Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.
Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 17/18 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 105
Veröffentlichungsjahr: 2014
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Der Kopfgeldjäger
Folge 17/18
(Zwei McQuade Western)
Hängt Shannon an den höchsten Baum/ Ein Sarg für McQuade
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172342
Cover
Titel
Impressum
Hängt Shannon an den höchsten Baum
Ein Sarg für McQuade
Über den Autor
McQuade ließ sein Pferd im Schritt gehen. Vor ihm schlängelte sich das breite, staubige Band der alten Poststraße nach Osten. Am Morgen war er in Flagstaff aufgebrochen. Jetzt ging es auf den Abend zu und er hatte etwa dreißig Meilen zurückgelegt.
Müde zog das Tier die Hufe durch den Straßenstaub. Es ließ den Kopf hängen und schnaubte mit geblähten Nüstern. Die sengende Hitze hatte sowohl das Tier als auch den Reiter ausgehöhlt. Im hohlwangigen Gesicht des Kopfgeldjägers klebte eine dünne Staubschicht. Der Staub hatte auch seine Augen entzündet, knirschte zwischen seinen Zähnen und war unter seine Kleidung gekrochen.
Etwa eine Viertelmeile vor McQuade bohrte sich die Straße zwischen die Hügel, aus denen sporadisch bis zu haushohe Felsen ragten. Die Vegetation bestand aus Grama Gras, Ocotillos, Mesquites und dichtbelaubten Agarita-Sträuchern, die rote Beeren trugen.
Die Sonne schien auf den zerklüfteten Bergen in rauchiger Ferne zu stehen, ihre Ränder waren scharf und klar. Die Schatten waren gewachsen. Ein heißer Südwind ließ die Blätter der Sträucher rascheln und trieb Staubschleier über die Hügelkuppen.
Als zwischen den Hügeln ein berittener Pulk auftauchte, zügelte McQuade sein Pferd. Der Kopfgeldjäger schätzte, dass es sich um mindestens zehn Reiter handelte. Sie ritten in loser Ordnung, zogen eine wallende Staubfahne hinter sich her und näherten sich dem Texaner in einem raumgreifenden Galopp.
Nach einiger Zeit konnte McQuade den fernen Hufschlag vernehmen. Er hörte sich an wie Donnergrollen. Je näher er kam und je mehr er anschwoll, umso deutlicher wurde das Getrappel. Und umso klarer konnte der Kopfgeldjäger Einzelheiten ausmachen. Im Reitwind flatterten die Halstücher der Reiter, die Krempen ihrer Hüte waren vorne senkrecht in die Höhe gebogen, die Männer peitschten ihre Pferde mit den langen Zügeln und rauen Zurufen vorwärts.
McQuade fragte sich, weshalb es diese Kerle wohl so eilig hatten.
Dann waren sie heran. Sie zerrten die Pferde in den Stand, fixierten den Kopfgeldjäger kurz und eindringlich, zogen wie auf ein geheimes Kommando die Revolver, ritten auseinander und kreisten ihn ein. Der aufgewirbelte Staub senkte sich. Sattelleder knarrte, Gebissketten klirrten. Zehn Augenpaare waren auf McQuade gerichtet, taxierten ihn, schienen ihn zu erforschen und einzuschätzen. Zehn Revolvermündungen starrten ihn drohend an. In den Gesichtern kam etwas zum Ausdruck, das McQuade beklommen machte. Er hielt die Zügel straff. Sein Pferd stand still.
»Halte nur die Hände von deiner Gürtelkanone fern!«, stieß einer der Reiter drohend zwischen den Zähnen hervor. Er befand sich halbrechts hinter McQuade. Der Kopfgeldjäger zog sein Pferd etwas herum, und nun konnte er den Stern an der Weste des Mannes erkennen. Das Abzeichen war aus dem Blech einer Konservendose herausgeschnitten worden. Es war schmucklos, die sechs Zacken des Sterns waren unterschiedlich groß, man konnte dieses Symbol des Gesetzes als ausgesprochen primitiv bezeichnen.
Der Sheriff war um die fünfzig Jahre alt und hager, sein Gesicht wies tiefe Falten und Kerben auf, ein dichter, grau melierter Schnurrbart verdeckte seine Oberlippe. Er hatte die Augen eines Raubvogels.
McQuade legte die Hände übereinander auf das Sattelhorn. Staubheiser sagte er: »Ich komme von Flagstaff herüber. Mein Name ist McQuade. Aus welchem Grund lasst ihr mich in die Mündungen eurer Revolver blicken?«
Die stechenden Blicke, mit denen sie ihn fixierten, bereiteten ihm geradezu körperliches Unbehagen. Und dieser Funke der Rastlosigkeit schien auf sein Pferd übergesprungen zu sein. Es scharte mit dem Huf, dann begann es unruhig auf der Stelle zu tänzeln. McQuade nahm das Tier mit eiserner Hand in die Kandare.
»Vor einer knappen Stunde wurde zwischen Sunshine und Two Guns die Postkutsche überfallen«, knurrte der Sheriff, ohne den durchdringenden Blick von McQuade abzuwenden. »Es waren drei Banditen. Sie trugen Staubmäntel wie du, Mister. Der bewaffnete Begleitmann wurde bei dem hold up erschossen.«
»Ich bin alleine«, murmelte McQuade.
»Das hat nichts zu sagen!«, blaffte der Sheriff. »Das Trio braucht sich nur getrennt zu haben.«
»Nun -« McQuade zuckte mit den Schultern, »- ich habe damit nichts zu tun.«
»Geben Sie mir Ihren Revolver«, forderte der Gesetzesmann und hielt McQuade die linke Hand hin. »Ziehen Sie ihn aber vorsichtig aus dem Holster. Andernfalls…«
Er brach ab. Doch sein Schweigen war beredter als alle Worte der Welt.
McQuade zog die Waffe, trieb sein Pferd ein wenig nach vorn und drückte den Sechsschüsser in die Hand des Ordnungshüters. Der roch an der Mündung, an der Trommel, presste einen Augenblick lang die Lippen zusammen, dann reichte er die Waffe zurück. »Und jetzt das Gewehr!«, gebot er grimmig.
McQuade versenkte das Eisen im Holster, das Gewehr flirrte aus dem Scabbard, der Texaner reichte es dem Sheriff und der beschnupperte es ebenso wie den Sechsschüsser. Schließlich ließ der Sheriff die Hand mit der Waffe sinken und sagte: »Aus keiner der Waffen wurde in der vergangenen Stunde ein Schuss abgegeben.« McQuade erhielt die Henrygun zurück. Der Sheriff stieß seinen Revolver ins Futteral und ergriff noch einmal das Wort: »Sorry, McQuade. Aber wir mussten misstrauisch und vorsichtig sein.«
Auch die anderen Männer des Aufgebots ließen die Revolver sinken. Die Anspannung löste sich in den Gesichtern.
»Weiß man, wer die Postkutsche überfallen hat?«, fragte McQuade.
»Man kennt nur einen Namen«, versetzte der Gesetzeshüter. »Kenneth Shannon. Er macht die Straße zwischen Flagstaff und Winslow unsicher. Auf seinen Kopf ist ein Kopfgeld von fünfhundert Dollar ausgesetzt. Allerdings war bisher kein Mord im Spiel. Nun wurde ein Mann erschossen. Ich denke, Shannon wird im Wert ziemlich steigen.«
»Und Sie denken, dass die Bande die Poststraße benutzt, um sich vor einem etwaigen Aufgebot in Sicherheit zu bringen?«, fragte McQuade, und sein Gesichtsausdruck brachte alle Zweifel zum Ausdruck, die in ihm waren. Er schüttelte den Kopf. »Das wäre entweder kaltschnäuzig und unverfroren, oder dumm.«
»Man sah die Kerle durch Two Guns reiten«, versetzte der Sheriff. »Der Deputy dort hat zwei Aufgebote in Marsch gesetzt. Das eine durchkämmt das Terrain in nördlicher Richtung, das andere sucht die Bande im Süden, rund um das Gebiet des Canyon Diablo.«
»Sie kommen aus Sunshine?«
Der Sheriff nickte und schaute in die Runde. »Wir reiten weiter, Männer.«
McQuade ließ das Gewehr in den Sattelschuh gleiten und sagte: »Ich denke, Sheriff, Sie jagen hier auf der Straße einem Phantom hinterher. Mir jedenfalls sind keine drei Reiter begegnet. Und es wäre auch idiotisch von den dreien, wenn sie auf der Poststraße geblieben wären. Die haben sich längst in die Wildnis abgesetzt.«
Im Gesicht des Sheriffs arbeitete es. Seine Backenknochen mahlten. Grüblerisch starrte er auf einen ungewissen Punkt in der Ferne. Die Reiter der Posse musterten ihn abwartend.
»Mich brauchen Sie ja nicht mehr«, murmelte McQuade und trieb sein Pferd an.
Er riss damit den Ordnungshüter aus seiner Versunkenheit.
Zwei der Reiter trieben ihre Pferde auseinander, damit McQuade zwischen ihnen hindurch reiten konnte.
»Was meint ihr, Leute?«, hörte der Kopfgeldjäger den Sheriff fragen.
»Ich denke, dieser McQuade hat recht«, rief ein Mann. »Auch ich würde nicht auf der Straße bleiben, wenn ich eine Hetzjagd auf mich befürchten müsste. Es ist wohl tatsächlich so, dass wir hier auf der Straße einem Phantom hinterher jagen.«
Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
»Zur Hölle damit!«, rief der Sheriff zornig. »Ein Mann ist gestorben. Wir können doch nicht die Hände in den Schoß legen und die drei Banditen einfach so entkommen lassen.«
McQuade, der schon einige Pferdelängen von dem Pulk entfernt war, konnte die Worte klar und deutlich vernehmen. Sie bohrten sich wie ein Stachel in sein Gemüt und brachten sein Blut zur Wallung. >Ein Mann ist gestorben<, klang es in ihm nach und seine Gedanken begannen zu arbeiten. Weil das so ist, muss dieser Bande das Handwerk gelegt werden. Ein Mord ist geschehen und die Mörder haben nichts mehr zu verlieren. Es wird ihnen auf weiteres Blutvergießen nicht mehr ankommen.– Du bist gefordert, McQuade.
*
Vor ihm tauchten nach einer Stunde, in der er das Pferd im Schritt gehen ließ, die Häuser einer kleinen Stadt auf. Eine Ansammlung von Wohngebäuden mit falschen Fassaden, Schuppen, Scheunen und Ställen. Am Stadtrand weideten in Pferchen und Corrals Schafe, Ziegen, Milchkühe und einige Pferde. Die Poststraße bildete innerhalb der Ortschaft die Main Street.
McQuade passierte das verwitterte Ortschild und konnte lesen, dass der Ort Two Guns hieß. Seltsamer Name, dachte er. In der Zwischenzeit war die Sonne zu zwei Dritteln hinter dem bizarren Horizont im Westen versunken. Der Himmel hatte sich gerötet, rötlicher Schein hatte sich auf die Main Street gelegt. Von Osten schob sich die Abenddämmerung mit diffusem Grau heran.
Ein Gebäude überragte alle anderen Bauten zu beiden Seiten der Main Street. Die Aufschrift auf dem Giebel verkündete, dass es sich um den Mietstall handelte. Durch ein hohes Galgentor, das weit offen stand, gelangte man in den Wagen- und Abstellhof. In der Hofmitte gab es einen Brunnen mit gemauertem Rand. Von einer Holzvorrichtung, die mit einer Winde versehen war, hing ein Ledereimer. Bei dem Brunnen hielt McQuade an und saß ab. Die Winde quietschte durchdringend, als er einen Eimer voll Wasser in die Höhe hievte. Er stellte ihn auf dem Brunnenrand ab und sah den Stallmann über die Lichtgrenze unter dem Stalltor schreiten. Es war ein dürrer, vertrocknet wirkender Mann mit einem wilden, grauen Bartgestrüpp im Gesicht und einer Halbglatze.
Das Misstrauen im Blick des Stallburschen war nicht zu übersehen. Er musterte McQuade unverhohlen und machte sich ein Bild von ihm. Dabei zeigte er nicht die Spur von Freundlichkeit.
McQuade schenkte ihm weiter keine Beachtung, nahm die Schöpfkelle, die an einem Nagel hing, tauchte sie ins Wasser und trank. Der Stallmann war heran und hielt an. Das Mahlen des Sandes unter den Sohlen seiner derben Arbeitsschuhe endete. Seine Brauen waren zusammengeschoben, sein Blick war lauernd geworden, sein Gesicht wirkte finster, und als er sprach, klang seine Stimme grollend: »Sie sind verstaubt und verschwitzt, Fremder. Ihr Pferd wirkt erschöpft. Ich denke, Sie haben einen ziemlich strapaziösen Ritt hinter sich.«
McQuade hängte die Schöpfkelle an den Nagel zurück und stellte den Eimer Wasser vor das Pferd hin, das sofort seine Nase hinein tauchte. »Einen langen Ritt«, verbesserte McQuade den Mann. »Ich komme von Flagstaff herüber. Der Tag war heiß, der Weg führt durch Wildnis aus Fels, Sand und Staub. Aus diesem Grund sollten Sie sich kein falsches Bild von mir machen.«
Der Stallmann stemmte beide Arme in die Seiten, legte den Kopf etwas in den Nacken und sagte: »Vor etwa zwei Stunden wurde die Stagecoach zwischen Two Guns und Sunshine überfallen. Es hat einen Toten gegeben. Die Kerle trugen lange Staubmäntel…«
Der Bursche brach ab und schwieg viel sagend.
»Ich bin dem Sheriff aus Sunshine mit seinem Aufgebot begegnet«, murmelte McQuade. »Er…« Der Texaner drehte den Kopf halb herum und schaute in Richtung Hoftor. »Hören Sie die Hufschläge? Das ist das Aufgebot aus Sunshine. Es ist umgekehrt.– Ich würde gerne über Nacht in der Stadt bleiben. Kann ich mein Pferd bei Ihnen unterstellen?«
Zwei Reiter kamen in den Hof. Beim Brunnen saßen sie ab. Einer sagte: »Wir haben aufgegeben, McQuade. Sherman ist allerdings weitergeritten. Er ist ganz versessen darauf, Shannon und seinen Kumpanen den Marsch zu blasen. Wir anderen sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Sie recht haben. Die Banditen haben die Straße längst verlassen und ihre Spur verliert sich irgendwo in der Ödnis.«
»Sherman ist der Mann mit dem Stern, wie?«
»Yeah, Wade Sherman. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, Shannon unter den Galgen zu bringen.«
Die beiden Reiter saßen ab.
»Kümmerst du dich um unsere Pferde?«, fragte der Mann, der bis jetzt geschwiegen hatte, den Blick auf den Stallburschen gerichtet. Dieser nickte. Sie zogen ihre Gewehre aus den Scabbards, schnallten die Satteltaschen los, hängten sie sich über die Schulter und stapften zum Hoftor.
»Sie sind aus Two Guns«, bemerkte der Stallmann, an McQuade gewandt. »Brown und Hathaway haben sich dem Aufgebot des Sheriffs aus Sunshine angeschlossen. Weitere Aufgebote sind…«
»Ich weiß«, knurrte McQuade und schnallte ebenfalls die Satteltaschen los, angelte sich die Henrygun und fügte hinzu: »Ich will morgen in aller Frühe weiterreiten. Wann öffnet der Stall?«
»Um sieben Uhr.«
McQuade wandte sich ab und verließ auf sattelsteifen Beinen den Hof. Auf der Straße angelangt orientierte er sich kurz, sah das Hotel und schritt schräg über die Fahrbahn darauf zu. Seine Stiefel schaufelten den Staub, seine Sporen klirrten leise, das brüchige Leder seiner Stiefel knarrte. Einige Menschen, die sich auf der Straße und auf den Gehsteigen bewegten, beobachteten ihn.