Der gute Mensch von Sezuan von Bertolt Brecht. - Bertolt Brecht - E-Book

Der gute Mensch von Sezuan von Bertolt Brecht. E-Book

Bertolt Brecht

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Beschreibung

Königs Erläuterungen - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart Zeit bei der Vorbereitung! Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 186

Textanalyse und Interpretation zu

Bertolt Brecht

DER GUTE MENSCH VON SEZUAN

Horst Grobe

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Brecht, Bertolt: Der gute Mensch von Sezuan. Parabelstück. Berlin (Suhrkamp) 1964 u. ö. (= edition suhrkamp 73)

Über den Autor dieser Erläuterung: Horst Grobe, Jahrgang 1944, Studium der deutschen und englischen Philologie, der Philosophie und der allgemeinen Sprachwissenschaften (Bonn 1963–69), Fremdsprachenassistent in Großbritannien (1966/67), Referendariat (Aachen 1969/70), Tätigkeit im gymnasialen Schuldienst in Nordrhein-Westfalen in verschiedenen Funktionen 1969–2006, Dr. phil. (Bochum 1993).

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst. Zitate von Brecht müssen auf Grund eines Einspruches in der alten Rechtschreibung übernommen werden.

2. Auflage 2013

ISBN 978-3-8044-6962-4

© 2002, 2011 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Katharina Thalbach als Shen Te im Maxim-Gorki-Theater, Berlin 1998 © ullstein bild – Will

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

Verknüpfungen zu Textstellen innerhalb des Textes (Querverweise) Querverweise, z. B. „s. S. 26 f.“, können durch Tippen auf den Verweis aufgerufen werden. Verwenden Sie die „Zurück“-Funktion Ihres ePub-Readers, um wieder zum Ursprung des Querverweises zu gelangen.

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INHALT

1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK – SCHNELLÜBERSICHT

2. Bertolt Brecht: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

Brecht und Charakteristika seines Schreibens

Die Stücke der Emigrationszeit

3. Textanalyse und -interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

3.3 Aufbau

Der Aufbau der Handlung

Die Ebene der Götter

Die Ebene der dramatischen Handlung

Die Ebene des Zuschauers

Das Verhältnis der drei Ebenen

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Die Götter

Die Aufsteiger

Shen Te/Shui Ta

Yang Sun

Die Besitzlosen

Wang, ein Wasserverkäufer

Frau Yang

Die Absteiger

Die Besitzenden

Die Hausbesitzerin Mi Tzü

Der Barbier Shu Fu

Der Polizist

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

3.7 Interpretationsansätze

Parabel

Brechts Theorie des epischen Theaters

Theodizee

Der Status des Stücks

4. Rezeptionsgeschichte

Aufführungen

Literaturwissenschaft

5. Materialien

Parabel

Zur Theorie des epischen Theaters

Theodizee

Zum Status des Stücks

6. PRÜFUNGSAUFGABEN MIT MUSTERLÖSUNGEN

Aufgabe 1 **

Aufgabe 2 **

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 *

Literatur

Zitierte Ausgabe

Gesamtausgabe

Kommentare und Materialien

Analysen

Schulpraktische Untersuchungen

Materialien aus dem Internet

Verfilmung

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.

Im zweiten Kapitel beschreiben wir Bertolt Brechts Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar.

Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Er lebte die meiste Zeit seines Lebens in Augsburg und Ost-Berlin. Brecht starb am 14. August 1956 im Alter von 58 Jahren in Berlin.

Mit bürgerlichem Bildungswissen ausgestattet, das ihm durch sein Elternhaus und seinen Bildungsgang vertraut war, und in der marxistischen Analyse von gesellschaftlichen Fragen geschult, verarbeitete Bertolt Brecht oft in Parabelform die Erfahrungen der wirtschaftlichen Not in der Weimarer Republik und das Aufkommen des Nationalsozialismus.

Brechts kontinuierliche Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Fragen der Zeit, den literarischen und sprachlichen Traditionen und ihrer produktiven Rezeption und Umsetzung in eine theoretisch reflektierte Aufführungspraxis machen seinen charakteristischen Stil aus, der bei aller Verschiedenheit der Werke unverkennbar ist.

Das dritte Kapitel beinhaltet Textanalyse und -interpretation.

Der gute Mensch von Sezuan – Entstehung und Quellen:

Das Manuskript entstand über viele Jahre hinweg: Schon in den zwanziger Jahren begann Brecht mit der Arbeit; 1930 entstanden die ersten fünf Szenen in einer abgewandelten Vorform. 1942 schloss er die Erstellung ab (UA: 1943), betrachtete das Werk allerdings nie als abgeschlossen. Einzelne Gedanken und Motive, die in Der gute Mensch von Sezuan aufgegriffen werden, finden sich schon früh in Brechts Werk. Die wichtigste Quelle ist die Geschichte von ­Philemon und Baucis in den Metamorphosen Ovids. Dadurch ergeben sich Berührungspunkte mit Goethes Faust. Zweiter Teil. Einflussreich war auch Brechts Beschäftigung mit chinesischer Philosophie und Dichtung.

Inhalt:

Die alte Frage nach dem Ursprung des Bösen in der Welt wird vor dem Hintergrund der Erfahrungen von Weltwirtschaftskrise, Inflation, Nationalsozialismus, Krieg und Exil in Form einer Parabel neu gestellt. Drei Götter kommen auf die Erde mit dem Auftrag, gute Menschen zu finden. Die Welt kann bleiben, wie sie ist, wenn die Menschen darin menschenwürdig leben können. Doch der einzige gute Mensch, den die Götter finden, ist die Prostituierte Shen Te. Als guter Mensch ist Shen Te bereit, nach den Geboten der Götter zu leben; allerdings gelingt ihr das nur, indem sie eine Doppelrolle annimmt: Als ihr erfundener Vetter Shui Ta kämpft sie mit allen Mitteln, um zu überleben – Mittel, die alles andere als uneingeschränkt gut sind. In einer Gerichtsverhandlung erklärt sie die Doppelrolle mit der Unmöglichkeit, in einer Welt von Not und Elend gut zu sein. Das Problem bleibt weiterhin ungelöst und die Götter ziehen sich wieder zurück.

Aufbau:

Das Stück besteht aus zehn Szenen mit Vorspiel, Zwischenspielen und Epilog. Dabei entstehen auf verschiedenen Ebenen Handlungs- und Bedeutungsbezüge. Ausgangspunkt ist ein Untersuchungsauftrag der Götter, am Ende stehen eine Gerichtsverhandlung und ein Epilog.

Das Stück ist dreifach geschichtet. Es entfaltet sich auf der Ebene der Götter, der dramatischen Handlung und des Zuschauers.

Personen:

Shen Te und Shui Ta sind einander spiegelbildlich zugeordnet. Shen Te ist bereit, gut zu sein und den Göttern bei der Erfüllung ihres Auftrags zu helfen, doch sie muss erfahren, dass sie dies in den persönlichen und finanziellen Ruin treibt. Daher erfindet sie Shui Ta, der es versteht, sich mit allen Mitteln durchzusetzen. Was der einen Figur fehlt, hat das Alter Ego im Übermaß. Der Mensch ist auf seine Teilnahme an Handel und Wirtschaft beschränkt. Er ist besitzend oder besitzlos, steigt auf oder ab. Religion, Recht und Moral sichern die Besitzverhältnisse ab. Alles dreht sich um das Geld, das man hat oder das fehlt. Dementsprechend lassen sich die Personen des Stücks gruppieren.

Stil und Sprache Brechts:

Brechts Verwendung sprachlicher Mittel wird erklärt und an Beispielen belegt. Besonders typisch für Der gute Mensch von Sezuan ist das Auftreten von Liedern, Sprichwörtern, Metaphern und Vergleichen und der den Parabelcharakter unterstreichende Epilog.

Vier Interpretationsansätze werden angeboten:

Im Untertitel wird das Stück als Parabel bezeichnet. Es steht im Kontext eines ästhetischen und gesellschaftlichen Konzepts. Das Werk stellt eine alte Frage neu und fordert zu einer neuen Antwort und politischem Handeln auf.

Außerdem kann das Stück vor dem Hintergrund von Brechts Theorie des epischen Theaters interpretiert werden.

Ein weiterer wichtiger Ansatz geht vor allem näher auf die Theodizee-Frage ein.

Zuletzt wird ein Ansatz vorgestellt, der sich mit dem Status des Stücks in Hinsicht auf die Verortung des an sich tragischen Stoffes in einer Komödie befasst.

2.Bertholt Brecht: Leben und Werk

Bertolt Brecht 1898–1956 © Cinetext/Henschel Theater-Archiv

2.1Biografie

Jahr

Ort

Ereignis

Alter

1898

Augsburg

Bertolt Brecht (eigentlich Berthold ­Eugen Friedrich Brecht) wird am 10. ­Februar in Augsburg geboren; Vater: Berthold Brecht, Direktor einer Papier­fabrik; ­Mutter: Sophie geb. Brezing

1904

Augsburg

Eintritt in die Volksschule

6

1908

Augsburg

Eintritt in das Städtische Real­gymnasium

10

1917

Augsburg

Abitur

19

1917

München/Augsburg

Studium der Medizin in München

19

1918

Augsburg

Wohnhaft in Augsburg, Bleichstraße 2; Kriegsdienst als Sanitätssoldat

20

1919

Augsburg

Geburt des Sohnes Frank (gefallen im Zweiten Weltkrieg); Mutter: Paula („Bie“) Banholzer

21

1920

Augsburg/München

Tod der Mutter Brechts; Übersiedlung nach München, Akademiestraße 15

22

1922

Berlin

Aufenthalt in Berlin; Heirat mit ­Marianne Zoff

24

1923

München

Geburt der Tochter Hanne Marianne; Dramaturg an den Münchner Kammerspielen

25

1924

Berlin

Übersiedlung nach Berlin, ­Spichernstraße 19

26

1924–1926

Berlin

Dramaturg (zusammen mit Carl ­Zuckmayer) am Deutschen Theater ­unter Max Reinhardt

26–28

1926

Berlin

Geburt des Sohnes Stephan (Mutter: Helene Weigel)

1927

Berlin

Scheidung von Marianne Zoff

29

1928

Berlin

Heirat mit Helene Weigel

30

1930

Berlin

Geburt der Tochter Maria Barbara

32

1933

Berlin

Brecht verlässt am Tag nach dem Reichstagsbrand Deutschland; Flucht über Prag und Wien nach Zürich

35

1933

Svendborg

Aufenthalt in Dänemark

35

1940–1941

Skandinavien/USA

Flucht über Schweden nach Finnland nach der Besetzung Dänemarks durch deutsche Truppen 1940; Flucht über Moskau nach Kalifornien nach der Teilnahme Finnlands am Zweiten Weltkrieg ab 25. Juni 1941 auf Deutschlands Seite; wohnhaft in St. Monica in Hollywood

42–43

1947

USA

Verhör vor dem „Ausschuss für un­amerikanische Umtriebe“ wegen Verdachts der Mitgliedschaft in einer kommunistischen Partei

49

1948

Ost-Berlin

Wohnsitz in Berlin-Weißensee nach ­Aufenthalt in Zürich

50

1949

Ost-Berlin

Gründung des Berliner Ensembles

51

1953

Ost-Berlin

Umzug in die Hinterhauswohnung in Berlin, Chausseestraße 125 neben dem Dorotheenfriedhof

55

1954

Ost-Berlin

Umzug des Berliner Ensembles ins ­Theater am Schiffbauerdamm

56

1956

Ost-Berlin

Tod infolge eines Herzinfarkts am 14. August; Grabstätte auf dem ­Dorotheenfriedhof in der Nähe seiner letzten Wohnung

58

2.2Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Brechts Sorge gilt dem einzelnen Menschen, dessen Situation in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg durch Hunger, Vermassung, Entwurzelung und Orientierungslosigkeit angesichts zunehmender Verstädterung und Arbeitslosigkeit bei gleichzeitiger ungeahnter Produktivität und dem Anwachsen der politischen Extreme gekennzeichnet ist. Dass diese Sorge berechtigt ist, hat er selbst durch politische Verfolgung und Emigration erfahren.

Jahr

Ort

Ereignis

Alter

1914

Augsburg

Erste Gedichte und Kurzgeschichten in der Zeitung Augsburger Neueste Nachrichten; patriotische Reaktion Brechts auf Kriegsausbruch

16

1915–1916

Augsburg

Androhung der Verweisung vom Gymnasium wegen pazifistischen Aufsatzes; Freundschaft mit Caspar Neher

17–18

1918

München

Teilnahme am Begräbnis Wedekinds; Brecht veranstaltet private Gedenkfeier; Freundschaft mit Lion Feuchtwanger und Johannes R. Becher

20

1919

München

Auftritte auf Trude Hesterbergs „Wilder Bühne“; Zusammenarbeit mit Karl Valentin

21

1922

München

Trommeln in der Nacht (Uraufführung)

24

1923

München

Brecht zusammen mit Lion Feuchtwanger auf der Verhaftungsliste; Im Dickicht der Städte (Uraufführung München); Baal (Uraufführung Leipzig)

25

1925

Berlin

Bekanntschaft mit Helene Weigel, den Brüdern Herzfeld (Wieland Herzfelde und John Heartfield), George Grosz; Beginn der Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann

27

1926

Berlin

Marxismus-Studien

28

1927

Darmstadt

Im Dickicht der Städte (Uraufführung zweite Fassung)

29

1928

Berlin

Dreigroschenoper (Uraufführung)

30

1930

Berlin

Der Jasager und der Neinsager (Uraufführung)

32

1932

Berlin

Die heilige Johanna der Schlachthöfe (Aufführung im Rundfunk)

34

1935

Berlin

Ausbürgerung durch die Nationalsozialisten

37

1938–1939

Skandinavien

Odenseer Kreidekreis; Leben des Galilei (1938 –1939); Der gute Mensch von Sezuan (erste fünf Szenen schon 1930 in einer abgewandelten Vorform entstanden; intensivste Arbeit zwischen 1938–1940; 1942 abgeschlossen); Mutter Courage und ihre Kinder (1939); Svendborger Gedichte (1939)

40–41

1940

Skandinavien

Der Augsburger Kreidekreis; Herr Puntila und sein Knecht Matti

42

1941

USA

Wiedersehen mit deutschen Emigranten (Lion Feuchtwanger, Fritz Kortner, Fritz Lang, Hanns Eisler, Paul Dessau, Heinrich Mann); Bekanntschaft mit W. H. Auden, Charlie Chaplin

43

1941–1943

Zürich

Mutter Courage und ihre Kinder (Uraufführung 1941); Der gute Mensch von Sezuan (Uraufführung 1943)

43–45

1947

USA

Verhör vor dem „Ausschuss für unamerikanische Umtriebe“ in Washington, Brecht bestreitet, jemals Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen zu sein; Furcht und Elend des Dritten Reiches (Uraufführung Berlin), Leben des Galilei (Aufführung in amerikanischer Übersetzung in Beverley Hills)

49

1948

Zürich

Aufenthalt in Zürich; Bekanntschaft mit Max Frisch und Günther Weisenborn; Einreiseverbot in Westdeutschland; Der kaukasische Kreidekreis (Uraufführung der amerikanischen Übersetzung von Eric Bentley), Kleines Organon für das Theater

50

1950

Ost-Berlin

Brecht und Helene Weigel werden österreichische Staatsbürger

52

1954

Ost-Berlin

Der kaukasische Kreidekreis (Uraufführung in deutscher Sprache durch Berliner Ensemble)

56

2.3Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

ZUSAMMENFASSUNG

Brechts Dramen sind in intensiver Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Fragen der Zeit, der literarischen und sprachlichen Tradition und den Möglichkeiten der Bühne entstanden. Ihnen liegt eine politisch-ästhetische Wirkungsabsicht zugrunde, zu deren Umsetzung sich Brecht einer dichterischen Sprache bedient, die er in langjähriger Praxis entwickelt hat.

Der gute Mensch von Sezuan gehört zusammen mit Leben des Galilei, Mutter Courage und ihre Kinder und Der ­kaukasische Kreidekreis zu den großen Dramen Brechts, die während der Zeit der Emigration entstanden sind. Während dieser Zeit schrieb er noch weitere Stücke. Zwischen den Stücken bestehen enge thematische Beziehungen.

Brecht und Charakteristika seines Schreibens

Für Brecht ist die Bühne der Ort, an dem die Fragen des geistigen Eigentums und des Grundbesitzes behandelt werden. Dies geschieht modellhaft, indem an einem Einzelfall Ursachen und Wirkungen von Verhältnissen zwischen Menschen abgebildet und dem Zuschauer zur Beurteilung vorgelegt werden. Durch die Herausarbeitung seiner gesellschaftlichen und politischen Bedeutung gewinnt der Einzelfall die Qualität eines exemplarischen Verweises auf Humanitätsdefizite. In der Kritik des gegenwärtigen gesellschaftlichen Zustands wird ein Gegenentwurf sichtbar.

Der Stoff der Dramen ist nicht unbedingt neu, sondern in vielen Fällen werden vorliegende Stoffe bearbeitet, sofern in ihnen ein dramatischer Kern enthalten ist, an dem der gesellschaftliche Veränderungsbedarf demonstriert werden kann. Die Schauplätze können daher räumlich oder zeitlich entlegen sein, die Handlung vertraut oder exotisch; entscheidend ist, dass die dramatische Keimzelle in der Vorlage durch die Bearbeitung einen kritischen Zugriff auf die gesellschaftliche Gegenwart des Zuschauers ermöglicht. Das Erkennen dieser Möglichkeit setzt den geschulten Blick des Autors voraus.

Schon in seiner Jugendzeit in der Provinz ist Brecht klar geworden, dass das Bürgertum mit seiner erstarrten Werteordnung nicht in der Lage ist, auf die drängenden gesellschaftlichen Probleme zu reagieren. Auch die herrschenden literarischen Strömungen des Impressionismus und Expressionismus formulierten bestenfalls die Situation; gesellschaftliche Beweggründe und Veränderungsperspektiven wurden durch sie nicht fokussiert. In Berlin wird Brechts Problembewusstsein noch mehr geschärft und die Möglichkeiten einer veränderten Literatur- und Bühnenpraxis zur Überwindung des Schwulsts und des kulinarischen Charakters des bürgerlichen Theaters in Theorie und Praxis erprobt.

Mit ähnlicher Absicht wirkt zur gleichen Zeit Erwin Picator in Berlin und entwickelt neue Inszenierungsformen für ein politisches Theater in viel beachteten Aufführungen. Die in den folgenden Jahren entstehenden Stücke sind das Ergebnis einer reflektierten Schreib-, Proben- und Aufführungspraxis, die sich in ständigen Überarbeitungen, Diskussionen, Dokumentationen, Notaten und auch in einer ausgeformten Theorie des epischen Theaters niederschlägt und deren zentraler Begriff der Verfremdungseffekt ­(V-Effekt) ist. „Eine verfremdende Abbildung ist eine solche, die den Gegenstand zwar erkennen, ihn doch zugleich fremd erscheinen läßt.“[1]

In den Bühnenstücken wird eine Vielzahl von sprachlichen Mitteln eingesetzt, um diese Wirkung zu erzielen, z. B. Lieder, Montagetechnik, Chronik- und Historienstil. Besonders geeignet sind Parodie und Parabel als Darstellungsformen für die Verknüpfung von Einzelfall und allgemeiner gesellschaftlicher Bedeutung, weil der Auftrag zur Entschlüsselung mit ihnen schon vorgegeben ist. Auch mit Überlegungen und konkreten Anweisungen zum Bühnenbild, zur Bühnenmusik und zum professionellen Tun der Schauspieler zielt Brecht auf die „Überwindung des Illusionstheaters“.[2]