Der kreisrunde Haarausfall - Sophie Ruth Knaak - E-Book

Der kreisrunde Haarausfall E-Book

Sophie Ruth Knaak

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Beschreibung

Der kreisrunde Haarausfall (Alopecie) ist eine alte Krankheit und bis heute ein dermatologisches Problem. Das Haar fällt in kleinen, kreisrunden Flächen büschelweise aus, unaufhaltsam, bis eine vollständige Kahlheit erreicht ist. Die Krankheit entsteht unabhängig von Alter und Geschlecht. Jedermann und jedefrau kann theoretisch in jeder Altersstufe davon befallen werden, auch Kinder. Schon in der Antike was dieser seltsame Haarausfall bekannt. Der griechische Arzt Hippokrates (um 400 v. Chr.), der berühmteste Mediziner seiner Zeit, nannte den grausam fortschreitenden Haarverlust Fuchsräude = Alopecie (gr. Alopex der Fuchs). Aber auch er, der scharfsinnige Beobachter und Analytiker, fand für die Fuchsräude keine Erklärung und keine Therapie. Und so ist es geblieben durch die Jahrhunderte hindurch bis heute. Noch heute rätseln die Mediziner über Grund und Wesen der Fuchsräude bzw. Alopecie, sie diskutieren Ursachen und unternehmen Heilversuche. Aber über Vermutungen und Experimente sind sie nicht hinausgekommen. Eine schlüssige Erklärung dieser Krankheit steht noch immer aus. Nur so viel ist bekannt: Die Krankheit ist gutartig und nicht übertragbar. Am Beispiel eines kleinen Jungen, der nach einem seelischen Schock alle Haare (und auch die Sprache) verlor, schildert S. R. Knaak, wie sie nach elf vergeblichen schulmedizinischen Therapieversuchen mittels einer naturnahen Methode die Krankheit heilte. Und nebenbei das Rätsel Alopecie löste.

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Sophie Ruth Knaak

Der »kreisrunde Haarausfall«

Eine geglückte Therapie gegen die rätselhafte Krankheit Alopecie

ENNSTHALER VERLAG STEYR

Erklärung:

Die in diesem Buch angeführten Vorstellungen, Vorschläge und Therapiemethoden sind nicht als Ersatz für eine professionelle medizinische oder therapeutische Behandlung gedacht. Jede Anwendung der in diesem Buch angeführten Ratschläge geschieht nach alleinigem Gutdünken des Lesers. Autoren, Verlag, Berater, Vertreiber, Händler und alle anderen Personen, die mit diesem Buch in Zusammenhang stehen, können weder Haftung noch Verantwortung für eventuelle Folgen übernehmen, die direkt oder indirekt aus den in diesem Buch gegebenen Informationen resultieren oder resultieren sollen.

www.ennsthaler.at

ISBN 978-3-7095-0050-7

Sophie Ruth Knaak · Der »kreisrunde Haarausfall«

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2010 by Ennsthaler Verlag, Steyr

Ennsthaler Gesellschaft m.b. H. & Co KG, 4400 Steyr, Österreich

Umschlaggestaltung: Die Besorger, mediendesign & -technik, Steyr

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Einführung

I. Der Fall Jakob – Alopecia totalis nach einem seelischen Schock

Der erste Versuch: Grenzwellenbestrahlung

Der zweite Versuch: Thuja-Tropfen

Der dritte Versuch: Tübinger Haarwein

Der vierte Versuch: Bestrahlen mit Kurzwellen

Der fünfte Versuch: Cortisonhaarwasser

Der sechste Versuch: Protein-Haarwasser

Der siebte Versuch: Quarzlampenbestrahlung

Der achte Versuch: Massage + Frischzellen

Der neunte Versuch: KUF-Reihen

Der zehnte Versuch: Neuraltherapie mit Impletol

Der elfte Versuch: Überwärmungssalbe Akrotherm

Der zwölfte und erste erfolgreiche Versuch: Wickel mit Weißkraut

Nachbetrachtung – Alopecie ist ein Lymphproblem

II. Der Fall Anna-Lena

Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Einführung

Der kreisrunde Haarausfall, in der Medizinersprache Alopecie genannt, ist eine alte Krankheit.

Schon im Altertum beschäftigten sich Heilkundige mit dem seltsamen Phänomen, dass plötzlich Kopfhaare kreisrund ausfallen, und zwar unaufhaltsam, bis kein Haar mehr auf dem Kopf wächst. Das merkwürdige Vorkommnis blieb den gelehrtesten Köpfen unter den Medizinern im alten Griechenland ein Rätsel.

Ganz gleich, ob man die Wiege der Heilkunst im alten Ägypten (Der Spiegel Nr. 12/​2009) oder im alten Griechenland sieht, die Krankheit Alopecie ist heute immer noch das, was sie im Altertum war: ein großes dermatologisches Rätsel.

Konsens herrscht nur darüber, dass die Krankheit gutartig ist und nicht übertragbar. So viel ist sicher: Alopecie hat mit einer Infektion nichts zu tun und ist daher auch nicht ansteckend.

Bemerkenswert ist, dass unter den altägyptischen pharmakologischen Papyrusrollen, welche britische Forscher zur Zeit analysieren, sich die Empfehlung findet, bei mangelndem Haarwuchs einen Salatkopf auf das schüttere Haupt zu legen, um das Wachstum der Haare anzuregen (Der Spiegel, ebd.). Es wird sich zeigen, dass die einzig wirksame Hilfe tatsächlich aus dem Reich der Pflanzen kommt, aber nicht aus dem Salatkopf.

Häufig wird Alopecie als schicksalhaftes Verhängnis betrachtet, gegen welches kein Kraut gewachsen ist, oder als Erscheinungsform von Auto-Aggression, gegen die keine Medizinerkunst etwas ausrichten kann. Aber das trifft auf den kreisrunden Haarausfall nicht zu, wie im Folgenden gezeigt werden soll.

Alopecie ist weder ein schicksalhaftes Verhängnis noch die Folge einer Infektion noch Zeichen einer Auto-Aggression. Das Stichwort heißt hier vielmehr Kolloid-Chemie. Und was es damit auf sich hat, soll später erläutert werden. Krankhafter Haarausfall ist verständlicherweise ein Grund zur Trauer, auch wenn kahl geschorene Köpfe heute Mode geworden sind. Aber ob einer seine Haare freiwillig abrasiert oder ob er gar keine Wahl hat, weil die Haare von selber ausfallen, macht einen großen Unterschied. Ich glaube nicht, dass auch nur einem Betroffenen sein pathologischer Haarausfall gefällt. Frauen und junge Mädchen leiden erheblich darunter, wenn sie feststellen müssen, dass ihnen die Haare unaufhaltsam büschelweise ausfallen. Aber auch gestandene Männer sind nicht gerade glücklich, wenn eine Alopecie sie heimsucht.

Bei allem Streben nach Originalität ist in diesem Fall eine schlichte Normalität eher erstrebenswert. Und normal ist es nun einmal, Haare auf dem Kopf zu haben.

Mehr noch: Dichtes Kopfhaar galt und gilt als Ausweis von Gesundheit, Schönheit und Kraft. Einstmals waren lange Haare ein Zeichen königlicher Würde, denn nur Könige und Freie durften die Haare lang tragen (sofern sie welche hatten), Unfreie nicht. Sklaven und Leibeigenen wurden die Haare ratzekahl weggeschoren.

Der berühmteste Langhaarige des fernen Altertums war ein gewisser Samson (auch Simson geschrieben), der (um 1000 v. Chr.) zum Zeichen seiner Frömmigkeit seine Haare nie schneiden ließ. Angeblich war Samson ein unbezwinglicher Kraftbolzen, der richtige Heldentaten vollbracht haben soll, wie im Alten Testament erzählt wird. So soll Samson einmal allein mit seinen Händen einen Löwen in Stücke gerissen haben (Buch Richter). Als jedoch Dalila, seine Geliebte, ihm eines Nachts die Haare abschnitt, verlor Samson seine ganze Kraft, er wurde von seinen Feinden besiegt und geblendet. Erst als seine Haare wieder nachwuchsen, kam Samsons alte Kraft zurück und der Kerl brachte ganz allein einen heidnischen Tempel zum Einsturz, indem er die Tempel-Säulen einfach von Hand zerschmetterte.

Die Samson-Geschichte lässt sicher viele Deutungen zu, auffallend ist der Zusammenhang von Haarwuchs und Kraft.

Im Gegensatz zu Samson war die englische Königin Elisabeth I. (1533 – 1603) nicht berühmt wegen ihrer Haare, sondern im Gegenteil wegen ihrer Haarlosigkeit. Die Königin hatte als junges Mädchen nach einem »hitzigen Fieber«, so heißt es, alle ihre Haare verloren und sie trotz ärztlicher Bemühungen nie wieder bekommen. Nie mehr wuchsen die Haare der Königin nach und Elisabeth I. blieb bis an ihr Lebensende eine traurige kahlköpfige Monarchin, die stets eine (prächtige) Perücke trug.

Wenn die Haare kreisrund büschelweise ausfallen, sprechen die Mediziner wie erwähnt von Alopecie mit dem Zusatz areata oder totalis bzw. universalis, je nachdem, wie umfassend der Haarausfall sich darstellt: A. areata wird der flächige, aber nicht vollständige Haarausfall am Kopf genannt, A. totalis die völlige Kahlheit, A. universalis der komplette Verlust der Körperbehaarung, also die Haarlosigkeit von Kopf bis Fuß.

Das Klinische Wörterbuch Pschyrembel (1994) differenziert Alopecie noch weiter und unterscheidet zehn Arten davon: Alopecia androgenetica, areata, atrophicans, mechanica, medicamentosa, postpartualis, praematura, seborrhoica, specifica und symptomatica diffusa. Diese Unterscheidungen klingen interessant, sind aber wenig hilfreich, denn sie lassen das Grundproblem der Alopecie vollkommen außer Betracht, nämlich deren kolloidale Voraussetzung.

Da das Grundproblem nicht genannt, weil nicht gesehen wird, fallen die Therapievorschläge des Klinischen Wörterbuchs denn auch bescheiden aus: Haartransplantationen für Männer und östrogenhaltige Haarwässer für Frauen oder Cortisongaben bzw. Kontaktallergene. Letzteres geschieht in der Absicht, eine Entzündung künstlich hervorzurufen, auf dass diese die Haarwurzeln aktiviere.

Dass eine Entzündung den Körper zu einer bestimmten Reaktion zwingt, ist eine richtige Überlegung, die kannte schon der alte Bauer Baunscheidt im 19. Jahrhundert (Karl Baunscheidt 1809 – 1874). Er stichelte mit einem spitzen Gerät die Haut und rieb die Hautöffnungen dann mit einem entzündungsfördernden Öl ein. Wie groß oder klein seine Heilerfolge waren, ist nicht überliefert. Der Gedanke, die Haut zu einer Reaktion zu zwingen, ist nahe liegend, in diesem Fall aber einen entscheidenden Schritt von der Lösung des Problems Alopecie entfernt. Das soll im Laufe des ersten Falles (Fall Jakob) näher beleuchtet werden.

Letztlich gehen alle bisher bekannten Vorschläge am Grundproblem der Alopecie vorbei. Auch mir wäre das Grundproblem verschlossen geblieben, wenn mein ältester Sohn als kahlköpfiger Vierzehnjähriger nicht mit Selbstmord gedroht hätte.

Gewöhnlich entwickelt sich eine Alopecie erstmal als A. areata und erst nach und nach weiter zu A. totalis, d. h. bis kein Haar mehr auf dem Kopf wächst und eine vollständige Kahlheit erreicht ist. Das gefürchtete Wort Glatze (Calvities) drängt sich dann auch bei Kindern auf und es bleibt den Alopeciekranken kein anderer Ausweg, als irgendwelche Therapieversuche zu unternehmen oder die Kahlheit mutig zu ertragen oder sie zu verdecken mittels Kappe/​Perücke/​Tuch und auf Selbstheilung zu hoffen, die ganz selten eintritt.

Entgegen mancher Beteuerung leiden Männer genauso unter einer Alopecie wie Frauen, auch wenn Männer das selten zugeben. Männer leiden ja schon, wenn Geheimratsecken entstehen, die sie ängstlich beobachten, ob sie größer werden oder nicht. Männer leiden, wenn auf Hauptes Mitte eine Tonsur entsteht, die sie morgens im Spiegel sorgfältig kontrollieren. Notfalls verweisen sie auf berühmte Kahlköpfe wie Julius Cäsar oder neuerdings auf einen international anerkannten Fußball-Schiedsrichter oder auch auf kahlköpfige Schauspieler oder Politiker.

Manche Männer kämmen ihre letzten schwachen Haare noch quer über den fast kahlen Schädel, was die Not mehr unterstreicht als mildert. Oder sie folgen dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, der sich Haarwurzeln umpflanzen ließ (Der Spiegel Nr. 11, 2009). Ob das auf Dauer hilft, bleibt abzuwarten. Zweifel sind erlaubt. Eine Heilung sieht anders aus.

Das Beispiel Berlusconi zeigt, dass auch ältere Herren noch den Traum vom dichten Haarschopf träumen. Dahinter steckt nicht nur der Wunsch, auch im vorgerückten Alter für junge Damen noch attraktiv zu sein, sondern das schlichte Bedürfnis nach Normalität. Und zur Normalität gehören nun einmal Haare auf dem Kopf.

Aber nicht der gewöhnliche Altershaarausfall ist die große haarige Heimsuchung, auch wenn er gewöhnlich mit dem unerfreulichen Gelbwerden der Zähne einhergeht, sondern der krankhafte Haarausfall in jungen Jahren, denn es kann jeder Mann und jede Frau in jedem Alter davon betroffen werden.

Es ist ein Jammer, wenn junge Leute zusehen müssen, wie ihr Haar in kreisrunden Flächen büschelweise ausfällt, so lange, bis kein Haar mehr auf dem Kopf wächst und auch Augenbrauen und Wimpern ausfallen.

Die Brutalität des kreisrunden Haarausfalls besteht darin, dass die Haare unerbittlich büschelweise ausfallen und dass dieses büschelweise Ausfallen in aller Regel weitergeht bis zum bitteren Ende. Büschelweise, kreisrund und unaufhaltsam sind die drei schlimmen Charakteristika einer Alopecie.

Mit diesen drei schlimmen Charakteristika wurde ich erstmals konfrontiert, als mein ältester Sohn im Alter von fünfeinhalb Jahren plötzlich seine kräftigen blonden Haare zu verlieren begann.

Nie war in unserer Familie bis zu diesem Zeitpunkt etwas Vergleichbares aufgetreten, nie so ein seltsamer Haarausfall. Das dichte weizenblonde Haar des fünfjährigen Kindes war eine wahre Zierde, bis wie aus heiterem Himmel eines Tages die schönen Haare ihren Halt zu verlieren begannen. Büschelweise fielen sie aus und zwar kreisrund und nach wenigen Jahren war der Kopf des Kindes kahl. Kein einziges Resthaar war auf der zarten Kopfhaut geblieben und dann fielen auch noch Brauen und Wimpern aus.

Für diesen seltsamen Prozess fanden die Ärzte keine Erklärung, keinen Anhalt, keinen Hinweis. Aber so etwas Fürchterliches musste eine Ursache haben, grundlos beginnt so eine Katastrophe nicht. So meine Vermutung.

Vier Wochen vor dem ersten ausgefallenen Haarbüschel hatte der kleine Jakob einen seelischen Schock erlitten. Der Junge war auf dem Heimweg vom Kindergarten mittags um halb zwölf von zwei unbekannten Jugendlichen überfallen, misshandelt und grausam zusammengeschlagen worden. Vier Wochen danach fielen die ersten Haare aus.

Sofort gingen wir zum Arzt, um ohne Zeitverlust etwas gegen das seltsame Übel zu unternehmen. Der namhafte Hautarzt fragte nichts. Er fragte weder nach einem schlimmen Vorkommnis noch sonst nach etwas, gerade wie die anderen neun Ärzte, die wir im Lauf der Jahre konsultierten. Die Ärzte fragten nichts, wohl weil sie eine Alopecie für unerklärlich hielten.

Ich aber nicht.

Ich suchte nach einer Erklärung. Es musste eine Ursache für diesen unerbittlichen Haarausfall geben, davon war ich überzeugt, obwohl keiner der Ärzte eine Ursache in Betracht zog. Sie versuchten nur immer andere Therapien, es wurde probiert und probiert, aber alle Versuche brachten nichts und eine Erklärung schon gar nicht.

In neun Jahren haben wir elf verschiedene schulmedizinische (und auch andere) Therapien probiert, ohne den geringsten Erfolg. Im Gegenteil: Der Zustand des Kindes verschlechterte sich von Jahr zu Jahr. Das Längenwachstum stoppte ab dem zehnten Lebensjahr, das heißt fünf Jahre nach Beginn der Alopecie, dann stoppte die Zahnentwicklung, dann wurden Jakobs Muskeln schlapp und seine Knochen brüchig und eine Reihe von Allergien entstanden. Und höchst beunruhigend dann dies: Als Jakob vierzehn Jahre alt war, zeigte sich nicht die geringste Spur von Pubertät.

Für all das fanden die Mediziner keine Begründung. Und ob es für all die Einzelprobleme einen Gesamtzusammenhang gab, blieb eine unbeantwortete Frage.

Nur einer der Ärzte sprach von der Vergreisung des Kindes, ohne eine Begründung dafür zu haben. Es hieß wie immer nur, eine klare Ursache für Alopecie sei nicht bekannt, eine kausale Therapie ebenso wenig, und die Vergreisung des zwölfjährigen Jungen war halt nun mal rätselhaft, rätselhaft wie die Alopecie überhaupt. Mehr als probieren und immer wieder probieren könne man nicht, sagten die Ärzte unabhängig voneinander, aber mit erschreckender Einmütigkeit. Im Prinzip ging es immer nur darum, entweder die Haarwurzeln zu aktivieren (irgendwie) oder die Durchblutung zu fördern.

Mit vierzehn Jahren war der Junge nach neun Jahren Alopecie ein Wrack. Er war längst nicht nur vollkommen kahl, sondern auch auffallend klein, er hatte noch Milchzähne, schlappe Muskeln, brüchige Knochen und die Pubertät schien an ihm spurlos vorüberzugehen.

Niemand sah einen Zusammenhang zwischen Wachstumsstörungen und Haarwuchsstörung. Die Probleme galten als unlösbar und unbegründbar. Und ich war eine Weile bereit, mich damit abzufinden.

Aber als Jakob Selbstmordabsichten äußerte, hatte ich keine Wahl: Ich musste mir etwas einfallen lassen, und zwar schnell. Ich musste auf eigene Faust versuchen, die verdammte Krankheit zu besiegen. Ich hatte von Alopecie keine Ahnung, aber ich erlaubte mir, selber zu denken.

Erste Überlegung: Die moderne Medizin weiß in Sachen Alopecie nichts, also blieben nur die Alten.

In drei naturmedizinischen Schriften, die in meinem Bücherschrank seit Jahren vor sich hingammelten, suchte ich Rat. Leider kamen unsere Schlüsselbegriffe in den Schriftwerken gar nicht vor: Alopecie und kreisrunder Haarausfall suchte ich vergebens, ebenso die Begriffe Wachstumsstörungen oder ausbleibende Pubertät.

Ich musste die alten Schriften daher anders befragen, ich musste sie elementar befragen. Zum Beispiel: Was taten die Alten früher, vor Erfindung der modernen Medizin, wenn sie schwer krank waren und nicht weiter wussten? Was taten zum Beispiel Bäuerinnen in abgelegenen Gegenden, wenn sie wegen einer Krankheit verzweifelten, keinen Arzt fanden, aber unbedingt helfen wollten? Was taten sie zum Beispiel bei Wundrose oder bei Geschwüren, bei Furunkeln und Karbunkeln? Was taten sie bei Altersbrand? Was taten sie überhaupt bei schwierigen Hautproblemen oder bei solchen, die sich auf der Haut abspielten, aber vielleicht tiefer liegende Ursachen hatten.

Das wollte ich wissen.

Ich fragte also nicht nach Haarausfall und Wachstumsstörungen, nicht nach Allergien und Muskelschwäche, denn wenn es den Alten gelang, einen Altersbrand zu heilen, dann war es ihnen gelungen, die tiefer liegenden Prozesse des Altersbrands mitzuheilen. Also musste es gelingen, mit Hilfe einer altbewährten Methode auch die tiefer liegenden Prozesse einer Alopecie zu heilen, auch wenn ich diese tiefer liegenden Prozesse nicht durchschaute.

Mir schien, letztlich ging es wahrscheinlich gerade um diese tiefer liegenden Prozesse, für die niemand einen Namen hatte. Die Begriffe Kolloidchemie oder kolloidale Interzellularsubstanz lagen noch fern.

Natürlich scheint es auf den ersten Blick nicht logisch, eine Alopecie wie eine Wundrose oder einen Altersbrand heilen zu wollen, Haarausfall ist schließlich etwas anderes. Aber wenn es im Wesentlichen immer nur darauf ankam, die verborgenen tiefer liegenden Prozesse zu kurieren, dann musste es gelingen, Jakobs Alopecie ebenso zu kurieren, egal wie die tiefer liegenden krankhaften Prozesse jeweils aussahen. Mir schien, diese Unterschiede waren zweitrangig. Meine Großmutter hatte im Laufe ihrer ein halbes Jahr dauernden Wundrose auch die Haare verloren. Es gab also verborgene Zusammenhänge.

Die Bestätigung erhielten wir am vierten Tag.

Denn am vierten Tag unseres altmodischen Therapie-Versuchs erschienen auf Jakobs Kopf bereits die ersten Härchen. Und nach vier Monaten war der Junge geheilt – nach neun Jahren Alopecie und elf gescheiterten Versuchen der etablierten Mediziner.

Jakob war nicht nur geheilt von der Alopecie, sondern auch von allen anderen Mängeln und Nöten, unter denen er zugleich gelitten hatte.

So fundamental griff die alte Methode ins Geschehen ein.

Das durfte viele Jahre später (im Winter 2008/​09) auch eine Lehrerin erfahren, die als fünfzehnjährige Schülerin ihre Haare erstmals flächenhaft verloren hatte und als zwanzigjährige Studentin völlig kahl war, auch Brauen und Wimpern hatte sie eingebüßt (s. Fall Anna-Lena).

Die junge Frau (Jahrgang 1969) hatte, als sie mich aufsuchte, schon viele Therapien hinter sich – ohne Erfolg. Deshalb trug sie außer Haus eine Perücke. Erschwerend kam hinzu, dass Anna-Lena* seit Jahren obendrein an einer Ganz-Körper-Neurodermitis litt und ohne Kortison nicht leben konnte.

Dass es gelang, beide Probleme in kurzer Zeit zu lösen, die Neurodermitis wie die Alopecie, konnte sie kaum fassen. Ihre Neurodermitis besiegte sie mit jener Methode, die in meinem Buch »Neurodermitis / ​weder Allergie noch Atopie« ausführlich geschildert wird. Anna-Lenas größte Freude aber waren die wieder gewonnenen dunklen Haare einschließlich Brauen und Wimpern.

* Aus datenschutzrechtlichen Gründen wurden die Personennamen geändert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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