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Teil 16 des Fantasy-Epos Den seltsamen Jüngern kann Nikko gerade so entkommen, doch scheint hinter dem Kult mehr zu stecken als zunächst angenommen. Viel Zeit, sich darum zu kümmern, bleibt dem jungen Zauberer allerdings nicht. Es gibt schließlich Wichtigeres zu tun! Nikko muss endlich den Eisdrachen finden und in die Schlacht um Hymal führen. Die Reise in den hohen Norden stellt sich jedoch als beschwerlich heraus. Wenigstens kann sich der Magier dabei auf einen alten Freund verlassen. Null Papier Verlag
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Seitenzahl: 151
N. Bernhardt
Der Hexer von Hymal, Buch XVI: Kein Weg zurück
Fantasy Made in Germany
N. Bernhardt
Der Hexer von Hymal, Buch XVI: Kein Weg zurück
Fantasy Made in Germany
Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 2. Auflage, ISBN 978-3-954186-77-8
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Inhaltsverzeichnis
Erstes Kapitel: Entkommen, aber wem?
Zweites Kapitel: Wissen und Ohnmacht
Drittes Kapitel: Endlich konkrete Pläne
Viertes Kapitel: Ein neuer Verbündeter?
Fünftes Kapitel: Die Karawane nach Dhobar
Sechstes Kapitel: Zu Fuß nach Norden
Siebtes Kapitel: Die Stadt im Eis
Ausblick
Den seltsamen Jüngern kann Nikko gerade so entkommen, doch scheint hinter dem Kult mehr zu stecken als zunächst angenommen. Viel Zeit, sich darum zu kümmern, bleibt dem jungen Zauberer allerdings nicht. Es gibt schließlich Wichtigeres zu tun!
Nikko muss endlich den Eisdrachen finden und in die Schlacht um Hymal führen. Die Reise in den hohen Norden stellt sich jedoch als beschwerlich heraus. Wenigstens kann sich der Magier dabei auf einen alten Freund verlassen.
Weitere Informationen zur Reihe und zum Autor finden Sie unter:
hymal.info
Wieder einmal hatte ein Sprung in die blaue Dimension Nikko gerettet, obwohl er wohl noch nie in so großer Gefahr geschwebt hatte. Jedenfalls fürs Erste war er nun sicher. Hoffentlich würde sich daran so schnell nichts ändern.
Ohne lange nachzudenken, hatte der Zauberer sich in diese skurrile Welt versetzt, sobald er erkannt hatte, dass sein Feuerball nicht alle Kultanhänger vernichtet hatte. Es war allzu offensichtlich, dass die in Rot gekleideten Kultisten nicht etwa nur Glück gehabt hatten, sondern auf irgendeine Art und Weise vor dem Feuer und der Explosion seines Zaubers geschützt wurden.
Nikko hatte jedoch keine Zeit gehabt, länger darüber nachzudenken, wie die Häscher den Flammen hatten entkommen können. Auch jetzt, als er durch die im blauen Licht dieser Welt wabernden Gänge des Ordenskapitels eilte und wieder einmal von den hier heimischen Silberschlangen verfolgt wurde, hatte er keine allzu große Muße dazu.
Verfluchte Biester! Noch hielten seine Schilde den bösartigen Bissen der Schlangen stand, die ohne Unterlass nach ihm schnappten. Es mussten bereits Hunderte sein, doch kamen aus allen Richtungen mehr und mehr der lästigen Viecher hinzu!
Nikko erinnerte sich nun wieder daran, warum er nur so selten in die blaue Dimension reiste. Dennoch, von seinen menschlichen Verfolgern war hier nichts mehr zu sehen. Die Tortur hatte sich also gelohnt.
Es wurden immer mehr Schlangen und seine Schilde würden vielleicht nicht mehr lange halten. Es war also höchste Zeit, seine Flucht zu vollenden. Aber wohin sollte er nun gehen?
Am besten wäre es wohl, direkt zum Teleportraum des Ordens zu eilen und sich von dort aus sofort zurück nach Halfuár zu teleportieren. Aber würden seine Verfolger diesen Schritt nicht erwarten? Würden sie ihm im Teleportraum etwa schon auflauern?
Verdammt! Nikko war von den Ereignissen noch immer viel zu verwirrt, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Was war hier nur los? Das konnte doch alles nicht wahr sein!
Nein, nein. Der Teleportraum war viel zu unsicher, zumal dort auch die Gefahr bestand, dass die Kultisten ihn heimlich beobachten und dabei vielleicht sogar das Teleportmuster für Halfuár mitbekommen könnten. Dann wäre er zukünftig sogar in seiner Heimat nicht mehr sicher.
Unsinn! Die Typen waren doch keine Zauberer. Wie sollten sie als Laien die komplizierten Muster einer Teleportation erkennen können und dann auch noch verstehen? Das ergab doch alles gar keinen Sinn!
Oh je, der junge Magier musste sich eingestehen, dass er mit der Lage völlig überfordert war. Seine Verfolger konnte er nicht ansatzweise gut genug einschätzen, um in all der Hektik entscheiden zu können, wie er am klügsten vorgehen sollte. Nur eines war klar, je mehr Vorsicht er walten ließ, desto besser!
Da wäre es wohl doch am schlausten, einen weiten Bogen um den Teleportraum zu machen - nur so zur Sicherheit. Nikko konnte sich bestimmt auch von hier aus direkt nach Halfuár teleportieren. Das hieße zwar, einen Feldteleport mit gleichzeitigem Dimensionssprung zu verbinden, aber warum eigentlich nicht?
Viel mehr Zeit zum Nachdenken blieb dem jungen Meister ohnehin nicht. Mittlerweile waren es vermutlich schon Tausende von Schlangen, die von allen Seiten gierig nach ihm schnappten und seine Schilde mit jedem Biss schwächten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis diese aufgebraucht wären. Was dann passieren würde, wollte Nikko sich lieber gar nicht erst ausmalen.
Es war gar nicht so leicht, sich in dieser Situation auf den Feldteleport zu konzentrieren. Die Schlangen waren ja schon lästig genug, doch die große Ungewissheit wegen seiner anderen Verfolger machte die Sache nicht unbedingt leichter, auch wenn von denen noch immer nichts zu sehen war. Trotzdem gelang es Nikko letztlich, den Teleport zu vollenden. Die paar Dutzend Silberschlangen, die er aus Versehen mit sich teleportiert hatte, überlebten die Reise nicht lange. Wie damals, als er die Bewohner der blauen Dimension zum Zwecke des Studiums in die Wirklichkeit beschworen hatte, vergingen sie auch diesmal binnen weniger Augenblicke, ohne dass der Magier auch nur das geringste Mitleid für sie empfand.
Nach einigen tiefen Atemzügen wurde sich Nikko schließlich bewusst, dass er es endlich geschafft hatte. Er war zurück im Teleportraum von Halfuár, in der Sicherheit seines eigenen Heims. Mit einiger Erleichterung stellte er fest, dass hier tatsächlich noch keine Kultisten auf ihn lauerten.
Erst einige Augenblicke später erkannte er, wie abwegig dieser Gedanke war. Woher hätten die Jünger des Gesalbten denn so schnell kommen sollen? Trotzdem war er froh, der Gefahr erst einmal entronnen zu sein. Egal was nun käme, jetzt hatte er mehr Zeit, um über alles genauer nachzudenken. Irgendeine sinnvolle Erklärung musste es für die mehr als seltsamen Geschehnisse in Zundaj doch geben!
Bevor der Zauberer sich darüber Gedanken machen würde, wollte er jedoch erst einmal den Schlaf der gestrigen Nacht nachholen. Diese hatte er ja nicht nur mit seiner aufregenden Flucht verbracht, sondern vorher auch damit, wieder einmal die Bibliothek des Ordens zu plündern. Die Bibliothek? Verflucht! Er hatte die ausgewählten Bücher doch in irgendeiner Ecke deponiert, um schneller nachzuschauen zu können, woher der plötzliche Lärm kam. In dem anschließenden Durcheinander hatte er dann völlig vergessen, sie wieder aufzulesen. Naja, wer konnte ihm das schon verübeln?
Mit einem langen Seufzen schlich Nikko kopfschüttelnd die Wendeltreppe hinauf, um sich in sein Bett zu verkriechen. Jetzt brauchte er erst einmal eine gehörige Portion Schlaf.
Bereits nach kurzer Zeit hatte Nikko es aufgegeben, in seinem Bett zur Ruhe zu kommen. Er war von den Geschehnissen der vergangenen Stunden wohl doch noch viel zu aufgewühlt, um Schlaf finden zu können. So hatte der Zauberer seine Müdigkeit mit einer ausgiebigen Meditation in der Kraft bekämpft. Durchaus erfolgreich.
Nach dem stundenlange Bad in der Kraft war es nun bereits Vormittag. Hunger hatte Nikko trotzdem keinen, da die lange Meditation ihn bis in die Zehenspitzen mit Energie geladen hatte. In diesem Zustand noch anhaltender Beunruhigung hätte er aber ohnehin kaum einen Bissen hinunterbekommen.
Nach einigen tiefen Atemzügen begann sich das bisheriges Gefühl einer diffusen Bedrohung langsam in konkrete Befürchtungen zu wandeln, zu denen sich bald auch viele verschiedene Fragen gesellten.
Was war eigentlich aus Peryndor geworden, und was aus diesem Meister Makûl? Hatten die sogenannten Jünger die beiden Magier etwa erwischt? Makûl war ihm dabei im Grunde egal, obwohl er dem abgesetzten Hofzauberer natürlich kein übles Ende wünschte. Peryndors Tod wäre für den Magier hingegen ein herber Verlust.
Es war darüber hinaus ein großes Rätsel, wie die in Rot gekleideten Kerle seinen Feuerbällen hatten widerstehen können. Es sei denn … Ja, sie mussten wohl selbst über magische Schutzschilde verfügen, die ihnen vermutlich diese Wesenheit verliehen hatte, damit sie es mit den Zauberern aufnehmen konnten.
Ein lautes »Wo seid Ihr denn?« dröhnte plötzlich in Nikkos Kopf und riss ihn aus seinen Gedanken. Das konnte doch nur der Großmeister sein. Hatte er also überlebt?
»In Halfuár«, antwortete Nikko telepathisch, bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte, ob er dem Alten nicht lieber eine Ausrede auftischen sollte.
»Kommt schnell zum Teleportraum des Ordens«, erwiderte Peryndor. »Wir sollten alsbald abreisen.«
»Ist Meister Makûl denn auch da?«, wollte Nikko wissen.
»Noch nicht«, antwortete der Alte. »Ich konnte ihn bisher nicht erreichen.«
»Vielleicht haben sie ihn ja doch erwischt?«, sorgte sich der junge Zauberer.
»Wer soll ihn denn erwischt haben?«, dröhnte es zurück.
»Diese Jünger haben heute Morgen den Ordenssitz angegriffen«, erklärte Nikko. »Ich selbst bin ihnen nur mit knapper Not entkommen.«
»Wie bitte?«, erwiderte der Großmeister und schnauzte: »Warum erfahre ich erst jetzt davon?« Bevor Nikko sich eine Antwort zurecht lügen konnte, meinte er schließlich: »Bleibt in Halfuár. Ich komme sofort dorthin, dann bereden wir die Sache in aller Ruhe.«
Viel Zeit darüber nachzudenken, was er von dem plötzlichen Besuch des Alten in Halfuár halten sollte, war Nikko nicht vergönnt gewesen, denn schon wenige Minuten nach der Ankündigung des Großmeisters, hörte der junge Zauberer diesen schnaufend die Wendeltreppen emporsteigen. Von den vielen Ausreden und Erklärungen, die er für das drohende Gespräch wohl brauchen würde, hatte er auch noch keine parat.
Als Peryndor die Stufen letztlich erklommen hatte und grimmig schauend in die Bibliothek trat, war sich Nikko auf einmal sicher, dass er den Alten alsbald wieder loswerden sollte. Nicht nur hatte er eigene Pläne, bei denen ihm der Großmeister wohl nur im Weg wäre, außerdem bestand ja auch die Möglichkeit, dass gerade Peryndor unter jenen Zauberern war, auf die es die Kultisten am meisten abgesehen hatten. Im Gegensatz zu Nikko war das Gesicht des Alten in Zundaj wohlbekannt, vermutlich sogar im ganzen Reich. Peryndors Anwesenheit auf Halfuár könnte also auch Nikko in große Gefahr bringen.
»Also Meister, dann erklärt mir doch einmal, was Ihr da vorhin gemeint habt«, keuchte der Alte, der die vergangene Nacht offenbar nicht im Ordenskapitel sondern in seiner Residenz verbracht hatte.
»Ich hatte bis in die frühen Morgenstunden in der Bibliothek … gelesen«, berichtete Nikko. »Irgendwann hörte ich ein verdächtiges Geräusch, was mich letztlich zur Empfangshalle führte. Dort haben sie … also diese Jünger offensichtlich versucht, die Tür aufzubrechen, was ihnen letztlich auch gelang.«
»Es waren Dutzende«, fuhr er fort. »Einige in Rot gekleidete Männer und auch normales Volk, darunter sogar ein paar Frauen. Als sie mich entdeckt haben und wild schrien, sah ich mich gezwungen …«
Nikko musste erst einmal schlucken. Immerhin hatte er mit seinem Feuerball vielen Menschen den Tod gebracht. So richtig klar wurde ihm das allerdings erst jetzt.
»Ja was denn?«, drängte Peryndor. »Wozu saht Ihr Euch gezwungen?«
»Nun, sie wollten … mich … immerhin angreifen«, stammelte der junge Zauberer. »Da musste ich mich doch … verteidigen … mit einem Feuerball.«
»Natürlich«, zuckte der Großmeister die Schultern. »Macht Ihr Euch etwa Vorwürfe deswegen?«
»Ich weiß es nicht«, keuchte Nikko und stellte dann klar: »Das ist auch nicht so wichtig! Viel wichtiger ist doch, dass mein Feuerball gegen einige der Angreifer völlig wirkungslos war.« Kopfschüttelnd fügte er hinzu: »Die Kerle grinsten mich sogar noch hämisch an.«
»Wie bitte?«, wurde Peryndor kreidebleich. »Jetzt ganz langsam! Erzählt mir bitte alles in Ruhe und der Reihe nach, Meister.«
»Das habe ich doch«, antwortete Nikko. »Mein Feuerball hat das zwar das normale Volk vernichtet, nicht aber die in Rot gekleideten Männer.«
»Das kann doch gar nicht sein!«, protestierte Peryndor und murmelte dann: »Es sei denn …«
»Es sei denn, sie verfügten über einen Schutzschild«, erahnte Nikko die Gedanken des Großmeisters.
»Genau«, nickte dieser. »Doch wie sind sie an diesen magischen Schild gekommen?«
»Durch dieselbe Wesenheit, die ihnen auch sonst die Kraft gibt?«, erwiderte der junge Zauberer.
»Möglich«, nickte der Alte. »In der Tat. Wenn diese Entität ihnen schon zauberähnliche Fähigkeiten verleiht, warum dann nicht auch Schutzschilde gegen unsere magischen Attacken.«
»Das kann doch nicht wahr sein«, schüttelte er einige Augenblicke später seinen Kopf und seufzte laut: »Wo soll das alles nur noch hinführen?«
»Zu unserer Vernichtung«, wollte Nikko scherzen, doch erschien ihm diese Aussage dann selbst zu nah an der Wirklichkeit zu sein, als dass man darüber lachen konnte.
»Das ist wohl der Plan«, pflichtete Peryndor ihm bei und rätselte: »Wer oder was kann denn bloß so sehr an unserem Ende interessiert sein?«
Meinte der Großmeister diese Frage etwa ernst? Nikko erinnerte sich noch zu gut daran, wie die Dämonen ihn dazu gebracht hatten, den Nekromanten zu vernichten - egal, ob der es nun verdient hatte oder nicht. Jedenfalls hatte sich allein dieser Magier schon unzählige Feinde unter den Dämonen gemacht und aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch unter vielen anderen Wesen.
Die meisten Zauberer arbeiteten mit irgendwelchen Entitäten, wobei diese nicht selten unterworfen und bezwungen wurden. Kein Wunder also, dass vermutlich die Bewohner ganzer Dimensionen einen Groll gegen die Magier hegten. Ja sogar in ihrer eigenen Welt fürchtete man die Zauberer und empfand insgeheim bestimmt auch Neid und Missgunst gegen sie.
»Die Frage ist wohl eher, wer oder was mächtig genug ist, unser Ende herbeizuführen«, grinste Nikko und kam sich besonders schlau vor.
»Da habt Ihr wohl recht«, nickte Peryndor mit einem Blick voll seltener Anerkennung und lachte dann bitter: »Das jedoch ist eine Frage, die sehr schwer zu beantworten sein dürfte.«
Moment mal, schoss es Nikko durch den Kopf, der komische Geist der Orks gewährte diesen doch auch ein wenig Magie. Zumindest teilte er sein Wissen um die Zukunft mit ihnen. Den Teleportstein dürften die Orks schließlich kaum selbst hergestellt haben - jedenfalls nicht selbst verzaubert. Obwohl, vielleicht hatte der Geist diesen Grâkh ja mit den dafür nötigen Fähigkeiten ausgestattet. Gab es etwa einen Zusammenhang zwischen dem Geist der Orks und der Wesenheit, die den Kultisten die Kraft verlieh? Dumm nur, dass Nikko mit Peryndor nicht offen darüber reden konnte. Nicht jedenfalls, ohne ihm von den Orks zu erzählen, was jedoch keine allzu gute Idee sein dürfte. Denn, um dem Alten diese Geschichte plausible zu machen, hatte nicht einmal Nikko genügend Phantasie.
»Ist es denn so ungewöhnlich, dass eine Wesenheit ihren Anhängern zauberähnliche Kräfte verleiht?«, wollte der Zauberer dann von Peryndor wissen. Vielleicht könnte er so die Diskussion in die richtige Richtung lenken, ohne dabei seine eigenen Machenschaften preisgeben zu müssen.
»Natürlich ist das ungewöhnlich«, schnaufte der Alte. »Nicht unmöglich, aber sehr ungewöhnlich.«
»Seht Ihr, junger Meister«, begann er dann zu erklären, »kaum eine Wesenheit teilt doch freiwillig ihre Kräfte mit anderen Wesen. Die meisten muss man schon als Zauberer dazu zwingen oder aber fürstlich entlohnen. Die Schläfer hingegen haben nichts, was ein Wesen dazu veranlassen könnte, seine Kraft auf sie zu übertragen. Warum sollte es so etwas also freiwillig tun?«
»Es sei denn …«, stockte der Alte und schüttelte den Kopf. »Nein, das kann nicht sein.«
»Was denn?«, wollte Nikko wissen.
»Ein Demiurg«, nickte Peryndor, schüttelte dann aber wieder seinen Kopf.
»Ein was?«
»Einer der Demiurgen«, antwortete der Großmeister. »Sie sind die Schöpfer und Lenker der Welt. Mit ihnen und ähnlichen Wesenheiten befasst sich die Schule der Theurgie.« Mit gereizter Stimme fügte er hinzu: »Hatte ich Euch nicht angeraten, Euch mit diesem Thema genauer zu beschäftigen?«
»Ja, aber ich bin noch nicht dazu gekommen«, verdrehte Nikko die Augen.
»Wie dem auch sei«, brummte Peryndor, »die Demiurgen verfügen natürlich über unendlich viel Macht, sodass sie ohne Weiteres einen Teil auf andere übertragen können. Manch einer sagt, dass sogar wir Zauberer auf genau diese Weise entstanden sind.«
»Soll das heißen, dass einer dieser Demiurgen uns die Fähigkeit der Zauberei verleiht?«, wunderte sich Nikko und spürte dabei ein plötzliches Gefühl des Unbehagens.
»Verliehen hat, wenn überhaupt«, korrigierte der Alte. »Die Anfänge unserer Zunft liegen leider im Dunkeln, zumal es den Orden ja erst seit dem Ende der magischen Kriege gibt. Unsere Geschichte dürfte jedoch viele Jahrhunderte weiter zurück reichen, wenn nicht gar Jahrtausende.«
»Seht Ihr, einige sagen, die Demiurgen hätten uns mit der Zauberei beglückt, auf dass wir in dieser Welt statt ihrer für Ordnung sorgen«, dozierte er weiter. »Sie selbst hätten dann weniger Arbeit und könnten sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Ich weiß jedoch nicht, inwieweit diese Theorie der Wirklichkeit entspricht.«
»Heißt das, dass diese Demiurgen mit uns nun nicht mehr zufrieden sind?«, war Nikko verwirrt. »Wollen sie uns jetzt etwa loswerden?«
»Das ist durchaus möglich«, kraulte sich der Alte den Bart. »Doch könnten sie uns wohl viel einfacher und schneller vernichten, wenn sie es denn wollten. Vielleicht aber herrscht in ihren Reihen ja Uneinigkeit. Vielleicht will nur einer der Demiurgen uns vernichten. Vielleicht geht es auch nicht um uns an sich, sondern nur um die Macht in dieser Welt.«
War dieser Geist der Orks denn auch ein Demiurg? Zu gern hätte Nikko den Großmeister danach gefragt, unterließ es aber doch lieber. Allerdings würde diese Möglichkeit wohl dafür sprechen, dass unter den Schöpfern Uneinigkeit herrschte, wenn nicht gar offener Streit. Scheinbar förderte einer der Demiurgen die Orks, ein anderer hingegen wollte die Zauberer vernichten. Oder ging es einfach nur darum, diesen Kult zu stärken? Obwohl - all diese Ziele mussten sich ja nicht unbedingt widersprechen. Es konnte sich also letztlich durchaus um ein und denselben Demiurgen handeln.
Verflucht! Wo war Nikko da bloß wieder hineingeraten? Als ob sein Leben nicht auch so schon schwer genug zu meistern war, trachtete ihm nun vielleicht noch ein Wesen von unendlicher Macht danach. Das waren ja mal wieder schöne Aussichten!
»Ich hoffe, es wird sich eine andere Erklärung finden«, seufzte Peryndor. »Eine bessere. Wenn wir tatsächlich einen Demiurgen gegen uns hätten, dann wären unsere Tage nämlich gezählt. Obwohl, ohne Nachwuchs ist unser Ende ohnehin nur eine Frage der Zeit.«
»Habt Ihr eigentlich noch immer keine Nachricht von Meister Makûl?«, wechselte Nikko das Thema.
»Ach ja«, erinnerte sich der Alte. »Den guten Meister hätte ich fast vergessen. Lasst es mich noch einmal in Ruhe versuchen, ihn telepathisch zu erreichen.«
Während der Großmeister mit geschlossenen Augen da saß und sich konzentrierte, dachte Nikko darüber nach, wie es nun weitergehen sollte. Die Möglichkeit, dass hinter dem Gesalbten und seinen Jüngern ein Demiurg stehen könnte, beunruhigte den jungen Zauberer schon ungemein. Dass dies aber auch für den Geist der Orks zutreffen könnte, beruhigte ihn hingegen wieder ein wenig, obwohl er nicht so genau wusste, warum eigentlich.
Nun ja, der Geist der Orks schien Nikko immerhin nicht offen feindselig gesinnt zu sein. Solange der Zauberer dem Geist nicht in die Quere käme, würde sich daran hoffentlich auch nichts ändern. Vielleicht würde der Demiurg ja sogar seine schützende Hand über ihn halten.
Verdammt! Nikko musste endlich Genaueres darüber erfahren. Er musste einfach wissen, woran er war und womit er es zu tun hatte. Ohne dieses Wissen, könnte schließlich ein jeder seiner Fehltritte die Vernichtung bedeuten.