Der Kopfgeldjäger Folge 15/16  (Zwei McQuade Western) - Pete Hackett - E-Book

Der Kopfgeldjäger Folge 15/16 (Zwei McQuade Western) E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.

Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 15/16 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western

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Seitenzahl: 105

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Der Kopfgeldjäger

Folge 15/16

(Zwei McQuade Western)

Vom Hass getrieben/ Entscheidung im Oak Creek Canyon

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956172335

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vom Hass getrieben

Entscheidung im Oak Creek Canyon

Über den Autor

Vom Hass getrieben

Vince McQuade hatte die ersten Häuser des kleinen Ortes passiert und lenkte sein Pferd auf einen Tränketrog zu. Sattelsteif stieg er vom Pferd, das sogleich die Nase in das abgestandene Wasser mit dem feinen Staubfilm auf seiner Oberfläche tauchte und soff.

Staubwirbel glitten über die Straße. Staub rieselte von den Schultern des Texaners und von der Krempe seines breitrandigen Stetsons mit der flachen Krone. Staub verklebte auch die Poren in seinem stoppelbärtigen, hohlwangigen Gesicht, das von einem pulvergrauen Augenpaar beherrscht wurde. McQuade wusch sich das Gesicht, trocknete es mit seinem Halstuch ab, dann schaute er umfassend in die Runde.

Skull Valley war der Name der Stadt. Dreißig Meilen weiter östlich lag Prescott. Prescott war das Ziel des Kopfgeldjägers.

McQuade registrierte hinter einigen der verstaubten Fenster die hellen Kleckse von Gesichtern. Sie zuckten zurück, wenn sie den Blick des Fremden auf der Straße auf sich gerichtet fühlten. Ein Stück weiter, auf einem Vorbau, saß in einem Schaukelstuhl ein grauhaariger Mann. Sein Kinn war auf die Brust gesunken, er hatte die Augen geschlossen.

Auf der Straße und auf den Gehsteigen zu beiden Seiten sah McQuade keine Menschenseele. Und das mutete den Kopfgeldjäger seltsam an. Es ging auf den Abend zu und die Zeit der Siesta, in der sich die Menschen in ihren kühlen Behausungen verkrochen, war vorbei. Es war, als duckte sich die Stadt vor irgendetwas, als befände sie sich im Würgegriff einer lähmenden Angst.

Das Pferd hob den Kopf und prustete. Spielerisch bewegte das Tier die Ohren. Es hatte seinen Durst gelöscht. McQuade nahm es am Kopfgeschirr und führte es zu dem Gebäude, auf dessen Vorbau der Oldtimer in dem Schaukelstuhl döste. »Guten Tag, Sir«, grüßte McQuade.

Die Augen des Grauhaarigen öffneten sich, geradezu erschreckt musterte er den Kopfgeldjäger.

»Was ist los hier?«, fragte McQuade. »Mir kommt die Stimmung in diesem Nest ausgesprochen gedrückt vor. Die Stadt mutet an wie ein Leichenschauhaus. Stimmt etwas nicht?«

McQuade stellte diese Frage nicht von ungefähr. Immer wieder hatte er erlebt, dass Ortschaften wie Skull Valley von raubeinigen Kerlen terrorisiert wurden, immer wieder versuchten zweibeinige Wölfe, kleinen Städten wie dieser ihren Stempel aufzudrücken und den Bürgern Angst und Schrecken einzujagen.

Auch in dieser Stadt schien die Angst zu regieren.

McQuade spürte es geradezu körperlich. Ein untrüglicher Instinkt signalisierte es ihm. Fragend und forschend zugleich fixierte er das runzlige Gesicht des alten Mannes, aus dem ihm zwei müde, wässrige Augen entgegenblickten, in denen kein Leben zu sein schien.

Der Oldtimer kratzte sich am Kinn, dann krächzte er: »Hier ist seit einigen Tagen der Teufel los, Fremder. Wes Carrington ist mit drei Galgenvögeln in diesen Landstrich zurückgekehrt, und er hat einen blutigen Rachefeldzug begonnen. Vorgestern hat er John Stanwell erschossen. Gestern Abend knallte er hier in der Stadt auf offener Straße Ben Hastings zusammen. Er ist eiskalt und absolut tödlich, schlimmer als ein tollwütiger Wolf. Und es stehen noch einige Leute auf seiner Abschussliste. Er…«

Hufschläge prallten heran. Sie näherten sich von Norden. Der Oldtimer erhob sich, trat an das Vorbaugeländer heran, und schaute in die Richtung, aus der das Hufgetrappel herantrieb. Auch McQuade hatte den Kopf gedreht und blickte in diese Richtung. Nach einiger Zeit zog ein Reitertrupp über den Kamm einer Bodenwelle am Stadtrand, und McQuade entging nicht, dass über den Rücken von drei Pferden schlaffe Gestalten hingen. Einige Reiter trugen Verbände.

McQuade brauchte niemand zu sagen, dass es sich bei diesem Reiterpulk um einen Haufen Geschlagener handelte.

Der Oldtimer presste eine Verwünschung zwischen den Zähnen hervor, dann stieg es rau aus seiner Kehle: »Das ist das Aufgebot, das Wes Carrington und seine Sattelwölfe verfolgt hat. Gütiger Gott, sie haben Federn lassen müssen. Von neun Reitern sitzen nur noch sechs im Sattel. Die anderen drei…«

Der alte Mann brach ab und schluckte. Erschütterung und Fassungslosigkeit standen ihm ins faltige Gesicht geschrieben.

Die Pferde gingen im Schritt und ließen müde die Köpfe hängen. Ihre Hufe rissen kleine Staubwolken in die noch immer heiße Luft. Leises Klirren, Knarren und Pochen rollte vor dem Zug her zwischen die Häuser.

Und jetzt kamen Menschen aus ihren Häusern. Schreck, Entsetzen, Betroffenheit und eine Reihe weiterer Empfindungen prägten die Gesichter. Die Augen flackerten unruhig. Die Bürger rotteten sich auf der Straße zusammen. Die Reiter zerrten die Pferde in den Stand. Fragende Blicke verkrallten sich regelrecht an ihnen, erwartungsvolle Spannung hing in der Luft und schwängerte die Atmosphäre.

Einer der Reiter, ein Mann um die fünfzig mit grau melierten Haaren– seine Augen waren rot gerändert und er trug einen durchbluteten Verband um den Oberarm -, rief heiser: »Wir sind ihnen bis weit in die Santa Maria Mountains hinein gefolgt. In einer Schlucht warteten sie auf uns. Sie eröffneten ohne jede Warnung das Feuer. Rufus Smith, Dale Winslow und Carl Darlight wurden getötet. Wir anderen hatten Glück. Einige von uns wurden zwar verwundet, aber wir sind wenigstens mit dem Leben davongekommen.«

Raunen und Murmeln erhob sich. Jemand brüllte: »Und das ist erst der Anfang! Carrington hat all denen, die damals in der Jury saßen, blutige Rache geschworen. Er wird nicht ruhen…«

»Wir dürfen unsere Waffen nicht mehr aus der Hand legen, so lange Carrington auf freiem Fuß ist!«, rief der Mann mit der Wunde am Oberarm. »Nur wenn wir eine Gemeinschaft bilden, können wir dem Hass dieses Höllenhundes Paroli bieten.«

Eine Menge Fragen begannen auf McQuade einzustürmen. Eine Antwort fand er auf keine einzige.

Der Mann auf dem Pferd rief: »Lasst uns durch, Leute. Wir sind müde, einige von uns haben Blut verloren. Unsere Wunden müssen behandelt werden. Bringt Smith, Winslow und Darlight zum Undertaker. Und dann geht nach Hause, nehmt eine Waffe in die Hand und bereitet euch darauf vor, dass Carrington die Stadt irgendwann wieder heimsuchen wird. Ja, es ist eine Heimsuchung. Carrington und seine Kumpane verkörpern das Böse– sie sind Ausgeburten der Hölle.«

Die sechs Reiter trieben ihre Pferde an, die Tiere mit den drei schlaffen Gestalten auf den Rücken blieben stehen. Die Menschenansammlung bildete eine Gasse, durch die die Reiter ihre Pferde lenkten.

»Wo finde ich den Mietstall?«, erkundigte sich McQuade bei dem Oldtimer.

Der Mann beschrieb ihm den Weg.

*

Typischer, muffiger Stallgeruch empfing McQuade. Durch die Ritzen zwischen den Brettern fielen schräge Lichtbahnen. In den Ecken spannten sich verstaubte Spinnennetze. Vom Stallmann keine Spur. McQuade machte sich daran, sein Pferd abzusatteln. Als er den Sattel zu einem Querbalken trug, um ihn darauf abzulegen, erschien der Stallbursche. Der Kopfgeldjäger vermutete, dass der Mann auf der Straße gewesen war.

Der Stallmann taxierte ihn mit einer Mischung aus Neugierde und Misstrauen. Der Texaner ließ die Musterung gelassen über sich ergehen, schließlich ergriff der Stallbursche das Wort: »In Skull Valley ist der Teufel los, Mister. Ein Verrückter namens Wes Carrington gebärdet sich wie eine reißende Bestie, die nur noch den niedrigsten Trieben gehorcht. Er hat John Stanwell abgeknallt, und dann kam er in die Stadt und schickte Ben Hastings über den Jordan. Es ist der Irrsinn brutalster Gewalt, Carrington wird vom tödlichen Hass getrieben. Er hat geschworen, in Skull Valley eine Reihe von Särgen zu füllen.«

»Weshalb ist Carrington derart voll Hass?«

Der Stallmann nagte sekundenlang an seiner Unterlippe. Gedankenvoll starrte er auf einen unbestimmten Punkt in der Düsternis des Stalles. Dann hub er zu sprechen an: »Die Sache liegt über drei Jahre zurück. Carrington kam mit seiner Frau von Texas herüber. Sie wollten hinauf nach Oregon. Auf dem Weidegebiet der Diamant-S Ranch hielt er seinen Conestoga-Schoner an, weil seine Frau in den Wehen lag. Schließlich gebar sie einen kleinen Jungen.«

Der Stallmann machte eine Pause, in der er eine Stange Kautabak aus der Westentasche holte, ein Stück abbiss und zu kauen begann.

McQuade, der den Sattel abgelegt hatte, setzte sich auf eine Futterkiste, holte sein Rauchzeug aus der Manteltasche und drehte sich eine Zigarette. Als sie brannte und er den ersten Zug inhaliert hatte, sagte er: »Na schön. Sie wurde von einem kleinen Jungen entbunden. Was kam dann?«

Der Stallmann schaute ihn an wie ein Erwachender. Dann spuckte er einen Strahl braunen Tabaksaft zur Seite aus und knurrte: »Die Frau bekam Fieber. Sie konnte den Jungen nicht stillen. Carrington, der sich in der Gegend nicht auskannte, ritt kreuz und quer herum, um Hilfe zu finden, und er stieß auf die Diamant-S Ranch.«

»Lass mich raten«, murmelte McQuade. »Das S steht für Stanwell, nicht wahr?«

»So ist es«, antwortete der Stallbursche nickend. »Auf der Ranch befand sich nur Tex Stanwell, der Jüngere von Big Johns Söhnen. Er war betrunken. Und er gebot Carrington, vom Land der Diamant-S zu verschwinden. Die Hilfe, um die Wes Carrington bat, verweigerte ihm der junge Stanwell. Er versprach, Carrington mit der Peitsche vom Weideland der Diamant-S zu jagen. Carrington bettelte um eine Wasserflasche voll Milch, damit er seinen Jungen füttern konnte. Tex Stanwell lachte ihn nur aus.«

»Nicht gerade gastfreundlich«, murmelte McQuade.

»Tex Stanwell taugte nichts!«, stieß der Stallmann grimmig hervor. »Er jagte drei Diamant-S Reiter in die Sättel und sie folgten Carrington. Als dieser den Conestoga-Schoner erreichte, war seine Frau am Kindbettfieber gestorben.«

Der Stallmann ließ seine Worte wirken.

McQuade, der bereits ahnte, wie sich die Geschichte fortsetzte, forderte den Burschen auf, weiterzusprechen.

»Wenig später trafen der betrunkene Tex Stanwell und seine drei Reiter bei dem Prärieschoner ein. Sie erschossen die beiden Ochsen, die den Conestoga-Schoner zogen und zündeten das Fuhrwerk an. Dann schlugen sie Carrington brutal zusammen. Lediglich sein Pferd ließen sie ihm. Mit seinem kleinen Sohn auf dem Arm ritt er davon.«

»Was du bisher erzählt hast rechtfertigt nicht den tödlichen Hass Carringtons«, murmelte McQuade und sog an der Zigarette.

»Nach drei Wochen kam Carrington zurück«, fuhr der Stallmann fort. »Sein Junge war auf dem Weg zurück nach Prescott gestorben– er verhungerte. Dass sich Skull Valley in der Nähe befand, wusste Carrington nicht.– Carrington hatte drei Freunde dabei. Niemand kennt ihre Namen. Er schnappte sich Tex Stanwell, als Big John und ein großer Teil der Mannschaft eine Herde nach Flagstaff trieben, ließ einen Eimer voll Milch füllen und ersäufte den jungen Stanwell darin, indem er seinen Kopf solange hineindrückte, bis Tex tot war.«

»Auge um Auge«, murmelte McQuade. Er warf die Kippe auf den festgestampften Boden und trat die Glut sorgfältig aus.

»Yeah. Kaum jemand hatte Mitleid mit Tex Stanwell. Nichtsdestotrotz– es war Mord. Ben Hastings, der Deputy, ritt los und er schnappte Carrington oben in Camp Wood. Er hatte sich wieder von den drei Kerlen getrennt, die ihm geholfen hatten, Tex Stanwell zur Rechenschaft zu ziehen. In Prescott fand die Verhandlung statt. Man berief einige Bürger aus Skull Valley in die Jury, denn im Einzugsgebiet der Stadt geschah der Mord an Tex Stanwell. Das Gericht schickte Carrington nicht an den Galgen. Er sollte für seine Tat lebenslang in Yuma büßen.«

»Wieso ist er nach drei Jahren wieder frei?«, fragte McQuade etwas irritiert.

»Irgendwie ist es ihm gelungen, aus dem Zuchthaus auszubrechen. Als man ihn damals von Prescott nach Yuma überführte, hielt Big John mit seinen Leuten den Gefangenentransport an. Er wollte Carrington hängen sehen. Es kam fast zu einem Kampf. Der Deputy und seine Männer verhinderten den Lynchmord. Big John war außer sich und beleidigte sowohl die verstorbene Frau Carringtons, als auch den kleinen Jungen, der elend verhungerte. Er nannte die Frau eine Auswandererhure und den toten Jungen einen kleinen, dreckigen Bastard, und er meinte, dass es um die beiden nicht schade wäre. Viel schlimmer wäre es, dass sein Sohn tot sei! Und er wünschte Carrington, dass seine Frau und sein Junge in der Hölle schmoren sollten.«

»Als Carrington ihn jetzt erschoss, war das die Quittung für seine mitleidlosen, herzlosen Worte«, konstatierte McQuade.

»Yeah. Gestern Abend kam Carrington mit seinen Komplizen in die Stadt. Er hat damals geschworen, die Männer, die in der Jury saßen, zur Rechenschaft zu ziehen. Carrington fühlte sich nicht schuldig. Er war davon überzeugt, den Mörder seines Sohnes gerecht bestraft zu haben. Wie Sie sagten: Auge um Auge. Carrington plädierte auf Freispruch. Die Jury aber sprach ihn des hinterhältigen Mordes aus niedrigen Beweggründen schuldig.«

»Er wollte gestern damit beginnen, den Jurymitgliedern eine höllische Rechnung zu präsentieren«, murmelte McQuade, und es war keine Frage, sondern eine Feststellung.