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Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.
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Seitenzahl: 106
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Der Kopfgeldjäger
Folge 27/28
(Zwei McQuade Western)
Zwischen den Fronten/ Im Namen des Gesetzes
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172397
Cover
Titel
Impressum
Zwischen den Fronten
Im Namen des Gesetzes
Über den Autor
Es war fast finster, als McQuade zwischen die Häuser von Maricopa ritt. Er kam von Avondale herunter und musste mitten durch die Sierra Estrella Mountains. Der Staub der Felswüste klebte an dem Kopfgeldjäger, an seinem Pferd und an dem großen, grauen Wolfshund, der neben dem Pferd trottete und dem die Zunge weit aus dem geöffneten Fang hing.
Die Main Street war breit und staubig. Zu beiden Seiten reihten sich Häuser mit falschen Fassaden. Meistens Wohnhäuser, es gab aber auch eine Reihe von Geschäften. Vor dem Longrider Saloon standen ein halbes Dutzend Pferde am Holm. Dunkle Stimmen waren zu hören, hin und wieder ertönte Gelächter. Licht fiel aus den großen Frontfenstern und der Pendeltür auf den Vorbau.
McQuade ritt am Saloon vorbei. Sein Ziel war der Mietstall. Das Tor war geöffnet. Eine Laterne, die neben dem Tor hing, warf gelbes Licht ein Stück in den Hof, eine weitere sorgte im Stall für etwas Helligkeit. McQuade hob das linke Bein über das Sattelhorn und ließ sich vom Pferderücken gleiten. Als er das Tier am Zaumzeug zum Stalltor führte, spürte er eine fast schmerzhafte Steifheit in den Beinen. Seit dem frühen Morgen hatte er im Sattel gesessen. Und der Weg durch die Berge war mit tausend Strapazen und Unbilden gepflastert gewesen.
Gray Wolf glitt zu einem Tränketrog hin, stellte sich mit den Vorderpfoten auf den Trogrand und begann gierig zu trinken. Der Kopfgeldjäger geriet in den Lichtschein beim Tor. Seine Gestalt und die des Pferdes warfen einen langen Schatten, dessen Ende mit der Dunkelheit außerhalb des Lichtkreises verschmolz.
Im Stall war es warm. Die Luft war zum Schneiden. Der Geruch von Heu und Pferdeausdünstung vermischten sich. Das Licht der Laterne, die an einem der Stützbalken auf der rechten Seite des Mittelganges hing, reichte nicht aus, um den Stall bis in seine Winkel auszuleuchten. Im Lichtschein sah McQuade einige staubige Spinnennetze in den Ecken der Balkenkonstruktion.
Eine Tür knarrte. Der Stallmann trat aus einem Verschlag, in dem ebenfalls Licht brannte, und der ihm als Aufenthalts- und Schlafraum sowie als Stall Office diente. Es war ein grauhaariger, bärtiger Oldtimer, den die Jahre gebeugt hatten und dessen eingefallenes Gesicht von Runzeln regelrecht zerklüftet war wie die rissige Rinde einer alten Flusspappel. Die grauen Augen indes blickten hellwach. »Aaah, McQuade!«, stieß der alte Bursche hervor. »Was treibt dich nach Maricopa? Bist du wieder einmal auf der Jagd?«
»Ja.« McQuades Stimme klang staubheiser und kratzend. »Der Name des Burschen ist Carter Scott. Ein Pferdedieb, der in Prescott zwei Männer getötet und zwei weitere schwer verwundet hat.« McQuade holte den zusammengefalteten Steckbrief auf der Manteltasche und reichte ihn dem Stallburschen. Der legte das vergilbte und verknitterte Papier auseinander und studierte eine ganze Weile das Bild des Gesuchten. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Der ist nicht in Maricopa aufgetaucht. Nein. Ich wüsste es. Denn mein Stall ist der einzige hier.«
Er gab McQuade das Blatt Papier zurück, der Texaner faltete es zusammen und ließ es wieder in der Tasche des braunen, zerschlissenen Mantels verschwinden.
»Du siehst ziemlich mitgenommen aus, McQuade«, knurrte der Stallmann und übernahm das Pferd. »War sicherlich kein Spazierritt, der Weg durch die Berge. Was treibt dich bloß? Hast du nicht genügend Geld verdient, um dich für zwei oder drei Jahre zur Ruhe zu setzen? Himmel, ein Mann braucht doch einen Platz…«
»Ich nicht«, unterbrach McQuade den Oldtimer lächelnd, schnallte die Satteltaschen los, warf sie sich über die Schulter, zog das Gewehr aus dem Scabbard und wollte sich abwenden. In dem Moment kam auf leisen Pfoten Gray Wolf in den Stall. Wasser tropfte noch von seinen Lefzen. Im Laternenlicht schienen seine Augen zu phosphoreszieren.
Der Stallmann riss die Augen auf. Schreck prägte sein Gesicht. Er hob die Hand und deutete auf den Hund. »Was– was…« Er verschluckte sich und hustete. Der Hustenreiz schüttelte den hageren Körper durch und durch und trieb dem Oldtimer die Tränen in die Augen. McQuade schlug ihm ein paar Mal mit der flachen Hand auf den knochigen Rücken. Schließlich keuchte der Stallmann: »Gehört der zu dir, McQuade?«
Gray Wolf hatte sich neben McQuade auf die Hinterläufe niedergelassen und beobachtete den Stallmann. Seine Rute wischte über den Boden.
»Ich nenne ihn Gray Wolf«, erklärte der Kopfgeldjäger. »Er hat sich mir unten an der mexikanischen Grenze, um genau zu sein in Lukeville, angeschlossen. Ein wertvoller Partner, den ich nicht mehr missen möchte.«
Während er sprach, kraulte der Kopfgeldjäger den Wolfshund zwischen den Ohren.
»Ist er gefährlich?« Noch immer atmete der Stallmann stoßweise und hart. Er sprach mit rasselnder Stimme.
»Das kommt drauf an«, versetzte McQuade. »Normalerweise ist er absolut harmlos.«
»Ich verstehe«, murmelte der Stallmann. »Wie lange wirst du bleiben, McQuade?«
»Nur diese Nacht. Carter Scotts Fährte führt nach Süden. Ich schließe nicht aus, dass er sich nach Mexiko absetzen möchte. Schließlich sind auf seinen Kopf achthundert Dollar ausgesetzt. Man kann ihn auch tot abliefern.«
McQuade verließ den Stall. Leise wie ein Schatten huschte Gray Wolf neben ihm her durch die Dunkelheit. Die Sporen des Kopfgeldjägers klirrten leise, das brüchige Leder der verstaubten Stiefel knarrte, unter den Sohlen mahlte der feine Sand.
Die Stadt mutete ruhig und friedlich an. Der Himmel, der sich von einem Horizont zum anderen spannte, war voll mit flirrenden Sternen. Die Mondsichel hing im Osten über den Berggraten. Die Pferde am Holm vor dem Saloon prusteten, scharten mit den Hufen, stampften auf der Stelle und peitschten mit den Schweifen.
McQuade schaute sich das Brandzeichen eines der Tiere an. Es trug den Double-T Brand. Der Texaner war noch nicht oft genug in Maricopa, um zu wissen, wer sich hinter den beiden T verbarg. Er ging weiter. Im Hotel mietete er sich ein Zimmer, wusch sich Staub und Schweiß aus dem Gesicht und strich mit den gespreizten Fingern die langen, sandfarbenen Haare zurück.
Der Kopfgeldjäger war hohlwangig und stoppelbärtig. Seine pulvergrauen Augen waren leicht entzündet und rotgerändert. Jetzt verspürte er Hunger. Er stülpte sich den schwarzen Stetson mit der flachen Krone auf den Kopf. »Gehen wir, Partner«, sagte er zu dem Wolfhund, der am Boden lag und sich den vorderen linken Lauf leckte. Sofort erhob sich das Tier und streckte sich, dann glitt es an dem Texaner vorbei aus der Tür. Wenige Minuten später betraten sie den Saloon. Die Cowboys, denen die Pferde am Holm gehörten, standen an der Theke. Darüber hinaus saßen an drei Tischen insgesamt sieben Männer, wahrscheinlich Bürger der Stadt.
McQuade und der Wolfshund erregten Aufsehen. Neugierige Blicke taxierten sie, schienen sie regelrecht zu erforschen und einzuschätzen. Der Kopfgeldjäger setzte sich an einen freien Tisch, der Hund legte sich zu seinen Füßen auf den Boden und bettete seinen Kopf zwischen die Vorderpfoten.
Der Keeper kam eilfertig hinter der Theke hervor. McQuade bestellte für sich ein Steak mit Bratkartoffeln und Bohnen sowie einen Krug Wasser, dem Wolfshund bat er ein rohes Steak in Würfel zu schneiden. Der Keeper schaute ziemlich verblüfft drein, dann aber erklärte er, dass er alle Wünsche erfüllen werde.
*
McQuade hatte gegessen und drehte sich eine Zigarette. In der Zwischenzeit waren weitere Männer in den Saloon gekommen. An ihm und Gray Wolf hatten die Gäste das Interesse verloren. Stimmendurcheinander und Gelächter erfüllten den Schankraum. In diese Geräusche mischten sich Hufschläge. Es musste sich um ein ganzes Rudel handeln, das sich dem Saloon näherte. Das Pochen wurde lauter, vor dem Saloon brach es schließlich ab. Ein Pferd wieherte. Draußen erklangen Stimmen. Gleich darauf waren auf dem Vorbau hämmernde Schritte zu vernehmen, die Türpendel flogen auseinander und Männer drängten in den Schankraum. Es waren acht. Abrupt blieben die vorderen stehen, als sie die sechs Weidereiter an der Theke registrierten, die nachfolgenden prallten auf sie. Einen Moment lang entstand Durcheinander, dann schnarrte eine dunkle Stimme: »Sieh an, die Kuhtreiber von der Double-T sind auch in der Stadt. He, Terrigan, hat dir noch keiner gesagt, dass ihr Kerle hier nur die Luft verpestet.«
Der Mann, der gesprochen hatte, war etwa fünfundzwanzig Jahre alt und blondhaarig. Er maß über sechs Fuß und war breitschultrig. An seiner rechten Hüfte steckte ein schwerer Revolver in einem offenen Holster. Er hatte eine herausfordernde Haltung eingenommen. Herausfordernd war auch sein Blick, mit dem er den Anderen, einen dunkelhaarigen Burschen, ebenfalls etwa Mitte zwanzig, anstarrte.
»Halt bloß dein großes Maul, Shaugnessy!«, rief nun dieser Mann. »Wenn ich mich nicht irre, dann reitet auch ihr von früh bis spät hinter Kuhschwänzen her. Und wenn es euch dein Vater befiehlt, dann leckt ihr den gehörnten Biestern gewiss sogar die Hintern ab. Wenn hier einer die Luft verpestet, dann seid ihr es von der Bar-S Ranch. Kehrt am besten gleich wieder um und haut ab, ehe wir euch Beine machen.«
Die Gesichter der acht Burschen vor der Pendeltür nahmen einen bösen Ausdruck an. In ihren Augen spiegelte sich das Licht der Lampen, die über den Tischen von der Decke hingen. Es verlieh ihnen ein leidenschaftliches Glimmen. Der Sprecher des Rudels, jener Bursche, den Terrigan mit dem Namen Shaugnessy angesprochen hatte, rief grollend: »Ihr sechs Halbaffen wollt uns Beine machen? Ich lach mich gleich tot, Terrigan. Ich gebe dir und deinem unterprivilegierten Haufen zehn Sekunden, um zu verschwinden. Wenn ihr nach Ablauf der Zeit noch in diesen vier Wänden weilt, prügeln wir euch hinaus. Und was wir von euch übrig lassen, das kann der Salooner zusammenfegen und an seine Schweine verfüttern.«
Die Stimmung im Saloon war angespannt. McQuade war klar, dass sich hier mächtiger Verdruss anbahnte. Die Atmosphäre schien vor Spannung zu knistern, als wäre sie elektrisch aufgeladen. Soviel hatte der Texaner herausgefunden: Die Kerle an der Theke waren von der Double-T Ranch, jene, die soeben angekommen waren, von der Bar-S Ranch. T stand für Terrigan, S für Shaugnessy. Und die Angehörigen der beiden Ranches schienen sich nicht gerade zu mögen.
Terrigan trat einen Schritt nach vorn. »Lassen wir unsere Leute aus dem Spiel, Shaugnessy. Tragen wir beide es aus. Und derjenige, der verliert, verschwindet mit seinen Reitern aus der Stadt. Du wirst doch nicht kneifen, Shaugnessy?«
»Dich schlage ich ungespitzt in den Erdboden!«, grollte Shaugnessys Organ. »All right, Terrigan. Kämpfen wir beide es aus. Das ist ein Vorschlag nach meinem Geschmack. Yeah…«
Shaugnessy schnallte seinen Revolvergurt auf und reichte ihn einem seiner Männer. Dann zog er seine Weste aus und krempelte die Hemdärmel in die Höhe. Langsam ging er auf Terrigan zu. »Ich werde mit dir den Fußboden aufwischen, Terrigan«, versprach er. »Glaub es mir: Du wirst auf allen vieren aus der Stadt hinauskriechen.«
Die Männer an den Tischen erhoben sich. Füße scharrten. Tische und Stühle wurden zur Seite gerückt. Der Keeper rief schrill: »Alles, was ihr beiden Streithammel ruiniert, müsst ihr ersetzen! Bis auf den letzten Cent.«
»Ach, halt die Klappe, Malone!«, brummte Shaugnessy, blieb stehen, winkelte die Arme an und hob die Fäuste. »Worauf wartest du, Terrigan? Hast du plötzlich die Hosen voll? He, es war deine Idee. Also komm schon, komm endlich! Ich kann es nicht erwarten, dich in Stücke zu schlagen.«
Terrigans Mundwinkel sanken verächtlich nach unten. Er war ebenso groß wie Shaugnessy, und er stand ihm körperlich in nichts nach. Beide wogen etwa hundertsechzig Pfund. Nein, irgendeinen körperlichen Vorteil konnte keiner von ihnen aufweisen. »Du bist ein elendes Großmaul, Shaugnessy!«, stieß Terrigan hervor. »Heute aber wirst du auf deine richtige Größe zurechtgestutzt.«
Nach dem letzten Wort nahm auch Terrigan den Revolvergurt ab, übergab ihn an einen der Cowboys, und dann schritt er mit kurzen, abgezirkelten Schritten aber voll grimmiger Entschlossenheit auf seinen Gegner zu. Dabei ließ er Shaugnessy nicht aus den Augen. In ihnen war der unumstößliche Wille zu lesen, den Mann von der Bar-S zu zertrümmern. Eine Wand aus Feindschaft und Unversöhnlichkeit schien zwischen den beiden Burschen zu stehen.
Zwei Schritte vor Shaugnessy hielt Terrigan an. Noch baumelten seine Arme locker von den Schultern. Jetzt hob er die rechte Hand, sein Zeigefinger stieß auf Shaugnessy zu, mit klirrender Stimme presste er hervor: »Und noch eins, Shaugnessy. Lass deine dreckigen Finger von Mona. Sie will nichts von dir wissen, denn sie findet dich widerlich. Mona gehört mir, ich werde sie heiraten.«
»Mona wird dich nicht mehr wieder erkennen, wenn ich mit dir fertig bin!«, fauchte Shaugnessy und stieß sich ab. Er wollte Terrigan mit seinem ansatzlosen Angriff überraschen. Und er hatte Erfolg. Er rammte Terrigan die Schulter in den Leib, mit einem röhrenden Laut auf den Lippen wankte Terrigan zurück, Shaugnessy ließ seine geballte Rechte fliegen und traf Terrigan mit aller Wucht am Kinnwinkel. Der Kopf des Getroffenen wurde auf die Schulter gedrückt, sein rechtes Knie knickte ein, mit rudernden Armen versuchte Terrigan, sein Gleichgewicht zu bewahren.