Der Hunde Sprachkurs: Wie Sie Körpersprache, Ausdrucksverhalten und Calming Signals von Ihrem Hund besser verstehen, miteinander kommunizieren und eine optimale Beziehung aufbauen (inkl. Übungen) - My Pets - E-Book

Der Hunde Sprachkurs: Wie Sie Körpersprache, Ausdrucksverhalten und Calming Signals von Ihrem Hund besser verstehen, miteinander kommunizieren und eine optimale Beziehung aufbauen (inkl. Übungen) E-Book

My Pets

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Beschreibung

Ihr Hund ist der treueste Gefährte, den Sie sich wünschen können, und trotzdem gibt's immer wieder Missverständnisse? Zeigt Ihr Liebling manchmal Verhaltensweisen, die Ihnen völlig unverständlich sind? Oder wollen Sie sich einen Vierbeiner ins Haus holen und von Anfang an dafür sorgen, dass Sie einander blind verstehen? Dann ist dieser Ratgeber Ihr Schlüssel zu einer harmonischen, unbeschwerten und fröhlichen Mensch-Hund-Beziehung! Die Botschaften der intelligenten Fellnasen können Sie ganz einfach lesen lernen und dieses Buch zeigt Ihnen, wie das geht. Sprechen Sie eigentlich Hund? Nicht? Na, dann wird's aber höchste Zeit! Ob eigener Familienhund oder Begegnungen beim Spaziergang – wer die (Körper-) Sprache der Vierbeiner versteht, macht beiden Seiten das Leben deutlich leichter. Von Konfliktverhalten über Spielverhalten bis hin zu Sozialverhalten verfügen Hunde nämlich über vielfältige Möglichkeiten, sich auszudrücken, und Sie als Mensch können Ihr Tier sowohl verstehen als auch mit ihm interagieren. Finden Sie heraus, was es mit Verhalten wie Fiddle about oder Bogen-Laufen auf sich hat, lernen Sie, Eskalationsstufen im Konflikt zu erkennen, zu lesen, und verwenden Sie wirksame Calming Signals und werden Sie in kürzester Zeit zum Experten für Hundekommunikation. Wertvolle Tipps für den Ernstfall helfen Ihnen, bei einem Angriff Schaden abzuwenden, und dank der leicht verständlichen Beschreibungen erkennen Sie künftig ganz einfach, was Ihr Liebling Ihnen wirklich mitteilen will. Dieses Buch ermöglicht Ihnen eine intensive Beziehung zu Ihrem Hund und schenkt Ihnen die kostbare Möglichkeit, durch tiefes Verständnis noch engere Bande zu knüpfen. Und falls Sie noch auf der Suche nach dem felligen Freund fürs Leben sind, hilft Ihnen der kompetente Leitfaden im Bonusteil, genau den Vierbeiner auszuwählen, der perfekt in Ihr Leben passt.

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„Man kann nicht nicht kommunizieren.“

~Paul Watzlawick, österreichischer Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Soziologe, Philosoph und Autor 1921–2007

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Originale Zweitauflage 2022

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Independently published | ISBN: 9798426979581

Druck/Auslieferung: Amazon oder eine Tochtergesellschaft

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Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Inhalt

Einleitung – Mensch und Hund, eine Beziehung mit langer Geschichte

Wie die Rassenvielfalt die Kommunikation beeinflusst

Die Bedeutung des sozialen Gefüges

Das Leben in einem Wolfsrudel

Körpersprache und Verhalten domestizierter Hunde

Erkundungsverhalten

Konfliktverhalten

Freeze

Flirt oder Fiddle about

Flight

Fight

Übersprungverhalten

Spielverhalten

Spielaufforderung

Jagdspiele ohne Körperbetonung

Anrempeln/Rangelei/Spiele mit Sexualverhalten

Checkliste Spielverhalten

Beutefangverhalten

Komfortverhalten

Sozialverhalten

Sozio-positives Verhalten

Agonistisches Verhalten

Submissives Verhalten

Beschwichtigungsverhalten/ Calming Signals

Calming Signals erkennen und angemessen reagieren

Einsatz von Kopf und Gesichtsmimik

Abwenden des Körpers

Vollständige Erstarrung/Freeze

Verlangsamung der Bewegung bis hin zur Zeitlupe oder zum Freeze

Bogen laufen

Schwanzwedeln

Welpenverhalten bei erwachsenen Hunden

Vorderkörpertiefstellung

Schnüffeln am Boden

Hinsetzen

Hinlegen

Splitten oder Dazwischengehen

Pfote heben

Markieren

Übersprungverhalten

Bonusteil

Der Ernstfall Hundeangriff – Wie Sie sich richtig verhalten

Die Situation richtig einschätzen

Verhalten im Fall einer geringeren Angriffswahrscheinlichkeit/Abstandsforderung

Verhalten im Fall einer hohen Angriffswahrscheinlichkeit

Verhalten im Ernstfall – Der Hund greift an

Sie werden Zeuge eines Hundeangriffs

Welcher Hund passt zu Ihnen – Welpe, zweite Hand oder Auslandshund

Welpen – Niedlich, aber arbeitsintensiv

Hunde aus zweiter Hand – Tierheim, private Vermittlung oder Auslandstierschutz

Wie Sie Ihren Hund geistig auslasten – 21 Denkspiele für die Fellnase

Denkspiel 1 – Apportieren lernen

Denkspiel 2 – Apportieren als Grundlage: Hausschuhe vom Hund bringen lassen

Denkspiel 3 – Apportieren als Grundlage: Den Hund im Haushalt helfen lassen

Denkspiel 4 – Apportieren als Grundlage: Finde und bring meins

Denkspiel 5 – Suchen lernen

Denkspiel 6 – Suchen als Grundlage: Suchspiel in einer Kiste

Denkspiel 7 – Suchen als Grundlage: Futtersuche im Freien

Denkspiel 8 – Suchen als Grundlage: Futtersuche an einem Baumstamm

Denkspiel 9 – Suchen als Grundlage: Verlorenes Futter finden

Denkspiel 10 – Slalom laufen

Denkspiel 11 – Flaschendrehen

Denkspiel 12 – Finde die Lösung

Denkspiel 13 – „Muffin-Spaß“

Denkspiel 14 – Das Becherspiel

Denkspiel 15 – Leckerchen angeln

Denkspiel 16 – Noch ein Spiel mit Toilettenpapier

Denkspiel 17 - Versteckspiel

Denkspiel 18 - Überraschungspäckchen

Denkspiel 19 – Duftspur legen

Denkspiel 20 – Der Deckenhaufen

Denkspiel 21 – Fang die Belohnung!

Schlusswort

Quellenverzeichnis

Einleitung – Mensch und Hund, eine Beziehung mit langer Geschichte

H

unde sind aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken, sie sind uns treue Gefährten und erfüllen dabei vielfältige Aufgaben. Ob als Jagdhund, Assistenzhund für Blinde oder anderweitig beeinträchtigte Menschen, Therapiehund oder schlichtweg als Freunde fürs Leben: Hunde und Menschen verbindet ein scheinbar unzertrennliches Band. Doch wie kam es eigentlich dazu und warum können Hunde uns so gut verstehen?

Die Geschichte dieser engen Bindung beginnt vor rund 40.000 Jahren, damals suchten Wölfe die Nähe der Frühmenschen, wenn auch aus rein pragmatischen Gründen. Der Mensch jagte wie der Wolf, doch hatte dieser Kontrolle über das Feuer und konnte sein Fleisch braten. So war es der unwiderstehliche Geruch gebratenen Fleisches, der am Anfang dieser Geschichte stand. Lange Zeit lebten Mensch und Wolf nur nebeneinanderher, vermutlich stahlen die damaligen Wolfsrudel die Überbleibsel der menschlichen Nahrung, wann immer sie Gelegenheit hatten, und profitierten so von unserer Nähe. Doch auch der Mensch lernte schnell, dass er von der Nähe der Wölfe profitieren konnte. Immerhin sind diese Tiere ausgezeichnete Jäger mit extrem scharfen Sinnen und einem untrüglichen Instinkt.

Indem der Mensch dem Wolf folgte, musste er selbst keine Beute mehr suchen, und wenn ein Wolfsrudel sich nachts in der Nähe aufhielt, konnte der Mensch sicher sein, im Falle einer drohenden Gefahr frühzeitig gewarnt zu werden. Mit der Zeit wurde diese Zweckgemeinschaft immer enger, auch wenn wir heute nicht sicher wissen können, auf welche Weise dies geschah oder wann sich beide Spezies endgültig zusammenschlossen. Am wahrscheinlichsten lässt sich davon ausgehen, dass dies ganz allmählich geschah und beide Parteien einander mehr und mehr vertrauten sowie den anderen zu schätzen wussten.

Der älteste belegte Fund einer engen Mensch-Hund-Beziehung lässt sich 12.000 Jahre zurückdatieren, dabei handelt es sich um das Grab einer israelitischen Frau, in dem sich auch die Überreste eines Hundewelpen befanden. Wohlgemerkt handelte es sich hierbei bereits um einen Hund, also um ein domestiziertes Tier, im Gegensatz zum Wolf. Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass die Domestikation des Wolfes vor mindestens 15.000 Jahren ihren Anfang nahm, es dauerte also gut 25.000 Jahre, bis der Mensch den Wolf zähmen und zu seinem Partner machen konnte.

Genau diese Domestikation machte jedoch den Unterschied, denn von diesem Zeitpunkt an wurde der Hund mehr und mehr zu einem verlässlichen Partner, der nicht nur seine Wildheit eingebüßt, sondern sich auch in eine gänzlich andere Richtung entwickelt hat als der Wolf. Dies betrifft besonders seine Kommunikationsfähigkeiten und die Art der Kommunikation, denn beides unterscheidet sich stark von denen seiner wilden Vorfahren. Auch wenn Forscher lange Zeit davon ausgingen, dass die Sprache der Hunde mit denen der Wölfe übereinstimmt, ist dies inzwischen eindeutig widerlegt. So wurde zu Beginn der Verhaltensforschung lediglich die Kommunikation von Wölfen untereinander erforscht und die Ergebnisse auf den Hund übertragen. Erst als man begann, gezielt die Kommunikation von heutigen Hunden untereinander und mit dem Menschen als Kommunikationspartner zu untersuchen, wurden deutliche Unterschiede sichtbar. Denkt man einmal darüber nach, macht dies auch Sinn, denn die Anforderungen, die vom Leben an den wilden Wolf gestellt werden, sind gänzlich anders als die, mit denen ihre zahmen Verwandten sich auseinandersetzen müssen.

Wölfe müssen selbstverständlich genauso untereinander kommunizieren können wie Hunde, jedoch ist das, was sie ihrem Gegenüber zum Ausdruck bringen müssen, um als Rudel erfolgreich zu sein, um einiges vielfältiger als das, was Hunde mit Menschen kommunizieren müssen, um eine erfolgreiche Bindung aufzubauen. Hinzu kommt das Problem der selektiven Zucht, die eine große Vielzahl an unterschiedlichen Rassen hervorgebracht hat, die sich im Aussehen stark unterscheiden. Dies hat einen großen Einfluss auf die Körpersprache der Tiere und führt immer wieder zu innerartlichen Missverständnissen und Kommunikationsproblemen. Unsere heutigen Hunde müssen deshalb viele Sprachen verstehen lernen: die ihrer stark unterschiedlichen Artgenossen und die der Menschen.

Damit hier nicht gleich zu Beginn Missverständnisse entstehen, muss ich an dieser Stelle jedoch betonen, dass Hunde nicht wirklich in der Lage sind, unsere verbale Sprache zu verstehen, wohl aber unsere nonverbale, die Körpersprache. Darüber hinaus sind sie in der Lage, bestimmte Gestiken und Mimiken in Verbindung mit bestimmten Worten zu bringen und diese gemeinsam in ihrem Gedächtnis abzuspeichern. Dadurch entsteht der leider falsche Eindruck, dass Hunde auch verbale Sprache verstehen können. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass Hunde nicht in der Lage sind, die Bedeutung dessen, was wir ihnen mitteilen, auch in der Tiefe verstehen zu können.

Hunde sind ausgezeichnete Beobachter, sie nehmen jede noch so kleine Veränderung in unserem Verhalten wahr, Anspannung und Entspannung, Aufmerksamkeit oder Unaufmerksamkeit. Genauso können sie unsere Gefühle lesen, wie ein Mensch ein Buch. Gefühle entstehen nämlich durch Hormone und diese können Hunde riechen. Deshalb wissen Hunde nicht nur jederzeit, was ein Mensch empfindet, sondern sie sind auch in der Lage, seine Gefühle zu spiegeln und auf diese Art echte Empathie zu zeigen.

Ein Verhalten, das wohl jeder Hundefreund schon einmal erlebt hat, ist zum Beispiel, wenn der geliebte Vierbeiner seine Traurigkeit spürt und ihn trösten kommt. Doch so gut der Hund auch darin ist, uns zu lesen und zu verstehen, so schlecht ist der Mensch leider oft darin, seinen Hund zu lesen und richtig zu verstehen. So entstehen immer wieder Missverständnisse, oft mit schlimmen Folgen für beide Seiten, die im Grunde vermeidbar gewesen wären.

Hunde sind ein so fester Bestandteil unserer heutigen Gesellschaft, dass es im Grunde für jeden Menschen Pflicht sein sollte, die Sprache dieser Tiere zu lernen, denn Begegnungen mit Hunden kann man heutzutage unmöglich vermeiden. Damit Mensch und Hund in Zukunft noch harmonischer miteinander existieren können und die Bedürfnisse beider Seiten erfüllt werden können, sollten Sie sich die Zeit nehmen, ihre Sprache zu erlernen, unabhängig davon, ob Sie einen Hund haben, die Anschaffung eines solchen Tieres planen oder nichts dergleichen.

Es lohnt sich in jedem Fall, zu einem Experten für Hunde-Kommunikation zu werden, denn so kann Sie kein Hund mehr durch unvorhergesehene Reaktionen überraschen oder verunsichern, bzw. Sie oder andere Menschen aufgrund eines Missverständnisses verletzen. Deshalb werden Sie in diesem Buch alles lernen, was Sie wissen müssen, um Hunde nicht nur vollständig verstehen, sondern sich diesen wundervollen Tieren auch jederzeit deutlich verständlich machen zu können.

Wie die Rassenvielfalt die Kommunikation beeinflusst

S

eit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die selektive Zucht von Hunderassen zu kommerziellen Zwecken besonders verstärkt betrieben. Auch, wenn die Zucht bestimmter Rassen an sich um einiges länger zurückreicht, sind seit diesem Zeitpunkt eine Menge neuer Rassen entstanden, die sich in ihrem Aussehen, Wesen und Verhalten stark voneinander unterscheiden. Warum dies zu Problemen geführt hat, begründet sich vor allem darin, wie die Vorfahren unserer Hunde, also Wölfe, untereinander kommunizieren.

Die Art der Kommunikation wird schließlich genetisch weitergegeben und so stark unsere zahmen Haushunde sich inzwischen auch vom Wolf unterscheiden, so werden die Grundlagen der körpersprachlichen Kommunikation doch immer noch instinktiv beurteilt, auf Grundlage ihres genetischen Erbes. Wölfe verständigen sich überwiegend durch mimische Kommunikation, also durch Bewegungen der Gesichtsmuskulatur, deshalb verfügen sie auch über eine enorm hohe Bandbreite an mimischen Ausdrücken.

Insgesamt ist der Wolf zu 60 verschiedenen Gesichtsausdrücken fähig, bei der die Farbe, Länge und Musterung des Fells sowie die Form der Augen, Schnauze und Ohren eine überaus wichtige Rolle spielen. Im Vergleich hierzu ist der Alaskan Malamute, bei dem es sich um eine relativ ursprüngliche Hunderasse handelt, die dem Wolf auch optisch sehr nahesteht, nur noch zu 23 verschiedenen Gesichtsausdrücken fähig. An dieser Stelle sollte deutlich werden, wie stark die selektive Zucht die Kommunikation des Haushundes beeinflusst hat. Während beim Wolf durch natürliche Selektion eine immer ausgeprägtere und unmissverständlichere, optische Kommunikation geprägt wurde, war beim Haushund aufgrund der vielen stark unterschiedlichen Rassemerkmale diese Entwicklung also eher gegenteilig. Wie extrem die Kommunikation unserer Haushunde untereinander durch die Zucht beeinflusst wurde, möchte ich anhand der einzelnen, körpersprachlich relevanten Körperteile im Folgenden darstellen. Dies wird besonders noch beim Thema Calming Signals oder Beschwichtigungssignale relevant sein.

Ohren

Die Ohren sind ein sehr wichtiger Teil der Körpersprache eines Hundes, bei der besonders ihre Form von Bedeutung ist. Wölfe haben Stehohren, die sie seitlich wegdrehen, aufrichten oder anlegen können und die damit über eine hohe und vielfältige Ausdruckskraft verfügen, besonders in Kombination mit anderen Merkmalen. Hunderassen mit geknickten oder Schlappohren sind deshalb in der Kommunikation stark benachteiligt, denn die meisten Schlappohren sind in der Ohrmuschel relativ unbeweglich und lassen sich weder seitlich drehen noch aufstellen. Handelt es sich um sehr lange und schwere Schlappohren, die im Grunde unbeweglich sind, verlieren diese vollständig ihre Aussagekraft und machen den Hund bezüglich dieses Körperteils „stumm“. Das Gleiche gilt, wenn die Ohren durch zu langes Fell verdeckt werden, sodass eine veränderte Stellung des Ohrs nicht mehr deutlich sichtbar ist.

Schnauze

Im Bereich der Schnauze ist besonders der Wolf zu sehr feinen, mimisch unterschiedlichen Ausdrücken fähig. Durch eine hellere Fellfärbung im Bereich der Lippen werden solche Gesten sogar noch unterstrichen und umso deutlicher für das Gegenüber. Auch die Länge der Maulwinkel spielt eine bedeutende Rolle für die Kommunikation, denn ein leichtes Anheben der Lippen gilt als dezente Drohgeste, dazu sind Hunde jedoch nur fähig, wenn ihre Maulwinkel nicht zu lang sind. Je länger diese nämlich ausfallen, desto unbeweglicher werden die Lippen des Hundes und können ihn so auch in diesem Bereich verstummen lassen. Kommt dann noch längeres Fell hinzu, das den Maulbereich optisch verdeckt, oder eine stark faltige Haut, kann der Hund mit diesem Körperteil gar nicht mehr kommunizieren und wird so auch für andere Hunde nur noch schwer verständlich sein. Auch der Nasenrücken spielt eine wichtige Rolle bei der Kommunikation, denn ist er glatt, signalisiert der Hund damit seine Entspannung. Einige Rassen, wie zum Beispiel der Mops oder die französische Bulldogge, verfügen jedoch über einen Nasenrücken, der immer stark gerunzelt ist, was anderen Hunden einen völlig falschen Eindruck vermitteln kann.

Augen

Beim Wolf werden die Augen stark durch ein helleres Fell um die Augengegend herum betont. Dies erleichtert die Kommunikation erheblich, denn für das Gegenüber wird so jede Veränderung der Blickrichtung und des Augenausdrucks sofort deutlich sichtbar. Rassen wie der Bloodhound, die über stark hängende Augenlider verfügen, kämpfen hier mit einem deutlichen Nachteil, denn sowohl die Blickrichtung als auch der Ausdruck sind nur schwer zu erkennen. Gleiches gilt bei zu langem Fell, welches die Augen verdeckt. Sind die Augen eines Hundes auf diese Art eingeschränkt, ist er nicht nur schwer für andere Hunde zu verstehen, sondern hat durch die Einschränkung seiner Sehfähigkeit zusätzlich auch selbst damit zu kämpfen, andere Hunde zu verstehen und ihre Körpersprache richtig einzuschätzen.

Kopfhaut und Stirnbereich

Sowohl die Kopfhaut als auch die Stirn des Hundes sind ebenfalls ein wichtiges Kommunikationswerkzeug. Hier kommt es, ähnlich wie beim Nasenrücken, vor allem darauf an, ob die Haut glatt oder gerunzelt ist. Wölfe verfügen natürlicherweise über keinerlei Falten in diesem Bereich und können so ihre Stimmungslage zum Ausdruck bringen, indem sie die Haut anspannen, sodass Runzeln entstehen, oder durch eine entspannte und glatte Kopf- und Stirnhaut ihre Entspannung und Friedfertigkeit zum Ausdruck bringen. Bestimmte Hunderassen verfügen jedoch über eine dauerhafte Faltenbildung im Kopfbereich und können diesen Teil ihres Körpers deshalb nur noch mehr oder weniger eingeschränkt zur Kommunikation nutzen. Auch hier sind Missverständnisse vorprogrammiert.

Schädelform

Da beim Wolf jeder einzelne Teil des Kopfes und des Gesichts zur Kommunikation genutzt wird, besonders der Bereich der Schnauze, liegt es auf der Hand, dass Hunderassen mit sehr rundem Schädel und kurzer bis fast gar nicht mehr vorhandener Schnauze durch die Zucht im Grunde zur Stummheit verurteilt wurden. Sie sind durch ihre körperlichen Gegebenheiten schlichtweg nicht mehr in der Lage, auf verständliche Art und Weise mit ihren Artgenossen zu kommunizieren. Neben den gesundheitlichen Problemen, mit denen diese Rassen zu kämpfen haben, wird dieser problematische Aspekt der selektiven Zucht nach meiner Ansicht viel zu wenig diskutiert, denn ein Hund, der nicht richtig kommunizieren kann, kann umso leichter zum Problemhund werden.

Fell

Auch die Beschaffenheit des Fells, also die Länge und die Farbe, haben einen großen Einfluss auf die körpersprachliche Kommunikation von Hunden. Je länger das Fell eines Hundes, umso mehr gehen Signale wie die Ohrenhaltung, das Runzeln der Nase sowie der Augenausdruck optisch verloren. Darüber hinaus kann die Fellfarbe wichtige Kontraste setzen, wie die Aufhellung des Lippen- und Augenbereichs beim Wolf. Bei einfarbigen Rassen geht dieser Kontrast völlig verloren- dies gilt umso stärker, je dunkler der Hund ist- und dies kann das Lesen der Körpersprache für seine Artgenossen zunehmend erschweren.

Rute

Die Rute des Hundes ist sein wohl auffälligstes und bereits aus größerer Entfernung am deutlichsten sichtbares Kommunikationswerkzeug. Dabei spielt besonders die Stellung der Rute, also nach oben oder unten, in extremeren Fällen sogar zwischen die Hinterbeine geklemmt, eine wichtige Rolle. Dennoch könnte die Rute innerhalb der vielen verschiedenen Hunderassen nicht unterschiedlicher ausfallen und auch die Art, wie der Hund die Rute im entspannten Normalzustand trägt, variiert erheblich. Bei den meisten Terrier-Arten wird die Rute zum Beispiel immer oberhalb der Rückenlinie getragen, auch im Zustand der Entspannung, manche Arten tragen sie sogar dauerhaft aufrecht nach oben gestreckt. Dies gilt auch für die meisten Hunderassen mit einer geringelten Rutenform. Für manch andere Rassen wie den Windhund ist es dagegen arttypisch, dass die Rute auch im entspannten Normalzustand zwischen den Hinterbeinen gehalten wird, was ja eigentlich eine eher ängstliche oder zumindest unsichere Körperhaltung bei Hunden ist. Hunde mit kupierter Rute sind hier natürlich Extremfälle, die körpersprachlich erheblich eingeschränkt sind.

Nachdem Sie diese Auflistung gelesen haben, werden Sie sich vermutlich fragen, wie unsere Hunde überhaupt noch zur Kommunikation untereinander fähig sein können und warum es nicht ständig zu mehr oder weniger schweren Missverständnissen zwischen Hunden kommt. Glücklicherweise sind Hunde intelligent und anpassungsfähig und in der Lage zu lernen, individuelle Rassemerkmale und deren Bedeutung für die Kommunikation zu unterscheiden. Hinzukommt, dass Hunde auch über Gerüche kommunizieren, denn so, wie sie die Stimmung eines Menschen allein durch seinen Geruch erkennen können, gelingt ihnen dies natürlich auch bei Artgenossen.

So können die meisten Missverständnisse und Unsicherheiten in der Kommunikation vor allem durch den Geruchssinn überbrückt werden, auch wenn dies natürlich seine Grenzen hat. Mir war es jedoch sehr wichtig, bevor wir beginnen, uns mit der Körpersprache des Hundes selbst zu befassen, diese Problematik einmal deutlich aufzuführen, denn die verschiedenen Rassemerkmale haben einfach einen großen Einfluss auf die Interpretation der unterschiedlichen Körpersignale.

Die Bedeutung des sozialen Gefüges

H

unde sind, wie ihre wilden Vorfahren, soziale Wesen, die den Kontakt zu ihren Artgenossen unbedingt brauchen. Genau wie der Mensch werden Hunde krank, wird ihnen dieser nicht oder zu wenig gewährt, denn ein Mangel an Kontakt bedeutet Stress für den Hund. Dieser Stress und der Mangel an Sozialisation wirkt sich dann auch auf den Umgang mit Menschen aus, denn wenn ein Hund nicht lernt, mit Artgenossen zu kommunizieren und sich in eine Gruppe von Artgenossen einzufügen, bekommt er auch Schwierigkeiten, sich in einer Menschengruppe, also zum Beispiel seiner Familie, einzufügen.

Er wird nicht wissen, wo sein Platz in der Rangordnung ist, sich häufig unsicher oder gar bedroht fühlen und so garantiert zu einem Problemhund werden. Hunde lernen immer zuerst im Kontakt mit Artgenossen ein angemessenes Sozialverhalten und auch, wenn idealerweise der Kontakt zum Menschen ebenso von Geburt an aufgebaut werden sollte, steht der Kontakt zu anderen Hunden immer an erster Stelle.

Für den Hundehalter ist es deshalb besonders wichtig, die Kommunikation von Hunden untereinander sicher verstehen zu können, denn nur allzu oft greift der Mensch in soziale Interaktionen von Hunden ein, weil er sie falsch interpretiert. Dies kann wiederum zu gestörtem Sozialverhalten und Problemen innerhalb der Hundegemeinschaft führen. Deshalb sollten Sie lernen, das Verhalten Ihres Vierbeiners, besonders im Umgang mit anderen Hunden, richtig zu interpretieren.