Der König der Verrückten - Armin Skief - E-Book

Der König der Verrückten E-Book

Armin Skief

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Beschreibung

Völlig zeitlos, völlig hemmungslos. Mal in bunte Decken gehüllt, mal ganz nackt, manövriert sich unser abgerückter Geistespatient - trotz oder wegen zu vieler bunter Pillen im Kopf - durch kurze Geschichten, die nur eine geschlossene Psychiatrie zu offenbaren vermag. Genie und Wahnsinn liegen dabei so dicht beieinander wie Märchenhaftes und Pamphlete. Abgründiges und Wahrhaftiges. Geheimes und laut Schreiendes! Ein Gedicht nur für Erwachsene. Und was Törichtes fürs Herz gibt es auch noch...

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Seitenzahl: 43

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Die Verrückten öffnen die Tore und die Weisen folgen ihnen nach.

Henry Dunant

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Hitze

Die Dimensionen

In diesen Tagen

Teil 1

Zeit

Das Fenster

Feuer

Düsenjäger

Rasierer

Polizei

Der Stahlring

Ich bringe euch alle um!

Gegen sich selbst

Die Rollstuhlfahrerin

Im Keller

Im Garten

Unserem Vogel:

Teil 2

„Ver rückt“

Der Ruf der Geschichte

Der gleiche Tag?

Die Festung

Bestimmung

Bin ich´s?

Bei den Weisen (und mehr)

Der Unsympathische

Alles während unserer Wacht!

Der Bienenjunge

Das Wachzimmer

Nach der sechsten Nacht

FSK 18

Veröffentlicht

Bilder

Auf der Bühne

Am Ende des Beginns

Einleitung

Die Hitze

Es waren die letzten heißen Tage des Jahres. Die Sonne brannte gnadenlos am blauen Himmel und das Grün des Rasens war schon lange nicht mehr nur grün. Alle, die konnten, suchten den Schatten und selbst die Vögel in den Bäumen sangen nicht mehr. Gleich hinter der mittelalterlichen Stadt auf einem sanften Hügel lag und liegt eine belebte Parklandschaft. Verschlungene Pfade, Wege und Straßen verbinden die scheinbar lose an den Wegesrand gestreuten Backsteinvillen aus längst vergangenen Zeiten mit grauen Betonklötzen und modernen Stahlglasbauten. Etwas verblasste gelbe Transporter sind wie fleißige Bienen ständig am Hetzen von Ort zu Ort. Die Zäune um das Gelände herum sind hinter hohen Hecken verborgen und die Zufahrt auf den Hügel wird von einer rot-weißen Automatikschranke und einem Infohäuschen bewacht. Für den interessierten Betrachter unterscheiden sich Besuchern und Bewohner des Hügels erkennbar voneinander und unter sie mischen sich hier und da auch noch zielstrebig erscheinende Menschen ganz in weiß. Und gäbe es da nicht auch noch all diese Nummern und Buchstaben an den Gebäuden und die vielen Wegweiser an jeder Ecke hin zu Werkstätten, Heimen und Stationen – dann müsste man nur noch die unübersehbar Verrückten übersehen, um dies für einen ganz normalen Ort zu halten.

Die Dimensionen

Nichts hat hier – so hat es unser Patient oft unvorbereitet erfahren – nur eine Dimension, nichts hat hier nur eine Lösung. Was für den Einen das Entlassungsgespräch, das ist für den Anderen die Verlegung in die Langzeitstation. Was für den Einen vermisste Freiheit, ist für den Anderen unheilvolle Außenwelt. Was den Einen vor sich selbst schützt, schützt die Anderen vor dem Einen. Und so flüstern auch die Flure und Treppenhäuser, die Säle, Stuben und Winkel jedem Besucher – und in den Augen dieser alten Gemäuer ist jeder nur ein Besucher – mehr als nur eine Wahrheit. Sanft streift unser Patient im Vorübergehen beinahe unmerklich mit seinen Fingerspitzen die nächstgelegene Wand. Respektvoll und auch dankbar will er der ehrwürdigen Einrichtung mit seiner Zuversicht ein wenig von der schweren Last der Jahrzehnte nehmen. Da schallt es genauso trotzig wie würdevoll, ebenso mächtig wie lautlos zurück: „Sieh mich an und erfahre: Die Welt ist ein Irrenhaus und ich bin die Zentrale!“ „Das ist wohl wahr“, denkt unser Patient und lächelt milde in den Raum hinein. Der Wahnsinn dieser Tage geht an nichts und niemandem spurlos vorüber!

In diesen Tagen

Es war ein Tag wie jeder andere in diesem Sommer auf dem Hügel. Für jeden – außer für unseren Patienten. In der Kühle hinter dicken Mauern, im Schutz der altehrwürdigen Einrichtung, streift unser Patient durch die schicksalsbeladenen Gemäuer der psychiatrischen Landesklinik. Außer den Schließ- und Essenszeiten der Station keinen Beschränkungen mehr unterworfen. Die Freiheit seiner hemmungslosen Gedankenwelt gegen die Freiheit der offenen Station getauscht, bewegt sich unser Patient scheinbar ziellos durch das Haus, scheinbar zeitlos durch den Tag, aber unaufhaltsam einer Entscheidung entgegen. Ganz beiläufig – als sei es der Gang der Dinge – hatte man ihn aufgefordert: „Warten Sie morgen um neun Uhr bitte vor dem großen Besprechungszimmer. Wir glauben, es ist mal wieder an der Zeit, Sie dem Herrn Professor vorzustellen.“ „Das kann ja heiter werden“, dachte sich unser Patient, die bisherigen Gespräche in ganz spezieller Erinnerung.

Teil 1

Zeit

„Natürlich weiß ich, wie eine Uhr funktioniert!“ Unser Patient fühlt sich von der jungen, sich und ihn stressenden Ärztin herausgefordert. „Das sollten Sie auch, schließlich haben Sie ja die Uhr erfunden!“ In ihrer Stimme ist Spott und ihr Blick ist herausfordernd aggressiv. „Es ist nicht die Uhr. Die Zeit hab ich damals erfunden“, glaubt unser Patient – kann sich aber nur sehr dunkel an den Anfang erinnern und seine Armbanduhr bleibt auch verschwunden. „Sie wollen also wissen, wie die Uhr geht?“ Unser zeitloser Patient glaubt nicht an eine einfache Erklärung für den Streit. „Nun, ich will Sie nicht mit technischen Details überfordern.“ Er steht energisch auf. „Sie nehmen einfach einen Stock, stecken ihn in die Erde und schauen dem Schatten hinterher! Einen schönen Tag noch!“ Unser Patient geht zügig davon und spürt, dass mehr als nur die Zeit für ihn läuft.

In der Gegenwart ist das Vorfahren eines gelben Lieferwagens zu hören, neben dem alten Backsteingebäude mit unserem Patienten – der immer noch ziellos durch die offene Station streift – erst zum Stillstand gekommen, dann den Rückwärtsgang reingehauen, um hinter dem Haus an die Laderampe zu manövrieren. Unser Patient nimmt sportlich die wenigen Treppen ins Erdge