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Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.
Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 45/46 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western
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Seitenzahl: 110
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Der Kopfgeldjäger
Folge 45/46
(Zwei McQuade Western)
Wer den Wind sät…/ Die ohne Skrupel sind
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172496
Cover
Titel
Impressum
Wer den Wind sät …
Die ohne Skrupel sind
Über den Autor
Vor McQuade lag eine Ebene, die im Norden und Osten von Hügeln, am Süden aber von Wald begrenzt wurde. Die Vegetation bestand aus Kreosot, Büschelgras und dornigen Sträuchern, die in diesem trockenen Landstrich ein ausgesprochen kümmerliches Dasein fristeten.
Ein Pferd am Waldrand erregte die Aufmerksamkeit des Kopfgeldjägers. Es handelte sich um einen Schecken, der lediglich gezäumt war. Vom Reiter des Tieres war weit und breit nichts zu sehen.
McQuade, der den Falben gezügelt hatte, ruckte im Sattel und das Pferd setzte sich in Bewegung. Zugleich griff der Texaner nach der Henrygun und zog sie mit einem Ruck aus dem Scabbard. Es knackte metallisch, als er eine Patrone in den Lauf riegelte. In diesem Land konnte das Verhängnis hinter jedem Hügel und hinter jedem Strauch lauern, war der Tod allgegenwärtig, war äußerste Vorsicht angesagt. Wer seine Lektionen nicht schnell genug und umfassend lernte, verschwand sehr schnell in einem namenlosen Grab.
Der Schecke witterte mit erhobenem Kopf dem Reiter entgegen. Als McQuade bei dem Tier anhielt, prustete es mit geblähten Nüstern und spielte mit den Ohren. Der Texaner ließ seinen Blick schweifen. Die niedrigen Kreosotstauden am Waldrand waren niedergetrampelt. McQuade sah einen niedergerissenen Seilcorral. Am Waldrand lagen eine Decke und der Sattel am Boden. Eine kleine Feuerstelle verriet, dass der Besitzer des Schecken hier gelagert hatte. Das Feuer war jedoch niedergebrannt, die Asche schien erkaltet zu sein. Hier und dort sah McQuade einen Haufen Pferdedung am Boden liegen.
Der Texaner ließ sich vom Pferd gleiten. In diesem Moment vernahm er ein lang gezogenes Stöhnen. Das Gewehr an der Hüfte im Anschlag schlug er sich in das dichte Unterholz am Waldrand. Gray Wolf, der graue Wolfshund, glitt neben dem Mann her. Das Tier hechelte, die Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul. Es war Mittagszeit und die heißeste Zeit des Tages. Die sengende Hitze machte selbst das Atmen zur Qual und setzte dem Hund zu.
Als das Unterholz endete, stieß McQuade auf einen Mann. Er saß am Boden und hatte sich mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt. Sein Kinn war auf die Brust gesunken. Das Hemd über der Brust war voll Blut. Der Kopfgeldjäger verspürte wieder jähe Anspannung und sicherte in die Runde. Als er jedoch nichts wahrnehmen konnte, was auf Gefahr hindeutete, senkte er das Gewehr und ging bei dem Verwundeten auf das linke Knie nieder. „He, Mister.“ McQuades Stimme klang staubheiser.
Die Antwort bestand in einem Röcheln. Die Hände des Mannes, die zu beiden Seiten seines Körpers auf dem Boden lagen, zuckten. McQuade schätzte den Burschen auf dreißig bis fünfunddreißig Jahre. Er war dunkelhaarig, tagealte Bartstoppeln wucherten auf seinen Wangen und auf seinem Kinn. Er trug einen Revolvergurt, aber im Holster steckte keine Waffe.
McQuade drückte sich hoch, kehrte zu seinem Pferd zurück, hakte die Wasserflasche vom Sattel und holte Verbandszeug sowie ein kleines Fläschchen mit Desinfektionsmittel aus der Satteltasche. Zurück bei dem Verwundeten gab er ihm zu trinken. Das Wasser schien den Mann, der am Rande der Besinnungslosigkeit dahindämmerte, zu beleben. Verständnislos starrte er McQuade an, der die Hand mit der Wasserflasche zurückzog und das Gefäß auf den Boden stellte. „Geht es dir etwas besser?“, erkundigte sich der Texaner.
„Wer bist du?“, fragte der Verwundete und seine Stimme klang brüchig.
„Mein Name ist McQuade. Wie heißt du? Was ist geschehen?“
„Ich heiße Irving Strother.“ Der Verwundete sprach mit leiser, kratzender Stimme. Das Sprechen schien ihm Mühe zu bereiten. In seinem Gesicht zuckten die Muskeln, in seinen fiebrigen Augen wütete der Schmerz. „Es– es waren fünf. Ich– ich habe in den Sauceda Mountains mehr als zwei Dutzend Wildpferde eingefangen und die Tiere zugeritten. Vorgestern machte ich mich auf den Heimweg. Heute Morgen tauchten diese dreckigen Banditen auf…“
„Wohin wolltest du mit den Pferden?“
„Ich– ich lebe am Big Wash, nördlich der Alvarez Berge. Meine Frau Jane– sie– sie…“
Das Kinn des Mannes sank wieder auf die Brust. Er atmete rasselnd. McQuade begriff, dass der Pferdejäger dem Tod näher war als dem Leben. Aus dem Wenigen, das ihm Strother erzählt hatte, konnte McQuade schließen, dass der Mustangjäger mit einem Rudel eingebrochener Wildpferde auf dem Weg zum Big Wash war, dass ihm aber eine Bande, die aus fünf Kerlen bestand, heute Morgen die Tiere gestohlen hatte. Nachdem sie ihm kurzerhand eine Kugel verpassten, hielten sie Irving Strother für tot. Als er das Bewusstsein wieder erlangt hatte, war er in den Wald gekrochen, wahrscheinlich um nicht der glühenden Sonne ausgeliefert zu sein.
McQuade holte ein Klappmesser aus der Manteltasche und schnitt das Hemd des Verwundeten auf. Das Blut begann auf der Haut schon anzutrocknen. Die Wunde befand sich in der rechten Brustseite. Es war ein kleines, schwarzgerändertes Loch, aus dem noch immer ein dünner Blutfaden sickerte. Mit Wasser und seinem Halstuch säuberte der Kopfgeldjäger die Wunde, dann desinfizierte er sie, schließlich fertigte er aus einem Stück Binde eine Kompresse, die er mit Pflaster über der Wunde befestigte. Danach flößte er dem Verwundeten noch einmal einige Schlucke Wasser ein.
Im Unterholz gab es genügend dünne Stämme, aus denen McQuade eine Schleppbahre fertigen konnte. Er machte sich an die Arbeit…
*
Als die Sonne unterging, lag vor McQuade eine kleine Ansiedlung. Im Westen begann sich der Horizont rot zu verfärben. Wolkenbänke, die sich vor den Sonnenuntergang geschoben hatten, schienen zu glühen. Rötlicher Schein legte sich auf das Land. Die Berge schienen im Sonnenuntergang zu bluten.
Das verwitterte Ortsschild verriet dem Kopfgeldjäger, dass die Ortschaft den Namen Hickiwan trug. Die Main Street war breit und staubig. Zu beiden Seiten reihten sich ohne besondere bauliche Ordnung die Häuser. Dahinter waren Schuppen, Scheunen und Ställe errichtet. Etwas außerhalb des Ortes befand sich ein kleiner Friedhof rund um eine hölzerne Kirche.
Aus einigen Schornsteinen stieg Rauch. Die Menschen von Hickiwan nahmen wahrscheinlich ihr Abendbrot ein. Die Straße mutete an wie ausgestorben. Der Ort vermittelte Ruhe und Frieden.
McQuade ritt am Fahrbahnrand entlang. Den Schecken, der die Schleppbahre mit dem Verwundeten zog, führte er an der Longe. Der knöcheltiefe Staub verschluckte die Hufschläge. Der Texaner lenkte den Falben in den Hof des Mietstalles, beim Stalltor schwang er sich aus dem Sattel. Staub rieselte von seinen Schultern und von der Krempe seines Hutes.
Als er die Pferde über die Schattengrenze unter dem Tor führte, kam ihm der Stallmann entgegen. Es war ein bärtiger Oldtimer, mittelgroß und hager, dessen Augen scharf wie die Augen eines Bussards blickten. „Hi, Fremder. Was ist mit dem Burschen auf der Bahre? Lebt er überhaupt noch?“
„Sein Lebenslicht brennt nur noch auf Sparflamme“, versetzte McQuade. „Gibt es in Hickiwan jemand, der sich auf die Behandlung von Schusswunden versteht?“
Der Stallmann starrte auf den besinnungslosen Irving Strother hinunter, kratzte sich am Hals und nickte: „Victor“, murmelte er. „Ein alter Apache, der am Stadtrand haust. Er ist der einzige, der hier helfen kann.“
„Holen Sie ihn her“, forderte McQuade. „Bestellen Sie ihm, dass die Kugel in der Brust steckt und dass er sie herausholen muss. Gibt es in Hickiwan einen Deputy?“
„Nein. Der County Sheriff hat seinen Sitz in Tucson. Er ist also gut hundertzwanzig Meilen von Hickiwan entfernt. Ein Hilfssheriff war hier noch nie eingesetzt. Wozu auch? In Hickiwan ist die Welt noch in Ordnung.“
„Das mag sein. Wenn Sie Victor holen würden…“
„Am Ende des Ganges befindet sich mein Aufenthaltsraum. Da steht auch ein Feldbett. Hoffen wir, dass ich Victor in seinem Haus antreffe. Der Alte treibt sich meistens irgendwo in der Gegend herum.“
Der Stallbursche eilte davon.
McQuade führte die Pferde bis zum Ende des Ganges. Vorsichtig trug er Irving Strother in den Aufenthaltsraum des Stallburschen und legte ihn auf das Bett. Das Gesicht des Verwundeten war fahl. Die Haut glänzte vom Schweiß. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen. McQuade fragte sich, ob der Mustangjäger stark genug war, die Verletzung zu überleben.
Der Texaner ließ sich auf einen wackligen Hocker nieder, legte die Ellenbogen auf seine Oberschenkel und ließ die Hände zwischen den Knien baumeln. Gedankenvoll musterte er Irving Strothers Gesicht. Was wollte ihm der Verwundete sagen, als er die Sprache auf seine Frau Jane brachte?
Der Stallmann kehrte zurück, den alten Victor im Schlepptau. Der Apache trug eine aus Ziegenfell gefertigte Tasche mit sich. Sein dunkles Gesicht war von tiefen Runzeln und Falten zerklüftet. Seine Haut erinnerte an die gesprungene Rinde einer uralten Pappel. Er nickte McQuade zu, dann untersuchte er die Wunde, schließlich wandte er sich an den Stallmann und sagte kehlig: „Ich brauche abgekochtes Wasser, ein sauberes Tuch und Whisky.“
„Ich versorge die Pferde“, murmelte McQuade und erhob sich, um die Schlafkammer zu verlassen. Er führte die Pferde aus dem Stall zu einem Tränketrog, und während die Tiere ihren Durst löschten, nahm er ihnen die Sättel ab. Die Sonne war hinter dem Horizont im Westen versunken. Die Schatten waren verblasst. Die Luft war nach wie vor heiß und schien zu kochen.
Nachdem McQuade die Pferde in den Stall zurückgebracht und in Boxen untergebracht hatte, kam der Stallmann aus dem Verschlag, in dem sich der alte Apache um den Verwundeten kümmerte. McQuade, der mit einem Eimer Hafer aus einer Futterkiste schöpfte, wandte sich ihm zu. „Wie sieht es aus?“
„Victor hat die Kugel herausgeholt“, antwortete der Oldtimer. „Der Mann hat viel Blut verloren. Victor meint, dass sich in der kommenden Nacht entscheiden werde, ob der Hombre überlebt. Wo haben Sie ihn überhaupt gefunden? Und wer hat ihm das Stück Blei in die Brust geknallt?“
McQuade erzählte, was er wusste. Als er geendet hatte, stieß der Stallmann grimmig hervor: „Diese gewissenlosen Hurensöhne! Wenn es einen gerechten Gott gibt– warum lässt er so etwas zu? Es ist wohl so, dass diese Banditen weder von der göttlichen noch von der irdischen Gerechtigkeit jemals zur Verantwortung gezogen werden. Was ist das nur für eine Welt?“
McQuade presste die Lippen zusammen. Sie bildeten nur noch einen dünnen, blutleeren Strich in seinem hohlwangigen, stoppelbärtigen Gesicht. Ein entschlossener Zug setzte sich in seinen Mundwinkeln fest…
*
Am Tag darauf ritt McQuade zu der Stelle, an der er den Mustangjäger gefunden hatte, und nahm die Spur der Pferdeherde auf. Es war einfach, ihr zu folgen. Mehr als zwei Dutzend Pferde hinterließen eine deutliche Fährte, die wochenlang auszumachen war.
Sie führte zum Vamori Wash. Die Pferde standen in einem Corral, der zu einer großen Ranch gehörte. Es waren ausgesprochen edle Tiere. McQuade hatte den Falben auf einer Anhöhe angehalten. Es war der zweite Tag nach seinem Aufbruch in Hickiwan. Hinter ihm lagen fast achtzig Meilen durch die Wildnis. Der Ritt hatte Spuren bei dem Kopfgeldjäger, dem Pferd und auch Gray Wolf hinterlassen. Sie waren verstaubt und verschwitzt. Die Hitze hatte sie ausgehöhlt. Zwischen McQuades Zähnen knirschte der Staub. Seine Augen waren entzündet.
Während McQuade die Ranch beobachtete und die Eindrücke, die sich ihm boten, aufnahm und einprägte, legte sich Gray Wolf auf den Bauch und bettete seinen Kopf mit dem Ehrfurcht gebietenden Fang zwischen seine Vorderläufe. Die Rute des Hundes wischte über den Boden.
Die Ranch lag am Nordufer des Creeks. Soweit das Auge reichte, erstreckte sich karges Weideland. McQuade sah große Rinderrudel, die meisten hielten sich in der Nähe des Wassers auf. Es handelte sich um Longhorns, die ausgesprochen genügsam waren.
Helle Hammerschläge aus der Schmiede der Ranch erreichten das Gehör des Kopfgeldjägers. Aus der Esse stieg Rauch. McQuade sah einige Männer– Ranchhelfer -, die irgendwelche Tätigkeiten verrichteten. Es gab ein Haupthaus, eine Mannschaftsunterkunft, Ställe, Scheunen und Schuppen. In der Remise standen drei unterschiedlich schwere Fuhrwerke. Einige Hühner badeten im Staub des Hofes.
Nachdem er alles aufgenommen hatte, was er sah, trieb der Texaner den Falben wieder an. Am Querbalken des Hoftores war ein riesiges Schild angebracht, das den Namen der Ranch verriet: Southern Star Ranch. Der skelettierte Schädel eines Longhorns mit ausladenden Hörnern war an dem Schild angebracht.
Beim Haupthaus hielt der Kopfgeldjäger an. Einige der Ranchhelfer hatten in ihrer Arbeit innegehalten und beobachteten ihn. Einer der Männer näherte sich. McQuade saß ab und schlang den langen Zügel um den Querholm. Der Arbeiter war heran, taxierte den Texaner von oben bis unten und machte sich ein Bild von ihm, verzog den Mund und fragte: „Was willst du auf der Southern Star, Hombre? Du siehst aus wie ein Landstreicher, ein Satteltramp. Von deiner Sorte hält Adams nichts.“
„Adams“, wiederholte McQuade. „Gehört ihm die Ranch?“
Der Mann nickte. „Yeah, Everett Adams. Ihm gehört…“
Die Tür des Ranchhauses öffnete sich und ein großer, wuchtiger Mann mit grauen Haaren trat auf die Veranda. Seine Schritte erzeugten ein dumpfes Pochen auf den Bohlen. Er ging bis zum Geländer und legte die Hände darauf. „Ich bin Everett Adams. Was führt Sie zu mir?“
Adams sprach mit der Stimme eines Mannes, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen und der keinen Widerspruch duldete. McQuade schätzte ihn auf etwa fünfzig Jahre. Und er stufte ihn als unduldsam, unnachgiebig und unerbittlich ein.