7,99 €
Königs Erläuterungen - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart Zeit bei der Vorbereitung! Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 134
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 186
Textanalyse und Interpretation zu
Bertolt Brecht
DER GUTE MENSCH VON SEZUAN
Horst Grobe
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Brecht, Bertolt: Der gute Mensch von Sezuan. Parabelstück. Berlin (Suhrkamp) 1964 u. ö. (= edition suhrkamp 73)
Über den Autor dieser Erläuterung: Horst Grobe, Jahrgang 1944, Studium der deutschen und englischen Philologie, der Philosophie und der allgemeinen Sprachwissenschaften (Bonn 1963–69), Fremdsprachenassistent in Großbritannien (1966/67), Referendariat (Aachen 1969/70), Tätigkeit im gymnasialen Schuldienst in Nordrhein-Westfalen in verschiedenen Funktionen 1969–2006, Dr. phil. (Bochum 1993).
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.
Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst. Zitate von Brecht müssen auf Grund eines Einspruches in der alten Rechtschreibung übernommen werden.
2. Auflage 2013
ISBN 978-3-8044-6962-4
© 2002, 2011 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Katharina Thalbach als Shen Te im Maxim-Gorki-Theater, Berlin 1998 © ullstein bild – Will
Hinweise zur Bedienung
Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.
Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).
Verknüpfungen zu Textstellen innerhalb des Textes (Querverweise) Querverweise, z. B. „s. S. 26 f.“, können durch Tippen auf den Verweis aufgerufen werden. Verwenden Sie die „Zurück“-Funktion Ihres ePub-Readers, um wieder zum Ursprung des Querverweises zu gelangen.
Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.
Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet werden durch eine Webadresse gekennzeichnet, z.B. www.wikipedia.de. Tippen Sie auf die Webadresse und Sie werden direkt zu der Internetseite geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt. Hinweis:
INHALT
1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK – SCHNELLÜBERSICHT
2. Bertolt Brecht: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
Brecht und Charakteristika seines Schreibens
Die Stücke der Emigrationszeit
3. Textanalyse und -interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
Der Aufbau der Handlung
Die Ebene der Götter
Die Ebene der dramatischen Handlung
Die Ebene des Zuschauers
Das Verhältnis der drei Ebenen
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Die Götter
Die Aufsteiger
Shen Te/Shui Ta
Yang Sun
Die Besitzlosen
Wang, ein Wasserverkäufer
Frau Yang
Die Absteiger
Die Besitzenden
Die Hausbesitzerin Mi Tzü
Der Barbier Shu Fu
Der Polizist
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
3.7 Interpretationsansätze
Parabel
Brechts Theorie des epischen Theaters
Theodizee
Der Status des Stücks
4. Rezeptionsgeschichte
Aufführungen
Literaturwissenschaft
5. Materialien
Parabel
Zur Theorie des epischen Theaters
Theodizee
Zum Status des Stücks
6. PRÜFUNGSAUFGABEN MIT MUSTERLÖSUNGEN
Aufgabe 1 **
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 ***
Aufgabe 4 *
Literatur
Zitierte Ausgabe
Gesamtausgabe
Kommentare und Materialien
Analysen
Schulpraktische Untersuchungen
Materialien aus dem Internet
Verfilmung
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.
Im zweiten Kapitel beschreiben wir Bertolt Brechts Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar.
Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Er lebte die meiste Zeit seines Lebens in Augsburg und Ost-Berlin. Brecht starb am 14. August 1956 im Alter von 58 Jahren in Berlin.
Mit bürgerlichem Bildungswissen ausgestattet, das ihm durch sein Elternhaus und seinen Bildungsgang vertraut war, und in der marxistischen Analyse von gesellschaftlichen Fragen geschult, verarbeitete Bertolt Brecht oft in Parabelform die Erfahrungen der wirtschaftlichen Not in der Weimarer Republik und das Aufkommen des Nationalsozialismus.
Brechts kontinuierliche Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Fragen der Zeit, den literarischen und sprachlichen Traditionen und ihrer produktiven Rezeption und Umsetzung in eine theoretisch reflektierte Aufführungspraxis machen seinen charakteristischen Stil aus, der bei aller Verschiedenheit der Werke unverkennbar ist.
Das dritte Kapitel beinhaltet Textanalyse und -interpretation.
Der gute Mensch von Sezuan – Entstehung und Quellen:
Das Manuskript entstand über viele Jahre hinweg: Schon in den zwanziger Jahren begann Brecht mit der Arbeit; 1930 entstanden die ersten fünf Szenen in einer abgewandelten Vorform. 1942 schloss er die Erstellung ab (UA: 1943), betrachtete das Werk allerdings nie als abgeschlossen. Einzelne Gedanken und Motive, die in Der gute Mensch von Sezuan aufgegriffen werden, finden sich schon früh in Brechts Werk. Die wichtigste Quelle ist die Geschichte von Philemon und Baucis in den Metamorphosen Ovids. Dadurch ergeben sich Berührungspunkte mit Goethes Faust. Zweiter Teil. Einflussreich war auch Brechts Beschäftigung mit chinesischer Philosophie und Dichtung.
Inhalt:
Die alte Frage nach dem Ursprung des Bösen in der Welt wird vor dem Hintergrund der Erfahrungen von Weltwirtschaftskrise, Inflation, Nationalsozialismus, Krieg und Exil in Form einer Parabel neu gestellt. Drei Götter kommen auf die Erde mit dem Auftrag, gute Menschen zu finden. Die Welt kann bleiben, wie sie ist, wenn die Menschen darin menschenwürdig leben können. Doch der einzige gute Mensch, den die Götter finden, ist die Prostituierte Shen Te. Als guter Mensch ist Shen Te bereit, nach den Geboten der Götter zu leben; allerdings gelingt ihr das nur, indem sie eine Doppelrolle annimmt: Als ihr erfundener Vetter Shui Ta kämpft sie mit allen Mitteln, um zu überleben – Mittel, die alles andere als uneingeschränkt gut sind. In einer Gerichtsverhandlung erklärt sie die Doppelrolle mit der Unmöglichkeit, in einer Welt von Not und Elend gut zu sein. Das Problem bleibt weiterhin ungelöst und die Götter ziehen sich wieder zurück.
Aufbau:
Das Stück besteht aus zehn Szenen mit Vorspiel, Zwischenspielen und Epilog. Dabei entstehen auf verschiedenen Ebenen Handlungs- und Bedeutungsbezüge. Ausgangspunkt ist ein Untersuchungsauftrag der Götter, am Ende stehen eine Gerichtsverhandlung und ein Epilog.
Das Stück ist dreifach geschichtet. Es entfaltet sich auf der Ebene der Götter, der dramatischen Handlung und des Zuschauers.
Personen:
Shen Te und Shui Ta sind einander spiegelbildlich zugeordnet. Shen Te ist bereit, gut zu sein und den Göttern bei der Erfüllung ihres Auftrags zu helfen, doch sie muss erfahren, dass sie dies in den persönlichen und finanziellen Ruin treibt. Daher erfindet sie Shui Ta, der es versteht, sich mit allen Mitteln durchzusetzen. Was der einen Figur fehlt, hat das Alter Ego im Übermaß. Der Mensch ist auf seine Teilnahme an Handel und Wirtschaft beschränkt. Er ist besitzend oder besitzlos, steigt auf oder ab. Religion, Recht und Moral sichern die Besitzverhältnisse ab. Alles dreht sich um das Geld, das man hat oder das fehlt. Dementsprechend lassen sich die Personen des Stücks gruppieren.
Stil und Sprache Brechts:
Brechts Verwendung sprachlicher Mittel wird erklärt und an Beispielen belegt. Besonders typisch für Der gute Mensch von Sezuan ist das Auftreten von Liedern, Sprichwörtern, Metaphern und Vergleichen und der den Parabelcharakter unterstreichende Epilog.
Vier Interpretationsansätze werden angeboten:
Im Untertitel wird das Stück als Parabel bezeichnet. Es steht im Kontext eines ästhetischen und gesellschaftlichen Konzepts. Das Werk stellt eine alte Frage neu und fordert zu einer neuen Antwort und politischem Handeln auf.
Außerdem kann das Stück vor dem Hintergrund von Brechts Theorie des epischen Theaters interpretiert werden.
Ein weiterer wichtiger Ansatz geht vor allem näher auf die Theodizee-Frage ein.
Zuletzt wird ein Ansatz vorgestellt, der sich mit dem Status des Stücks in Hinsicht auf die Verortung des an sich tragischen Stoffes in einer Komödie befasst.
Bertolt Brecht 1898–1956 © Cinetext/Henschel Theater-Archiv
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1898
Augsburg
Bertolt Brecht (eigentlich Berthold Eugen Friedrich Brecht) wird am 10. Februar in Augsburg geboren; Vater: Berthold Brecht, Direktor einer Papierfabrik; Mutter: Sophie geb. Brezing
1904
Augsburg
Eintritt in die Volksschule
6
1908
Augsburg
Eintritt in das Städtische Realgymnasium
10
1917
Augsburg
Abitur
19
1917
München/Augsburg
Studium der Medizin in München
19
1918
Augsburg
Wohnhaft in Augsburg, Bleichstraße 2; Kriegsdienst als Sanitätssoldat
20
1919
Augsburg
Geburt des Sohnes Frank (gefallen im Zweiten Weltkrieg); Mutter: Paula („Bie“) Banholzer
21
1920
Augsburg/München
Tod der Mutter Brechts; Übersiedlung nach München, Akademiestraße 15
22
1922
Berlin
Aufenthalt in Berlin; Heirat mit Marianne Zoff
24
1923
München
Geburt der Tochter Hanne Marianne; Dramaturg an den Münchner Kammerspielen
25
1924
Berlin
Übersiedlung nach Berlin, Spichernstraße 19
26
1924–1926
Berlin
Dramaturg (zusammen mit Carl Zuckmayer) am Deutschen Theater unter Max Reinhardt
26–28
1926
Berlin
Geburt des Sohnes Stephan (Mutter: Helene Weigel)
1927
Berlin
Scheidung von Marianne Zoff
29
1928
Berlin
Heirat mit Helene Weigel
30
1930
Berlin
Geburt der Tochter Maria Barbara
32
1933
Berlin
Brecht verlässt am Tag nach dem Reichstagsbrand Deutschland; Flucht über Prag und Wien nach Zürich
35
1933
Svendborg
Aufenthalt in Dänemark
35
1940–1941
Skandinavien/USA
Flucht über Schweden nach Finnland nach der Besetzung Dänemarks durch deutsche Truppen 1940; Flucht über Moskau nach Kalifornien nach der Teilnahme Finnlands am Zweiten Weltkrieg ab 25. Juni 1941 auf Deutschlands Seite; wohnhaft in St. Monica in Hollywood
42–43
1947
USA
Verhör vor dem „Ausschuss für unamerikanische Umtriebe“ wegen Verdachts der Mitgliedschaft in einer kommunistischen Partei
49
1948
Ost-Berlin
Wohnsitz in Berlin-Weißensee nach Aufenthalt in Zürich
50
1949
Ost-Berlin
Gründung des Berliner Ensembles
51
1953
Ost-Berlin
Umzug in die Hinterhauswohnung in Berlin, Chausseestraße 125 neben dem Dorotheenfriedhof
55
1954
Ost-Berlin
Umzug des Berliner Ensembles ins Theater am Schiffbauerdamm
56
1956
Ost-Berlin
Tod infolge eines Herzinfarkts am 14. August; Grabstätte auf dem Dorotheenfriedhof in der Nähe seiner letzten Wohnung
58
ZUSAMMENFASSUNG
Brechts Sorge gilt dem einzelnen Menschen, dessen Situation in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg durch Hunger, Vermassung, Entwurzelung und Orientierungslosigkeit angesichts zunehmender Verstädterung und Arbeitslosigkeit bei gleichzeitiger ungeahnter Produktivität und dem Anwachsen der politischen Extreme gekennzeichnet ist. Dass diese Sorge berechtigt ist, hat er selbst durch politische Verfolgung und Emigration erfahren.
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1914
Augsburg
Erste Gedichte und Kurzgeschichten in der Zeitung Augsburger Neueste Nachrichten; patriotische Reaktion Brechts auf Kriegsausbruch
16
1915–1916
Augsburg
Androhung der Verweisung vom Gymnasium wegen pazifistischen Aufsatzes; Freundschaft mit Caspar Neher
17–18
1918
München
Teilnahme am Begräbnis Wedekinds; Brecht veranstaltet private Gedenkfeier; Freundschaft mit Lion Feuchtwanger und Johannes R. Becher
20
1919
München
Auftritte auf Trude Hesterbergs „Wilder Bühne“; Zusammenarbeit mit Karl Valentin
21
1922
München
Trommeln in der Nacht (Uraufführung)
24
1923
München
Brecht zusammen mit Lion Feuchtwanger auf der Verhaftungsliste; Im Dickicht der Städte (Uraufführung München); Baal (Uraufführung Leipzig)
25
1925
Berlin
Bekanntschaft mit Helene Weigel, den Brüdern Herzfeld (Wieland Herzfelde und John Heartfield), George Grosz; Beginn der Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann
27
1926
Berlin
Marxismus-Studien
28
1927
Darmstadt
Im Dickicht der Städte (Uraufführung zweite Fassung)
29
1928
Berlin
Dreigroschenoper (Uraufführung)
30
1930
Berlin
Der Jasager und der Neinsager (Uraufführung)
32
1932
Berlin
Die heilige Johanna der Schlachthöfe (Aufführung im Rundfunk)
34
1935
Berlin
Ausbürgerung durch die Nationalsozialisten
37
1938–1939
Skandinavien
Odenseer Kreidekreis; Leben des Galilei (1938 –1939); Der gute Mensch von Sezuan (erste fünf Szenen schon 1930 in einer abgewandelten Vorform entstanden; intensivste Arbeit zwischen 1938–1940; 1942 abgeschlossen); Mutter Courage und ihre Kinder (1939); Svendborger Gedichte (1939)
40–41
1940
Skandinavien
Der Augsburger Kreidekreis; Herr Puntila und sein Knecht Matti
42
1941
USA
Wiedersehen mit deutschen Emigranten (Lion Feuchtwanger, Fritz Kortner, Fritz Lang, Hanns Eisler, Paul Dessau, Heinrich Mann); Bekanntschaft mit W. H. Auden, Charlie Chaplin
43
1941–1943
Zürich
Mutter Courage und ihre Kinder (Uraufführung 1941); Der gute Mensch von Sezuan (Uraufführung 1943)
43–45
1947
USA
Verhör vor dem „Ausschuss für unamerikanische Umtriebe“ in Washington, Brecht bestreitet, jemals Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen zu sein; Furcht und Elend des Dritten Reiches (Uraufführung Berlin), Leben des Galilei (Aufführung in amerikanischer Übersetzung in Beverley Hills)
49
1948
Zürich
Aufenthalt in Zürich; Bekanntschaft mit Max Frisch und Günther Weisenborn; Einreiseverbot in Westdeutschland; Der kaukasische Kreidekreis (Uraufführung der amerikanischen Übersetzung von Eric Bentley), Kleines Organon für das Theater
50
1950
Ost-Berlin
Brecht und Helene Weigel werden österreichische Staatsbürger
52
1954
Ost-Berlin
Der kaukasische Kreidekreis (Uraufführung in deutscher Sprache durch Berliner Ensemble)
56
ZUSAMMENFASSUNG
Brechts Dramen sind in intensiver Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Fragen der Zeit, der literarischen und sprachlichen Tradition und den Möglichkeiten der Bühne entstanden. Ihnen liegt eine politisch-ästhetische Wirkungsabsicht zugrunde, zu deren Umsetzung sich Brecht einer dichterischen Sprache bedient, die er in langjähriger Praxis entwickelt hat.
Der gute Mensch von Sezuan gehört zusammen mit Leben des Galilei, Mutter Courage und ihre Kinder und Der kaukasische Kreidekreis zu den großen Dramen Brechts, die während der Zeit der Emigration entstanden sind. Während dieser Zeit schrieb er noch weitere Stücke. Zwischen den Stücken bestehen enge thematische Beziehungen.
Brecht und Charakteristika seines Schreibens
Für Brecht ist die Bühne der Ort, an dem die Fragen des geistigen Eigentums und des Grundbesitzes behandelt werden. Dies geschieht modellhaft, indem an einem Einzelfall Ursachen und Wirkungen von Verhältnissen zwischen Menschen abgebildet und dem Zuschauer zur Beurteilung vorgelegt werden. Durch die Herausarbeitung seiner gesellschaftlichen und politischen Bedeutung gewinnt der Einzelfall die Qualität eines exemplarischen Verweises auf Humanitätsdefizite. In der Kritik des gegenwärtigen gesellschaftlichen Zustands wird ein Gegenentwurf sichtbar.
Der Stoff der Dramen ist nicht unbedingt neu, sondern in vielen Fällen werden vorliegende Stoffe bearbeitet, sofern in ihnen ein dramatischer Kern enthalten ist, an dem der gesellschaftliche Veränderungsbedarf demonstriert werden kann. Die Schauplätze können daher räumlich oder zeitlich entlegen sein, die Handlung vertraut oder exotisch; entscheidend ist, dass die dramatische Keimzelle in der Vorlage durch die Bearbeitung einen kritischen Zugriff auf die gesellschaftliche Gegenwart des Zuschauers ermöglicht. Das Erkennen dieser Möglichkeit setzt den geschulten Blick des Autors voraus.
Schon in seiner Jugendzeit in der Provinz ist Brecht klar geworden, dass das Bürgertum mit seiner erstarrten Werteordnung nicht in der Lage ist, auf die drängenden gesellschaftlichen Probleme zu reagieren. Auch die herrschenden literarischen Strömungen des Impressionismus und Expressionismus formulierten bestenfalls die Situation; gesellschaftliche Beweggründe und Veränderungsperspektiven wurden durch sie nicht fokussiert. In Berlin wird Brechts Problembewusstsein noch mehr geschärft und die Möglichkeiten einer veränderten Literatur- und Bühnenpraxis zur Überwindung des Schwulsts und des kulinarischen Charakters des bürgerlichen Theaters in Theorie und Praxis erprobt.
Mit ähnlicher Absicht wirkt zur gleichen Zeit Erwin Picator in Berlin und entwickelt neue Inszenierungsformen für ein politisches Theater in viel beachteten Aufführungen. Die in den folgenden Jahren entstehenden Stücke sind das Ergebnis einer reflektierten Schreib-, Proben- und Aufführungspraxis, die sich in ständigen Überarbeitungen, Diskussionen, Dokumentationen, Notaten und auch in einer ausgeformten Theorie des epischen Theaters niederschlägt und deren zentraler Begriff der Verfremdungseffekt (V-Effekt) ist. „Eine verfremdende Abbildung ist eine solche, die den Gegenstand zwar erkennen, ihn doch zugleich fremd erscheinen läßt.“[1]
In den Bühnenstücken wird eine Vielzahl von sprachlichen Mitteln eingesetzt, um diese Wirkung zu erzielen, z. B. Lieder, Montagetechnik, Chronik- und Historienstil. Besonders geeignet sind Parodie und Parabel als Darstellungsformen für die Verknüpfung von Einzelfall und allgemeiner gesellschaftlicher Bedeutung, weil der Auftrag zur Entschlüsselung mit ihnen schon vorgegeben ist. Auch mit Überlegungen und konkreten Anweisungen zum Bühnenbild, zur Bühnenmusik und zum professionellen Tun der Schauspieler zielt Brecht auf die „Überwindung des Illusionstheaters“.[2]