Der Kopfgeldjäger Folge 39/40  (Zwei McQuade Western) - Pete Hackett - E-Book

Der Kopfgeldjäger Folge 39/40 (Zwei McQuade Western) E-Book

Pete Hackett

0,0

Beschreibung

Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.

Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 39/40 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 109

Veröffentlichungsjahr: 2019

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Kopfgeldjäger

Folge 39/40

(Zwei McQuade Western)

Die Sprache der Gewalt/ Blutspur nach Vado Hondo

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956172465

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Die Sprache der Gewalt

Blutspur nach Vado Hondo

Über den Autor

Die Sprache der Gewalt

McQuade saß beim Holm vor dem Saloon ab. Staub rieselte von den Schultern und der Hutkrempe des Kopfgeldjägers. Hinter ihm lagen die Gila Bend Mountains mit all ihren Strapazen und Unbilden. Auch der Falbe und Gray Wolf, der graue Wolfshund, waren verstaubt. Die Augen des Texaners, den ein unerbittliches Schicksal ins Arizona-Territorium verschlagen hatte und der seit vielen Monaten dort auftrat, wo das Gesetz schwach war oder ganz und gar versagte, waren entzündet. In seinem hohlwangigen Gesicht wucherte ein tagealter Bart.

Am Hitchrack standen fünf Pferde. Das Brandzeichen der Tiere bestand aus einem J und einem U. Aus dem Schankraum drang das Durcheinander rauer Stimmen. Es hörte sich an, als würden sich einige Männer lautstark streiten.

Neben dem Haltebalken stand ein Wassertrog am Fahrbahnrand. Ein dünner Staubfilm schwamm auf der Wasseroberfläche. Gray Wolf stand schon mit den Vorderläufen auf dem Trogrand und löschte seinen Durst. McQuade führte den Falben hin und das Tier bedankte sich mit einem Prusten, dann versenkte es die Nase im Wasser. McQuade wusch sich Staub und Schweiß aus dem Gesicht und trocknete sich mit seinem Halstuch ab, ohne es abzunehmen.

Der Lärm, der aus dem Saloon trieb, war lauter und irgendwie aggressiver geworden. Schließlich erklang ein wilder Laut, der sich anhörte wie ein Kampfschrei, und dann hörte McQuade einen Mann brüllen: »Gib's ihm, Wade! Schlag den dreckigen Squatter durch Sonne und Mond. Er muss auf dem Bauch aus der Stadt kriechen.«

Jetzt brauchte dem Kopfgeldjäger niemand mehr zu sagen, was sich im Saloon abspielte. Der Kampfschrei war wohl der Auftakt zu einem brutalen Faustkampf gewesen, und dass einer der Kerle den Gegner des Burschen namens Wade als Squatter beschimpft hatte, sagte McQuade, dass die Pferde am Holm wohl einigen Cowboys gehörten und dass sie einen Heimstätter oder Farmer in die Mangel nahmen.

Es war nicht sein Problem. Er war hungrig und durstig, schmutzig und verschwitzt. Darum machte er in der kleinen Ortschaft halt. Auf dem verwitterten Holzschild am Ortsrand stand der Name Saddle. McQuade wollte sich nicht einmischen. Er konnte allerdings nicht ahnen, dass er innerhalb kürzester Zeit in einen tödlichen Konflikt hineingezogen werden sollte– einen Konflikt, der nur eine Sprache kannte, nämlich die Sprache der brutalen Gewalt.

Die Tiere hatten ihren Durst gelöscht. McQuade leinte den Falben an den Holm, zog die Henrygun aus dem Sattelschuh und stieg die vier Stufen zum Vorbau des Saloons hinauf. Die harten Absätze seiner Stiefel erzeugten auf den Bohlen ein hämmerndes Geräusch und riefen ein dröhnendes Echo wach. Leise klirrten die Sporen an den verstaubten Stiefeln mit dem brüchigen Leder.

Der Kopfgeldjäger betrat den Schankraum und erfasste mit einem Blick das Szenarium, das sich ihm bot. Beim Schanktisch standen einige Männer im Kreis herum, und in dem Kreis belauerten sich zwei Kerle mit erhobenen Fäusten und wachsamen Blicken.

McQuade blieb stehen, Gray Wolf ließ sich auf die Hinterläufe nieder und der Texaner kraulte den Wolfshund zwischen den Ohren. Es war eine Gewohnheit, die er schon unterbewusst ausführte und die ihm der große, graue Hund dankte, indem er seinen Kopf am Bein des Kopfgeldjägers rieb.

Die beiden Streithähne wurden vor dem Blick McQuades nahezu gänzlich von den Umstehenden verdeckt. Er registrierte aber, dass einer der Kerle wohl einen ganzen Kopf größer war als sein Gegner und dass er sicherlich an die fünfzig Pfund mehr wog. Er sagte sich, dass dies kein besonders ausgeglichener Faustkampf werden würde.

Jetzt vollführte der größere der beiden Kämpfer einen Ausfallschritt nach vorn; eine ansatzlose, überraschende Aktion für den anderen Mann. Er fintete mit der Linken, und als sein Gegner die Fäuste hochriss, um seinen Kopf zu decken, ließ der Riese die linke Faust fliegen. Sie knallte von der Seite gegen die Rippen des kleineren Mannes, den McQuade für den Farmer hielt, und der wurde– als hätte ihn ein Huftritt getroffen– zur Seite geschleudert. Ein gequälter Aufschrei entrang sich ihm. Er knickte seitlich ein und presste beide Hände auf die Stelle, die die Faust des riesigen Burschen getroffen hatte. Wie ein Erstickender schnappte er nach Luft. Der Treffer schien ihm sämtliche Luft aus den Lungen gedrückt zu haben.

»So ist es richtig, Wade!«, schrie einer wie von einer wilden Freude erfüllt. »Schlag ihn in Stücke. Was du von ihm übrig lässt, verfüttern wir an die Schweine am Stadtrand.«

McQuade erinnerte sich, dass er neben Corrals, Koppeln und Pferchen auch einen Schweinekoben wahrgenommen hatte, als er in den Ort ritt.

Wade setzte nach. Der Farmer hatte sich noch nicht von dem Schlag gegen die Rippen erholt. Jetzt aber handelte er aus der Panik heraus, geleitet von der Verzweiflung. Er warf sich dem riesigen Kerl entgegen und schlug blindlings mit beiden Fäusten nach ihm. Und er traf ihn auf den Mund. Von der Unterlippe des Weidereiters tröpfelte Blut auf sein Kinn und seine Brust. Der Getroffene wankte zwei Schritte zurück. McQuade konnte sein Gesicht sehen, und das war geprägt von Verblüffung und Schmerz, verwandelte sich aber im nächsten Moment zu einer Physiognomie der überwältigenden Wut.

Der Farmer warf sich mit dem Mut der Verzweiflung gegen den Cowboy. Er rammte ihm die Schulter in den Leib und schlug wieder mit beiden Fäusten zu. Und aufs Neue konnte er den Riesen überraschen und empfindlich treffen. Als der Cowboy mit beiden Händen nach ihm griff, sprang er gedankenschnell zurück und die Pranken des Weidereiters fuhren ins Leere.

»Dafür schlage ich dich zu Klump, Skinner!«, brach es aus der Kehle Wades. Seine Stimme hatte den Klang fernen Donnergrollens.

»Ja, verprügele ihn, dass ihm Hören und Sehen vergeht!«, schrie einer mit überschnappender Stimme. »Wisch mit ihm den Fußboden auf.«

Jetzt stürzte sich Wade auf den Farmer. Seine Arme flogen wie Dreschflügel. Er kam wie ein Wirbelsturm und sein Bestreben war es wohl, den kleineren Mann mit einigen Treffern kampfunfähig zu schlagen. Das Gesicht des Riesen war wie verkrampft, sein Mund war in der Anspannung zusammengepresst, seine Augen waren nur noch schmale Schlitze.

Der Mann namens Skinner wurde zurückgeschleudert. Er hatte einige brutale Treffer einstecken müssen. Die Kerle, die um die Kämpfenden herumstanden, johlten und grölten. Einer versetzte Skinner einen derben Stoß in den Rücken und er wurde Wade regelrecht entgegengeschleudert. Und Wade kannte keine Gnade. Wie Dampfhämmer kamen seine Fäuste. Skinner hatte gegen diesen Koloss aus Muskeln und Knochen nicht den Hauch einer Chance. Ein Haken, den Wade aus der Hüfte heraus schlug und der Skinners Kopf in den Nacken schleuderte, fällte den Farmer. Er lag am Boden, seine Finger verkrallten sich auf den Dielen, seine Nägel brachen, seiner Kehle entstieg ein verlöschendes Gurgeln. Dann fiel sein Gesicht seitlich in das Sägemehl, mit dem der Boden bestreut war.

Wade rieb sich die Knöchel. Sekundenlang starrte er, die Mundwinkel geringschätzig nach unten gezogen, auf den Mann hinunter, den er mit seinen Fäusten regelrecht zertrümmert hatte, dann knurrte er: »Werft diesen Dummkopf auf die Straße. Er verpestet hier nur die Luft.«

Zwei der Kerle, die gekleidet waren wie Weidereiter, packten Skinner an den Beinen, schleiften ihn an McQuade und Gray Wolf vorbei zur Tür, hinaus auf den Vorbau und warfen ihn von dort aus hinunter in den knöcheltiefen Staub der Fahrbahn. Knarrend schlugen die Türflügel.

McQuade ging zu einem Tisch bei der Treppe und setzte sich. Gray Wolf legte sich zu seinen Füßen auf den Boden und begann an einer seiner Krallen zu nagen.

Die beiden Kerle kamen zurück, einer rief lachend: »Ich schätze mal, Jesse Skinner werden seine Frau und seine Tochter gar nicht mehr erkennen, wenn er heimkehrt. Wahrscheinlich erkennt er sein Gesicht selbst nicht mehr, wenn er in den Spiegel schaut.«

*

Der Keeper kam und erkundigte sich bei McQuade nach dessen Wünschen. Aber der Kopfgeldjäger gab keine Bestellung auf, sondern fragte: »Wer ist der Mann, den der Riese eben so fürchterlich zurechtgestutzt hat? Und weshalb hat er ihn derart in die Mangel genommen?«

»Mischen Sie sich nicht ein, Mister«, raunte der Keeper gerade so laut, dass McQuade seine Worte verstehen konnte. »Skinner besitzt an einem der kleinen Nebenflüsse des Gila River eine Farm. Auf der anderen Seite des Creeks beginnt das Weideland John Underwoods. Der Rancher und die Farmer sind sich nicht grün. Als vorhin die fünf Reiter der J.U.-Ranch in den Saloon kamen, beschimpften sie Skinner als einen lausigen Schollenbrecher. Er nannte sie hirnrissige Kuhtreiber. Nun ja…«

»Skinner hat eine Frau und eine Tochter«, sagte McQuade und es klang nicht fragend, sondern feststellend.

»Ja. Nancy tut mir leid. Langsam aber sicher zerbricht sie an den Übergriffen der J.U.-Leute. Und Crystal… Nun, das Girl ist neun und alt genug, um zu verstehen, dass es auf dieser Welt gravierende Unterschiede gibt. Es gibt Reiche und Mächtige, aber auch Arme und solche, die keine Rolle spielen. Zu ersteren gehört John Underwood. Zu jenen, denen das Leben lediglich eine Statistenrolle zugedacht hat, gehört Jesse Skinner.«

»Danke«, knurrte McQuade. »Geben Sie mir einen doppelten Whisky.«

Der Keeper brachte das Gewünschte, McQuade erhob sich, nahm das Glas und ging hinaus. Jesse Skinner saß am Boden, mit dem Rücken gegen einen der Holzstempel gelehnt, die den Vorbau trugen. Sein Gesicht war blutverschmiert, wies kleine Platzwunden auf und war total verschwollen. Das Kinn des Farmers war auf die Brust gesunken. Sein Atem ging rasselnd, und unter den keuchenden Atemzügen hob und senkte sich seine Brust wie bei einem Asthmatiker.

McQuade ging bei ihm auf das linke Knie nieder. »He, Skinner, kannst du mich hören?«

»Natürlich«, kam es lahm über die aufgeschlagenen Lippen des Farmers. »Geh zur Hölle und bestell deinem Boss, dass…«

»Ich gehöre nicht zur J.U.«, unterbrach McQuade den verbitterten und zugleich zorniges Ausbruch das übel zugerichteten Mannes. »Hier, trink den Whisky. Er wird dir gut tun.«

Er hielt Skinner das Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit hin. Jetzt hob der Farmer das Gesicht und schaute McQuade an. Zwischen den Lidern glitzerten die Augen Skinners. »Wer bist du?«

»Mein Name ist McQuade. Vorwärts, Skinner, trink den Schnaps.«

Der Farmer griff mit zitternder Hand nach dem Glas, setzte es sich an die Lippen und trank kleine Schlucke, bis er es geleert hatte. Einige Male hüstelte er. Er verzog auch das Gesicht, weil die scharfe Flüssigkeit auf seinen aufgeplatzten Lippen brannte.

McQuade nahm ihm das leere Glas aus der Hand. »Besser?«

»Yeah, vielen Dank. Wie war dein Name gleich wieder?«

»McQuade.«

Auf dem Vorbau dröhnten Schritte, dann trat ein Mann in Cowboytracht an das Geländer heran, legte seine Hände auf den Querbalken und sagte mit klirrender Stimme: »Du solltest dich nicht einmischen, Hombre. Ich könnte deine Hilfsbereitschaft diesem Schollenbrecher gegenüber falsch auslegen. Und das wäre sicher nicht gut für dich.«

McQuade blickte in die Höhe, dann drückte er sich hoch und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Dieser Mann ist am Ende«, sagte er mit klarer, präziser Stimme. »In dieser Stadt– so scheint es -, macht niemand einen Finger für ihn krumm. Er benötigt aber Hilfe. Aus welchem Grund sollte ich sie ihm versagen? Und was kann man daran falsch auslegen?«

»Diese Stadt lebt im Schatten John Underwoods– Big John Underwoods«, antwortete der Bursche auf dem Vorbau. Ausdruckslos starrte er McQuade an. Sein Gesicht war hartlinig und mutete an wie aus Granit gemeißelt. »Big Johns Wort ist in diesem Landstrich Gesetz. Die Regierung hat das Land an den Flüssen zur Besiedlung freigegeben. Die Siedler kamen, und Big John duldete sie. Doch dann begannen diese Schollenbrecher sich am Vieh der J.U.-Ranch zu vergreifen, weil die Erträge, die sie mit Weizen, Mais und Kartoffeln erzielen, ihren Lebensunterhalt nicht sicherstellen. Das aber lässt sich Big John nicht gefallen.– Wir wissen nicht, wer unser Vieh stiehlt. Und solange wir die Diebe nicht erwischen, ist für uns jeder dieser lausigen Squatter ein potentieller Rustler.«

»In diesem Land ist ein Mann unschuldig, solange nicht seine Schuld eindeutig nachgewiesen ist«, erklärte McQuade.

»Ich sagte es bereits, Fremder: In diesem Landstrich gelten Big Johns Gesetze. Darum rate ich dir, dich herauszuhalten. Ich weiß nicht, was dich nach Saddle getrieben hat. Was immer es auch ist– unternimm nichts, was sich gegen die J.U.-Ranch richtet.«

»War das eine Drohung oder eine Warnung?«, fragte McQuade furchtlos und unerschrocken.

»Du kannst es so oder so auffassen, Fremder. Doch nimm es dir zu Herzen. Sonst erlebst du dein blaues Wunder.– Hast du einen Namen?«

»Sicher.«

»Sag ihn mir.«

»Ich heiße McQuade.«

Jetzt kniff der Bursche auf dem Vorbau die Augen zusammen: »Ich habe von einem Kopfgeldjäger gehört, der so heißt. Bist du am Ende dieser Mann?«

»Ich vertrete das Gesetz auf meine Weise«, versetzte McQuade. »Aber ich schreibe keine Gesetze wie John Underwood. Ich denke, die Zeiten, in denen jemand sein eigenes Recht praktizieren durfte, sind vorbei.«

»Du bist also dieser Prämienjäger.« Der Sprecher verzog geringschätzig den Mund. »Du siehst eher aus wie ein Satteltramp.