Der Kopfgeldjäger Folge 47/48  (Zwei McQuade Western) - Pete Hackett - E-Book

Der Kopfgeldjäger Folge 47/48 (Zwei McQuade Western) E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.

Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 47/48 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western

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Seitenzahl: 109

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Der Kopfgeldjäger

Folge 47/48

(Zwei McQuade Western)

Todestrail/ Allgegenwärtig ist der Tod

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956172502

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Todestrail

Allgegenwärtig ist der Tod

Über den Autor

Todestrail

Der Bluebird Saloon in Lowell war brechend voll. Der Lärm, den die zum Teil stark angetrunkenen Gäste verursachten, war nahezu unerträglich. Um die Lampen wogte dichter Tabakqualm. Einige grell geschminkte Girls animierten die Männer in ausgesprochen freizügiger Art zum Trinken und versprachen ihnen mit gekonntem Augenaufschlag für ein paar Dollar den Himmel auf Erden.

Der Saloon glich einem Hexenkessel. Nur einen Steinwurf von der mexikanischen Grenze entfernt gab sich hier eine Reihe zwielichtigen Gesindels gewissermaßen die Klinke in die Hand. Glücksritter, Abenteurer, Banditen und Huren lieferten sich in der Stadt ein Stelldichein, viele auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit, andere auf der Flucht vor dem Gesetz.

Lowell war ein Sündenpfuhl, ein Sodom und Gomorrha an der mexikanischen Grenze, in dem der Dollar locker saß und ein Menschenleben nichts wert war.

McQuade saß an einem der runden Tische, vor ihm stand ein halb geleertes Glas Wasser. Gray Wolf lag zu seinen Füßen auf dem Fußboden. Der graue Wolfshund hatte den mächtigen Kopf mit dem Achtung gebietenden Fang zwischen die Vorderläufe gebettet und hielt die Augen geschlossen.

McQuade kümmerte sich nicht um das Treiben um ihn herum. Das Johlen, Grölen und brüllende Lachen der Angetrunkenen sowie das gezierte Kichern und Girren der Animiergirls erreichten lediglich den Rand seines Bewusstseins. Die ungeteilte Aufmerksamkeit des Kopfgeldjägers galt einem dunkelgesichtigen, indianerhaften Mann, der ein paar Tische weiter an einem Pokerspiel teilnahm. Sein Name war Black Steward. McQuade wusste, dass Steward zweiunddreißig Jahre alt war. Er hatte in Tubac einen Mann erschossen und wurde deshalb wegen Mordes gesucht. Dem Sheriff des Santa Cruz Countys war er fünfhundert Dollar wert.

McQuade war sich jedoch nicht sicher. Er war einige Tage nach der Schießerei zufällig nach Tubac gekommen und hatte sich ein wenig umgehört. Der überwiegende Teil der Einwohnerschaft Tubacs hielt Black Steward nicht für einen Mörder. Diese Leute waren vielmehr der Überzeugung, dass er sich lediglich seiner Haut wehrte. Allerdings war der Mann, den er tötete, der Sohn eines angesehenen Bürgers der Stadt.

Hier, in Lowell, hatte der Kopfgeldjäger den Gesuchten eingeholt. Nun versuchte er, sich ein Bild von ihm zu machen.

Black Steward verhielt sich unauffällig. Hin und wieder nippte er an seinem Bier. Er verströmte ein hohes Maß an Ruhe, und McQuade kam zu dem Ergebnis, dass es sich bei Steward um einen stillen Mann handelte, der nur schwer zu durchschauen war.

Gegen Mitternacht stieg der Geächtete aus dem Spiel aus, bezahlte seine Zeche und verließ den Saloon.

McQuade folgte ihm nach draußen. Steward stand am Geländer des Vorbaus. Die Luft war kühl und frisch. McQuade atmete tief durch. Steward wandte ihm den Rücken zu. Die rechte Hand des Kopfgeldjägers legte sich auf den Knauf des schweren, langläufigen Coltrevolvers, der tief an seinem Oberschenkel im Holster aus schwarzem Büffelleder steckte. Seine Stimme klirrte: „Deine Flucht ist zu Ende, Steward. Keine falsche Bewegung. Vergiss nicht, dass auf deinem Steckbrief tot oder lebendig steht.“

Black Steward stand steif wie ein Pfahl und schien den Worten hinterherzulauschen. Einige Sekunden verstrichen, in denen nichts geschah. McQuade war angespannt und wachsam, und von ihm ging die kalte Bereitschaft aus, notfalls den Revolver zu ziehen und zu schießen. Er hatte Black Steward in die Enge getrieben. Das machte diesen möglicherweise unberechenbar und tödlich gefährlich.

Jetzt ließ Steward seine Stimme erklingen, indem er hervorstieß: „Kommst du aus Tubac? Gehörst du zum Büro des Sheriffs?“

„Mein Name ist McQuade. Heb die Hände, Steward, und rühr dich nicht. Ich werde dir den Revolver wegnehmen und dich dann fesseln. Morgen früh brechen wir auf. Ich bringe dich nach Nogales zum County Sheriff.“

Langsam wanderten die Hände Stewards nach oben. Er hatte begriffen, dass er chancenlos war. Das Schicksal wollte er nicht herausfordern. Der Mann hinter seinem Rücken hatte keinen Zweifel offen gelassen, dass er kein Risiko eingehen würde.

McQuade trat hinter ihn und zog ihm den Sechsschüsser aus dem Holster, schob ihn hinter seinen Hosenbund und holte dann ein Paar Handschellen aus der Tasche seines zerschlissenen, braunen Staubmantels. Er bog erst Stewards linken, dann seinen rechten Arm nach unten, die Stahlsprangen klickten, McQuade sagte: „Sehr vernünftig von dir, dass du es nicht versucht hast. Es hätte mir widerstrebt, auf dich schießen zu müssen. Vorwärts, wird gehen zum Hotel.“

„Bist du McQuade, der Kopfgeldjäger?“, fragte Steward nun und drehte sich herum. Das Licht, das aus den beiden großen Frontfenstern des Saloons fiel, spiegelte sich in seinen Augen.

„Ja.“

„Ich habe von dir gehört. Man sagt, du seist ein Bluthund, der bisher noch jeden Mann gestellt hat, auf dessen Fährte er sich setzte.“

„Mag sein, dass man das sagt. Ich denke, den Weg zum Hotel kennst du. Also…“

Steward schritt vor dem Kopfgeldjäger her die Straße hinunter. Unter den Sohlen der beiden Männer knirschte der knöcheltiefe Staub der Main Street. Von irgendwo her wehte das Klimpern einer Gitarre. Der Lärm aus dem Saloon war zurückgeblieben und nur noch als fernes Summen vernehmbar.

Im Hotelzimmer kettete McQuade seinen Gefangenen an einen der Bettpfosten. Black Steward sagte: „Kennst du meine Geschichte, McQuade, oder hast du dich nur von dem leiten lassen, was auf dem Steckbrief steht?“

„Ich habe mich umgehört, Steward. Nicht alle Menschen in Tubac sind von deiner Schuld überzeugt.“ McQuade zuckte mit den Achseln. „Nun, es ist nicht mein Job, Schuld oder Unschuld eines Mannes festzustellen. Wenn du Norman Baxter in Notwehr getötet hast, wird dies das Gericht sicherlich feststellen und dich laufen lassen.“

„Baxter war ein dreckiger Bastard!“, erregte sich Black Steward. „Er wollte mich fertig machen. Als er seine schmutzigen Hände nach Mona ausstreckte, habe ich ihm eine gehörige Tracht Prügel verpasst. An dem Abend, als es zu der verhängnisvollen Schießerei kam, lauerte er auf mich. Er hatte ein Gewehr und drohte, mir das Hirn aus dem Kopf zu schießen…“

„Erzähl das alles dem Sheriff und gegebenenfalls auch dem Richter sowie der Jury, Steward. Ich bringe dich nur nach Nogales zum County Sheriff.“

„John Blackwell, der Sheriff, ist ein guter Freund von Sam Baxter. Und Sam Baxter will den Mann, der seinen Sohn getötet hat, hängen sehen. Blackwell wird wegschauen, wenn mich Baxters Kettenhunde aus dem Jail holen und mir einen Strick um den Hals legen.“

„Es gibt Männer in Nogales, die das nicht zulassen werden, Steward. Ich kenne Sam Baxter nicht, und ich habe keine Ahnung, wie einflussreich und mächtig dieser Mann ist. Wie auch immer– auch er wird sich nicht über das Gesetz hinwegsetzen können.“

Steward lachte sarkastisch auf. „Wenn du mich nach Nogales bringst, dann bin ich so gut wie tot. Von Tubac aus bis nach Nogales sind es nur etwas mehr als zwanzig Meilen. Baxter wird seine Mannschaft in die Sättel jagen und nach Nogales kommen. Und kein Mensch in Nogales wird einen Finger krumm machen, wenn mich diese Aasgeier unter den Galgenbaum zerren.“

*

McQuade und sein Gefangener befanden sich in der Felswildnis. Sie hatten etwa die Hälfte der Strecke nach Nogales hinter sich gebracht. Vor Ihnen lagen noch fünfzig Meilen. Das Land, das sie umgab, war von der sengenden Sonne ausgebrannt und staubig, die Vegetation bestand in dornigem Gestrüpp, Büschelgras und genügsamen Kakteen. Die Felsen waren vom Zahn der Zeit zerfressen und wiesen bizarre Formen auf. Gleißender Sand floss von den Abhängen in die Tiefe, der Boden war von Geröll übersät. Der Satan persönlich schien dieses Land geschaffen zu haben. Nur Eidechsen, Skorpione und Klapperschlangen trieben hier ihr Unwesen.

Es war um die Mitte des Nachmittags. Die Hitze war mörderisch und machte das Atmen zur Qual. Tags zuvor waren sie am frühen Morgen in Lowell aufgebrochen. Hinter ihnen lagen tausend Strapazen. Müde zogen die Pferde die Hufe durch den Staub. Der heiße Wind trieb Staubspiralen über den Boden. Die Luft flirrte und ließ die Konturen verschwimmen.

Plötzlich fiel McQuade dem Falben in die Zügel. Auch Black Steward parierte sein Pferd. Der Klang von Schüssen wehte heran. Weit vor ihnen schien ein heftiger Kampf ausgefochten zu werden. Die Detonationen verschmolzen ineinander und rollten heran wie fernes Donnergrollen, wie eine Botschaft von Untergang und Tod.

„Sehen wir nach!“, stieß McQuade entschlossen hervor.

Sie trieben die Pferde an und galoppierten in die Richtung, aus der der Kampflärm heransickerte. Im Hufgetrappel ging das ferne Grollen unter. Aber nur für kurze Zeit. Dann wurde es wieder deutlicher und übertönte schließlich die hämmernden Hufschläge. Außerdem wurde schrilles Geschrei vernehmbar; spitzes, durchdringendes und abgehacktes Geheul von heidnischer Grausamkeit, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.

McQuade zerrte sein Pferd in den Stand. Black Steward hielt ebenfalls an. Seine Hände waren vor dem Leib gefesselt. Die Handschellen hinderten ihn nicht, die Zügel zu führen. „Absitzen!“, gebot McQuade und zog mit einem Ruck die Henrygun aus dem Scabbard. Sie liefen den Hang hinauf, über den der Kampflärm herantrieb, und warfen sich oben zu Boden.

In der Ebene, die sich vom Fuß des Hügels aus nach Norden erstreckte, waren fünf Conestoga-Schoner zu einer Wagenburg zusammengefahren. Sie hob sich wie eine kleine, verlorene Insel in der Weite des Ozeans aus dem Grasland ab.

Etwa drei Dutzend Apachen jagten auf ihren Mustangs im Kreis herum. Langes, strähniges Haar flatterte blauschwarz im Wind, Gewehrläufe blinkten, Pfeile zogen eine flirrende Bahn. Die Krieger brüllten barbarisch und feuerten die Rohre heiß. Einige tote Indianer und Pferde lagen im Gras. Die Verteidiger der Wagenburg kämpften mit zäher Verbissenheit. Aufgewirbelter Staub und Pulverdampf vermischten sich und wölkten nebelhaft. Das gellende, markerschütternde Geheul erhob sich über das Tal und verschmolz mit schrillem Gewieher und rasendem Hufgetrappel zu einem höllischen Choral.

Hinter den schweren, eisenbereiften Rädern hervor verteidigten sich die Belagerten mit dem Mut der Verzweiflung. Mustangs brachen zusammen, überschlugen sich, und bildeten mit ihren Reitern ein wildes Durcheinander. Die Auswanderer jagten ihre Schüsse einfach in die heranwogenden Masse der Pferde und Reiter hinein, die einen geradezu lähmenden Eindruck von Wucht und Stärke vermittelten, den nur ein Mann mit starken Nerven ertrug. Aber der Kreis der Apachen lichtete sich nicht. Er zog sich im Gegenteil immer enger zusammen.

Hinter einem der Gefährte taumelte eine hagere Gestalt hervor. In ihrer Brust steckte ein Pfeil. Der Mann hielt das Gewehr im Hüftanschlag, schoss einen heranpreschenden Angreifer vom Pferd, kippte schließlich selbst vornüber und begrub die Waffe unter sich.

„Das sind Chiricahuas“, raunte Black Steward, und seine Stimme vibrierte vor Entsetzen. „Und sie werden erst aufhören, wenn sie alles Leben in der Wagenburg ausgelöscht haben.“

„Darum können wir nicht seelenruhig zusehen, wie sie sie abschlachten“, flüsterte McQuade.

„Schließ mir die verdammten Stahlbänder auf, McQuade!“, verlangte Black Steward mit gefestigter, entschlossener Stimme. „Und gib mir mein Gewehr.“

Der Kopfgeldjäger warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. „Wer garantiert mir, dass du mir nicht eine Kugel zwischen die Schulterblätter jagst und das Weite suchst?“, fragte er.

Black Stewards Mundwinkel verzogen sich. Er wischte mit dem Ärmel über die heiße Stirn. „Ich bin kein Mörder!“, fauchte er.

„Es gibt eine Reihe von Leuten, die anderer Meinung sind, allen anderen voran der Sheriff des Santa Cruz Countys.“

Black Stewards Augen funkelten. Aber er verbiss sich eine scharfe Antwort, denn McQuade kramte in seiner Tasche, und als seine Hand zum Vorschein kam, hielt sie den Handschellenschlüssel. Wortlos öffnete er die Fesseln. Sie fielen ins Gras. „Hol dein Gewehr, Steward“, gebot er. „Aber denk ständig dran, dass ich ein Auge auf dich haben werde. Vor allen Dingen solltest du nicht vergessen, dass auch Gray Wolf auf dich aufpasst.“

Black Steward rutschte ein Stück zurück, und als er von unten nicht mehr gesehen werden konnte, erhob er sich und rannte mit langen Sätzen zu den Pferden. Sein Gewehr steckte in McQuades Deckenrolle. Mit der Henrygun in der Armbeuge kam er nicht einmal eine halbe Minute später zurück.

Sie schoben die Läufe über den Rand des Hügels und zogen die Kolben an die Schultern. Über Kimme und Korn hinweg starrten sie hinunter in die Senke auf das um die zusammengefahrenen Schoner flutende, vom Vernichtungswillen beseelte Rudel. Ihre Finger krümmten sich, Feuer, Rauch und Blei stießen aus den Mündungen.

Black Steward sah einen der Mustangs vorn einbrechen, sein Reiter machte den Rücken hohl und warf die Arme hoch. Die folgenden Pferde prallten gegen das niedergehende Tier, und im Nu bildete sich ein Pulk ineinander verkeilter Pferde und Krieger. Und in dieses Knäuel hinein feuerten sie mit der Präzision von Maschinen. Mustangs stiegen, schlugen mit den Hufen, brachen aus und rasten mit wehenden Mähnen und gestreckten Schweifen in alle Himmelsrichtungen davon. Ihr angstvolles, panisches Wiehern gellte wie das Schmettern von Fanfaren an den Berghängen empor.

Wutgeschrei drang den Hang hinauf und ging den beiden Männern durch Mark und Bein. Ihre Schüsse fielen schnell und sicher. Ein wahres Bleigewitter prasselte in die Reihen der Apachen. Ihr mörderischer Angriff war ins Stocken geraten. Chaos und Panik griffen um sich.