Der Kopfgeldjäger Folge 25/26  (Zwei McQuade Western) - Pete Hackett - E-Book

Der Kopfgeldjäger Folge 25/26 (Zwei McQuade Western) E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.

Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 25/26 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western

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Seitenzahl: 104

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Der Kopfgeldjäger

Folge 25/26

(Zwei McQuade Western)

Jeder Mann hat seinen Preis/ Vom Fegefeuer in die Hölle

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956172380

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Jeder Mann hat seinen Preis

Vom Fegefeuer in die Hölle

Über den Autor

Jeder Mann hat seinen Preis

Die kleine Stadt hatte den Namen Cave Creek. Eine Ansammlung von Häusern mit falschen Fassaden, Schuppen, Ställen, Scheunen und Pferchen. Die Main Street war breit und morastig. In der Nacht hatte es geregnet. Von den Bäumen und Büschen tropfte noch das Wasser.

McQuade saß beim Tor des Mietstalles ab, nahm das Pferd am Zaumzeug und führte es über den Hof. Gray Wolf glitt lautlos neben dem Kopfgeldjäger her.

Im Stall war es düster. Die Luft war zum Schneiden. Der Geruch von Heu und Stroh vermischt mit Pferdeausdünstung schlug McQuade entgegen. Pferde stampften in den Boxen und prusteten. Der Stallmann war dabei, Heu in die Futterraufen zu stopfen. Er wandte sich McQuade zu und heftete seinen misstrauischen Blick sofort auf den grauen Wolfshund. »Ist dieses Ungetüm friedlich?«, blaffte er.

»Absolut«, antwortete McQuade und strich mit der linken Hand über Gray Wolfs Kopf. »Sie dürfen ihn nur nicht reizen.«

»Das habe ich bei Gott nicht vor«, erklärte der Stallbursche. Er war um die fünfzig und in seinem Gesicht wucherte ein wildes Bartgeflecht. Als er sprach, konnte der Texaner ein schadhaftes Gebiss sehen. Einige Zähne fehlten, bei den anderen handelte es sich um braune Stumpen. »Das Unterstellen des Pferdes kostet für den Tag fünfzig Cents. Für eine Woche verlange ich drei Dollar.«

»Ich habe keine Ahnung, wie lange ich in Cave Creek bleibe«, gab McQuade zu verstehen. Dann griff er in die Tasche seines braunen, zerschlissenen Staubmantels, holte ein zusammengelegtes, vergilbtes Blatt Papier heraus, faltete es auseinander und reichte es dem Stallmann. »Ist dieser Mann in der Stadt aufgetaucht?«, fragte der Kopfgeldjäger.

Der Stallbursche nahm den Steckbrief, schaute sich das Bild an und las dann halblaut: »Mort Brennan. Gesucht wegen Bankraubs und Mord. Fünfhundert Dollar…« Der Stallmann leckte sich über die Lippen. »Er kam vor drei Tagen hier an«, erklärte er dann. »Und er stieg sofort in den Sattel Big Jacks. Mir hat der Bursche gleich nicht gefallen. An ihm haftete der Geruch von Pulverdampf. Ich kann diese Sorte sehr gut von harmlosen Zeitgenossen unterscheiden.«

»Wer ist Big Jack?«, fragte McQuade.

»Big Jack Murdock! Ihm gehört die New River-Ranch. Sie liegt, wie der Name schon sagt, am New River. Murdock hat ein Problem mit Siedlern und Smallranchern. Darum beschäftigt er Leute, die keine Fragen stellen, die wenig oder keine Skrupel haben und die etwas fixer mit dem Sechsschüsser sind als der Durchschnitt.«

»Handelt es sich um eine große Ranch?«

»Umsonst hat man dem Namen Jack Murdock nicht die Bezeichnung Big vorangestellt. Murdock beschäftigt zwei Dutzend Weidereiter sowie eine Revolvermannschaft, die aus fünf zweibeinigen Wölfen besteht, und er besitzt wohl an die zehntausend Rinder. Cave Creek lebt in seinem Schatten. Sein Name ist in der Stadt und im Umland Gesetz. Wes Coleman, der Deputy, ist Sternträger von Big Jacks Gnaden.«

Der Stallbursche kratzte sich am Hals. »Sind Sie ein Staatenreiter? Ich sehe keinen Stern an ihrer Brust. Oder ist es eine persönliche Rechnung, die Sie mit Brennan zu begleichen haben?«

»Ich reite für das Gesetz«, knurrte McQuade. »Allerdings ohne Stern. Mich legitimieren die Steckbriefe.«

In den blauen Augen des Stallmannes blitzte es auf. »Ich verstehe. Sie jagen Männer der Prämie wegen. Warum nicht? Sie sehen aus wie ein Mann, der sich durchsetzen kann. Gewiss sind Sie hart und unbeugsam. Aber an Ihrer Stelle würde ich es mir dreimal überlegen, ob ich auf einen Hombre losgehe, dessen Name auf der Lohnliste Big Jacks steht. Murdock versteht in gewissen Dingen keinen Spaß. Er kann höllisch ungemütlich werden.«

McQuade winkte ab, schnallte seine Satteltaschen los, legte sie sich über die Schulter und zog die Henry Rifle aus dem Scabbard. »Wo finde ich die New River-Ranch?«

»Ich glaube nicht, dass Sie lange danach suchen müssen, Fremder. Heute ist Samstag, und die Mannschaft Big Jacks kommt– soweit die Kerle nicht zur Herdenwache eingeteilt sind -, in die Stadt. Big Jack selbst führt in der Regel die Horde an. Er wird von seinen Schnellschießern begleitet. Und in dem Haufen reitet seit drei Tagen dieser Mort Brennan. Er nennt sich hier übrigens Steve Morris.« Der Stallmann reichte dem Kopfgeldjäger den Steckbrief. McQuade faltete ihn zusammen und schob ihn in die Manteltasche.

»Danke«, sagte er. »Ich warte also bis zum Abend.« Mit dem letzten Wort schwang er herum und stiefelte in Richtung Tor. Gray Wolf, der sich auf den Mittelgang gelegt hatte und seine Läufe leckte, erhob sich und folgte ihm.

Der Stallmann rief: »In etwa zehn Stunden wird Big Jack mit seinen Kettenhunden aufkreuzen, Fremder. Es ist wohl so, dass Sie nur noch zehn Stunden zu leben haben, sollten Sie wirklich verrückt genug sein, auf Brennan loszugehen. Sie werden eine ganze Reihe höllisch fixer Eisen gegen sich haben.«

McQuade gab keine Antwort.

Er mietete sich im Hotel ein Zimmer, warf den schwarzen Stetson auf den Tisch, zog die schmutzigen Stiefel und den Mantel aus, hängte seinen Revolvergurt über eine Stuhllehne und legte sich aufs Bett. Die typischen Geräusche einer Kleinstadt drangen an McQuades Gehör. Hammerschläge, das Rumpeln von Fuhrwerken, Hundegebell, Kindergeschrei, Stimmen…

McQuade schlief ein. Als es gegen die Tür klopfte, schreckte er in die Höhe. Ahnungslos, wie lange er geschlafen hatte, setzte er sich auf und schwang die Beine vom Bett. »Wer ist da?«

Gray Wolf, der neben dem Bett auf dem Fußboden gelegen hatte, erhob sich, streckte seinen Körper und gähnte.

»Deputysheriff Wes Coleman.«

»Moment.« McQuade drückte sich hoch, legte sich den Revolvergurt um, rückte das Holster mit dem langläufigen, schweren Coltrevolver zurecht, schlüpfte in seine Stiefel und öffnete dann die Tür.

Der Mann, der vor ihm stand, war Mitte dreißig, blondhaarig, mittelgroß und schlaksig. An seiner Weste war ein funkelnder Sechszack befestigt. Er trug eine abgesägte Schrotflinte am langen Arm. An seinem rechten Oberschenkel hing das Holster mit dem Revolver.

McQuade ahnte, was den Deputy hergetrieben hatte. Doch er schwieg und musterte den Ordnungshüter fragend.

»Jorge hat mir erzählt, weshalb Sie nach Cave Creek gekommen sind«, begann Wes Coleman.

»Dann brauche ich es Ihnen ja nicht mehr erklären«, knurrte McQuade. »Sie haben doch nichts dagegen, dass ich in Ihrer Stadt einen Bankräuber und Mörder stelle, Deputy? Dem Gesetz ist es bislang nicht gelungen, ihm das Handwerk zu legen.«

Coleman verzog den Mund. »Sind Sie sich sicher, dass Steve Morris der Mann ist, den Sie jagen?«

»Handelt es sich bei Jorge um den Stallmann?«, kam McQuade Gegenfrage.

»Ja.«

»Nun, Jorge ist sich sicher, dass Morris und Brennan identisch sind.«

»Der Steckbrief von Brennan liegt bei mir im Schreibtischschub«, erklärte der Deputy. »Ich habe ihn mir angesehen. Und ich bin mir gar nicht sicher, dass es sich bei Morris um den gesuchten Banditen handelt.– Big Jack und seine Leute kommen heute Abend mit großer Wahrscheinlichkeit nach Cave Creek. Bei dieser Gelegenheit werde ich Morris ein paar Fragen stellen. Sie, McQuade, halten sich raus. Ich verbiete Ihnen, in meiner Stadt einen höllischen Reigen zu eröffnen. Und ich rate Ihnen, meine Warnung nicht in den Wind zu schlagen. Denn dann trete ich Ihnen gewaltig auf die Zehen.«

McQuade war nicht überrascht, weil der Deputy seinen Namen kannte. Schließlich hatte er ihn ins Gästebuch eingetragen, als er das Zimmer mietete.

»Haben wir uns verstanden?«, fragte Wes Coleman nach einer kurzen Pause.

»Sicher«, murmelte McQuade. »Wenn Sie zu dem Ergebnis kommen, dass es sich bei Morris um Mort Brennan handelt, Deputy– was werden Sie dann tun?«

»Ich verhafte ihn, was sonst?«

*

Am späten Nachmittag begab sich McQuade in den Barber Shop. Er nahm ein heißes Bad, ließ sich den tagealten Bart abschaben und die Haare schneiden, dann ging er in den Mietstall, um nach seinem Pferd zu schauen. Gray Wolf wich ihm nicht von der Seite. Der Hund war ausschließlich auf seinen Herrn fixiert. Irgendwelche Straßenköter interessierten ihn nicht.

McQuade stellte fest, dass das Pferd gut versorgt wurde. Der Stallmann hatte es gestriegelt. In der Raufe war Heu, im Futtertrog Hafer.

Der Stallmann hockte auf der Futterkiste und las in einem abgegriffenen Buch. Auf seiner Nase saß eine randlose Brille. Er merkte sich die Seite ein, klappte das Buch zu und legte es auf die Kiste, nahm die Brille ab, drapierte sie daneben und erhob sich. »Der Deputy war da und hat mir im Hinblick auf Ihre Person ein paar Fragen gestellt. Ich habe ihm erzählt, was Sie nach Cave Creek verschlagen hat.«

»Schon gut, Jorge. Ich habe keine Ahnung, was ich von ihm halten soll. Sie haben mir erzählt, dass er eine Figur von Big Jacks Gnaden ist. Mir gegenüber trat er ziemlich sicher und resolut auf. Er hat vor, dem Burschen, der sich hier als Steve Morris ausgibt, einige Fragen zu stellen. Und das, obwohl Morris alias Brennan für Jack Murdock den Revolver schwingt.«

»Coleman ist gewiss nicht schlecht«, antwortete der Stallbursche. »Ja, er gibt sich Mühe, dem Stern gerecht zu werden. Big Jack lässt ihn gewähren. Ich sagte es schon: Die Stadt lebt im Schatten der New River-Ranch. Big Jack hat ihr seinen Stempel aufgedrückt. Sein Wort gilt. Und solange Coleman die Finger von ihm lässt, darf er sich wie die Verkörperung des Gesetzes in Cave Creek fühlen. Wenn er sich jedoch gegen Big Jack wendet, dann wird der ihn auf den Mond blasen. Das Abzeichen nötigt dem alten Querkopf sicher nicht den geringsten Respekt ab.«

McQuade verabschiedete sich. Er ging, begleitet von Gray Wolf, durch die Stadt und machte sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut. Am Stadtrand waren Corrals, Koppeln und Pferche, in denen die Nutztiere der Stadtbewohner untergebracht waren. Weit oben im Norden erhoben sich die zerklüfteten Gipfel der New River Mountains. Auch im Westen und Osten lagen einige Gebirgsketten im blauen Dunst. Graue Wolken zogen am Himmel. In Arizona regnete es nicht sehr oft. Die Sonne brannte die meiste Zeit des Jahres das Land aus und verlieh weiten Landstrichen einen wüstenähnlichen Charakter. Nach dem Regen in der vergangenen Nacht aber würde für zwei oder drei Tage eine vielfältige Blütenpracht entstehen.

McQuade setzte sich auf die Querstange eines Corrals, holte sein Rauchzeug aus der Manteltasche und drehte sich eine Zigarette. Dann rauchte er. Gray Wolf lag am Boden, den mächtigen Kopf zwischen die Pfoten gebettet. Im Westen färbte sich der Himmel rot und die Wolken vor dieser Kulisse schienen zu glühen. Manchmal riss die Wolkendecke auf und rötlicher Schein legte sich auf das Land.

Ferner, rumorender Hufschlag erreichte McQuades Gehör. Er näherte sich schnell, wurde deutlicher und rollte schließlich heran wie eine Brandungswelle, und dann erschienen auf dem Kamm einer Bodenwelle im Norden mehr als ein Dutzend Reiter. McQuade war sich sicher, dass es sich um Big Jack Murdock und seine Mannschaft handelte.

Das Rudel kam auf dem Weg, der in die Stadt führte. Die Reiter ließen die Tiere jetzt im Schritt gehen. In einiger Entfernung zogen sie an McQuade vorüber, ohne ihn zu beachten. Er hörte ihre Stimmen, das Pochen der Hufe, das Knarren der Sättel und das Klirren der Gebissketten. Der vordere Reiter war ein breitschultriger Mann um die fünfzig. Auf seinem kantigen Schädel saß ein grauer Hut, unter seiner Nase prangte ein dicker, dunkler Schnurrbart. Das musste Big Jack Murdock sein. Der Bursche, der neben ihm ritt, war höchstens halb so alt, dem Breitschultrigen aber wie aus dem Gesicht geschnitten. Es konnte sich nur um Big Jacks Sohn handeln.

McQuade sprang von der Fence und folgte langsam den Reitern. Sie sprangen vor dem Saloon aus den Sätteln, leinten die Pferde an den langen Holm und drängten in den Schankraum. Hinter dem letzten schlugen die Türflügel knarrend und quietschend aus.

McQuade setzte sich auf die Vorbaukante des Gebäudes auf der dem Saloon gegenüberliegenden Fahrbahnseite. Gray Wolf ließ sich auf die Hinterläufe nieder, die Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul, mit runden, braunen Augen beobachtete er den Mann.

»Wir werden sehen, was kommt«, murmelte McQuade und kraulte den Wolfshund zwischen den Ohren. Gray Wolf fiepte leise.

Deputy Wes Coleman kam aus einer Passage zwischen zwei Gebäuden und überquerte in schräger Linie die Main Street. Sie war jetzt nicht mehr so schlammig wie am Vormittag, und das Regenwasser in den großen Pfützen war versickert.