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Eine Expedition in die Anden begegnet dem puren Grauen. Horror-Erzählung von Bestseller-Autor Pete Hackett!
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Seitenzahl: 50
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Der Inka-Fluch
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956173141
Cover
Titel
Impressum
Der Inka-Fluch
Aus dem Charter-Flugzeug, das vor wenigen Minuten gelandet war, stiegen vier Menschen. Drei Männer und eine Frau. Sie wurden von John Morgan, dem Fremdenführer erwartet. Er sollte den kleinen Trupp nach Machu Picchu führen, der alten Inka-Stadt Vilcapampa, die viele Jahrhunderte lang verschollen gewesen war.
Die Ruinen der Stadt lagen über dem Urubamba-Tal, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Cuzco, in einer Mulde zwischen zwei Berggipfeln, von denen einer bei der Namensgebung Pate gestanden hatte.
John Morgan war mit einem Pick-up gekommen. Dahinter parkte ein Jeep, hinter dem Lenkrad saß ein dunkelhäutiger Mann.
Professor Brian O'Connor schüttelte dem Fremdenführer die Hand. »Seien Sie gegrüßt, Morgan. Lange nicht gesehen. Wie geht es Ihnen?«
»Guten Tag, Professor.« Morgan lachte auf. »Wie soll es mir schon gehen? Ich lebe wie eh und je in den Tag hinein, freue mich, wenn ich mir als Scout ein paar Dollar verdienen kann und fröne im Übrigen dem Nichtstun.«
»Immer noch der Alte, wie«, kam es von dem Archäologen. »Sie sind ein Lebenskünstler, Morgan. Darf ich vorstellen: Meine Assistentin Steffi McLeod, mein Assistent Fred Allister, und das hier -« O'Connor wies mit einer knappen Handbewegung auf den dritten Mann des Quartetts, der einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd trug, das am Kragen geschlossen war, »- ist Hochwürden Joshua Miles, seines Zeichens katholischer Geistlicher. Er begleitet uns, denn er möchte ein Buch über alte Religionen schreiben, und dazu gehört natürlich die Sonnenverehrung der Inkas.«
John Morgan gab nacheinander allen die Hand. Die Rechte Steffi McLeods hielt er ein wenig länger fest als normal, er lächelte die junge Frau entwaffnend an, zwinkerte ihr zu und sagte: »Haben Sie es sich wirklich zur Aufgabe gemacht, im Staub der Jahrhunderte und Jahrtausende herumzuwühlen. Sie hätten auch als Model Karriere machen können.«
Steffi McLeod errötete bis unter die Haarwurzeln, lächelte aber freundlich und erwiderte: »Was soll am Modelberuf faszinierend sein? Alte Kulturen auszugraben bereitet mir mehr Vergnügen.«
»Wie Sie meinen«, sagte Morgan grinsend. »Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden.« John Morgan war 35 Jahre alt, braungebrannt und verfügte über ein jungenhaftes Lächeln. Das Weiß seiner Zähne stand in einem scharfen Kontrast zu seiner gebräunten Haut. Er wandte sich wieder dem Professor zu: »Ich schlage vor, wir brechen morgen in aller Frühe auf. Zimmer im Continental Hotel habe ich für Sie gebucht. Wir können, wenn wir um sechs Uhr aufbrechen, um acht Uhr bei der alten Inka-Stadt sein.«
»Wenn nichts dazwischen kommt«, meinte der Professor.
»Was sollte dazwischen kommen?«
Der Professor lächelte. »Ein Erdrutsch vielleicht, der die Straße verschüttet. Ein Sandsturm - oder der Geist des Alahualpa, der uns davon abhält, die Stadt zu betreten.«
»Ammenmärchen«, knurrte Morgan. Seine Stimme hob sich: »Steigen Sie zu mir in den Pick-up, Professor. Ihre Begleiter können mit dem Jeep fahren. Wir bringen Sie zum Hotel.«
Wenig später verließen sie das Flughafengelände. Schon bald befanden sie sich mitten in der Stadt. Sie liegt 3470 Meter über dem Meeresspiegel. Hier gibt es moderne Bauten, aber auch Gebäude aus spanischer und inkaischer Zeit. Stadtmittelpunkt ist die Plaza de Armas mit der Kathedrale, die auf den Fundamenten eines alten Inkapalastes erbaut ist.
Das Continental Hotel ist ein mehrstöckiger Bau in der Nähe der Plaza de Armas. Der Professor und seine Begleitung checkte ein. Es war Nachmittag. Der Professor war müde und legte sich auf's Bett. Es dauerte nicht lange, dann schlief er ein...
Bilder stiegen aus seinem Unterbewusstsein. Er befand sich inmitten der Mauern von Machu Picchu. Harte Hände hielten ihn gepackt. Er konnte sich kaum bewegen. Eine Welle der Angst überschwemmte ihn. Vor einem Opfertisch aus Stein stand ein Mann in einem langen, wallenden Gewand. Er hatte beide Hände erhoben. »Großer Sonnengott, nimm unser Opfer an. Sei meinem Volk gnädig und erhöre mein Flehen...«
Rings herum standen Männer, die ähnlich gekleidet waren. Ihre Mienen zeigten keine Gemütsregung. In ihren dunklen Augen spiegelte sich das Licht der Fackeln, die ringsum an den Wänden brannten.
Der Professor wurde zu dem Altar gezerrt. Er stemmte sich mit aller Kraft gegen die Hände, die ihn gepackt hielten. »Hilfe!«, brüllte er. »Hiiilfe!« Er warf sich hin und her, versuchte sich loszureißen, wurde fast verrückt vor Angst.
Dumpfe Gesänge erschallten. Lichtreflexe geisterten über den Boden, die Wände und die Gemeinde der Gläubigen, die sich eingefunden hatten. Düstere Schatten fielen auf den Altar. In einem Becken brannte ein großes Feuer.
Er hatte keine Chance. Sie zerrten ihn zu dem Opfertisch, legten ihn darauf und hielten ihn fest. Sein Atem flog. Er warf den Kopf hin und her. Sein Mund war ausgetrocknet. Er konnte nur noch wimmern. So sehr er sich auch bemühte, etwas zu sagen – er brachte keinen Ton über die Lippen. Die Stimmbänder versagten ihm den Dienst.
Der Priester wandte sich ihm zu. »Der große Gott, der über allen Göttern stehst, der uns Licht und Wärme spendet, der Leben erschafft und der unsere Ernten gedeihen lässt, wird mir freundlich gesonnen sein, wenn ich ihm dein Herz opfere, Spanier.«
Der Priester griff unter sein Gewand und holte einen Dolch hervor. Der Gesang im Hintergrund wurde lauter. Er war monoton und dumpf. Die Hand mit dem Messer hob sich.
»Ich bin Amerikaner!«, schrie der Professor. »Kein Spanier. Ich bin nicht in euer Land gekommen, um es zu erobern. Ich...«
»Schweig!«, donnerte die Stimme des Priesters. »Unser Opfer wird den Sonnengott besänftigen. Dein Tod ist beschlossene Sache.«
Das Messer zuckte nach unten...
Mit einem Ruck kam der Oberkörper des Professors hoch. Er schaute verstört um sich und fand sich in seinem Hotelzimmer wieder. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Nur langsam legte sich die Erregung, die sein Innerstes erfasst hatte. Er strich sich mit dem Handrücken über die Stirn und spürte, dass er schwitzte.