Der Hexer von Hymal, Buch XVI: Kein Weg zurück - N. Bernhardt - E-Book

Der Hexer von Hymal, Buch XVI: Kein Weg zurück E-Book

N. Bernhardt

0,0
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Teil 16 des Fantasy-Epos Den seltsamen Jüngern kann Nikko gerade so entkommen, doch scheint hinter dem Kult mehr zu stecken als zunächst angenommen. Viel Zeit, sich darum zu kümmern, bleibt dem jungen Zauberer allerdings nicht. Es gibt schließlich Wichtigeres zu tun! Nikko muss endlich den Eisdrachen finden und in die Schlacht um Hymal führen. Die Reise in den hohen Norden stellt sich jedoch als beschwerlich heraus. Wenigstens kann sich der Magier dabei auf einen alten Freund verlassen. Null Papier Verlag

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 151

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



N. Bernhardt

Der Hexer von Hymal, Buch XVI: Kein Weg zurück

Fantasy Made in Germany

N. Bernhardt

Der Hexer von Hymal, Buch XVI: Kein Weg zurück

Fantasy Made in Germany

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 2. Auflage, ISBN 978-3-954186-77-8

null-papier.de/335

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Ers­tes Ka­pi­tel: Ent­kom­men, aber wem?

Zwei­tes Ka­pi­tel: Wis­sen und Ohn­macht

Drit­tes Ka­pi­tel: End­lich kon­kre­te Plä­ne

Vier­tes Ka­pi­tel: Ein neu­er Ver­bün­de­ter?

Fünf­tes Ka­pi­tel: Die Ka­ra­wa­ne nach Dho­bar

Sechs­tes Ka­pi­tel: Zu Fuß nach Nor­den

Sieb­tes Ka­pi­tel: Die Stadt im Eis

Aus­blick

Den selt­sa­men Jün­gern kann Nik­ko ge­ra­de so ent­kom­men, doch scheint hin­ter dem Kult mehr zu ste­cken als zu­nächst an­ge­nom­men. Viel Zeit, sich dar­um zu küm­mern, bleibt dem jun­gen Zau­be­rer al­ler­dings nicht. Es gibt schließ­lich Wich­ti­ge­res zu tun!

Nik­ko muss end­lich den Eis­dra­chen fin­den und in die Schlacht um Hy­mal füh­ren. Die Rei­se in den ho­hen Nor­den stellt sich je­doch als be­schwer­lich her­aus. We­nigs­tens kann sich der Ma­gier da­bei auf einen al­ten Freund ver­las­sen.

Website

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur Rei­he und zum Au­tor fin­den Sie un­ter:

hy­mal.info

Erstes Kapitel: Entkommen, aber wem?

Wie­der ein­mal hat­te ein Sprung in die blaue Di­men­si­on Nik­ko ge­ret­tet, ob­wohl er wohl noch nie in so großer Ge­fahr ge­schwebt hat­te. Je­den­falls fürs Ers­te war er nun si­cher. Hof­fent­lich wür­de sich dar­an so schnell nichts än­dern.

Ohne lan­ge nach­zu­den­ken, hat­te der Zau­be­rer sich in die­se skur­ri­le Welt ver­setzt, so­bald er er­kannt hat­te, dass sein Feu­er­ball nicht alle Kul­tan­hän­ger ver­nich­tet hat­te. Es war all­zu of­fen­sicht­lich, dass die in Rot ge­klei­de­ten Kul­tis­ten nicht etwa nur Glück ge­habt hat­ten, son­dern auf ir­gend­ei­ne Art und Wei­se vor dem Feu­er und der Ex­plo­si­on sei­nes Zau­bers ge­schützt wur­den.

Nik­ko hat­te je­doch kei­ne Zeit ge­habt, län­ger dar­über nach­zu­den­ken, wie die Hä­scher den Flam­men hat­ten ent­kom­men kön­nen. Auch jetzt, als er durch die im blau­en Licht die­ser Welt wa­bern­den Gän­ge des Or­dens­ka­pi­tels eil­te und wie­der ein­mal von den hier hei­mi­schen Sil­ber­schlan­gen ver­folgt wur­de, hat­te er kei­ne all­zu große Muße dazu.

Ver­fluch­te Bies­ter! Noch hiel­ten sei­ne Schil­de den bös­ar­ti­gen Bis­sen der Schlan­gen stand, die ohne Un­ter­lass nach ihm schnapp­ten. Es muss­ten be­reits Hun­der­te sein, doch ka­men aus al­len Rich­tun­gen mehr und mehr der läs­ti­gen Vie­cher hin­zu!

Nik­ko er­in­ner­te sich nun wie­der dar­an, warum er nur so sel­ten in die blaue Di­men­si­on reis­te. Den­noch, von sei­nen mensch­li­chen Ver­fol­gern war hier nichts mehr zu se­hen. Die Tor­tur hat­te sich also ge­lohnt.

Es wur­den im­mer mehr Schlan­gen und sei­ne Schil­de wür­den viel­leicht nicht mehr lan­ge hal­ten. Es war also höchs­te Zeit, sei­ne Flucht zu vollen­den. Aber wo­hin soll­te er nun ge­hen?

Am bes­ten wäre es wohl, di­rekt zum Tele­por­traum des Or­dens zu ei­len und sich von dort aus so­fort zu­rück nach Hal­fuár zu tele­por­tie­ren. Aber wür­den sei­ne Ver­fol­ger die­sen Schritt nicht er­war­ten? Wür­den sie ihm im Tele­por­traum etwa schon auf­lau­ern?

Ver­dammt! Nik­ko war von den Er­eig­nis­sen noch im­mer viel zu ver­wirrt, um einen kla­ren Ge­dan­ken fas­sen zu kön­nen. Was war hier nur los? Das konn­te doch al­les nicht wahr sein!

Nein, nein. Der Tele­por­traum war viel zu un­si­cher, zu­mal dort auch die Ge­fahr be­stand, dass die Kul­tis­ten ihn heim­lich be­ob­ach­ten und da­bei viel­leicht so­gar das Tele­port­mus­ter für Hal­fuár mit­be­kom­men könn­ten. Dann wäre er zu­künf­tig so­gar in sei­ner Hei­mat nicht mehr si­cher.

Un­sinn! Die Ty­pen wa­ren doch kei­ne Zau­be­rer. Wie soll­ten sie als Lai­en die kom­pli­zier­ten Mus­ter ei­ner Tele­por­ta­ti­on er­ken­nen kön­nen und dann auch noch ver­ste­hen? Das er­gab doch al­les gar kei­nen Sinn!

Oh je, der jun­ge Ma­gier muss­te sich ein­ge­ste­hen, dass er mit der Lage völ­lig über­for­dert war. Sei­ne Ver­fol­ger konn­te er nicht an­satz­wei­se gut ge­nug ein­schät­zen, um in all der Hek­tik ent­schei­den zu kön­nen, wie er am klügs­ten vor­ge­hen soll­te. Nur ei­nes war klar, je mehr Vor­sicht er wal­ten ließ, de­sto bes­ser!

Da wäre es wohl doch am schlaus­ten, einen wei­ten Bo­gen um den Tele­por­traum zu ma­chen - nur so zur Si­cher­heit. Nik­ko konn­te sich be­stimmt auch von hier aus di­rekt nach Hal­fuár tele­por­tie­ren. Das hie­ße zwar, einen Feld­tele­port mit gleich­zei­ti­gem Di­men­si­onss­prung zu ver­bin­den, aber warum ei­gent­lich nicht?

Viel mehr Zeit zum Nach­den­ken blieb dem jun­gen Meis­ter oh­ne­hin nicht. Mitt­ler­wei­le wa­ren es ver­mut­lich schon Tau­sen­de von Schlan­gen, die von al­len Sei­ten gie­rig nach ihm schnapp­ten und sei­ne Schil­de mit je­dem Biss schwäch­ten. Es war nur noch eine Fra­ge der Zeit, bis die­se auf­ge­braucht wä­ren. Was dann pas­sie­ren wür­de, woll­te Nik­ko sich lie­ber gar nicht erst aus­ma­len.

Es war gar nicht so leicht, sich in die­ser Si­tua­ti­on auf den Feld­tele­port zu kon­zen­trie­ren. Die Schlan­gen wa­ren ja schon läs­tig ge­nug, doch die große Un­ge­wiss­heit we­gen sei­ner an­de­ren Ver­fol­ger mach­te die Sa­che nicht un­be­dingt leich­ter, auch wenn von de­nen noch im­mer nichts zu se­hen war. Trotz­dem ge­lang es Nik­ko letzt­lich, den Tele­port zu vollen­den. Die paar Dut­zend Sil­ber­schlan­gen, die er aus Ver­se­hen mit sich tele­por­tiert hat­te, über­leb­ten die Rei­se nicht lan­ge. Wie da­mals, als er die Be­woh­ner der blau­en Di­men­si­on zum Zwe­cke des Stu­di­ums in die Wirk­lich­keit be­schwo­ren hat­te, ver­gin­gen sie auch dies­mal bin­nen we­ni­ger Au­gen­bli­cke, ohne dass der Ma­gier auch nur das ge­rings­te Mit­leid für sie emp­fand.

Nach ei­ni­gen tie­fen Atem­zü­gen wur­de sich Nik­ko schließ­lich be­wusst, dass er es end­lich ge­schafft hat­te. Er war zu­rück im Tele­por­traum von Hal­fuár, in der Si­cher­heit sei­nes ei­ge­nen Heims. Mit ei­ni­ger Er­leich­te­rung stell­te er fest, dass hier tat­säch­lich noch kei­ne Kul­tis­ten auf ihn lau­er­ten.

Erst ei­ni­ge Au­gen­bli­cke spä­ter er­kann­te er, wie ab­we­gig die­ser Ge­dan­ke war. Wo­her hät­ten die Jün­ger des Ge­salb­ten denn so schnell kom­men sol­len? Trotz­dem war er froh, der Ge­fahr erst ein­mal ent­ron­nen zu sein. Egal was nun käme, jetzt hat­te er mehr Zeit, um über al­les ge­nau­er nach­zu­den­ken. Ir­gend­ei­ne sinn­vol­le Er­klä­rung muss­te es für die mehr als selt­sa­men Ge­scheh­nis­se in Zun­daj doch ge­ben!

Be­vor der Zau­be­rer sich dar­über Ge­dan­ken ma­chen wür­de, woll­te er je­doch erst ein­mal den Schlaf der gest­ri­gen Nacht nach­ho­len. Die­se hat­te er ja nicht nur mit sei­ner auf­re­gen­den Flucht ver­bracht, son­dern vor­her auch da­mit, wie­der ein­mal die Biblio­thek des Or­dens zu plün­dern. Die Biblio­thek? Ver­flucht! Er hat­te die aus­ge­wähl­ten Bü­cher doch in ir­gend­ei­ner Ecke de­po­niert, um schnel­ler nach­zu­schau­en zu kön­nen, wo­her der plötz­li­che Lärm kam. In dem an­schlie­ßen­den Durchein­an­der hat­te er dann völ­lig ver­ges­sen, sie wie­der auf­zu­le­sen. Naja, wer konn­te ihm das schon ver­übeln?

Mit ei­nem lan­gen Seuf­zen schlich Nik­ko kopf­schüt­telnd die Wen­del­trep­pe hin­auf, um sich in sein Bett zu ver­krie­chen. Jetzt brauch­te er erst ein­mal eine ge­hö­ri­ge Por­ti­on Schlaf.

Be­reits nach kur­z­er Zeit hat­te Nik­ko es auf­ge­ge­ben, in sei­nem Bett zur Ruhe zu kom­men. Er war von den Ge­scheh­nis­sen der ver­gan­ge­nen Stun­den wohl doch noch viel zu auf­ge­wühlt, um Schlaf fin­den zu kön­nen. So hat­te der Zau­be­rer sei­ne Mü­dig­keit mit ei­ner aus­gie­bi­gen Me­di­ta­ti­on in der Kraft be­kämpft. Durchaus er­folg­reich.

Nach dem stun­den­lan­ge Bad in der Kraft war es nun be­reits Vor­mit­tag. Hun­ger hat­te Nik­ko trotz­dem kei­nen, da die lan­ge Me­di­ta­ti­on ihn bis in die Ze­hen­spit­zen mit Ener­gie ge­la­den hat­te. In die­sem Zu­stand noch an­hal­ten­der Beun­ru­hi­gung hät­te er aber oh­ne­hin kaum einen Bis­sen hin­un­ter­be­kom­men.

Nach ei­ni­gen tie­fen Atem­zü­gen be­gann sich das bis­he­ri­ges Ge­fühl ei­ner dif­fu­sen Be­dro­hung lang­sam in kon­kre­te Be­fürch­tun­gen zu wan­deln, zu de­nen sich bald auch vie­le ver­schie­de­ne Fra­gen ge­sell­ten.

Was war ei­gent­lich aus Pe­ryn­dor ge­wor­den, und was aus die­sem Meis­ter Makûl? Hat­ten die so­ge­nann­ten Jün­ger die bei­den Ma­gier etwa er­wi­scht? Makûl war ihm da­bei im Grun­de egal, ob­wohl er dem ab­ge­setz­ten Hof­zau­be­rer na­tür­lich kein üb­les Ende wünsch­te. Pe­ryn­dors Tod wäre für den Ma­gier hin­ge­gen ein her­ber Ver­lust.

Es war dar­über hin­aus ein großes Rät­sel, wie die in Rot ge­klei­de­ten Ker­le sei­nen Feu­er­bäl­len hat­ten wi­der­ste­hen kön­nen. Es sei denn … Ja, sie muss­ten wohl selbst über ma­gi­sche Schutz­schil­de ver­fü­gen, die ih­nen ver­mut­lich die­se We­sen­heit ver­lie­hen hat­te, da­mit sie es mit den Zau­be­rern auf­neh­men konn­ten.

Ein lau­tes »Wo seid Ihr denn?« dröhn­te plötz­lich in Nik­kos Kopf und riss ihn aus sei­nen Ge­dan­ken. Das konn­te doch nur der Groß­meis­ter sein. Hat­te er also über­lebt?

»In Hal­fuár«, ant­wor­te­te Nik­ko te­le­pa­thisch, be­vor er über­haupt dar­über nach­den­ken konn­te, ob er dem Al­ten nicht lie­ber eine Aus­re­de auf­ti­schen soll­te.

»Kommt schnell zum Tele­por­traum des Or­dens«, er­wi­der­te Pe­ryn­dor. »Wir soll­ten als­bald ab­rei­sen.«

»Ist Meis­ter Makûl denn auch da?«, woll­te Nik­ko wis­sen.

»Noch nicht«, ant­wor­te­te der Alte. »Ich konn­te ihn bis­her nicht er­rei­chen.«

»Vi­el­leicht ha­ben sie ihn ja doch er­wi­scht?«, sorg­te sich der jun­ge Zau­be­rer.

»Wer soll ihn denn er­wi­scht ha­ben?«, dröhn­te es zu­rück.

»Die­se Jün­ger ha­ben heu­te Mor­gen den Or­dens­sitz an­ge­grif­fen«, er­klär­te Nik­ko. »Ich selbst bin ih­nen nur mit knap­per Not ent­kom­men.«

»Wie bit­te?«, er­wi­der­te der Groß­meis­ter und schnauz­te: »Wa­rum er­fah­re ich erst jetzt da­von?« Be­vor Nik­ko sich eine Ant­wort zu­recht lü­gen konn­te, mein­te er schließ­lich: »Bleibt in Hal­fuár. Ich kom­me so­fort dort­hin, dann be­re­den wir die Sa­che in al­ler Ruhe.«

Viel Zeit dar­über nach­zu­den­ken, was er von dem plötz­li­chen Be­such des Al­ten in Hal­fuár hal­ten soll­te, war Nik­ko nicht ver­gönnt ge­we­sen, denn schon we­ni­ge Mi­nu­ten nach der An­kün­di­gung des Groß­meis­ters, hör­te der jun­ge Zau­be­rer die­sen schnau­fend die Wen­del­trep­pen em­por­stei­gen. Von den vie­len Aus­re­den und Er­klä­run­gen, die er für das dro­hen­de Ge­spräch wohl brau­chen wür­de, hat­te er auch noch kei­ne pa­rat.

Als Pe­ryn­dor die Stu­fen letzt­lich er­klom­men hat­te und grim­mig schau­end in die Biblio­thek trat, war sich Nik­ko auf ein­mal si­cher, dass er den Al­ten als­bald wie­der los­wer­den soll­te. Nicht nur hat­te er ei­ge­ne Plä­ne, bei de­nen ihm der Groß­meis­ter wohl nur im Weg wäre, au­ßer­dem be­stand ja auch die Mög­lich­keit, dass ge­ra­de Pe­ryn­dor un­ter je­nen Zau­be­rern war, auf die es die Kul­tis­ten am meis­ten ab­ge­se­hen hat­ten. Im Ge­gen­satz zu Nik­ko war das Ge­sicht des Al­ten in Zun­daj wohl­be­kannt, ver­mut­lich so­gar im gan­zen Reich. Pe­ryn­dors An­we­sen­heit auf Hal­fuár könn­te also auch Nik­ko in große Ge­fahr brin­gen.

»Also Meis­ter, dann er­klärt mir doch ein­mal, was Ihr da vor­hin ge­meint habt«, keuch­te der Alte, der die ver­gan­ge­ne Nacht of­fen­bar nicht im Or­dens­ka­pi­tel son­dern in sei­ner Re­si­denz ver­bracht hat­te.

»Ich hat­te bis in die frü­hen Mor­gen­stun­den in der Biblio­thek … ge­le­sen«, be­rich­te­te Nik­ko. »Ir­gend­wann hör­te ich ein ver­däch­ti­ges Geräusch, was mich letzt­lich zur Empfangs­hal­le führ­te. Dort ha­ben sie … also die­se Jün­ger of­fen­sicht­lich ver­sucht, die Tür auf­zu­bre­chen, was ih­nen letzt­lich auch ge­lang.«

»Es wa­ren Dut­zen­de«, fuhr er fort. »Ei­ni­ge in Rot ge­klei­de­te Män­ner und auch nor­ma­les Volk, dar­un­ter so­gar ein paar Frau­en. Als sie mich ent­deckt ha­ben und wild schri­en, sah ich mich ge­zwun­gen …«

Nik­ko muss­te erst ein­mal schlu­cken. Im­mer­hin hat­te er mit sei­nem Feu­er­ball vie­len Men­schen den Tod ge­bracht. So rich­tig klar wur­de ihm das al­ler­dings erst jetzt.

»Ja was denn?«, dräng­te Pe­ryn­dor. »Wozu saht Ihr Euch ge­zwun­gen?«

»Nun, sie woll­ten … mich … im­mer­hin an­grei­fen«, stam­mel­te der jun­ge Zau­be­rer. »Da muss­te ich mich doch … ver­tei­di­gen … mit ei­nem Feu­er­ball.«

»Na­tür­lich«, zuck­te der Groß­meis­ter die Schul­tern. »Macht Ihr Euch etwa Vor­wür­fe des­we­gen?«

»Ich weiß es nicht«, keuch­te Nik­ko und stell­te dann klar: »Das ist auch nicht so wich­tig! Viel wich­ti­ger ist doch, dass mein Feu­er­ball ge­gen ei­ni­ge der An­grei­fer völ­lig wir­kungs­los war.« Kopf­schüt­telnd füg­te er hin­zu: »Die Ker­le grins­ten mich so­gar noch hä­misch an.«

»Wie bit­te?«, wur­de Pe­ryn­dor krei­de­bleich. »Jetzt ganz lang­sam! Er­zählt mir bit­te al­les in Ruhe und der Rei­he nach, Meis­ter.«

»Das habe ich doch«, ant­wor­te­te Nik­ko. »Mein Feu­er­ball hat das zwar das nor­ma­le Volk ver­nich­tet, nicht aber die in Rot ge­klei­de­ten Män­ner.«

»Das kann doch gar nicht sein!«, pro­tes­tier­te Pe­ryn­dor und mur­mel­te dann: »Es sei denn …«

»Es sei denn, sie ver­füg­ten über einen Schutz­schild«, erahn­te Nik­ko die Ge­dan­ken des Groß­meis­ters.

»Genau«, nick­te die­ser. »Doch wie sind sie an die­sen ma­gi­schen Schild ge­kom­men?«

»Durch die­sel­be We­sen­heit, die ih­nen auch sonst die Kraft gibt?«, er­wi­der­te der jun­ge Zau­be­rer.

»Mög­lich«, nick­te der Alte. »In der Tat. Wenn die­se En­ti­tät ih­nen schon zau­ber­ähn­li­che Fä­hig­kei­ten ver­leiht, warum dann nicht auch Schutz­schil­de ge­gen un­se­re ma­gi­schen At­ta­cken.«

»Das kann doch nicht wahr sein«, schüt­tel­te er ei­ni­ge Au­gen­bli­cke spä­ter sei­nen Kopf und seufz­te laut: »Wo soll das al­les nur noch hin­füh­ren?«

»Zu un­se­rer Ver­nich­tung«, woll­te Nik­ko scher­zen, doch er­schi­en ihm die­se Aus­sa­ge dann selbst zu nah an der Wirk­lich­keit zu sein, als dass man dar­über la­chen konn­te.

»Das ist wohl der Plan«, pflich­te­te Pe­ryn­dor ihm bei und rät­sel­te: »Wer oder was kann denn bloß so sehr an un­se­rem Ende in­ter­es­siert sein?«

Mein­te der Groß­meis­ter die­se Fra­ge etwa ernst? Nik­ko er­in­ner­te sich noch zu gut dar­an, wie die Dä­mo­nen ihn dazu ge­bracht hat­ten, den Ne­kro­man­ten zu ver­nich­ten - egal, ob der es nun ver­dient hat­te oder nicht. Je­den­falls hat­te sich al­lein die­ser Ma­gier schon un­zäh­li­ge Fein­de un­ter den Dä­mo­nen ge­macht und al­ler Wahr­schein­lich­keit nach auch noch un­ter vie­len an­de­ren We­sen.

Die meis­ten Zau­be­rer ar­bei­te­ten mit ir­gend­wel­chen En­ti­tä­ten, wo­bei die­se nicht sel­ten un­ter­wor­fen und be­zwun­gen wur­den. Kein Wun­der also, dass ver­mut­lich die Be­woh­ner gan­zer Di­men­sio­nen einen Groll ge­gen die Ma­gier heg­ten. Ja so­gar in ih­rer ei­ge­nen Welt fürch­te­te man die Zau­be­rer und emp­fand ins­ge­heim be­stimmt auch Neid und Miss­gunst ge­gen sie.

»Die Fra­ge ist wohl eher, wer oder was mäch­tig ge­nug ist, un­ser Ende her­bei­zu­füh­ren«, grins­te Nik­ko und kam sich be­son­ders schlau vor.

»Da habt Ihr wohl recht«, nick­te Pe­ryn­dor mit ei­nem Blick voll sel­te­ner Aner­ken­nung und lach­te dann bit­ter: »Das je­doch ist eine Fra­ge, die sehr schwer zu be­ant­wor­ten sein dürf­te.«

Mo­ment mal, schoss es Nik­ko durch den Kopf, der ko­mi­sche Geist der Orks ge­währ­te die­sen doch auch ein we­nig Ma­gie. Zu­min­dest teil­te er sein Wis­sen um die Zu­kunft mit ih­nen. Den Tele­port­stein dürf­ten die Orks schließ­lich kaum selbst her­ge­stellt ha­ben - je­den­falls nicht selbst ver­zau­bert. Ob­wohl, viel­leicht hat­te der Geist die­sen Grâkh ja mit den da­für nö­ti­gen Fä­hig­kei­ten aus­ge­stat­tet. Gab es etwa einen Zu­sam­men­hang zwi­schen dem Geist der Orks und der We­sen­heit, die den Kul­tis­ten die Kraft ver­lieh? Dumm nur, dass Nik­ko mit Pe­ryn­dor nicht of­fen dar­über re­den konn­te. Nicht je­den­falls, ohne ihm von den Orks zu er­zäh­len, was je­doch kei­ne all­zu gute Idee sein dürf­te. Denn, um dem Al­ten die­se Ge­schich­te plau­si­ble zu ma­chen, hat­te nicht ein­mal Nik­ko ge­nü­gend Phan­ta­sie.

»Ist es denn so un­ge­wöhn­lich, dass eine We­sen­heit ih­ren An­hän­gern zau­ber­ähn­li­che Kräf­te ver­leiht?«, woll­te der Zau­be­rer dann von Pe­ryn­dor wis­sen. Vi­el­leicht könn­te er so die Dis­kus­si­on in die rich­ti­ge Rich­tung len­ken, ohne da­bei sei­ne ei­ge­nen Ma­chen­schaf­ten preis­ge­ben zu müs­sen.

»Na­tür­lich ist das un­ge­wöhn­lich«, schnauf­te der Alte. »Nicht un­mög­lich, aber sehr un­ge­wöhn­lich.«

»Seht Ihr, jun­ger Meis­ter«, be­gann er dann zu er­klä­ren, »kaum eine We­sen­heit teilt doch frei­wil­lig ihre Kräf­te mit an­de­ren We­sen. Die meis­ten muss man schon als Zau­be­rer dazu zwin­gen oder aber fürst­lich ent­loh­nen. Die Schlä­fer hin­ge­gen ha­ben nichts, was ein We­sen dazu ver­an­las­sen könn­te, sei­ne Kraft auf sie zu über­tra­gen. Wa­rum soll­te es so et­was also frei­wil­lig tun?«

»Es sei denn …«, stock­te der Alte und schüt­tel­te den Kopf. »Nein, das kann nicht sein.«

»Was denn?«, woll­te Nik­ko wis­sen.

»Ein De­mi­urg«, nick­te Pe­ryn­dor, schüt­tel­te dann aber wie­der sei­nen Kopf.

»Ein was?«

»Ei­ner der De­mi­ur­gen«, ant­wor­te­te der Groß­meis­ter. »Sie sind die Schöp­fer und Len­ker der Welt. Mit ih­nen und ähn­li­chen We­sen­hei­ten be­fasst sich die Schu­le der Theur­gie.« Mit ge­reiz­ter Stim­me füg­te er hin­zu: »Hat­te ich Euch nicht an­ge­ra­ten, Euch mit die­sem The­ma ge­nau­er zu be­schäf­ti­gen?«

»Ja, aber ich bin noch nicht dazu ge­kom­men«, ver­dreh­te Nik­ko die Au­gen.

»Wie dem auch sei«, brumm­te Pe­ryn­dor, »die De­mi­ur­gen ver­fü­gen na­tür­lich über un­end­lich viel Macht, so­dass sie ohne Wei­te­res einen Teil auf an­de­re über­tra­gen kön­nen. Manch ei­ner sagt, dass so­gar wir Zau­be­rer auf ge­nau die­se Wei­se ent­stan­den sind.«

»Soll das hei­ßen, dass ei­ner die­ser De­mi­ur­gen uns die Fä­hig­keit der Zau­be­rei ver­leiht?«, wun­der­te sich Nik­ko und spür­te da­bei ein plötz­li­ches Ge­fühl des Un­be­ha­gens.

»Ver­lie­hen hat, wenn über­haupt«, kor­ri­gier­te der Alte. »Die An­fän­ge un­se­rer Zunft lie­gen lei­der im Dun­keln, zu­mal es den Or­den ja erst seit dem Ende der ma­gi­schen Krie­ge gibt. Un­se­re Ge­schich­te dürf­te je­doch vie­le Jahr­hun­der­te wei­ter zu­rück rei­chen, wenn nicht gar Jahr­tau­sen­de.«

»Seht Ihr, ei­ni­ge sa­gen, die De­mi­ur­gen hät­ten uns mit der Zau­be­rei be­glückt, auf dass wir in die­ser Welt statt ih­rer für Ord­nung sor­gen«, do­zier­te er wei­ter. »Sie selbst hät­ten dann we­ni­ger Ar­beit und könn­ten sich um ihre ei­ge­nen An­ge­le­gen­hei­ten küm­mern. Ich weiß je­doch nicht, in­wie­weit die­se Theo­rie der Wirk­lich­keit ent­spricht.«

»Heißt das, dass die­se De­mi­ur­gen mit uns nun nicht mehr zu­frie­den sind?«, war Nik­ko ver­wirrt. »Wol­len sie uns jetzt etwa los­wer­den?«

»Das ist durch­aus mög­lich«, kraul­te sich der Alte den Bart. »Doch könn­ten sie uns wohl viel ein­fa­cher und schnel­ler ver­nich­ten, wenn sie es denn woll­ten. Vi­el­leicht aber herrscht in ih­ren Rei­hen ja Un­ei­nig­keit. Vi­el­leicht will nur ei­ner der De­mi­ur­gen uns ver­nich­ten. Vi­el­leicht geht es auch nicht um uns an sich, son­dern nur um die Macht in die­ser Welt.«

War die­ser Geist der Orks denn auch ein De­mi­urg? Zu gern hät­te Nik­ko den Groß­meis­ter da­nach ge­fragt, un­ter­ließ es aber doch lie­ber. Al­ler­dings wür­de die­se Mög­lich­keit wohl da­für spre­chen, dass un­ter den Schöp­fern Un­ei­nig­keit herrsch­te, wenn nicht gar of­fe­ner Streit. Schein­bar för­der­te ei­ner der De­mi­ur­gen die Orks, ein an­de­rer hin­ge­gen woll­te die Zau­be­rer ver­nich­ten. Oder ging es ein­fach nur dar­um, die­sen Kult zu stär­ken? Ob­wohl - all die­se Zie­le muss­ten sich ja nicht un­be­dingt wi­der­spre­chen. Es konn­te sich also letzt­lich durch­aus um ein und den­sel­ben De­mi­ur­gen han­deln.

Ver­flucht! Wo war Nik­ko da bloß wie­der hin­ein­ge­ra­ten? Als ob sein Le­ben nicht auch so schon schwer ge­nug zu meis­tern war, trach­te­te ihm nun viel­leicht noch ein We­sen von un­end­li­cher Macht da­nach. Das wa­ren ja mal wie­der schö­ne Aus­sich­ten!

»Ich hof­fe, es wird sich eine an­de­re Er­klä­rung fin­den«, seufz­te Pe­ryn­dor. »Eine bes­se­re. Wenn wir tat­säch­lich einen De­mi­ur­gen ge­gen uns hät­ten, dann wä­ren un­se­re Tage näm­lich ge­zählt. Ob­wohl, ohne Nach­wuchs ist un­ser Ende oh­ne­hin nur eine Fra­ge der Zeit.«

»Habt Ihr ei­gent­lich noch im­mer kei­ne Nach­richt von Meis­ter Makûl?«, wech­sel­te Nik­ko das The­ma.

»Ach ja«, er­in­ner­te sich der Alte. »Den gu­ten Meis­ter hät­te ich fast ver­ges­sen. Lasst es mich noch ein­mal in Ruhe ver­su­chen, ihn te­le­pa­thisch zu er­rei­chen.«

Wäh­rend der Groß­meis­ter mit ge­schlos­se­nen Au­gen da saß und sich kon­zen­trier­te, dach­te Nik­ko dar­über nach, wie es nun wei­ter­ge­hen soll­te. Die Mög­lich­keit, dass hin­ter dem Ge­salb­ten und sei­nen Jün­gern ein De­mi­urg ste­hen könn­te, be­un­ru­hig­te den jun­gen Zau­be­rer schon un­ge­mein. Dass dies aber auch für den Geist der Orks zu­tref­fen könn­te, be­ru­hig­te ihn hin­ge­gen wie­der ein we­nig, ob­wohl er nicht so ge­nau wuss­te, warum ei­gent­lich.

Nun ja, der Geist der Orks schi­en Nik­ko im­mer­hin nicht of­fen feind­se­lig ge­sinnt zu sein. So­lan­ge der Zau­be­rer dem Geist nicht in die Que­re käme, wür­de sich dar­an hof­fent­lich auch nichts än­dern. Vi­el­leicht wür­de der De­mi­urg ja so­gar sei­ne schüt­zen­de Hand über ihn hal­ten.

Ver­dammt! Nik­ko muss­te end­lich Ge­nau­e­res dar­über er­fah­ren. Er muss­te ein­fach wis­sen, wor­an er war und wo­mit er es zu tun hat­te. Ohne die­ses Wis­sen, könn­te schließ­lich ein je­der sei­ner Fehl­trit­te die Ver­nich­tung be­deu­ten.