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Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.
Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 43/44 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western
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Seitenzahl: 113
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Der Kopfgeldjäger
Folge 43/44
(Zwei McQuade Western)
Hass pflastert den Weg zur Hölle/ Die Rache des Comancheros
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172489
Cover
Titel
Impressum
Hass pflastert den Weg zur Hölle
Die Rache des Comancheros
Über den Autor
Nachdem der Stallmann McQuades Falben in eine Box gestellt und das Tier mit Wasser, Heu und Hafer versorgt hatte, sagte der Kopfgeldjäger: »Nachdem ich in Apache Spring angekommen bin, war ich im Saloon. Einige Männer befanden sich dort, und sie unterhielten sich ziemlich angeregt miteinander. Es fielen immer wieder zwei Namen: Randolph Shrader und James Hardin. Es war von Viehdiebstahl und Mord die Rede. Was hat es mit Shrader und Hardin auf sich?«
Der Stallmann zog die Unterlippe zwischen die Zähne und kaute auf ihr herum. Gedankenvoll musterte er den Kopfgeldjäger. Dieser hatte sich auf eine Futterkiste am Rand des Mittelganges gesetzt. Zu seinen Füßen lag Gray Wolf, der graue Wolfshund, der McQuade in einem Ort an der mexikanischen Grenze zugelaufen war. »Es ist eine unschöne Geschichte, Mister«, murmelte der Stallbursche schließlich, griff in die Tasche seiner Weste, holte eine Pfeife und ein Päckchen Tabak hervor, setzte sich neben den Kopfgeldjäger und stopfte die Pfeife. McQuade gab dem Mann Feuer.
»Erzählen Sie sie mir«, bat der Texaner, blies das Streichholz aus und ließ es achtlos zu Boden fallen.
Der Stallbursche paffte einige Rauchwolken vor sich hin. Sie nebelten sein bärtiges Gesicht ein. »Es begann vor sechs Jahren«, begann er dann zu sprechen. »Randolph Shrader betrieb eine kleine Ranch am Cienega Creek. James Hardin, der sich westlich des Cienega Creeks ein regelrechtes Rinderimperium aufgebaut hatte, beschuldigte Shrader eines Tages des Viehdiebstahls. Er zeigte ihn beim County Sheriff an und der ritt mit einem Aufgebot zu Shrader. Shrader bestritt, Hardin auch nur ein einziges Rind gestohlen zu haben. Und er widersetzte sich der Verhaftung. Es kam zu einer Schießerei, bei der ein Mann des Aufgebots eine Kugel in die Schulter bekam. Es gelang dem Aufgebot, Randolph Shrader zu überwältigen. Er wurde vor Gericht gestellt, die Jury erklärte ihn für schuldig, der Judge schickte ihn für sechs Jahre nach Yuma ins Staatsgefängnis.«
Der Stallmann saugte an der Pfeife.
»Er ist, als die sechs Jahre vorbei waren, in diesen Landstrich zurückgekehrt, nicht wahr?«, konstatierte McQuade.
Der Stallbursche nickte. »Ja. Denn hier wartete Tracy, seine Tochter, auf ihn. Sie wohnte in all den Jahren zwar auf der Ranch, war aber nicht in der Lage, sie zu bewirtschaften, und die Ranch verfiel mehr und mehr. Kein Mensch weiß, wovon das Mädchen die ganze Zeit über lebte. Sie hauste auf der Ranch wie ein wildes Tier– anders kann man es nicht bezeichnen.– Ja, Shrader kehrte zum Cienega Creek zurück, nachdem sie ihn aus dem Zuchthaus entlassen hatten. Er war voll Hass. Zwei Tage, nachdem er hier angekommen war, legte er sich in der Nähe der Hardin Ranch mit einem Gewehr auf die Lauer. Und als James Hardin sein Wohnhaus verließ, schoss ihm Shrader eine Kugel zwischen die Augen.«
»Wann war das?«
»Vor vier Tagen. Seitdem sind Randolph Shrader und Tracy auf der Flucht. Der County Sheriff wurde informiert, er ist aber noch nicht nach Apache Spring gekommen, um den Vorfall zu untersuchen. Steve Hardin, der junge Rancher, hetzte jeden verfügbaren Mann der Ranch in den Sattel, um Shrader zu jagen und ihm den Mord an James Hardin zu vergelten. Aber Rand Shrader und Tracy entkamen. Hardin hat eine Belohnung von tausend Dollar ausgesetzt. Und es ist ihm egal, ob man ihm Shrader lebend oder tot bringt.«
»Und es ist sicher, dass Shrader der Mann war, der Hardin die Kugel in den Kopf schoss?«, fragte McQuade. »Gibt es Augenzeugen?«
»Nein. Aber wer sonst sollte Hardin umgelegt haben? Shrader gab ihm die Schuld für seine Verurteilung. Yuma ist die Hölle. Sengende Hitze, harte Arbeit in den Steinbrüchen, unduldsame, brutale, um nicht zu sagen sadistische Wärter, die die Peitsche voll wilder Freude schwingen, und eine denkbar schlechte Verpflegung. Das ist Yuma. Ein Mann ist dort lebendig begraben. Jeder Tag in dieser Hölle schürte Shraders Hass. Und kaum, dass er wieder am Cienega Creek war, wird Hardin hinterhältig ermordet. Meinen Sie nicht auch, Mister, dass alles für Shraders Täterschaft spricht?«
»Sicher«, murmelte McQuade. »Alles spricht gegen Randolph Shrader.« Der Kopfgeldjäger erhob sich mit einem Ruck. »Sie kennen Shrader sicher sehr gut. Was ist er für ein Mann? Wurden ihm die Viehdiebstähle damals nachgewiesen?«
»Nein. Er wurde verurteilt, weil er sich seiner Verhaftung widersetzte und einen der Hilfssheriffs eine Kugel in die Schulter schoss.– Sie möchten wissen, was Shrader für ein Mann ist.« Der Stallbursche wiegte den Kopf. Er schien seine weiteren Worte erst in Gedanken zu formulieren. Dann fuhr er fort: »Eigentlich war er kein übler Kerl. Seine Frau starb vor zehn Jahren. Da war Tracy gerade mal dreizehn Jahre alt. Mit der Ranch hatte Shrader auch nie so richtig Glück. Er konnte sich mit den Erträgen recht und schlecht über Wasser halten. Er war verbittert. Nach dem Tod seiner Frau begann er zu trinken. Die Ranch begann zu verwahrlosen. Shrader kam kaum noch in die Stadt. Wenn er sich in Apache Spring blicken ließ, dann nur, um sich mit Whisky zu versorgen. Er sprach mit niemand mehr, war nur noch mürrisch, und schließlich erhielt er im Store keinen Kredit mehr. Von da an ließ sich Shrader überhaupt nicht mehr in Apache Spring sehen. Ungefähr dreieinhalb Monate später kam dann der County Sheriff mit einem Aufgebot…«
McQuade hatte genug gehört. Er bedankte sich, nahm seine Satteltaschen und die Henry Rifle und begab sich zum Hotel. Ihm steckte die Erschöpfung eines strapaziösen Ritts durch die Empire Mountains in den Knochen. Glühende Hitze, Staub, totes Gestein, Klapperschlangen und Eidechsen… Drei Tage lang waren diese Unbilden McQuades Begleiter. Sie hatten von ihm einen hohen Tribut an Kraft und Energie gefordert. Er ritt auf der Fährte eines mexikanischen Bravados namens Enrico Gonzales, der Waffen über die Grenze schmuggelte und sie an die Apachen verkaufte. Für seine Ergreifung waren achthundert Dollar Belohnung ausgesetzt.
Gray Wolf glitt lautlos neben dem Kopfgeldjäger her. Er war ebenso verstaubt, abgemagert und mitgenommen wie sein Herr.
*
Am folgenden Morgen ritt McQuade zur Shrader Ranch. Er hatte sich den Weg dorthin beschreiben lassen. Die Entfernung von Apache Spring aus betrug fünf Meilen. Sie lag am Ufer des Cienega Creeks in einer Ebene, die einen Durchmesser von etwa einer halben Meile hatte und die ringsum von Bergketten gesäumt wurde. McQuade verhielt auf einer Anhöhe am Rand der Ebene und nahm die Eindrücke auf, die sich ihm boten. Der Fluss war von dichtem Gebüsch gesäumt, über das sich uralte Pappeln erhoben. In der Ebene wuchs Gras. Die Ranch selbst bestand aus einem flachen Haupthaus, einem Stall, einer Scheune und zwei Schuppen. Sie war dem Verfall preisgegeben. Das Dach des Stalles war eingebrochen. Das Holz, aus dem die Gebäude errichtet waren, war grau. Hüfthohes Unkraut wucherte überall.
»Go on, Partner«, gebot der Texaner und trieb den Falben an. Im Schritttempo näherte er sich der Ranch. Er wusste selbst nicht genau, was ihn hierher getrieben hatte. Der Fall hatte sein Interesse geweckt. Er wollte die Schauplätze der Tragödie um Randolph Shrader, seine Tochter Tracy und James Hardin kennen lernen. Vielleicht ergaben sich irgendwelche Hinweise.
Je näher er den Gebäuden kam, umso deutlicher wurde es, wie sehr alles verwahrlost und dem Verfall preisgegeben war. Die Fenster des Haupthauses waren unverglast. Die hölzernen Blendläden waren verrottet und nur noch die verrosteten Angeln zeugten davon, dass es sie einmal gegeben hatte. Ähnlich war es mit den Türen. Auch sie waren dem Zahn der Zeit anheim gefallen und nur noch verfaulte Fragmente.
Beim Wohnhaus saß McQuade ab und ging hinein. Er befand sich in der Küche. Das Mobiliar war ärmlich und zum Teil unfachmännisch und grob zusammengezimmert. Überall lag Staub. Auf dem gemauerten Herd stand eine Pfanne mit verschimmelten Essensresten. Es roch nach Moder und Schimmelpilz. McQuade konnte kaum glauben, dass hier bis vor wenigen Tagen noch eine junge Frau lebte.
Er verließ das Haus. Als er ins Freie trat, blendete ihn für den Bruchteil einer Sekunde grelles Sonnenlicht. Als sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah er zwei Reiter, die sich von Norden her der Ranch näherten. Er zog die Henry Rifle aus dem Sattelschuh und hebelte eine Patrone in den Lauf. Gray Wolf hatte sich auf die Hinterläufe niedergelassen und beobachtete die Näherkommenden.
Im Ranchhof zügelten sie die Pferde. Es waren junge Männer, nicht älter als fünfundzwanzig, und sie waren gekleidet wie Cowboys. Ihre Revolver steckten in den Futteralen, die Gewehre in den Scabbards. Sie taxierten den hageren, stoppelbärtigen Mann in dem langen, braunen Staubmantel, der das Gewehr mit beiden Händen schräg vor der Brust hielt und ihre Musterung gelassen über sich ergehen ließ. »Wer bist du und was hast du hier zu suchen?«, blaffte einer der beiden, ein blondhaariger Bursche mit breiten Schultern und einem breitflächigen Gesicht.
»Mein Name ist McQuade. Man hat mir in Apache Spring die Geschichte von Randolph Shrader erzählt. Ich nehme an, ihr sitzt im Sattel der Hardin Ranch, und Steve Hardin hat euch in der Nähe der Ranch postiert, da Shrader und seine Tochter möglicherweise zurückkehren, um sich hier zu verkriechen, weil Randolph Shrader annimmt, dass man ihn hier am allerwenigsten vermutet.«
»Das ist richtig.« Der Blondhaarige belauerte McQuade. Sein Blick war durchdringend. Es war, als versuchte er, damit in das Hirn des Kopfgeldjägers einzudringen und dessen geheimste Gedanken zu erforschen und zu analysieren. »Kann es nicht sein, dass dich Shrader schickt, damit du hier die Lage peilst?«
»Ich bin nicht aus der Gegend. Die Suche nach einem Banditen, der die Chiricahuas mit Gewehren versorgt, hat mich in diesen Landstrich geführt. Ich sagte es bereits: In Apache Spring erzählte man mir die Geschichte von Randolph Shrader. Euer Boss hat ein Kopfgeld von tausend Dollar für seine Ergreifung ausgesetzt.«
Die Brauen des blonden Cowboys schoben sich zusammen. »Bist du ein Staatenreiter?«
»Nein.«
»Was treibt dich dann auf die Fährte eines Waffenschmugglers?« Plötzlich schlug sich der Cowboys mit der flachen Linken leicht gegen die Stirn. Und ehe McQuade antworten konnte, stieß er hervor: »Ich begreife. Sicher wird für die Ergreifung des Waffenschmugglers auch eine Prämie geboten. Du jagst Männer des Geldes wegen– du bist ein Menschenjäger.«
»So kann man meinen Job bezeichnen«, knurrte McQuade. »Ich bin der Meinung, dass ich helfe, dem Gesetz Geltung zu verschaffen. Die Kerle, die ich jage, sind skrupellose Verbrecher– Eitergeschwüre im Angesicht der Erde, und sie sind die Luft nicht wert, die sie atmen.«
»Es ist deine Sache, McQuade. Aber es ist so. Shrader ist unserem Boss tausend Bucks wert. Er ist eines dieser Eitergeschwüre, von denen du eben gesprochen hast. Jage ihn, töte ihn und bring ihn Steve Hardin. Dann bist um tausend Dollar reicher.«
»Niemand hat gesehen, dass er James Hardin erschossen hat«, gab McQuade zu bedenken. »Man hat lediglich den Verdacht, dass er der Mörder ist. Reicht das, um über dem Kopf eines Mannes den Stab zu brechen?«
Der Cowboy verzog geringschätzig den Mund. »Er ist der Mörder. Shrader hat sich im Zuchthaus zu einer reißenden Bestie entwickelt. Sein Hass auf Hardin ist mit jedem Tag, den er in Yuma verbrachte, gewachsen. Und nachdem er entlassen wurde, ließ er ihm freien Lauf.«
»Ich…«
Die weiteren Worte des Kopfgeldjägers gingen im Peitschen von Schüssen unter. Die beiden Cowboys bäumten sich auf und kippten von den Pferden, die nervös zur Seite tänzelten. Staub wogte, als die Körper schwer aufschlugen.
McQuade handelte ansatzlos, wirbelte herum und rannte ins Haus. Gray Wolf verschwand um den Stall.
Die Echos der Schüsse waren verklungen. Die Stille, die jetzt herrschte, war bedrückend. Etwas Unheilvolles schwängerte die Luft; Tod und Unheil.
McQuade hatte sich neben dem Fenster in der Küche postiert und äugte nach draußen. Sein Pferd und die beiden Tiere der Hardin-Männer standen im Hof. Die beiden Cowboys lagen reglos im Staub. Der Kopfgeldjäger lauschte und verspürte eine immense Anspannung. Die Sekunden reihten sich aneinander, wurden zu Minuten, und plötzlich kam Gray Wolf hinter einem der Schuppen hervor. Der Wolfshund bellte, warf sich herum, lief ein Stück weg, kehrte zurück und bellte aufs Neue.
McQuade begriff, verließ das Haus und schwang sich auf den Falben. »Na los, Partner, zeig mir, was du gefunden hast.«
Gray Wolf huschte am Ufergebüsch entlang, und nach etwa hundertfünfzig Yards verschwand er zwischen den Sträuchern. Der Kopfgeldjäger saß ab und folgte dem Hund. Am Ufersaum fand er Hufspuren, deren Ränder noch scharf waren, bei einem Strauch einen Haufen frischen Pferdedung, und am Rand des Buschgürtels lagen vier Patronenhülsen. Hier hatte der hinterhältige Schütze gestanden. Er musste sich von Westen, gedeckt durch das Ufergebüsch, genähert haben. Nach den tödlichen Schüssen war er im Flussbett davongeritten.
McQuade kehrte zur Ranch zurück und lud die leblosen Körper der Cowboys auf ihre Pferde, knüpfte die Zügel der beiden Tiere zusammen und nahm eines an die Longe…
*
McQuade brachte die beiden Toten zur Hardin Ranch. Einige Ranchhelfer unterbrachen ihre Arbeit und beobachteten ihn. Vor dem Haupthaus parierte der Texaner den Falben. Die Helps näherten sich. Ihre Mienen zeigten Betroffenheit und Fassungslosigkeit. Einer stieß laut hervor: »Großer Gott, das sind Joe Cutter und Wade Boulder. Und wie es aussieht, ist in keinem der beiden mehr ein Funke Leben.«