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Zwei Western Abenteuer mit McQuade, dem Kopfgeldjäger. Niemand ist härter als McQuade, der einsame Streiter für das Recht.
Das E-Book Der Kopfgeldjäger Folge 9/10 (Zwei McQuade Western) wird angeboten von CassiopeiaPress und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Western
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Seitenzahl: 100
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Der Kopfgeldjäger
Folge 9/10
(Zwei McQuade Western)
Folge den Wölfen und töte sie/ Die Satansbrut von Tonto Basin
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172243
Cover
Titel
Impressum
Folge den Wölfen und töte sie
Die Satansbrut von Tonto Basin
Über den Autor
Der Tod zog lautlos durch die sandige Senke. McQuade spürte seinen kalten Hauch und eine Gänsehaut rann ihm über den Rücken. Das Bild, das sich ihm bot, sprang ihm mit erschreckender Schärfe in die Augen. Ein alptraumhafter Anblick…
Mitten in der Senke stand ein brennender Conestoga-Schoner. Die vier Ochsen, die ihn gezogen hatten, lagen tot am Boden. Dunkler Rauch stieg empor, Funken sprühten. Brenzliger Geruch stieg McQuade in die Nase. Einige Schritte vor dem Fuhrwerk lag ein regloser Mann mit ausgebreiteten Armen.
Der Kopfgeldjäger schluckte würgend. Sein hellwacher Blick löste sich von dem brennenden Schoner und glitt über die Kämme der umliegenden Hügel hinweg. Fast mechanisch zog McQuade die Henry Rifle aus dem Scabbard und riegelte eine Patrone in die Kammer. Das trockene Knacken des Durchladens stand für einen Sekundenbruchteil in der heißen Luft.
McQuade konnte nichts entdecken, was auf unmittelbare Gefahr schließen ließ. Er stellte das Gewehr mit der Kolbenplatte auf seinen Oberschenkel und ruckte im Sattel. »Hüh!«
Das Pferd setzte sich in Bewegung. Die Hufe stampften. Dumpfes Pochen wurde vernehmbar. Das Tier schnaubte unwillig. Der intensive Brandgeruch machte es nervös. Vielleicht spürte es– wie der Mann auf seinem Rücken -, den Eishauch des Todes.
Dem Fegefeuer seiner jagenden Gedanken ausgesetzt zügelte McQuade bei der reglosen Gestalt das Pferd und ließ sich aus dem Sattel gleiten. Er spürte die Hitze, die von dem brennenden Wagen ausging. Es knisterte und knackte. Plötzlich brach das Fuhrwerk, begleitet von einem berstenden Krachen, zusammen. Ein Meer von Funken wurde in die Höhe geschleudert, Aschefetzen wirbelten über den Boden. Die Eisenteile des Wagens glühten.
McQuade ging bei dem wie leblos daliegenden Mann auf das linke Knie nieder, schob seinen linken Arm und den erschlafften Körper und drehte ihn auf den Rücken. Das Gesicht drückte nur die absolute Leere des Todes aus. In den weit aufgerissenen, gebrochenen Augen schien sich das Grauen widerzuspiegeln, dem der Tote in den letzten Minuten seines Lebens ausgesetzt war.
Der Texaner schätzte den Mann auf vierzig Jahre. Sein Oberkörper wies mehrere Einschüsse auf. Fliegen und Mücken krochen auf dem Leichnam herum. Weder am Mann noch in seiner unmittelbaren Umgebung konnte McQuade eine Waffe sehen. Hier konnte keine Macht der Welt mehr helfen. Der Kopfgeldjäger presste die Lippen zusammen. Hart traten die Backenknochen in seinem hohlwangigen Gesicht hervor. In seinen pulvergrauen Augen konnte man eine Reihe von Gemütsbewegungen lesen. Da waren Erschütterung und Fassungslosigkeit, Ratlosigkeit und Grauen.
McQuade drückte sich hoch und schritt langsam um den Haufen Brandschutt, der von dem Prärieschoner noch übrig war, herum. Da lagen eine Frau und ein weiterer Mann. Die Frau war fast nackt. Einige ihrer Kleidungsstücke lagen verstreut am Boden herum. Der Mann war weißhaarig, McQuade schätzte ihn auf Mitte sechzig. Auch seine Brust war von Kugeln regelrecht zerfetzt. Beide waren tot. Auch ihr Blut hatte Myriaden von Mücken angelockt.
Der Herzschlag des Texaners drohte zu stocken, er schnappte nach Luft wie ein Erstickender. »Allmächtiger!«, brach es über seine zuckenden Lippen. Für einen Moment drohten ihn seine Gefühle zu überwältigen und er erschauderte. Wie Fieber rann das Entsetzen durch seine Blutbahnen. Mühsam kämpfte er um seine Fassung. Der Tod war ihm mit all seinen schrecklichen Gesichtern schon hundertmal und öfter begegnet, aber das, was sich ihm hier darbot, übertraf an Grausamkeit alles bisher Erlebte.
Das Fuhrwerk hatte eine deutliche Spur in der Senke hinterlassen. Sie kam von Osten. McQuade heftete seinen Blick auf den Boden und ging weiter. Er sah eine Menge Hufspuren, im Staub glitzerten Patronenhülsen. Die Fährte von mindestens einem halben Dutzend Pferden führte nach Süden.
Für den Kopfgeldjäger gab es hier nichts zu tun. Helfen konnte er nicht mehr. Er stieg auf sein Pferd und folgte der Spur des Wagens in östliche Richtung. Hügeliges Terrain nahm McQuade auf. Aus den Abhängen und auf den Kämmen erhoben sich Felsen. Sandige Flächen und Geröllfelder wechselten sich ab mit Inseln sonnenverbrannten Grases. Hier und dort reckte ein riesiger Saguarokaktus seine stachligen Arme zum Himmel. Oftmals meterhohe Ocotillos und dorniges Gestrüpp bildeten außer den Kakteen die karge Vegetation.
Nach einer knappen Stunde schälten sich aus wabernden Luft die Häuser und Hütten einer Ortschaft. Sie lag inmitten einer weitläufigen Ebene, die im Süden von bizarren und zerklüfteten Bergen begrenzt wurde. Die Spur des Fuhrwerks führte direkt auf den Ort zu.
Müde zog das Pferd des Kopfgeldjägers die Hufe über den Boden. Manchmal klirrte es, wenn ein Hufeisen gegen einen Stein prallte. Pferd und Reiter waren verschwitzt und verstaubt. Es war heiß wie in der Hölle. Unbarmherzig schickte die Sonne ihre glühenden Strahlen vom wolkenlosen Himmel.
McQuade ritt in die Stadt. Es war Mittagszeit und die Menschen hielten Siesta. Einige Hunde lagen in den Schatten und rührten sich nicht. In dieser Stadt schien alles Leben wie gelähmt zu sein.
Der Texaner ritt zum Holm vor dem Saloon und saß ab. Da war auch ein Tränketrog. Er führte das Pferd am Zaumzeug hin und ließ es saufen. McQuade schaute sich um. Viele der Häuser waren im mexikanischen Stil errichtet. Hier und dort standen auf den Fensterbänken Blumenkästen mit Geranien.
Das Pferd hatte seinen Durst gelöscht. McQuade band es an die krumme Querstange des Holms, nahm sein Gewehr und ging in den Saloon. Der Schankraum war leer. Fliegen summten um die Lampen, die über den Tischen von der niedrigen Decke hingen. Der Fußboden war mit Sägemehl bestreut. Am Ende des Tresens stand ein großer Spucknapf aus Messing. Es roch nach kaltem Tabakrauch und verschüttetem Bier.
Die harten Absätze der Reitstiefel des Kopfgeldjägers riefen auf den Fußbodendielen ein hämmerndes Echo war. Die Radsporen rasselten. McQuade erreichte den Schanktisch, legte das Gewehr darauf und ließ seine Stimme erklingen: »Hallo, Saloon!«
Eine Tür hinter dem Tresen öffnete sich. Ein glatzköpfiger Mann erschien. Seine Lider hingen halb über die Augen und verliehen ihm das Aussehen einer Eule. »Ich habe geschlafen«, murmelte er mit lahmer Stimme und gähnte dann. »Was möchten Sie? Whisky, Bier, ich habe auch Wein.«
»Gibt es in diesem Nest einen Ordnungshüter?«, fragte McQuade.
Wieder gähnte der Salooner. Dann schüttelte er den Kopf. Sein Interesse an dem verstaubten Fremden in dem langen, braunen Staubmantel, mit dem flachkronigen, breitrandigen Stetson auf dem Kopf und den tagealten Bartstoppeln im Gesicht hielt sich ausgesprochen in Grenzen. »Nein.«
»Etwa vier Meilen weiter westlich bin ich auf einen ausgebrannten Prärieschoner gestoßen«, gab McQuade mit staubheiserer Stimme zu verstehen. »Ein Mann um die vierzig, eine Frau, wahrscheinlich die Gattin des Mannes, und ein weißhaariger Oldtimer– alle drei tot. Ich bin der Spur des Fuhrwerks in diese Ortschaft gefolgt. Hat das Kaff auch einen Namen?«
»Topawa.« Die Augen des Salooner glitzerten jetzt hellwach. In ihnen wob das nackte Grauen. »Sie– sind– tot!«, entrang es sich ihm, und seine Stimmbänder wollten ihm kaum gehorchen. Er räusperte sich. »Was– was ist mit den beiden Kindern?« Erschütterung und Fassungslosigkeit prägten jeden Zug seines Gesichts. Sein Kehlkopf rutschte hinauf und hinunter, als er würgend schluckte. Seine Schläfrigkeit war wie weggewischt.
McQuade kniff die Augen zusammen. »Kinder!« Ihm schwante Schreckliches.
»Besser gesagt Halbwüchsige. Ein Mädchen, etwa siebzehn Jahre alt, und ein Junge, ungefähr drei Jahre jünger. Sue und Joey! Die– die Leute hielten sich einige Tage in der Stadt auf. Sie wollten nach Kalifornien. Susan und Bill Randolph wollten dort siedeln. Bei dem Oldtimer handelte es sich um den Vater Susans. Gütiger Gott! Wir haben sie gewarnt. Aber sie schlugen unsere Warnungen in den Wind…«
»Vor wem haben Sie die Randolphs gewarnt?«, fragte McQuade.
Der Salooner atmete tief durch. Er schien das Gehörte noch immer nicht richtig verarbeitet zu haben. Der Ausdruck des Entsetzens in seinen Augen verlor sich nicht. Er griff sich an die Stirn. »Es ist so schrecklich«, murmelte er. »Furchtbar! Es übersteigt mein Begriffsvermögen. Warum lässt Gott so etwas zu?«
»Diese Frage stelle ich mir, seit ich im Krieg Männer zu hunderten im Kugelhagel und im Granatfeuer des Gegners tot zusammenbrechen sah«, knurrte McQuade. »Eine Antwort habe ich nie erhalten.– Vor wem haben Sie die Auswanderer gewarnt?«
»Es kommen immer wieder Banden über die Grenze. Sie plündern, rauben, brandschatzen und morden und verschwinden wieder in der Sierra Madre. Diese Bravados sind blutrünstiger als die Apachen, sie besitzen keinen Ehrenkodex und kennen weder Gnade noch Erbarmen.«
»Die Spur einer Gruppe von Reitern führte nach Süden«, murmelte McQuade. Sekundenlang starrte er versonnen auf einen unbestimmten Punkt an der Wand. Er vermittelte den Eindruck, angestrengt nachzudenken. Ein entschlossener Zug setzte sich in seinen Mundwinkeln fest. Und der Texaner beschloss, keine Zeit zu verlieren.
*
McQuade folgte der Spur nach Süden. Der Vorsprung der Bande betrug keine drei Stunden. Als er die Grenze erreichte, versank die Sonne hinter den Bergen im Westen. Der Himmel färbte sich blutrot, Wolkenbänke schoben sich vor diese glühende Kulisse. Der schimmernde Hitzeschleier über dem Land wich einem rötlichen Schein, die Schatten waren lang und schwach.
An einem schmalen Creek tränkte McQuade das Pferd, er selbst wusch sich das Gesicht, löschte ebenfalls seinen Durst und füllte seine Wasserflasche. Vor ihm lag unwirtliche, menschenfeindliche Felswüste; Hitze, Staub, Klapperschlangen, Eidechsen und Skorpione. Der Kopfgeldjäger gab sich keinen Illusionen hin. Er war drauf und dran, in die Hölle zu reiten.
In Topawa hatte er sich etwas Proviant besorgt. Er nahm ein Päckchen mit Pemmican aus der Satteltasche, riss das Papier auf, und biss in die getrocknete Paste aus Dörrfleisch und Fett. Während er noch kaute, kletterte er wieder aufs Pferd und trieb es an.
Der rötliche Schein verschwand, die Dämmerung schlich sich ins Land. Die Natur begann ihre Farben zu verlieren. McQuade ritt durch Schluchten, über felsige Plateaus, durch staubige Senken und folgte den Windungen zwischen den steinernen Giganten, die an riesige Grabsteine in einem Land voll namenloser Gräber erinnerten. Um ihn herum herrschte tiefes Schweigen. Lediglich das Klappern der Hufe auf dem knochentrockenen, harten Untergrund störte diese Stille.
Es wurde dunkel. McQuade hatte die Spur der Bande verloren. Am Rande einer Ebene zerrte er sein Pferd in den Stand. Das Tier prustete und tänzelte auf der Stelle. Mitten in der Ebene sah der Kopfgeldjäger einige Lichter. Er konnte die Umrisse von flachen Häusern erkennen. Der Texaner zog die Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf herum. Er fragte sich, ob er den Ort anreiten sollte. Es konnte ein Banditennest sein. Möglicherweise hauste dort sogar die Bande, der er folgte.
Ein Zwiespalt war in McQuade aufgerissen. Schließlich entschied er sich und ritt an. Das Pferd trug ihn über die Ebene, die Lichter rückten näher, die Häuser und Hütten nahmen Form an. Der Kopfgeldjäger ritt zwischen Pferchen mit Schafen und Ziegen hindurch, passierte einen Schweinekoben, rümpfte die Nase, weil es fürchterlich stank, dann lenkte er seinen Vierbeiner zwischen die Häuser und Hütten und erreichte eine kleine Plaza. Sein hellwacher, aufmerksamer Blick schweifte in die Runde.
Die Häuser waren zumeist aus Adobe errichtet. Vor einem lang gezogenen Bau mit vier kleinen Fenstern standen zwei Pferde. Trüber Lichtschein fiel aus den unverglasten Fenstern. Stimmengemurmel war zu vernehmen. McQuade zog sein Pferd nach links und ritt hin. Jetzt konnte er auch das verwitterte Holzschild über der Tür sehen. Das Wort 'Bodega' war mit schwarzer Farbe darauf gepinselt. Die Farbe blätterte schon ab.
McQuade saß ab und schlang den langen Zügel um den Querholm, zog das Gewehr aus dem Sattelschuh und betrat das Wirtshaus. Der Eingang war niedrig und er musste den Kopf einziehen. Ein Vorhang aus polierten Holzperlen rasselte. Die Tür quietschte rostig in den Angeln. Der Geruch von Tabakrauch und gebratenem Fleisch schlug ihm entgegen.