Der Koloß von New York - Colson Whitehead - E-Book

Der Koloß von New York E-Book

Colson Whitehead

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Beschreibung

New York vom Morgen, wenn die Müllmänner kommen, bis in die Nacht. New York für die Eingeborenen und die Fremden, New York, beschrieben von einzelnen Stimmen an unterschiedlichen Orten wie Times Square, Brooklyn Bridge, Central Park, Coney Island oder Broadway. Colson Whitehead, New Yorker von Geburt und aus Überzeugung, zeichnet ein sehr persönliches Bild einer Stadt, in der nichts gewöhnlich ist.

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Das ist das Cover des Buches »Der Koloß von New York« von Colson Whitehead

Über das Buch

New York vom Morgen, wenn die Müllmänner kommen, bis in die Nacht. New York für die Eingeborenen und die Fremden, New York, beschrieben von einzelnen Stimmen an unterschiedlichen Orten wie Times Square, Brooklyn Bridge, Central Park, Coney Island oder Broadway. Colson Whitehead, New Yorker von Geburt und aus Überzeugung, zeichnet ein sehr persönliches Bild einer Stadt, in der nichts gewöhnlich ist.

Colson Whitehead

Der Koloß von New York

Eine Stadt in dreizehn Teilen

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl

Carl Hanser Verlag

Für Kevin Young

Stadtgrenzen

ICH WEISS NICHT, wie das bei Ihnen ist, aber ich bin hier, weil ich hier geboren und damit für jeden anderen Ort verdorben bin. Vielleicht sind Sie ja auch von hier, und es stellt sich früher oder später heraus, daß wir irgendwann einmal einen Häuserblock voneinander entfernt gewohnt haben, ohne es zu wissen. Oder vielleicht sind Sie vor ein paar Jahren wegen einer Arbeitsstelle hierhergezogen. Vielleicht sind Sie wegen Ihrer Ausbildung hergekommen. Vielleicht haben Sie den Prospekt gesehen. Die Stadt hat eine Menge Zeit und Geld aufgewendet, um den Prospekt zusammenzustellen, und schließlich gibt es ja auch all die Filme, Fernsehshows und Songs — die ganze Geschichte von wegen »If you can make it there«. Außerdem bemüht sich die Stadt nach Kräften, Ihr Heimatkaff so richtig trist und winzig aussehen zu lassen, bloß falls Sie sich manchmal fragen, warum es so fade ist, dorthin zurückzukehren.

Ganz gleich, wie lange Sie schon hier sind, New Yorker sind Sie, wenn Sie das erste Mal sagen: »Das da war früher Munsey’s«, oder: »Das da war früher die Tic Toc Lounge.« Oder wenn Sie sich in dem kleinen Familienbetrieb, der früher da war, wo sich jetzt das Internet-Café eingenistet hat, die Schuhe haben neu besohlen lassen. Sie sind New Yorker, wenn das, was vorher da war, mehr Wirklichkeit und Substanz besitzt als das, was jetzt da ist.

Sie fangen an, sich Ihr eigenes New York zu bauen, sobald Ihr Blick zum ersten Mal auf die Stadt fällt. Vielleicht sind Sie mit einem Taxi vom Flughafen gekommen, als die Skyline sich zum ersten Mal in Ihr Blickfeld schob. All Ihr weltlicher Besitz befand sich im Kofferraum, und in der Hand hatten Sie einen Zettel mit einer Adresse drauf. Guck mal: Da ist das Empire State Building, da drüben sind die Twin Towers. Irgendwo in diesem phantastischen, herrlichen Gewirr war die Adresse auf dem Zettel, Ihr erstes Zuhause hier. Vielleicht haben Ihre Eltern Sie als Kind auf einen Urlaub hierhergeschleppt und Sie die riesigen Avenues auf und ab gekarrt, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Die einzigen Wolkenkratzer, die Sie von Ihrem Kinderwagen aus sehen konnten, waren die Beine von Erwachsenen, aber den Boden haben Sie ziemlich gut kennengelernt, und Sie haben sich zu fragen begonnen, warum manche Bürgersteige aus einem bestimmten Blickwinkel glitzern und andere nicht. Vielleicht sind Sie hergekommen, um Ihren alten Kumpel zu besuchen, den, der letzten Sommer hergezogen ist, und es lief irgend etwas mit dem vereinbarten Treffpunkt schief. Sie sind aus der Penn Station in das schwindelerregende Getümmel der Eighth Avenue hinausgetreten und in Ohnmacht gefallen. Halten Sie den Film hier an: Dieser Augenblick ist der erste Ziegelstein zu Ihrer Stadt.

Ich habe mein New York im Zug Nr. 1 in Uptown zu bauen begonnen. Meine erste Stadterinnerung ist die an einen Blick aus einem U-Bahn-Fenster, während der Zug auf dem Weg zur 125. Straße aus dem Schacht schoß und sich auf die Hochbahnschienen hinaufquälte. Wir schreiben Anfang der Siebziger, also ist alles dreckig. Das heißt, es ist immer noch alles dreckig, denn das ist meine Stadt, und an der halte ich fest. Ich spreche immer noch vom Pan Am Building, nicht aus Affektiertheit, sondern weil es das ist. Für die frisch aus Des Moines hierher Verpflanzte, die ihre erste Arbeitswoche bei einer Versicherung in der Park Avenue South antritt, ist der Titan, der über Grand Central hockt, das Met Life Building, und für sie wird es das bleiben. Sie hat natürlich unrecht — wenn ich daran hochschaue, sehe ich schließlich klar und deutlich die riesigen Buchstaben, die die Silben Pan Am bilden. Und natürlich habe ich in den Augen der Alteingesessenen unrecht, die den Mythos aufrechterhalten, es gebe eine Zeit vor Pan Am.

Geschichtsbücher und Dokumentarfilme des öffentlichen Fernsehens versuchen einem ständig alle möglichen »Fakten« über New York zu vermitteln. Daß die Canal Street einmal ein Kanal gewesen sei. Daß es sich beim Bryant Park um ein Wasserreservoir gehandelt habe. Alles Quatsch. Ich war in der Canal Street, und einen Fluß habe ich nur ein einziges Mal durchfließen sehen, nämlich als es das letzte Mal zu einem Bruch der Hauptwasserleitung gekommen ist. Hören Sie nicht auf das, was die Leute Ihnen über das alte New York erzählen, denn wenn Sie es nicht selbst erlebt haben, gehört es nicht zu Ihrem New York und könnte genausogut Jersey sein. Ausgenommen die Geschichte, daß die Holländer damals für vierundzwanzig Dollar Manhattan gekauft haben — Großmäuler, die »zum richtigen Zeitpunkt einsteigen«, gibt es und wird es immer geben.

Es gibt in dieser nackten Stadt acht Millionen nackte Städte — sie widerstreiten und widersprechen einander. Das New York, in dem Sie leben, ist nicht mein New York; wie könnte es auch anders sein? Die Stadt vermehrt sich, wenn man gerade nicht hinsieht. Wir ziehen hierhin, wir ziehen dahin. Im Laufe eines Lebens kommen so eine ganze Menge Viertel zusammen, das kunterbunte Baumaterial Ihrer zusammengestoppelten Metropole. Ihre bevorzugten Zeitungskioske, Restaurants, Kinos, U-Bahn-Stationen und Friseursalons werden von denen Ihres nächsten Viertels abgelöst. Das läppert sich. Im Handumdrehen haben Sie Ihre eigene, persönliche Skyline.

Kehren Sie an Ihre alten Lieblingsplätze in Ihren alten Vierteln zurück, und Sie stellen fest: Sie sind geblieben und verschwunden. Die Imbißbude, das Feinkostgeschäft, die Reinigung, die Sie ausgekundschaftet haben, als Sie hier ankamen und versuchten, in diesen Straßen heimisch zu werden: sie sind fort. Aber schauen Sie hinter die Fenster des Reisebüros, das Ihre Pizzeria ersetzt hat. Jenseits der Schreibtische, Computer und Werbeplakate für tropische Abenteuer können Sie immer noch abkühlende Pizzen sehen, den neben einem halben Stück liegenden Pizzaschneider, die Landkarte von Sizilien an der Wand. Es ist immer noch alles da, das versichere ich Ihnen. Der Mann, der gerade einen Flug nach Jamaika bezahlt hat, sieht nichts davon, sieht nur seine romantische Flucht, seinen Familienurlaub, das, was dieser kleine Laden in dieser kleinen Straße ihm gewährt hat. Die verschwundene Pizzeria ist noch da, weil Sie da sind, und wenn der Schönheitssalon das Reisebüro ersetzt, wird der Gentleman immer noch seine Ferienreise bekommen. Und die Lady ihre Maniküre.

Sie müssen schlucken, wenn Sie feststellen, daß das alte Café jetzt die Filiale einer Apothekenkette ist, daß der Ort, wo Sie Soundso zum ersten Mal geküßt haben, jetzt einen Elektronik-Discounter beherbergt, daß dort, wo Sie ebendieses Jackett gekauft haben, Schutt hinter einem blaugestrichenen Sperrholzzaun und ein künftiges Bürogebäude liegen. Ihrer Stadt ist Schaden zugefügt worden. Sie sagen, es sei über Nacht passiert. Aber das stimmt natürlich nicht. Ihre Pizzeria, sein Schuhputzerstand, ihr Hutgeschäft: als es sie noch gab, haben wir sie geringgeschätzt. Gut möglich, daß der Laden dichtgemacht hat, kurz nachdem Sie das letzte Mal zur Tür hinausspaziert sind. (Vor zehn Monaten? Sechs Jahren? Fünfzehn? Sie wissen es nicht mehr, stimmt’s?) Und vor dem Reisebüro gab es an dieser Stelle fünf Geschäfte. Fünf verschiedene Viertel, die zwischen damals und heute entstanden und verschwunden sind, andere Städte anderer Leute. Oder fünfzehn, fünfundzwanzig, hundert Viertel. Tausende von Menschen kommen jeden Tag an dieser Ladenfront vorbei, jeder verkehrt in den Straßen seines eigenen New York, und keiner von ihnen sieht das gleiche.

Nie können wir uns richtig verabschieden. Es war Ihre letzte Fahrt in einem Checker-Taxi, und Sie wurden nicht vorgewarnt. Es war das letzte Mal, daß Sie in diesem irgendwie zwielichtigen China-Restaurant Lake Tung Ting Shrimps aßen, und Sie hatten keine Ahnung. Wenn Sie es gewußt hätten, wären Sie vielleicht hinter den Tresen gegangen und hätten jedem die Hand gegeben, hätten die Kamera hervorgeholt und den Leuten gesagt, wie sie sich hinstellen sollen. Aber Sie hatten keine Ahnung. Es gibt unangekündigte Wendepunkte: Wir schließen die Eingangstür einer Wohnung nur soundso viele Male auf. Irgendwann waren Sie dem letzten Mal näher als dem ersten Mal, ohne es zu wissen. Sie wußten nicht, daß Sie sich jedesmal, wenn Sie die Schwelle überschritten, verabschiedeten.

Ich hatte nie Gelegenheit, mich von einigen meiner alten Gebäude zu verabschieden. In manchen habe ich gewohnt, andere gehörten zu einer Skyline, von der ich glaubte, es werde sie immer geben. Und sie hatten nie Gelegenheit, sich von mir zu verabschieden. Ich glaube, das hätten sie gern getan — ich weigere mich, sie für gleichgültig zu halten. Sie behaupten, Sie kennen diese Straßen ziemlich gut? Die Stadt kennt Sie besser als jeder lebende Mensch, weil sie Sie gesehen hat, als Sie allein waren. Sie hat Sie gesehen, wie Sie sich für das Vorstellungsgespräch wappneten, nach der späten Verabredung langsam nach Hause gingen, über nichtexistierende Hindernisse auf dem Bürgersteig stolperten. Sie hat Sie zusammenzucken sehen, als der eine eiskalte Tropfen aus der Klimaanlage im zwölften Stock herunterfiel und Sie erwischte. Sie hat die Verwirrung in Ihrem Gesicht gesehen, als Sie aus der spontan besuchten Vormittagsvorstellung kamen, ungläubig, daß nach einem so langen Film noch heller Tag herrschte. Sie hat Sie fast im Laufschritt die Straße heraufkommen sehen, nachdem Sie die Schlüssel zu Ihrer ersten Wohnung bekommen haben. Die Stadt hat das alles gesehen. Und im Gedächtnis behalten.

Überlegen Sie, was alle Ihre früheren Wohnungen sagen würden, wenn sie zusammenkämen, um Geschichten auszutauschen. Sie könnten Beginn und Ende jeder Ihrer Beziehungen rekonstruieren, sich über Ihre Garderobe und Ihren Musikgeschmack beklagen, darüber klatschen, wer Sie nach Mitternacht sind. 7J sagt: Das ist also aus Lucy geworden — ich habe gleich gewußt, daß das nie funktionieren würde. Sie haben mit Yoga angefangen, Sie haben mit Yoga aufgehört, Sie haben diverse Heilverfahren ausprobiert. Sie haben Persönlichkeiten ausprobiert und sie verworfen, und das macht Ihre früheren Zimmer wehmütig: Warum muß sich alles ändern? Saxophon sagst du, meint 3 R, ich habe ihn gekannt, als er Gitarre gespielt hat. Halten Sie Ihre früheren Wohnungen in Ehren und verweilen Sie einen Augenblick, wenn Sie daran vorbeikommen. Zollen Sie Ihnen Tribut, denn sie sind die Bewahrer Ihrer Persönlichkeitswechsel.

Unsere Straßen sind Kalender, in denen steht, wer wir waren und wer wir als nächstes sein werden. Wir sehen uns jeden Tag in dieser Stadt, wenn wir den Bürgersteig entlanggehen und flüchtig unser Spiegelbild in Schaufenstern erblicken; wir suchen uns jedesmal in dieser Stadt, wenn wir uns in Erinnerungen darüber ergehen, was vor fünfzehn, zehn, vierzig Jahren da war, denn alle unsere früheren Orte sind der Beweis dafür, daß wir hier waren. Eines Tages wird die Stadt, die wir gebaut haben, verschwunden sein, und wenn sie verschwindet, verschwinden auch wir. Wenn die Gebäude fallen, stürzen auch wir.

Vielleicht werden wir an dem Tag New Yorker, an dem wir uns klarmachen, daß New York auch ohne uns weiterbestehen wird. Um das Unvermeidliche hinauszuschieben, versuchen wir, die Stadt an Ort und Stelle zu fixieren, sie in Erinnerung zu behalten, wie sie war, und tun ihr damit etwas an, was wir uns selbst nie gefallen ließen. Der Jugendliche im Zug Nr. 1 in Uptown, der Neuankömmling, der aus Grand Central tritt, der Trottel an der Kreuzung, der Osten und Westen nicht unterscheiden kann: diese Leute gibt es nicht mehr, sie haben ein paar Wohnungen zuvor zu existieren aufgehört, und anders wollen wir es auch gar nicht haben. New York City hält uns unsere früheren Persönlichkeiten nicht vor. Vielleicht können wir ja ebenso entgegenkommend sein.

Unsere alten Gebäude stehen noch, weil wir sie gesehen haben, in ihre langen Schatten ein- und aus ihnen herausgetreten sind, das Glück hatten, sie eine Zeitlang zu kennen. Sie sind Teil der Stadt, die wir mit uns herumtragen. Schwer vorstellbar, daß irgend etwas anderes an ihre Stelle treten wird, doch in ebendiesem Moment überlegen die Leute mit den richtigen Referenzen, wie sie die Krater füllen könnten. Die Betonlaster werden anrollen und ihre Bäuche rotieren lassen, die Preßlufthämmer werden knattern, und nach einer Weile wird man dann die Ansichtskarten von der neuen Skyline kaufen können. Natürlich werden wir diese Neulinge argwöhnisch beäugen, aber wir wollen geduldig sein und nicht allzu rasch urteilen. Schließlich waren wir auch einmal neu hier.

Was folgt, ist meine Stadt. Also eine Art Reiseführer, mit praktischen, farbkodierten Karten und winzigem Kleindruck, den Sie sehr genau lesen sollten, damit Sie keine Überraschungen erleben. Er enthält Ihre Viertel. Oder auch nicht. Wir überschneiden uns. Oder auch nicht. Vielleicht sind Sie durch diese Straßen gegangen, vielleicht ist das alles Jersey für Sie. Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll. Außer vielleicht, daß wir wahrscheinlich Nachbarn sind. Daß wir jeden Tag aneinander vorbeigehen und es erst jetzt erfahren.

Port Authority

IRGENDWIE SIND SIE ALLE ABGEBRANNT, wie sie da die Trittstufen des Busses herunterwanken. Sonst wären sie auf andere Weise hierhergekommen. Hier warten keine Paparazzi, um sie zu fotografieren. Keine Absperrgitter halten die Getreuen zurück. Schließlich ist das hier der Hintereingang.

IN DER HALTEBUCHT geht es ganz undramatisch zu. Ein Mann mit Schutzbrille vermerkt die Ankunftszeit. Der Gepäckmann pustet sich in die Hände, eine Fuhre weniger bis zum Ausstempeln. Jeden Tag Tausende von Neuankömmlingen, und es nimmt kein Ende. Die unterschiedlichsten Leute, aber alle gleich. Sie versuchen sich mit unterschiedlichen Gesichtern durchzumogeln, aber es ist zwecklos. Irgendwelche Gegenstände an sich gedrückt, kommen sie die geriffelten Trittstufen herunter, und der Gepäckmann zerrt die Taschen aus dem Gepäckraum und sucht nach Handgriffen. Sie werden unruhig und drängeln: Wird man ihnen die Taschen klauen? Alle haben sie die Geschichten gehört. Einer hat einen Cousin, der mal hier war und Opfer eines Überfalls wurde. Er mußte sich telegrafisch Geld anweisen lassen, um wieder nach Hause zu kommen, und das war das letzte Mal, daß jemand aus diesem Clan nach New York gefahren ist. Vor einer Sache namens Dreikartentrick muß man sich vorsehen. Alle haben sie die Geschichten gehört, und alle kommen sie trotzdem. Die Taschen plumpsen auf Beton und werden aufgehoben.

GANZ GLEICH, woher sie kommen, ganz gleich, welche Gründe sie dafür haben, Geld durch ein Schalterfenster zu schieben, im Bus sind sie alle gleich. Sie steigen ein. Bleiben kurz beim Fahrer stehen, verschaffen sich einen Überblick, während sie Quittungen in Hosen- und Reisetaschen stopfen. Hinten sind noch ein paar Sitze frei. Alle wollen sie allein sitzen. Noch nie warst du der erste im Bus und konntest dir deinen Platz aussuchen. Die Leute haben Theorien über Fensterplätze und Plätze am Gang und welche Bereiche bei einem Unfall sicherer sind. Er merkt nicht, daß er mit seinem Matchsack im Vorbeigehen jeden am Kopf trifft. Ist hier noch frei? fragt er, und sein Sitznachbar taxiert seine Maße. Schnell verfinstern sich Gesichter. Es dauert nur fünf Minuten, um sich in konstanter Unbequemlichkeit einzurichten. Wenn sie bloß die nächsten tausend Meilen durch die Nase atmen könnte. Sie praktiziert irgendeine Technik. Beim nächsten Halt bauen die Leute auf den leeren Sitzen neben sich Taschen und Jacken auf und vermeiden Blickkontakt oder stellen sich schlafend, wenn die neuen Pilger versuchen, Plätze zu finden.

ES GIBT NICHT VIEL,