Der lachlose Herr Ohnedies E-Book

Herbert Friedmann

• Herausgeber: Books on Demand
• Kategorie: Für Kinder und Jugendliche
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2016

Seitenzahl: 19

Beschreibung

Herr Ohnedies hat irgendwann und irgendwo sein Lachen verloren. Seitdem läuft er mit einem griesgrämigen Gesicht durch die Welt und wird von den anderen Menschen gemieden. Selbst an seinem Geburtstag bleibt er allein. Am nächsten Tag trifft er auf einen Lachling aus dem Lachlingland. Noch ahnt Herr Ohnedies nicht, dass diese Begegnung sein Leben auf den Kopf stellen wird.

Leseprobe

Zugeeignet meiner Tochter Amelie, die mit mir die Geschichte vom Herrn Ohnedies erfunden hat.

„Happy Birthday to you, Aprikose in der Hose, Marmelade im Schuh, happy Birthday to you ...“, singt Herr Ohnedies. „Wie schön, dass ich heute Geburtstag habe. Wo nur meine Geburtstagsgäste bleiben?“ Auf einmal läutet das Telefon. Herr Ohnedies hebt den Hörer ab. „Guten Tag, Sie sprechen mit Herrn Ohnedies. Sie wollen mir bestimmt zum Geburtstag gratulieren. Ich habe nämlich heute Geburtstag. Ich ... Was? Wen wollen Sie sprechen? Eine Frau Ohnewas? Ich kenne keine Frau Ohnewas. In diesem Haus hat noch niemals eine Frau Ohnewas gewohnt. Ich habe heute Geburtstag. Wenn sie mir also zum Geburtstag gratulieren möchten, hätte ich nichts dagegen ...“

Der unbekannte Anrufer legt einfach auf. Herr Ohnedies setzt sich an den Geburtstagstisch. Er starrt trübsinnig auf die Geburtstagstorte aus Schokolade und Marzipan. Er hat sie im Supermarkt gekauft.

„Wo bleiben nur meine Geburtstagsgäste?“, sagt er leise. „Ich habe alle Nachbarn eingeladen ...“

Er zündet die sieben Kerzen auf der Torte an und singt dann: „Happy Birthday to you, Aprikose in der Hose, Marmelade im Schuh, happy Birthday to you ...“

Er pustet die Geburtstagslichtlein aus und sagt: „Was man an einem Geburtstag alles anstellen könnte. Spiele könnte man spielen. Blindekuh und Eierlaufen oder Topfschlagen. Man könnte Musik hören und dazu tanzen. Man könnte sich auch verstecken oder Kuchen um die Wette essen. Wenn man allein ist, kann man nur mit sich selbst reden. Oder in der Nase bohren. Oder pupsen. Oder Löcher in die Luft starren. Alleinsein ist nicht schön, erst recht nicht, wenn man Geburtstag hat. Alleinsein ist wie ein Himmel ohne Sterne, wenn es dunkel ist. Oder wie ein Zirkus ohne Clown. Oder wie ein Fahrrad ohne Klingel. Oder wie ein Zoo ohne Tiere. Oder wie ein Spielplatz ohne Kinder.“

Mit hängenden Schultern schlurft er vor den großen Spiegelschrank im Schlafzimmer und betrachtet sich von Kopf bis Fuß. Er möchte lachen, aber es gelingt nicht. Nicht einmal ein Krächzen bringt er hervor. Auch kein klitzekleines Hihihi oder ein schadenfreudiges Hahaha oder ein donnerndes Hohoho. Er schafft es nicht einmal, die Mundwinkel zu einem Grinsen zu verziehen.

„Ach, wenn die Geschichte nicht so traurig wäre, könnte ich vielleicht darüber lachen“, sagt er zu seinem