Der Kopfgeldjäger Folge 13/14  (Zwei McQuade Western) - Pete Hackett - E-Book

Der Kopfgeldjäger Folge 13/14 (Zwei McQuade Western) E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.

Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 13/14 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western

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Seitenzahl: 102

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Der Kopfgeldjäger

Folge 13/14

(Zwei McQuade Western)

Über allem steht der Tod/ Todgeweiht am Gila River

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956172328

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über allem steht der Tod

Todgeweiht am Gila River

Über den Autor

Über allem steht der Tod

Es war später Nachmittag, als McQuade in Tucson eintraf. Die Sonne stand schon fast im Westen und sehr tief, die Schatten waren lang. Die Menschen auf der Straße und auf den Bohlengehsteigen beachteten den Reiter nicht. Nach Tucson kamen tägliche irgendwelche Fremden. Die einen blieben für einige Zeit, die anderen waren lediglich auf der Durchreise, einige blieben für immer. Verwitterte Kreuze und unkrautüberwucherte Hügel auf dem Boothill außerhalb der Stadt zeugten von ihrer Existenz.

Tucson war ein Hexenkessel. Geschäftemacher, Spieler, Huren, Sattelstrolche, Banditen– es war eine ganze Reihe von zwielichtigem Gesindel, das sich in der Stadt ein Stelldichein gab. Man war auf der Jagd nach dem schnellen Dollar, der Revolver saß locker, ein Menschenleben war nichts wert.

Das war Tucson, die sündige Stadt an der Überlandstraße, die von New Mexiko herüber kam und die in Yuma endete.

Vor dem Sheriff's Office war ein hoher Galgen errichtet worden. Das Gerüst war wohl gut fünf Yards hoch, in der Mitte befand sich die Plattform mit der Klappe, durch die der Verurteilte mit dem Strick um den Hals fallen sollte. Die kunstvoll geknüpfte Schlinge schaukelte leicht im lauen Wind, der die Hitze Mexikos mit sich brachte und der den Staub in kleinen Wirbeln über die Straße trieb.

Zwei Deputies mit Schrotflinten bewachten das Gerüst. Im Schatten unter der Plattform spielten vier Kinder. Da lag auch ein großer, schwarzer Hund, der schlief.

McQuade lenkte sein Pferd zum Hitchrack vor dem Office und saß ab. Lose schlang er den langen Zügel um den Haltbalken, der von Sonne, Wind und Regen blank gescheuert und rissig war. Der Kopfgeldjäger zog die Henrygun aus dem Scabbard. Sattelsteif stieg er die vier Stufen zum Vorbau empor, klopfte gegen die Tür und öffnete, ohne die Aufforderung zum Eintreten abzuwarten.

Im Office war es düster. Am Fenster summten Fliegen. Auf dem kleinen Kanonenofen stand eine Eisenkanne. Das Office war voll vom Duft des Kaffees. Der Sheriff saß hinter seinem Schreibtisch. Vor ihm stand ein verbeulter Becher aus Blech, gefüllt mit der schwarzen Flüssigkeit aus der Kanne.

Die Brauen des Gesetzeshüters zuckten in die Höhe. »Aaah, McQuade. Sind Sie nach Tucson gekommen, um morgen Früh dem Schauspiel beizuwohnen?«

Sein Blick war, während er sprach, an dem Texaner hinauf und hinunter gewandert. Er sah einen verstaubten und verschwitzten Mann mit tagealten Bartstoppeln im hohlwangigen Gesicht, mit dunklen Ringen unter den entzündeten Augen, welcher einen braunen, zerschlissenen Staubmantel trug, der ihm bis zu den Knöcheln reichte, dessen Stiefel schmutzig und brüchig waren.

McQuade fuhr sich mit der Zungenspitze über die rissigen Lippen. »Ich schätze, das Schauspiel, von dem Sie sprechen, hat etwas mit dem Galgen vor Ihrer Tür zu tun.« Die Stimme des Kopfgeldjägers klang staubheiser und kratzend.

Der Sheriff nickte. »Ich werde morgen Früh um Punkt sechs Uhr Hank Dodson die Schlinge um den Hals legen. Sie haben mir vor zwei Monaten den alten Halunken gebracht, McQuade. Vor einer Woche wurde er des Mordes für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Da die Urteile des Bundesrichters Endurteile sind, ist die Berufung ausgeschlossen. Die Hinrichtung wurde für morgen Früh festgesetzt.«

»Also wird dem Gesetz Genüge getan«, murmelte McQuade. »Yeah, ich erinnere mich an Hank Dodson. Wenn ich mich nicht irre, dann hat er zwei Söhne.«

Die Brauen des Sheriffs schoben sich zusammen. Es verlieh seinem Gesicht einen düsteren Ausdruck. Ein herber Zug kerbte sich in seine Mundwinkel, gedehnt gab er zu verstehen: »So ist es. Cash und Brad Dodson. Die beiden sind in Tucson. Und sie haben zwei Freunde mitgebracht, die einen höllisch hartbeinigen und falkenäugigen Eindruck machen. Ich weiß nicht, ob die Dodson-Brüder einfach so zusehen, wie wir ihrem Vater den Hals lang ziehen. Mir schwant Schlimmes.«

McQuade nahm mit der Linken seinen Hut ab, strich sich mit den gespreizten Finger seiner Rechten durch die strähnigen, sandfarbenen Haare, dann murmelte er: »Ich hatte keine Ahnung, dass Dodson morgen hingerichtet werden soll. Es ist Zufall, dass ich nach Tucson gekommen bin. Ich befand mich in der Nähe und hatte das Bedürfnis, wieder mal in einem richtigen Bett zu nächtigen.«

McQuade stülpte sich den schwarzen Stetson mit der flachen Krone wieder auf den Kopf.

»Sie sind wohl ständig auf dem Trail, McQuade, wie?«

Ein hartes Grinsen bahnte sich in McQuades Züge. Die dünne Schicht aus Schweiß und Staub brach. »Die Anschlagtafel an der Wand Ihres Office ist voll von Steckbriefen, Sheriff. Die Banditen sterben nicht aus, im Gegenteil, es scheinen immer mehr zu werden.«

»Warum stecken Sie sich keinen Stern an, McQuade? Der U.S.-Marshal sucht Männer wie Sie, Männer, die in die Hölle reiten und den Teufel am Schwanz zupfen.«

»Das Stück Blech würde mich zu sehr einschränken«, versetzte McQuade. »Nein, ich glaube nicht, dass ich der richtige Mann für den Bundesmarshal wäre.«

»Möchten Sie mit Dodson sprechen?«

McQuade wiegte den Kopf, Skepsis prägte sein Gesicht, doch dann nickte er. »Warum nicht?«

Der Sheriff erhob sich, nahm einen Schlüsselbund aus dem Schreibtischschub und ging zu der Tür, die in den Zellentrakt führte. Der Kopfgeldjäger folgte ihm. Es gab vier Zellen. Zwei zu jeder Seite des Korridors. Durch die Gitterwände konnte man in die Zellen blicken. In einem der Käfige lag ein bärtiger Mann auf der Pritsche und schnarchte. In der Zelle daneben befand sich Hank Dodson. Auch er lag auf der Pritsche, die Hände hielt er hinter dem Kopf verschränkt.

Jetzt erhob er sich, kam an die Gitterwand, seine Hände umspannten zwei der zolldicken Eisenstäbe. »McQuade!«, entfuhr es dem Banditen. In seinen Augen begann grenzenloser Hass zu lodern, Hass prägte jeden Zug seines Gesichts– dieses zerfurchten Antlitzes, in dem ein unstetes Leben voller Lasterhaftigkeit und jenseits von Recht und Ordnung unübersehbare Spuren hinterlassen hatte.

McQuade spürte den Anprall dieses glühenden Hasses wie einen heißen Atem. Ihm entging nicht die rote Narbe unter dem rechten Auge des zum Tode verurteilten Banditen. Sie stammte von der Verletzung, als McQuade den Outlaw mit dem Gewehr niederschlug, nachdem er ihn gestellt hatte und sich Dodson seiner Verhaftung widersetzte.

Jemand betrat das Office. Polternde Schritte auf den Fußbodendielen und das Klirren von Sporen waren zu vernehmen. »Hallo, Sheriff!«, ertönte eine raue Stimme.

»Ich sehe nach«, knurrte der Gesetzeshüter und ging zur Tür.

»Ich wünsche dir die Pest an den Hals, McQuade!«, presste der Bandit in der Zelle zwischen den Zähnen hervor. Weiß traten die Knöchel unter der Haut seiner Hände hervor, so sehr umklammerte er die Gitterstäbe. »Aber freu dich nur nicht zu früh. Noch hänge ich nicht mit gebrochenem Genick am Ende des Strickes. Dir habe ich blutige Rache geschworen. Hoffentlich hast du das Geld, das du für meine Ergreifung kassiert hast, schon ausgegeben. Andernfalls wirst du nicht mehr viel davon haben.«

»Denkst du immer noch, dass man dich ungerecht behandelt, Dodson?« McQuade sprach völlig ruhig. »Du hast zwei Männer erschossen. Sie hatten keine Chance, und das Gericht hätte dich sicher nicht unter den Galgen geschickt, wenn es nicht zu dem Schluss gekommen wäre, dass du aus niedrigen Beweggründen und hinterhältig gemordet hast.«

Im Office waren Stimmen zu vernehmen, dann kam der Sheriff wieder in den Zellentrakt. Ihm folgten zwei Männer um die dreißig. McQuade sah sie und wusste, dass es sich um Hank Dodsons Söhne handelte.

*

»Ihre Söhne möchten Sie noch einmal besuchen, Dodson«, bemerkte der Sheriff und warf McQuade einen Blick zu, in dem sich Freudlosigkeit und Unbehagen ausdrückten.

Dem Kopfgeldjäger entging nicht, dass die Holster der beiden Burschen leer waren. Sie hatten ihre Revolver also im Office zurücklassen müssen. McQuade fing die stechenden und zugleich fragenden Blicke der beiden Männer ein. Was er sah, gefiel ihm nicht. Die Dodson-Brüder waren zwei hartgesichtige Kerle, um den Mund eines jeden lag derselbe brutale Zug wie um den ihres Vaters, ihre Augen waren wasserhell und kalt wie die Augen von Reptilien.

»Das trifft sich gut«, sagte Hank Dodson grollend. »Seht euch diesen heruntergekommenen Mister an, Söhne.« Dodson wies mit dem Kinn auf den Texaner. »Das ist McQuade. Ihm habe ich es zu verdanken…«

Der Hass würgte seine Stimme ab. Seine Kiefer mahlten, sein Zahnschmelz knirschte. Der Bandit atmete stoßweise durch die Nase. Das Irrlichtern in seinen Augen schien an Intensität gewonnen zu haben.

Die Brüder musterten McQuade. Ihre Augen blieben ausdruckslos, ihr Blick war unergründlich. Dennoch hatte der Texaner das Gefühl, als nähmen die beiden Maß. Einer sagte ruhig: »Du bist sicher gekommen, um unseren Vater morgen hängen zu sehen, Mannjäger.«

»Ich bin zufällig in Tucson«, versetzte McQuade. »Außerdem glaube ich nicht, dass ich dem Schauspiel beiwohnen werde.«

McQuade wandte sich zur Tür und verließ den Zellentrakt. Gleich darauf stand er auf dem Vorbau. Die Sonne war halb hinter dem Horizont versunken. Der Himmel über den Bergen im Westen verfärbte sich rot. Der Schatten des Galgens fiel auf die staubige Straße. Die spielenden Kinder und der Hund waren verschwunden. Einer der Deputies war auf die Plattform gestiegen und saß auf dem Geländer, die Shotgun mit beiden Händen schräg vor der Brust haltend.

McQuade band sein Pferd los und führte es die Straße hinunter, bis er den Mietstall erreichte. Er zerrte das Tier hinter sich her in den Hof, überquerte ihn und betrat den Stall. Jenseits der Lichtgrenze unter dem Tor war es düster. Typischer Geruch stieg dem Texaner in die Nase. Durch die Ritzen in den Stallwänden fiel in schräger Bahn das letzte Licht des Tages, in den Lichtbahnen schwebten winzige Staubpartikel.

»Hallo, Stall!«

Am Ende des Mittelganges ging eine Tür auf, die an Lederscharnieren hing. Der bärtige Stallbursche schlurfte heran. In seinen grauen Augen blitzte es auf. »Na so was! McQuade! Hat dich die bevorstehende Hinrichtung nach Tucson getrieben?«

»Hi«, grüßte McQuade. »Nein, ich komme nicht wegen der Hängepartie morgen Früh«, setzte er seinem Gruß hinzu. »Mich hat mehr oder weniger der Zufall nach Tucson verschlagen. Ich möchte mein Pferd für eine Nacht in deine Obhut geben, Oldman. Versorge es gut. Das Tier hat gute Behandlung verdient.«

»Es ist bei mir in den besten Händen, McQuade«, versicherte der Stallmann und übernahm von dem Texaner den Vierbeiner, der ein unwilliges Schnauben hören ließ und mit dem Huf scharrte. Das Gesicht des Stallburschen nahm einen verkniffenen Ausdruck an. »Dodson hat es im Endeffekt dir zu verdanken, wenn er morgen Früh baumelt. Seine Söhne sind in der Stadt, und sie haben zwei ziemlich üble Nummern mitgebracht. Ich kann diese Sorte einschätzen, McQuade. Sie sind von einem besonderen Kaliber, und ich denke mal, dass die beiden Dodson-Jungs und ihre Kumpels für eine böse Überraschung gut sind.«

»Du denkst…?«

»Ich bin davon überzeugt«, knurrte der Stallmann grimmig. »Und sollte es ihnen gelingen, dann solltest du dich vorsehen, Texas. Jeder in Tucson weiß, dass Dodson geschworen hat, dir das Tor zur Hölle aufzustoßen.«

»Der Sheriff und ein halbes Dutzend Deputies werden es zu verhindern wissen«, zeigte sich McQuade optimistisch. Er schnallte seine Satteltaschen los und warf sie sich über die Schulter. Das Gewehr hatte er schon beim Sheriff's Office aus dem Scabbard geholt. »Ich hole das Tier morgen nach Sonnenaufgang ab«, gab McQuade zu verstehen, dann stapfte er aus dem Stall. Sein Ziel war das Hotel.

Als er sich auf der Höhe des Sheriff's Office befand, verließen es die beiden Dodsons. Sie sahen McQuade, der dreißigjährige Cash Dodson rief klirrend: »McQuade!«

Der Kopfgeldjäger hielt abrupt an, schwang halb herum und nahm Front zu den beiden Brüdern ein. Sie sprangen vom Vorbau und kamen über die Fahrbahn. Ihre Stiefel schaufelten den Staub. In den Holstern steckten jetzt langläufige Colt-Revolver. Bei jedem ihrer Schritte streiften ihre Handballen die abstehenden Knäufe.

Sie hatten die Revolver in einer Art geschnallt, die vermuten ließ, dass sie damit umzugehen vermochten. Und ein Blick in ihre gestrafften Gesichter mit den beherrschenden kalten Augen zeigte McQuade, dass sie eine Reihe von Eigenschaften in sich vereinten, die von gnadenloser Härte über konsequente Kompromisslosigkeit bis hin zu grausamer Brutalität und grenzenloser Skrupellosigkeit reichten.