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Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.
Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 23/24 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western
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Seitenzahl: 104
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Der Kopfgeldjäger
Folge 23/24
(Zwei McQuade Western)
Er folgte der Spur des Todes/ Handlanger des Satans
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172373
Cover
Titel
Impressum
Er folgte der Spur des Todes
Handlanger des Satans
Über den Autor
Gray Wolf hielt an, hob den Kopf und reckte witternd die Nase in den Wind. Plötzlich bellte der Hund und rannte los. Das Bellen war wie eine Aufforderung, ihm zu folgen. McQuade trieb die Grulla-Stute zu einer schnelleren Gangart an. Die Hufe begannen auf dem von der Sonne hartgebackenen Boden zu trommeln. Das Gelände stieg an. Zu beiden Seiten des Kopfgeldjägers erhoben sich die Hügel und Felsen der Little Dragoon Mountains.
McQuade erreichte den Kamm der Anhöhe und zerrte das Pferd in den Stand. Unten, in der Ebene, die sich fast eine halbe Meile bis zu einer Bergkette dehnte, brannte eine Farm. Hoch schlugen die Flammen aus den Dächern der Gebäude. Funken sprühten, Asche wirbelte, als eines der Dächer zusammenbrach. Dunkler Qualm wurde vom Wind über den schmalen Creek getrieben, der die Ebene zerschnitt und im Osten zwischen bizarren Felsformationen verschwand.
Gray Wolf hatte sich auf die Hinterläufe niedergelassen. Das Tier fiepte leise. Die Grulla-Stute prustete und scharrte mit dem Huf. Sichernd schwenkte der Kopfgeldjäger seinen Blick in die Runde. Ihm war klar, dass der Brand gelegt worden war. Und die Brandstifter konnten noch in der Nähe sein. Also war äußerste Vorsicht geboten. In diesem Land konnte der Tod hinter jedem Felsen lauern.
McQuade konnte nichts Beunruhigendes wahrnehmen. »Hüh!« Er ruckte im Sattel und das Pferd setzte sich in Bewegung. Gray Wolf lief neben der Stute her den Abhang hinunter. Manchmal schlitterten die Hufe des Pferdes ein Stück hangabwärts. Überall lag Geröll herum. Dazwischen wuchs Kreosot. Schließlich waren sie unten und McQuade galoppierte auf die brennenden Gebäude zu.
Nun sah der Kopfgeldjäger auch den Mann, der zwischen zwei Schuppen bäuchlings am Boden lag. Aus seinem Rücken ragte der Schaft einer Kriegslanze. Das Blut, das sein Hemd getränkt hatte, war noch nicht eingetrocknet. Fliegen krochen auf dem Blutfleck herum. McQuade saß ab. Er leinte das Tier an den Ast eines Strauches und lief zu der reglosen Gestalt hin. Die Hitze war fast unerträglich. Krachend stürzte keine dreißig Schritte entfernt der Stall in sich zusammen.
McQuade packte den Toten und schleppte ihn von den brennenden Gebäuden weg. Bei der Grulla-Stute legte er ihn auf den Boden, mit einem Ruck zog er die Lanze aus seinem Rücken. Er schleuderte die Waffe fort. Eiskalt rann es ihm den Rücken hinunter. Wieder schaute er sichernd in die Runde. Er fühlte sich von tausend Augen beobachtet. Er fühlte Beklemmung. Zwischen seinen Schulterblättern war ein leichtes Kribbeln zu verspürten. Etwas lag in der Luft und berührte ihn nahezu körperlich. Tod und Unheil…
Aber in der erhabenen Bergwelt ringsum herrschte Stille– Totenstille.
McQuade zog die Henry Rifle aus dem Scabbard und repetierte. Dann ging er langsam um die Farm herum. Immer wieder krachte und barst es, wenn ein Schuppen zusammenstürzte. Der Brandgeruch war geradezu penetrant. Gray Wolf wich McQuade nicht von der Seite. Der Kopfgeldjäger suchte nach Spuren. Ganz nebenbei registrierte er, dass der Corral und ein Pferch, in dem wahrscheinlich Ziegen oder Schafe weideten, leer waren.
Der Kopfgeldjäger stieß auf Spuren. Es waren mindestens ein halbes Dutzend Pferde, die nach Süden getrieben worden waren. Dazwischen waren kleine Hufabdrücke, wie sie nur von Ziegen und Schafen stammen konnten. Da war aber auch eine Rinderspur…
McQuades Blick hob sich und schweifte in die Ferne, wo sich im bläulichen Dunst zerklüftete Felsgebilde abzeichneten. Dann schaute er nach dem Stand der Sonne. Sie befand sich noch ziemlich weit im Osten und die Hitze war erträglich. Ein von Radspuren zerfurchter und von Hufen aufgewühlter, staubiger Weg führte von der Farm weg nach Norden.
McQuade wuchtete den Toten vor dem alten, gebrochenen Sattel quer über den Widerrist der Stute, die unwillig prustete und nicht ruhig stehen wollte. Dann saß der Texaner auf und kitzelte das Tier mit den Sporen. Er folgte dem Weg. Die Hufe rissen kleine Staubwolken in die warme Luft. Vogelgezwitscher begleitete den Reiter mit der traurigen Last, die vor ihm quer über den Pferderücken hing. Der Weg bohrte sich zwischen felsige Steilhänge, von denen gleißender Sand floss und die mit Geröll übersät waren. In Felsritzen, die sich im Laufe der Jahre mit Erde gefüllt hatten, wuchsen dornige Comas. Gray Wolf lief einige Yards vor dem Pferd her.
McQuade war hellwach und wachsam. Er ritt voller Anspannung, die ihn bis in die letzte Körperfaser fest im Griff hatte und seine Nerven zum Schwingen brachte. Die Gefahr, die von den Apachen ausging, war allgegenwärtig. Cochise lieferte der Armee einen blutigen Krieg. Räuberische Apachenbanden zogen raubend und mordend durchs Land. Es war der Irrsinn der brutalen Gewalt und niemand– weder rot noch weiß– gelang es, gegen diesen Strom aus unmenschlicher Brutalität und grenzenlosem Vernichtungswillen anzuschwimmen. Der Tod war in der Apacheria unersättlich.
Nach etwa anderthalb Meilen gabelte sich der Weg. McQuade hielt an. Irgendwo westlich lag Tucson. Weiter im Osten musste Fort Grant sein. Der Texaner entschied sich und folgte dem Weg nach Osten.
Die Sonne stieg höher und höher und verwandelte das Land in einen Glutofen. Ein gleißender Hitzeschleier lag über den Senken und Ebenen, die Konturen der Felsen und Hügel verschwammen in der flirrenden Luft. Der heiße Südwind brachte feinen Staub mit, der sich mit dem Schweiß vermischte und eine dünne Schicht auf der Haut des Mannes und dem Fell des Pferdes bildete. Kleine Stechmücken drangsalierten Mensch und Tier.
Die Einsamkeit war erdrückend. Stunde um Stunde ritt McQuade. Und endlich, die Sonne hatte den Zenit längst überschritten, lag Fort Grant vor dem Kopfgeldjäger. Es gab keinen hohen Palisadenzaun und kein Tor aus dicken Stämmen, das man schließen konnte, wenn Gefahr drohte. Es handelte sich lediglich um eine Ansammlung von flachen Baracken und Ställen. Dazwischen waren Corrals, in denen sich die Pferde der Kavalleristen tummelten. Doppelposten, die die Springfield-Karabiner geschultert hatten, marschierten um die Anlage herum. Neben dem Weg, der beim Paradeplatz in der Mitte des Forts endete, war die Wachhütte errichtet. Ein Soldat, er trug die Rangabzeichen eines Corporals, stand am Wegrand. Er war mit einem Revolver bewaffnet. Jetzt trat er McQuade in den Weg. Fragend schaute er zu dem Kopfgeldjäger in die Höhe. Gray Wolf hatte sich niedergelassen und kratzte sich mit der rechten hinteren Pfote ausgiebig unter dem Kinn.
»Wen bringen Sie uns da?«, fragte der Kavallerist.
»Ich fand ihn etwa fünfzehn Meilen weiter westlich bei einer brennenden Farm.« Als McQuade sprach, zersprang die dünne Schicht aus Schweiß und Staub auf seiner Haut. »In seinem Rücken steckte eine Kriegslanze.«
»Diese verdammten roten Halsabschneider!«, presste der Corporal hervor. Hass glitzerte in seinen Augen. »Diesen elenden Heiden ist nichts heilig. Zwischen dem Gila River und der mexikanischen Grenze ist kein Farmer oder Rancher mehr seines Lebens sicher. Zur Hölle mit ihnen!«
»Ich möchte den Leichnam gerne loswerden«, murmelte der Kopfgeldjäger.
»Bringen Sie ihn zur Kommandantur. Major Hunter wird sicherlich mehr von Ihnen hören wollen. Er wird auch veranlassen, dass der Mann ein ordentliches Begräbnis erhält.«
Der Corporal trat zur Seite, tippte grüßend mit dem Zeigefinger seiner Rechten gegen das Schild der blauen Mütze mit dem Emblem der gekreuzten Säbel, und McQuade ritt weiter. Das Pferd trug ihn am Paradeplatz entlang, an dessen nördlicher Schmalseite an einem Fahnenmast, den Hitze und Regen gekrümmt hatten, sich das Sternenbanner träge im Wind bewegte. Einige Soldaten, die irgendwelche Dienste innerhalb des Forts versahen, beobachteten voll Interesse den Kopfgeldjäger.
Die Kommandantur war ein flaches Gebäude mit einem Vorbau. Das Vorbaudach wurde von schmucklosen Balken getragen. Alles Holz, das neben Bruchsteinen für den Bau des Hauses verwendet wurde, war grau. Am Holm saß McQuade ab und schlang den langen Zügel um den Querbalken. »Warte hier, Partner«, gebot er dem Wolfshund, der sich sofort setzte und mit seitlich aus dem Maul hängender Zunge hechelte.
Einige Soldaten näherten sich. Unter ihren Achseln war der blaue Stoff der Hemden dunkel vom Schweiß. Einer rief: »Heh, Satteltramp, hast du den umgelegt?«
McQuade sah in der Tat alles andere als vertrauenerweckend aus. Er war verstaubt und verschwitzt, seine Augen waren entzündet und rot gerändert. Auf seinem Kinn und seinen Wangen wucherte ein tagealter Bart. Die sandfarbenen Haare, die unter seinem flachkronigen, schwarzen Stetson hervorquollen und fast bis auf seine Schultern reichten, waren strähnig. Der braune Staubmantel, der bis zu seinen Knöcheln reichte, war zerschlissen und schmutzig, das Leder seiner verstaubten Stiefel brüchig.
McQuade schenkte dem Mann keine Beachtung, nahm die vier Stufen hinauf zum Vorbau, pochte gegen die Tür und trat sofort ein. In dem Büro, das er betrat, waren zwei Ordonnanzsoldaten tätig.
*
Der Major war ein im Dienst ergrauter Haudegen mit einem hageren, von Sonne, Wind und Regen gegerbten Gesicht. Er saß hinter seinem Schreibtisch. An der Wand hinter ihm war eine Landkarte befestigt, die das Gebiet zeigte, das von Fort Grant kontrolliert wurde. Da waren auch die Flagge der Vereinigten Staaten und das Banner des Regiments, dem die Kavallerieeinheit hier im Fort angehörte.
McQuade hatte Bericht erstattet. Der Fortkommandant hatte ihn nicht ein einziges Mal unterbrochen. Als der Kopfgeldjäger geendet hatte, nagte er einen Moment an seiner Unterlippe, dann knurrte er: »Was haben Sie überhaupt in der Apacheria zu suchen gehabt, Mr. McQuade?«
»Ich bin von Tucson aus einem Banditen, auf den ein Kopfgeld von fünfhundert Dollar ausgesetzt ist, in die Wildnis gefolgt. Sein Name ist Morgan Kincaid.«
»Ich sehe keinen Stern an Ihrer Brust.«
»Sie können keinen sehen, Sir, den ich trage keinen.«
Die Brauen des Majors zuckten in die Höhe. »Ah, ich verstehe. Sie jagen die Kerle des Geldes wegen.« McQuade wollte etwas erwidern, doch der Major winkte ab. Er war ein Mann, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen, anzutreiben, zu loben und zu tadeln, und er verströmte ein hohes Maß an Autorität. »Schon gut, Mr. McQuade. Im Arizona-Territorium wimmelt es von Banditen und Glücksrittern. Das Gesetz ist schwach. Die Männer, die sich einen Stern anstecken, sind rar. Das Land braucht Kerle wie Sie.«
»Danke.– Der Mann hat sicherlich nicht alleine auf der Farm gelebt.«
»Es gibt einige Narren, die allen Warnungen zum Trotz in die Apacheria gezogen sind und dort Farmen errichtet haben. Wir wissen von einem Chiricahua, der beim Viehdiebstahl erwischt wurde, dass sich ein Krieger namens Naichez von Cochise losgesagt hat und mit einer Handvoll Gesinnungsgenossen brandschatzend, plündernd und mordend durchs Land zieht. Die Männer auf den Farmen werden ermordet, ebenso die alten Frauen. Junge Frauen aber und Kinder entführen diese Banditen– nur so kann man sie bezeichnen. Sie verkaufen sie in Mexiko. Die Frauen und Mädchen verschwinden in irgendwelchen Freudenhäusern, die Jungs werden als Sklaven auf Haziendas und im Bergbau eingesetzt. Von dem Geld, das sie dafür erhalten, kaufen die rothäutigen Banditen Waffen, Munition und Feuerwasser.«
»Die Spur der Bande führt von der Farm aus nach Süden«, erklärte McQuade. »Sie haben Ziegen und Schafe sowie ein Rind– ich nehme an, es handelt sich um eine Milchkuh -, abgetrieben.«
Der Major beugte sich ein wenig nach vorn. »Unseren Patrouillen ist es nicht gelungen, dem Treiben Naichez' Einhalt zu gebieten. Die Armeeführung hier in Arizona hat für die Ergreifung des Burschen ein Kopfgeld von tausend Dollar ausgesetzt. Und für jeden seiner Outlaws bezahlen wir dreihundert Dollar.«
Erwartungsvoll musterte der Offizier den Kopfgeldjäger. Mit seinen grauen Augen schien er regelrecht Druck auf den Texaner auszuüben.
McQuade erwiderte den Blick. »Wie viele Überfälle hat Naichez schon begangen?«, fragte er schließlich.
»Sieben. Zusammen mit dem Mann, den Sie heute ins Camp gebracht haben, sind es dreizehn tote Männer und Frauen, mit denen sich kein Geld mehr verdienen ließ. Sechzehn Frauen, Mädchen und Knaben sind spurlos verschwunden.« Die Stimme des Majors sank herab, wurde eindringlich, nahm einen geradezu beschwörenden Tonfall an: »Naichez ist ein Ungeheuer, eine tollwütige, blutrünstige Bestie. Jemand wie er muss aus dem Angesicht der Erde getilgt werden.«
»Ich verstehe«, murmelte McQuade und erhob sich. »Es ist wohl so, Major. Ich werde darüber nachdenken.«
»Ein einzelner Mann ist in diesem verdammten Land oftmals erfolgreicher als eine Kompanie Soldaten«, knurrte der Fortkommandant. »Sie könnten sich eine schöne Stange Geld verdienen, Mr. McQuade.«