Der Kopfgeldjäger McQuade, Band 66-70: Fünf Western - Pete Hackett - E-Book

Der Kopfgeldjäger McQuade, Band 66-70: Fünf Western E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Dieses Ebook enthält folgende Romane: Band 66 McQuade und die Apachenjäger Band 67 McQuade und die Rache der Revolverlady Band 68 McQuade unter schwerem Verdacht Band 69 McQuade – gejagt von der Armee Band 70 McQuade und die Söhne der Carrie Parson

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Seitenzahl: 268

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Kopfgeldjäger-Sammelband (Band 66-70)

5 weitere Western von Pete Hackett

Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan".

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Dieses Ebook enthält folgende Romane:

Band 66 McQuade und die Apachenjäger

Band 67 McQuade und die Rache der Revolverlady

Band 68 McQuade unter schwerem Verdacht

Band 69 McQuade – gejagt von der Armee

Band 70 McQuade und die Söhne der Carrie Parson

Der Umfang dieses Ebook entspricht 226 Taschenbuchseiten.

1. digitale Auflage 2015 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956172915

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

McQuade und die Apachenjäger

McQuade und die Rache der Revolverlady

McQuade unter schwerem Verdacht

McQuade – gejagt von der Armee

McQuade und die Söhne der Carrie Parson

Über den Autor

McQuade und die Apachenjäger

Steven Souders hatte sich zwischen zerklüfteten Felsen auf dem Hügel verschanzt. McQuade befand sich um Fuß der Anhöhe im Schutz eines hüfthohen Felsbrockens und sicherte nach oben, die Henry Rifle mit beiden Händen schräg vor der Brust haltend, angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers. Hier in der Wildnis, in der es nichts anderes gab als nackten Fels, wirbelnden Staub, dorniges Strauchwerk, niedrige Kakteen und glühende Hitze hatte der Kopfgeldjäger den Banditen gestellt. Souders war es gelungen, auf den Hügel zu fliehen, sein Pferd war – erschreckt vom Donnern der Schüsse, die McQuade und der Bandit aufeinander abfeuerten - voll Panik durchgegangen.

Gray Wolf war spurlos verschwunden. Das Pferd des Kopfgeldjägers stand ein ganzes Stück entfernt zwischen dornigem Gestrüpp.

Heiß brannte die Sonne auf den Rücken McQuades hernieder, Schweiß lief über sein Gesicht, zog helle Spuren in die feine Schicht aus Staub auf seiner Haut und brannte in seinen Augen. Die Lungen füllten sich beim Atmen wie mit Feuer. Es war Mittagszeit und die heißeste Zeit des Tages. „Gib auf, Souders!“, rief McQuade mit heiserer, verstaubter Stimme. „Du hast keine Chance. Ohne Pferd bist du aufgeschmissen.“

„Niemals, Menschenjäger! Lebend kriegst du mich nicht. Außerdem sehe ich sehr wohl ein Pferd – dein Pferd nämlich. Wenn ich dich in die Hölle geschickt habe, nehme ich es mir und verlasse diesen verdammten Landstrich. Du aber wirst hier verrotten, die wilden Tiere werden sich um deinen Kadaver streiten, und bald werden deine Knochen in der Sonne bleichen.“

McQuade schwieg und starrte über den Rand des Felsblocks hinweg nach oben, wo sich über der Gruppe von Felsen, zwischen denen der Bandit - der dem Sheriff in Tucson tausend Dollar wert war -, steckte und voll tödlicher Entschlossenheit darauf wartete, dass ihm er, der Kopfgeldjäger, vor die Mündung lief.

Die Minuten verstrichen in zäher Langsamkeit, reihten sich aneinander, wurden zur Viertelstunde, zur halben und sowohl in dem Kopfgeldjäger als auch in dem Banditen wuchs die Ungeduld. Die glühende Hitze höhlte sie aus, jeder der beiden wartete darauf, dass sich der andere endlich blicken ließ, dass endlich etwas geschah, das diesem Nerven zermürbenden Warten, dieser fiebernden Anspannung ein Ende bereitete.

McQuade fragte sich, wo Gray Wolf, der große Wolfshund, der ihm vor langer Zeit unten an der mexikanischen Grenze zugelaufen war, wohl sein mochte. Strich er um die Felsgruppe herum, um bei der ersten Gelegenheit, die sich ihm bot, den Banditen anzugreifen?

Der Bandit ahnte es wahrscheinlich, denn er verließ den Felsen nicht, auf den er gestiegen war, den zu erklettern für den Wolfshund eine Unmöglichkeit darstellte, sodass sich der Outlaw insoweit in Sicherheit wiegen konnte.

McQuade verlor schließlich die Geduld, schnellte auf die Beine, jagte einige Schüsse den Hang hinauf und lief wie ein Hase in Zickzacklinie auf einen halb aus der Erde ragenden, yardhohen Felsen zu, der ihm Schutz versprach. Mit einem Hechtsprung warf er sich dahinter, ruderte mit der Henrygun, weil er keinen Halt fand, und stürzte auf die Seite. Schüsse krachten, der Knall wurde über den Texaner hinweggeschleudert, die Kugeln klatschten gegen das Gestein, konnten ihm aber nichts anhaben. Das wilde Heulen der Querschläger zog durch die Ödnis, brüllendes Echo hallte von den Felsen und Hängen wider.

Dann war das letzte Echo mit geisterhaftem Geflüster verhallt und die sich anschließende Stille mutete bleischwer und erdrückend an. McQuade begriff, dass er seine Taktik ändern musste, wenn er hier Erfolg haben wollte, äugte zu einem Felsblock weiter rechts, drückte sich hoch und spurtete los. Geduckt und wie von Furien gehetzt eilte er auf den Findling zu, und oben begann wieder das Gewehr zu sprechen. Heiß fuhr es dem Kopfgeldjäger über die Schulter, er stieß sich ab, flog regelrecht in die Deckung des Felsens und atmete durch. Oben, bei dem Felsen, wurde Pulverdampf vom Wind zerpflückt.

Atmung und Herzschlag nahmen bei McQuade wieder den regulären Rhythmus an, er spürte die Trockenheit seiner Lippen und das Brennen an seiner Schulter, wo ihn das Geschoss gestreift hatte.

Mit dem Blick suchte er nach der nächsten Deckungsmöglichkeit in der Nähe. Es war eine Rinne, die steil den Hang hinauf verlief, die vom Regenwasser ausgewaschen worden und deren Boden von Geröll übersät war. An ihren Rändern wuchsen Comas und Mesquites. Dort, wo die etwa zwei Fuß tiefe Rinne auf halber Höhe des Abhanges begann, bedeckten getrockneter Schlamm und kleineres Geröll die Hügelflanke.

Fünfzehn Schritte – und jeder Schritt konnte der letzte sein. Aber hier konnte der Kopfgeldjäger nicht bleiben. Auch wollte er der Sache ein Ende bereiten. Also überwand er sich, kam blitzschnell hoch, begann zu feuern und gab sich so selbst Feuerschutz, und hetzte schräg den Hang hinauf zu der Rinne. Mit seinen Schüssen zwang er seinen Gegner in Deckung. Nur zwei – drei blindlings und ungezielt verschossene Kugeln pfiffen aus dem Gewehr des Banditen in die Tiefe, doch sie richteten keinen Schaden an.

Dann lag McQuade in der Rinne und kroch in ihr – wie eine riesige Eidechse - nach oben. Er befand sich im toten Winkel zu Steven Souders und bewegte sich schnell. Der Bandit würde es nicht wagen, von dem Felsen zu steigen, denn er musste mit einem Angriff durch Gray Wolf rechnen.

Die Rinne endete und der Kopfgeldjäger kroch nach rechts davon. Irgendwann wagte er sich zu erheben und geduckt seinen Weg fortzusetzen. McQuade sicherte unablässig in die Richtung, in der er den Banditen wusste. Auch hier gab es Gestrüpp und Felsbrocken, die sporadisch aus der Erde ragten und Schutz boten. Er glitt von Deckung zu Deckung, schnell und lautlos wie ein Schatten, wartete, witterte und lauschte seinen Instinkten. Und sie ließen ihn nicht im Stich. Als er hinter einem der Felsen hervortrat, mit den Augen die nächste Deckungsmöglichkeit anpeilend, nahm er oben zwischen den Felsen eine flüchtige Bewegung wahr, sprang geistesgegenwärtig einen Schritt zur Seite, und der Schütze fand nicht mehr die Zeit, sich auf das so jäh veränderte Ziel einzustellen. Seine Kugel klatschte gegen Felsgestein, meißelte einen wahren Hagel von Splittern los und quarrte mit grässlichem Heulen als Querschläger davon.

McQuade stand jetzt vollkommen ungeschützt auf dem Abhang, breitbeinig und leicht in der Mitte nach vorne geknickt, als suchte er festen Stand. Seine Henrygun spuckte Feuer, Rauch und Blei. Oben taumelte mit einem schrillen Aufschrei Steven Souders zwischen den Felsen hervor, stolperte, knickte in den Knien ein, drückte sich aber noch einmal zu seiner vollen Größe in die Höhe – um im nächsten Moment von einem dunklen Körper, der sich aus den Schatten zwischen den Felsen löste, angesprungen und umgerissen zu werden.

Vorsichtig pirschte McQuade sich an ihn heran. Souders röchelte erstickend. Es hörte sich fast an wie verzweifeltes Wimmern. Er hatte McQuades Kugel in die Brust bekommen. Die pulsierenden Schmerzen verzerrten sein staubverkrustetes Gesicht.

Über dem Banditen stand Gray Wolf, die Lefzen über den Ehrfurcht gebietenden Fang erhoben, Geifer zwischen den Zähnen und ein drohendes Knurren in der Kehle. Der schale Atem des Wolfshundes schlug Souders ins Gesicht.

„Zurück, Partner!“, befahl der Kopfgeldjäger dem grauen, schweren Hund, der augenblicklich gehorchte, zwei Schritte zurückwich und sich auf die Hinterläufe niederließ. Sein gefährliches Knurren verstummte und er begann, sich mit dem Hinterlauf unter dem Kinn zu kratzen.

McQuade trat neben den Banditen hin, sein Schatten fiel über Steven Souders, dessen Hände hatten sich über der Brust verkrampft und zwischen seinen Fingern sickerte Blut hervor. „Hoffentlich holt auch dich bald der Teufel, dreckiger Menschenjäger“, keuchte der Sterbende, und zuletzt waren seine Worte nur noch als unverständliches Gemurmel zu vernehmen. Und kaum, dass das letzte Wort über seine Lippen war, brachen seine Augen und er atmete nicht mehr.

Wieder einmal hatte McQuade einen blutigen Schlusspunkt unter ein verkorkstes Banditenleben gesetzt. Mitleid oder sonst ein Gefühl der Anteilnahme konnte er nicht empfinden. Steven Souders war ein skrupelloser Mörder, der seine Taten aus Habgier und anderen niedrigen Beweggründen verübte und der nach Meinung des Kopfgeldjägers sein Leben verwirkt hatte.

McQuade ließ seinen forschenden Blick umfassend in die Rund schweifen, denn er befand sich mitten in den Dragoon Mountains, und hier trieben nicht nur Klapperschlangen und Skorpione, sondern auch Cochises aufständische und vom Hass erfüllte Chiricahuas ihr Unwesen. Die Schüsse eben waren sicher weithin hörbar gewesen.

*

Bis Tucson lagen fast hundert Meilen vor McQuade. Er ritt nach Norden, um die Poststraße zu erreichen, die von Fort Bowie über den Apache Pass nach Tucson führte. Nachdem es ihm gelungen war, das Pferd des Banditen einzufangen, konnte er den Leichnam Souders auf dem Rücken des Tieres befördern. Der Kopfgeldjäger hatte ihn in die Decke gehüllt, die am Sattel des Banditenpferdes festgeschnallt war und quer über den Pferderücken gelegt.

Die Sonne stand schon weit im Westen, die Schatten wuchsen schnell, und McQuade schätzte, dass in drei Stunden die Dunkelheit über das Land hereinbrechen und seinem Ritt ein vorübergehendes Ende bereiten würde. In der Dunkelheit durch die Ödnis zu reiten wäre fahrlässig gewesen; zu leicht konnte sich ein Pferd vertreten und sich das Bein verrenken, vielleicht sogar brechen.

Als sich der Kopfgeldjäger einmal umwandte, um auf seiner Fährte zurückzublicken, sah er eine Rauchwolke vor dem ungetrübten Blau des Firmaments, die im lauen, heißen Südwind träge nach Norden trieb. Und im nächsten Moment stieg eine dunkelgraue Rauchsäule zum Himmel, wurde unterbrochen, um sich gleich drauf erneut zu erheben.

McQuade zerrte sein Pferd herum, brachte es zum Stehen und beobachtete die Rauchsignale. Er hatte keine Ahnung, was sie zum Ausdruck brachten, ahnte aber, dass sie mit seinem Aufenthalt hier in den Dragoons zu tun hatten. Der Kopfgeldjäger nagte versonnen an seiner Unterlippe. Er schloss nicht aus, dass er weiter nördlich von einem Rudel Apachen erwartet wurde. Er war sich aber auch darüber im Klaren, dass es ihm nichts bringen würde, wenn er die Richtung wechselte. Cochises Späher waren überall in der Wildnis unterwegs, ihren scharfen Augen entging nichts. Und sehr schnell würden neue Rauchzeichen seinen Richtungswechsel anzeigen.

Im jähen Entschluss und dem eisigen Wind wenig erfreulicher Gedanken ausgesetzt zog McQuade das Gewehr aus dem Scabbard, das metallische Knacken, als er repetierte, stand für einen Sekundenbruchteil in der Luft. Der Texaner stellte das Gewehr mit der Kolbenplatte auf seinen rechten Oberschenkel und hielt es am Kolbenhals fest.

Er ritt weiter. Das Pferd mit dem Toten ging an der Longe neben ihm her. Manchmal prustete eines der Tiere, hin und wieder klirrte eine Gebisskette, die Hufe krachten auf dem steinigen Boden.

McQuade hatte Erfahrung mit den Apachen. Cochises blutiger Krieg dauerte nun schon länger als sieben Jahre, und ein Ende war nicht abzusehen. Sowohl die Indianer als auch die Weißen steigerten sich in einen Hass hinein, der kein Entgegenkommen, kein Verständnis und schon gar kein Erbarmen und keine Gnade kannte. Das Land zwischen den Dragoons und den Chiricahua Mountains ertrank geradezu im Blut seiner Menschen; Goldsucher, Farmer, Rancher, Postreiter, Soldaten und die Fuhrwerker von Frachtwagenzügen fielen der tödlichen Leidenschaft zum Opfer – und natürlich viele Apachen.

Unbeirrt zog der Kopfgeldjäger nach Norden. Nach einiger Zeit konnte er keine Rauchsignale mehr wahrnehmen. Er umritt Höhenzüge und unüberwindliche Felsbarrieren zwangen ihn zu Umwegen. Das Land um ihn herum war von bizarrer Schönheit – doch McQuade hatte kein Auge dafür übrig. Hinter jeder Anhöhe, hinter jedem Felsen und hinter jedem Strauch konnte der Tod lauern – er war in diesen Jahren in der Apacheria allgegenwärtig.

Als die Sonne über dem Horizont im Westen stand, vernahm McQuade weit vor sich Schüsse. Fünfmal, sechsmal peitschte es trocken, die Echos vervielfältigten die Detonationen, bis sich schließlich verebbten. Der Kopfgeldjäger hatte das Pferd pariert. Das Tier tänzelte aufgeregt unter ihm, mit einem harten Schenkeldruck zwang er es, stillzustehen. Angespannt lauschte er, das linke Ohr nach Norden gedreht. Schließlich ritt er weiter, nachdem es fast eine Minute lang still gewesen war. Aber er war hellwach, seine Augen waren unablässig in Bewegung, er war darauf eingestellt, gedankenschnell zu reagieren.

Im Trab trug ihn der Falbe nach Norden. Mühelos hielt Gray Wolf mit dem Pferd mit. Der schwere Hund lief leichtfüßig und kraftvoll. Die Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul und er hechelte, aber das war kein Zeichen mangelnder Ausdauer. Es war einfach die Eigenart der Rasse …

Plötzlich knallte es wieder. Die Detonationen einer ganzen Salve sickerten durch die Hügellücken heran – doch ebenso schlagartig, wie das Gewehrfeuer eingesetzt hatte, endete es wieder.

Gray Wolf setzte sich ab. McQuade hingegen drosselte das Tempo seines Pferdes, denn die prasselnden Hufschläge waren weithin zu vernehmen und konnten seine Annäherung frühzeitig verraten. Dem Klang der Schüsse nach zu schließen waren die Schützen nicht mehr allzu weit entfernt.

Vor McQuade lag ein Hügel. Über ihn war der Klang der Schüsse herangeweht. Der Kopfgeldjäger trieb den Falben den Abhang hinauf, saß einige Yards unterhalb der Hügelkuppe ab, ließ die Pferde stehen und lief geduckt auf den Hügelrücken, überquerte ihn und hatte schließlich freien Blick in die Senke. Das Bild, das sich ihm bot, sprang ihm mit schmerzhafter Schärfe in die Augen, was er sah, ließ ihm den Atem stocken und sein Herz schneller schlagen. Es waren vier weiße Männer, deren Pferde ein Stück abseits an Sträucher gebunden waren, und fünf Indianer, die reglos am Boden lagen und deren Schädeldecken – das konnte der Texaner sogar von hier oben aus sehen -, rot von Blut waren. Er schluckte würgend und hatte das Empfinden, von einer unsichtbaren Faust gewürgt zu werden. Die Kerle dort unten hatten die fünf Apachen skalpiert. Einer von ihnen trug einen blutigen Leinensack, in dem sie die Skalps wahrscheinlich aufbewahrten.

Und jetzt wurde einer von ihnen auf den Kopfgeldjäger aufmerksam, der ungedeckt auf dem Hügelkamm verharrte. Es war ein bärtiger Bursche, der seine Gefährten auf McQuade aufmerksam machte, und der sich nun auch in Bewegung setzte, um hangaufwärts zu marschieren. Die anderen folgten ihm. Der Kopfgeldjäger registrierte, dass jeder von ihnen außer mit einem Gewehr auch mit einem Revolver bewaffnet war. Je näher sie kamen, umso deutlicher konnte McQuade erkennen, dass es sich um vier heruntergekommene, verwegen aussehende Zeitgenossen handelte, denen wahrscheinlich auf dieser Welt nichts heilig war und denen die Verkommenheit in die Gesichter geschrieben stand. Und noch etwas registrierte der Kopfgeldjäger: den einen oder anderen der Kerle hatte er schon in Tucson gesehen. Die Anspannung in ihm wuchs.

*

Drei Schritte vor McQuade hielten die vier an, ihre Blicke hatten sich an dem Kopfgeldjäger regelrecht verkrallt, sie erforschten ihn und schätzten ihn ein. Der Bursche mit dem schwarzen Bartgestrüpp im Gesicht legte den Kopf ein wenig in den Nacken und schnarrte: „Du bist doch McQuade, der Kopfgeldjäger. Ich kenne dich. Du bist des Öfteren in Tucson.“

„Ja, ich bin McQuade“, antwortete der Texaner mit schleppendem Tonfall. „Und wer seid ihr?“

Der Bärtige sandte seinen suchenden Blick in die Runde. „Dich begleitet doch diese graue Bestie, McQuade“, sagte er und sein lauernder Blick saugte sich wieder an der hohen Gestalt des Kopfgeldjägers fest. „Wo ist das Vieh?“

„Irgendwo. Ich weiß es nicht. Warum tötet und skalpiert ihr Apachen?“

„Bist du denn nicht in der Apacheria, um diese roten Parasiten zu jagen, zu töten und ihnen den Skalp zu nehmen?“, kam die Gegenfrage des Bärtigen. „Für einen Apachenskalp zahlt der Tucson-Ring hundert Dollar.“

McQuade kniff die Augen ein wenig zusammen. Zeichen seiner Betroffenheit. „Der Tucson-Ring zahlt für Apachenskalps?“, stieg es ungläubig aus seiner Kehle.

„Ja. Die Rothäute überfallen immer wieder die Transporte des Rings, töten die Fuhrleute, plündern die Fuhrwerke und verbrennen sie. Die Geschäftsleute haben die Nasen voll. Für den Skalp von Cochise gibt es sogar tausend Dollar, auch für Geronimo und die anderen Häuptlinge sind Prämien von fünfhundert Dollar und mehr ausgesetzt.“

„Das schürt den Hass der Apachen“, murmelte McQuade versonnen.

„Wir pfeifen drauf“, knurrte der Bärtige. „Wenn du nicht auf Apachenjagd bist, McQuade, was hat dich dann in diese von Gott verlassene Gegend getrieben?“

Und ein anderer, er hatte rötlich-blonde Haare und wasserblaue, kalte Augen, fügte hinzu: „Sicher bist du auch nicht zu Fuß in diesem Landstrich unterwegs. Wo hat du denn deinen Gaul gelassen?“

McQuade deutete mit dem Daumen seiner Linken über die Schulter. „Mein Pferd steht unterhalb der Hügelkuppe. Ich habe einen Banditen gejagt, sein Name war Steven Souders. Nun bin ich auf dem Weg nach Tucson, um ihn beim Sheriff abzuliefern.“ McQuades Blick kreuzte sich mit dem des Bärtigen. „Ich habe dich auch schon einige Male in Tucson gesehen, Hombre. Wohnst du dort?“

„Ja. Wir leben alle in Tucson und arbeiten für den Tucson-Ring. Mein Name ist Winger – Dave Winger. Das –„ er wies mit einer knappen Geste auf den Rotblonden, „- ist Wilson Reynolds, meine beiden anderen Gefährten heißen James Bradshaw und Chad Heflin.“

Die Kerle grinsten schief und – wie McQuade fand - ausgesprochen schmierig.

Winger fuhr fort: „Du hast von diesem Souders in der Vergangenheitsform gesprochen, McQuade.“

„Er wollte sich nicht ergeben.“

Winger nickte. „Ich verstehe. Wie viel bringt er dir denn ein?“

„Tausend Dollar.“

In den Augen der Skalpjäger war ein habgieriges Glitzern wahrzunehmen.

„Eine Menge Geld“, knurrte der Rotblonde, dessen Name Wilson Reynolds war. „Tausend Dollar – dafür müssen wir zehn Apachen skalpieren.“

In McQuade wollten die Alarmsignale nicht verstummen. Diese Kerle waren niederträchtig, verworfen und skrupellos, und für tausend Dollar würden sie die Seele ihrer Großmutter dem Satan verkaufen. Er fürchtete das Quartett aber nicht.

„Es wird sich bald herumgesprochen haben in der Apacheria, dass einige Skalpjäger unterwegs sind“, gab McQuade zu verstehen. „Und dann werden die Chiricahuas den Spieß umdrehen. Ihr seid vier – Cochise hat, wenn ich richtig informiert bin, dreihundert Krieger um sich geschart. Viele Hunde sind des Hasen Tod.“

„Es sind keine Hunde“, versetzte Winger verächtlich. „Es sind Parasiten und die Luft nicht wert, die sie atmen. Warum versucht man ständig, Cochise zu überreden, mit seinen Leuten in ein Reservat zu gehen? Warum schickt man nicht einige Hundertschaften Kavallerie in die Apacheria und tilgt das rote Gesindel aus – mit Stumpf und Stiel?“

Darauf gab McQuade keine Antwort. Er hatte nichts gegen die Apachen, denn er vertrat die Ansicht, dass sie die Herren der Apacheria waren und dass man sie seit der Übernahme des Landes von den Mexikanern belügt, bestiehlt und schamlos betrügt. Aber sich mit Leuten wie Winger und dessen Anhang auf irgendwelche Diskussionen einzulassen, danach stand dem Kopfgeldjäger der Sinn ganz und gar nicht.

„Na schön“, murmelte er, „jetzt kenne ich den Grund für die Schüsse und kann meinen Weg fortsetzen.“

In diesem Moment tauchte Gray Wolf zwischen den Felsen auf, verharrte kurz, witterte in McQuades Richtung und kam dann lautlos näher, die vier Kerle nicht aus den Augen lassend. Schließlich drängte er sich gegen das Bein seines Herrn und fiepte leise. Der Texaner kraulte ihn zwischen den Ohren.

Die Kerle beobachteten den Hund misstrauisch und ihre Hände verkrampften sich um die Gewehre.

„Gehen wir, Partner“, murmelte McQuade und setzte sich rückwärts gehend in Bewegung. Den verkommenen Burschen den Rücken zuzuwenden wäre möglicherweise selbstmörderisch gewesen.

„Einen Augenblick!“, stieß Wilson Reynolds hervor und wollte das Gewehr auf McQuade anschlagen, aber der Kopfgeldjäger war schneller. Reynolds erstarrte und schluckte.

McQuade, der den Finger am Abzug hatte, sagte: „Es befindet sich eine Kugel im Lauf, Leute, ich brauche also nur den Finger krumm zu machen. Drum vergesst es.“

In den Gesichtern, in denen ein unregelmäßiges, lasterhaftes Leben deutliche Spuren hinterlassen hatte, arbeitete es. In den Augen nahm der Texaner ein heimtückisches Lauern wahr. Langsam bewegte er sich weg von dem Rudel, dabei war er hundertprozentig konzentriert und entschlossen, beim geringsten Anzeichen einer Gefahr abzudrücken.

Und einer der Kerle schien sich von dem Irrtum leiten zu lassen, dass McQuade sein Hauptaugenmerk auf Reynolds richtete, denn er riss das Gewehr an die Hüfte und drückte dabei den Ladehebel durch.

McQuade nahm die Henrygun gedankenschnell etwas herum und feuerte. Der peitschende Knall war noch nicht verklungen, als er schon wieder repetierte und auf Reynolds zielte. Der Bursche, der es versucht hatte, lag verkrümmt am Boden und röchelte.

Der Texaner hatte angehalten. Neben ihm duckte sich Gray Wolf, die Nackenhaare gesträubt, die Zähne gefletscht, ein gefährliches Knurren in der Kehle, die Augen verdunkelt, was ein deutliches Signal dafür war, dass er im nächsten Moment angreifen würde, die Ohren angelegt.

Einige Sekunden, in denen die drei anderen Skalpjäger dastanden wie gelähmt, verstrichen, schließlich gab sich Dave Winger einen Ruck, ging zu dem Mann am Boden hin und beugte sich über ihn. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, presste er zwischen den Zähnen hervor: „Heflin wird es nicht überleben. Er hat deine Kugel in die Brust bekommen. Ich denke, du hast ein gewaltiges Problem am Hals, McQuade.“

„Ich rate euch nicht, zu versuchen, ihn zu rächen“, erklärte der Kopfgeldjäger kalt und unbeeindruckt. Dann setzte er sich wieder in Bewegung. Die Mündung seines Gewehres pendelte zwischen Winger und seinen beiden Begleitern hin und her.

Sie unternahmen nichts, denn sie waren gewarnt. Soeben hatten sie die Kompromisslosigkeit McQuade erlebt, und ihnen war klar, dass er keinen von ihnen verschonen würde, sollten sie auch nur falsch mit den Wimpern zucken.

Als McQuade den Hügelrücken überquert hatte und die Skalpjäger aus seinem Blickfeld verschwunden waren, wandte er sich um, lief zu seinem Pferd, riss sich in den Sattel und ritt an. Das Tier mit dem toten Banditen wurde von der Longe mitgezerrt.

Die Dunkelheit kam und der Texaner kampierte zwischen einigen Felsen. Ein Feuer entfachte er nicht, denn er wollte weder irgendwelchen streunenden Chiricahuas signalisieren, wo er sich befand, noch Dave Winger und seinen Komplizen, die sich in der Apacheria herumtrieben, um Apachenskalps zu erbeuten und Geld damit zu machen.

Ein verwerfliches Handwerk, das an Niedertracht und Gewissenlosigkeit kaum zu überbieten war.

*

McQuade brach auf, als sich der Horizont im Osten rosarot färbte und die ersten Vögel mit ihrem Gezwitscher den Sonnenaufgang begrüßten. Am Himmel verblassten die Sterne, unter der Mondsichel strich ein kühler Wind über das Land. Aber der Morgendunst verhieß wieder einen heißen Tag.

Der Kopfgeldjäger sagte sich, dass er bis zur Poststraße nur noch wenige Meilen zu reiten hatte. Er gab sich aber keinen Illusionen hin, denn auch wenn er die Straße erreichte, war er nicht in Sicherheit. Wegen der Überfälle durch die Chiricahuas war der Postkutschenverkehr seit einiger Zeit schon eingestellt worden. Postreiter, die die Post zwischen Tucson und Fort Bowie beförderten, wurden regelmäßig abgefangen und brutal massakriert. Frachtwagenzüge sowohl der Armee als auch der Tucson-Rings waren auf der Poststraße alles andere als sicher.

McQuade musste nicht nur die Apachen fürchten, er vermutete, dass auch Dave Winger, Wilson Reynolds und James Bradshaw Jagd auf ihn machten, nachdem er ihren Kumpel Chad Heflin vom Leben zum Tod befördert hatte. Und es ging den dreien sicherlich nicht nur um Rache für ihren Kameraden – sie wollten auch den Leichnam des Banditen, um die Fangprämie für ihn zu kassieren. Das unterstellte der Texaner ganz einfach.

Die Sonne schob sich über den bizarren Horizont und schickte Wärme ins Land, der Morgendunst löste sich auf, die Konturen wurden scharf und klar und in rauchiger Ferne waren die Gipfel und Grate der Galiuro Mountains auszumachen.

Nach etwa einer Stunde lag die Poststraße vor dem Kopfgeldjäger; ein staubiges, graues Band, das sich wie der Leib einer riesigen Schlange zwischen Felsen und Hügeln wand und an deren Rändern riesige Ocotillos, Mesquites, Comas und Kakteen wuchsen.

Wie ausgestorben lag die Straße im Sonnenglast, im sandigen Boden funkelten winzige Kristalle, falls es hier einmal Radspuren und Abdrücke von Hufen gegeben hatte, so waren sie mit Staub zugeweht worden. Selbst die Patrouillen aus Fort Bowie mieden die Straße, weil die Felsen zu beiden Seiten ideal für Hinterhalte waren.

McQuade wandte sich nach Westen.

Plötzlich blieb Gray Wolf stehen und hob witternd die Nase in den Wind, bellte sogleich und drückte sich ab, um mit kraftvollen Sätzen zwischen die Felsen zu hetzen. McQuade wusste dieses Verhalten des Wolfshundes zu deuten, ließ sich ansatzlos seitlich vom Pferd kippen – da knallte auch schon ein Gewehr. Der Kopfgeldjäger schlug am Boden auf, rollte weiter und gelangte schließlich am Straßenrand in den Schutz eines Ocotillo-Strauches, der an die zwei Yards hoch war. Geistesgegenwärtig hatte er, als er sich aus dem Sattel fallen ließ, das Gewehr mitgenommen. Nun repetierte er und lauschte, hart traten die Backenknochen in seinem hohlwangigen, stoppelbärtigen Gesicht hervor, seine Lippen waren nur ein dünner, blutleerer Strich, so sehr presste er sie zusammen.

Wieder peitschte ein Gewehr, im nächsten Moment stimmte ein zweites ein, dreimal, viermal wurde geschossen, die Echos verebbten und es herrschte wieder Stille. Der Kopfgeldjäger vermutete, dass die Schüsse Gray Wolf gegolten hatten, und in ihm stieg nagende Sorge auf.

Hinter ihm schwang sich ein steiler Abhang nach oben, auf ihm wuchs ungenießbares Büschelgras und anderes Unkraut. Oben, auf der Hügelkuppe, erhoben sich einige mannshohe, zerklüftete Felsen, an deren Basis Sand und Geröll den Boden bedeckten.

Der Falbe und das Pferd mit dem Leichnam auf seinem Rücken standen mitten auf der Straße und peitschten nervös mit den Schweifen, der Falbe scharrte obendrein mit dem linken Vorderhuf.

McQuade war klar, dass ein rascher Entschluss gefordert war. Blitzschnell kam er hoch, als säße ihm der Leibhaftige im Genick hetzte er den Hang empor, immer darauf bedacht, im dürftigen Schutz der sporadisch wachsenden Sträucher zu bleiben, und schon begannen die Gewehre der Skalpjäger zu krachen.

Ein Stakkato von Schüssen folgte dem Kopfgeldjäger. Blätter und Zweige wurden neben ihm zerfetzt, Staubfontänen spritzten auf, wo sich die Projektile in den Boden bohrten. Ständig wechselte er die Richtung. Schließlich warf er sich auf den Boden und kroch behände in den Schutz eines Findlings, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und atmete auf. Schweiß rann ihm in die Augen und ließ sie brennen, zwischen seinen Zähnen knirschte der Staub. Mit der Intensität eines Mannes, den die knöcherne Klaue des Todes berührt hatte, spürte er, dass die Hölle noch vor ihm lag. Schwer machte ihm die Tatsache zu schaffen, dass er sein Pferd aufgeben musste.

Eine Serie von Schüssen dröhnte durch die Bergwelt, in die verklingenden Echos hinein vernahm McQuade das wütende Bellen Gray Wolfs, und der Stein, der auf seinem Herzen lagerte, verrutschte ein wenig, weil Gray Wolf am Leben war. Doch seine Situation verhinderte, dass der Stein endgültig von seinem Herzen fiel.

Die Stille, die den Schüssen folgte, war unwirklich und hüllte das Land wie ein Leichentuch ein. McQuade drehte sich herum und spähte über den Felsen hinweg in die Tiefe, wo seine Pferde zurückgeblieben waren. Die Tiere standen in der prallen Sonne. Über dem formlosen Bündel, in das McQuade den Leichnam des Banditen verwandelte, als er ihn in die Decke rollte, hing eine Wolke von Fliegen. Von den Skalpjägern, die sich zu skrupellosen Wegelagerern gemausert hatten, war nichts zu sehen. Doch McQuade war klar, dass sie nur darauf warteten, ihn vor die Mündungen zu bekommen.

Die Zeit stand nicht still. Fünf Minuten verstrichen – eine Zeit, die an den Nerven zerrte und sie zum Schwingen brachte. Irgendetwas bereiteten die Banditen – etwas anderes waren sie nicht -, vor, etwas, das dem Spiel mit der Geduld, dieser nervlichen Zerreißprobe ein Ende setzen sollte.

Aus den Augenwinkeln nahm der Kopfgeldjäger eine Bewegung wahr, er fuhr halb herum und zielte in die Richtung, dann aber erkannte er Gray Wolf, der mit langen Sätzen den Hang empor hetzte und hechelnd, mit heraushängender Zunge bei ihm ankam. Eine blutige Schramme auf dem Rücken des Tieres fiel dem Texaner ins Auge. Der Wolfshund leckte über die Hand seines Herrn und ließ sich dann nieder. Sein muskulöser Leib bewegte sich im Rhythmus seiner Atemzüge.

McQuade hielt wieder Ausschau nach seinen Gegnern. Weitere fünf Minuten verstrichen. Und plötzlich schien die Hölle aufzubrechen. Aus zwei Gewehren wurde das Feuer auf den Texaner eröffnet. Die Schüsse fielen in rasender Folge und zwangen ihn in Deckung zu bleiben. Blei wurde am Felsen platt gedrückt, quarrte mit durchdringendem Heulen nach allen Seiten als Querschläger davon, scharfe Splitter wurden aus dem Gestein gemeißelt und pfiffen wie kleine Geschosse durch die Luft.

Als sich Gray Wolf erheben wollte, brüllte der Kopfgeldjäger: „Bleib liegen, Partner! Auf den Boden! Mach Platz!“

Er packte den Hund, der sich halb erhoben hatte, beim Fell im Genick und riss ihn wenig sanft zu Boden, Gray Wolf jaulte auf und fletschte die Zähne, doch der Kopfgeldjäger ließ nicht locker und hielt ihn mit eisernem Griff unten.

Plötzlich war der Zauber zu Ende. Staub, den die Projektile aufgewirbelt hatten, senkte sich. Vorsichtig äugte der Texaner um den Felsblock herum – und fluchte lästerlich. Sein Falbe und das Pferd mit dem Banditenleichnam waren fort. Einer der Kerle musste sich angeschlichen haben, und dann nagelten seine Kumpane den Kopfgeldjäger mit ihren Schüssen hinter dem Felsen fest – lange genug, um die beiden Pferde von der Straße zu holen und mit ihnen zwischen den Felsen zu verschwinden.

McQuade ließ den Hund los. Gray Wolf richtete sich auf und blieb auf den Hinterläufen sitzen. „Bleib!“, knirschte der Kopfgeldjäger. Einmal glaubte er ein fernes Klirren, dann ein Krachen – wie wenn ein Huf hart auf Felsgestein aufgesetzt wird – zu vernehmen. Und wieder reihten sich die Minuten aneinander.

Irgendwann setzte der Texaner alles auf eine Karte und erhob sich, angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers. Er war bereit, ansatzlos zu reagieren – dennoch hing sein Leben an einem seidenen Faden. Eine Kugel würde immer schneller sein als er. Geduckt stand er da, dumpf klopfte das Herz in seiner Brust; das Pochen in seinen Schläfen war das Echo seiner Pulsschläge. Es war, als hätte es die Banditen nie gegeben. Die Stille war erdrückend, um McQuade herum schien das Land ausgestorben gewesen zu sein. Aber diese so scheinbar friedliche Atmosphäre war nicht echt. Eine unheilvolle Spannung füllte die Stille. Ein Hauch von Gefahr und Gewalttätigkeit lag in der Luft. McQuade staute den Atem …

Nichts geschah. Die Anspannung in ihm legte sich und er richtete sich zu seiner vollen Größe auf.

Er registrierte, dass die Banditen verschwunden waren; mit ihnen sein Pferd und das Pferd mit dem toten Banditen, hinter dem er mehrere Wochen her gewesen war. Eine bittere Medizin, die er zu schlucken hatte.

Nüchterne, logische Wut kroch in dem Kopfgeldjäger hoch, staute sich in seiner Brust und ließ ihn erbarmungslose Rache schwören. Einem Mann in dieser Gegend das Pferd wegzunehmen war mit Mord gleichzusetzen.

Gray Wolf rieb seinen Kopf am Oberschenkel McQuades. Der Mann bückte sich ein wenig und tätschelte ihm den Hals. „Tut mir leid, Partner, dass ich so grob zu dir sein musste. Doch wäre ich es nicht gewesen, wärst du jetzt wahrscheinlich tot.“

Ein leises Winseln war die Antwort des Hundes.

*

McQuade hatte kein Wasser. Die Sonne brannte auf ihn hernieder, die Luft um ihn herum schien zu kochen, in der Hitze waberte die Luft und die Konturen verschwammen wie hinter einer Wand aus Wasser. Er musste den San Pedro River erreichen. Die geschätzte Entfernung betrug allerdings an die zwanzig Meilen. Selbst wenn er drei Meilen in der Stunde schaffte – er würde etwa sieben Stunden unterwegs sein, bis er auf den lebensrettenden Fluss stieß. Aber drei Meilen in der Stunde waren nicht zu schaffen. Und bei diesen Temperaturen würde seine Kraft sehr schnell erlahmen, eben weil es auch an der nötigen Flüssigkeitszufuhr fehlte. Seine Einsamkeit wurde ihm bewusst, seine Aussichten, den San Pedro River zu erreichen, waren nicht sehr groß, er musste die Apachen fürchten und wenn er alles, was ihn möglicherweise erwartete, in Gedanken subsumierte, verspürte er nur noch müde Resignation.

Aber McQuade wäre nicht er gewesen, wenn er aufgegeben hätte. Er lehnte sich innerlich dagegen auf, in Resignation zu versinken, in ihm erwachte der Selbsterhaltungstrieb, er streifte die quälenden Gedanken ab und setzte sich in Bewegung. „Go on, Partner. So lange ein Funke Leben in uns ist haben wir eine Chance.“