Der Kater unterm Korallenbaum, oder: Wünschen will gelernt sein - Christina Löw - E-Book
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Der Kater unterm Korallenbaum, oder: Wünschen will gelernt sein E-Book

Christina Löw

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Beschreibung

Drei Geschwister. Zwei Kulturen. Ein Kater. Yuki würde sich am liebsten nur auf ihre Design-Karriere konzentrieren, doch die Realität sieht anders aus: In der Agentur muss sie sich mit eifersüchtigen Kolleg*innen herumschlagen und das Familienessen am Wochenende wird von Auseinandersetzungen mit ihren älteren Geschwistern überschattet. Als dann auch noch ihr Vater stirbt und sie Familienkater Sasuke erbt, gerät ihre Welt vollends aus den Fugen: Denn der Kater kann nicht nur sprechen, er mischt sich mit seinen magischen Pfoten auch gern in alle Bereiche ihres Lebens ein … selbst in Sachen Liebe. Der gestiefelte Kater einmal anders. In »Der Kater unterm Korallenbaum, oder: Wünschen will gelernt sein« spinnt Christina Löw aus Elementen des grimmschen Märchens eine moderne Fabel über Geschwisterstreit und Familienbande, zweite Chancen und den Umgang mit Verlust sowie die Suche nach der eigenen Identität.

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30GlossarDanksagungWeitere Bücher der MärchenspinnereiTriggerwarnung

Christina Löw

 

Der Kater unterm Korallenbaum, oder: Wünschen will gelernt sein

 

 

 

 

Über die Autorin

Christina Löw würde am liebsten den ganzen Tag über schreiben, um allen Ideen, die ihr durch den Kopf hüpfen, die angemessene Aufmerksamkeit zu schenken. Im Moment müssen sich ihre Plotbunnies jedoch auf die Abendstunden beschränken. Tagsüber arbeitet Christina Löw als Literatur-Übersetzerin und Lektorin/Korrektorin sowie Journalistin und Kunstvermittlerin.

Mit »Träume voller Schatten«, einer Adaption des Märchens Der Zwerg Nase von Wilhelm Hauff, erschien 2018 ihr Roman-Debüt.

Christina Löw

 

Der Kater unterm Korallenbaum, oder: Wünschen will gelernt sein

 

ROMAN

 

 

 

 

 

Frei nach dem Märchen Der gestiefelte Kater der Brüder Grimm.

Impressum

 

 

Copyright © 2019 Christina Löw

 

Christina Löw

Von-Bodelschwingh-Str. 13

51061 Köln

 

Lektorat: Janine Kandelbinder & Anna Wanner

Schlusslektorat: Katherina Ushachov

Korrektorat: Kerstin Radermacher

 

Coverdesign: Sameena Jehanzeb (saje design)

Scherenschnitt: Sameena Jehanzeb (saje design)

 

Buchsatz E-Book: Christina Löw

 

Auch als Print erhältlich.

ISBN: 978-3-96443-418-0

 

 

Katzen lieben Menschen viel mehr, als sie zugeben wollen, aber sie besitzen genug Weisheit, es für sich zu behalten.

Mary E. Wilkins Freeman

Kapitel 1

»So ein Mist!« Yuki fluchte leise, als der heiße Kaffee über ihre Finger schwappte, und unterdrückte nur mühsam einen Schmerzensschrei. Sie tastete in ihrer Jackentasche nach einem Tuch, um ihre Hand abzuwischen, doch die hektische Bewegung sorgte dafür, dass sich ein neuer Schwall des Heißgetränks über ihren Arm ergoss. Diesmal hielt sie weder Schmerzensschrei noch Fluch zurück.

»Tz-tz. Also wirklich, Yukina.«

Beim Klang der Stimme biss Yuki die Zähne zusammen. Vanessa! Niemand sonst nannte sie Yukina, nicht einmal ihr Vater. Ihr Griff um den Becher verstärkte sich und der restliche Kaffee schwappte bedrohlich gegen die malträtierte Pappe.

»Wenn ich du wäre, würde ich den Becher nicht weiter umklammern, sonst verschüttest du auch noch das letzte Bisschen«, säuselte Vanessa.

Sie schob Yuki mit einem leichten Schwung ihrer Hüfte zur Seite und ging an ihr vorbei in die Agentur. Yuki setzte an, ihr zu folgen, doch da Vanessa die Tür kraftvoll aufgedrückt hatte, kam diese Yuki mit einer solchen Wucht entgegen, dass die Klinke ihr den Becher unglücklich aus der Hand schlug und der letzte Rest Kaffee ihre Bluse durchnässte.

Yuki hätte am liebsten geschrien, doch stattdessen zwang sie sich, einmal tief durchzuatmen. Das beruhigte sie zwar nur marginal, half ihr aber, sich so weit zu sammeln, dass sie sich zutraute, nach drinnen zu gehen, ohne sich auf Vanessa zu stürzen oder sie mit Blicken zu erdolchen.

Sie wischte den auf dem Boden verschütteten Kaffee mit einigen Taschentüchern auf, damit niemand durch die Lache stürzte, und zupfte ihren Schal so zurecht, dass er den Fleck auf ihrer Bluse zumindest halbwegs verdeckte. Nach einem zweiten langsamen Atemzug drückte sie endlich die Tür zur Agentur auf und wandte sich sogleich zur Toilette, um ihre Sachen auszuwaschen.

Auf dem Weg fing sie jedoch ihr Chef ab, der erst seine Armbanduhr und dann sie mit einem kritischen Blick bedachte. »Du weißt, dass wir vor einer halben Stunde Teamsitzung hatten, oder?«

Schnell nickte Yuki und suchte in ihrem Kopf verzweifelt nach einer Ausrede. Doch so angestrengt sie auch in den nächsten Sekunden nachdachte, ihr fiel nichts ein, was auch nur ansatzweise überzeugend klang. »Es tut mir leid«, sagte sie stattdessen.

Julian musterte sie einen Moment und hob dann die Schultern. »Ich hätte dir gern das Logo-Design für die Bio-Limonade gegeben, aber nun habe ich es Daniel übertragen.«

Yuki öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn aber wieder, ohne etwas zu sagen. Stattdessen schluckte sie und nickte stumm. »Worum soll ich mich kümmern?«

»In den nächsten Stunden kannst du Vanessa zuarbeiten. Die hat um zwölf eine Deadline und könnte noch jemanden mit deinen Skills gebrauchen. Aber denk dran«, er sah sie ernst über den Rand seiner Brille an, »es ist Vanessas Projekt. Nicht deines.«

Wieder nickte Yuki und zwang ihre Lippen zu einem leichten Lächeln. »Verstanden«, würgte sie hervor.

Julians Miene hellte sich auf. »Ich bin sicher, dass ich dir später auch noch was Eigenes anvertrauen kann.« Er zwinkerte ihr zu, drehte sich um und verschwand in seinem Büro.

Yuki flüchtete auf die Toilette. Bevor sie sich daran machte, den Kaffee so gut es ging auszuwaschen, schloss sie für einen Moment die Lider. Biss sich mental in den Hintern, dass sie morgens einfach nicht aus dem Bett kam, und wünschte, es wäre schon Wochenende. Vor ihrem inneren Auge kuschelte sie mit Sasuke, dem alten Familienkater, der bei ihrem Vater lebte.

Seufzend löste sie sich aus ihrer Vorstellung. Erst die Arbeit, dann der Flauschtiger.

 

 

Als sie sich in der Mittagspause mit Leyla, einer ihrer Kolleginnen, beim Bäcker ein Teilchen holte, hätte Yuki selbst nicht sagen können, wie sie die letzten Stunden überstanden hatte. Wie sie Vanessas spitze Bemerkungen ertragen hatte, ohne selbst zurückzufeuern. Wie sie es geschafft hatte, den Anweisungen ihrer Kollegin Folge zu leisten, ohne aufzubegehren, obwohl sie diejenige war, die die ganze Arbeit machte, ohne am Ende die Anerkennung vom Kunden dafür zu bekommen.

Wahrscheinlich hatten die neidischen Blicke geholfen, mit denen Vanessa sie und ihre Illustration bedacht hatte. Das widerwillige Kompliment, das ihre Kollegin sich zähneknirschend abgerungen hatte, als ihr Chef sie beide für die Zusammenarbeit gelobt und Vanessa auffordernd angeblickt hatte.

»Kommst du?«

Leylas Stimme riss Yuki aus ihren Gedanken. Sie nickte, überlegte kurz, ob sie sich außer dem Snack noch einen Cappuccino mit Sojamilch bestellen sollte, entschied sich aber dagegen. Auch wenn das Koffein sicherlich helfen könnte, ihr Mittagstief zu überwinden, so wollte sie doch kein neues Kaffee-Bad riskieren.

 

 

»Was hältst du davon, dich Daniel beim Logo-Design anzuschließen?«, fragte Julian, als Yuki sich nach ihrer nächsten Aufgabe erkundigte.

»Wirklich?« Yuki wusste nicht recht, ob sie sich freuen oder doch genervt sein sollte. Die Chance auf ein solches Projekt bekam sie nicht alle Tage – doch eigentlich hätte sie gern die kreative Leitung übernommen, anstatt hinter Daniel die zweite Geige zu spielen.

»Wirklich«, bestätigte ihr Chef. »Ich denke, ihr werdet gut zusammenarbeiten. Du kannst von seinem Know-how profitieren und bringst Daniel dafür eine … frische Perspektive.«

Nur mühsam unterdrückte Yuki das Grinsen, das an ihren Mundwinkeln zupfte. Daniel hatte ihr fast zwei Jahrzehnte an Erfahrung voraus, allerdings stammte sein Gespür für Innovation und Zeitgeist aus derselben Zeit.

»Okay.« Vielleicht könnte sie der Kampagne auf diesem Wege doch noch ihre künstlerische Handschrift verleihen – und das sogar, ohne die Verantwortung zu tragen.

 

 

In den nächsten Stunden beriet Yuki sich mit Daniel, wie sie die Wünsche des Kunden am besten umsetzen könnten. Erarbeitete mit ihm ein Konzeptpapier und entwarf dann erste Skizzen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie zu Yukis Überraschung tatsächlich recht gut miteinander ausgekommen. Das änderte sich, als Daniel ihr beim Zeichnen über die Schulter schaute.

»Das können wir doch nicht machen!«, wandte er ein. »Die Linien sind zu … verwischt. Das ganze Design ist nicht klar, nicht strukturiert genug.«

Yuki runzelte die Stirn. »Die Limonade soll ein junges Publikum ansprechen, das umweltbewusst ist, ohne angestaubt zu sein.«

Für einen Moment wirkte Daniel, als fühlte er sich durch den letzten Teil ihrer Aussage persönlich beleidigt. Sein Adamsapfel zuckte, doch er ging nicht auf ihre Anmerkung ein.

»Inhaltlich bin ich bei dir«, lenkte er stattdessen ein. »Nur stilistisch kann ich mir nicht vorstellen, dass die Kunden das so wollen.«

Sie einigten sich schließlich darauf, Julian zwei Entwürfe zu präsentieren und ihn um die finale Entscheidung zu bitten.

Wie Yuki schon erwartet hatte, wählte ihr Chef ihr Design aus. »Das trifft die Vorstellungen des Kunden am besten, denke ich«, sagte er diplomatisch. »Gute Arbeit, ihr beiden!«

Während es Daniel augenscheinlich schwerfiel, seinen Verdruss nicht allzu deutlich zu zeigen, konnte Yuki ein leichtes Lächeln über das Lob nicht zurückhalten. Irgendwie hatte sich der Tag doch noch zum Guten gewendet. Außerdem konnte sie in wenigen Minuten ihre Sachen zusammenpacken und sich ins Wochenende verabschieden – zwei ganze Tage ohne Daniels Unmut und Vanessas Neid.

 

 

Der einzige Nachteil am Wochenende: Sie würde ihre Geschwister wiedersehen – wie jeden Samstag. Und diesmal war sie zudem an der Reihe, die Einkäufe für das Familienessen zu erledigen und ihrem Vater beim Kochen zur Hand zu gehen.

Seufzend schlüpfte Yuki in ihre Jacke und kramte nach dem Zettel, auf dem er ihr schon Mitte der Woche die Zutaten notiert hatte, die sie noch besorgen sollte. Er hatte gut ausgesehen, als sie ihn die Tage zum Arzt begleitet hatte – nur eine Routine-Untersuchung, zum Glück.

Auf dem Weg zur Bahnhaltestelle überflog sie die Liste. Chinakohl für den Krautsalat, den ihr Vater machen wollte. Frühlingszwiebeln, Ingwer, eine Stange Lauch, Hähnchenbrustfilets für Yakitori sowie eine Auswahl an Gemüse und Fisch für das Tempura. Die übrigen Zutaten, die sie für die Zubereitung des Essens brauchten – wie Reis, Dashi-Brühe, Reiswein, Tofu und Sojasoße – hatte er noch in ausreichenden Mengen vorrätig, ebenso wie Tsukemono, selbst eingelegtes Gemüse.

Eigentlich hätte sie all das auch im Supermarkt um die Ecke bekommen, aber Yuki wusste, dass ihr Vater die Qualität ›seines‹ asiatischen Ladens schätzte, bei dem er seit Jahrzehnten Stammkunde war. Also stieg sie am Neumarkt in die Linie 7 um und verließ an der Haltestelle Universitätsstraße die Bahn.

Da sie an der Ampel warten musste, schaute sie für einen Moment zum Ostasiatischen Museum hinüber, bevor sie den Blick wieder abwandte und kurz schluckte. Es war ein sonderbares Gefühl, den Ort zu sehen, an dem ihre Mutter damals so viel Zeit verbracht und den sie selbst, erst viele Jahre nach deren Tod, nur zögerlich erkundet hatte. Sie atmete auf, als es Grün wurde, sie die Straße überquerte und das Gebäude aus ihrem Blickfeld verschwand – zusammen mit ihrem Anflug düsterer Erinnerungen.

Im Laden der Familie Tain bewegte sich Yuki zielstrebig durch die Gänge, prüfte aufmerksam die Frische und Qualität von Gemüse, Fisch und Fleisch, bevor sie nacheinander alles von ihrer Liste in ihren Einkaufswagen legte. So dauerte es nicht lange, bis sie sich in die kurze Schlange an der Kasse einreihte.

»Hallo Yuki, schön dich zu sehen.« Der alte Herr Tain lächelte sie freundlich an.

Yuki erwiderte sein Lächeln. »Ich soll Sie herzlich von meinem Vater grüßen.«

»Grüß ihn bitte zurück. Wie geht es ihm?«

Yuki hob die Schultern und packte die Sachen, die Herr Tain gescannt hatte, wieder in den Wagen. »Ganz okay, denke ich. Die letzte Untersuchung hat nichts Auffälliges ergeben.«

»Das ist doch gut.« Der Ladenbesitzer deutete mit dem Kinn auf Yukis Einkäufe. »Was gibt es denn diese Woche bei euch zum Familienessen?«

Yuki grinste. »Och, so einiges. Gemischtes Tempura als Hauptspeise, dann verschiedene Beilagen – und natürlich Suppe und Reis. Wir sind wieder eine große Runde, mit allen Kindern und Partnern meiner Geschwister. Und Sie kennen ja meinen Vater …«

Herr Tain nickte. »Aber tu mir einen Gefallen und pass auf, dass er sich nicht übernimmt, ja?«

»Immer.« Yuki zahlte und steckte den Kassenzettel ein. »Ich würde ja auch das ganze Kochen übernehmen, aber … Sagen wir es so: Meine Talente liegen nicht gerade in der Küche.«

Herr Tain schmunzelte. »Das erwähnte dein Vater auch schon mal. Allerdings lobte er dafür die Mühe, die du dir gibst, wenn du ihn unterstützt. Das ist auch viel wert, vergiss das nie, ja? Jeder Mensch hat seine ganz individuellen Qualitäten.«

Yuki nickte und winkte ihm zum Abschied zu. Bevor sie den Laden verließ, verstaute sie ihre Besorgungen in einigen Stoffbeuteln, die sie mitgebracht hatte, und stellte den Einkaufswagen wieder am Eingang ab. Vollbepackt machte sie sich auf den Heimweg.

 

 

Als Yuki endlich zu Hause ankam, ließ sie sich für einen Moment auf die kleine Bank im Flur sinken, in der sie auch ihre Schuhe verstaute. Einmal durchatmen. Sie war müde, brauchte dringend eine Auszeit – und eine Nacht, in der sie wirklich zur Ruhe kam.

Im Moment passierte es recht oft, dass sie nicht einschlafen konnte, nicht durchschlief oder einfach so unruhig schlief, dass sie genauso gut gar nicht hätte schlafen können. Seit dem ersten Herzinfarkt ihres Vaters schlug sie sich mit dem Gedanken herum, wie es sein würde, wenn er nicht mehr da war. Und seit seinem zweiten Anfall plagten sie Alpträume.

Dass er sich dagegen sträubte, etwas an seinem Leben zu ändern und besser auf sich aufzupassen, war nicht gerade hilfreich.

»Ich ernähre mich doch gut«, sagte er immer wieder. »Ich bewege mich regelmäßig.«

Beides valide Punkte, bei denen sie keine Gegenargumente hatte. Aber dennoch … bei einem Herzinfarkt sagte man doch meist, dass es daran lag, wie jemand lebte, oder nicht?

Fakt war: Sie fühlte sich hilflos und wollte nicht tatenlos zusehen und lediglich hoffen, dass ihr Vater keinen weiteren Herzinfarkt bekam. Deshalb unterstützte sie ihn, wo sie konnte und soweit es ihre Arbeit zuließ. Und soweit Mamoru es ihr erlaubte – denn er saß nicht sonderlich gerne still und wollte erst recht nicht untätig die Hände in den Schoß legen.

»Ich habe mein Leben lang gearbeitet, ich sehe nicht, warum ich jetzt damit aufhören sollte«, beharrte er stur.

Sie wünschte sich sehr, dass er noch lange lebte, fürchtete aber, er könnte sich eines nicht allzu fernen Tages so übernehmen, dass sein Herz gänzlich aufgab.

 

 

Yuki schüttelte den Kopf, um die düsteren Gedanken zu vertreiben, rappelte sich hoch und räumte die Einkäufe weg. Einiges hätte sie wahrscheinlich auch noch am nächsten Tag besorgen können, aber sie wollte sich ganz sicher nicht noch einmal in die Stadt schleppen.

Es war Wochenende. Und das wollte sie genießen. Zumindest soweit sie das konnte – mit der Aussicht auf ihre Geschwister. Wochenende bedeutete für Yuki, dass sie sich möglichst wenig bewegen und vor allem einfach mal nichts tun wollte. Richtig ausschlafen, bis mittags im Bett bleiben, nur aufstehen, wenn ihre Blase zu platzen drohte oder sie dem Verhungern nahe war. Und ansonsten ganz spontan entscheiden, was sie tun wollte.

Es kam ohnehin selten vor, dass sie sowohl Samstag als auch Sonntag frei hatte. Oft genug musste sie an einem der Tage doch noch einmal in die Agentur, weil irgendeine Deadline anstand. Sie mochte ihre Arbeit, es gefiel ihr, dass sie etwas gefunden hatte, wofür sie offenbar Talent hatte – und auch noch bezahlt wurde. Doch wenn sie frei hatte, vermisste sie die Arbeit auch nicht. Es tat gut, nach Hause zu kommen, abzuschalten und alles andere im Büro zu lassen.

 

 

Mit einer kühlen Dose Cola in der Hand ließ sich Yuki schließlich aufs Sofa sinken und schloss für einen Moment die Augen. Sie spürte, wie sie mit jedem Schluck, den sie trank, ruhiger wurde und die Arbeitswoche ein Stück weiter hinter sich ließ. Bis zum unweigerlich kommenden Montagmorgen verbannte sie die Agentur und den damit verbundenen beruflichen Alltag aus ihrem Kopf.

Dafür tauchte sie in die virtuelle Welt ein. Zielsicher zog sie ihre neuesten Spielerrungenschaft aus dem Regal. Mit Soulpunk: Excalibur konnte sie alles um sich herum vergessen; auch wenn sie ziemlich froh war, dass die Dystopie nicht gerade die Welt widerspiegelte, in der sie selbst lebte.

Yuki schnappte sich den Controller und die Kopfhörer, schaltete Fernseher und Playstation ein und war die nächsten Stunden nicht ansprechbar. Nicht, dass jemand sich gemeldet hätte, aber wenn doch, hätte sie es nicht mitbekommen.

Kapitel 2

Als Yuki sich aus den Decken wühlte und träge die Augen aufschlug, war es längst Mittag. Sie brauchte einen Moment, um wirklich wach zu werden, dann stand sie langsam auf und schleppte sich ins Bad.

Nur gut, dass das wöchentliche Familienessen abends stattfand. So konnte sie noch einige Zeit zu Hause rumgammeln, bevor sie sich auf den Weg machen musste.

Mit einem Kaffee in der Hand, in ihren Bademantel gewickelt und mit einer Tüte Toffees ausgestattet, in der noch vom Game-Abend einige übrig geblieben waren, ließ sich Yuki entspannt auf der Couch nieder und kramte nach ihrem Laptop. Ihr Newsfeed war ihre erste Anlaufstelle, dann scrollte sie durch ihre Twitter-Timeline und schaute im Anschluss bei DeviantArt nach den neuesten Werken einiger Illustratoren, denen sie dort folgte.

Halbwegs wach zockte sie noch eine Runde. Als sie danach auf die Uhr blickte, riet ihr das Pflichtbewusstsein ihrem Vater gegenüber, sich langsam fertigzumachen. Ihr Magen verlangte aber zunächst nach einem Snack. Also bestrich sie eine Scheibe Toast dick mit Schokocreme und verzehrte diese zu einer weiteren Tasse Kaffee und ihrer Lieblingssammlung an Katzenvideos auf YouTube.

 

 

Als sie endlich die Wohnungstür hinter sich zuzog, war sie spät dran. Zumindest, wenn sie nach der Zeit ging, zu der ihr Vater sie an seiner Haustür haben wollte. Nach ihrer eigenen Rechnung passte das alles noch, sodass sie in Ruhe kochen konnten.

Dennoch wunderte es sie nicht, als sie Mamorus Gesicht am Küchenfenster entdeckte, sobald sie in seine Straße eingebogen war. Sie zwang sich zu einem motivierten Lächeln und winkte ihm zu.

Sie mochte ihren Vater, keine Frage. Nicht nur, weil er eben ihr Vater war. Aber manchmal … manchmal wünschte sie, sie müsste ihre Lieben weniger oft sehen. Einmal die Woche fand sie ziemlich anstrengend, vor allem wegen ihrer Geschwister. Und ihren Vater sah sie meist noch öfter: Wenn sie für ihn oder mit ihm einkaufen ging, ihn zum Arzt begleitete, oder auch, wenn sie ihn hin und wieder im Blumenladen unterstützte.

Izumi und Hayate hatten ja ihre eigenen Verpflichtungen, da konnten sie ›natürlich‹ keine Zeit für den Vater entbehren. Also war das Nesthäkchen dran – immerhin hatte Yuki keine eigene Familie, um die sie sich kümmern musste, und arbeitete auch nicht in einer leitenden Position. Nur zu gern hätte sie mit eigenen Argumenten die ihrer Geschwister gekontert, doch sie wollte nicht, dass ihr Vater unter der Auseinandersetzung litt.

Also behielt sie ihren Unmut, soweit es ging, für sich – schließlich freute sich Mamoru über die Gesellschaft. Wenn sie bei ihm war, fühlte er sich weniger allein, sagte er oft. Deshalb sträubte Yuki sich auch nicht mehr und fügte sich stattdessen immer wieder, wenn ihre Geschwister diese Aufgaben auf sie abwälzten. Sie wollte nicht, dass ihr Vater sich einsam fühlte – und außerdem machte sie sich Sorgen um ihn.

Wenn sie es zeitlich leisten könnte neben ihren beruflichen Verpflichtungen und außerdem nicht durchdrehen würde, weil sie dann gar keine Zeit mehr für sich hätte, wäre sie fast versucht, wieder daheim einzuziehen. Doch sie wusste, dass sie das nicht stemmen konnte – außerdem würde ihr Vater niemals zustimmen. Dafür kannte er sie zu gut; er wusste, dass sie ihren Freiraum brauchte, Zeit für sich und ihre Ruhe. Das würde er ihr nicht nehmen wollen.

 

 

Schweigend bereiteten sie das Essen zu. Yuki und ihr Vater hatten noch nie viele Worte gebraucht, um sich zu verständigen. Zeit ihres Lebens waren sie sich sehr nahe gewesen. In ihrer Kindheit, nachdem Rei, ihre Mutter, gestorben war, hatte Yuki viel Zeit mit ihm verbracht, vor allem als sie noch zu jung für die Schule gewesen war.

Es waren die gemeinsamen Stunden im Blumenladen gewesen, die sie geprägt hatten. Damals hatte sie sehr viel gezeichnet, natürlich längst nicht so wie heute, aber auch in jungen Jahren hatte es ihr Spaß gemacht, die Realität auf Papier zu bannen oder eigene Welten zu entwerfen. Yuki wusste, dass ihr Vater irgendwo im Haus, wahrscheinlich auf dem Speicher, eine ganze Kiste – oder auch mehrere – voll mit ihren Zeichnungen aufbewahrte.

 

 

Sasuke riss Yuki aus ihren Gedanken. Maunzend strich er um ihre Beine. Er wollte sicherlich ein Stück von dem Lachs haben, den sie gerade in etwa zwei Zentimeter breite Scheiben schnitt.

Yuki wischte sich die Hände ab, beugte sich zu dem Kater herunter und kraulte ihm das weiche Fell. »Du weißt doch genau, dass du nichts vom Tisch bekommst, alter Junge. Auch nicht, wenn wir noch mit dem Kochen beschäftigt sind. Da wird mich auch dein Schmeicheln nicht erweichen.«

Sasuke musterte sie aufmerksam und Yuki fragte sich einmal mehr, was hinter diesen tiefblauen Katzenaugen vorging. Wie viel er wirklich verstand von dem, was sie sagte.

Noch einmal strich der Kater um ihre Beine, diesmal ohne zu betteln. Dann trottete er zur Heizung hinüber, legte sich daneben auf den Boden und schaute sie erneut an.

Kopfschüttelnd wandte Yuki sich wieder dem Fisch zu. »Meinst du, er wird es jemals lernen?«, fragte sie ihren Vater, ohne aufzublicken.

Mamoru schmunzelte. »Ich denke nicht, dass es etwas mit Lernen zu tun hat. Er weiß das durchaus. Aber das hält ihn nicht davon ab, es immer mal wieder zu versuchen. Schließlich könntest du eines Tages ja doch einen schwachen Moment haben.«

Yuki schnaubte, lächelte aber dabei. »Wie alt ist Sasuke eigentlich inzwischen? Er wohnt doch schon bei uns, solange ich mich erinnern kann, oder nicht?«

Diesmal schaute sie hoch und ihren Vater an, der im Anrichten der gegrillten Hähnchenspieße innehielt und nach einem flüchtigen Blick zu Sasuke in seiner Ecke zu Yuki sah und nickte.

»Kurz nach dem Tod deiner Mutter haben wir ihn aufgenommen. Tatsächlich bin ich ziemlich sicher, dass ich ihn zum ersten Mal an ihrem Grab gesehen habe«, sagte er schließlich mit leiser Stimme und klang, als wäre er in Gedanken ganz weit weg. »Erinnerst du dich noch, wie er bald nach der Beerdigung auf unserer Türschwelle aufgetaucht ist und einfach nicht mehr gehen wollte?«

Yuki schüttelte den Kopf. »Nein, wahrscheinlich war ich noch zu klein, um das zu behalten.«

»Wahrscheinlich«, stimmte ihr Vater abwesend zu.

»Aber ich weiß noch, dass er mit uns im Blumenladen war. Dass er immer mitgekommen ist.« Yuki runzelte die Stirn. »Ich habe ihn damals gezeichnet, nicht wahr? Oder eher sehr krakelig gemalt.«

Ihr Vater lächelte. »Natürlich. Du hast alles gemalt, was dir vor die Augen und deine Buntstifte gekommen ist.«

 

 

Schweigend kümmerten sie sich weiter um das Essen. Yuki schnitt die letzten Fischstreifen zurecht, ihr Vater tunkte sie nacheinander erst kurz in den Tempura-Teig und gab sie dann zum Frittieren in das heiße Öl. Dann zerteilte Yuki die grünen Bohnen, die Aubergine und den Brokkoli in mundgerechte Stücke, bevor sie auch diese an ihren Vater weiterreichte. Zwischendurch sah sie nach der Miso-Suppe, die bei kleiner Flamme auf dem Herd köchelte. Der Krautsalat war zum Glück schon fertig und wartete, ebenso wie das eingelegte Gemüse, nur noch darauf, verzehrt zu werden.

Nach einem Blick auf die Uhr brachte Yuki die ersten Schüsseln und Platten ins Esszimmer. Die Soßen standen schon bereit, Essstäbchen, Servietten und das Geschirr sowieso. Eine große Kanne mit grünem Tee wurde auf einem Stövchen warmgehalten, die Tassen daneben angewärmt. Fehlten also nur noch ihre Geschwister.

Yuki hatte gerade die Platte mit den Hähnchenspießen auf den Tisch gestellt und das Gesteck, das ihr Vater für diesen Anlass aus dem Blumenladen mitgebracht hatte, ins rechte Licht gerückt, als es an der Tür klingelte. Nur mühsam unterdrückte sie ein Seufzen.

»Ich gehe schon!«, rief sie in Richtung Küche. »Setz du dich ruhig an den Tisch, ich bringe gleich den Rest rüber.« Sie wusste, dass ihr Vater ganz sicher nicht untätig herumsitzen würde, während sie Hayate, Izumi und deren Anhänge begrüßte, aber so hatte sie es zumindest versucht.

Mit einem Lächeln auf den Lippen, das ihre Augen nicht erreichte, eilte Yuki zur Haustür und öffnete.

Nacheinander strömten ihre beiden Geschwister sowie Hayates Freundin, Izumis Mann und deren zwei Kinder in den Flur. Dort streiften sie ihre Schuhe ab, stellten sie an den Rand und schlüpften in die bereitgestellten Schlappen.

Eher kühl begrüßte Yuki die Erwachsenen, für Nami und Kaito – Izumis sechsjährige Tochter und den vierjährigen Sohn – machte sie eine Ausnahme und drückte die beiden an sich, als sie auf sie zuliefen.

Generell konnte Yuki eher wenig mit Kindern anfangen, doch irgendwie hatten ihre Nichte und ihr Neffe sie in ihre kleinen Herzen geschlossen – und das färbte ab. Wenn sie die zwei sah und aus nächster Nähe beobachten konnte, wie liebevoll sie miteinander umgingen, wünschte sie sich wieder, ihre eigenen Geschwister wären ein paar Jahre jünger – oder sie selbst etwas älter. Vielleicht würden sie sich besser verstehen, wenn nicht so viele Jahre zwischen ihnen liegen würden. Es stimmte Yuki wehmütig, wenn sie daran dachte, wie allein sie sich früher gefühlt hatte, wenn ihre Geschwister etwas gemeinsam ausgeheckt hatten und sie als die Kleine ausgeschlossen worden war.

 

 

Zu Yukis Überraschung verlief das Mahl ohne größere Zwischenfälle. Die meiste Zeit konnte sie in Ruhe essen und ansonsten den Gesprächen der anderen lauschen. Hier und da fiel ihr sogar eine passende Bemerkung ein, die nicht zynisch war, und vor allem mit Izumis Kindern konnte sie nebenher ein bisschen herumalbern.

Als die Schüsseln, Platten und Teller geleert und alle gut gesättigt waren, räumte Yuki zusammen mit ihren Geschwistern ab, während die anderen am Esstisch blieben. Sie holten den Sake aus dem Schrank, richteten den Nachtisch an und brachten alles ins Esszimmer.

Als sie die Daifuku, japanische Reiskuchen mit einer Füllung aus roter Bohnenpaste, verputzt hatten, wurden Izumis Kinder unruhig. Yuki konnte gut verstehen, dass sie keine Lust auf die Gespräche der Erwachsenen hatten und lieber spielen wollten. Nur zu gern hätte sie sich den beiden angeschlossen, als diese aus dem Esszimmer flitzten, um es sich im Wohnzimmer gemütlich zu machen.

Yuki wappnete sich für das Gespräch, das nun folgen würde. Es war immer dasselbe. Ein Abriss der vergangenen Tage. Vor allem Berufliches und auch ein bisschen über die Kinder. Nichts, was Yuki wirklich interessierte. Auch hatte sie eher wenig Lust, sich wieder von der perfekten Mutter alias Izumi oder dem erfolgreichen Geschäftsmann alias Hayate sowie deren Partnern anzuhören, wie toll alles bei ihnen lief.

Es dauerte nicht lange, bis zusätzlich zu diesen gewohnten Langweiligkeiten auch noch Izumis klassische Frage kam: »Sag, Schwesterchen, wie steht es eigentlich um dein Liebesleben? Immer noch Single? Ich könnte dir helfen, weißt du?«

Yuki fiel es schwer, ihre neutrale Fassade aufrecht zu erhalten. Für Papa, sagte sie sich. Sie wollte ihn nicht aufregen, ihm keinen Stress bereiten, keine Sorgen machen, nichts, was sein Herz angreifen könnte – und das würde ein neuerlicher Streit zwischen seinen beiden Töchtern sicherlich provozieren.

Also schüttelte sie lediglich den Kopf, zwang sich zu einem schmalen Lächeln und entgegnete knapp: »Keine Zeit. Junior Designern wirft man die Freizeit nicht gerade hinterher.«

»Dann solltest du dir die Zeit nehmen«, wandte Izumi ein. »Sie steht dir immerhin zu. Und du musst langsam mal an deine Zukunft denken. Du willst doch nicht in – sagen wir mal – vier Jahren aufwachen und immer noch keinen Partner haben, immer noch keine Ahnung von Familienplanung, oder?«

Als Yuki verbissen schwieg, fügte ihre Schwester noch hinzu: »Ich war in deinem Alter bereits mehrere Jahre verheiratet. Und meine Älteste war auch auf dem Weg.«

»Hayate ist auch nicht verheiratet«, konnte sich Yuki als kleinen Seitenhieb auf ihren schweigenden Bruder nicht verkneifen. »Und der Kindersegen steht gleichfalls noch aus. Oder wollt ihr zwei uns zu dem Thema was verraten?«

Sie ließ ihren Blick zwischen Hayate und seiner Freundin hin und her wandern.

Letztere errötete leicht.

Yuki ahnte, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Sie würde nicht weiter nachhaken, aber es tat trotzdem für den Moment gut, dass sie nicht die Einzige war, die über das Thema nicht reden wollte – nicht vor der ganzen Familie und nicht unter Izumis prüfendem und urteilendem Blick.

»Das ist auch etwas anderes«, antwortete Izumi an Hayates Stelle und schaute Yuki scharf an. »Die beiden haben einander immerhin schon einmal gefunden. Und sie haben einen Grund, mit den Kindern zu warten: Sie sind beruflich erfolgreich.«

Yuki zählte innerlich bis zehn, um nicht mit einer scharfen Antwort zurück zu feuern, und gab vor, sich ganz intensiv für ihren Sake zu interessieren.

Bevor sie oder einer der anderen am Tisch noch etwas sagen konnte, was die Situation weiter aufgeheizt hätte, sauste Nami in den Raum.

»Mama, schnell!«, rief sie. »Kaito hat sich verletzt.«

Sogleich war jeglicher Zwist vergessen und alle Erwachsenen eilten Richtung Wohnzimmer. Es gelang Yuki nicht, ihren Vater davon abzuhalten, ihnen ebenfalls zu folgen. Immerhin konnte sie ihn überreden, eher zu gehen, als zu laufen.

Als Letzte betraten sie hinter den anderen das Wohnzimmer und scharten sich um den jammernden Kaito. Schnell stellte sich zwischen seinen Schluchzern heraus, dass er sich den Kopf angestoßen hatte, als er von der Couch auf den Boden rutschte und dabei die Ecke des Wohnzimmertischs mitnahm. Abgesehen von einer winzigen Beule und einem blauen Fleck, die sich langsam auf seiner Stirn bildeten, war jedoch alles in Ordnung. Und die Tränen versiegten schon bald, als Mamoru seinem Enkel ein Eis in Aussicht stellte.

So saßen schließlich alle friedlich ihr Eis löffelnd im Wohnzimmer und ließen den Abend in Ruhe und ohne weiteres Drama ausklingen. Dennoch war Yuki froh, als sich die Tür hinter ihren Geschwistern und deren Partnern schloss und nur ihr Vater und sie im Haus zurückblieben.

 

 

»Stimmt das eigentlich, dass du keine Zeit für eine Beziehung hast?«, fragte ihr Vater, als sie gemeinsam das Geschirr in die Spülmaschine räumten und die Stäbchen kurz per Hand reinigten.

Yuki verzog das Gesicht. »Nicht du auch noch.«

»Ich möchte nur, dass du glücklich bist, das ist alles.«

»Ich weiß.« Yuki lächelte ihren Vater an. »Du hast mir oft genug erzählt, wie du und Mama euch kennengelernt habt und schon in dem Moment wusstet, dass ihr füreinander bestimmt wart und euch dann nie wieder getrennt habt.«

Mamoru schmunzelte. »Ganz so einfach war es auch wieder nicht. Du vergisst, dass unsere Eltern – deine Großeltern – die Vorstellung einer Beziehung zwischen uns, ganz zu schweigen von einer Ehe, nicht sonderlich erbaulich fanden.«

»Aber eure Liebe war so stark, dass ihr trotzdem zusammengeblieben seid. Schließlich seid ihr sogar gemeinsam ausgewandert und habt nie zurückgeblickt – ich weiß«, führte Yuki seine Erzählung fort. »Aber das ist nicht bei allen so.« Sie zuckte die Achseln. »Ich habe mich einfach nie so gefühlt, wie du es beschreibst.«

Als sie den betrübten Blick ihres Vaters bemerkte, setzte sie hinzu: »Aber deswegen fehlt mir auch nichts. Und ich hätte gerade wirklich keine Zeit für so etwas. Viel zu anstrengend.« Sie zwinkerte Mamoru zu, der zwar nicht überzeugt wirkte, sie aber nur noch einmal aufmerksam musterte und das Thema dann auf sich beruhen ließ.

 

 

Da es schon spät war und Yuki am nächsten Tag ohnehin frei hatte und nicht quer durch die Stadt zur Agentur musste, blieb sie über Nacht bei ihrem Vater. Das war zumindest die Begründung, die sie ihm gab. Ob er es glaubte, wusste sie nicht, jedenfalls erhob er keine Einwände.

Als sie sich schließlich in ihrem alten Kinderzimmer in die Kissen kuschelte, konnte Yuki lange nicht einschlafen. Die Sorge um ihren Vater hielt sie wach.

Mit angehaltenem Atem lauschte sie in die Nacht. Abgesehen von dem leisen Kratzen an ihrer Tür konnte sie aber nichts Außergewöhnliches wahrnehmen – und das Geräusch war ihr allzu vertraut. Offenbar hatte Sasuke sich entschlossen, die Nacht bei ihr zu verbringen – oder sich zumindest vor dem Schlafen noch eine Kuscheleinheit abzuholen.

Seufzend schälte sie sich aus der Decke, tapste auf bloßen Füßen zur Tür und ließ den Kater herein, der einmal um ihre Beine strich und dann aufs Bett sprang. Yuki strich ihm kurz über den Kopf, löschte das Licht und kuschelte sich wieder ein. 

Im fahlen Mondlicht, das durchs Fenster hereinfiel, sah sie zu, wie Sasuke sich von seinem Platz an der Ecke der Matratze erhob, zielstrebig über ihre Beine nach oben balancierte und es sich schließlich auf ihrem Brustkorb gemütlich machte.

Yuki streckte eine Hand aus und kraulte ihn am Kinn, was der Kater mit einem wohligen Schnurren quittierte. »Du hast wirklich Glück, dass ich gut auf dem Rücken schlafen kann«, sagte sie leise, woraufhin Sasuke noch etwas lauter schnurrte, seine Pfoten ausstreckte und genüsslich trampelte.

 

 

Die Wärme der Decke und das beruhigende Schnurren des Katers ließen Yuki langsam ruhiger werden. So konnte sie schließlich ihre kreisenden Gedanken aus ihrem Bewusstsein in eine Schublade schieben, die sich erst am kommenden Morgen wieder öffnen würde.

»Pass mir gut auf meinen Vater auf, wenn ich morgen wieder nach Hause fahren muss«, sagte sie noch, bevor sie zu müde wurde, um zusammenhängende Sätze formulieren zu können.

Wie zur Bestätigung streckte der Kater eine Pfote aus und legte sie auf Yukis Arm.

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen driftete sie endlich in einen traumlosen Schlummer.

Kapitel 3

Als Yuki aufwachte, war Sasuke verschwunden. Wahrscheinlich, um sich die Beine zu vertreten oder ganz katzig zu überprüfen, ob in seinem Revier noch alles beim Alten und in Ordnung war.

Mit einem Ruck setzte sie sich auf, denn in dem Moment war auch ihre Sorge zurückgekehrt, die sehr wirkungsvoll die letzte Schläfrigkeit vertrieb. Schnell schwang sie die Beine aus dem Bett und stand auf, sobald sie sicher war, dass sie nicht sogleich wieder auf die Matratze taumeln würde. Ihr Kreislauf und sie waren morgens selten gute Freunde.

Sie wickelte sich in ihren alten Keith-Haring-Bademantel, huschte dann leise auf den Gang und zum Schlafzimmer ihres Vaters. Schon auf dem Weg stieg ihr allerdings ein Geruch in die Nase, der nur bedeuten konnte, dass Mamoru längst in der Küche war und Frühstück bereitete.

Yuki schmunzelte, atmete erleichtert auf und lief die Treppe hinunter. Jetzt wusste sie ziemlich sicher, wohin Sasuke verschwunden war. Denn auch wenn er nichts vom Tisch bekam, so fielen doch in der Küche ab und zu ein paar fischige Reste für ihn an, die er sich nie entgehen ließ.

 

 

Unten schloss sie ihren Vater, der noch in seinem Yukata am Herd stand, in ihre Arme. Er lächelte sie an, als sie sich wieder von ihm löste.

»Womit habe ich diese seltene Ehre verdient?«, wollte er wissen.

Yuki zuckte mit den Schultern. »Ich bin einfach froh, dass es dich gibt, glaube ich.«

»Ich bin auch froh, dass es dich gibt, meine Kleine.« Mamoru drückte einen Moment ihre Schulter, bevor er sich weiter dem Vorbereiten des Frühstücks widmete.

Yuki ließ sich auf einen Hocker sinken und goss sich grünen Tee in einen Becher. Nachdem ihr Adrenalinstoß vom Aufwachen verflogen war, kämpfte sie darum, dass ihr die Augen nicht einfach wieder zufielen. Sie trank einige Schlucke des Heißgetränks, wärmte ihre Finger an dem Gefäß und gewöhnte ihre Nase an den Geruch des klassischen japanischen Frühstücks.

Nicht, dass es ihr fremd wäre, keineswegs. Sie hatte es nur seit ihrem Auszug vor einigen Jahren bedeutend seltener gegessen als davor. Und ehrlich gesagt mochte sie die deutsche Variante, die oft auch etwas süßer daherkam, deutlich lieber. Allerdings würde sie das ihrer Familie gegenüber niemals zugeben.

 

 

Während ihr Vater die letzten Handgriffe anlegte und Yuki sich mit aller Kraft darum bemühte, wirklich wach zu werden, kam Sasuke in den Raum geschlendert. Offenbar war er zuvor noch durchs Haus flaniert und hatte überall nach dem Rechten gesehen.

Erst strich der Kater Mamoru um die Beine, dann blieb er vor Yukis Hocker sitzen und sprang, nachdem sie einladend auf ihre Beine geklopft hatte, auf ihren Schoß. Schnurrend machte er es sich dort gemütlich. Seine Pfoten trampelten in der Luft und er kniff genießerisch die Augen zusammen.

Yuki seufzte. Manchmal vermisste sie den alten Kater durchaus. Schließlich waren sie quasi zusammen aufgewachsen. Sie konnte sich kaum an eine Zeit ohne Sasuke erinnern.

Doch als sie ausgezogen war, hatte sie nicht einmal daran gedacht, Sasuke mitzunehmen. Er gehörte zu ihrem Vater, zum Haus der Familie, auch wenn längst nur noch Mamoru hier lebte. Außerdem war es schwierig, Vermieter zu finden, die Haustieren gegenüber aufgeschlossen waren – und nichts gegen Freigänger einzuwenden hatten. Dazu hätte sie auch eine Wohnung mit direktem Zugang zu einem Garten gebraucht oder zumindest eine, die im Erdgeschoss lag und nicht direkt auf eine vielbefahrene Straße hinausging; danach hatte sie bei ihrem Budget nicht einmal Ausschau halten wollen.

In ihre jetzige Wohnung hätte er ganz sicher nicht gepasst: Dritter Stock und ohne irgendeine Möglichkeit, nach draußen zu kommen. Außerdem war ihr Vermieter ein echter Paragrafenreiter. Der würde sie schneller auf die Straße setzen, als sie ›Sasuke‹ sagen könnte.

Nein, hier war der Kater am besten aufgehoben.

 

 

»Yuki? Das Frühstück ist fertig.« Die Stimme ihres Vaters riss sie aus ihren Gedanken.

Schnell setzte sie Sasuke auf den Boden und half Mamoru dabei, die Schüsselchen und Teller auf den Tisch zu stellen. Wenn die ganze Familie da war, konnten sie nur im Esszimmer essen, in der Küche war es viel zu eng. Doch wenn sie mit ihrem Vater allein war, fanden beide die Atmosphäre in der Küche angenehmer. Weniger förmlich, einfach gemütlich – genau richtig für ein entspanntes Frühstück am Wochenende.

»Keine Sorge, ich habe nichts mit Natto zubereitet.« Mamoru grinste sie an und zwinkerte.

Yuki unterdrückte schon allein bei dem Namen der fermentierten Bohnen und der Erinnerung an den unangenehmen Geruch, intensiven Geschmack und die schleimigen Fäden, die diese zogen, ein Schaudern. Wenn es etwas gab, worauf sie wirklich beim Frühstück verzichten konnte, dann war das Natto.

Was sie dagegen schon als Kind besonders gern gemocht hatte, war das gerollte, leicht süßliche Omelette, das es manchmal gegeben hatte, und den Algensalat mit geröstetem Sesam. Beides sah Yuki auch heute auf dem Frühstückstisch.

Sie aßen in einvernehmlichem Schweigen, Sasuke machte sich derweil über die Fischreste her, die Mamoru ihm in seinen Napf gelegt hatte. Diese Ruhe beim Essen war noch etwas, das sie mit ihrem Vater teilte, stellte Yuki fest. Ihnen beiden war es lieber, sich auf die Mahlzeit zu konzentrieren, anstatt sich dabei über den vergangenen oder den kommenden Tag zu unterhalten oder einfach nur Small Talk zu betreiben.

 

 

Mittags machte Yuki sich schweren Herzens auf den Rückweg in ihre Wohnung. Da ihr Vater der Meinung war, dass ihm nichts fehlte und kein Anlass zur Sorge bestand, gab es schließlich keinen Grund, länger zu bleiben.

Einen Moment lang dachte sie darüber nach, sich noch etwas auszudenken, was sie für ihn erledigen könnte. Doch diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder und schalt sich selbst eine Unke. Sie atmete tief durch und verabschiedete sich herzlich von ihrem Vater. Schließlich würde sie ihn schon in ein paar Tagen wiedersehen. Außerdem konnte er anrufen, sollte wirklich etwas sein. Sie verharrte noch kurz, um Sasuke zu kraulen, dann zog sie die Tür hinter sich zu.

 

 

Als in den ganzen nächsten Wochen keine Verschlechterung seines Zustands eintrat und er nach wie vor darauf beharrte, dass es ihm wirklich gut ging, nahm auch Yukis Anspannung langsam ab. Sie schlief wieder durch, war etwas weniger fahrig, wenn es um alltägliche Dinge ging, und hatte auch in der Agentur das Gefühl, dass sie durch ihren Arbeitseifer und ihre Sorgfalt bei allen Projekten einen immer besseren Eindruck bei ihrem Chef hinterließ.

Nur mit Vanessa und Daniel kam sie nach wie vor nicht klar. Doch nach einer Weile schob sie das beiseite, schließlich sollten die beiden nicht ihre besten Freunde werden. Es reichte ihr vollends, wenn sie mit den anderen aus der Agentur kollegial auskam – und mit den meisten tat sie das auch. Die zwei waren die anstrengende Ausnahme und größtenteils konnte Yuki sie ausblenden und ignorieren.

 

 

Abgesehen davon fehlte eigentlich nur, dass sie sich besser mit ihren Geschwistern verstand. Und dass der Blumenladen ihres Vaters so viel Gewinn abwarf, dass sie sich keine Sorgen machen müsste, er könnte ihn eines Tages an die Bank verlieren. Dann wäre wirklich alles in Ordnung gewesen.

Stattdessen erhielt Yuki an einem sonnigen Tag im März, dem ersten, der sich schon etwas frühlingshaft anfühlte, den Anruf, den sie nie hatte bekommen wollen und vor dem sie sich zugleich seit einiger Zeit gefürchtet hatte: Ihr Vater hatte einen erneuten Infarkt erlitten. Zum Glück war er nicht allein gewesen, sodass rechtzeitig ein Notarzt alarmiert und Mamoru ins Krankenhaus gebracht werden konnte. Und doch: Die Prognose war düster.

 

 

So schnell sie konnte, eilte Yuki ins Krankenhaus. Dort erwarteten sie schon ihre Geschwister, diesmal ohne Partner und Kinder.

Zum ersten Mal seit Jahren fielen sie sich in die Arme, suchten Trost in der Anwesenheit der beiden anderen. Alle Streitigkeiten und Unstimmigkeiten waren für den Moment vergessen. In diesem Augenblick zählte nur, dass sie zusammen waren und keiner von ihnen mit der Situation allein.

Angespannt warteten sie ab, bis die Ärzte alle Untersuchungen vorgenommen hatten, die für den Moment wichtig waren, und sie dann zu ihrem Vater konnten. Zu dritt traten sie an sein Krankenlager.

Yuki erschrak, als sie ihn sah. An den Gesichtern ihrer Geschwister erkannte sie, dass es diesen nicht viel anders ging. Mamoru war gealtert, drastisch, und das offenbar im Verlauf von nur wenigen Stunden. Er wirkte auf einmal so klein und schmal, wie er dort im Krankenbett lag, seine Haut schien bleich und so faltig wie nie zuvor. Nur wenige Tage zuvor hatte er ausgesehen, als ginge er auf Mitte 50 zu und nicht auf seine fast 70 Jahre. Jetzt allerdings wirkte er beinahe wie 80.

Doch das war nicht einmal die gravierendste Veränderung. Er sah schlapp und kraftlos aus. Soweit Yuki sich erinnern konnte, hatte er nie so gewirkt. Er hatte immer alles bewältigt, was er sich vorgenommen hatte. Jetzt dagegen schien ihm jeder Atemzug schwerzufallen. Es sah aus, als wäre bis auf einen letzten Hauch alles Leben aus ihm gewichen und als hielte er nur noch einen dünnen Faden fest, um sich von seinen Kindern verabschieden zu können.

Yuki wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Er sollte ihre Schwäche nicht sehen. Sie wollte für ihn stark sein. Sie wollte … Sie wollte, dass er lebte, am besten ewig. Doch sie hatte keine Ahnung, wie sie das bewerkstelligen sollte. Wusste, dass es unmöglich war und wollte sich doch nicht dem Unausweichlichen stellen.

Trotzdem blieb sie. Sie schwor sich in diesem Moment, dass sie bis zu seinem letzten Atemzug nicht von seiner Seite weichen würde. Dass sie alle Zeit, die ihnen zusammen noch blieb, ausnutzen würde, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde. In Tagen und Wochen oder gar Monaten zu rechnen, traute sie sich nicht.

 

 

Die nächsten Tage verharrte sie am Bett ihres Vaters. Sie hatte erst überlegt, sich krankschreiben zu lassen, dann aber ihren Chef angerufen und ihm die Situation erklärt. Er hatte sie sofort für den Rest der Woche freigestellt. Sollte sie mehr Zeit benötigen, würde sie allerdings doch ihre Urlaubstage dafür verwenden müssen. Es sei denn, sie könnte zwischendurch im Home-Office an ein paar der Projekte weiterarbeiten, mit denen sie gerade betraut war.

Yuki war Julian für sein Entgegenkommen dankbar und behielt sich bis zum Wochenende vor, abzuwägen, was davon wirklich umsetzbar war. Derweil wachte sie über ihren Vater. Zum Glück hatte das Stationspersonal ihr erlaubt, auf einer schmalen Liege direkt in Mamorus Zimmer zu übernachten. Und um sich frisch zu machen, durfte sie auch sein Bad benutzen – ohne dass sie ihr und ihrem Vater mehr berechneten. Um ihre Verpflegung musste sie sich allerdings selbst kümmern.

Im Schichtwechsel mit ihren Geschwistern verließ Yuki also zumindest hin und wieder für ein paar Minuten den Raum. Um sich die Füße zu vertreten, frische Luft zu schnappen und für einen Moment durchzuatmen oder um sich neue Kleidung von daheim und etwas zu essen zu besorgen.

Zu ihrer Überraschung kam weder von Hayate noch von Izumi Kritik. Vielmehr schienen die beiden fast dankbar, dass Yuki bei ihrem Vater blieb und dieser somit nicht allein war. Von Zeit zu Zeit brachten sie ihr sogar Essen und Getränke mit, wenn sie selbst zu Besuch kamen, kümmerten sich darum, dass Sasuke versorgt und auch sonst alles im Haus ihres Vaters in Ordnung war. Der Blumenladen musste für den Moment geschlossen bleiben.

 

 

So vergingen mehrere Tage. Auch wenn Yuki es nicht sehen wollte und Mamorus Vitalwerte rein objektiv betrachtet in Ordnung waren, wusste sie, dass ihr Vater zunehmend schwächer wurde. Als hätte er aufgegeben. Als wollte er es nicht noch einmal und ein weiteres Mal durchstehen, wie sein Herz fast kapitulierte.

---ENDE DER LESEPROBE---