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Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.
Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 11/12 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western
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Seitenzahl: 104
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Der Kopfgeldjäger
Folge 11/12
(Zwei McQuade Western)
Hetzjagd durch die Hurricane Cliffs / Höllenritt nach Sierra Vista
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172250
Cover
Titel
Impressum
Hetzjagd durch die Hurricane Cliffs
Höllenritt nach Sierra Vista
Über den Autor
Der Morgen graute. Die Sterne waren verblasst, die Natur erwachte zum Leben. Heller Schein über dem östlichen Horizont kündete den Sonnenaufgang an. Es war kühl. So heiß die Tage auch waren, in den Nächten fielen die Temperaturen rapide ab.
McQuade beobachtete die heruntergekommene Farm seit einer Stunde. Als er ankam, war es stockfinster. Jetzt begaben sich die Jäger der Nacht zur Ruhe. Sein Pferd hatte der Kopfgeldjäger in einer Gruppe von Büschen abgestellt. Er saß am Rand der Buschgruppe auf einem Felsbrocken, die Henrygun klemmte zwischen seinen Oberschenkeln.
Auf der Farm krähte ein Hahn. Kurz darauf wieherte im Stall ein Pferd. Ein Blendladen vor einem der Fenster des Wohnhauses wurde aufgestoßen. McQuade nahm das Gewehr in die rechte Hand und erhob sich mit einem Ruck. Seine zusammengepressten Lippen bildeten eine entschlossene Linie in dem stoppelbärtigen, hohlwangigen Gesicht. »All right«, murmelte der Kopfgeldjäger mit kratzender, staubheiserer Stimme. »Die Stunde der Wahrheit ist angebrochen…«
Jeden Schutz ausnutzend, der sich ihm bot, näherte sich McQuade den Gebäuden der Farm, die im Morgengrauen einen trostlosen, tristen Eindruck vermittelte. In den vergangenen Minuten war es merklich heller geworden. Die Natur wirkte nicht mehr düster und grau, sondern gewann an Farbe.
Der Morgendunst versprach einen heißen Tag. Über der Farm jedoch ballten sich die dunklen, drohenden Wolken des Unheils.
Der Texaner gelangte hinter eine windschiefe Scheune, deren Wände zwischen den groben, zum Teil morschen Brettern fingerdicke Ritzen aufwiesen. Er schob sich an der Längswand nach vorne, bis er Einblick in den Farmhof hatte. In der Hofmitte gab es einen Brunnen. Der Rand war aus Bruchsteinen gemauert, von einem Galgen aus verkrümmten Stangen hing an einer verrosteten Kette ein Ledereimer.
Im Farmhaus erklangen Stimmen. Eine große, grobknochige Frau in einer langen, blauen Schürze kam ins Freie, ging in einen Schuppen und trieb ein Dutzend Hühner in den Hof. Sie folgte mit einer geflochtenen Schwinge, die sie mit dem linken Arm vor ihrem Körper hielt und die wahrscheinlich Hühnerfutter enthielt. Sie streute einige Hände voll aus. Mit ausgebreiteten Flügeln und wildem Gegacker stürzte sich das Federvieh auf die Körner und pickte sie aus dem Sand. Staub wurde aufgewirbelt.
Jetzt verließ ein grauhaariger, bärtiger Mann das Farmhaus. Er war nur mit einer Hose bekleidet. Zu seinen beiden Seiten baumelten die Hosenträger nach unten. Sein Oberkörper war nackt. Über seiner Schulter hing ein grünes Handtuch. Ein Bursche Mitte zwanzig folgte, und dann kam noch einer, der nach McQuades Schätzung noch keine zwanzig Jahre alt war. Die beiden jungen Männer waren dunkelhaarig, ihre Körper waren hager und sehnig, beide waren um die sechs Fuß groß und ihre Ähnlichkeit war frappierend. Auch ihre Oberkörper waren nackt, und auch von ihnen hatte jeder ein Handtuch dabei.
Der Grauhaarige ließ den Eimer in die Tiefe sausen, dann hievte er ihn wieder nach oben. Die Eisenrolle, über die das Seil lief, an dessen Ende die Kette mit dem Eimer befestigt war, quietschte durchdringend.
Die Frau war wieder im Haus verschwunden.
Die drei Männer fingen an, sich zu waschen.
Für den Kopfgeldjäger war der Zeitpunkt gekommen, in Aktion zu treten. Er trat hinter der Scheune hervor. Unter seinen Sohlen knirschte der Sand. Ein kaltes, metallisches Schnappen, als er das Gewehr durchlud. Seine Stimme peitschte: »Leacock!«
Die drei Männer beim Brunnen riss es regelrecht herum. Sie sahen den hoch gewachsenen Mann bei der Scheune. Der obere Teil seines Gesichts lag im Schatten der Hutkrempe. Der braune, zerschlissene Staubmantel reichte dem Mann fast bis zu den Knöcheln hinunter. Stiefel, Mantel und Hut waren staubig. Auch in seinem Gesicht hatten Staub und Schweiß eine dünne Schicht gebildet.
Geduckt, wie sprungbereit standen die drei halbnackten Männer da. Sie belauerten McQuade. In ihren Gesichtern arbeitete es. Jeder ihrer Züge war von Anspannung geprägt. Der Texaner hielt das Gewehr an der Seite im Anschlag, den Kolben hatte er sich unter die Achsel geklemmt.
»Jeder von uns ist ein Leacock!«, stieß der Grauhaarige hervor. »Welchen meinst du?«
»Ahnst du es nicht?«, kam wie aus der Pistole geschossen McQuades Gegenfrage.
»Er meint mich«, knurrte der Bursche, der der ältere Sohn des Grauhaarigen zu sein schien. Er entspannte sich und richtete sich auf. »Was willst du von mir?«
»Du bist tausend Dollar wert, Link«, versetzte McQuade.
Link Leacock zog den Mund schief. »Und die willst du dir verdienen? Du hast dir ganz schön was vorgenommen. Hast du auch einen Namen? Oder willst du in einem namenlosen Grab verrotten?«
»Große Worte, Link«, gab McQuade gelassen zu verstehen.
»Du bist ein dreckiger Kopfgeldjäger, wie?«, fauchte der Grauhaarige. In seinen grauen Augen war ein unruhiges Flackern. »Hör zu, Mister. Mein Sohn…«
»Dein Sohn ist ein kaltblütiger Killer!«, unterbrach ihn McQuade kalt. »Vier Männer gehen auf sein Konto.«
»Es war Krieg, Prämienjäger!«, fauchte Link Leacock. »Siedler kamen ins Skull Valley und besetzten die Creeks dort. Die Rinder meines Bosses konnten nicht mehr zum Wasser. Er war nur legitim, dass…«
»Wir haben einige Geständnisse, Link Leacock!«, schnitt McQuade dem Burschen schroff das Wort ab. »Für jeden der Siedler, den du umgelegt hast, zahlte dir Quinncanon dreihundert Dollar.«
Link Leacock knirschte mit den Zähnen. Die Rastlosigkeit in seiner Miene verstärkte sich. Das unruhige Flackern in seinen Augen mutete an wie ein Signal. Seine Hände öffneten und schlossen sich.
McQuade wusste, dass er hundertprozentig auf der Hut sein musste. Wie ein in die Enge getriebenes Raubtier war Link Leacock unberechenbar und tödlich gefährlich.
James Leacock schaute seinen Sohn von der Seite an. »Stimmt das, Link?«
Link Leacock stieß scharf die Luft durch die Nase aus. »Ich sagte es schon: Es war Krieg. Wir haben uns lediglich gewehrt. Ich ritt für die SV-Ranch. Also war ich Quinncanon zu Loyalität verpflichtet.«
»Ist das ein anderes Wort für gemeinen Mord?«, kam es sarkastisch von McQuade.
Link Leacock schoss ihm einen gehässigen Blick voll tödlicher Leidenschaft zu.
»Was nun?«, fragte James Leacock.
»Ich bringe Link nach Cane Beds und übergebe ihn dort dem Gesetz.«
»Wenn mein Sohn vier Morde begangen hat, dann wird man ihn wohl hängen«, knurrte der grauhaarige Farmer.
»Davon bin ich überzeugt«, versetzte McQuade ungerührt. Seine Stimme hob sich, als er fortfuhr: »Okay, Link, dein Bruder wird jetzt für dich ein Pferd satteln. Dein Vater kann dir dein Hemd und was du sonst noch anziehen willst aus dem Haus holen. Wir reiten, sobald du fertig bist und ein gesatteltes Pferd im Hof steht.«
Da ertönte eine schrille, fast hysterische Stimme: »Du bringst meinen Sohn nicht nach Cane Beds, damit sie ihn dort hängen! Lass das Gewehr fallen, Stranger, und heb die Hände. Wenn dein Gewehr bei drei nicht im Sand liegt, schieße ich!«
Der Lauf einer Henry Rifle schaute aus dem Fenster.
McQuade schalt sich einen verdammten Narren.
Er hatte die Frau mit der blauen Schürze außer Acht gelassen.
Ein folgenschwerer Fehler.
Er begriff es und ihm war klar, dass er verloren hatte. Seine Hände öffneten sich, die Henry Rifle schepperte auf den Boden. McQuade hob die Hände in Schulterhöhe. Etwas Beklemmendes lag in der Luft. Unheil und Verderben…
*
Ein böses Grinsen ließ die Glätte in Link Leacocks Gesicht zerbrechen. »So schnell kann sich das Blatt wenden, Mannjäger.«
»Ihr Sohn ist ein eiskalter, niederträchtiger Killer, Ma'am«, rief McQuade rau. »Wenn Sie ihm zur Flucht verhelfen, machen Sie sich mitschuldig.«
»Ich lasse nicht zu, dass man ihm einen Strick um den Hals legt!«, rief die Frau. »Ich habe ihn geboren…«
»Sie werden es nicht verhindern können. Früher oder später…«
»Schnauze!«, zischte Link Leacock. Sein Grinsen war zerronnen. Mit den eisigen Augen eines Reptils starrte er McQuade an. »Es war ein Fehler, hierher zu kommen«, knirschte er. »Ich werde dich zum Teufel schicken. Mit deinem eigenen Gewehr werde ich dich voll Blei pumpen.« Er setzte sich in Bewegung und glitt auf McQuade zu. »Zurück! Geh zurück!«, gebot der Bandit. »Yeah, so ist es gut. Nun…«
McQuade war einen Schritt zurückgetreten. Link Leacock bückte sich nach dem Gewehr des Texaners. Der Bandit ließ den Kopfgeldjäger dabei nicht aus den Augen. Und der nutzte die geringe Chance, die sich ihm bot. Sein rechtes Bein schnellte hoch– ansatzlos, absolut überraschend. McQuade Fuß knallte unter das Kinn des Banditen und richtete ihn auf, ein bestürzter Aufschrei brach aus seiner Kehle, er taumelte zwei Schritte zurück.
McQuade stieß sich ab und warf sich zur Seite. Ein Schuss krachte, aber die Lady im Farmhaus konnte sich nicht schnell genug auf sich das so jäh verändernde Ziel einstellen. Ihre Kugel durchschlug die Wand der Scheune.
McQuade landete im Staub, wälzte sich blitzschnell auf den Rücken, in seiner Rechten lag der schwere Coltrevolver. Der Oberkörper des Kopfgeldjägers ruckte hoch, er richtete das Schießeisen auf Link Leacock, der sich jetzt wieder bückte, um das Gewehr an sich zu reißen. Es knackte, als die Spannfeder des Hahns einrastete. »Noch einen Millimeter und du schluckst Blei, Leacock!«, drohte McQuade, und seine Stimme hatte den Klang zerbrechenden Stahls.
James Leacock und der junge Gregory waren von den Ereignissen völlig überrollt worden. Steif wie Mumien standen sie da und starrten den Kopfgeldjäger an wie eine übernatürliche Erscheinung.
Link Leacock war mitten in der Bewegung erstarrt.
McQuade rief rau: »Weg mit dem Gewehr, Ma'am! Selbst mit einer Kugel im Kopf finde ich noch die Zeit, Ihrem Sohn ein Stück Blei zu servieren.«
Jetzt fiel die Lähmung von James Leacock. Ein zittriger Atemzug, dann rief er: »Schluss jetzt, Susan! Runter mit der Waffe!«
Die Frau schien sich nicht entscheiden zu können. Die Atmosphäre im Farmhof war kaum zu ertragen. Die Luft schien mit Elektrizität geladen zu sein. Plötzlich aber verschwand der Gewehrlauf aus dem Fenster.
»Zurück, Link!«, klirrte McQuades Stimme, eine ungeduldige Bewegung seiner rechten Hand mit dem Colt unterstrich diese Aufforderung.
Link Leacock stieß die verbrauchte Atemluft durch die Nase aus, mit einem Ruck richtete er sich auf, er machte zwei Schritte nach hinten und spuckte aus. »Freu dich nur nicht zu früh, elender Bastard!« Der Hass verzerrte seine Stimme. Hass wütete auch in seinen Augen und wühlte in seinem Gesicht. An seinem Kinn begann sich ein Bluterguss zu bilden.
McQuade erhob sich. Staub rieselte von seinem Mantel. »Sattle ein Pferd für deinen Bruder, Junge«, stieß er hervor. Zwei lange Schritte brachten ihn an sein Gewehr heran, er raffte es blitzschnell vom Boden auf, versenkte den Revolver im Holster und zog den Gewehrkolben an die Hüfte.
»Mach was er sagt, Gregory!«, knurrte James Leacock. An McQuade gewandt erklärte er: »Wenn Link gemordet hat, dann muss er die Konsequenzen tragen. Ich denke, dass man ihm einen fairen Prozess zugestehen wird.«
»Sicher«, versetzte McQuade. Der Ausdruck in seinen Augen strafte die Worte des Farmers Lügen. Dem Texaner entging das tückische Schillern nicht. Der alte Leacock wollte ihn nur in Sicherheit wiegen, er sollte unvorsichtig werden. Jeder Sinn des Kopfgeldjägers arbeitete mit doppelter Schärfe. Unachtsamkeit konnte fatale Folgen für ihn haben– tödliche Folgen.
Gregory Leacock setzte sich fast widerwillig in Bewegung. Gleich darauf verschwand er im Stall.
Susan Leacock verließ das Farmhaus. Das Gewehr hatte sie weggelegt. Sie brachte ein Hemd für ihren Sohn. Link Leacock zog es an und stopfte es in die Hose.
James Leacock ließ seine Stimme erklingen. »Keine Sorge, Mister, wir werden Ihnen keine Steine in den Weg legen. In den kommenden Tagen werde ich selbst nach Cane Beds kommen. Ich kenne Link. Er ist kein kaltblütiger Killer. Wenn er im Kampf die Männer getötet hat, von denen Sie sprachen, dann wird man ihn dafür nicht hängen können.«
»Das Gericht wird sämtliche Fakten prüfen und dann zu einem Ergebnis kommen«, versetzte McQuade. »Mein Job ist erledigt, sobald ich Ihren Sohn beim Sheriff in Cane Beds abgeliefert habe.«
»Nennen Sie mir Ihren Namen«, forderte der Farmer.
»McQuade.«
Von nun an herrschte Schweigen. Schließlich führte Gregory Leacock ein reitfertiges Pferd aus dem Stall.
»Nimm das Tier am Zaumzeug«, gebot McQuade mit Blick auf Link Leacock. »Mein Pferd steht zwischen den Büschen dort.« Der Texaner wies mit dem Kinn in eine bestimmte Richtung. »Vorwärts!«
*