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Es war die Stunde des Sonnenuntergangs, als McQuade nach Tucson zurückkehrte. Er kam von Süden herauf, wo er an der mexikanischen Grenze einen Bankräuber und Mörder gestellt und dem Sheriff von Bisbee übergeben hatte. Der Kopfgeldjäger hatte einen Drei-Tages-Ritt von der Grenze herauf hinter sich, sein stoppelbärtiges Gesicht wirkte hohlwangiger als sonst, die Augen waren entzündet, an ihm klebte der Staub der Felswüste. Gray Wolf trottete mit heraushängender Zunge neben dem verstaubten Falben her. Der Kopfgeldjäger saß nach vorne gekrümmt im alten, brüchigen Sattel, die Strapazen und Entbehrungen der vergangenen zehn Tage, in denen er nach Süden ritt, den Banditen jagte und schließlich wieder den Weg nach Tucson unter die Hufe seines Pferdes nahm, hatten ihn ausgebrannt und unübersehbare Spuren bei dem zähen Texaner hinterlassen.
Vor dem Office des Town Marshals zügelte McQuade den Falben. In dem Moment bogen aus einer Seitenstraße vier Reiter in die Hauptstraße ein. Der Kopfgeldjäger registrierte sie, schenkte ihnen aber weiter keine Beachtung. Es waren bärtige Kerle, im Scabbard eines jeden steckte eine Henrygun, außerdem trug jeder von ihnen einen Colt am Gürtel.
Wes Rafferty, der falkenäugige Town Marshal und McQuades väterlicher Freund, kam aus seinem Büro, schritt über den Vorbau und legte beide Hände auf das von der Witterung blank geschliffene Geländer. „Hallo, McQuade. Du warst lange weg. Ich hoffe, du warst erfolgreich.“
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Veröffentlichungsjahr: 2016
McQuade und die 10.000-Dollar-Lady (1)
Western von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 46 Taschenbuchseiten.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
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© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.
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Es war die Stunde des Sonnenuntergangs, als McQuade nach Tucson zurückkehrte. Er kam von Süden herauf, wo er an der mexikanischen Grenze einen Bankräuber und Mörder gestellt und dem Sheriff von Bisbee übergeben hatte. Der Kopfgeldjäger hatte einen Drei-Tages-Ritt von der Grenze herauf hinter sich, sein stoppelbärtiges Gesicht wirkte hohlwangiger als sonst, die Augen waren entzündet, an ihm klebte der Staub der Felswüste. Gray Wolf trottete mit heraushängender Zunge neben dem verstaubten Falben her. Der Kopfgeldjäger saß nach vorne gekrümmt im alten, brüchigen Sattel, die Strapazen und Entbehrungen der vergangenen zehn Tage, in denen er nach Süden ritt, den Banditen jagte und schließlich wieder den Weg nach Tucson unter die Hufe seines Pferdes nahm, hatten ihn ausgebrannt und unübersehbare Spuren bei dem zähen Texaner hinterlassen.
Vor dem Office des Town Marshals zügelte McQuade den Falben. In dem Moment bogen aus einer Seitenstraße vier Reiter in die Hauptstraße ein. Der Kopfgeldjäger registrierte sie, schenkte ihnen aber weiter keine Beachtung. Es waren bärtige Kerle, im Scabbard eines jeden steckte eine Henrygun, außerdem trug jeder von ihnen einen Colt am Gürtel.
Wes Rafferty, der falkenäugige Town Marshal und McQuades väterlicher Freund, kam aus seinem Büro, schritt über den Vorbau und legte beide Hände auf das von der Witterung blank geschliffene Geländer. „Hallo, McQuade. Du warst lange weg. Ich hoffe, du warst erfolgreich.“
Der Kopfgeldjäger nickte, stieg vom Pferd und zog das müde Tier hinter sich her zum Tränketrog, der neben dem Holm stand. Von der Krempe seines Stetsons und von seinen Schultern rieselte Staub. Auf der Wasseroberfläche schwamm ein feiner Staubfilm. „Ja, Jack McAllister ist dort, wo er sich hingehört, nämlich hinter Schloss und Riegel.“
Der Texaner stülpte seinen schwarzen Stetson über das Sattelhorn, und während das Pferd die Nase ins Wasser tauchte und zu saufen begann, wusch sich McQuade Staub und Schweiß aus dem Gesicht.
Wes Rafferty blickte den vier Reitern hinterher, die sich nach Osten wandten. Sie hatten die Sonne im Rücken und ihre Gestalten warfen lange Schatten. Die Kiefer des Town Marshals mahlten leicht. Nun schaute er wieder McQuade an, der sich mit dem Halstuch das Gesicht abtrocknete. „Hast du die vier eben gesehen?“
„Sicher, sie waren schlecht zu übersehen.“
„Ich denke, sie möchten sich die 10.000 Dollar verdienen, die Cash Kendall für den Kopf von Darlene Rush ausgesetzt hat.“
McQuades Brauen schoben sich zusammen. „Kendall – betreibt er nicht einen Saloon und einige weitere Vergnügungsetablissements sowie einen Warenhandel hier in Tucson?“
„Richtig. Darlene Rush hat gestern Abend dem jungen Kendall ein Messer bis ans Heft in den Leib gerammt. Clint Kendall liegt im Leichenschauhaus, die Lady und ihr Bruder Kenneth sind auf der Flucht.“
„Die beiden kenne ich nicht“, sagte McQuade. „Warum hat die Lady den jungen Kendall getötet?“
„Darlene war eines der Tanzmädchen, die in Kendalls Tanzhalle arbeiten. Ihr Bruder arbeitete als Saloonordner bei Kendall. Soviel ich mitbekommen habe, soll Clint Kendall die Kleine geschwängert haben. Als sie es ihm erzählte, soll er ausgerastet sein. Er hat sie windelweich geprügelt und auf die Straße gejagt. Für sie gäbe es keinen Platz mehr in Tucson, habe er ihr zugebrüllt, und wenn sie bis zum Abend die Stadt nicht verlassen habe, sei das, was sie eben erlebt habe, das reinste Zuckerschlecken gegen das, was er dann mit ihr anstellen werde.“
„Und dann hat sie ein Messer gezückt und es ihm in den Leib gerammt?“, fragte McQuade geradezu staunend.
„Nein. Als sie auf ihrem Zimmer war, um ihr Zeug zusammenzupacken, ist er noch einmal zu ihr gekommen. Sie hat erzählt, dass er vor Hohn und Zynismus nur so strotzte, sie aufs Bett warf und sich an ihr vergehen wollte. Es war sein eigenes Messer, das er am Gürtel in einer Scheide stecken hatte, mit dem sie ihn erledigte. Das Sheriffsbüro wurde verständigt und Troy Howell nahm Darlene vorläufig fest. Doch plötzlich war ihr Bruder da. Er hielt einen Sechsschüsser in der Faust, und in einer Gasse standen zwei fix und fertig gesattelte und gezäumte Gäule. Wir vermuten, dass sich die beiden ins Indianergebiet abgesetzt haben. Einer von Howells Deputys ist mit einem Aufgebot hinter ihnen her, die Männer kamen jedoch vor über einer Stunde zurück. Darlene und ihr Bruder sind ihnen entkommen. Allerdings hat Cash Kendall für die Ergreifung Darlenes 10.000 Dollar ausgesetzt. Diese Summe jagt wahrscheinlich den bequemsten Pilger in den Sattel.“
„Aber wenn sich die Geschichte tatsächlich so zugetragen hat, wie diese Darlene sie dem Sheriff erzählt hat, dann hat sie in Notwehr gehandelt, und kein Gericht der Welt wird sie dafür verurteilen.“
„Über ihrem Kopf hat Cash Kendall den Stab gebrochen. Und für 10.000 Bucks würde so mancher Zeitgenosse die Seele seiner Großmutter dem Satan verkaufen. Wenn du mich fragst, dann ist das Leben der jungen Lady keinen rostigen Cent mehr wert. Die vier von eben sind nicht die ersten, die von hier aus den Weg nach Osten eingeschlagen haben. Und keiner von denen, die sich den Batzen Geld verdienen möchten, wird fragen, ob Darlene im Recht war, als sie zustach. 10.000 Bucks sind ein Argument dafür, keine Fragen zu stellen.“
Zuletzt hatte die Stimme des Town Marshals grimmig und verbittert zugleich geklungen.
„Was ist dieser Cash Kendall für ein Mann?“, fragte McQuade.
„Er ist reich, mächtig und unduldsam, ist Mitglied im Tucson-Ring, und er gehört zu jener Sorte, die über Leichen geht, wenn es darum geht, seinen Willen durchzusetzen. Genügt dir das?“