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Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.
Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 29/30 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western
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Seitenzahl: 107
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Der Kopfgeldjäger
Folge 29/30
(Zwei McQuade Western)
Sattelwölfe/ Sechsunddreißig Stunden Galgenfrist
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172403
Cover
Titel
Impressum
Sattelwölfe
Sechsunddreißig Stunden Galgenfrist
Über den Autor
Tex Foster war auf dem Weg zum Saloon. Der kleine Ort, in dem er Halt gemacht hatte auf seinem Weg nach Mexiko, hatte den Namen Warren. Die Grenze war nur einen Steinwurf entfernt. Sobald die Nacht vorbei sein würde, wollte er sie überqueren. Im Arizona-Territorium war ihm der Boden ziemlich heiß geworden unter den Füßen. Es sollte ein Abschied für längere Zeit werden.
In Warren gab es kein Gesetz. Niemand würde ihn erkennen. Der Bandit wollte sich noch ein saftiges Steak gönnen und einige Gläser Whisky trinken…
Die Abenddämmerung wob bereits zwischen den Häusern der Stadt. Die Alltagsgeräusche waren verstummt. Von Süden her wehte ein schraler Wind, der den Staub auf der Fahrbahn in kleinen Spiralen vor sich hertrieb.
Tex Foster bewegte sich auf dem Gehsteig. Dieser war manchmal unterbrochen, wenn es eine größere Baulücke zwischen den Gebäuden gab. Dann mahlten seine Sohlen im feinen Sand und riefen ein leises Knirschen wach. Bei jedem seiner Schritte streifte sein Handballen den Knauf des Revolvers, der an seinem rechten Oberschenkel hing.
Foster erreichte den Saloon und stieg die drei Stufen zum Vorbau hinauf. In einem Schaukelstuhl neben der Pendeltür saß ein Mann in einem braunen, zerschlissenen Staubmantel. Seine Stiefel waren verstaubt, ihr Leder war brüchig. Der Bursche hatte sich den schwarzen, flachkronigen Stetson über das Gesicht gelegt und schien zu dösen. Zu seinen Füßen lag ein großer, grauer Wolfshund, den mächtigen Kopf zwischen die Vorderpfoten gebettet, die runden, braunen Augen auf Tex Foster gerichtet.
Foster ging an dem Mann im Schaukelstuhl vorbei, ohne ihn zu beachten und erreichte die Pendeltür. In dem Moment kam Leben in den Burschen mit dem braunen Mantel. Mit der linken Hand schob er den Hut zurück, zugleich erhob er sich und zog mit der Rechten den schweren, langläufigen Coltrevolver. Ein Schritt brachte ihn an Tex Foster heran. Er drückte Foster die Mündung des Revolvers gegen den Hinterkopf. »Endstation, Foster!«, stieß er mit klirrender Stimme hervor.
Tex Foster war total überrumpelt und zu keiner Reaktion fähig. Die beiden Worte klangen in ihm nach. Seine Hände lagen auf den geschwungenen Rändern der Pendeltür. Er war wie erstarrt.
Dieser Zustand nahm drei– vier Sekunden in Anspruch, dann gelang es Foster, seine Lähmung abzuschütteln. In seinem Gesicht begann es zu arbeiten, in seine Augen trat ein lauerndes und zugleich tückisches Schillern. »Wer bist du?«
»Mein Name ist McQuade.« Der Kopfgeldjäger hatte während der Zeit, die Foster benötigte, um seine Erstarrung zu überwinden, den Revolver des Banditen aus dem Holster gezogen. Er schob ihn hinter seinen Hosenbund und trat zwei Schritte zurück. »Dreh dich um, Foster. Und keine Dummheiten! Du würdest es bereuen. Dir ist sicherlich klar, dass zu dem Gesetz auch tot sechshundert Dollar wert bist.«
Der Bandit mahlte mit den Zähnen. Sein fieberndes Hirn suchte nach einem Ausweg. Auf ihn fiel der Schatten des Galgens. Er hatte bei einem Postkutschenüberfall den Begleitmann des Kutschers getötet. Und auf Raubmord stand der Strang.
»Mach schon!«, gebot McQuade ungeduldig und mit stählern klingender Stimme. Gray Wolf hatte sich erhoben und schmiegte sich nun an das linke Bein des Texaners. Dessen Daumen lag auf der Hammerplatte des Revolvers. Sein Zeigefinger krümmte sich um den Abzug. Sein hohlwangiges, stoppelbärtiges Gesicht drückte Entschlossenheit aus, die Augen blickten hart.
Zögerlich, mit marionettenhaften Bewegungen kam Foster der Aufforderung nach. Er hatte die Hände in Schulterhöhe gehoben. McQuade sah einen dunkelhaarigen Mann Anfang dreißig. In seinem kantigen Gesicht hatten Lasterhaftigkeit und ein unstetes Leben jenseits von Recht und Ordnung unübersehbare Spuren hinterlassen. Das hinterhältige Glitzern in den Augen des Banditen blieb McQuade nicht verborgen. Es mahnte ihn zu Wachsamkeit und Vorsicht.
McQuade griff in die Manteltasche und holte ein Paar Handschellen heraus. »Ich werde dich jetzt fesseln, Foster. Du solltest es geschehen lassen. Gray Wolf wird darauf achten, dass du vernünftig bleibst. Falls nicht, machst du Bekanntschaft mit seinem Gebiss.«
Foster versuchte Zeit zu gewinnen. Solange seine Hände nicht gefesselt waren, hatte er eine kleine Chance. »Bist du ein Sheriff oder gar ein Staatenreiter?«, fragte er schnell. Seine Stimme klang belegt. Er räusperte sich.
»Nein. Aber du bist ein niederträchtiger und skrupelloser Bandit. Und ich werde dich dem Gesetz ausliefern. Kerle wie du gehören hinter Schloss und Riegel. Ihr seid eine Gefahr für die Allgemeinheit. Dich bringe ich nach Tucson, Foster. Dort werden sie dir den Prozess machen und dich dann hängen.«
»Du bist also ein verdammter Mannjäger, einer, der für Geld die Seele seiner Großmutter dem Satan verkaufen würde.«
»Du täuscht dich, Foster. Aber über meine Beweggründe werde ich nicht mit dir diskutieren. Streck die Arme vor!«
»Verdammt, McQuade, ich wollte den Kerl nicht erschießen. Aber er griff nach dem Revolver, und ich…«
»Es war sein Job, zu verhindern, dass die Stagecoach überfallen wird«, unterbrach McQuade den Banditen mit klirrender Stimme. »Willst du dich etwa auf Notwehr hinausreden? Das klingt ja geradezu wie Hohn in meinen Ohren. Du hast die Postkutsche überfallen und den Begleitmann erschossen. Das ist Raubmord. Und darauf kennt das Gesetz nur eine Antwort.«
Foster zog den Kopf zwischen die Schultern. Seine Gestalt krümmte sich ein wenig nach vorn. Er wirkte jetzt sprungbereit. Das Flackern in seinen Augen verriet, dass er nicht daran dachte, aufzugeben.
»Gray Wolf!«, brach es scharf über McQuades Lippen. »Gib acht!«
Sofort ließ sich der Wolfshund auf die Hinterläufe nieder, stieß ein drohendes Knurren aus und seine Lefzen hoben sich ein wenig über den gefährlichen Fang.
»Zum Henker mit dir und diesem grauen Mistvieh!«, knirschte Foster. Er gab sich geschlagen, entspannte sich, seine Schultern sanken nach unten, und er streckte McQuade die Hände hin. Der Kopfgeldjäger stieß den Colt ins Holster, dann klickten die Handschellen.
*
Zwei Stunden später kamen McQuade und sein Gefangener in Bisbee an. Es war Nacht. Aus verschiedenen Fenstern fiel Licht. Der penetrante Geruch von Tierausscheidungen wehte von den Corrals, Koppeln und Pferchen am Stadtrand her zwischen die Häuser. Leise Klaviermusik war zu hören. Sie wies McQuade den Weg. Je näher er dem Saloon kam, desto deutlicher wurden die verworrenen Geräusche, die sich mit dem Klimpern des Klaviers vermischten und auf die Main Street trieben. Am Hitchrack standen über ein halbes Dutzend Pferde. Stoisch ließen die Tiere die Köpfe hängen.
McQuade saß ab. »Runter vom Pferd, Foster!«, kommandierte er. Und als der Bandit am Boden stand, leinte der Kopfgeldjäger die beiden Reittiere an. Er zog die Henry Rifle aus dem Scabbard. »Beweg dich, Foster.« Er dirigierte den Banditen in den Schankraum. Knarrend schlugen die Türpendel hinter ihnen aus. Gesichter wandten sich ihnen zu, interessierte, stechende Blicke fixierten sie. Der Pianist unterbrach sein Spiel. Das Stimmendurcheinander wurde leiser und verklang schließlich. Jetzt starrte jeder im Saloon auf McQuade, seinen Gefangenen und den grauen Wolfshund, der nicht von der Seite des Kopfgeldjägers wich.
»Ich suche das Sheriff's Office!«, erklärte McQuade, der zwei Schritte vor der Tür angehalten und den Banditen angewiesen hatte, ebenfalls stehenzubleiben.
»Sheriff Buster ist nicht in der Stadt«, sagte der Keeper. »Viehdiebe haben von der Weide der Potter Ranch wieder einmal ein Rudel Rinder abgetrieben. Sam Buster ist seit zwei Tagen unterwegs. Sein Gehilfe, Charly Hobbs, dürfte schon schlafen. Charly ist ein alter Knochen, den das Rheuma plagt. Seine Hauptaufgabe besteht darin, den Boden des Sheriff's Office zu fegen und den Gefangenen drei Mahlzeiten am Tag zu servieren.«
»Ich brauche eine Zelle für meinen Gefangenen«, gab McQuade zu verstehen. »Kann mir jemand den Weg zum Haus Charly Hobbs' beschreiben?«
»Was hat der Kerl denn ausgefressen?«, fragte einer der Gäste laut.
»Raubmord. Sicher hängt an der Anschlagtafel des Sheriff's Office sein Steckbrief.«
»Ich kann keinen Stern an dir entdecken, Stranger. Bist du ein Menschenjäger?«
McQuade beachtete den Sprecher nicht mehr, sondern wandte sich wieder an den Keeper. »Wo wohnt Charly Hobbs?«
»Wenn Sie der Main Street nach Norden folgen, finden sie das Sheriff's Office an der Ecke der dritten Nebenstraße. Charly schläft, wenn es geht, in einer der Zellen. Sind alle Zellen voll, lässt ihn Sam Buster bei sich zu Hause nächtigen. Charly ist nicht nur sein Faktotum, er ist auch so etwas wie sein väterlicher Freund. Er hat Charly vom Alkohol weg gebracht.«
»Danke.– Kehrtwendung marsch, Foster!«
Sie verließen den Schankraum. Ihre Schritte pochten über den Vorbau. Lautlos strich Gray Wolf neben den beiden Männern her. Draußen banden sie die Pferde los und führten sie die Fahrbahn hinauf. McQuade entdeckte das Sheriff's Office und lenke seine Schritte darauf zu. Lose schlang er den langen Zügel um den Holm. Der Texaner, den ein unerbittliches Schicksal nach Arizona verschlagen hatte, wies Gray Wolf an, auf Foster aufzupassen, dann stieg er auf den Vorbau und schlug wenig später mit der Faust gegen die Officetür. Dumpf hallten die Schläge nach innen.
Es dauerte eine Weile, dann konnte McQuade durch das Fenster neben der Tür Lichtschein sehen. Gleich darauf ging die Tür auf, das Licht blendete den Kopfgeldjäger einen Moment, eine näselnde Stimme erklang: »Brennt es irgendwo in der Stadt, weil Sie fast die Tür eingeschlagen haben, Mister? Oder reitet Sie der Teufel, weil Sie sich wie ein Elefant im Porzellanladen gebärden?«
Charly Hobbs hielt die Laterne etwas in die Höhe. In Socken stand er vor McQuade. Er hatte seine Hose und das Hemd nicht ausgezogen, als er sich zum Schlafen niederlegte. Lediglich die Hosenträger hatte er sich von den Schultern gestreift. Sie hingen seitlich an seinen Beinen nach unten. Der Sheriffsgehilfe war bärtig und fast zahnlos. Seine blassblauen Augen waren wässrig. Die Runzeln und Furchen in seinem Gesicht erinnerten an die Rinde einer alten Flusspappel.
»Tut mir leid, wenn ich Sie aus dem Schlaf gerissen habe, Deputy«, entschuldigte sich McQuade. »Ich habe einen Gefangenen. Sein Name ist Tex Foster. Ich habe ihn in Warren gestellt und will ihn nach Tucson schaffen. Ich möchte Foster bis morgen Früh in einer Ihrer Zellen unterbringen. Ist das zu machen?«
Der Oldtimer blinzelte. »Was hat Foster denn angestellt?«
McQuade griff in die Manteltasche und zog den zusammengelegten Steckbrief heraus, faltete ihn auseinander und reichte ihn Charly Hobbs. Der Alte knurrte: »Ohne meine Brille kann ich nicht entziffern, was da geschrieben steht. Sagen Sie's mir: Was hat er verbrochen?«
»Postkutschenüberfall und Mord. Auf seinen Kopf sind sechshundert Dollar ausgesetzt. Werden Sie ihm für die Nacht– hm, Asyl gewähren?«
»In Ordnung, bringen Sie ihn herein. Wenn er hinter Schloss und Riegel ist, werde ich mir die Brille auf die Nase klemmen und lesen, was auf dem Steckbrief steht.«
»Foster, go on!«, befahl McQuade. Seine Stimme duldete keinen Widerspruch.
*
McQuade wurde wach, weil ein Pferd trompetend wiehert. Er erhob sich und ging zum Fenster, schob es in die Höhe und beugte sich ein wenig nach draußen. Vor dem Sheriff's Office, das dem Hotel schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite lag, konnte McQuade zwei Pferde sehen. Einer der Reiter war schon abgesessen. Er schlang die Leine um den Haltebalken des Hitchrack. Der Kopfgeldjäger hörte eine dunkle Stimme. Was der Mann sprach, konnte er nicht verstehen.
Jetzt ging der Mann, der sein Pferd angebunden hatte, vom Hitchrack weg, umrundete sein Pferd und trat neben das andere Tier. Wieder war die raue Stimme zu vernehmen. Und plötzlich trat der Bursche auf dem Pferd nach dem Mann, der am Boden stand. Mit dem nächsten Atemzug warf er sich aus dem Sattel und stürzte sich auf den Burschen, von dem McQuade annahm, dass es sich um den Sheriff handelte. Die beiden Männer gingen zu Boden. Staub hüllte sie ein. Die Pferde tänzelten unruhig zur Seite.
Die beiden Kämpfenden rollten herum. Eine Verwünschung war zu hören, einer der beiden kam hoch. Im Mond- und Sternenlicht sah McQuade das matte Funkeln an seiner linken Brustseite. Er zog den Revolver. Auch der andere kämpfte sich auf die Beine. An der Art, wie er die Arme hielt, erkannte McQuade, dass seine Hände vor dem Bauch gefesselt waren.
Er kam nur halb in die Höhe. Der Sheriff schlug mit dem Revolver zu. Als hätte ihn die Faust des Teufels getroffen, ging der Bursche zu Boden. Über ihn gebeugt, die Hand mit dem Colt für den nächsten Schlag erhoben, wartete der Sternträger, ob sich sein Gefangener noch einmal aufzurichten versuchte. Aber der Bursche schien genug zu haben. Der Sheriff richtete sich zu seiner vollen Größe auf, und McQuade konnte wieder seine Stimme hören. Schließlich packte er den Kerl am Westenkragen und zerrte ihn auf die Beine, um ihn die Stufen zum Vorbau hinaufzubugsieren.