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Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.
Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 59/60 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western
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Seitenzahl: 106
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Der Kopfgeldjäger
Folge 59/60
(Zwei McQuade Western)
McQuade– das Recht hat einen Namen/ McQuade und die Patrouille der Todgeweihten
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172564
Cover
Titel
Impressum
McQuade– das Recht hat einen Namen
McQuade und die Patrouille der Todgeweihten
Über den Autor
Der Mann hinter der Rezeption blickte über die Ränder seiner Drahtgestellbrille McQuade entgegen. Zwei senkrechte Unmutsfalten bildeten sich über seiner Nasenwurzel, als er die Schlamm- und Wasserspuren auf dem gewiss nicht teuren, doch sehr pompös wirkenden weinroten Teppich wahrnahm, die der Kopfgeldjäger und Gray Wolf hinterließen. Doch der Hotelier verkniff es sich, etwas zu sagen.
McQuade erreichte die Rezeption und ließ seine Stimme erklingen: „Guten Tag. Ich möchte die Nacht hier in Sentinel verbringen. Haben Sie ein Zimmer für mich?“
„Sicher.“ Der Hotelier griff unter die Rezeption und holte das Gästebuch hervor, schlug es auf, drehte es herum und schob es McQuade hin, der sich den Tintenstift angelte und die Mine mit der Zunge befeuchtete.
Er schrieb seinen Namen unter den letzten Eintrag, und der Mann hinter der Rezeption gab sich Mühe, ihn verkehrt herum zu lesen. McQuade studierte die letzten Eintragungen. Den Namen allerdings, den er suchte, fand er nicht.
Er legte den Stift zur Seite und sagte: „Ich verfolge einen Banditen. Er reitet einen Schecken. Seine Spur führt in diese Stadt. Er könnte vor einem oder zwei Tagen in Sentinel angekommen sein.“ McQuade griff unter den Regenumhang und holte einen zusammengelegten Steckbrief aus der Tasche seines Staubmantels, faltete ihn auseinander und hielt ihn dem Hotelier hin. „Das ist der Mann. Können Sie mir möglicherweise weiterhelfen?“
„Sind Sie ein Marshal oder Sheriff?“ Der Owner, es handelte sich um einen etwa fünfzigjährigen Mann mit grau melierten Haaren, die kurz geschnitten waren, drehte das Gästebuch herum und las den Namen.
„Nein.“
„Ich verstehe.“ Der Owner nickte wiederholt und schaute McQuade mit müden, blauen Augen verschwörerisch an. „Es ist eine persönliche Rechnung, nicht wahr?“ Plötzlich stutzte der Hotelier, der, während er sprach, seinen Blick auf den Steckbrief geheftet hatte. „Der Bursche ist tausend Dollar wert. Jagen Sie ihn der Dollars wegen?“
„James Frazer ist ein Mörder und Vergewaltiger, und darum bin ich hinter ihm her.“
„Heiliger Rauch! Er ist vorgestern Vormittag in Sentinel angekommen. Ich habe ihn am Hotel vorbeireiten sehen. Und gestern sah ich ihn in Begleitung Brian Hansens. Die beiden kamen zusammen in die Stadt, vergnügten sich die halbe Nacht im Saloon, und sie vermittelten ein hohes Maß ein Eintracht.“
„Wer ist Brian Hansen?“, fragte McQuade. Gray Wolf rieb seinen mächtigen Kopf an seinem Bein und der Kopfgeldjäger kraulte das Tier zwischen den Ohren. Der Hund begann leise zu fiepen.
Die Mundwinkel des Hoteliers sanken geringschätzig nach unten. In seine müden Augen trat ein leidenschaftliches Funkeln. „Hansen ist Vormann auf der Painted Rock Ranch und erledigt für Dave Lewis die Schmutzarbeit. Ich habe ihm…“ Der Hotelier verstummte und winkte ab. „Er ist ein dreckiger Hurensohn, und ich wünsche ihm, dass er bald in der Hölle schmort.“
Der Hass, der im Tonfall der Stimme des Mannes lag, war unüberhörbar. Hass wühlte auch in seinen Augen und prägte jeden Zug seines Gesichts.
McQuades Aufmerksamkeit war erregt. „Werden Sie deutlicher. Weshalb wünschen Sie ihn zum Teufel? Erzählen Sie mir mehr über Brian Hansen.“
„Was interessiert er Sie, Mister? Seien Sie froh, wenn Sie nichts von ihm wissen, und danken Sie Gott, wenn Sie nichts mit ihm zu tun bekommen.“
„Sie hassen ihn, nicht wahr?“
„Ja.“ Der Hotelier machte eine kurze Pause. Sein Blick schien sich nach innen zu verkehren. Sekundenlang schien er in Nachdenklichkeit versunken zu sein, dann hub er noch einmal zu sprechen an. „Vielleicht sollten Sie wirklich mehr über Hansen wissen, außer dass er eine der miesesten Figuren in diesem Landstrich ist.“ Jedes Wort schien tonnenschwer zu wiegen in seinem Mund. „Er sitzt in Carter Lewis’ Sattel und ist Lewis’ Bluthund, den man nur von der Leine zu lassen braucht, damit er alles zerfetzt und zerfleischt, was ihm in die Quere kommt. Seine Sprache ist die der Gewalt, er besitzt keinen Ehrenkodex und Fairness ist für ihn ein Fremdwort.“
„Weshalb beschäftigt Carter Lewis einen solchen Mann?“, fragte McQuade.
„Lewis ist der Große und Mächtige in diesem Landstrich. Er hat angefangen, die Heimstätter und Siedler an seinen Weidegrenzen zu bekämpfen. Und wenn ich es richtig einschätze, dann ist James Frazer dem schießwütigen Haufen von Carter Lewis beizutreten. Sollte das der Fall sein, dann wird es sicherlich höllisch hart für Sie, wenn Sie ihn sich vor die Mündung holen.“
McQuade zuckte mit den Schultern. „Danke für die Hinweise. Ich kann mich jetzt darauf einstellen, dass Frazer möglicherweise Freunde hat, die ihm beistehen werden.“ Nach dem letzten Wort nahm er den Schlüssel für das Zimmer in Empfang, wandte sich der Treppe zu und stieg nach oben.
Der Hotelier schaute ihm mit einem grüblerischen Ausdruck im Blick hinterher.
*
Es regnete mit unverminderter Heftigkeit. Von der Fensterscheibe perlte das Wasser. Im Zimmer war es düster.
Der Kopfgeldjäger war müde und wollte schlafen. Tagelang war er auf der Fährte James Frazers geritten. Erst hatten ihm mörderische Hitze und Staub zugesetzt, am Morgen hatte es dann zu regnen begonnen.
McQuade zog den imprägnierten Regenumhang aus, entledigte sich auch des Staubmantels, nahm den Revolvergurt ab, schleuderte seinen durchgeweichten Stetson auf den Tisch, schlüpfte aus den Stiefeln, ging zum Bett und warf sich darauf. Gleich darauf war er eingeschlafen. Forderndes Pochen an der Tür riss ihn aus dem Schlaf. Gray Wolf, der neben dem Bett auf dem Boden gelegen hatte, erhob sich, dehnte seinen muskulösen Körper und gähnte.
McQuade richtete den Oberkörper auf. „Wer ist da?“
„Der Hotelier. Ich muss mit Ihnen sprechen, Mr. McQuade.“
„Warten Sie!“ McQuade drückte sich hoch, ging zur Tür, öffnete sie und vollführte eine einladende Handbewegung. Der Owner betrat das Zimmer, der Texaner drückte die Tür wieder ins Schloss. „Weswegen möchten Sie mit mir sprechen?“, erkundigte er sich ahnungsvoll.
Der Hotelier war stehen geblieben und fixierte misstrauisch Gray Wolf, der ihn unverwandt anstarrte.
Dem Texaner entging nicht die Unsicherheit des Mannes und er gebot dem Wolfshund, sich niederzulegen. Gray Wolf gehorchte aufs Wort. Der Hotelier entspannte sich und schaute den Kopfgeldjäger an. „Vielleicht sollte ich mich Ihnen zunächst einmal vorstellen, Mr. McQuade“, begann er dann zu sprechen. „Mein Name ist Newman– Craig Newman.“
„Es ist wegen Brian Hansen, wie?“
„Das ist richtig, Mr. McQuade. Hansen hat meinen Sohn ermordet. Bill, mein Junge, bekam mit ihm im Saloon Streit. Hansen beleidigte meine Tochter. Er nannte sie ein Flittchen. Das wollte Bill nicht schlucken. Nun…“
Die Stimme des Mannes brach.
„Sie sprechen von Mord, Newman“, murmelte McQuade. „Eine schwerwiegende Anklage.“
„Bill ging mit den Fäusten auf Hansen los. Es kam zum Kampf. Hansen schlug meinen Jungen nieder. Einige Zeugen sagten aus, dass mein Sohn zum Revolver gegriffen hat und dass Hansen in Notwehr schoss. Allerdings waren es fast ausschließlich Reiter der Painted Rock Ranch, die dies bestätigten.“
„Also waren es nicht nur Reiter der Painted Rock Ranch“, konstatierte der Kopfgeldjäger. Einen anderen Schluss ließ die letzte Formulierung des Hoteliers nicht zu.
„Nein. Auch einige Männer, die hier in Sentinel leben, haben Hansens Version bestätigt. Aber ich denke, sie sagten aus Angst vor Hansen und seinen Colthaien falsch aus. Unabhängig davon: Bill hatte nicht die geringste Chance gegen den Coltschwinger. Und darum war es Mord.“
„Wurde der Sheriff eingeschaltet?“, wollte McQuade wissen.
„Natürlich. Der County Sheriff kam sogar nach Sentinel. Nachdem er die Aussagen der Augenzeugen ausgewertet hatte, bestätigte auch er die Notwehrsituation, die Hansen berechtigte, meinen Jungen zu töten, und stellte die Ermittlungen ein.“
„Ich glaube, ich weiß, weshalb Sie mit Ihrer Geschichte zu mir kommen, Mr. Newman“, murmelte McQuade.
Der Hotelier wich dem Blick des Kopfgeldjägers nicht aus. „Wenn Sie sich Frazer holen“, stieß er hervor, „müssen Sie an Hansen vorbei. Ich zahle Ihnen fünfhundert Dollar, wenn Sie ihn erschießen. Er ist ein eiskalter Mörder, ohne jede Skrupel, und hat den Tod verdient. Billy war dreiundzwanzig. Hansen hat sein junges Leben ohne mit der Wimper zu zucken ausgelöscht.“
„Wie kam Hansen dazu, Ihre Tochter als Flittchen zu bezeichnen?“, fragte McQuade.
Jetzt senkte Craig Newman den Blick, nagte an seiner Unterlippe, dann antwortete er: „Sie hatte kurze Zeit ein Verhältnis mit Doug Lewis, dem Sohn von Carter Lewis. Aus dieser Liaison ist ein Kind hervorgegangen. Ich habe Stella damals gewarnt. Aber sie hat nicht auf mich gehört und sich diesem Schuft geradezu an den Hals geworfen. Doug Lewis hat sie schamlos ausgenutzt und mit derartiger Kaltschnäuzigkeit abserviert, als sie ihm eröffnete, dass sie schwanger sei, dass ich befürchtete, Stella nimmt sich das Leben. Sie hat Sentinel verlassen, denn hier zeigten die Menschen mit den Fingern auf sie. Stella lebt jetzt in Phönix.“
„Mag sein, dass Hansen ein charakterloser und niederträchtiger Zeitgenosse ist“, murmelte McQuade, nachdem er das Gehörte verarbeitet hatte. „Aber wenn selbst der County Sheriff festgestellt hat, dass er Ihren Sohn in Notwehr tötete…“ McQuade zuckte mit den Schultern. „Ich bin weder Richter noch Henker, schon gar nicht bin ich ein bezahlter Killer. Tut mir leid, Mr. Newman.“
Die Enttäuschung stand dem Owner in Gesicht geschrieben. Sekundenlang starrte er in McQuades Augen, als wartete er darauf, dass der Texaner seine Meinung änderte, plötzlich wandte er sich ab und ging mit hängenden Schultern zur Tür. Ehe er das Zimmer verließ sagte er, ohne sich umzuwenden: „Sie werden nicht umhin kommen, auf Brian Hansen zu schießen, McQuade. Er lässt ganz sicher nicht zu, dass Sie sich Frazer holen. Denn es würde einen Gesichtsverlust für ihn bedeuten.“
Der Hotelier verließ das Zimmer und zog die Tür zu. Versonnen starrte McQuade auf das Türblatt. Irgendwann murmelte er für sich: „O nein, Newman, ich lasse mich nicht vor deinen Karren spannen. Deine Rechnung geht nicht auf.“
*
Die Luft im Saloon war stickig, Schwaden von Tabakrauch zogen um die Lampen, die von der Decke hingen. Es roch nach Brandy, Bier und Schweiß. McQuade ging zum Tresen und verlangte einen Krug voll Wasser. Gray Wolf wich ihm nicht von der Seite. Abtastende, einschätzende und forschende Blicke fixierten den Kopfgeldjäger. Er vermittelte einen nicht gerade Vertrauen erweckenden Eindruck. In seinem hohlwangigen Gesicht wucherten tagealte Bartstoppeln. Die sandfarbenen Haare reichten ihm bis in den Nacken. Sein brauner Staubmantel war zerschlissen, das Leder seiner Stiefel brüchig. So sahen Satteltramps aus, Männer, die ruhelos durchs Land zogen und immer auf der Suche nach etwas waren, von dem sie oftmals selbst nicht wussten, was es war; es waren Gestrauchelte, Entwurzelte, Abenteurer, Glücksritter…
Von der Straße ertönte unvermittelt das Geräusch näher kommender Pferde. Stimmen wurden laut. Augenblicke später sah McQuade durch das große Frontfenster das Rudel.
Es waren fünf Reiter. Sie betraten gleich darauf den Schankraum. James Frazer war unter ihnen. Der Bandit war Anfang dreißig, dunkelhaarig und hager. Um seinen Mund lag ein brutaler Zug. Niedertracht und Verkommenheit standen ihm ins Gesicht geschrieben. Zusammengesetzt aus Skrupellosigkeit und niedriger Gesinnung gehörte er zu der Sorte, die sich einfach nahm, was ihr gefiel. Ein Menschenleben war für sie nichts wert.
Die vier Männer, die Frazer begleiteten, trugen die Holster mit den schweren Revolvern tief geschnallt. McQuade schätzte sie ein und kam zu dem Ergebnis, dass sie mit den Sechsschüssern umzugehen verstanden. Es war ein hartbeiniges, falkenäugiges Rudel, und McQuade fragte sich, welcher von ihnen wohl Brian Hansen war.
Sie kamen zur Theke, einer bestellte mit schnarrender, befehlsgewohnter Stimme Whisky. McQuade vermutete, dass es sich bei diesem Mann um Brian Hansen handelte. Der Keeper stellte eine Flasche und fünf Gläser vor die Männer hin.
McQuade stieß sich vom Tresen ab. Die Kerle von der Painted Rock Ranch achteten nicht auf ihn. Er ging drei Schritte in den Schankraum, zog den Revolver und drehte sich um. „Frazer!“ Der Name viel wie ein Hammerschlag.
Die Burschen am Schanktisch drehten sich ohne jede Hast um. James Frazers Rechte legte sich auf den Knauf des Revolvers. Sein Gesicht war unbewegt. Stechende Augen musterten McQuade. Die Atmosphäre war unvermittelt angespannt und gefährlich. Der Kopfgeldjäger und die fünf Revolvermänner standen sich gegenüber wie Raubtiere.
McQuade griff mit der linken Hand in die Manteltasche und brachte den gefalteten, vergilbten Bogen Papier zum Vorschein. Er hielt ihn halb in die Höhe und sagte: „Dein Steckbrief, Frazer. Tausend Dollar, tot oder lebendig. Du hast jetzt die Wahl.“
Sekundenlang herrschte Atemlosigkeit.
In Frazers Augen blitzte es auf. Es war wie ein Signal. „Du dreckiger…“ Damit warf sich der Bandit zur Seite, gleichzeitig riss er den Colt aus dem Holster.