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Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.
Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 5/6 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western
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Seitenzahl: 103
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Der Kopfgeldjäger
Folge 5/6
(Zwei McQuade Western)
Eine Kugel für Emmett Dunn/ Gib Curly Bassett eine Chance
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172229
Cover
Titel
Impressum
Eine Kugel für Emmett Dunn
Gib Curly Bassett eine Chance
Über den Autor
2Der zerrinnende Klang eines Schusses wehte über den Hügel heran, der sich vor McQuade in die Höhe schwang. Der Texaner fiel seinem Pferd in die Zügel und lauschte. Nachdem der Knall verklungen war, blieb es still. McQuade ruckte im Sattel und schnalzte mit der Zunge. Das verschwitzte Pferd setzte sich in Bewegung. Im Schritttempo trug es den Kopfgeldjäger den Abhang hinauf. Auf dem Scheitelpunkt der Anhöhe parierte er das Tier. Mit brennenden Augen starrte er hinunter in die grasige Senke, die sich anschloss. Ein ganzes Stück weiter im Osten war das dichte Gebüsch zu sehen, das den Creek säumte, der nach Norden floss. Ein staubiger, von Rädern zerfurchter und von Hufen aufgewühlter Weg, der von Osten nach Westen verlief, teilte die Senke. Auf diesem Weg stand ein flacher Farmwagen mit einem Pferd im Geschirr, am Wegrand lag ein Mann mit ausgebreiteten Armen am Boden.
McQuade erfasste die Szenerie mit einem Blick. Es war ein Bild, das ihm mit erschreckender Schärfe in die Augen sprang. Entschlossen trieb er sein Pferd wieder an. Im Trab ritt er hangabwärts, bei dem bewegungslosen Mann am Boden zerrte er das Tier in den Stand und sprang aus dem Sattel. Das Pferd vor dem Fuhrwerk prustete und scharrte mit dem Huf.
Der Mann mochte etwas fünfzig Jahre alt sein. Er war gekleidet wie ein Farmer. Ein dunkler, feuchter Fleck auf der Hemdbrust des Reglosen verriet dem Kopfgeldjäger, dass dieser Mann Opfer eines hinterhältigen Anschlags worden war. Er hob den Kopf und schaute umfassend in die Runde. Aber da waren nur die kargen Sträucher auf den Abhängen, das sonnenverbrannte Büschelgras und die grauen, bemoosten Felsen, die sporadisch aus dem Boden ragten.
Der Mann lebte noch. McQuade holte seine Wasserflasche vom Sattel, schraubte sie auf, ging bei dem Verwundeten auf das linke Knie nieder, schob seine linke Hand flach unter seinen Kopf, hob ihn etwas an und hielt ihm die Öffnung an die spröden Lippen. Wasser rann über das stoppelbärtige Kinn des Bewusstlosen, dann aber begann er zu schlucken, seine Lider flatterten und schließlich öffneten sich seine Augen. Mit dem stupiden Ausdruck des Nichtbegreifens starrte er in McQuades Gesicht. Seine Lippen fingen an zu zucken.
McQuade zog die Hand mit der Flasche zurück und ließ den Kopf des Verwundeten vorsichtig auf den Boden sinken. »Du bist ziemlich übel angeschossen, Mister«, murmelte der Kopfgeldjäger staubheiser. »Gibt es hier in der Nähe eine Stadt, damit ich dich zum Arzt bringen kann?«
Der Verwundete röchelte, dann flüsterte er kaum verständlich: »Tubac, Mister, bring mich nach Tubac. Am Fluss… Du– du musst nach Norden…«
Das Sprechen bereitete dem Mann Mühe. Seine Stimme zerrann. Erneutes Stöhnen brach über seine bebenden Lippen.
McQuade drückte sich hoch, verschraubte die Canteen, hängte sie an den Sattel und holte aus der Satteltasche Verbandszeug. Er schnitt das Hemd des Verwundeten auf, legte ein Stück sauberes Leinen auf die Wunde und klebte es mit Pflaster fest. Dann hob er den Mann auf und legte ihn vorsichtig auf die Ladefläche des Wagens. Anschließend schnallte er seine Deckenrolle vom Sattel und schob sie unter den Kopf des Verletzten.
Eine Minute später rollte McQuade mit dem Fuhrwerk in die Richtung, in der der Fluss verlief. Sein Pferd hatte er hinten am Wagen angebunden. Bei dem schmalen Creek knickte der Weg nach Norden ab. McQuade folgte ihm. Und schon nach einer knappen halben Stunde tauchte eine Ortschaft vor ihm auf. Als er die Stadtgrenze passierte, konnte er auf einem verwitterten Holzschild den Namen des Ortes lesen: Tubac. Diesen Namen hatte ihm der Verwundete genannt.
Die Menschen hatten zu beiden Seiten des Weges, der sich hier zu einer Main Street verbreiterte, ihre Häuser errichtet. Dahinter gab es Schuppen, Ställe und Scheunen, außerhalb der Ortschaft weideten in Koppeln und Corrals Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen.
Der Ort vermittelte Ruhe und Frieden.
Der heiße Sand auf der Hauptstraße war knöcheltief. Die eisenumreiften Räder des Fuhrwerks mahlten, die Hufschläge wurden geschluckt, nur hin und wieder war ein trockenes Knarren zu hören, das sich mit dem leisen Klirren der Gebissketten vermischte.
In den Schatten lagen einige Hunde. Auf der Straße befanden sich fast keine Menschen. Ein Mann trug ein Stück weiter ein dickes Brett über die Fahrbahn und verschwand zwischen den Häusern. Auf einem Vorbau saß ein weißbärtiger Oldtimer in einem Schaukelstuhl und döste vor sich hin. An einigen Fenstern war Bewegung zu erkennen. Undeutlich war das eine oder andere Gesicht hinter den verstaubten Fensterscheiben zu sehen.
Und dann entdeckte McQuade ein flaches Gebäude, über dessen Tür ein Schild angebracht war, das die Aufschrift 'Sheriff's Office' trug. Als er es erreichte, zerrte er an den Zügeln und das Pferd blieb stehen. McQuade zog den Bremshebel an, wickelte die Zügel darum und sprang vom Bock. In dem Moment verließ ein hagerer Mann um die vierzig das Office. Der Stern an seiner linken Brustseite funkelte matt. Das Gesicht des Mannes schien nur aus einem wuchernden Bart, einer großen, gebogenen Nase und zwei kleinen, funkelnden Augen zu bestehen, deren Blick sich an McQuade regelrecht verkrallt hatte.
Der Kopfgeldjäger deutete auf den Verwundeten, der mit geschlossenen Augen auf der Ladefläche des Fuhrwerks lag, und dessen Brust sich unter rasselnden Atemzügen hob und senkte. »Ich habe ihn etwa zwei Meilen weiter südlich auf dem Weg gefunden, der von Westen her um Fluss verläuft. Jemand hat ihm eine Kugel verpasst. Er braucht einen Arzt. Ich denke, er ist dem Tod näher als dem Leben.«
Der Deputy hatte seinen Blick von McQuade losgeeist und starrte auf den Verwundeten, der wieder das Bewusstsein verloren hatte. Ein grimmiger Ausdruck setzte sich um seinen Mund fest und er sagte grollend: »Das ist Dexter Morgan. Er besitzt drei Meilen von Tubac entfernt eine Farm. Haben Sie denjenigen gesehen, der ihm das Stück Blei verpasst hat?«
»Nein. Ich habe den Schuss gehört und bin dem Klang gefolgt. Sorgen sie dafür, dass er in die Obhut eines Arztes kommt, Deputy.«
McQuade band sein Pferd los, schwang sich in den Sattel und schaute sich um. Auf den Giebel eines hohen Stallgebäudes war mit schwarzer Farbe gepinselt: 'Livery Stable'.
»Heh, Fremder!« Die Stimme des Deputys hielt den Kopfgeldjäger davon ab, sein Pferd anzutreiben. Er drehte den Kopf und fixierte den Gesetzeshüter fragend. Dieser sagte: »Sie haben vergessen, sich mir vorzustellen.« Sein Blick war herausfordernd.
»Mein Name ist McQuade.« Dem Texaner blieb das misstrauische Funkeln in den kleinen, listigen Augen des Gesetzeshüters nicht verborgen. »Ich bin lediglich auf der Durchreise. Zufrieden?«
»Was ist Ihr Ziel?«
»Tucson.«
»Sie und Ihr Pferd– ihr seht beide ziemlich mitgenommen aus.«
»Ich weiß.« McQuade ritt an und lenkte das Tier in den Hof des Mietstalles. Beim hohen Stalltor saß er ab, nahm das Pferd am Zaumzeug und führte es über die Schattengrenze ins Stallinnere. Hier war es düster. In den Ecken spannten sich verstaubte Spinnennetze. Durch die Ritzen in der Stallwand fiel das Sonnenlicht, Staubpartikel tanzten in den schrägen Lichtbahnen. Der Geruch von Heu, Stroh und Pferdeausdünstung stieg McQuade in die Nase.
Der Stallmann, der ein Pferd striegelte, hielt in seiner Arbeit inne, legte die Bürste auf einen Querbalken und schlurfte heran. Es war ein zahnloser Oldtimer, dessen Gesicht zerfurcht war wie die Rinde einer alten Eiche.
»Ich werde ein paar Stunden in dem Ort bleiben«, erklärte McQuade. »Kann ich mein Pferd so lange unterstellen?«
»Sicher, Mister.« Der Stallmann legte den Kopf schief. »Es kommen selten Fremde nach Tubac. Wahrscheinlich ist unsere Stadt nicht einmal auf den Landkarten zu finden. Welcher Wind hat Sie denn hierher verschlagen?«
McQuade erzählte dem Stallmann mit wenigen Worten von Dexter Morgan, den er verwundet in die Stadt gebracht hatte. Als er geendet hatte, pfiff der Stallbursche zwischen den Zähnen und brabbelte: »Vanderbildt beginnt also, Nägel mit Köpfen zu machen.« Er kratzte sich am Kinn, leckte sich über die Lippen, und fuhr fort: »Zur Hölle damit! Vanderbildt hat den Siedlern am Santa Cruz River den Krieg erklärt. Und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis in diesem Landstrich die Gewalt eskaliert. Eine Stampede wird über das Land hinwegfegen– und sie wird alles in Grund und Boden stampfen, was dem verdammten Weidepiraten im Weg ist.«
»Eine Stampede…?«
»Das ist nur bildlich gemeint, Fremder. Machen Sie sich nichts draus. Sie werden in ein paar Stunden weiterreiten…«
»Erzählen Sie mir mehr, mein Freund«, murmelte McQuade. »Die Sache interessiert mich.«
*
Der Stallmann begann, dem Pferd den Sattel abzunehmen. McQuade ging steifbeinig zu einer Futterkiste und setzte sich. Der Oldtimer begann: »Vanderbildt besitzt am Fluss eine ziemlich große Ranch. Schätzungsweise stehen zehntausend Longhorns auf seinen Weiden. Als die Regierung das Land zur Besiedlung freigab, versäumte er es, das meiste von dem Regierungsland, das er für sich in Anspruch nahm, auf seinen Namen registrieren zu lassen. Er, der Weideking, hielt das nicht für notwendig.« Der Stallbursche lachte sarkastisch auf. »Ein Trugschluss. Rund um seine Weidegebiete setzten sich Siedler fest, sie pflügten den Boden und zogen Zäune.«
»Die Besiedlung des Landes lässt sich nicht aufhalten. Ein Großteil der Bevölkerung ist der Meinung, dass die Zukunft des Landes nicht ihn der Vieh-, sondern in der Landwirtschaft liegt.«
»Sie sind gut informiert, Mister«, gab der Stallmann zu verstehen und trug den Sattel zu einem Querbalken, auf den er ihn legte. »Allerdings ist das nicht die Meinung Vanderbildts. Er terrorisiert die Siedler. Und vor etwa vier Wochen kam es zu einem blutigen Zwischenfall. John Vanderbildt kam ums Leben. Seitdem…«
Der Stallmann schwieg viel sagend und trat an das Pferd heran, um es vom Zaumzeug zu befreien.
»Wer ist John Vanderbildt?«, fragte der Kopfgeldjäger.
»Das war Big Jacks Sohn!«, erklang es rau vom Stalltor her. Das gleißende Licht im Hof umriss scharf die hagere Gestalt des Deputys. Er kam in den Stall und sprach weiter: »Ein Farmer namens Emmett Dunn soll ihn erstochen haben. Ich habe Emmett Dunn verhaftet, aber in der Nacht holte ihn sein Schwager aus dem Jail und seitdem sind die beiden auf der Flucht. Auf Dunns Kopf ist eine Belohnung von fünfhundert Dollar ausgesetzt. Jason Blake ist dem Gericht zweihundert Greenbucks wert.«
Der Deputy war heran.
»Interessante Geschichte«, murmelte McQuade. »Es gibt also Steckbriefe.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Der Deputy nickte. »Emmett Dunn, seine Schwester und deren Mann bewirtschaften an einem Nebenfluss des Santa Cruz River eine Farm. Eines Tages, als Emmett Dunn ein Feld an der Grenze zur Vanderbildt-Weide pflügte, ritt John Vanderbildt mit zwei Cowboys vorbei. Er und Dunn stritten sich und es kam zu einer Rauferei. Als Dunn schmerzhaft feststellen musste, dass ihm der junge Vanderbildt überlegen ist, soll er ihm kurzerhand ein Messer zwischen die Rippen gejagt haben. Das ist zumindest die Version der beiden einzigen Zeugen, der beiden Cowpuncher.«
»Gibt es auch eine andere Version?«, fragte McQuade.
Wieder nickte der Deputy. »Yeah. Wenn man Emmett Dunns Geschichte Glauben schenkt, dann wollte ihn der junge Vanderbildt verprügeln. Da er sich sicher war, Emmett besiegen zu können, gebot er seinen Männern, sich herauszuhalten. Als er den Kampf zu verlieren drohte, zog er seinen Dolch. Bei einem seiner ungestümen Angriffe stolperte er jedoch, stürzte und rammte sich sein eigenes Messer in den Leib.«
McQuade nagte an seiner Unterlippe. »Wem glauben Sie, Deputy?«
Ein Achselzucken war die Antwort. »Die beiden Cowboys schwören Stein und Bein…«
»Wie heißen die beiden?«
Die Brauen des Deputys schoben sich zusammen. »Warum interessiert Sie das?«
»Nur so. Haben Sie eine Ahnung, wohin sich Emmett Dunn und sein Schwager gewandt haben können?«
»Ich habe mit einem Aufgebot die Gegend durchkämmt. Auch Big Jack hat seine Leute in die Sättel gejagt. Aber die beiden Flüchtlinge scheinen sich in Rauch aufgelöst zu haben. Nun ja, die Wildnis bietet mehr Verstecke, als ich mit einem Aufgebot im Laufe eines halben Lebens absuchen könnte. Weiß der Henker, wo die beiden geblieben sind. Aber ihr Steckbrief wurde im ganzen Territorium verteilt. Sie werden einem Sheriff oder Marshal ins Netz gehen. Für siebenhundert Bucks schwingt sich vielleicht auch einer aufs Pferd, der es zu seinem Beruf gemacht hat, Männer der Prämie wegen zu jagen und– abzuknallen.«