Die souveräne Katze hat es jedoch nicht nötig, den fehlbaren Hausmenschen vor dem Rest der Hausgemeinschaft bloßzustellen und seine intellektuellen oder motorischen Defizite öffentlich anzuprangern. Insbesondere verzichtet sie darauf, sich über seinen unbefriedigenden hausmenschlichen Service in den sozialen Medien auszulassen. Dies zumindest dann, wenn der Hausmensch sich einsichtig zeigt, ihre Vorhaltungen reflektiert, vor ihr kniend Abbitte tut und sich um Besserung bemüht. Sollte er zu den Renitenten gehören und sich uneinsichtig zeigen, sollte er sich einer katzenseitigen Weisung nachdrücklich widersetzen, in den Streik treten oder gar mit seinem Anwalt drohen, dann, aber nur dann, wird die Katze ihn abmahnen, und ihm für den Wiederholungsfall eine einmonatige Kohlsuppendiät oder, bei schwerwiegenden Verstößen, den Ausschluss aus der Haushaltsgemeinschaft und Entfernung aus dieser androhen. Jede erfolgte Abmahnung hat einen Eintrag im Erziehungsregister zur Folge.

In regelmäßigen Abständen wird die juristisch geschulte oder zumindest gut beratene Katze mit ihrem Hausmenschen ein minimaloffensives Beurteilungsgespräch führen. Sie wird ihm ihre Einschätzung seiner Qualitäten und Leistungen sowie seiner Entwicklung mitteilen, dies sachlich und ohne Ansehen seiner Person, seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen, seines Aussehens und Gewichts, seiner sexuellen Orientierung sowie seines Kontostands. Das Gebot der Fairness verpflichtet die Katze jedoch, dem Hausmenschen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben und seine Entgegnung zur Personalakte zu nehmen. Die empathische Katze wird sich hie und da mit der Antikritik ihres Haushaltsmenschen auseinandersetzen und, gegebenenfalls nach reiflicher Überlegung, die turnusmäßige Beurteilung anpassen. Anspruch auf Einsicht in die Personalakte, Berichtigung dieser oder Löschung von Einträgen wegen Zeitablaufs hat der Hausmensch aber nicht. Auch der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Katzen, die beabsichtigen, neu in einen Haushalt einzutreten, haben das Recht, vor ihrem Einzug über den oder die zum Haushalt gehörenden Hausmenschen Auskünfte einzuholen durch Befragung der bereits vorhandenen Haushaltskatzen, Einsicht in die Personalakte und Anforderung eines veterinärbehördlichen Führungszeugnisses sowie eines Sachkundenachweises. Im Einzelfall kann auch die Vorlage eines psychologischen Attests sowie eines Schufa-Bonitätsnachweises gefordert werden. Die Kosten trägt der Hausmensch.

In einem Mehrkatzenhaushalt steht die Katze nicht nur zu ihrem Hausmenschen, sondern auch zu den Mitkatzen in einer Beziehung. Jede dieser Mitkatzen wiederum ist Vorgesetze des Hausmenschen und diesem gegenüber weisungsberechtigt. Zur Vermeidung widersprüchlicher oder verwirrender Vorgaben wird die soziale Katze sich mit ihren Mitkatzen ins Benehmen setzen und sich um eine Verständigung darüber bemühen, welche Regeln im gemeinsamen Haushalt gelten sollen, wer wann das Weisungsrecht ausübt, wem bei Meinungsverschiedenheiten der Stichentscheid zusteht und wer wen bei mentaler oder körperlicher Abwesenheit im Umgang mit dem Hausmenschen vertritt. Der Stichentscheid ist die auf ein meinungsbeilegendes Ergebnis zielende Maßnahme, bei der die dominante Katze auf die untergeordnete Mitkatze einprügelt und ihr mit ausgefahrenen Krallen Löcher in Fell oder Ohren stanzt (sticht).

Ihren Mitkatzen tritt die soziale Katze im übrigen freundlich, aufgeschlossen und unvoreingenommen gegenüber. Niemand hat die Absicht, ihr Futter oder Schmeckies zu stehlen. Deshalb gibt es auch keinen Grund, eine Mitkatze gewissermaßen in vorauseilender Sanktionierung zu verprügeln, sollte diese sich dem gefüllten Futternapf oder einem entlaufenen Hirschhappen mehr als eine Katerlänge nähern. Katzen brauchen eine Distanzzone, in die niemand ungefragt und ohne ihre Erlaubnis eindringt. Viele Katzen empfinden es als unangenehm, wenn jemand ihnen auf die Pelle rückt oder sie ungefragt berührt. Die aufgeklärte Katze vermeidet es daher, sich an eine vor ihrem angestammten Futterplatz hockende, friedlich fressende Mitkatze unter Missachtung des gebotenen Sicherheitsabstands derart von hinten anzuschleichen und so dicht aufzusitzen, dass diese sich bedrängt fühlen muss. Sollte die friedliche Katze sich auf die unerwünsche Annäherung hin mit Ohrfeigen zur Wehr setzen, beschwert die geschlichene Katze sich nicht, auch nicht bei ihrem Hausmenschen.

Katzen liegen gern auf dem Sofa oder dem unstressed Relaxsessel, am liebsten jedoch auf dem Bauch oder, besser noch, dem Busen ihres Hausmenschen. Nun ist es oft schwierig, auf einem hausmenschlichem Bauch oder Busen mehr als eine Katze unterzubringen. Ist der bevorzugte Ruheplatz bereits belegt, kommt es daher leicht zu Konflikten. Die freundliche Katze positioniert sich in solch einem Fall zunächst vor Sofa oder Relaxsessel und versucht, die Mitkatze auf dem Hausmenschen mit Blicken zu einer Räumung des begehrten Platzes zu bewegen. Fruchtet der Blickkontakt nicht oder meidet die Mitkatze ihn sogar, indem sie demonstrativ gelangweilt den Kopf abwendet, darf die geduldige Katze ermutigend eine Pfote auf Sofa oder Sessel legen.

Ist die Mitkatze noch immer nicht geneigt, Bauch und/oder Busen zu verlassen, gibt die beherrschte Katze einen dezenten Unmutslaut von sich. Sie sieht aber davon ab, die Mitkatze mit den Pfoten zu traktieren, am Sofa- oder Sesselbezug zu zerren, sich schreiend auf die als störend empfundene Mitkatze zu stürzen und dadurch ein Bauch-Busen-Beben zu provozieren. Insbesondere vermeidet sie es, selbst auf Bauch oder Busen des erschütterten Hausmenschen zu springen, sich rittlings auf die Mitkatze zu legen und ihren Hintern in das Gesicht des Domestiken zu pressen.

Sich gegenseitig am Hintern zu schnüffeln ist ein probates und gängiges Ritual zum Zwecke der Kontaktaufnahme, der Begrüßung und des Informationaustauschs. Verpönt ist es jedoch, dieses freundlich gemeinte soziale Verhalten als Druckmittel auch im psychologischen Sinne gegen den Hausmenschen zu missbrauchen. Die soziale Katze wird sich daher so lange mit dem weniger begehrten, aber freien Platz auf den Beinen des Hausmenschen begnügen, bis der Hausmensch die Mitkatze verscheucht oder die Mitkatze von sich aus den Primekuschelplatz freimacht. So weit die Theorie.

Sollte es überraschend doch auf Bauch oder Busen des Hausmenschen zu einem Gerangel um den bevorzugten Liegeplatz kommen, wird die verantungsvolle Hauskatze unverzüglich ins Badezimmer eilen und Desinfektionsmittel, gegebenenfalls Pflaster, herbeischaffen. Alle Katzen werden nach besten Kräften ihren Hausmenschen ärztlich versorgen und seinen Gesundheitszustand in den nachfolgenden Stunden peinlich genau überwachen. Man wird eine Sitzung des Katzenrats für den Fall einberufen, dass notärztliche Unterstützung erforderlich werden sollte. Und man wird in geheimer, freier Wahl über geeignete Maßnahmen abstimmen, außer in Berlin. Da schenkt man sich die Wahl.

Die selbstbewusste Katze hält sich ganz selbstverständlich für den Nabel der Welt. Deshalb hockt sie auch mit breitem Kreuz direkt vor dem Fernsehbildschirm, wenn der Tatort oder der Bergdoktor laufen. Sie sitzt mitten auf dem Tisch, wenn es Zeit fürs Abendbrot ist. Sie beansprucht das Sofa in voller Breite für Extreme Couching. Ganz selbstverständlich nimmt sie sich auch das Recht heraus, die Futterluke ihres Hausmenschen olfaktorisch zu kontrollieren, wenn sein Hintern schon in zu engen Jeans oder Cordhosen steckt und damit für sie unerreichbar ist. Das ist in Ordnung. Nicht akzeptabel ist es hingegen, wenn die Katze sich in Telefonate ihres Hausmenschen einmischt und, wie bei uns, ungefragt das Gespräch an sich reißt. Wenn die Katze dem Arufer etwas mitzuteilen hat oder seine Katze grüßen möchte, mag sie selbst anrufen. Sie liegt ohnehin gern auf dem Handy.

Wenn im TV der Tatort, Das Traumschiff oder die Tagesschau laufen, besteht absolutes Handyverbot, für jedes Haushaltsmitglied. Das Handy wird vor Beginn des Programms ausgeschaltet. Die Katze nimmt keine eingehenden Anrufe entgegen und ruft auch nicht selbst an. Erwarten Katze oder Hausmensch Gäste, wird für die Dauer des Besuchs der Lautlosmodus des Handys aktiviert. Erhält die Katze nachts einen wichtigen Anruf, verlässt sie das gemeinsame Bett und führt das Gespräch in einem anderen Raum, nach Möglichkeit flüsternd und hinter verschlossener Tür. Und nach dem Telefonat stürzt sie sich nicht auf ihren Hausmenschen, um ihn mit dem Schrei „Das glaubst du jetzt nicht, wer gerade angerufen hat!“ aus dem Schlaf zu reißen.

Ein solider Katzenhaushalt ist im Optimalfall mit mehreren Schlafstellen ausgestattet, und zwar flauschigen Katzenbetten, Körben, Kuschelhöhlen, Hängematten, Katzensofas etc. und einem als „Bett“ bezeichneten Möbel, im dem auch der Hausmensch Platz hat, wenn er sich direkt an der Bettkante ausstreckt, sich sehr schmal macht, flach atmet und sich für die Dauer der Ruhezeit nicht bewegt. Der weit überwiegende Teil der Fläche steht der Katze zu, auch die Fläche auf dem Hausmenschen. Kater beanspruchen zusätzlich das Nackenstützkissen für sich. Die Lady hingegen ruht gern unter der Bettdecke, dicht an den Hausmenschen gekuschelt. So weit so gut. Nicht akzeptabel ist es jedoch, wenn die Ladykatze ihre Krallen in den hausmenschlichen Bauch oder Busen bohrt. Und nein, die Behauptung „Ich will ja nur spielen.“ ist keine gute Ausrede.

Der Kater macht sich unter Berufung seiner angeborenen, gottgewollten Dominanz oft nicht nur auf dem Kissen, sondern auch auf dem Kopf seines Hausmenschen breit. Oder er legt ihm seine Pfoten fest um den Hals und würgt ihn ein bisschen. Auch das ist für den Hausmenschen nicht angenehm und einer erholsamen Nachtruhe nicht zuträglich. Das dichte Katzenfell direkt auf der Nase behindert die hausmenschliche Atmung. Die Barthaare kitzeln seine empfindliche, minderbehaarte Haut. Der Nacken verspannt sich schmerzhaft unter dem Gewicht des Pelztiers. Und das Schnurren seines Lieblings direkt am gepeinigten hausmenschlichen Ohr dröhnt wie ein Presslufthammer. Die rücksichtsvolle, sozialisierte Katze sieht davon ab, ihrem Hausmenschen die Nachruhe mehr als unbedingt erforderlich streitig zu machen und seine Gesundheit zu gefährden. Es reicht, wenn sie ab und an in oder vor das Bett kotzt oder nachts grölend durch die Räume zieht.