Der Kopfgeldjäger Folge 53/54  (Zwei McQuade Western) - Pete Hackett - E-Book

Der Kopfgeldjäger Folge 53/54 (Zwei McQuade Western) E-Book

Pete Hackett

0,0

Beschreibung

Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.

Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 53/54 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 105

Veröffentlichungsjahr: 2019

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Kopfgeldjäger

Folge 53/54

(Zwei McQuade Western)

Im Fegefeuer von Casa Adobes/ McQuade und der Deserteur

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956172533

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Im Fegefeuer von Casa Adobes

McQuade und der Deserteur

Über den Autor

Im Fegefeuer von Casa Adobes

McQuade hatte eine Schlucht hinter sich gelassen. Vor ihm lag wieder Wüste, über die zwischenzeitlich ein ziemlich harter Wind strich. Der Kopfgeldjäger schaute zum Himmel. Die Sonne stand schon ziemlich tief im Westen. Der Wind zerrte an McQuades Kleidung. Staubwolken glitten heran, hüllten ihn ein und nahmen ihm fast die Luft. Die feinen Kristalle peitschten sein Gesicht.

Mit dem Ende der Schlucht hatte McQuade Jim Strykers Spur wieder verloren. Aber McQuade glaubte, die Richtung zu kennen.

Die Umrisse turmartiger Felsgebilde schälten sich aus dem treibenden Staub. McQuade trieb den Falben in den Windschatten eines dieser Felsen und atmete erst einmal tief durch. Sand knirschte zwischen seinen Zähnen, scheuerte unter seiner Kleidung, rieselte von der Krempe seines Hutes und von seinen Schultern. Er hakte die Canteen vom Sattel und nahm einen Schluck. Dann schüttete er etwas Wasser in seine hohle Hand und rieb damit vom Sattel aus die Nüstern des Pferdes ab. Schließlich ließ er auch das Pferd aus der Krone seines Stetsons saufen.

Gray Wolf hatte sich bäuchlings auf den Boden gelegt und seinen mächtigen Schädel zwischen die Vorderläufe gebettet.

Gerade, als sich der Kopfgeldjäger den Stetson wieder auf den Kopf stülpte, peitschte durch das Fauchen des Windes der Klang eines Schusses. Das Geschoss meißelte dicht neben McQuades Gesicht Splitter aus dem Fels und quarrte mit grässlichem Jaulen als Querschläger davon.

Sofort war McQuade aus dem Sattel.

Das Gewehr nahm er mit. Er lud durch und kauerte hart am Fels.

Der Schütze hatte bei seinem Schuss den Sturm nicht ins Kalkül gezogen. Und das rettete McQuade das Leben. Der Wind hatte die Kugel leicht aus der Bahn getrieben. Und so hatte sie ihn um wenige Handbreit verfehlt.

Als ein zweiter Schuss das Heulen des Windes übertönte, hechtete McQuade nach vorn und lag flach auf dem Bauch. Wieder wurde das Blei vom Fels platt gedrückt, und wieder ertönte Trommelfell betäubendes Jaulen.

Und jetzt sah McQuade durch die Wand aus Staub auch den Schützen. Er stand etwa dreißig Yards von ihm entfernt neben einem Felsklotz. Er senkte gerade das Gewehr. McQuade nahm das Ziel auf und drückte ab. Aber er hatte zu hastig geschossen. Der Bursche, den er nur verschwommen ausmachen konnte, verschwand zwischen den Felsen.

McQuade drückte den Unterbügel der Winchester durch. Die leere Kartusche wurde ausgeworfen, knackend glitt eine scharfe Patrone in die Kammer.

Die Gestalt des Texaner wuchs in die Höhe. Er sicherte zu der Stelle, an der er den Schützen zuletzt wahrgenommen hatte. Dort rührte sich nichts mehr. Er griff mit der Linken nach dem Sattelhorn und stieß sich ab. McQuade flog in den Sattel, trieb das Tier mit einem Schenkeldruck an und ritt um die Felsen herum. Gray Wolf trottete neben dem Falben her. In einer Felsspalte stellte der Texaner sein Pferd ab. Die Leine schlang er um einen Felszacken. In einer Rinne, die im Laufe von Jahrmillionen von den Elementen ausgewaschen worden war und in der sich Unmengen von Geröll gefangen hatte, machte er sich an den Aufstieg. Der graue Wolfshund wich dem Kopfgeldjäger nicht von der Seite. Als McQuade ziemlich außer Atem oben war, packte ihn der Wind wie mit zornigen Fäusten und drohte ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.

McQuade duckte sich hinter einem Felsklotz und wartete, bis sich seine Atmung wieder normalisiert hatte. Dann lief er, sich mit aller Kraft gegen den Wind stemmend, der hier oben ungebremst seine elementare Wucht entfalten konnte, über das Plateau zur anderen Seite, bis er den Rand erreichte und vor seinen Füßen die Felswand steil abfiel.

Unten sah er wie durch dichten Nebel die Felsengruppe, zwischen der er den Heckenschützen vermutete. Aber Einzelheiten waren nicht auszumachen.

Blindlings jagte McQuade eine Serie von Schüssen in die Tiefe, in der Hoffnung, den hinterhältigen Schützen auf diese Weise aus der Reserve zu locken. Die Detonationen wurden vom Sturm regelrecht verschluckt. Es gab keine Echos. Nur kurzes, trockenes Peitschen, das unten wahrscheinlich schon gar nicht mehr zu vernehmen war.

Aber er hatte Erfolg. Wie bösartige Insekten pfiffen die Querschläger durch die Gruppe von Felsen. Der hinterhältige Schütze, dem der Zufall einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, als er McQuade aus sicherer Deckung heißes Blei schickte, rannte aus dem Schutz der Felsen.

Ahnungslos, aus welcher Richtung die Geschosse gekommen waren, feuerte er wild in die Gegend. Durch die Staubschleier konnte McQuade vage das Zucken der Mündungslichter erkennen. Er zielte kurz und jagte einen Schuss in die Tiefe.

Scheinbar hatte McQuade sein Blei vergeudet, denn unten stimmte das Gewehr des Wegelagerers eine höllische Melodie an. Das fahle Mündungslicht, als McQuade feuerte, hatte dem Burschen den Standort des Kopfgeldjägers verraten. Er schickte eine ganze Salve nach oben. Aber keine der Kugeln wurde McQuade gefährlich.

Der Kopfgeldjäger ahnte, dass er es mit Jim Stryker zu tun hatte.

McQuade zog sich zurück. Es hatte keinen Sinn, länger auf dem Felsen auszuharren. Der Sandsturm machte es ihm unmöglich, dem Banditen von hier oben aus einzuheizen.

Er kletterte den Abhang hinunter und holte sein Pferd. Im Schutz des Sturmes ritt er, gefolgt von Gray Wolf, davon.

Die Senke, durch die er ritt, endete und er fand zwischen Felsen wieder etwas Schutz vor dem Sturm. McQuade hatte sich den Hut tief in die Stirn und das Halstuch über Mund und Nase gezogen. Im Windschatten zerrte er das Tuch nach unten und hustete sich den Staub aus Lungen und Kehle. Er spuckte ein klumpiges Gemisch aus Staub und Speichel aus. Dann atmete er tief durch.

Es war fast finster. Von der Sonne war nichts zu sehen. Sie war hinter den schmutzigen, treibenden Wänden aus Staub verschwunden. McQuade schätzte, dass sie sowieso bald untergehen würde. Vielleicht war sie auch schon hinter dem Horizont verschwunden. Er hatte keine Ahnung. Längst hatte er jegliches Zeitgefühl verloren.

Der Kopfgeldjäger ritt weiter. Der Sturm zerrte an seiner Kleidung und nahm ihm fast den Atem. McQuade stemmte sich gegen den Wind, kämpfte gegen ihn an wie gegen einen leibhaftigen Feind. Immer neue Massen von Sand und Staub riss der Sturm in die Höhe und jagte sie über die Hügelkuppen und Felsen heran. Der Sand wirbelte so dicht, dass McQuade fast die Hand vor den Augen nicht mehr erkennen konnte. Die Wildnis hatte sich in einen tosenden Hexenkessel verwandelt, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. In immer neuen Böen peitschte der Sturm vernichtende Wogen von Sand und Staub über das Land.

Es war die Hölle.

Aber plötzlich schälten sich vor McQuades Blick die schemenhaften Umrisse von Häusern und Hütten aus dem dichten Gewoge von Sand und Staub. McQuade, der zusammengekrümmt auf dem Pferd saß und den Kopf tief gesenkt hatte, um sein Gesicht vor den nadelscharfen, peitschenden Sandkörnern zu schützen, verspürte Erleichterung. Er ritt zwischen die Häuser. Knarren und Quietschen war zu vernehmen. Irgendwo schlug eine Tür in einem wilden Rhythmus.

Ein riesiges Stallgebäude war rechter Hand auszumachen. Ein Galgentor führte in den Hof. Das große Holzschild, das an zwei Ketten vom Querbalken des Tores hing, schlug wie verrückt hin und her.

McQuade wusste, dass es sich um den Mietstall handelte. Er war schon einige Male in Casa Adobes gewesen und kannte die örtlichen Gegebenheiten. Er lenkte den Falben in den Wagen- und Abstellhof.

Das Stalltor war geschlossen. Der Kopfgeldjäger saß ab und zog es auf. Der Sturm trieb eine Wolke von Sand und Staub ins Stallinnere. McQuade führte den Falben am Zaumzeug hinein und zog das Tor schnell wieder zu. Das Orgeln und Fauchen wurde leiser, der Sturm schien wütend an dem Stall zu rütteln.

Gray Wolf schüttelte sich wie nach einem Bad. Sand flog aus seinem Fell und spritzte nach allen Seiten davon.

Der Staub, der mit dem Kopfgeldjäger in den Stall gewirbelt war, senkte sich zu Boden. McQuade sah den Stallburschen, der auf einer Futterkiste saß und einen Stiefel einfettete. Es war ein bärtiger Bursche um die fünfzig, der ständig einen Priem zwischen den Zähnen hatte. Jetzt legte er den Stiefel und die Bürste beiseite, erhob sich und hinkte heran. Eines seiner Beine war kürzer als das andere.

„Hi, McQuade!“, grüßte der Stallmann und spuckte einen Strahl braunen Tabaksaft in eine leere Box. Er zeigte ein schadhaftes Gebiss, die wenigen Zähne, die er noch besaß, waren braune Stummel. „Wo kommst du denn her bei diesem Dreckwetter?“

Der Kopfgeldjäger nahm den Hut ab und schlug ihn gegen sein Bein. Staub rieselte auf den festgestampften Boden. Er zog das Halstuch nach unten und richtete die entzündeten Augen auf den Stallburschen. „Howdy, Quinn. Ich nehme an, du nimmst es mir ab, wenn ich dir sage, dass die letzten zwei Stunden für uns drei die Hölle waren.“

Er meinte sich, den Falben und den Wolfshund.

Der Stallmann übernahm das Pferd. „Auf wessen Fährte reitest du, McQuade?“

„Sein Name ist Jim Stryker. Er hat einige Büros der Butterfield Overland Mail Company überfallen und ausgeraubt. Einen Stationer hat er derart schwer verletzt, dass der Mann starb. Für seine Ergreifung sind insgesamt tausend Dollar ausgesetzt. Fünfhundert bezahlt der County Sheriff, fünfhundert die Postgesellschaft.“

Quinn Dexter pfiff zwischen den Zähnen. McQuade zeigte ihm den Steckbrief von Stryker. Der Stallbursche schüttelte den Kopf. „Der ist nicht nach Casa Adobes gekommen“, murmelte er. „Aber gestern kreuzten drei Kerle und eine Frau auf. Eine sehr hübsche Frau, schätzungsweise noch keine dreißig Jahre alt. Den Hombres steht die Verkommenheit in die Visagen geschrieben. Mir kam es so vor, als befände sich die Lady nicht freiwillig bei ihnen.“

McQuade kniff die Augen leicht zusammen. „Du meinst…?“

„Ich weiß es nicht. Die Pferde in den vier hinteren Boxen auf der linken Seite gehören ihnen. Sie tragen einen Double-R Brand. Ich kenne das Brandzeichen nicht. Das Trio wartet auf einen Freund. Das konnte ich aus dem schließen, was sie sprachen, als sie aus dem Stall gingen. Einer meinte, dass Dwight wohl in spätestens vierundzwanzig Stunden auftauchen würde.“

„Und?“

„Die vierundzwanzig Stunden sind vorbei, Dwight ist nicht gekommen. Wahrscheinlich wartet er irgendwo in der Wildnis das Ende des Sandsturms ab.“

McQuade schnallte seine Satteltaschen los, warf sie sich über die Schulter, zog die Henry Rifle aus dem Scabbard und sagte: „Ich gehe ins Hotel und legte mich für einige Stunden aufs Ohr. Sollte Stryker auftauchen, dann schick mir einen Boten, Quinn.“

„Mache ich“, versprach der Stallbursche, zog eine Stange Kautabak aus der Westentasche und biss ein Stück davon ab, um sogleich intensiv darauf herumzukauen.

*

Der Sturm sprang den Kopfgeldjäger an wie ein wildes Tier. Der aufgewirbelte Staub wölkte derart dicht, dass McQuade kaum die Häuser auf der anderen Seite der Main Street sehen konnte. Tumbleweeds, die der Wind irgendwo in der Wildnis losgerissen hatte, rollten über die Straße und täuschten huschende Gestalten vor. Das Heulen ging durch Mark und Bein, es war, als meldeten sich die alten, längst verklungenen Stimmen dieses unerbittlichen Landes wie ein höllischer Choral.

McQuade bewegte sich am Rand der Main Street. Gray Wolf lief dicht neben ihm. Als McQuade den Saloon passierte, verwarf er den Gedanken, sich sofort ins Hotel zu begeben und ein paar Stunden auszuruhen. Er verspürte Hunger und Durst. Kurz entschlossen stieg er die vier Stufen zum Vorbau hinauf. Der Salooner hatte die Sicherheitstür hinter der Pendeltür geschlossen, um zu verhindern, dass der Sturm einige Zentner Sand und Staub in den Schankraum wehte. McQuade öffnete. Der Wind war so stark, dass er ihm fast die Tür aus der Hand riss. In einer Wolke von Sand und Staub betrat der Kopfgeldjäger den Saloon. Der Wolfshund glitt an ihm vorbei. Der Texaner musste sich mit aller Kraft gegen das Türblatt stemmen, um es zuzudrücken.

Er atmete auf. An einem der runden Tische saßen zwei Männer. Sie waren um die dreißig und dunkelhaarig. Mit stechenden Blicken taxierten sie den Kopfgeldjäger, der zum Tresen stakste. Die langen Schöße seines braunen, zerschlissenen Staubmantels schlugen gegen seine Beine, das brüchige Leder seiner verstaubten Stiefel knarrte leise, die Sporen klirrten melodisch.

Beim Schanktisch angekommen wischte sich McQuade mit dem Halstuch den Staub aus den Augenhöhlen, dann sagte er staubheiser: „Hallo, Nolan. Hoffentlich hält der Saloon dem Sturm stand.– Gib mir einen Krug Wasser, und einen Napf voll Wasser für meinen vierbeinigen Partner. Außerdem haben wir beide Hunger wie die Wölfe.“

„Lange nicht gesehen, McQuade“, antwortete der Salooner, der hinter der Theke gesessen hatte und der sich nun erhob. „Keine Sorge, das Gebäude ist solide errichtet worden. Das bläst so schnell kein Sturm um.